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Vier Jahre in der Stonewall Brigade: Ein Soldat der 33rd Virginia Infantry erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg
Vier Jahre in der Stonewall Brigade: Ein Soldat der 33rd Virginia Infantry erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg
Vier Jahre in der Stonewall Brigade: Ein Soldat der 33rd Virginia Infantry erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg
eBook512 Seiten7 Stunden

Vier Jahre in der Stonewall Brigade: Ein Soldat der 33rd Virginia Infantry erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg

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Über dieses E-Book

"Caslers ebenso unterhaltsame wie wahrheitsgetreue Erzählung ist ein aufschlussreiches Gegengift gegen die exzessive Heroisierung der konföderierten Army of Northern Virginia in der einschlägigen Literatur. Eine objektive Betrachtung dieser Armee ist ohne Caslers Perspektive schlicht unmöglich."
Douglas Southall Freeman, Autor von "R. E. Lee: A Biography".

John Overton Casler (1838-1926) ist zu Beginn des Amerikanischen Bürgerkrieges 23 Jahre alt. Die jugendliche Wanderlust hat den jungen Farmerburschen aus dem heimatlichen Virginia nach Missouri verschlagen, doch als er die Unabwendbarkeit des Krieges erkennt, kehrt er zum Schutze seines Heimatstaates an die Ostküste zurück, wo er sich zu Kompanie A der 33rd Virginia Infantry meldet. Bereits einen knappen Monat später erlebt der frische Rekrut seine Feuertaufe in der Ersten Schlacht von Manassas, wo sich sein Regiment und seine Brigade einen Ruf erwerben, der sich im Laufe des Krieges zur Legende auswächst. Es ist ein Ruf, den die jungen Farmer- und Handwerkerburschen aus dem ländlichen Virginia teuer erkaufen müssen. Casler erweist sich rasch als unabhängiger Freigeist, der sich ausschließlich seinem eigenen moralischen Kompass verpflichtet sieht; die Befehle fremder Autoritäten nimmt er nicht ungeprüft hin. Hierin ist er ganz "Rebell". Er folgt seiner Brigade und ihrem legendären Kommandeur Thomas J. "Stonewall" Jackson durch Schlacht um Schlacht, dient zeitweise im Pioniercorps seiner Division und wird Zeuge, wie seine Kompanie und sein Regiment in zahllosen Gefechten allmählich aufgerieben werden, bis sie schließlich fast nur noch auf dem Papier bestehen. Wenige Monate vor Kriegsende gerät Casler in Gefangenschaft und wird nach Fort McHenry gebracht, wo er unter sadistischen Wärtern und mörderischen Haftbedingungen zu leiden hat.

Nach dem Ende des Krieges greift Casler auf Drängen seines Freundeskreises zur Feder und beginnt, sich seine Kriegserlebnisse von der Seele zu schreiben, ohne einen Gedanken an irgendjemandes Reputation zu verschwenden. Als eifriger Leser der Erinnerungsliteratur seiner ehemaligen Kameraden wird er sich bald bewusst, dass er mit seiner schonungslos offenen, keinem Pathos verpflichteten Schreibweise eine Lücke in der Geschichtsschreibung des einfachen Soldaten geschlossen hat, doch der außerordentliche Erfolg seines Buches trifft ihn doch überraschend. Es erreichen ihn zahllose Briefe von Veteranen aus Nord und Süd gleichermaßen, welche in Caslers Buch ihre eigenen Erlebnisse wiedererkennen und in der schnörkellosen Wahrheit seiner Zeilen Hilfe bei der Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit finden.

Casler räumt "Pracht, Pomp und Rüstung des glorreichen Kriegs" wenig Raum ein; er schildert das hastige Verscharren verbrannter Leichen, die Erschießung von Deserteuren, den Zerfall von Disziplin und Hoffnung, die allzu menschlichen Schwächen der Soldaten, das Leid der Zivilbevölkerung, die Narben, welche der Krieg an Leib und Seele hinterlässt. Dabei bleibt er weitestgehend sachlich; die Bewertung des Geschilderten überlässt er dem Leser.
Auch Jahrzehnte nach dem Tod des letzten Veteranen hält Caslers Buch den prüfenden Blicken der Historiker stand und gilt unzweifelhaft als ein Standardwerk der Bürgerkriegsliteratur.

Ein Anhang der Gefechtsberichte der 33rd Virginia Infantry ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu den Schilderungen des unmittelbar beteiligten Soldaten.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum2. Juli 2018
ISBN9783742732583
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    Buchvorschau

    Vier Jahre in der Stonewall Brigade - John Overton Casler

    Vorwort des Übersetzers

    Widmung

    Dieses Werk ist in respektvoller Ergebenheit gleichermaßen den Jungs in Grau wie den Jungs in Blau gewidmet, die beide für eine Sache kämpften und litten, welche sie als gerecht erachteten.

    "Unser Schlachtruf wird nie mehr erschallen,

    Uns're Kriegsflaggen sinken herab,

    Uns're zornigen Stimmen verhallen

    Und wir werden zu Brüdern im Grab.

    Möge Gott die Erlösung uns schenken,

    Möge ewig die Nachwelt gedenken

    In Liebe und Trauer der Blauen,

    In Trauer und Liebe der Grauen."

    Der Autor

    Ich bin ein großer Freund der Wahrheit, besonders hinsichtlich der historischen Fakten. Möge stets die Wahrheit ans Licht kommen, ganz gleich, wem sie nützt oder schadet. Künftige Generationen haben ein Recht auf die Wahrheit.

    John O. Casler

    Als die alternden Veteranen des Sezessionskrieges in den letzten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in größerer Zahl beginnen, ihre Memoiren und Kriegserinnerungen zu Papier zu bringen, tun sie dies aus den verschiedensten Beweggründen, jedoch nur selten, um ihren Beitrag zu einer objektiven Geschichtsschreibung zu leisten. Die Mehrheit der literarisch mehr oder minder begabten Verfasser drängt es mit fortschreitendem Alter, ihre Geschichte zu erzählen und der Nachwelt zu versichern, dass sie ihren Teil beigetragen haben. Verständlicherweise fühlen sie sich dabei dem eigenen Ansehen ebenso verpflichtet wie dem Andenken an die alten Kameraden und so ist die Versuchung groß, möglichst den gesellschaftlichen Erwartungen an den tapferen, treuen Soldaten zu entsprechen, indem sie die positiven Aspekte betonen und die negativen Seiten des Kriegserlebnisses abmildern. Während diese Erinnerungen lesenswerte historische Zeugnisse darstellen, so sind es die vergleichsweise seltenen Werke, welche die Perspektive des Zeitzeugen mit der Faktentreue des Historikers und erzählerischer Begabung verbinden, die allgemein den Klassikern der Bürgerkriegsliteratur zugerechnet werden.

