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Das Geheimnis von Schloss Halloween
Das Geheimnis von Schloss Halloween
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eBook242 Seiten3 Stunden

Das Geheimnis von Schloss Halloween

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Über dieses E-Book

Glaubt ihr, dass Flüche abergläubischer Hokus Pokus ist? Die zehnjährige Laura Wallner auf jeden Fall. Erst recht. als sie mit ihrer Familie, Urlaub in einem Schloss in Transsilvanien macht.
Doch was sie nicht weiß: Ein alter Fluch liegt auf dem Schloss!
Und schon während der ersten Nacht verwandelt sich ihre Familie in furcherregende Monster.
Nur, wenn Laura drei schwere Aufgaben löst, kann sie Ihre Familie von dem Zauber befreien.
Und sie hat nur drei Tage Zeit!
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum29. Juni 2022
ISBN9783347591301
Das Geheimnis von Schloss Halloween

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    Buchvorschau

    Das Geheimnis von Schloss Halloween - Christina Dohr

    Kapitel 1

    Gehört ihr auch zu denjenigen, die nicht an Halloweenmonster oder Flüche glauben? Ich werde euch eines Besseren belehren, denn ich habe ein Abenteuer erlebt, das ihr euch in euren kühnsten Träumen nicht vorstellen könnt. Lasst mich euch erzählen, was sich auf Schloss Halloween zugetragen hat.

    Es liegt nun schon etwas zurück, dass meine Eltern bei einem Preisausschreiben gewonnen haben. Ich weiß noch genau, dass ich an diesem besonderen Tag mit meiner Mama und meinem jüngeren Bruder am Küchentisch beim Frühstück saß. Plötzlich stürmte Papa ganz aufgeregt herein, nachdem er die Post geholt hatte.

    „Wir haben gewonnen, wir haben gewonnen!", rief er.

    Mama schüttelte verständnislos den Kopf. „Was haben wir gewonnen?"

    Papa sagte: „Na, du weißt schon … das Gewinnspiel, an dem ich teilgenommen habe. Das, bei dem man eine Reise gewinnen konnte. Mamas Augen weiteten sich und sie nickte. „Tja, und wir sind eine der glücklichen Familien.

    „Ach was? Das ist ja toll! Begeistert klatschte Mama in die Hände, während ich neugierig von meiner Müslischüssel aufsah. „Und wohin geht die Reise?

    „Wir fahren nach Transsilvanien!" Papa sah uns nacheinander grinsend an.

    Meinem Bruder stand der Mund offen. „Transsilvanien? In die Stadt der Vampire und Werwölfe? Ist ja cool!"

    Mein Bruder Simon steht total auf solche Kreaturen, ganz im Gegensatz zu mir. Er ist erst acht Jahre alt, natürlich glaubt er an so was. Ich finde ja, Monster und Gruselgestalten sind Jungskram.

    Da ich aber schon zehn und die Ältere bin, glaube ich nicht daran. Das heißt: Ich habe nicht daran geglaubt, bis zu unserer Reise. Hätte ich vorher schon geahnt, was uns in Transsilvanien erwarten würde, hätte ich meinen Eltern von Schloss Halloween abgeraten.

    „Vampire? Papa lachte. „Du hast wirklich eine blühende Fantasie, Simon.

    Mama trocknete sich die Hände am Geschirrtuch ab und lehnte sich gegen die Arbeitsplatte. „Und wann geht die Reise los?"

    „Am Freitagmorgen." Voller Tatendrang rieb er sich die Hände.

    „Diesen Freitag? Simon jubelte. „Das ist der 31. Oktober. Halloween!

    „So ist es, Kumpel. Das ist eine Halloween-Reise übers Wochenende. Wir werden in einem alten Schloss übernachten."

    „Wie heißt das Schloss?", wollte ich nun wissen.

    „Schloss Halloween!"

