Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Mein Leben für Virginia: Ein General der Army of Northern Virginia erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg
Mein Leben für Virginia: Ein General der Army of Northern Virginia erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg
Mein Leben für Virginia: Ein General der Army of Northern Virginia erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg
eBook271 Seiten3 Stunden

Mein Leben für Virginia: Ein General der Army of Northern Virginia erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Nach der Wahl Abraham Lincolns zum Präsidenten der Vereinigten Staaten und dem folgenden Austritt mehrerer Südstaaten aus dem Staatenbund sieht sich der 38-jährige Rechtsanwalt Eppa Hunton II. aus Prince William County, Virginia zu Beginn des Jahres 1861 mit der Entscheidung konfrontiert, ob seine Loyalität seinem Land oder seinem Heimatstaat gelten soll. Obgleich er keinen Groll wider die Union hegt, zögert er nicht, sich ganz in den Dienst seines Heimatstaates zu stellen. Als die Legislative Virginias für den 04. Februar 1861 eine außerordentliche Tagung zwecks Abstimmung über eine etwaige Sezession des Staates einberuft, wird Hunton zum Abgeordneten und Wahlmann seines Countys gewählt und spricht sich sogleich entschieden für eine sofortige Sezession aus. Er erhofft sich eine unblutige Spaltung der Union, ist jedoch willens, nötigenfalls für die Unabhängigkeit des Südens zu kämpfen. Als sich der Krieg schließlich als unausweichlich erweist, verschafft Huntons Popularität ihm ein Feldkommando als Colonel der 8th Virginia Infantry. Er kämpft in der Ersten Schlacht von Manassas, trägt wesentlichen Anteil an dem konföderierten Sieg bei Ball's Bluff und übernimmt zeitweise das Kommando über General Picketts Brigade. Die 8th Virginia Infantry kämpft im Laufe des Jahres 1862 in den meisten Schlachten des östlichen Kriegsschauplatzes und als General Robert E. Lee seine Army of Northern Virginia im Juni 1863 nach Pennsylvania führt, verfügt Colonel Huntons Regiment nur noch über 205 Soldaten. Als Bestandteil von Picketts Division nimmt das 8th Virginia an "Pickett's Charge", dem großen konföderierten Sturmangriff am dritten Tag der Schlacht von Gettysburg, teil. Hunton ist aufgrund seiner angeschlagenen körperlichen Verfassung gezwungen, seine Männer zu Pferde in den Angriff zu führen und erleidet eine Verwundung, doch seine Männer gehören zu den wenigen, welche die Verteidigungsstellungen der Unionsarmee erreichen. Für seine Tapferkeit in der Schlacht wird er zum Brigadier-General ernannt und führt seine Brigade durch die Schlacht von Cold Harbor, die Belagerung Petersburgs und General Lees letztlichen Rückzug nach Appomattox Court House, bis die Brigade schließlich am 06. April 1865, drei Tage vor der Kapitulation der Army of Northern Virginia, in der Schlacht von Sayler's Creek umzingelt wird und die Waffen strecken muss. Hunton gerät in Gefangenschaft und verbringt vier Monate gemeinsam mit weiteren gefangenen Generälen in Fort Warren, Massachusetts.
Nach dem Krieg stellt er sein Leben weiterhin in den Dienst seines Heimatstaates und wird zum Kongressabgeordneten und Senator Virginias gewählt.

Auf Drängen seiner Familie beginnt Hunton mit der Niederschrift seiner Memoiren und da er niemals eine Veröffentlichung seiner Erinnerungen erwog, äußert er sich offen, ehrlich und teils meinungsstark über die politischen sowie militärischen Aspekte des Krieges und gewährt Einblick "hinter die Kulissen" der Führungsriege von General Lees Army of Northern Virginia. Seine Perspektive stellt eine wertvolle und erhellende Ergänzung zur Sichtweise der einfachen Soldaten dar und ist als solche ein faszinierendes Zeitzeugendokument.

Ein Anhang der Gefechtsberichte von Huntons Brigade sowie der 8th Virginia Infantry ermöglicht einen aufschlussreichen Vergleich zu Huntons Erinnerungen und stellt eine Ergänzung zu seinen Schilderungen dar.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum2. März 2020
ISBN9783750226227
Mein Leben für Virginia: Ein General der Army of Northern Virginia erinnert sich an den Amerikanischen Bürgerkrieg

Ähnlich wie Mein Leben für Virginia

Titel in dieser Serie (7)

Mehr anzeigen

Ähnliche E-Books

Persönliche Memoiren für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Mein Leben für Virginia

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Mein Leben für Virginia - Eppa Hunton II.

