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Kleine Morde unter Freinden: Wien-Version
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eBook87 Seiten1 Stunde

Kleine Morde unter Freinden: Wien-Version

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Über dieses E-Book

Wer ein Fan von Danny Boyles Krimi-Satire von 1994 - Shallow Grave/Kleine Morde unter Freunden - ist, wird mit dieser auf Wiener Verhältnisse übertragenen Nacherzählung einen Heidenspaß haben.
Die fragile Freundschaft einer WG aus Zynikern und Egoisten zerbricht vollends an Geldgier und Eitelkeit.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. Jan. 2018
ISBN9783742753502
Kleine Morde unter Freinden: Wien-Version

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    Buchvorschau

    Kleine Morde unter Freinden - Dietmar Koschier

    Vorwort

    „Diese Geschichte könnte überall spielen" lässt Danny Boyle im Vorspann zu seiner 1994 erschienen Krimi-Komödie Shallow Grave (Kleine Morde unter Freunden) sagen, und sämtliche Großstädte mit ihrem kommerziellem Einheitsbrei und zugemüllten Straßen sind haargenau gleich, heißt es sinngemäß in Easy Rider 1969.

    Also warum nicht auch in Wien spielen lassen? Immerhin Welt-Hauptstadt der falschen Freunde und folkloristisch betonten goldenen Herzen, die sich bei näherem Hingucken jedoch oft genug als aus Katzengold entpuppen.

    Hauptwort

    Julia, Alex und Christoph wohnen als WG in einer Eigentumswohnung, die Christoph von seiner Großmutter vererbt worden ist, im obersten Stockwerk mitsamt Dachbodenzugang in einem adretten Jugendstilbau aus der Jahrhundertwende in einem noblen Teil des 13. Wiener Gemeindebezirks.

    Julia ist eine junge Frau Ende 20 mit drallen Brüsten und kessen Blicken. Sie ist weder auffallend groß noch auffallend klein, sondern weist eine solide Durchschnittsgröße auf und ist angenehm mollig an den richtigen Stellen ihres weiblich gerundeten Körpers. Sie kokettiert gern und stellt ihr brünettes Haar flott nach einer Seite gekämmt zur Schau.

    Alex ist Anfang 20 – 22, um genau zu sein –, schlank, hat schulterlanges flachsblondes, wallendes und vor allem volles Haar, auf das er sehr stolz ist und hingebungsvoll pflegt. Charakteristisch für ihn sind die zahlreichen Varianten seines Grinsens: von schelmisch über betörend (vor allem in Verbindung mit seinen blitzblauen Augen) bis hinterlistig und verschlagen. Insgesamt ein recht gutaussehender Bursche von mittelmäßiger Statur.

    Christoph ist mit Mitte 30 der Älteste von den dreien. Seine Körpergröße liegt etliche Zentimeter über dem Durchschnitt, doch da er dünn und schlaksig ist, wirkt er oftmals umso größer. Er trägt sein exakt geschnittenes, dunkelbraunes Haar in der Regel gescheitelt. Nickelbrille. Hakennase. Zudem legt er Wert auf stilvolle und seriöse Kleidung. Flapsige Jacken zum Beispiel sind ihm ein Gräuel; er trägt, sobald die Witterung dies erlaubt, Mäntel, die außerdem seine Schulterpartie breiter erscheinen lassen.

    Julia, Alex und Christoph unternahmen, obwohl sie ohnehin zusammenwohnten und tagtäglich mehrere Male aufeinander trafen, relativ viel miteinander. Ob sie wirkliche Freunde waren, hätte vermutlich keiner der drei auf Anhieb eindeutig bejahen können, doch was sie auf alle Fälle einte, war ihr grenzenloser Zynismus.

    Christophs Wohnung war äußerst großzügig dimensioniert. Während sich die Parteien unter ihnen ihre jeweiligen Stockwerke zu dritt oder viert teilen mussten, stand dem Trio die Wohnfläche ihrer Etage praktisch alleine zur Verfügung. Der Zugang zum nicht ausgebauten Dachboden war zudem nur ihnen möglich, durch eine ausklappbare Luke in der Decke ihres Vorraums.

