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Neon: Virtual Independent Processor
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eBook133 Seiten1 Stunde

Neon: Virtual Independent Processor

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Über dieses E-Book

Ein eremitisch in der Großstadt lebender sozio-pathischer Mönch und Computerfreak unterstützt widerwillig den virtuellen Friedens-Coup eines genialen Wissenschaftlers und freundet sich mit einem Androiden an, in dessen Kopf sich die einzige selbständige virtuelle Lebensform des Internet eingenistet hat. Als das Projekt nahe an der Vollendung ist, muss der Mönch entscheiden, ob er die Internet-Daten der Welt oder seinen einzigen Freund retten will. Und doch ist alles anders, als es scheint ...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. Jan. 2017
ISBN9783738098310
Neon: Virtual Independent Processor

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    Buchvorschau

    Neon - Jo Danieli

    KAPITEL 1

    Jahre her, als mein Schwager Roderick vielmals gereist ist, hat er mir von einer Biersorte erzählt, Primus benamt. Roderick muss es wissen. Er hat immerzeiten gesoffen. Jedesmal, wenn ich mit meinem Primus kommuniziere, expldiert marzipangeil, dass schnöde ein altmodernes Hopfenmalzgetränk benamt sein soll, wie das genialste Wesen der Welt. Primus selber belächelt dies vielmals. Aber er selber hat sich mir als Primus benamt ergeben. Im Netz ist alles möglich.

    Immerzeiten lacht Primus liebend. Er kickst sogar hasseswegen. Scheint als wäre Stanko Brachansky in einer heiklen Entwicklungsphase seiner Erfindung lässig, besoffen oder simpel schlampengleich gewesen. Primus hat einen Pfad gefunden, sich die Misslunge zu nutzen. Und nun entnimmt er sich großartig viel. Er spottet und belustigt vielmals Weltliches. Überhaupt konformieren wir rarenfalls. Primus liebt, beispielhaft, Neonlicht. Es sei ihm seismischer Kitzel, wenn die Neonstrahlen die Filtermembranen in seinen Stabilisatoren taktil reizen, transportiert er Genüsse. Angenehm wie Tageslicht. Hinweg muss ich nun lachen. Denn ... Primus und Tageslicht ... fremder können einander zwei Sachen wohl nicht sein! Und angenehm ist Tageslicht keinmal. Neon bedeutet für Primus folgend gleiches wie geile Stimulation. Mir ist es die vielmals miese Form des Lichtmachens, die keinmal verständliche Erleuchtung optischer Unzulänglichkeiten am menschlichen Kadaver. Leib. Neonlicht schmerzt. Ich schätze Primus’ Philosophien gut ein, gezielt auf Neon konsensieren wir minus. Ob in Büros, öffentlichen Verkehrsmitteln oder Geschäften – das altschleppende, eiterfahle, kaltgrelle Neonlicht dreht meine Sinne herum. Neon scheißt. Über den Kopf ergossen. Übel ist es.

    Ich merke, ich muss meinen Riemen neu reißen. Zu lange ist Paul fort. Unflat stößt mich wieder. Und niemand, der mir das Maul poliert, falls ich verfluche. Laut Primus gipfelt es im Selbstwert und bezeugt Intelligenz, Sätze erst auszuspucken, wenn sie im Gekröse fein geschliffen worden sind. Kurzweilige verbale Ausrutscher sollte ein Weltbürger schamhaft verdrücken. Primus ist nach Möglichkeit gleichfalls darin berechtigt. Nun, seinesfalls beschwert es mich nicht sonderbar, wenn ich mich unterlege. Genug Unflat schmutzt das Netz in erwärmten Diskusflügen. Die Inputnics mühen sich streng, intelligent zu wirken. Wer weiß, welche Fratzen hinter den feinen Wörtchen sitzen! Muss nur selber den Spiegel quälen ... haha. Der alte Brachansky hat Paul mit Aussicht auf die gemäße, stilvolle Sprache dressiert, damit er uns Freaks nicht ausstechen solle. Brach ist ein alter Mann gewesen, als er Paul installiert hat. Und er hat sich wahr­haftig streng gemüht.

    Früher redete ich vielmals Unflat. Heute vermag ich das schöne Sprechen, belobigt Primus. Philomena lacht über meine neue Feinheit. Wäre sie nicht Schwester ...