    Einer dieser unbestrittenen Klassiker des Genres ist Vier Jahre in der Stonewall Brigade von John Overton Casler (1838-1926). Casler ist zu Beginn des Krieges 23 Jahre alt. Die jugendliche Wanderlust hat den jungen Farmerburschen aus dem heimatlichen Virginia nach Missouri verschlagen, doch als er die Unabwendbarkeit des Krieges erkennt, kehrt er zum Schutze seines Heimatstaates an die Ostküste zurück, wo er sich zu Kompanie A der 33rd Virginia Infantry meldet. Bereits einen knappen Monat später erlebt der frische Rekrut seine Feuertaufe in der Ersten Schlacht von Manassas, wo sich sein Regiment und seine Brigade einen Ruf erwerben, der sich im Laufe des Krieges zur Legende auswächst. Es ist ein Ruf, den die jungen Farmer- und Handwerkerburschen aus dem ländlichen Virginia teuer erkaufen müssen. Casler erweist sich rasch als unabhängiger Freigeist, der sich ausschließlich seinem eigenen moralischen Kompass verpflichtet sieht; die Befehle fremder Autoritäten nimmt er nicht ungeprüft hin. Hierin ist er ganz Rebell. Er folgt seiner Brigade und ihrem legendären Kommandeur Thomas J. Stonewall Jackson durch Schlacht um Schlacht, dient zeitweise im Pioniercorps seiner Division und wird Zeuge, wie seine Kompanie und sein Regiment in zahllosen Gefechten allmählich aufgerieben werden, bis sie schließlich fast nur noch auf dem Papier bestehen. Wenige Monate vor Kriegsende gerät Casler in Gefangenschaft und wird nach Fort McHenry gebracht, wo er unter sadistischen Wärtern und mörderischen Haftbedingungen zu leiden hat. Nach dem Kriege fällt dem von seinen Erlebnissen gezeichneten Casler die Rückkehr in einen geordneten Lebenswandel schwer. Er widmet einen beträchtlichen Teil seiner Energien dem Aufbau diverser Veteranen-Vereinigungen, darüber hinaus tritt er eher unkonventionell in Erscheinung: Ein Veteranenheim in Richmond verweigert ihm wegen Trunkenheit und unflätiger Beleidigung der Anstaltsleitung die weitere Unterbringung; in einer finanziellen Notlage täuscht er den eigenen Tod vor, um die Familie in den Genuss einer Lebensversicherungspolice zu bringen, doch der verwegene Plan misslingt.

    In dieser Lebenssituation greift Casler auf Drängen seines Freundeskreises zur Feder und beginnt, sich seine Kriegserlebnisse von der Seele zu schreiben, ohne einen Gedanken an irgendjemandes Reputation zu verschwenden. Casler lobt und tadelt nach bestem Wissen und Gewissen, nicht aus Sympathie oder Antipathie. Als eifriger Leser der Erinnerungsliteratur seiner ehemaligen Kameraden wird er sich bald bewusst, dass er mit seiner schonungslos offenen, keinem Pathos verpflichteten Schreibweise eine Lücke in der Geschichtsschreibung des einfachen Soldaten geschlossen hat, doch der außerordentliche Erfolg seines Buches trifft ihn doch überraschend. Es erreichen ihn zahllose Briefe von Veteranen aus Nord und Süd gleichermaßen, welche in Caslers Buch ihre eigenen Erlebnisse wiedererkennen und in der schnörkellosen Wahrheit seiner Zeilen Hilfe bei der Bewältigung ihrer eigenen Vergangenheit finden.

    Casler räumt Pracht, Pomp und Rüstung des glorreichen Kriegs wenig Raum ein; er schildert das hastige Verscharren verbrannter Leichen, die Erschießung von Deserteuren, den Zerfall von Disziplin und Hoffnung, die allzu menschlichen Schwächen der Soldaten, das Leid der Zivilbevölkerung, die Narben, welche der Krieg an Leib und Seele hinterlässt. Dabei bleibt er weitestgehend sachlich; die Bewertung des Geschilderten überlässt er dem Leser.

    Auch Jahrzehnte nach dem Tod des letzten Veteranen hält Caslers Buch den prüfenden Blicken der Historiker stand und gilt unzweifelhaft als ein Standardwerk des Genres. Douglas Southall Freeman, Historiker und pulitzerpreisgekrönter Autor des mehrbändigen Werkes R. E. Lee: A Biography, bezeichnet Caslers Erinnerungen treffend als ein Gegengift gegen die exzessive Heroisierung der konföderierten Army of Northern Virginia und gelangt zu dem Schlusse: Eine objektive Betrachtung dieser Armee ist ohne Caslers Perspektive schlicht unmöglich.

    Florian Dexheimer

    Vorwort des Autors

    Bevor ich diese Memoiren der geneigten Leserschaft unterbreite, möchte ich ausdrücklich betonen, dass jedes Wort in dem vorliegenden Buche nach meinem besten Wissen und Gewissen wahr ist. Ich war Augenzeuge oder direkter Teilnehmer aller darin geschilderten Ereignisse, mit Ausnahme einiger weniger Begebenheiten, von denen ich in Gesprächen mit meinen Kameraden erfuhr, an deren Wahrheit ich jedoch keinen Zweifel hege. Ferner möchte ich zu meiner Verteidigung anführen, dass ich weder ein Schriftsteller bin, noch einer meiner Vorfahren jemals durch literarische Exzellenz aufgefallen wäre. Die Niederschrift dieses Buches war das erste und wohl auch einzige Mal, dass ich die Gelegenheit und das Bestreben hatte, meiner Nachwelt etwas von bleibendem Interesse zu hinterlassen. Ein jeder, der die literarische Qualität dieser Memoiren kritisieren möchte, mag dies gerne tun.

