Feuerland - die Technoinsel
Von Andy Kontor
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Über dieses E-Book
Eine Erzählung in der Erzählung handelt von der Insel Feuerland. Andy Kontor, ein CIA-Agent, soll das Volk der Sunbeams ausspionieren. Nach einer Weile ist er schwer begeistert von der Lebensweise des kleinen Volkes und er beschließt, die Insel nie mehr zu verlassen.
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Buchvorschau
Feuerland - die Technoinsel - Andy Kontor
1. Katrin
Katrin und ich – wir kennen uns schon ewig. Wir gingen zusammen in den Kindergarten und in die Schule. Wir spielten zusammen im Sandkasten. Heute sind wir erwachsen, doch irgendwie immer noch Kinder. Heute spielen wir nicht mehr im Sandkasten, sondern im Club. Das neue Spiel heißt Techno. Techno ist der Soundtrack zu unserem ganz eigenen Film, einem krassen Film.
Heute ist ein glühend heißer Tag, ein Dienstag. Nachmittags telefoniere ich mit Katrin. Wir vereinbaren zum Baggersee zu fahren. Wir brauchen Erfrischung. Das Wochenende brennt noch nach in unseren Köpfen. Wir benötigen ein reinigendes Bad. Um drei bei mir. Wir nehmen den Jeep, die Klamotten schmeißen wir hinten drauf. Gas und Schalten. Wir sind auf der Straße, weg von der familiären Barbarei - wir sind fort und frei.
Katrin mit Sonnenbrille, welche aussieht wie eine Waffe, die sich um ihren Kopf schwingt. Sie dürfte jetzt sehr eitel sein, aber sie ist es nicht, weiß nicht um die Aura, die sie in diesen Augenblicken umgibt - die Aura eines Kunstwerks zerfällt in der Zeit seiner technischen Reproduzierbarkeit – aber dieser Moment ist nicht reproduzierbar.
Wir fahren über das Land. Die Sonne liegt klar, eisern und dennoch sanft am Himmel, so wie ein staubiger Diamant. Katrin schaut geradeaus. Katrin weiß nicht, dass sie schön ist um berauschend zu sein, dass sie in diesem Moment eigentlich das schönste Wesen dieses Erdballs ist!
2. Kokain
Samy und ich - wir sind das coolste Team der Republik. Deshalb steht es außer Frage, dass ich Samy auf dem Weg ins verschneite Hamburg begleiten werde.
Samstagvormittag. Der schwarze Honda liegt tief auf dem grauen Asphalt. Unser Raumschiff fast ausnahmslos auf der linken Spur. Blaue Autobahnschilder wischen an uns vorbei. Neben uns zombiehafte Wesen, denen der Normalzustand die Gesichtszüge verhärtet. Unsere hingegen sind entspannt. Wir sind geradezu die Sonne dieser Autobahn, schwarz und wie ein Blitz erobern wir aus dem Untergrund die Welt, immer mit einem siegesgewissen Lächeln auf dem Gesicht, cool, unschlagbar, unaufhaltbar.
„Wenn die Pole schmelzen, dann ist hier Land unter, davon kannst du ausgehen."
Samy zündet sich eine Zigarette an. Er liegt tief unten im Sitz, raucht.
„Hey, du Vollidiot!"
Samy hätte beim Einscheren in die mittlere Spur fast einen plötzlich abbremsenden Lieferwagen mit der Stoßstange massiert, weicht aber noch rechtzeitig auf die Überholspur zurück, wo hinter uns ein eisgrauer Audi TT ruckartig abbremsen muss. Samy tritt durch, wir ziehen fett vorbei.
Eine ganze Zeit lang nur die schmale Überholspur vor uns, Gas bis zum Anschlag, 240, die anderen Autos kriechen wie Schnecken.
„Alter, weißt du, wenn wir erstmal aus Hamburg raus sind mit dem Zeug, dann feiern wir ne richtig fette Schneeparty, so mit kreisendem Spiegel und Lametta von der Decke…"
„Ja Mann, ich freu mich schon."
Samy ruft Dani an, erzählt ihr einen Text über Party am nächsten Wochenende. Dani freut sich schon wahnsinnig, wittert vielleicht schon das Koks.
„Ich werd´ auch Ronald Bescheid sagen. Wir besorgen das Koks und er besorgt die heißesten Frauen der Stadt."
Das klingt wie Musik in meinen Ohren. Wir grinsen, wir rauchen Kette.
Der Verkehr wird dicht, noch fünf Kilometer bis zum Elbtunnel. Stau. Unsere Fenster sind runtergekurbelt, die Musik hämmert durch die Kajüte. Immer wieder wird das leichte Grau licht, brechen Strahlen wie Himmelspfeiler durch die Wolkendecke und stoßen auf die hohen stillstehenden Frachtkräne. Containertürme bis zum Horizont in schmutzigem meeresverwaschenem Rot.
„Atme ein bisschen Meeresluft! Wird dir gut tun, min Jung! Das lüftet dir mal ordentlich den Schädel!"
Trancige Beats fließen mit der Elbe auf die tiefblaue Nordsee zu, münden in den Weltozean, erreichen die Pole, strömen von den Polen wieder zurück nach Hamburg. Die Luft hat eine erfrischende Ingredienz, ein Etwas für das es keine Worte gibt.
Und die Kähne haben die Bäuche vollgetankt mit dieser Freiheit. Die Farben schleusen sich kräftig in unsere Augäpfel. Ein gewaltiger Anblick! Ich atme tief ein. Spitzenmäßige Seeluft, ätherisches Öl aus dem hohen Norden mitten auf diesem grauen Asphalt, neben den brodelnden Dieselmotoren der LKWs, neben Mädels, die sich entnervten Blickes im Rückspiegel ihre Wimpern betuschen. Große Freiheit, hier ist deine Heimat!
Der Stau löst sich und wir erreichen die City. Einkaufsstraßen. Ob die Jungs damals schon Drogen konsumiert haben? Als ich die Frage denke, wiederholt Samy sie laut und ich antworte:
Sicherlich haben sie gekifft, zumindest gesoffen!
„Die waren schon genauso stoned wie wir!"
Die Hanse – eine Handelsbruderschaft. Mit Samy verbindet mich eine Bruderschaft gleicher Art. In diesen Augenblicken sind wir Brüder. Und schließlich sind wir hier, um Koks zu beschaffen.
In der City scheint alles unverändert, so wie ich es von jeher kenne. Doch hier am Hafen steigt einem der seelenlose Geruch des Geldes mitsamt einer frischen Seebrise ganz erheblich in die Nase.
Gedanken in die Tonne – ich bin hier, um Koks zu besorgen!
Wir stellen das Auto ab und stoßen auf die Reeperbahn. Es wird schon dämmrig, am Horizont ziehen die ersten nächtlichen Schleier auf. Festlich,