Weihnachten in den Highlands
Von Jara Thomas
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Über dieses E-Book
Aber, dass die Wettervorhersage "Highlands - Weihnachten im Schnee" stimmt - damit kann doch nun wirklich niemand rechnen! So ist sie glücklich, nach einer Autopanne von einer netten jungen Frau bis zum nächsten Dorf mitgenommen zu werden. Allerdings setzt diese Maggie vor einem B&B ab, das keines ist und der Besitzer des Hauses ist auch äußerst ungehalten über den ungebetenen Gast. Jedoch Libby, seine Border-Collie-Hündin ist sich als Hüte- und Familienhund ihrer Rolle allerdings sehr wohl bewusst und schließt Maggie vom ersten Augenblick an in ihr Hundeherz...
Wenn das Unterbewusstsein die Kontrolle über das Bewusstsein übernimmt und Verstorbene das Schicksal der Lebenden lenken ...
Eine kleine Liebesgeschichte mit einem Hauch von Mystik.
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Buchvorschau
Weihnachten in den Highlands - Jara Thomas
Vorab:
Mit diesem Kurzroman betrete ich neues Terrain.
So habe ich zum ersten Mal in der ersten Person und gleichzeitig im Präsens geschrieben. Außerdem habe ich versucht durch unterschiedliche Schrift(-arten) die unterschiedlichen Sichtweisen meiner Protagonisten deutlich zu machen. Ich möchte nämlich wissen, ob auf allen E-Readern klar zu erkennen ist, wann die Geschichte aus Maggies Sicht geschrieben wurde und wann auch David mit seinen Gefühlen und Ängsten „zu Wort kommt – ohne, dass ich vor den Absatz schreibe: „Maggie:
oder eben „David:"
Bitte helft mir, indem ihr mir eine Rückmeldung per Mail unter Jarathomas1@gmx.de gebt, wenn auf Eurem Reader nicht deutlich sichtbar wird (also durch Schrift und/oder Fettdruck deutlich), wann das wechselt.
Dafür schon mal einen ganz herzlichen Dank und ansonsten bin ich auf euer Urteil zur Geschichte gespannt – wie immer.
Von verschlossenen Türen und verschlossenen Typen
„Oh nein, nicht schoooon wieder!"
Der tiefe Seufzer kommt von Herzen. Ich streiche mir ein paar blonde Ponyfransen aus der Stirn und lasse den Wagen ausrollen, bis er in einer Ausweichbucht stehen bleibt. „Passing Place" steht auf einem kleinen rautenförmigen Schild. Eigentlich sind die kleinen Ausbuchtungen dafür gedacht, auf den schmalen Straßen der Highlands den Gegenverkehr passieren zu lassen. Doch jetzt blockiere ich eine davon.
Seit etwas mehr als fünfzig Meilen gibt mein Mini in unterschiedlich großen Abständen merkwürdige Geräusche von sich. Aber nun ist der Motor nach einem erbärmlichen Husten ächzend komplett verstummt.
Das Problem – außer einem nichtfunktionstüchtigen Auto – ist: Ich muss unbedingt heute bis Portree auf Skye kommen. Dort wartet nämlich Michael auf mich.
Michael … Ich hatte den attraktiven schüchternen Juristen vor ungefähr zwei Jahren in London kennengelernt. Er war häufiger in der Buchhandlung aufgetaucht, in der ich arbeite, um seine Fachbücher zu bestellen. Irgendwann war mir aufgefallen, dass er gelegentlich zu uns kam, darauf bestand, dass ich ihn beriet, aber nichts kaufte.
Schließlich, nach fast einem Jahr, hatte er sich ein Herz gefasst und mich zum Essen eingeladen. Dabei hatte er nicht vergessen, mir anzubieten, ihn Mike zu nennen – wenn ich wollte. Nicht lange danach gingen alle davon aus, wir beiden seien ein Paar.
