Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Die eiserne Hand
Die eiserne Hand
Die eiserne Hand
eBook227 Seiten2 Stunden

Die eiserne Hand

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Ein Rentner wird erwürgt in seiner Wohnung aufgefunden. Ein Mordmotiv ist nicht erkennbar und die Polizei steht vor einem Rätsel, denn das Opfer weist die Würgemale von nur einer Hand auf - und die hat sechs Finger.Normal wären die Abdrücke von zwei Händen oder einer Hand mit fünf Fingern.
Zwei Journalisten wollen dieses Rätsel lösen, ohne zu ahnen auf welche wechselhafte Sache sie sich da eingelassen haben. Trotz allerlei irrwitziger und kurioser Situationen und Begegnungen mit seltsamen Menschen geben sie nicht auf - bis ein zweiter Mord geschieht...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum3. Feb. 2016
ISBN9783738059489
Die eiserne Hand

Ähnlich wie Die eiserne Hand

Ähnliche E-Books

Thriller für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Die eiserne Hand

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Die eiserne Hand - Peter W. Klein

    Inhalt

    KAPITEL 1

    Ich bevorzuge ja eigentlich farbige Wohnungen. Weiße Wände erinnern mich immer an Krankenhauszimmer und an meine Exfrau, die alles blass und fade wollte. Aber jetzt, am Morgen nach dem Aufstehen, war mir meine Single-Wohnung doch zu bunt. Die roten Blutspuren waren rein optisch gesehen zu viel des Guten.

    Da habe ich mühevoll nach meiner Ehescheidung das Wohnzimmer mit den Farben `Lachs´und `Terracotta´ gestrichen, fein abgestimmt auf `Physalis´ im Flur. Und jetzt war der untere Bereich der Wände blutverschmiert, von den Möbeln ganz abgesehen.

    Auf dem Deckel der alten bemalten Bauerntruhe hatte sich die künstlerisch gestaltete Sonnenblume unter einem Blutklecks versteckt, als Blume kaum noch erkennbar. Im Bücherregal war der Titel von einem Luis Trenker Antiquariat blutbesudelt – statt `Bergferien im Sommer´ stand da jetzt `...rien...omm´. Und meine handgeschnitzte und mühsam aus Indien mitgeschleppte Buddha Figur hatte ebenfalls den roten Lebenssaft im hölzernen Antlitz – das sah aus als hätte sie Nasenbluten.

    Der Flokati am Boden bestätigte mir durch die Blutflecken einmal mehr, dass Rot und Weiß eine hübsche Farbkombination ist, aber diesen altgedienten Faserteppich wollte ich ohnehin schon seit langem entsorgen, er war einfach nicht mehr zeitgemäß.

    Ein befreiender Seufzer blähte meine Backen auf, als ich den Blick auf die Couchgarnitur richtete. Die blutige Schleifspur darauf bestätigte, dass die kaffeebraune Sitzgruppe `Kuba´ im Lederlook doch kein Fehlkauf war. Das wasserfeste Kunstleder lies sich später bestens abwischen.

    Doch zu meiner blitzschnellen ästhetischen Bestandsaufnahme gesellte sich ebenso rasant ein Schock, verbunden mit der allumfassenden Frage: Woher, verdammt noch mal, stammt das viele Blut? Etwas verwirrt fuhr ich mir mit den Fingern durch meine zwar noch vollen aber leicht grau melierten Haare.

    Sofort fiel mir `X-Man´ein.

    `X-Man´ war mein Kater.

    Den Namen bekam er, weil die Natur ihm etwas x-förmige Hinterläufe mitgegeben hatte. Ansonsten war er ein schönes Tier mit seiner schwarz-weiß Färbung.

