Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum
der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum
der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum
eBook324 Seiten4 Stunden

der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Salidor, der Elf ist verzweifelt. Als ob es nicht schon schwierig genug wäre, die wilde Bande tollpatschiger Drachenbabys zu betreuen, die seinen wohlgeordneten magischen Kräuterladen auf den Kopf stellen. Nein, nun fallen ihm auch noch die Zwerge in den schmalen Rücken. Wie konnte er nur so naiv sein, beim magischen Rat für sie zu bürgen, er wußte doch, dass sie nur Zwergenbier, Gold und Dummheiten im Kopf haben. Zudem nervt Champignioll, ältester und mit Abstand bläsiertester Magier der Elfen, mit seiner Prophezeiung von einer "Kreatur der Dunkelheit", die die Menschen angeblich bedroht.
Da gilt es, einen klaren Kopf zu bewahren, zumal schon die Unkerei von Champignioll sich leider allzu schnell als begründet erweist. In diesen ganzen Schlamassel geraten Bernie und Peter, zwei Menschen mittleren Alters hinein. Deren Leben verlief bis dato fast schon langweilig ruhig. Doch mit diesem Müßiggang ist es nun vorbei. Peter, der große, gutmütige Dicke wird bei dem exzentrischen Zwerg Zwubicks einquartiert, weil es in seinem Weinkeller nicht mehr mit rechten Dingen zugeht und er nur knapp einem Anschlag entgeht. Bernie, der hochsensible Intellektuelle Loser verliebt sich ausgerechnet in Bea, eine schöne Waldfee, was Champigniolls Eifersucht erregt. Die verschiedensten Charaktere reiben sich aneinander. Falls sich doch einmal das trügerische Idyll von Frieden und Harmonie einschleichen sollte, gibt es da immer noch Muppel, das ist Peters frecher, selbst- und Wein verliebter Papagei. Mal hilft er ihnen in höchster Gefahr, mal bringt er durch seine Schusseligkeit, seine krankhafte Eifersucht und seine Vorliebe für ein gutes Tröpfchen die beiden Freunde erst recht in Schwierigkeiten.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum16. Nov. 2014
ISBN9783737517836
der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum

Ähnlich wie der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum

Ähnliche E-Books

Action- & Abenteuerliteratur für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    der freche Papagei Muppel und die Reise zum Zauberbaum - Yule Dackelpfötchen

    Impressum

    der freche Papagei

     Muppel und die Reise zum Zauberbaum

    von Yule Dackelpfötchen

    Copyright: © 2014 Yule Dackelpfötchen

    Verlag: epubli GmbH, Berlin,www.epubli.de

    ISBN 978-3-7375-1783-6

    Covergestaltung Yule Dackelpfötchen

    Inhaltsverzeichnis

    Der Märchenwald  

    Peter, Muppel und das Gelage  

    In Peters Garten  

    Das Rubbellos  

    Salidor  

    Der Zwerg  Zwubicks  

    Im alten Weinkeller  

    Zu Gast bei Zwubicks  

    Zwubicks Problem  

    Nachtwanderung in die Smaragdhöhle  

    Lavendula verzaubert Peter  

    Der Wächter der Quelle  

    Afrika wartet  

    Neue Freunde  

    Die Hexe  

    Zum Zauberbaum  

    Allein  

    Auf Leben und Tod  

    Der Märchenwald

    Die Größe des Universums ist unermesslich. Selbst das Licht, das ja doch recht schnell ist, braucht Milliarden von Jahren, um es zu durchqueren. Viel Platz also für kleine und große Planeten. Man sagt, es gäbe dort draußen mehr davon als Sandkörner auf der Erde.

    Auf einem solchen „Sandkorn" spielt diese Geschichte. Es handelt sich um eine Parallelwelt unserer Erde, eine Kopie, die aber nicht vollständig gelungen ist und in einigen, wenigen Bereichen eklatante Unterschiede aufweist.

    Jedenfalls nennen sich die intelligenten Zweibeiner dort Menschen und ihren Planeten Erde, genau wie hier, es gibt fünf Kontinente, vier Jahreszeiten, Tiere, Pflanzen, Trauer und Freud, Haß und Liebe und eine Sonne, die über all dieser Vielfalt strahlt.