    Zu Beginn des Krieges führte ich, wie es bei vielen jungen Burschen auf beiden Seiten üblich war, ein Tagebuch, tat dies jedoch nicht so gewissenhaft, wie ich es mir anfangs vorgenommen hatte. Zudem gingen mehrere Seiten verloren, weswegen ich meine Kriegserinnerungen nicht in strikter Tagebuchform veröffentlichen kann. Ich habe aber selbstverständlich weitestgehend auf meine alten Aufzeichnungen zurückgegriffen, etwa, um mich einiger Ortsnamen und Daten zu versichern. Mir wäre damals niemals in den Sinn gekommen, dass ich meine gekritzelten Zeilen jemals veröffentlichen könnte, denn ich führte lediglich ein Tagebuch, damit meine Eltern und meine Schwestern im Falle meines Todes Gewissheit über meine Zeit in der Armee erlangen könnten (sofern es sie jemals erreicht hätte).

    Das Ende des Krieges liegt nun schon mehr als ein Vierteljahrhundert in der Vergangenheit und seitdem haben viele meiner Freunde mein altes Tagebuch gelesen und mich gedrängt, meine Erlebnisse aus dem Kriege der Nachwelt zugänglich zu machen, solange es mir noch möglich sei und meine Erinnerungen noch nicht vom allzu fortgeschrittenen Alter getrübt seien.

    Über die Ursachen des Krieges oder moralische Fragen von Recht und Unrecht werde ich mich nicht ereifern. Meine Geschichte ist nicht mehr und nicht weniger als die sachliche Schilderung der Erlebnisse eines jener einfachen Burschen in Grau, die zu tausenden die Reihen der Regimenter füllten.

    Ich habe im Laufe der Jahre unzählige von Offizieren verfasste Abhandlungen über den Krieg im Allgemeinen und die Feldzüge und Schlachten im Speziellen gelesen, in denen die hohen Tiere ihre Sicht der Dinge darlegen. Ich kann mich hingegen nicht entsinnen, jemals einer ausführlichen Schilderung des Kriegsverlaufes aus der Feder eines einfachen Soldaten begegnet zu sein. Es herrscht wahrlich kein Mangel an Lehrschriften über Militärtaktik, meist verfasst von Männern, die niemals auch nur einen Schuss abgefeuert haben, aber mir ist kein Buch bekannt, dessen Hauptaugenmerk auf dem Kriegsalltage des einfachen Soldaten ruht.

    Vorliegendes Buch soll diese Lücke schließen und ich denke, sowohl die Jugend als auch die alten Soldaten werden etliche Dinge von Interesse in seinen Zeilen finden. Ich bin zuversichtlich, dass die ergrauten Veteranen jenes Konfliktes als Zeugen für die Wahrheit meiner Geschichte dienen werden.

    Die außerordentlich große Beliebtheit der Erstauflage meines Buches hat mich dazu veranlasst, vorliegende erweiterte und überarbeitete Neuauflage zu veröffentlichen, welche nach sorgfältiger Arbeit nun ein noch umfassenderes Zeitzeugnis für künftige Generationen darstellt.

    John Overton Casler

    Kapitel 01: Der unvermeidbare Krieg

    Es ist nicht das Anliegen des Verfassers, seiner Schilderung der Ereignisse während des vierjährigen Ringens zwischen dem Norden und dem Süden eine detaillierte Analyse der Ursachen des Konfliktes voranzustellen. Es ist dies die Aufgabe der Geschichtsschreibung und deren bisherige Versuche erfolgten je nach Sichtweise und Parteilichkeit der jeweiligen Autoren.

    Als die Mason-Dixon-Linie festgelegt wurde, war das Land bereits in zwei mächtige und grundverschiedene Fraktionen gespalten, welche teils gegensätzliche Ansichten bezüglich der Machtausübung der Regierung und der Wirtschaftspolitik der Nation vertraten. Diese Gegensätze waren dermaßen stark ausgeprägt, dass selbst ein unbedarfter Beobachter nicht nur einen internen Konflikt, sondern auch einen unvermeidbaren Krieg und das daraus resultierende Blutvergießen vorausahnen konnte. Von dieser Stunde an verfestigten sich die beiden Fraktionen und steuerten der finalen Auseinandersetzung entgegen, deren letztlicher Ausbruch zeitlich ungewiss, doch trotzdem unausweichlich war. Dabei zeigte sich keine der beiden Seiten kompromissbereit. Es ist wahr, dass eine von ihnen aggressiv und die andere defensiv agierte, doch die Verteidigung war ebenso erbittert wie der Angriff entschlossen war. Im Norden wie im Süden wurde gleichermaßen an die niedersten Instinkte der Menschen appelliert und auf beiden Seiten galt es als die patriotische Pflicht der Männer, um des Heimes, Herdes und Vaterlandes willen zur Waffe zu greifen. Heim und Herd der Südstaatler befanden sich südlich der Mason-Dixon-Linie, jene ihrer einstigen nordstaatlichen Brüder nördlich davon.

    Es ist wahr, dass es in beiden Fraktionen etliche Männer gab, deren Patriotismus weitsichtiger war als Nord und Süd und diese sahen dem nahenden Konflikt mit düsteren Vorahnungen entgegen. Sie waren bereit, im Namen des Friedens und einer für beide Seiten akzeptablen Politik ihre Stimme zu erheben, denn ihre Vaterlandsliebe war stärker als die sektionale Uneinigkeit. Der Sturm der entfesselten Leidenschaften und Vorurteile fegte ihre Bemühungen jedoch mühelos hinfort. Ihre Stimmen verstummten und hilflos sahen sie die Katastrophe nahen. Der Würfel war geworfen, die Linie in den Sand gezogen, das Machtwort gesprochen und keines Sterblichen Hand vermochte dem Orkane mehr Einhalt zu gebieten und die Flut einzudämmen.

    Als dann schließlich die Stunde gekommen war, kamen selbst die zögerlichsten Männer nicht umhin, sich jener Seite anzuschließen, welcher sie sich gemäß ihrer Gefühle oder Interessen zugehörig fühlten. Es gab keine gemäßigte Position mehr, an der sie festhalten konnten; der Krieg erzwang ihre Entscheidung und wenn sie diese nicht selbst zu treffen vermochten, so entschied das Schicksal für sie. Wer nicht für mich ist, ist gegen mich! lautet das erbarmungslose Motto in Zeiten des Kampfes und diesem Grundsatze mussten die Männer sich beugen, ob sie nun wollten oder nicht. Gleich einer fürchterlichen Lawine rissen die Ereignisse sie mit sich fort.