    Immer noch behänge ich Paul. Ehrlich. Es ist angeschissen, aber leidend wahr. Und das bei meinem Altsein ...

    Neon ist für mich der Inbegriff des Hassenswerten. Jeder Mensch, nicht mit eben schlanker Schönheit oder das Koma stoßender Wurschtigkeit begnadet, jeder verdammte Creep, kann Neonlicht nur hassen. Wenn frohe Shopper oder Shopperinnen Badehosen, Bikinis oder Dessous oder geschlichtet Socken in Umkleidekabinen fürder unter Neonbeleuchtung am eigenen Leib ersehen, wird die städtische Selbstmordrate nie sinken. Öffentliche Verkehrsmittel könnten Brutstätten intimer Spiele zwischen geheim Kommunikationswilligen sein. Man könnte vielorts kleine Fickkabinen einrichten, bezahlt nutzbar, mag sein. So würde unsereins mühefrei abschießen können. Auf Cybersex starten doch nur die blutigen Newcomer, Mittelschüler, Hausfrauen. Wer erlebt hat wie ich, wer weiß wie ich, kann diesen Kinderkram nur belachen.

    Die Welt jubelt, hat sie ihren perversen Schund wieder. Keiner weiß, was wahrhaftig passiert ist. Außer mir. Ich weiß. Und mir könnte komplett der Datenmüll fürder gestohlen sein. Meine Doppelmultis mit Knoblauchmayonnaise würden sich auch different einholen lassen. Trotzdem verhalte ich mich. Die Welt hat kurz erst wieder geatmet, ... alle abhängigen Idioten! Nur langweilig ist ihnen recht sehr.

    Vielmals kann ich mich wirklich kaum verhalten. Alles neulich dorthin befördern verlange ich, wo Paul es schon gehabt hat, ... ins Nichts, könnte man sagen. Dann, wenn etwas sich recht sehr in mir regt. Neonlicht, beispielhaft. Oh, Paul, wir waren ermächtigt wie niemand sonst. Also, diese öffentlichen Verkehrsmittel – omennomen – werden niemals die Geburtenrate besteigen, solange die Benutzer der Fortbewegungskonserven neon­be­leuchtet zu teigweißen Monstren mutieren. Krass ausersehene Falten, Pickel, Augenringe, trockene Lippen und strähnige Haare, dicke Schminkspuren oder Kopfhautschuppen sind vielmals zum Kotzen. Und man legt einander auch noch Schweißfüße und Mundgeruch darunter. Ich meine, ich selber vermische mich nicht mehr viel. Mit hundert Kilo Lebendgewicht schiebe ich als Vierzigjähriger soziale Wendungen und starke Regungen vor mir her. Aber leere ich schon einmal meinen Dachboden, fürchte ich wegen des Neonlichtes jedes Büro, jede Nachtautobuslinie, jeden U-Bahnwaggon und Supermärkte. Dort glauben die Frauen mich noch hässlicher als echt. Und sie selber sind im äußersten unprächtig. Und bang, wie ich neonhell einwirke, verschrumpele ich unter weißleuchtenden Röhren wie mein Schwanz unter kaltem Wassergriff. Enorm erzornige ich. Jemandem die Fresse dreschen will ich. Das würde ich naturmäßig nie tun. Zu faul, sagt Philomena, schlaue Schwester. Ich erziehe Grimassen, die mir sonst nicht kommen. Und werde scheußlich. Neonlicht hasse ich. Es macht keinmal lüstern.