    Auch Freundschaft gibt es dort. So wie die zwischen Bernie und Peter, die sich von klein auf kennen und zusammen durch dick und dünn gehen. Die Geschichte beginnt an einem besonders sonnigen Frühlingsmorgen auf jener Welt. Sowohl Bernie, als auch Peter schlafen noch. Es ist nämlich gerade ein Feiertag dort in dem Land, in dem die Beiden leben. Vielleicht haben sie auch ein paar Gläschen Wein zuviel getrunken, auf der Geburtstagsfeier am Abend zuvor. Ganz sicher aber steckt ihnen noch der Schreck in den Knochen, den sie auf ihrem nächtlichen Heimweg durch den Wald erlitten haben und zwingt sie, das Geschehene in langen Träumen erst einmal ausgiebig zu verarbeiten.

    So schlief Bernie bis weit in den sonnigen Mittag des nächsten Tages hinein.

    Weder das liebliche Maienkonzert der Vögel in seinem Garten, noch das allmorgendliche hektische Hin- und Hergewusel seiner Vermieterin in der Etage über seinem Kopf, vermochten ihn seinem Schlaf zu entreißen. Auch das Brummen, Rattern und Gekreische der verschiedensten Elektro- und Benzin gespeisten Gartengeräte in der Nachbarschaft, die ihn schon so manchen Morgen einiges an Nerven gekostet hatten, blieb an diesem Morgen ohne Chance.

    Die Sonne, die in Peters Schlafzimmer fiel, sah ein recht identisches Bild.

    Hier gab es allerdings jemanden, dem dieses Idyll ganz und gar nicht in den Kram paßte. Dieser Jemand guckte mürrisch aus blau- grün- grauem Gefieder und hieß Muppel, es war Peters cholerischer Papagei. Nun beklagte er sich bereits seit Stunden lautstark über die ausbleibende, gewohnte allmorgendliche Zuwendung seines Herrchens, ohne geringste Reaktion! Dank der massiven Bauweise von Peters Schlafzimmertür war das wütende Gekreische nämlich tatsächlich noch nicht so recht bis in dessen tief im weichen Kissen vergrabene Ohren vorgedrungen.

    Das machte Muppel wirklich sauer! Hatte der Dicke ihn schon wieder vergessen? In seinem winzigen Papageienhirn kam das einer sträflichen Beleidigung seiner gefiederten Majestätsperson doch schon recht nahe und somit steigerte er sich in eine stakkatoartige Raserei und Wüterei, der schließlich selbst das zentimeterdicke antike Holz der Schlafzimmertür nichts mehr entgegensetzen konnte. Somit wachte Peter auf.  

    Noch im Halbschlaf wußte er sofort was zu tun war. Prinz Muppel gelüstete nach Nahrung und die Befriedigung dieser Gelüste duldete keinen Verschub. Nachdem er Muppel versorgt hatte und dieser schon ein klein bißchen weniger finster dreinblickte, fand er in seinen Gedanken zurück zu den erstaunlichen Erlebnissen der letzten Nacht. War das wirklich geschehen, oder war die Nachtwanderung durch den Wald bereits Teil eines Traumes gewesen?