    Am Abend zuvor kam `X-Man´ angeschlichen, holte sich seine Streicheleinheiten, wobei mir auffiel, dass sein Schwanz am Ansatz einen leichten Knick mit einer eher harmlosen leicht blutenden Wunde hatte. Da mein Kater immer wieder mal mit einer kleineren Verletzung nach Hause kam, machte ich mir keine große Gedanken darüber. Ich nahm an, dass er in eine Rauferei mit einem Hund geraten war oder einen Schlag mit einem Knüppel einstecken musste. Vielleicht hatte ihn auch ein Auto angefahren

    „X-Man" rief ich und raste zum Katzenbett in der hinteren Ecke des Wohnzimmers. Da lag friedlich mein Kater - und hatte keinen Schwanz mehr!

    Nur noch ein blutiger Stummel leuchtete mir entgegen.

    Ich brauchte eine Weile um zu verstehen was da passiert war. Durch die kleine Verletzung, die doch wohl etwas größer war als ich anfangs dachte, wurden wohl auch einige Nervenstränge beschädigt und dadurch empfand mein Stubentiger kein Gefühl mehr in seinem Schwanz und hat diesen nun vermeintlichen Fremdkörper über Nacht einfach aufgefressen. Frisches Fleisch

    und Blut – für das Tier ein Leckerbissen.

    Fassungslos stand ich da und blickte mich um.

    Den eigenen Schwanz gefressen!

    Nichts war übrig geblieben, keine Haare, kein Knorpel – nichts! Außer dem Blut natürlich.

    Verstört fragte ich mich, was ich zuerst tun sollte. Blut weg putzen? Kaffee aufsetzen? Mit `X-Man´ zum Tierarzt fahren?

    Ich entschied mich für den Kaffee, da der Kater sich offensichtlich nicht quälte und es für den Veterinär ohnehin zu früh war. Der machte erst in zwei Stunden seine Praxis auf.

    Also legte ich ein Kaffeepad in meinen Senseo Automat, füllte Wasser auf und verfolgte dann die Blutspur im Wohnzimmer. So konnte ich erstmals sehen welche Wanderung der Kater in den Nachtstunden vollzog. Das war erstaunlich.

    Jetzt lag er friedlich da und knabberte an seinem Schwanzstummel als wäre es ein Leckerli.

    Da ich meinen Lebensunterhalt als freier Autor und Journalist verdiene, unter anderem auch für ein kleines aber gut verkauftes Magazin mit dem schlichten Namen `Der Kriminalist` schreibe, hatte ich spontan den Einfall, aus der Katzengeschichte eine kleine Story zu machen.

    Nach kurzer Überlegung verwarf ich aber diese Idee – wer will schon das Drama einer schwanzlosen Katze lesen, auch wenn eindeutig Kannibalismus an sich selbst der Aufmacher wäre. In Fachkreisen nennt man das auch `Autophagie`.

    Nebenher schreibe ich noch (unter Pseudonym) sogenannte Groschenheftchen. Das beschert mir einen netten Nebenverdienst und man muss dabei nicht sonderlich auf Stil und literarische Finesse achten. Aber auch da wusste ich im Moment nicht, wo der Katzenhorror unterzubringen wäre.`Undercoveragent sucht Miezenschwanz´ oder `Dem Dachhasen auf der Spur´ –

    Nein! Da macht mein schriftstellerisches Ego nicht mehr mit.

    Das Kaffeewasser war heiß. Ich musterte die Tassen in der Vitrine und wollte heute bewusst nicht die sonst übliche Rote nehmen, sondern griff nach einer Blauen mit der Aufschrift `Internationales Guggenmusigg Treffen´.

    Die war einmal eine Glühweintasse beim Faschingsumzug.

    Der Kaffeeautomat wurde ausgeschaltet und dann fing die Putzaktion an.

    `X-Man´ schaute interessiert zu, als wäre nichts geschehen. Um das Ganze etwas lockerer zu gestalten legte ich die CD `Beatles Nr.1 Hits´ ein und schaute noch einmal ob die Kaffeemaschine wirklich ausgeschaltet war.