    Die nächsten Tage waren wir mit Packen beschäftigt. Immerhin wollten wir nichts vergessen.

    „Glaubst du, wir brauchen auch dicke Jacken?", rief Papa Mama aus dem Schlafzimmer zu.

    „Ja, es ist Herbst und es wird nicht mehr so warm." Simon und ich schauten dabei zu, wie sie Kosmetikartikel in eine Tasche sortierte. Ziemlich viel Aufregung für ein Wochenende.

    Und dann war es so weit, der Tag der Abreise war gekommen. Mama und Papa trafen noch die letzten Vorbereitungen, wovon Simon und ich allerdings kaum etwas mitbekamen. Es war erst 4:30 Uhr morgens. Da unser Flug jedoch um 6:00 Uhr ging, mussten wir so früh aufstehen. Im Halbschlaf stiegen wir nach dem Frühstück ins Auto. Immer wieder schlief ich während der Fahrt ein, bemerkte aber dennoch, wie wir uns dem Flughafen näherten.

    „Wacht auf, wir sind da", hörten wir Mama flüstern. Während Papa unsere Koffer aus dem Auto lud, gingen wir mit ihr schon einmal vor. Obwohl es so früh war, war am Flughafen ordentlich was los. Überall warteten Menschen auf ihr Flugzeug.

    Endlich kam Papa nach. Er schleifte ächzend das Gepäck hinter sich her und Mama eilte an seine Seite. „Warte, ich helfe dir!"

    Keuchend bedankte Papa sich und zog unsere Flugtickets aus seiner Manteltasche.

    „Ah, Sie haben also auch gewonnen. Ich drehte mich um und vor uns stand ein junger Mann mit kurzem, blondem Haar und einer Brille auf der Nase. „Ich auch, redete er weiter.

    Er hielt uns sein Ticket hin – und es stimmte. Seines sah genauso aus wie unseres: Es war ein ganz besonderes Ticket mit einem Halloweenkürbis im Hintergrund.

    „Ja, richtig", stimmte Papa zu, nachdem er einen kurzen Blick auf die Karte geworfen hatte.

    „Oh, Entschuldigung. Oft rede ich einfach drauflos, ohne nachzudenken." Zerknirscht lächelte der Mann uns an.

    „Das macht doch nichts. Gut gelaunt winkte Papa ab. „Wenigstens wissen wir jetzt, dass wir nicht als Einzige gewonnen haben.

    Offenherzig gab Papa ihm die Hand. „Ich bin Thomas Wallner. Und das ist meine Familie. Meine Frau Emma und unsere Kinder Laura und Simon."

    Nach einer knappen Begrüßung stellte der junge Mann sich uns als Markus vor. „Ich bin Geschichtsstudent, schob er nach. „Ich freue mich schon so auf diese Reise, weil ich mich dadurch umso besser auf mein Referat vorbereiten kann.

    „Etwa ein Referat über Halloween?", fragte mein Bruder ganz aufgeregt.

    Amüsiert grinste Markus ihn an. „Aber nein. Über das Schloss. Es ranken sich viele Mythen und Legenden um Schloss Halloween. Es heißt sogar, das Schloss sei verhext. Es gab angeblich Leute, die in das Schloss zwar hineingegangen, aber niemals wieder herausgekommen sind. Ich belege zurzeit einen Kurs über Mythologie."

    Bei dem Gedanken durchfuhr mich ein eiskalter Schauer. Und in dem Schloss übernachten wir, dachte ich.

    Markus zuckte mit den Schultern. „Aber das sind wahrscheinlich nur Geschichten. Kein Grund zur Sorge."

    „Oh, da wäre ich mir nicht so sicher." Wir alle drehten uns um. Der Fremde vor uns war ein paar Jahre älter als Mama und Papa. Ziemlich düster und finster sah er aus. Er hatte pechschwarze Haare, die ihm so tief ins Gesicht hingen, dass man es kaum erkannte. Einzig seine grünen Augen blitzten hinter den Strähnen hervor. Sein Blick war kalt und freudlos. Ich kann es nicht beschreiben, aber er wirkte irgendwie hasserfüllt und machtbesessen.