    Er setzte sich an seinen Küchentisch und während Muppel die leeren Hülsen seiner Körner links und rechts aus seinem Käfig pfefferte, versuchte er eine Antwort auf diese Frage zu finden. Vor ein paar Wochen hatte er beim Räumen seines Speichers das uralte Tagebuch eines Mannes namens Ismael gefunden, in dem er erfahren hatte, das der Wald, in den man von seinem Haus aus über den Hügel hinweg in wenigen Minuten gelangen konnte, zu früheren Zeiten einmal Märchenwald geheißen hatte. Gemeinsam mit Bernie hatte er versucht, die übrigen, teils stark vergilbten und vermoderten Passagen des Buches zu entziffern. Soviel war ihnen dabei klar geworden, dieser Ismael musste große Angst vor etwas gehabt haben, das auch in Verbindung mit dem Märchenwald gestanden haben musste. War es wirklich Zufall? Bernie und er hatten kurze Zeit später eine Einladung zur Geburtstagsfeier eines gemeinsamen flüchtigen Bekannten erhalten, dessen Einsiedlerbehausung ausgerechnet auf einer abgelegenen kleinen Lichtung am anderen Ende des Märchenwaldes lag. Etwas mulmig hatten sie diese Einladung aber dann doch angenommen. Tatsächlich war es dann auch ein sehr gelungener Abend gewesen und nach feucht fröhlichem Gelage hatten Bernie und er in alkoholbestärktem Übermut beschlossen, zu Fuß durch den Wald heimzugehen. Und dort, bei der Wegekreuzung waren ihnen dann die Zwerge begegnet. Zwerge! Konnte das sein, die gab’s doch sonst nur in Märchenbüchern...

    Wenig später klingelte Bernie ihn aus diesen Grübeleien und gemeinsam beschlossen sie, der Sache auf den Grund zu gehen und so waren sie nun tatsächlich auf dem Weg zurück in den Märchenwald.

    Mit jedem ihrer Schritte den Hügel hinauf dem Waldesrand entgegen wuchsen ihre Nervosität und Neugier. Sie hatten vor, nach Spuren zu suchen. Spuren von Zwergen. Nach irgend einer Bestätigung, dass nicht der Alkohol ihnen in der vergangenen Nacht einen Streich gespielt hatte. Die Sonne strahlte ungewöhnlich stark, es war warm und der Wald zeigte sich ihnen von seiner angenehmsten Seite. Alles sprießte und duftete am Wegesrand, Vögel und allerlei anderes Getier bezeugte mit ihrem Gesang und seinen Geräuschen die Wiederkehr des Frühlings,- Eindrücke, die in der Nacht zuvor gänzlich gefehlt hatten und die ihnen nun ein gewisses Gefühl der Sicherheit gaben,- oder täuschte ihnen der Wald dieses nur vor?

    Schließlich waren sie an der Wegkreuzung angekommen. Außer einem einsamen, emsigen Specht war weit und breit kein anderes Lebewesen zu sehen oder zu hören.

    Wenn die beiden Freunde nun erwartet hatten, dort irgendwelche Zwergenaccessoires wie rot leuchtende Zipfelmützen etwa, oder Spuren kleiner schwerer Zwergenstiefel am Boden vorzufinden,- dann wurden diese Erwartungen enttäuscht.

    So suchten sie weiter unterhalb am Bach und zwischen den Tannen links und rechts der Kreuzung, fanden aber auch dort nichts, was dort nicht hingehört hätte. Nach einer Stunde standen sie wieder auf der Kreuzung. Es blieb nur noch ein Weg, den sie noch nicht untersucht hatten. Die Blicke ihrer Augen wanderten die schmale Linie des nach Norden steil ansteigenden Pfädchens hinauf, bis diese nach wenigen Metern einen heftigen Knick machte, um sich sogleich hinter dichten Tannen ihrer Sicht zu entwinden.

    Es sah selbst bei Tageslicht aus wie ein Tunnel, den man dort betreten konnte. Die Bäume, die links und rechts stehend, dessen Wände bildeten, hatten sich im Laufe etlicher Jahre im oberen Bereich gegeneinander gelehnt, so als müßten sie sich in ihrer schweren Last gegenseitig stützen und bildeten so eine hölzerne Tunneldecke. Menschen und Tiere zogen es vor, sich von diesem Ort fernzuhalten, denn er hatte eine spürbar unheimliche Ausstrahlung. Gerüchte besagten, es handele sich um einen Opferplatz vergangener Kulturen.

    So betrat der vorsichtige Bernie vorneweg den Tunnel in dem es kalt war, da die Strahlen der Sonne hier das dichte Nadeldach nicht durchdringen konnten.