    Die Musik von `Cats´ wäre wohl passender gewesen, aber die hatte ich nicht. `Katzeklo´ von Helge Schneider fehlte auch in meiner Sammlung.

    In der Küche lies ich Wasser in den Putzeimer laufen (der übrigens grün war), tat einen Schuss Allzweckreiniger hinzu und fing bei der alten Truhe an zu wischen, nachdem ein erneuter Blick auf die Kaffeemaschine mir bestätigte, dass sie ausgeschaltet war. Gleichzeitig wurde mir wieder einmal bewusst, dass mich meine Kontrollsucht wieder im Griff hatte und ich endlich etwas dagegen tun sollte.

    Nicht ständig, aber immer wieder hatte ich den inneren Drang etwas mehrfach zu kontrollieren. Herdplatten, Aschenbecher, abgeschlossene Türen – und eben auch den Kaffeeautomaten.

    Das war ein psychische Störung, im Medizinischen `Obsessive Compulsive Disorder´ genannt, oder kurz gesagt `OCD´.

    Erfreulich war, dass bei mir diese Zwangsstörung nur gering ausgeprägt auftrat. Andere waschen sich hundert Mal am Tag die Hände bis sich die Haut löst. Ich schaue nur dreimal nach ob der Backofen auf Null steht oder die Haustüre abgeschlossen ist. Das ist nicht so schlimm. Und auch nicht immer. Trotzdem litt ich unter diesem Zwang.

    Nun denn, nach einer etwa zweistündigen Putzorgie war mein Wohnzimmer bis auf wenige kleine Fleckchen wieder blutfrei. Ein paar mal dachte ich daran, dass mein Leben als Single auch Nachteile hat, speziell im Putzbereich, aber eine feste Beziehung reizte mich im Moment überhaupt nicht.

    Die Fahrt zum Tierarzt war das Nächste und `X-Man´ bekam dort einen Plastikkragen verpasst, damit er nicht mehr mit dem Maul an seinem Schwanzstummel ran kam.

    Mehr könnte er nicht tun, meinte der Veterinär und verabreichte dem armen Tier noch eine Antibiotika-Spritze.

    Der Verband am Hintern der Katze sah recht witzig aus und ich konnte mir trotz Mitleid mit dem Tier ein Grinsen nicht verkneifen.

    Auf der Heimfahrt vom Tierarzt regnete es heftig .An Tagen die so anfangen regnet es immer.

    Wieder zu Hause angekommen klingelte das Telefon. Kurt war dran.

    Kurt war etwa 30 Jahre alt und ebenfalls freier Journalist. Er bevorzugte aber die Bezeichnung `Reporter´.

    Wir tauschten oft und gerne Informationen aus und da ich ja mit seinen Lokalzeitungen nichts zu tun hatte, war ich auch kein Konkurrent für ihn.

    Kurt war immer über alles bestens unterrichtet. Woher er aber sein Wissen bezog, hat er mir nie gesagt. „Geheimquellen" nannte er das.Wir verstanden uns gut, waren aber nicht unbedingt dicke Freunde.

    „Hallo Oldie, ich hab ne Leiche für dein Blättchen" legte Kurt los um gleich danach eine Kunstpause einzulegen, damit diese Neuigkeit auf mich wirken konnte.

    Er wusste genau, dass ich es nicht mochte wenn er mich „Oldie nannte, sei es weil ich auf das Rentenalter zuging, sei es weil ich Beatles und Elvis Fan war. Ebenso ärgerte es mich, wenn er mein mehr oder weniger seriöses Kriminalmagazin herablassend als „Blättchen bezeichnete.

    Aber unter `Leiche´ verstanden wir einen Mord – also schwieg ich und war gespannt.

    „Ein alter Mann. In einem etwas abgelegenen Häuschen in de Nähe des `Studentenwäldle` – Kurt räusperte sich, „Vermutlich Mord, mehr weiß ich im Moment auch nicht. Aber schau mal vorbei, die Kripo ist noch da".