    Skeptisch musterte Papa ihn. „Wieso sagen Sie das?"

    Der Mann verzog seine Lippen zu einem fiesen Grinsen. „Es heißt, dass eine geheimnisvolle und mächtige Kraft im Schloss Halloween versteckt sein soll, antwortete er. „Ich schätze, wir werden es bald herausfinden. Dann zog er etwas aus seiner Manteltasche.

    Nein, das ist nicht wahr, dachte ich, als er uns sein Flugticket zeigte. Auch er war ein Gewinner des Preisausschreibens. Na toll, das kann ja heiter werden.

    Das Einchecken ging rasch und wir mussten unser Gepäck abgeben. Wir stiegen ins Flugzeug und suchten unsere Plätze. Mama saß außen, ich in der Mitte und mein Bruder hatte natürlich den besten Platz direkt am Fenster. Typisch. Bald wurden wir aufgefordert, die Gurte anzulegen. Nun ging es los. Das Flugzeug startete. Ganz sacht hob es vom Boden ab. Mama bot uns Gummibärchen oder Kaugummi an, um etwas gegen den Druck in unseren Ohren zu unternehmen.

    „Na, geht’s euch gut?" Papa, der eine Reihe vor uns saß, drehte sich zu uns um.

    „Ja, es ist super!", platzte es aus Simon heraus.

    Der Flug selbst dauerte nicht lange, aber mir kam es wie eine Ewigkeit vor. Simon quasselte mich durchweg mit Stärken und Schwächen der Halloweenmonster voll. „Zum Beispiel verachten Vampire Knoblauch und Tageslicht. Werwölfe hassen alles aus Silber, Dämonen kann man am besten mit Weihwasser oder Kreuzen von sich fernhalten. Simon holte Luft. „Übrigens … Was die wenigsten wissen: Knoblauch hilft auch bei Zombies. Es heißt, wenn du ihnen Knoblauch in den Mund stopfst, dann verlieren sie vorübergehend ihren Kopf.

    „Ih, wie eklig!" Ich schüttelte mich bei dem Gedanken.

    „Es ist aber so!", beteuerte Simon.

    „Böse Geister und Dämonen können nichts betreten, das heilig ist. Zum Beispiel Kirchen oder Klöster. Und darum muss man in solchen Situationen immer ein Kreuz oder so dabeihaben."

    „Aber es wird nie eine solche Situation geben, weil Geister nicht existieren", warf ich ein.

    Simon verschränkte verärgert die Arme. „Na schön, aber komm ja nicht heulend zu mir, wenn Vampire dein Blut trinken oder Dämonen deine Seele holen wollen."

    „Oh, wie ich mich fürchte!" Mit gespieltem Entsetzen schlug ich mir die Hände an die Wangen.

    Der Rest des Fluges verlief recht angenehm. Von Wien nach Rumänien dauerte es eine dreiviertel Stunde. Unser Reiseziel war also einen Katzensprung entfernt. Sobald das Flugzeug zum Stehen kam, sprang ich auf. Mama gab Simon und mir die Hand, damit wir bei den vielen Menschen nicht verloren gingen. Dann holten wir unsere Koffer an einem der Fließbänder ab.

    Vor dem Gebäude kam ein Mann mit braunem Haar und schwarzem Mantel auf uns zu. Er pfiff und hob eine Hand.

    „Alle mal herhören! Alle, die bei dem Halloween-Gewinnspiel gewonnen haben, warten bitte vor dem Eingang! Ich bin euer Touristenführer und bringe euch zum Schloss."

    Meine Familie und viele andere Personen schlossen sich ihm an. Schließlich wies er uns an, in einen alten und heruntergekommenen Bus einzusteigen.