    Da der Tunnel fast alle paar Schritte eine abrupte Richtungsänderung machte, so als ob der Pfad ebenfalls davor scheuen würde, als ob auch er Zeit heraus schinden wollte, die Lichtung zu betreten, war Bernie fast erschrocken, als sie nach einer weiteren Windung unvermittelt die kleine kreisrunde Lichtung am oberen Ende erreicht hatten. Das in Vergleichen vielbemühte Licht am Ende des Tunnels,- normalerweise hätte dieses süße Licht der Sonne ihr Gemüt nun ein wenig erhellen müssen, doch da ragte nach wie vor dieser anderthalb Mann hohe Stein aus der Erde, oben wie eine leicht schräg stehende Tischplatte abgeflacht, die dem Gerücht der  einstigen Opferbringung keinesfalls abwegig war.

    So standen sie einige Zeit nebeneinander, die Köpfe gehoben und betrachteten furchtvoll diesen Stein, lauschten in ihn hinein.

    Nichts, absolute Totenstille. Kein Vogelgezwitscher, keine Grille, kein Rauschen des Windes.

    „Äh, Bernie, ich ...", Bernie zuckte zusammen, als Peters Stimme die Stille plötzlich durchriß, es war, als hätte ihn sein Freund durch ein Megaphon hindurch angesprochen.

    „Glaubst du wirklich, das dies ein Platz ist, an dem sich Zwerge wohl fühlen würden?".

    „Da hast du irgendwie recht, Peter. Trotzdem. Jetzt sind wir nun einmal hierher gekommen. Ich werde mich auf jeden Fall mal ein wenig umsehen.".

    Er ging langsam und vorsichtig um den Stein herum und versuchte dabei, in den ungewöhnlich dichten Ringen der Tannen, die die kleine Lichtung umgaben, etwas Außergewöhnliches wahrzunehmen. Aber da gab‘ s nur blickdichte Äste und Tannennadeln.

    Peter, der ebenfalls mehrere Runden um den Stein drehte, kam zu dem selben Resultat. Auch am Boden fanden sich keinerlei Spuren.

    Peter wollte bereits erleichtert den Rückweg antreten, doch Bernie hielt ihn zurück.

    „Warte mal, kannst du dich noch an das Gerücht erinnern, der Wald oberhalb des Steins sei so dicht, dass es unmöglich sei, ihn dort zu durchqueren?"

    Auch Peter hatte früher einmal davon gehört. Einige Kinder aus dem Ort, die hier ihre Mutproben vollbracht hatten, behaupteten dies.

    Wie Peter zurecht befürchtete, wollte sich Bernie davon überzeugen, dass an diesem Gerücht nichts dran sei.

    Nervös beobachtete er, wie sein Freund genau oberhalb des Steines zwischen die Tannen trat und erwartete ohne weiteres, diesen zwischen den Zweigen verschwinden zu sehen.

    Das aber war nicht der Fall. Es sah ganz so aus, als ob Bernie sich gegen eine unsichtbare Barriere anstemmte, Peter sah, wie er mit Armen und Beinen arbeitete wie ein Traubenpflücker bei der Lese, sich dabei aber nicht einen Zentimeter weiter in den Wald hinein bewegte. Jetzt wurde ihm noch unbehaglicher zumute. Daher war er sehr froh, als Bernie, dem von der vergeblichen Anstrengung der Schweiß auf der Stirn stand, sich umdrehte und mit besorgtem Blick zu ihm zurückkam.

    „Laß uns von hier verschwinden Peter. Das ist mir doch zu unheimlich. Da ist wirklich kein Vorwärtskommen. Das ist Hexerei! Und warum ist es so still hier? Kein einziger Vogel zu hören. Findest du das nicht auch merkwürdig?"

    Plötzlich bekam es Peter richtig mit der Angst zu tun. Es war, als hätte Bernie durch seine Unkerei ein in seinem Bewußtsein verankertes Sicherheitsventil von dessen Sperrstöpsel befreit. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, lief er in den Tunnel und verschwand darin. Gerade wollte Bernie ihm folgen, als eine unsichtbare Macht ihn dazu veranlaßte, seinen Kopf ein letztes Mal zurück zu wenden. Es war, als hätte jemand ein Seil an seiner Nasenspitze befestigt und zöge nun mit Brachialgewalt daran, er konnte dieser Kraft nichts entgegensetzen. Und siehe da, dort droben auf dem Stein, wo vorher garantiert nichts außer purer Luft gewesen war, saß nun plötzlich ein über beide besonders langen Ohren grinsender, bärtiger alter Mann, dessen Beine lässig über den Rand des Steines herab baumelten. Seltsamerweise knipste dieser Mann ihm ein Äugelchen. Während er dies tat, fuchtelte er mit einem kurzen Stock wie wild in der Luft herum und murmelte merkwürdige, Bernie gänzlich unverständliche Worte.