    In ihrer Wohnung gab es ein Zimmer, das sie eigentlich nie benutzten, höchstens ab und zu als vorübergehende Abstellkammer. Ansonsten befand sich nicht viel darin außer ein Bett mit Nachtkästchen und Lampe, eine Kommode, ein Kasten sowie ein Bild von Albrecht Dürers berühmtem Hasen, rot gerahmt.

    Auf der online-Plattform job&wohnen.at hatten sie ebendieses Zimmer beständig zur Vermietung inseriert, obwohl sie es gar nicht vermieten wollten. Julia, Alex und Christoph wollten innerhalb ihrer Wohnung eigentlich unter sich bleiben, aber sie machten sich einen Spaß daraus, Interessenten anzulocken, um diese dann in ihren vier Wänden mit einem Stakkato an dämlichsten oder intimsten Fragen Verhören zu löchern oder sie mit absurden Aktionen zu verunsichern und zum Narren zu halten.

    „Was sind deine Hobbys, „Warum willst du ausgerechnet dieses Zimmer hier?, „Rauchst du?, „Rauchst du Gras?, „Bist du geschieden?, „Hattest du schon mal gleichgeschlechtlichen Verkehr? Wenn ja, warum; wenn nein, warum nicht?, „Warum ist deine letzte Beziehung in die Brüche gegangen?, „Bist du gegangen oder er?, „Magst du Pizza?, „Würdest du in der Wohnung Fahrrad fahren?, „Klaust du manchmal was im Supermarkt?, „Ganz kurz nur zur Tagespolitik: Was hältst du von der Pensionsrechtsreform?, „Staatsanleihen mit hundertjähriger Laufzeit: Gut oder schlecht?, „Wer von euch hat auf der Scheidung bestanden?, „Haben deiner Meinung nach die Dadaisten den Kunstmarkt ruiniert?, „Wann hat jemand zum letzten Mal folgende Worte an dich gerichtet: Du bist der Sonnenschein meines Lebens?. Besonders wenn Alex jene letzte Frage mit betörender Stimme stellte, mussten viele schlucken oder blickten drein wie ertappt.

    Manchen Interessenten drehten sie durch die Mangel, indem sie ihnen eine schier endlose Reihe von aus dem Internet gesaugten Katzen- und Babyfotos unter die Nase hielten, die sie als ihre eigenen oder aus ihrer Verwandtschaft stammend ausgeben und Bewunderung dafür kassieren wollten, oder sie präsentierten grässlich hingeschmierte Bilder, die jedes Kleinkind besser hingekriegt hätte, und heischten aufdringlich um Applaus. Rang sich jemand Worte des Lobes ab, fragten sie diesen jemand daraufhin erst recht, ob er denn gar keinen Geschmack habe.

    Kam ihnen jemand sittsam, religiös vor, versuchten sie diejenigen mit abstrusen ketzerischen Fragen aus der Fassung zu bringen. „Wenn du eine Ziege opferst und ihr das noch schlagende Herz herausreißt, beschwörst du damit einen Dämon herauf?, „Wie würdest du reagieren wenn du herausfindest, dass ich der Antichrist bin? Oder sie spielten lärmenden Death Metal vor und fragten, ob es für die Person in Ordnung sei, dass Christophs Band Unsensibles Draufspucken zweimal in der Woche zur Probe käme. Oder Julia tat, als leide sie an Tourette: „Nun, was – Arschfick-Fotze! – stellst du dir – Satanshurenkind! – unter einem harmonischen Zusammenleben denn vor? – blöder Scheißeschwengel, arschblöder!"

    Hatten die drei es mit einem Gruftie oder Emo – schwarzer Lippenstift, schwarze Haare, schwarze Kleidung, schwarze Schuhe, blass geschminkt – zu tun, legten sie geheucheltes Mitgefühl an den Tag. „Wenn du in der Früh aufwachst und einen weiteren beschissenen Tag zu bewältigen hast, woher weißt du dann, für welches Schwarz du dich entscheiden sollst?"

    Einfachen Arbeitern, die das Zimmer als Pendlerwohnung unter der Woche nutzen wollten, die den Attacken gebildeter Rhetorik wenig intellektuelle Bollwerke entgegenzusetzen hatten, entlockte das Trio perfid deren Lebensbeichte, und so manches gestandene Mannsbild hatte auf ihrer Couch zu flennen begonnen wenn es zugeben musste, seine Frau wegen eines anderen Mannes verlassen zu

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