    „Bist du auch dort?" fragte ich interessiert.

    „Klar doch, was denkst du!"

    „OK – bis gleich".

    Ich schaltete das kabellose Telefon aus und dachte gleichzeitig an das Sauwetter, in das ich jetzt schon wieder hinaus musste. Aber Job ist Job. Und wenn Kurt anrief, dann hatte das schon seinen guten Grund.

    Auch war der Tatort hier in Schwäbisch Gmünd, meiner Heimatstadt. Auf der anderen Seite zwar, im Westen, aber doch nicht so weit weg von meiner Wohnung im Zentrum. Warum das `Studentenwäldle`so hieß habe ich nie herausbekommen. Aber dieser inzwischen zugebaute kleine Hain lag in der Nähe meines Elternhauses am Hans-Scherr-Weg. Kindheitserinnerungen tauchten auf. Von da aus ging es der Goethestraße entlang in die Schule. Erst die Klösterle-Schule, dann das Parlergymnasium. Ich verdrängte die nostalgischen Gedanken – Kurt wartete auf mich. Also nichts wie hin.

    Als ich ankam ließ der Regen etwas nach, aber es war immer noch nass, trist und unwirtlich.

    Auf Anhieb fand ich den Ort des Verbrechens ohne lang suchen zu müssen. Das Polizeiaufgebot war ja nicht zu übersehen. Es war ein kleines Einfamilienhäuschen, in langweiligen Grau gestrichen, was aber durch einen sehr gepflegten Vorgarten ausgeglichen wurde. Besonders die vielfarbigen Gladiolen waren eine Zierde.

    Kurt stand da, Schreibblock und Kugelschreiber in den Händen und einer alten Hasselblad-Kamera um den Hals gehängt.

    Er tat sich gerne wichtig, indem er ständig jemanden interviewte, ob das jetzt der Nachbar war oder ein zufällig vorbei laufender Passant.

    Mein Kollege hob die Hand mit dem Kugelschreiber und winkte mir zu.

    Seine cremefarbige Outdoorweste stand im krassen Gegensatz zu der knallroten Kappe die goldfarben mit `Firestone´ bestickt war. Die hatte er einmal in einer Autowerkstatt beim Reifenwechsel geschenkt bekommen. Vielleicht störte es mich nur, weil ich für heute keinen Bedarf an roter Farbe mehr hatte.

    „Hast du schon mit Freddy geredet?" wollte ich von Kurt wissen. Freddy war der Kripochef und hieß eigentlich Fred Österle. Aber wir nannten ihn nur Freddy, auch weil er eine gewisse Ähnlichkeit mit dem früheren Schlagersänger Freddy Quinn hatte.

    Kurt sah mich verwundert und etwas entrüstet an.

    „Natürlich hab ich schon mit Freddy geredet, was glaubst du denn – aber viel Infos gab es noch nicht".

    Er blätterte in seinem Notizblock.

    „Der Name des Toten ist Jan Ackermann, gebürtiger Hamburger, gelernter Segelmacher, Rentner, Witwer, allein lebend. Er hat eine Hand amputiert, das war wohl eine Verwundung aus dem 2.Weltkrieg.

    Ich hob die Augenbrauen. „Kriegsverletzung?. 2.Weltkrieg?"

    „Ja murmelte Kurt vor sich hin, „der arme Mann ist, oder besser war 87 Jahre alt.

    Ich war schockiert.

    „Wer bringt einen 87 Jahre alten Rentner um und weswegen?"

    Kurt zuckte nur mit den Schultern und fügte noch hinzu, dass der Tote von der Tochter gefunden wurde, die ihn besuchen wollte – was sie wohl zwei- bis dreimal pro Woche tat.

    „Einbruch?" Meine Frage kam spontan.

    „Nein – anscheinend fehlt nichts".