    Der Bärtige trug eine Art Robe, sie war in einem feinen, sehr farbintensiven Dunkelviolett, auf dem sich Kugeln und Kringel in so schrillen Farben abhoben, dass es Bernie in den Augen schmerzte.

    Die Robe hing über seine Knie hinab bis zu seinen lächerlich langen, wie Pfeilspitzen zulaufenden Galoschen.

    Bernie wollte seinen Freund zurückrufen, doch er stand bloß wie angewurzelt, mit akuter Maulsperre und war auch darüber hinaus unfähig, irgend etwas zu unternehmen. Dann winkte ihm der unglaublich vergnügt wirkende Alte mit der linken Hand zu, mit der rechten fuchtelte er immer noch in der Luft herum und war urplötzlich wie vom Erdboden verschluckt. Im selben Moment verschwand auch das lähmende Gefühl aus Bernies Körper und ein lautes „Peeeeeeeeeeter" entfuhr seinem vor Staunen weit offen stehenden Mund, bevor er seine langen Beine unter die Arme nahm und den Tunnel hinab rannte so schnell er nur konnte. Vollkommen atemlos stoppte er erst, als er neben seinem staunenden Freund wieder auf der Waldkreuzung angekommen war.

    Ganz klar, dass Bernie wieder und wieder erzählen mußte, was er dort auf der Lichtung gesehen hatte. Letztlich, bei Peters Haus angekommen, wußte dieser gar nicht mehr, wo ihm der Kopf denn nun stünde. Bernie ging es angesichts der merkwürdigen Begegnung nicht anders. Er zweifelte nun langsam doch ein wenig an seinem Verstand. Außerdem mußte er dringend eine Überweisung auf der Dorfpost abgeben, das Finanzamt wartete nun mal nicht gerne. Also beschlossen sie, sich am Abend erneut bei Peter zu treffen.

    Bei einem Gläschen Wein und in der Ruhe und vermeidlichen Sicherheit von vier Wänden würde man dann schon weitersehen.

                                                Peter, Muppel und das Gelage

    Bernie hatte sich, kaum daheim angekommen, sogleich auf sein Bett geschmissen, um ein wenig nachzudenken und seine innere Ruhe wenigstens teilweise wiederzugewinnen. Während einer Yogaübung, die er zu diesem Zwecke ausführte,- es war die, bei der man einfach nur daliegen und die Erdanziehungskraft auf seine sämtlichen Gliedmassen solange einwirken lassen mußte, bis Arme und Beine ganz schwer wurden, seine Lieblingsübung, schlief er ein.

    Darauf hatte sein Unterbewußtsein nur gelauert. Schon wenig später fand sich Bernie mitten in einem obskuren Horrorszenario eines Traumes wieder, gefangen, nicht nur in seiner Traumwelt, sondern auch in den klebrigen, fesselnden Fäden eines gigantischen Spinnennetzes. Sein erster Gedanke „wo ist die Spinne?" beantwortete sich ihm schneller, als ihm lieb war. Ein Zucken ging durch das Netzwerk und als Bernie seinen Kopf zu dessen Ausgangspunkt richtete, sah er sie. Was für ein garstiges Vieh! Und wie groß erst mal. Er hatte sich schon vor Spinnen geekelt, wenn er eine Ausgabe in normaler Größe in einer Ecke seines Klos entdeckt hatte. Nur hatte er da nicht die Abmessungen einer Stubenfliege gehabt, so wie jetzt gerade. Er blickte sich weiter um. Tja, wie es aussah, war er das einzige Delikatesshäppchen auf dieser klebrigen Spielwiese. Das achtbeinige Monster kam, wahrscheinlich seinen Nährwert mit den verwirrend zahlreichen Augen abtaxierend, näher gehangelt. Bernie zappelte und strampelte, doch der natürliche Superkleber der Fäden hielt seinen Befreiungsversuchen problemlos stand. Die Spinne hatte nun schon die Hälfte ihres Weges bis zu ihm zurückgelegt.