    Die Vereinigten Staaten waren jung und ihre Söhne noch viel jünger. Ein jeder von ihnen fühlte sich als sein eigener König und der Ausdruck Amerikaner galt als gleichbedeutend mit freier Mensch. Dieses Geburtsrecht hielten sie mit Stolz heilig und seine Verletzung war eine Beleidigung ihrer Ehre und der innersten Grundsätze ihres Landes. Ein jeder begann, sich der vermeintlichen, endlos langen Reihe vergangener Schmähungen durch die Gegenseite zu entsinnen und die Glut des Geistes von 1776 wurde zu einer lodernden Flamme angefacht. Der Donner der Kanonen von 1812 hallte über die Felder South Carolinas und wurde als trotziges Echo von den Bergen New Hampshires zurückgeworfen, wo sich das Blut der Söhne Neuenglands erhitzte. Die jungen Männer, erfüllt von kriegerischem Eifer, sahen vor dem inneren Auge ihre Flagge, wie sie von starken Armen in der Schlacht von Chapultepec bis in die Hallen des Montezuma getragen wurde. Die eigenen Waffen hatten auf jedem Schlachtfelde den Sieg davongetragen und niemals war das Schwert mit einem Widersacher gekreuzt worden, ohne dass der Sieg auf dem Fuße gefolgt war. Der amerikanische Adler, dieses stolze, erhabene Tier, war eines jeden Burschen gefiederter Freund und jeder von ihnen fühlte sich verantwortlich, dass dieser Vogel weiterhin frei über den klaren, sonnigen Himmel gleiten könne.

    Jeder junge Bursche hielt sich für einen unabdingbaren Wächter der Freiheit und den Beschützer der amerikanischen Lebensart. Keiner von ihnen hielt inne, um das alte Sprichwort zu bedenken: Es ist kein schlimmerer Krieg als zwischen Blut und Blut. Mit derart beseelten Herzen konnte es nicht verwundern, dass auf den ersten Ruf zu den Fahnen hin tausende Männer von den Prärien des Staates Texas, den Baumwoll- und Reisfeldern South Carolinas und den Hügeln des alten Virginia zu den Waffen eilten und den Kampf geradezu herbeisehnten. Im Norden wie im Süden fühlten die jungen Burschen ihre Arme gestärkt und ihre Nerven gestählt und scharten sich mit unerschütterlichem Selbstvertrauen um ihre Banner.

    Das erste, gedämpfte Grollen des Krieges rollte über unser gesamtes, großes Land, vom Atlantik zum Pazifik und vom Golf von Mexiko zu den Großen Seen. Die Zeit für ruhige, nüchterne Besinnung war vorüber, es war dies nicht die Stunde kritischer Selbstreflexion. Von Hügeln und Tälern schallte der Lärm des Krieges und die Nation erzitterte unter dem Gleichschritt der Armeen. Gleich einem trunkenen, wutentbrannten Mob, welcher, einem unbekannten Antriebe folgend, einem ungewissen Ziele entgegenstrebt, so brüllten die sich sammelnden Truppen: Zu den Waffen! Zu den Waffen!

    In der Zeit zwischen Abraham Lincolns Wahlsieg im November 1860 und dem tatsächlichen Ausbruch des Krieges befand sich das Land in einem Zustande fiebriger Erregung und der geringste Anlass fachte die Leidenschaften weiter an. Die Ereignisse überschlugen sich und die Leidenschaft entriss dem Verstande die Krone, um sie sich selbst aufzusetzen. Finsterste Vorurteile gingen im ganzen Lande von Mund zu Mund und ließen die Flammen des Konfliktes in jedem Staate auflodern.

    Am 20. Dezember 1860 erklärte ein in South Carolina zusammengetretener Sonderkonvent einstimmig, dass jener Staat fürderhin nicht mehr der Union angehöre. Am 09. Januar 1861 trat Mississippi aus dem Staatenbund aus, gefolgt von Florida am 10., Alabama am 11., Georgia am 19. und Louisiana am 26. des Monats. Am 01. Februar erklärte Texas seinen Austritt. So hatten binnen drei Monaten nach Abraham Lincolns Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten alle Kernstaaten des Baumwollanbaus einmütig die Union verlassen und sämtliche innerhalb ihres Staatsgebietes befindlichen Militäreinrichtungen der Zentralregierung besetzt, mit Ausnahme derer im Hafen von Charleston, South Carolina. [Anm. d. Übers.: Fort Pickens, Fort Taylor und Fort Jefferson an bzw. vor der Küste Floridas widersetzten sich wiederholten Kapitulationsaufforderungen und verblieben bis zum Kriegsende in den Händen der Union.]

    Während eine überwältigende Mehrheit der Bevölkerung Virginias mit dem Süden sympathisierte, so musste doch bedacht werden, dass der Staat unmittelbar an die freien Staaten angrenzte und diese prekäre Lage ließ die Menschen zögern, ehe sie schließlich doch entschlossen Partei ergriffen. Virginia unternahm sogar den Versuch, als Schlichter zu fungieren und die Streitigkeiten und Wunden der Vergangenheit beizulegen, um den drohenden Krieg noch abzuwenden. Doch diese Bemühungen waren mehr als vergebens, sie waren hoffnungslos. Der Sturm zog bereits auf, die schwarzen Gewitterwolken der Leidenschaft und des Hasses hatten sich bereits auf beiden Seiten zusammengezogen und spien sich trotzigen Zorn entgegen.

    Zwei immense Vulkane in Nord und Süd hatten bereits zu lange unter dem Druck der aufgestauten Glutmassen gezittert und gegrollt. Nun brachen die unterdrückten Leidenschaften hervor, die geborstenen Krater spuckten Feuer und Flamme und sengende Lavaströme überrollten die schwächlichen Versuche der gemäßigten Vermittler. Das Blut war erhitzt und man löste den niedersten Instinkten die Fesseln. Die Geschicke des Landes wurden in die Hände eines ungewissen Schicksals gelegt. Als Virginia zögerte, entschieden äußere Mächte in seinem Namen und trieben die Willigen wie die Unwilligen in den Krieg.