    Vorwort des Übersetzers

    Widmung

    Der Autor widmet dieses Buch in innigster Zuneigung seinen beiden geliebten Kindern Eppa und Jincie, die so viel Freude und Vergnügen in sein Leben gebracht haben und ihm im fortgeschrittenen Alter eine treue und verlässliche Stütze sind. Sie werden nach meinem Ableben mehr als würdige Vertreter meines Namens sein.

    Eppa Hunton II.

    Die Bevölkerung Virginias liebte die Union, zu deren Entstehen ihr Heimatstaat so viel beigetragen hatte. Die Virginier betrachteten ihre Schwesterstaaten als Fleisch von ihrem Fleisch und Blut von ihrem Blut. Die besten Söhne Virginias hatten die politischen Gremien des Bundes geleitet und die Armeen befehligt, die seine Unabhängigkeit erstritten. Das Blut der Kinder Virginias war auf jedem Schlachtfelde der Revolution vergossen worden. Die Söhne Virginias erschufen die Institutionen ihres Heimatstaates und gestalteten diese gemäß ihren eigenen Vorstellungen. Die Geschichte Virginias war auf das Engste mit jener der Vereinigten Staaten verwoben. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass im Kriegsfalle die streitenden Armeen auf dem Boden des Staates marschieren und kämpfen würden. Und doch vermochten weder die zärtlichen und stolzen Erinnerungen an die gemeinsame Vergangenheit noch der sorgenvolle Gedanke an eine unheildräuende Zukunft Virginia von seinem Entschlusse abzubringen. Man zog das Schwert, schleuderte die Scheide von sich und dem Staate entsprangen Heerscharen bewaffneter Söhne, als hätte man auf seinem Boden die Drachenzähne der griechischen Sage ausgesät.

    James Keith, Vorsitzender des Supreme Court of Virginia

    Als Abraham Lincoln den Sieg in den US-Präsidentschaftswahlen von 1860 davonträgt, ist die junge Republik politisch bereits zutiefst gespalten. Während Lincolns Wahlsieg in weiten Teilen des Nordens gefeiert wird, stößt er im Süden, wo man die eigene Lebensart und den Fortbestand der Institution der Sklaverei bedroht sieht, größtenteils auf Entsetzen. Bereits im Dezember, dem Folgemonat der Wahlen, erklärt mit South Carolina der erste Südstaat seinen Austritt aus dem Staatenbund. Als es ihm weitere Staaten in rascher Folge gleichtun, sehen sich die Einwohner der bis dato in der Union verbliebenen Südstaaten, darunter auch Virginia, dem stetig wachsenden Druck ausgesetzt, eine mehr oder minder schwere Entscheidung bezüglich ihrer widerstreitenden Loyalitäten zu ihrem Land und ihrem Heimatstaat zu treffen. Es ist dies eine Frage, die mitunter Freundschaften, ja Familien entzweit, doch letztlich ist es für die überwältigende Mehrheit schlicht undenkbar, wider die Interessen ihrer Heimat zu handeln.