    Doch als das Insekt ihn fast erreicht hatte, hörte Bernie ein Quieken und Jaulen und Gröhlen aus vielen rauhen Kehlen und er blickte nach vorne. Dort kam eine ganze Armee winziger Zwerge, ihre Äxte, Hämmer und Spitzhacken über ihren behelmten Köpfen schwingend, angerannt. Ihr Anführer war der kleinste der drei Zwerge, die Bernie vielleicht (selbst in seinem Traum zweifelte er noch daran) in der Nacht zuvor im Märchenwald gesehen hatte.

    Wild fluchend und auf die Spinne schimpfend, erreichte die Zwergenmeute die unteren Enden des Netzes und die Zwerge begannen, einer nach dem anderen, wild hin und her schaukelnd, daran empor zu klettern. Bernie freute sich und wollte seinen Kopf in Richtung Spinne drehen, um sie zu verhöhnen und zu verspotten, doch in diesem Moment hörte er ein vertrautes Geräusch aus der entgegengesetzten Richtung. Ein leises Klingeln. Kleine, aber wichtige Glocken läuteten.

    Ring. Ring. Ring. Bernie wurde wach, ehe die ersten wütenden Zwerge die verdutzte Spinne erreicht hatten. Das Telefon in seinem Büro klingelte Sturm. Noch halb vor sich hin dösend und phantasierend sprang er aus dem Bett und rannte auf den Gang. Unterwegs kollidierte er, wie so oft gerade dann, wenn er keine Schuhe anhatte, mit einer der Getränkekisten im Flur. Vor Schmerz auf einem Bein hüpfend und wild vor sich hin fluchend und trotzdem froh, der seinem Traum entronnen zu sein, kam er schließlich beim Telefon an. RING – RING – RI...  „B U R G U S!" brüllte er, leicht verärgert über die Hartnäckigkeit des Anrufers in den Hörer.

    „Schrei mich bitte nicht an...", sagte, oder besser, lallte die männliche Stimme am anderen Ende, es war Peter.

    „Hallo Peter, was rufst Du denn in meinem Büro an, schon wieder meine Privatnummer verloren?" fragte Bernie.

     „Privathummer geschoren? Bist Du betrunken oder was, ... hicks?" antwortete Peter mit einer Stimme, die Bernie sofort verriet was los war.

    Offensichtlich hatte Peter doch Probleme gehabt, die Erlebnisse der letzten Stunden zu verkraften und hatte zu seinem favorisierten Allheilmittel gegriffen.

    „Oh Peter, hast Du schon wieder Deinen Weinvorrat dezimiert?" fragte Bernie.

    Betretenes Schweigen am anderen Leitungsende.

    „Hast du wieder etwas angestellt?"

    „Ich? Nie! Du kennst mich doch Bernie, Du kennst mich doch ...", kam es Glaubwürdigkeit heischend aus dem Hörer.

    „Eben deshalb. Was ist passiert? Ich wollte eigentlich erst in einer Stunde bei Dir drüben sein, soll ich lieber gleich vorbeikommen?"

    „Besser wär’s vielleicht. Mir ist da was Dummes passiert..., hicks. Peters Stimme klang beschämt. „Okay, ich bin in zehn Minuten bei Dir drüben, mach bis dahin keine weiteren Dummheiten! schwörte Bernie seinen Freund ein. Doch der regte sich auf: „Dummheiten? Ich? Ich bin doch kein kleines Kind! Ich mach niemals Dummheiten. Nie! – „Bis gleich Peter, lachte Bernie und legte den Hörer auf.

    Nach den üblichen Fehlzündungen sprang sein liebevoll gepflegter Oldtimer an und Bernie bog auf die Landstraße die zu dem Ort führte, in dem Peter wohnte.