    Wir beide sahen uns an und grübelten, wurden aber durch den Ruf „bitte Platz machen, aus dem Weg" in unserer sinnigen Minute unterbrochen. Kurt und ich standen ja noch vor der Haustüre, da man uns den Zutritt zur Wohnung verständlicher Weise verweigerte.

    Sie brachten Herrn Ackermann.

    In einem schlichten Metallsarg.

    Von vier Männern in weißen Vollplastik-Overalls getragen.

    In Richtung Leichenwagen, der inzwischen vor dem Eingang stand.

    Nun war ja vor dem Haus alles noch von dem Regen feucht und es nieselte weiterhin. Und wie es der Teufel will entglitt einem der Träger der nasse Sarg und der Kollege an seiner Seite konnte ihn auch nicht mehr halten.So fiel eine Schmalseite des Sarges auf den Boden, relativ langsam, beinahe sanft.

    „Kleiner Betriebsunfall" flüsterte ich Kurt ins Ohr, während der Sargdeckel beiseite rutschte und den Blick auf Herrn Ackermann frei gab. Eine Glatze war zu sehen, Marmor weiß, mit einer tiefen Platzwunde über der Schädelmitte, die erstaunlich wenig Blut aufwies.

    Als ich den Kopf und das Gesicht des Toten sah, fuhr mir ein Schauer über den Rücken und ich blickte geschockt nach Kurt.

    „Ich kenne diesen Mann rief ich lauter als gewollt, „ich kenne diesen Mann – das ist Kupferdächle!

    Im Schwäbischen Dialekt wird ein kleines Dach als `Dächle` bezeichnet.

    Kurt sah mich entgeistert an und hielt mich wohl für völlig übergeschnappt.

    KAPITEL 2

    Es war nur ein paar Jahre nach dem so schrecklichen

    2.Weltkrieg.

    In der Schule (die damals noch Volksschule hieß) bekamen wir Kinder täglich einen Löffel Lebertran verabreicht, um einer Mangel- und Unterernährung vorzubeugen. Es gab ja noch nicht viel Lebensmittel, schon gar nicht viel Verschiedenes. Etwas Abwechslung auf dem Speiseplan zu Hause hatten wir eher dem Einfallsreichtum der Mutter zu verdanken, als dem Angebot im sogenannten `Tante Emma Laden´.

    Der Lebertran bereicherte auch unseren noch geringen Wortschatz. Ausdrücke wie „Kotzsuppe oder „Schweinepisse gingen uns flott über die Lippen.

    Zum schlucken von diesem aus Fischleber erzeugten ekelhaften gelblich-braunen Öl wurden wir gezwungen. Eine andere Scheußlichkeit nahmen wir als rauchige Substanz freiwillig ein: Holunderäste, die wir auf die Länge einer Zigarette schnitten, trockneten und dank ihrer feinen Röhrchenstruktur

    auch als solche benützten.

    Heutzutage wäre das eine echte Alternative zu den gehobenen Tabakpreisen – gesünder wäre es allerdings nicht.

    Sowenig wir uns um die Gesundheit scherten, sowenig machten wir uns Gedanken darüber, das man die Holunderäste `Judenstrick´ nannte. Keiner wusste woher dieser Ausdruck kam, keiner störte sich an diesem Wort.

    Mittwochs war immer vor dem Unterrichtsbeginn ein Schülergottesdienst in der Johanniskirche. Da bekamen wir von zuhause regelmäßig 50 Pfennige mit – für den Klingelbeutel – worin dieser Obolus aber extrem selten landete.

    Genauer gesagt: nie!

    Pädagogisch völlig unklug war auch die Tatsache, dass zweimal im Jahr auf dem Platz vor der Johanniskirche Kirmes war. Zuckerwatte gegen Klingelbeutel – da brauche ich wohl nicht zu erwähnen wer siegte.

    Zum Jahresende wurde das Spendengeld in kleine Silvesterknaller umgesetzt, die allgemein `Judenfürze` genannt wurden.

    Jeder bezeichnete sie so,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1