    Kapitel 02: Ich werde Soldat in Thomas J. Jacksons Brigade

    Ich erblickte am 01. Dezember des Jahres 1838 im 15 Kilometer nordwestlich von Winchester gelegenen Gainsboro in Frederick County, Virginia das Licht der Welt. Der Mädchenname meiner Mutter lautete Heironimus, es war dies eine seit den Tagen der Revolution alteingesessene Familie des Countys. Als ich drei Jahre alt war, zog mein Vater nach Springfield in Hampshire County (im heutigen West Virginia) und dort verlebte ich meine Kindheit, erlernte einen Beruf und besuchte eine Schule, welche mir eine für damalige Verhältnisse gute Bildung angedeihen ließ.

    Im März des Jahres 1859, ich war damals 21 Jahre alt, verließ ich das elterliche Nest, um, Horace Greeleys Ratschlage folgend, nach Westen zu gehen und gemeinsam mit der Nation zu wachsen. Mein Weg führte mich nach Cass County, Missouri. Ich lebte bis zum Frühjahr des Jahres 1861 in verschiedenen Countys dieses Staates, doch als die Ereignisse einen baldigen Krieg unausweichlich erscheinen ließen, beschloss ich, nach Virginia zurückzukehren. Ich verließ Sedalia, Missouri am 08. April 1861 und machte mich auf den Weg nach Frederick County, Virginia, wohin mein Vater zwischenzeitlich zurückgekehrt war, um sein Glück als Farmer zu versuchen.

    Ich begab mich von Sedalia nach St. Louis, wo ich an Bord eines Dampfschiffes nach Pittsburg, Pennsylvania ging. Wir hatten gerade Cairo, Illinois hinter uns gelassen, als wir die Nachricht vom Beschusse Fort Sumters erhielten. In den weiteren Ortschaften, die wir passierten, waren bereits Plakate angeschlagen, auf denen 75.000 Freiwillige für eine Dauer von 90 Tagen zu den Waffen gerufen wurden, um Washington zu verteidigen und die Rebellion niederzuschlagen. Es konnte kein Zweifel mehr daran herrschen, dass der Krieg ausgebrochen war.

    Die Passagiere tauschten ihre Meinungen aus, wobei einige die Ansicht vertraten, der Norden bräuchte gar nicht dermaßen viele Männer und die Sache sei binnen 90 Tagen beigelegt. Welch vergebliche Hoffnung! Wir hatten nicht die geringste Vorstellung von dem Kampfe, der uns bevorstand. Bei Parkersburg, Virginia verabschiedete ich mich von meinen Mitreisenden. Einige von ihnen waren entschlossen, sich dem Unionsheere anzuschließen und andere wollten der Sache des Südens dienen.

    Ich erreichte mein Zuhause und verlebte einige Wochen dort. Nun rief auch der Gouverneur Virginias die Freiwilligen zu den Fahnen. In meiner Geburtsstadt Springfield war bereits eine Kompanie aufgestellt worden, die schon im Felde stand und bei Blue's Gap, 25 Kilometer östlich von Romney, an der Straße nach Winchester ihr Lager aufgeschlagen hatte. Da ich lediglich knapp 25 Kilometer zurückzulegen hatte, um die Kompanie zu erreichen, verabschiedete ich mich von meinen Eltern und Schwestern und machte mich auf den Weg zum Lager, das ich gegen Abend erreichte.

    Ich traf alte Schulkameraden und Freunde, welche ich zwei Jahre zuvor zurückgelassen hatte und die nun die Muskete ergriffen hatten. Ich verpflichtete mich sogleich für ein Jahr, setzte meinen Namen auf die Stammrolle und zog meine graue Uniform an. Die Kompanie nannte sich die Potomac Guards. Captain P. T. Grace hatte das Kommando inne, der 1st Lieutenant hieß S. D. Long, die 2nd Lieutenants Jacob N. Buzzard und William Johnson. Eine weitere Kompanie lagerte an dieser Stelle, die Hampshire Riflemen unter Captain George Sheetz. Sie versahen Postendienst und waren noch keinem Regiment angegliedert.

    Am folgenden Morgen, dem 19. Juni, mussten wir antreten und marschierten nach Romney. Es war ein heißer Tag, die Straße war knochentrocken und staubig und der Marsch setzte uns arg zu. Ich hatte besonders darunter zu leiden, da ich zuvor in meinem ganzen Leben noch keine nennenswerte Strecke marschiert war, aber nun, da ich Soldat war, war ich entschlossen, mit den anderen Soldaten Schritt zu halten und so blieb ich an meinem Platze in der Kolonne und schleppte mich vorwärts. Wir erreichten Romney gegen 15.00 Uhr. Dort wurden wir in einem alten Gebäude untergebracht, wo wir uns waschen konnten und einige Erfrischungen erhielten. Wir fühlten uns prächtig und wie waschechte Soldaten mit unseren glänzenden Messingknöpfen und all den jungen Damen, die uns von den Gehsteigen her zujubelten und anlächelten.

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    Romney, Virginia im Jahre 1861

    In der ersten Junihälfte wurde A. C. Cummings, der in Abington, Virginia wohnhaft war und bereits im Mexikokriege gedient hatte, vom Gouverneur des Staates Virginia zum Colonel ernannt und von Harper's Ferry nach Romney beordert, um die verschiedenen Kompanien, welche sich dort und in den benachbarten Countys formierten, zu einem Regiment zu organisieren. Er war bei meiner Ankunft erst wenige Tage mit dieser Aufgabe beschäftigt und hatte bis dato drei Kompanien beisammen: die Potomac Guards aus Springfield, die Hampshire Riflemen aus New Creek und die Independent Greys aus Moorefield in Hardy County. Die Riflemen waren bereits vor Ausbruch des Krieges aufgestellt worden und sehr gut ausgerüstet. Die anderen beiden Kompanien besaßen bei ihrer Ankunft in Romney nichts als ihre Uniformen und man gab ihnen alte, hergerichtete Musketen und antiquierte Steinschlossmusketen, welche man aus Harper's Ferry herbeigeschafft hatte. Zudem erhielten wir zwei Vierpfünder-Kanonen (Überbleibsel von John Browns Überfall auf Harper's Ferry), die aber niemand von uns zu bedienen verstand. Die Männer trugen einige Schuss Munition in ihren Rocktaschen und besaßen weder Zelte noch Patronentaschen oder sonstige Ausrüstung.

    Zum besseren Verständnis der Gliederung des konföderierten Heeres sind an dieser Stelle wohl einige Erklärungen angebracht:

    Die Maximalstärke einer Kompanie betrug 100 Mann, welche von einem Captain und drei Lieutenants befehligt wurden. Neben diesen vier Offizieren verfügte jede Kompanie noch über Unteroffiziere, die Sergeants und Corporals, welche vom Captain ernannt wurden.