    „Wir sollten da lieber nicht reingehen, nuschelte ich. „Der Bus sieht nicht sicher aus.

    Mama nahm meine Hand. „Süße, du brauchst dich nicht zu fürchten."

    Simon hingegen fing an zu lachen. „Guck mal, wer jetzt Angst hat!, spottete er. „Simon, hör auf. Mama warf ihm einen tadelnden Blick zu. Ich wollte nicht, dass ausgerechnet mein kleiner Bruder dachte, ich hätte Angst. Also ließ ich Mamas Hand los, stieß Simon unsanft beiseite und stieg in den Bus. Vorsichtig fuhr er los. Es ging über Hügel, durch Städte und Wälder, bis wir nach einer Weile anhielten.

    „Wir sind da!, verkündete der Touristenführer. „Bitte alle aussteigen. Erst durch das Gedränge merkte ich, wie viele Leute gewonnen haben mussten. Draußen sah ich mich um. Wir waren in einem kleinen Dorf angekommen, das einen sehr traurigen Anblick bot. Alle Häuser waren verfallen und überall waren Löcher in den Dächern. Die Fenster waren kaputt und einige der Scheiben sogar zugenagelt. Die Blumen, die Blätter, die Bäume und Büsche, die Obst- und Gemüseplantagen, alles war verwahrlost. Ich ging etwas näher an einen Rosenbusch heran und kniff die Augenbrauen zusammen. Die Rosen hatten eine pechschwarze Farbe. Sie waren richtig verbrannt. Und nicht bloß sie. Die anderen Pflanzen sahen genauso aus. Alles wirkte dunkel und unheimlich. Sogar der Himmel war über und über mit schweren Regenwolken bedeckt. Mit dem Finger berührte ich eine der Rosen und sie zerbröselte sofort zu Asche.

    Der Touristenführer räusperte sich. „Bitte folgen Sie mir! Ab hier müssen wir laufen."

    Flüchtig schaute Mama sich um und gesellte sich an seine Seite. „Ist es sehr weit?"

    „Aber nein. Wir müssen nur durch das Dorf und den Berg hinauf und schon sind wir da." Er deutete auf einen großen Berg, der rundherum mit Bäumen bedeckt war. Und oben erhob sich stolz ein prächtiges Schloss. Das musste es sein – Schloss Halloween.

    Damit marschierten wir los. Zuerst durch das kleine Dorf am Fuße des Berges. Hier begegneten wir zwar ein paar Leuten, doch der Anblick blieb beunruhigend. Geschäfte und Häuser waren zerstört, die Bewohner hatten Schatten um die Augen und ihr Haar war kreidebleich, auch bei den Kindern. Sie waren dünn und blass wie Gespenster. Mir lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.

    „Warum ist alles so gruselig?, murmelte ich vor mich hin. „Am Flughafen war nicht eine Wolke zu sehen, aber hier ist alles grau und freudlos.

    „Das ist der Fluch", hörte ich jemanden sagen. Es war der Mann mit dem schwarzen Haar und dem finsteren Blick.

    Ich presste die Lippen aufeinander und schluckte. „Welcher Fluch?", fragte ich nach einigen Momenten.

    Er schloss zu mir auf und erklärte mit unheimlicher Stimme: „Auf Schloss Halloween soll ein Fluch liegen. Er ist daran schuld, dass es allen hier so schlecht geht."

    „Ein Fluch? Ich schüttelte den Kopf. „Aber Flüche gibt es doch gar nicht.

    Der Mann hob abwehrend die Hände. „Wenn du das sagst."

    Bevor ich noch etwas sagen konnte, erklangen die Worte des Touristenführers: „Passen Sie auf, wo Sie hintreten, denn jetzt geht es hinauf zum Schloss."