    Unterwegs erinnerte er sich an das letzte Mißgeschick seines Freundes. Peter hatte von irgend einem Verwandten, der ihn anscheinend entweder nicht besonders gut kannte, oder vielleicht auch nicht besonders gut leiden konnte, ein ferngesteuertes Flugzeug geschenkt bekommen. Das Flugzeug, eigentlich eher klein und harmlos, war erst durch den am Bug angebrachten, Kerosin getriebenen Motor zur potentiellen Gefahr in Peters ungeschickten Händen geworden. Irgendwie jedenfalls, vielleicht lag es daran, das er nicht ganz nüchtern gewesen war, hatte dieser es geschafft, damit einen friedlich vorbei schwebenden Fesselballon anzubohren und zur Notlandung zu zwingen.

    Natürlich war der Fahrer des Ballons ganz schön angefressen gewesen. Bernie, der kurz nach der Polizei am Ort des Geschehens eingetroffen war, hatte damals alles für seinen erschrockenen Freund geregelt, was diesem im Nachhinein gar nicht so sonderlich gepaßt hatte, da er es seiner Vorstellung nach war, der umgekehrt dem armen Bernie in väterlicher Manier durchs Leben helfen mußte. Er ließ den gutmütigen Dicken gerne in diesem Glauben.

    Aber heute war Peter daheim, das beruhigte Bernie. „Das heißt, es hat diesmal wenigstens seine eigenen Sachen erwischt."

    Als er seinen Oldtimer auf dem Parkplatz vor Peters antikem Haus abgestellt hatte, fiel ihm ein, dass er seinen Freund schon lange mal fragen wollte, in welchem Jahr das Haus überhaupt erbaut war. Dem Aussehen der massigen Mauern, mit den unregelmäßig geformten, hier und dort teilweise daraus herausragenden dunklen Steinblöcken zu schließen, war es jedenfalls uralt. Bernie ging an Peters verbeultem Auto vorbei die schmale Holztreppe hoch und klingelte. Immerhin, Elektrizität gab es in dem alten Gemäuer. „Komm rein, Tür ist auf", hörte er seinen Freund von drinnen mit etwas jämmerlich klingender Stimme rufen. Während er in die Wohnung trat, hoffte Bernie, das sein Freund trotz dessen offensichtlichen Alkoholkonsums, wenigstens noch ansprechbar genug war, um mit ihm über ihre gemeinsamen Märchenwaldbegegnungen zu sprechen.

    Doch als er die Küchentür öffnete, bot sich ihm ein altbekanntes Bild, eine Dreierkonstellation der Art: kaputter Gegenstand / Arsenal leerer Weinflaschen / verdatterter Peter.

    Leider war der kaputte „Gegenstand" blau-grün, hatte einen krummen, roten Schnabel, zerzauste Federn und ziemlich glasige Augen. Es war Muppel, Peters frecher Papagei.

    Der sturzbetrunkene, gefiederte Kerl lag mit geöffneten, kleinen, vom Suff geröteten Äuglein Richtung Käfigdecke starrend, auf seinem Papageienbuckel und streckte Bernie die winzige Zunge raus. Peter sah sehr schuldbewußt drein. Seine riesigen Hände hatte er artig über seinem durch stetigen Weingenuß auf ansehnliche Größe gewachsenem Bauch verschränkt.

    „Er hat mich so lieb angesehen mit seinen kleinen Äuglein Bernie, da hab ich mir gedacht,

    so’ n bißchen Wein wird dem Kerlchen doch sicher gut tun und da hab ich sein Schüsselchen genommen und ..., gestand er gesenkten Hauptes „... den armen Vogel zum Säufer gemacht! beendete Bernie das Geständnis streng.

    „Aber Bernie, ich wollte doch nur, äh, ich meine ich konnte doch nicht, äh, der arme Kleine sollte doch nicht denken das ..., tottelte Peter. „Denken Peter. Denken! Das ist das Stichwort. Bernie versuchte den Papagei auf eine Stange zu setzen. Vergebens. Der sah ihn nur delirisiert an, um sofort wieder vom Stengel herabzufallen.