    Ein Regiment bestand aus zehn Kompanien und hatte somit eine Sollstärke von 1.000 Mann. Gelegentlich besaß ein Regiment nicht die volle Anzahl an Kompanien und nach einiger Zeit hatten viele Regimenter nicht mehr als 200 bis 300 dienstfähige Soldaten aufzuweisen.

    Die sogenannten Stabsoffiziere eines Regiments umfassten je einen Colonel, Lieutenant-Colonel und Major. Zwei oder mehr Regimenter bildeten eine Brigade. Meist waren es vier oder fünf Regimenter, doch je nach den gegebenen Umständen konnten es mehr oder weniger sein. Eine Brigade wurde von einem Brigadier-General befehligt.

    Zwei oder mehr Brigaden (in der Regel waren es vier) bildeten eine Division, die von einem Major-General befehligt wurde. Zwei oder mehr Divisionen (meist waren es drei) bildeten ein Armeecorps, das von einem Lieutenant-General befehligt wurde, welcher wiederum einem sogenannten Full General unterstand. Diesen Rang hatte beispielsweise General R. E. Lee inne. Im Heere der Südstaaten dienten fünf Full Generals. [Anm. d. Übers.: Nach den fünf zu Beginn des Krieges ernannten Full Generals (Samuel Cooper, Albert S. Johnston, Robert E. Lee, Joseph E. Johnston, P. G. T. Beauregard) wurden im Folgejahr noch zwei weitere Kommandeure in diesen Rang erhoben (Braxton Bragg, Edmund K. Smith). Gegen Kriegsende hatte John B. Hood den Rang temporär inne, nach dem Entzug seines Armeekommandos wurde die Beförderung allerdings nicht vom Kongress bestätigt.]

    Eine Einheit von weniger als zehn Kompanien wurde als Bataillon bezeichnet und von einem Major befehligt. Zwei Kompanien der Kavallerie bildeten eine Schwadron. Eine Kompanie der Artillerie umfasste vier bis sechs Geschütze (meist vier) und ein Geschütz samt Mannschaft wurde als Sektion bezeichnet. Das kampfbereite Abprotzen mehrerer Geschütze wurde eine Batterie bilden genannt.

    Die Nordstaatler lagerten bei New Creek, etwa 30 Kilometer von Romney entfernt, und eines Morgens sandten sie ein Regiment aus, um unsere Kompanien zu überrumpeln und gefangen zu nehmen. Dies wäre ihnen wohl auch gelungen, hätte ein Zivilist sie nicht auf der Straße gesehen und unseren Colonel gewarnt. Hierauf ordnete der Colonel einen hastigen Rückzug an, bei dem wir unser gesamtes Hab und Gut mitnahmen.

    Dies war eine unserer ersten großen Schlachten des Krieges. Es wurde insgesamt wohl ein Dutzend Schüsse abgefeuert und beide Seiten hatten weder Verwundete noch Gefangene zu beklagen. Wir wichen in Richtung Winchester zurück und die Unionssoldaten nahmen Romney in Besitz. Dort blieben sie etwa eine Stunde lang, bevor sie nach New Creek zurückmarschierten. Beide Seiten waren bestrebt, einander aus dem Wege zu gehen. In der Folge dieses Ereignisses wurden drei Regimenter unter Colonel A. P. Hill von Harper's Ferry nach Romney beordert: das 10th Virginia, das 13th Virginia und das 3rd Tennessee.

    Bei unserer Ankunft fanden wir diese Regimenter dort vor. Unsere drei Kompanien wurden zu einem Bataillon zusammengelegt, dem Kommando von Major William Lee unterstellt und Lee's Battalion getauft. Colonel Cummings begab sich zurück nach Winchester, um bei der Rekrutierung weiterer Kompanien behilflich zu sein.

    Wir verblieben bis zum 24. Juni in Romney. Dabei rechneten wir jede Nacht mit einem Angriff, weswegen die Wachtposten etliche Fehlalarme gaben. Schließlich ließen wir eine Kompanie Kavallerie unter Captain Turner Ashby in Romney zurück und machten uns auf den Weg zum rund 70 Kilometer entfernten Winchester. Als wir die Ortschaft verließen, spielten einige Musikkapellen muntere Melodien auf Blasinstrumenten und Trommeln, überall flatterten Fahnen im Wind und die hübschen Damen winkten uns mit ihren Taschentüchern zu und befeuerten uns, bis zum Sieg oder Tod zu kämpfen. In einem solchen Moment war man gerne Soldat!

    Am 27. Juni schlugen wir am Opequon Creek, fünf Kilometer südlich von Winchester, unser Lager auf. Dort verbrachten wir mehrere Tage und vertrieben uns die Zeit, indem wir unsere Waffen reinigten, Drillübungen abhielten und dergleichen mehr. Hierauf marschierten wir nach Shawnee Springs, unweit Winchester, wo wir vorübergehend General Elzeys Brigade angegliedert wurden. Da die Hampshire Riflemen nicht stark genug waren, um sie in Dienst zu stellen (die Kompanie zählte gerade einmal 45 Mann), wurden sie kurzerhand der Kavallerie zugeteilt und zurück nach Romney geschickt, um weitere Männer zu rekrutieren und Pferde zu erhalten. Wie sehr wünschte ich mir damals, ich hätte mich dieser Kompanie angeschlossen! Ich hatte die freie Wahl gehabt, auf welche Stammrolle ich meinen Namen setzen wollte, doch nun stand er bei den Potomac Guards und jeder Versuch, die Einheit zu wechseln, wäre ehrrührig gewesen. Ich musste also wohl oder übel bei der Infanterie bleiben.

    General Elzey war dem Alkohole recht zugetan, wie es bei Soldaten keine Seltenheit ist, und eines Nachts, als er mit seinem Stabe einige Flaschen leerte und in ausgelassener Stimmung war, rief er den Posten vom Eingang seines Quartiers herein und reichte ihm ein ordentlich gefülltes Glas, bevor er sich zu Bette begab. Bei Tagesanbruch versah derselbe Posten wieder seinen Wachtdienst vor dem Quartier und als er seinen Kopf durch den Eingang steckte und den General noch immer schlafend vorfand, weckte er ihn mit dem fröhlichen Ausruf: Herr General! Herr General! Wäre es nicht so langsam Zeit für ein weiteres Gläschen? Der General rappelte sich auf, aber seine nächtliche gute Laune war verflogen und so ließ er den Posten für seine Dreistigkeit in Arrest nehmen. Dieser Soldat wurde noch Monate später von seinen Kameraden mit den Worten: Herr General! Herr General! Wäre es nicht langsam Zeit für ein weiteres Gläschen? begrüßt.