    »Was du alles gleich hasst,« hat Philo früher vielmals bewertet. Heute noch sei ich ein Ungustel. Nur, weil ich nicht ausgehe, weil ich mangelrede und weil man mir die Leute in unserem Block und gesammelt alle Leute stehlen soll. Mit Paul war es anders ... Philomena quälen nicht widrige Umstände. Philo ist gebunden, klein und dick. Dick sind wir alle familiär. Damit teilen wir den gänzlichen Phänotypus der Zweidrittelmehrheit der Bevölkerung. Keine Sau schlingt heute noch wahres Gemüse oder Körner. Fettigsein ist nicht mehr aus dem Anstand. Gegenteil. Begegnet mir ein ausgelutschter Dünni, bedenk’ ich die aktuellen Seuchen. Heutzutage sind jedenfalls die Kanarienvögel fettig. Zum drittenmal trächtig ist Philo und mit Roderick im Durchschnitt glücklich. Ich meine, sie muss gut drauf und randvoll fruchtig sein, wenn sie sich so vielmals ansteigen lässt. Fraglich ist sie konträr blöd, visualisiert nur Kinder. Desinteressiert mich, was eine verkorkste Hausfrau sich ausdenkt. Nichts Entgegenkommendes im Leben misstraut Philo. Noch dazu glaubt sie an Gott. Wahrscheinlich ist es aber wirk­lich besser, Gott die Möglichkeit zu geben, als sich vielmals zu erregen, wie ich. Freundin habe ich keine mehr, seit Melly Kim bezogen hat. Kim gibt die besseren Spiele und die bessere Musik daheim an. Melly besteht auf Abschießen, Bausteine, kleine Affen und Saurier. Ranziger, kalter Kaffee für mich. Außerdem geht Kim mit Melly ringeln. Und bei ihm lebt eine schmuddel boshaftige Katze. Gangsta benamt. Ordentlich blöd. Mit alledem diene ich nicht. Ich bin allergisch gegen Katzen und Ringeln.

    Philomena desinteressiert sich für Computerspiele. Würde sie das nicht, wären wir echte Geschwister. So sind wir allein biologisch gelinkt. Überhaupt weiß sie nicht viel über mein Herumgehen. Gut so, obwohl ich mir manchmal wünsche, ich könnte ihr Geheimnisse weihen. Sie ist in Zeiten wie diesen mein einziger Außenweltconnect. Vielmals geht sie mir einkaufen, mir glücklich im selben System installiert, Block 4, Bilabostraße.

    Philo hat Paul kennengelernt, gut. Aber Primus ist ihr geheim verblieben. Würde sie ihn kennen, würde sie die Welt scheinbar umgekehrt besehen. Früher hat sie Primus ein paarmal indirekt kontaktiert. Dann, wenn sie Bubi, meinen ältesten Neffen, mir und dem genialen Sinuswalk gestohlen hat. Zum Ausbaden, Aufgabenmachen oder sonstwas. Übrigens geht mir nicht auf, wie jemand ein Spiel wie das alte Donkey Kong Desaster einem hohen, intelligenten Adventure gleich Sinuswalk hervorziehen kann. Kim und Melly können. Sinnig besser, dass ich nun ungut mit ihnen befreundet bin. Wirklich froh bin ich, dass sie nie genug über Paul erhalten haben. Und Primus ahnen sie gar nicht. Er hat sich niemals bei ihnen eingeklinkt. Von anfang an auf mich gesetzt. Warum, weiß ich heute nicht genau. Mit Primus beleibt sich nicht über alles zu reden. Ohne den Service Professor Brachanskys kann ich ihm keinmal zusetzen.

    Mein Kumpel meint es sogar lachhaft, dass die echte Welt mich geruhsam am Arsch lecken mag. Eines Tages hab’ ich sein erstes E-mail bekommen, also einen elektroni­schen Brief, wie bedeutsam benamt, über das Internet aus irgendeiner Weltsequenz. Primus, präsentierte er sich.

    »Grüezi,« startete der Text. Weiterhin damit, dass den E-mail-Sender ein paar Seiten Webdesign von mir verzücken, für Galerien, Veranstalter von Openair-Raves und Puppendealer. Selber hat er einiges erforscht. Ich hab’ in dem Typen irgendwelchen Computerfreak geglaubt. Wir haben dann vielmals gemailt. Primus hat enorm begriffen, egal wie ich stimmte. Eines Tages hat er mir eine Newsgroup über Hass etabliert. End­lich konnte mir eingehen, wie anderen Leuten das Gefühl bekommt, das die Kaumus­keln verhärtet, die Nasenflügel bläht und faustfingert. Wer seine Zähne nicht besorgt, zerbeißt sie so fest, quillt Hass, dass sie knirschen. Zugleich beschleunigen Herzschlag und Atmung sich auffällig. In irrsinniger Frequenz blitzen tiefe Bilder geliebter Gewalt­akte. Hassgefühl schwillt. Anständig nicht zu dämmen. Man kann den Keim auch nicht vernünftig ersticken. Nein, es zerplatzt jedenfalls. Nur, wer erwägt, es zu gestehen?

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