    Jetzt guckte Peter wirklich schuldbewußt. „Der Piepmatz verkraftet das doch, oder Bernie?".

    Bernie überlegte kurz, ob eine Anwendung der Schocktherapie vielleicht doch mal sinnvoll bei seinem Freund wäre, aber er brachte es nicht übers Herz, weil er wußte, das Peter selbst immer sehr unter dem litt, was er anrichtete, besonders wenn davon Mitmenschen oder Mitlebewesen betroffen waren.

    „Mach dir keine Gedanken um den Vogel, Peter. Der schläft jetzt seinen Rausch aus und morgen Abend weis er außerdem, wie sich so ein richtiger Kater anfühlt. Besser ein Kater im Papagei als umgekehrt..., lachte er und klopfte Peter beruhigend auf den Rücken. „Aber Du solltest ernsthaft mal erwägen, mir mal eine Zeit lang den Schlüssel zu Deinem Weinrefugium zu geben, sagte er mit gespieltem Ernst. Er wußte, wenn es Eines gab, an dem Peter besonders hing, dann war es sein Weinkeller inklusive der darin lagernden, in buntem Glas aufbewahrten flüssigen Kostbarkeiten. „Du bist wohl mit der Muffe gepufft? Peter schnappte nach Luft. „Dann schenke ich sie lieber direkt unserem Pfarrer, der weis sie wenigstens zu schätzen ..., prustete er.

    Bernie hatte mittlerweile den Wein in dem kleinen Trinkschüsselchen des Papageis gegen Wasser ausgetauscht und den Käfig mit einem dezent beigen Tuch abgedeckt.

    „Der fährt jetzt Papageien- Karussell", grinste Bernie und ging zu Peters Küchentisch.

    Er wollte sich gerade auf die Eckbank dahinter zwängen, als Peter auch schon angesprintet kam, einen der beiden Stühle am Tisch herauszog und ihm diesen Platz anbot.

    Da war irgend etwas faul. Oberfaul! Peter war zwar hilfsbereit, manchmal bemutterte und bevaterte er Bernie gleichzeitig, aber sich so willfährig zum Lakaien zu machen, das paßte nicht zu ihm.

    „Was ist los, Peter? Willst Du dich etwa auf die Eckbank zwängen?" fragte Bernie schelmisch lächelnd, obwohl er genau wußte, dass dies, wenn es nur nach rein physikalischen Gesetzen ginge, gänzlich unmöglich war.

    „Öh, nä Bernie, ich will nur grad` n bißchen für Ordnung sorgen", antwortete dieser, kleine Schweißperlen auf der Stirn, nahm die dicke Tageszeitung vom Tisch und beugte sich, mit dieser in der Hand hinunter zur Eckbank, die Hand geschickt verdeckt durch Tisch und Zeitung. Doch Bernie war schneller. Er kannte den Trick mit der vorgehaltenen Zeitung. Dahinter konnte man ideal etwas Kleineres, einem selbst vielleicht Unangenehmes, verschwinden lassen.

    „Na was haben wir denn da?" – Bernie legte das Buch, das aufgeschlagen auf der Eckbank gelegen hatte auf den Tisch und klappte es zu, so dass der Titel zu sehen war.

    Es war „der kleine Muck"! Er hatte das Märchen von Wilhelm Hauff selbst auch schon gelesen. Allerdings im Alter von Sieben Jahren. Die Differenz zwischen der Figur des kleinen, gewitzten Mucks, so wie Hauff ihn beschrieben hatte und dem jetzt sehr verlegen von einem Fuß auf den anderen wechselnden Zweimetermanns Peter war so eklatant, das Bernie sich fast beeumelt hätte vor Lachen.

    „Wann soll‘s denn los gehen in die weite Welt Peter? Hast du Deine Zauberpantoffeln schon klar Schiff gemacht?" stichelte er den armen Kerl.

    „Verzaubert sind Deine Pantoffeln ja, wahrscheinlich irgend eine Art von Verwesungszauber innen drin...", setzte er noch eins drauf.

    „Das ist nicht zum Spaßen, Bernie"

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1