    Der Unionsgeneral Patterson hatte den Potomac River mit einer beträchtlichen Streitmacht überquert. Unsere Armee unter General Joseph E. Johnston hatte Harper's Ferry aufgegeben und nun lagen die beiden Armeen einander unweit von Martinsburg gegenüber. Unsere Vorhut wurde in ein hitziges Geplänkel mit dem Feinde verwickelt und konnte 45 Gefangene nehmen, bevor sie sich in südliche Richtung nach Darksville zurückzog, wo unsere gesamte Streitmacht in Schlachtlinie angetreten war. Diese Nordstaatler waren die ersten Gefangenen, die ich jemals gesehen hatte. Wir wurden angewiesen, alle umliegenden Zäune niederzureißen und es sah so aus, als stünde ein Gefecht unmittelbar bevor. Auch den folgenden Tag, den 04. Juli, verbrachten wir in Gefechtslinie, aber alles blieb ruhig und am 05. Juli kehrten wir schließlich nach Winchester zurück, wo wir bei Shawnee Springs lagerten.

    Die Jungs waren unzufrieden, weil es nicht zum Kampfe gekommen war und sie beschuldigten General Johnston, ein Feigling zu sein. Es sollte sich jedoch bald genug herausstellen, dass der Mann sein Handwerk verstand und es ihm keinesfalls an persönlichem Mute mangelte. Wir verbrachten drei Tage in unserem Lager, bevor das Bataillon die Order erhielt, sich bei Colonel Cummings zu melden. Dieser hielt sich knapp zwei Kilometer südlich von Winchester auf und als wir ihn erreichten, erfuhren wir, dass er zwischenzeitlich fünf weitere Kompanien aufgestellt hatte: die Page Grays unter Captain Rippetoe, die Shenandoah Riflemen unter Captain Gatewood, die Emerald Guards unter Captain Sibert (nahezu sämtlich Iren), die Mount Jackson Rifles unter Captain Allen und die Brook Company unter Captain Crabill.

    Auch hier schlugen wir für einige Tage unser Lager auf und endlich erreichte uns aus Springfield unsere Ausrüstung. Diese war von Privatfirmen bestellt worden und bei unserem Aufbruch noch nicht lieferbar gewesen. Nun gab man uns unsere Tornister, Decken, Patronentaschen, Feldflaschen und Zelte. Bis zu jenem Zeitpunkt hatten wir Teppichtaschen mit uns herumgetragen, in denen sich unsere Wechselwäsche in Form von Zivilkleidung, gestärkten Hemden und Papierkragen befand. Diese luden wir nun auf einen Wagen und schickten sie in die Heimat zurück, da sich herausgestellt hatte, dass wir für Zivilkleidung und gestärkte Hemden keine Verwendung hatten.

    Am 15. Juli marschierte unser Regiment an eine Stelle anderthalb Kilometer nördlich von Winchester und wurde dauerhaft in General T. J. Jacksons Brigade eingegliedert, die bereits aus dem 2nd, 4th, 5th und 27th Virginia bestand. Da unser Regiment noch nicht vollzählig war, erhielt es noch keine Nummer und wurde vorläufig schlicht Colonel Cummings Regiment genannt.

    Am 16. Juli traf die Meldung ein, General Patterson rücke auf Winchester vor und wir mussten unverzüglich in Gefechtslinie antreten und die umliegenden Zäune niederreißen. Unsere Musketen mussten wir stets griffbereit haben, um im Bedarfsfalle sofort das Feuer eröffnen zu können. So verbrachten wir den Rest des Tages und den Folgetag, doch der Feind ließ sich nicht blicken und so kehrten wir schließlich in unser Lager zurück und machten es uns bequem.

    Eine weitere neue Kompanie stieß zu unserem Regiment, die Shenandoah Sharpshooters unter Captain David Walton. Die Männer hatten noch keine Waffen und erhielten Steinschlossmusketen. Wir wurden angewiesen, unsere Rationen zuzubereiten und uns für den Bedarfsfall unverzüglich marschbereit zu halten. Unser Regiment verfügte nun über acht Kompanien und war rund 650 Mann stark, doch im Lager waren die Masern ausgebrochen und etwa 200 Männer wurden ins Hospital gebracht, da sie nicht marschfähig waren.

    Am 18. Juli marschierten wir durch Winchester und bogen auf die Straße in Richtung Berry's Ferry ein, das in knapp 30 Kilometern Entfernung am Shenandoah River lag. Die Einwohner des Städtchens waren zutiefst über unseren Abzug betrübt, da sie fürchteten, der Feind könne anrücken und zu ihrem Schutze standen nur noch eine Handvoll Miliz und Turner Ashbys Kavallerie bereit.

    Wir waren erst wenige Kilometer marschiert, als wir Halt machten und der Adjutant eine Order verlas, laut welcher General Beauregard bei Manassas Junction Gefahr lief, vom Feinde übermannt zu werden und wir ihm mit einem Gewaltmarsche zu Hilfe eilen mussten. General Johnston appellierte an die Soldaten, ein jeder solle sein Möglichstes geben, in der Formation zu bleiben und nicht zurückzufallen. Wir setzten unseren Weg im Eilmarsch fort, marschierten den ganzen Tag und den Großteil der Nacht hindurch und durchwateten gegen 00.00 Uhr in der Finsternis den Shenandoah River. In einem kleinen Örtchen namens Paris durften wir endlich zwei Stunden lang rasten, bevor wir bei Tagesanbruch unseren Marsch fortsetzten und schließlich die Piedmont-Bahnstation an der Manassas Gap-Eisenbahnlinie erreichten.