    Ein schmaler Weg führte in den Wald. Je tiefer wir hineinkamen, desto dunkler wurde es. Die Äste und Blätter bildeten ein dichtes Dach über uns. Das letzte bisschen Tageslicht verschwand immer mehr. Der Weg schlängelte sich steil hinauf. Mühselig kämpfte ich mich den Berg hoch und irgendwann wurde mir etwas klar: Der Wald war nicht nur dunkel und unheimlich, sondern auch verlassen. Während des gesamten Weges hörte ich keine Vögel zwitschern. Als wir an einem kleinen Teich vorbeikamen, sah ich weder Frösche noch Wasservögel. Die ganze Umgebung wirkte wie ausgestorben.

    Und dann waren wir endlich oben.

    Schloss Halloween lag genau vor uns. Ein düsteres Schloss mit grauen Steinwänden. Die Dächer der Türme waren ebenso schwarz wie die Fensterrahmen. Über dem Schloss kreisten ein paar Raben und bescherten mir eine Gänsehaut mit ihrem unheimlichen Krächzen.

    „Da sind wir. Der Touristenführer drehte sich mit ausgebreiteten Armen zu uns um. „Schloss Halloween in seiner ganzen Pracht. Kommen Sie, wir gehen hinein. Er deutete auf ein großes bogenförmiges Tor. Eine Brücke aus Stein, die mit feinen Kieseln bedeckt war, führte uns hinüber. Am Anfang der Brücke befanden sich links und rechts zwei Sockel, auf denen zwei grauenvolle steinerne Kreaturen hockten. Mir wurde mulmig, als ich sie näher betrachtete. Sie saßen aufrecht und stützten sich mit den Vorderbeinen auf. An Vorder- und Hinterbeinen hatten sie keine Fingernägel, sondern Krallen. Ihre Köpfe waren haarlos, aber sie besaßen Hörner. Und ihre Mäuler waren so weit aufgerissen, dass man ihre spitzen Zähne sah.

    „Sind das etwa Teufel?", fragte ich angewidert.

    „Nein, warf Simon ein, „das sind Goblins. Es heißt, dass sie die Seelen der boshaften Menschen in die Hölle entführen.

    Der Touristenführer winkte uns zu sich. „Nur keine Scheu!" Er schritt über die Brücke und wir folgten ihm. Mit beiden Händen stieß er die große schwarze Tür auf und wir betraten den Innenhof.

    Er war so groß wie ein Fußballfeld. Überhaupt sah das ganze Schloss plötzlich viel größer aus als von außen. Ein Steinweg führte uns zu einer weiteren Tür.

    „Dort ist der Eingang", erklärte der Touristenführer. Während wir auf die Tür zugingen, ließ ich meinen Blick über den Hof schweifen. Neben dem Steinweg wuchs genauso schwarzes Gras wie unten im Dorf. Einige Blumenkästen, die wie Stufen hintereinander platziert waren, reichten so hoch, dass man sogar die unteren Fenster erreichen konnte. Wir stiegen eine Treppe hinauf.

    Der Touristenführer drückte die Türschnalle herunter, und als wir eintraten, entfuhr mir ein Seufzen. Wer hätte es gedacht? Das Schloss war von innen genauso gruselig wie von außen. Auf dem Boden lagen hässliche und verschmutzte alte Teppiche. Neugierig blickte ich von der Eingangshalle aus in die verschiedenen Flure. Scheinbar gab es eine Menge Gänge, in denen zu beiden Seiten schwarze Ritterrüstungen aufgestellt worden waren.

    Ich rieb mir die Arme, um die Gänsehaut wieder loszuwerden, die mich seit dem Anblick im Dorf begleitete. Als ich meinen Blick weiterschweifen ließ, fiel mir ein langer Teppich ins Auge, der auf eine breite Treppe zuführte. Es war ein roter Teppich wie bei einer dieser Filmpremieren, die man so oft im Fernsehen sieht. Nur dieser hier war grau und löchrig.