Na ja, eigentlich sind wir ja auch ein Paar. Obwohl … auf der anderen Seite … Ich seufze auf. Doch diesmal hat das nichts mit meinem treulosen Mini zu tun. Michael ist der Grund. Er ist wirklich unglaublich attraktiv, außerdem höflich und zuvorkommend. Sehr gut erzogen. Er kommt aus gutem Haus …
Und doch fehlt da etwas. Ich vermisse bei ihm die Nähe und Wärme, die ich zwischen meinen Eltern gespürt habe. Diese Herzlichkeit habe ich mir immer für meine eigene Beziehung gewünscht. Michael ist jedoch offensichtlich nicht in der Lage, diese Wärme zu geben und diese Nähe zuzulassen. Er scheint es selber aber auch nicht zu vermissen. Vorsichtige Hinweise meinerseits lösten bei ihm in der Vergangenheit Irritation und Abwehr aus.
Habe ich zu hohe Ansprüche?
Nun bin ich über Weihnachten zu seinen Eltern eingeladen. Dabei geht es allerdings nicht nur um das Weihnachtsfest – ich befürchte nämlich, er will mich überrumpeln und in Gegenwart seiner Eltern um meine Hand anhalten. Er machte bereits vor einigen Tagen so eine Andeutung, dass er mich überraschen wolle. Zu allem Überfluss hatte meine Freundin Anne ihn bei Highsmith & Towers, einem renommierten Londoner Schmuckgeschäft, herauskommen sehen. „Und dabei hättest du sein verzücktes Lächeln sehen sollen", hatte sie mir vertraulich zugeflüstert und die Augenbrauen bedeutungsvoll hochgezogen. Denn – Anne weiß um meine Bedenken.
Nun ja, im Moment sieht es nicht so aus, als käme ich heute noch auf die Isle of Skye. Vermutlich würde ich nicht einmal bis zum nächsten Ort kommen. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass es gleich vier Uhr ist. Es dämmert bereits und es wird sehr bald dunkel sein.
Zu allem Überfluss regnet es seit einer guten Stunde. Eigentlich nichts Besonderes in den schottischen Highlands. Doch für mich wird es dadurch nur noch unangenehmer. Ein fieser, kalter Schneeregen.
Ohne besonders große Hoffnung drehe ich den Schlüssel herum und beschwöre meinen geliebten Mini inständig, wieder anzuspringen. Doch die kläglichen Geräusche, die mir fast schon körperlich wehtun, geben wenig Berechtigung darauf zu hoffen, dass mein kleines Auto sich auch nur noch einen Meter ohne fremde Hilfe bewegen wird.
Ich atme tief durch. Dann schnappe ich mir entschlossen meinen Rucksack vom Beifahrersitz, in den ich am frühen Morgen in aller Eile meine Wäsche gestopft habe. Mein Blick fällt auf das schicke teure Kleid, das auf dem Rücksitz liegt, damit es nicht kraus wird. Michael hatte mehrfach angedeutet, dass seine Eltern besonders an wichtigen Feiertagen sehr viel Wert auf Äußerlichkeiten legen. Da wollte ich ihn nicht blamieren. Auch wenn mir ein Hosenanzug lieber gewesen wäre als das Kleid, das ich extra für diesen Anlass gekauft hatte – und vermutlich nie wieder anziehen würde.
Außerdem liegen dort hinten noch die Geschenke für Mike und seine Eltern. Na ja, wer sollte die schon stehlen? Und wenn doch … Egal! Wichtiger ist es jetzt, jemanden zu finden, der mir mit dem Auto hilft oder mich irgendwie nach Portree bringt.
Ich war noch nie in Schottland, kenne mich in der Gegend überhaupt nicht aus und hoffe nur, in dieser einsamen Wildnis irgendwann auf eine menschliche Seele zu treffen. Der Weg durch die Highlands hatte mich über gewundene Single-Track-Roads geführt – über Straßen, die so schmal sind, dass sich in unregelmäßigen Abständen Ausweichbuchten befinden.