    Grafik 1

    Das Regiment auf dem Wege nach Manassas Junction

    Unsere Brigade bildete die Vorhut der Marschkolonne und als wir die Station erreichten, kam die Bevölkerung der Gegend herbeigeströmt, um uns in Augenschein zu nehmen. Wir wurden förmlich mit Lebensmitteln überhäuft und kamen in den Genuss eines wahren Festmahles. Es standen nicht genügend Wagen bereit, um sämtliche Einheiten auf einmal zu transportieren und so musste unser Regiment bei der Station verbleiben, bis die Züge gegen 15.00 Uhr zurückkehrten. Wir nutzten die Wartezeit, um ein regelrechtes Picknick zu veranstalten; wir verfügten über eine reiche Auswahl verschiedener Gerichte, jede Menge Limonade und die Gesellschaft wunderhübscher junger Damen, mit denen wir uns angeregt unterhielten. Schließlich mussten wir herzlichen Abschied von der holden Weiblichkeit nehmen und die Bahnwaggons besteigen. Wir rasten die Bahnstrecke entlang und erreichten Manassas Junction in der Nacht.

    Am nächsten Tage, dem 20. Juli, marschierten wir etwa sechs Kilometer den Bull Run hinab zu jener Stelle, wo General Beauregard seit dem 18. Juli dem Feinde gegenüberstand und bereits einen Angriff abgewehrt hatte. Hier schlossen wir uns unserer Brigade an und verbrachten die Nacht mit griffbereiten Musketen. Wir hatten unsere Hüte und Mützen mit Federn geschmückt, doch als wir hörten, dass die Yankees ihre Kopfbedeckungen ebenfalls mit Federn verziert hatten, rissen wir unsere heraus, da wir die einzige Kompanie in der Armee waren, die schwarze Federn trug und nicht riskieren wollten, von den eigenen Kameraden verwechselt und beschossen zu werden. Gelegentlich vernahmen wir das Prasseln der Musketen, wenn die Vorposten aufeinander feuerten und wir mussten damit rechnen, jeden Augenblick in die Schlacht beordert zu werden.

    Mein guter Freund William I. Blue, mit dem ich auch mein Quartier teilte, und ich legten uns gemeinsam auf die Erde, warfen eine Decke über uns und spekulierten, welches Schicksal der nächste Tag wohl für uns bereithalten mochte. Wir waren bereits nach mehreren Fehlalarmen vergeblich in Gefechtslinie angetreten, aber uns war klar, dass diesmal ein Fehlalarm ausgeschlossen war. Die beiden Armeen standen einander gegenüber und der morgige Tag würde eine große Schlacht bringen. Nur noch wenige Stunden trennten uns von unserem ersten Vorgeschmack auf die schreckliche Realität dieses Krieges ... Bruder gegen Bruder, Vater gegen Sohn, Blut gegen Blut, unser Heimatland zerfleischte sich in einem unseligen Bürgerkrieg.

    So lagen wir da und mir waren gerade die Augen zugefallen, als William mich wachrüttelte, um mir einen Vorschlag zu unterbreiten. Falls einer von uns beiden am nächsten Tage fallen sollte, müsse der Überlebende für ein angemessenes Begräbnis sorgen, sofern unsere Armee sich im Besitze des Schlachtfeldes befände. Ich erklärte mich bereitwillig einverstanden und so war es eine abgemachte Sache, doch ich verlieh meiner Hoffnung Ausdruck, dass wir vielleicht heil davonkämen oder nur verwundet würden. Hierauf entgegnete William: Nein, ich will nicht verwundet werden. Wenn es mich schon erwischen soll, so hoffe ich auf einen sauberen Treffer ins Herz.

    In der Nacht hörten wir einen Schuss zu unserer Linken und ich stand auf, um die Ursache in Erfahrung zu bringen. Es stellte sich heraus, dass einer unserer Jungs sich in den Fuß geschossen hatte. Es schien wahrscheinlich, dass er es absichtlich getan hatte, um nicht an der morgigen Schlacht teilnehmen zu müssen, allerdings hatte der arme Bursche sich ein wenig verschätzt und anstatt sich nur einen oder zwei Zehen abzuschießen, hatte er sich den halben Fuß zerfetzt, sodass dieser amputiert werden musste.

    Kapitel 03: Die Erste Schlacht von Manassas

    Der Morgen des 21. Juli war sonnig und klar (es sollte dies für so manchen armen Soldaten der letzte Morgen sein). Mit dem ersten Tageslicht begannen die Scharfschützen beider Seiten aufeinander zu feuern. Wir mussten in Marschordnung antreten und folgten dem Verlaufe des Bull Run für etwa sechs Kilometer bevor wir zu Blackburn's Ford zurückbeordert wurden. Unsere Kompanie und die Hardy Greys wurden als Plänkler in einem Wäldchen an der Furt aufgestellt, von wo aus wir ein freies Sichtfeld hatten. Unser Befehl lautete, das Feuer auf den Feind zu eröffnen, falls dieser versuchen sollte, die Furt zu durchqueren. Während wir es uns in unserer Stellung bequem machten, hörten wir heftiges Kanonen- und Musketenfeuer zu unserer Linken. Bald darauf wurden wir angewiesen, uns wieder dem Regiment anzuschließen und im Laufschritt dem Verlaufe des Baches zu folgen, bis wir den Ort der Kampfhandlungen erreichten. Der Rest der Brigade stand bereits gefechtsbereit hinter der Kuppe eines kleinen Hügels. Wir hielten am Fuße dieses Hügels und Colonel Cummings verkündete uns, es sei General Jacksons Wunsch, dass unser Regiment in der Schlacht reichlich vom Bajonette Gebrauch machen solle, da wir nur mit Musketen mit recht geringer Reichweite ausgerüstet seien.

    Einige der Jungs fieberten dem Kampfe entgegen und während wir in unserer Stellung an der Furt gewartet hatten, hatten sie ihre Sorge geäußert, die Schlacht könne vorüber sein, bevor wir zum Einsatz kämen. Besonders ein Bursche, Thomas McGraw, war begierig gewesen, den Blaujacken etwas Blei zu verabreichen. Als nun der Colonel seine Order verlas und wir den Teil über den Bajonetteinsatz hörten, fragte ich den kampfeslüsternen Tom, wie sehr ihm dieser Teil unserer bevorstehenden Arbeit zusage und er gestand mir, dass dies doch ein ganzes Stück persönlicher sei als er erwartet hätte.

    Unser Regiment marschierte den Hügel hinauf und nahm an der linken Flanke der Brigade Aufstellung, wobei wir uns an unserer Rechten ausrichteten. Wir waren nun die äußerste linke Flanke unserer gesamten Armee. Während wir an den übrigen Regimentern vorübermarschierten, explodierten

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