    Um mich herum herrschte reges Getuschel. Einige der Gewinner linsten wie ich die Gänge hinab, während andere sich die mit Spinnfäden besetzten Ecken anschauten.

    „Kommen Sie weiter, drängte der Touristenführer „Ich führe Sie jetzt nach oben und zeige Ihnen Ihre Zimmer. Wir durchquerten den großen Eingangsbereich und stiegen die alten Steinstufen hinauf.

    Noch mehr Gänge mit pechschwarzen Rüstungen. Wir gingen an den Blechgestalten vorbei. Jede Rüstung hielt eine andere Waffe in der Hand. Eine hatte ein Schwert, die andere eine Lanze, eine Keule oder einen Morgenstern. Einer der Metallritter trug sogar einen Schild.

    Als ich mich wieder auf den Weg konzentrierte, endete der Gang. Links und rechts gingen mehrere Holztüren ab.

    Der Touristenführer wandte sich uns zu. „So, hier sind nun Ihre Gästezimmer. Hier im Ostflügel hat man einen guten Ausblick. Und Ihre Zimmer sind schon fertig." Einem nach dem anderen übergab er einen Schlüssel mit einem Anhänger. Ich hatte die Zimmernummer 13.

    „Bevor Sie Ihre Zimmer beziehen, möchte ich Ihnen noch mitteilen, dass wir heute Abend um 20 Uhr eine große Halloweenparty im Thronsaal veranstalten werden. Die Feier geht bis Mitternacht und jeder ist eingeladen. Und vergessen Sie nicht Ihre Kostüme! Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss mich noch um die letzten Vorbereitungen kümmern. Sollten Sie etwas brauchen, lassen Sie es mich wissen." Mit den Worten ging er davon.

    Papa stemmte die Hände in die Seiten, während die anderen Gäste sich allmählich unter regen Unterhaltungen auf ihre Zimmer zurückzogen. „So, dann sollten wir auch mal unsere Zimmer beziehen."

    Simon sah auf seinen Schlüsselanhänger. „Ich habe die Zimmernummer 13", jubelte er.

    „Echt jetzt? Ich auch", stöhnte ich missmutig.

    „Oh, nein! Wir sind Zimmergenossen."

    „Leider, ja." Ein ganzes Wochenende mit meinem Bruder! Das konnte ja nur ätzend werden.

    Mama legte uns je eine Hand auf die Schulter. „Das ist doch nicht so schlimm. Es sind gerade mal zwei Tage, die kommt ihr sicher miteinander aus. Stimmt’s?"

    Ich seufzte. „Na gut."

    Auch mein Bruder nuschelte: „Na gut, ich versuche es."

    Fröhlich lächelte Mama uns an. „Falls irgendetwas ist, wir sind gleich nebenan." Wir nickten stumm.

    „Kommt, es wird Zeit auszupacken!" Papa ging bereits den Gang entlang, um die richtigen Zimmer zu finden.

    „Ich komme", gab Mama zurück, aber Simon hielt sie auf.

    „Können wir uns im Schloss ein bisschen umsehen?"

    „Ich weiß nicht. Nachdenklich sah sie uns nacheinander an. „Ich will nicht, dass ihr euch verirrt.

    „Bitte, Mama, bitte! Ich werde mich schon nicht verlaufen, bettelte Simon. „Und außerdem ist Laura ja bei mir. Mamas Blick blieb an mir hängen. Ich wusste nicht, was mein Bruder so faszinierend an diesem unheimlichen Schloss fand, aber besser als herumzusitzen und nichts zu tun.

    Also sagte ich: „Ich pass schon auf."

    Unentschlossen runzelte Mama die Stirn. „Bist du sicher?"

    „Ja, ich bin geübt darin, darauf aufzupassen, dass mein kleiner Bruder keine Dummheiten anstellt."

    Simon verschränkte die Arme.

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