Entschlossen öffne ich die Autotür. Der Nieselregen durchdringt meine Kleidung sogleich und ich greife hastig nach meiner Wachsjacke. Schnell schlüpfe ich hinein und ziehe mir die Kapuze über den Kopf. Viel zu lange kämpfe ich ungeduldig mit dem Reißverschluss. So schön es auch ist, den Reißverschluss wahlweise von oben oder unten öffnen zu können – das Schließen ist jedes Mal ein Kampf. Endlich ist aber auch das geschafft.
Ich schwinge mir den Rucksack auf den Rücken, denke im letzten Augenblick daran, meine Taschenlampe aus der Seitenablage zu nehmen und werfe die Tür zu. Nach einem schicksalsergebenen Blick zum Himmel entschließe ich mich, in die Richtung zu marschieren, in die ich auch gefahren bin.
Das letzte Dorf hatte ich schon vor längerer Zeit passiert. Deshalb hoffe ich inständig, dass das Nächste nicht so endlos entfernt liegt. Wieder ärgere ich mich, dass die Straßenkarte warm und trocken zuhause auf dem Wohnzimmertisch liegt. Nun bleibt mir nur, mich auf die Beschilderung zu verlassen.
Beim ersten Blick in die Karte vor einigen Wochen, hatte ich mich noch über das schlechte Kartenmaterial beklagt, vermutete ich doch, dass nur ein paar der größeren Straßen eingezeichnet wurden. Dafür musste ich mich von Michael mit seiner üblichen, leicht überheblichen Art, auslachen lassen – in diesen Augenblicken fühlte ich mich immer wie ein kleines Dummchen und ich hasste es. „Maggie-Darling, dort, wo keine Straßen zu sehen sind, da gibt es auch keine. Es sind nur wenige schmale Straßen in die Felsen gehauen worden, alles andere wäre viel zu mühselig gewesen und für die wenigen Dörfer in der kargen Gegend auch überflüssig. Für die Highlands ist das aber ganz typisch!", sagte er nicht ohne eine Spur von Stolz. Ein Stolz, der sich mir auch nach längerem Überlegen noch immer nicht erschließt.
Soweit ich mich erinnere, liegen diese wenigen Dörfer außerdem ziemlich weit auseinander. Das lässt mich mutlos werden. Noch ein tiefer Seufzer, um mich zu motivieren. Die Alternative, im Auto sitzen zu bleiben, ist für mich nicht wirklich eine, und so mache ich mich auf den Weg.
Während ich mechanisch einen Fuß vor den anderen setze, lasse ich meine Gedanken schweifen:
Es ist der 21. Dezember und ich habe mir zwei Wochen Urlaub genommen. Ich will das Weihnachtsfest mit Michael und seinen Eltern verbringen – ebenso den Silvesterabend.
Das heißt, eigentlich will ich das gar nicht. Ich wollte es von Anfang an nicht so richtig. Wäre ich nämlich ehrlich, würde ich sagen, dass ich Weihnachten lieber mit Michael alleine in meiner Wohnung verbringen möchte. Denn das, was ich bislang von Mikes Eltern weiß, macht mich nicht unbedingt neugierig auf die alten Leute.
Michael ist ein Einzelkind, wie ich selber auch. Seine Eltern waren bei seiner Geburt schon über vierzig. Ich wusste, wie sehr er als Kind darunter gelitten hatte, dass sie so ängstlich und besorgt um ihn waren. Mit anderen Kindern durfte er oft nicht spielen, weil die Eltern befürchteten, ihm könne etwas zustoßen. Außerdem passten die Kinder der Schafbauern nach Ansicht seiner Eltern nicht zu ihm – Alternativen gab es aber nur wenige. Die Kinder der Fischer vielleicht?
Ganz schlimme Erinnerungen hatte er an Situationen, in denen er mitten im Spiel nach Hause befohlen wurde, weil seine Mutter der Meinung gewesen war, es sei für