    Auch der 38-jährige Rechtsanwalt Eppa Hunton II. aus Prince William County, Virginia sieht sich mit dieser Entscheidung konfrontiert, doch obgleich er keinen Groll wider die Union hegt, zögert er nicht, sich ganz in den Dienst seines Heimatstaates zu stellen. Er ist seit frühester Jugend überzeugter Demokrat und betreibt bereits seit Martin van Burens Kandidatur im Jahre 1840 aktiven Wahlkampf für jeden demokratischen Präsidentschaftskandidaten, zudem hat der geachtete Hunton den Rang eines Brigadier-General der virginischen Miliz inne. Als die Legislative Virginias für den 04. Februar 1861 eine außerordentliche Tagung zwecks Abstimmung über eine etwaige Sezession des Staates einberuft, wird Hunton zum Abgeordneten und Wahlmann seines Countys gewählt und spricht sich sogleich entschieden für eine sofortige Sezession aus. Er erhofft sich eine unblutige Spaltung der Union, ist jedoch willens, nötigenfalls für die Unabhängigkeit des Südens zu kämpfen. Als sich der Krieg schließlich als unausweichlich erweist, verschafft Huntons Popularität ihm ein Feldkommando als Colonel der 8th Virginia Infantry. Er kämpft in der Ersten Schlacht von Manassas, trägt wesentlichen Anteil an dem konföderierten Sieg bei Ball’s Bluff und übernimmt nach General George Picketts Verwundung in der Schlacht von Gaines Mill zeitweise das Kommando über dessen Brigade. Die 8th Virginia Infantry kämpft im Laufe des Jahres 1862 in den meisten Schlachten des östlichen Kriegsschauplatzes und als General Robert E. Lee seine Army of Northern Virginia im Juni 1863 nach Pennsylvania führt, verfügt Colonel Huntons Regiment nur noch über 205 Soldaten. Als Bestandteil von Picketts Division nimmt das 8th Virginia an „Pickett’s Charge", dem großen konföderierten Sturmangriff am dritten Tag der Schlacht von Gettysburg, teil. Hunton ist aufgrund seiner angeschlagenen körperlichen Verfassung gezwungen, seine Männer zu Pferde in den Angriff zu führen und erleidet eine Verwundung. Für seine Tapferkeit in der Schlacht wird er zum Brigadier-General ernannt und übernimmt nach General Garnetts Tod das Kommando über General Picketts alte Virginia-Brigade. Diese führt Hunton durch die Schlacht von Cold Harbor, die Belagerung Petersburgs und General Lees letztlichen Rückzug nach Appomattox Court House, bis die Brigade schließlich am 06. April 1865, drei Tage vor der Kapitulation der Army of Northern Virginia, in der Schlacht von Sayler’s Creek umzingelt wird und die Waffen strecken muss. Hunton gerät in Gefangenschaft und verbringt vier Monate gemeinsam mit weiteren gefangenen Generälen in Fort Warren, Massachusetts. Als er im Juli 1865 zu seiner Familie und seinem zerstörten Heim zurückkehrt, beginnt er sofort mit dem Wiederaufbau seiner Existenz. Anfangs führt er seine Arbeit als Rechtsanwalt fort, wendet sich jedoch der Politik zu, als er die Interessen seines Heimatstaates bedroht sieht und dient Virginia im Laufe seines Lebens als Kongressabgeordneter und Senator.

    Auf Drängen seiner Familie beginnt Hunton mit der Niederschrift seiner Memoiren, die schließlich zum Zeitpunkt seines Todes am 11. Oktober 1908 als vollendetes Manuskript vorliegen. Sein Sohn Eppa Hunton III. sowie sein Enkel Eppa Hunton IV. erweitern den Text um einige historische und persönliche Anmerkungen und veranlassen den Druck einer Kleinauflage von 100 Exemplaren, welche lediglich für Familienmitglieder und enge Freunde bestimmt sind.

    Hunton, der niemals eine Veröffentlichung seiner Erinnerungen erwog, äußert sich offen, ehrlich und teils meinungsstark über die politischen sowie militärischen Aspekte des Krieges und gewährt Einblick „hinter die Kulissen" der Führungsriege von General Lees Army of Northern Virginia. Seine Perspektive stellt eine wertvolle und erhellende Ergänzung zur Sichtweise der einfachen Soldaten dar und ist als solche ein faszinierendes Zeitzeugendokument.

    Florian Dexheimer

    Vorwort des Autors

    Ich muss gestehen, dass ich erst nach beträchtlichem Zögern zur Feder griff, um die folgenden Details aus meinem Leben zu Papier zu bringen. Mein Leben war seit dem frühen Tode meines Vaters von steter Anstrengung und Mühsal geprägt. Die politischen und militärischen Positionen, welche ich während des schrecklichen Bürgerkrieges bekleidete, bildeten hierbei keine Ausnahme, doch ganz gleich, welche Funktion ein unergründliches Schicksal mir zudachte, ich versuchte stets, getreu meine Pflicht zu erfüllen. Im Rückblick auf mein Leben muss ich mir eingestehen, dass meine Leistungen hinter den Grenzen des Machbaren zurückgeblieben sind und ich wäre überrascht, sollten die Erinnerungen an meine vergangenen Tage abgesehen von meinen Kindern irgendjemandes Interesse erregen. Meine Kinder waren es auch, die mich so nachdrücklich zur Niederschrift dieses Buches drängten, dass ich ihren Bitten schließlich nachkommen musste. Sie sind die liebevollsten und ergebensten Kinder, die ein Vater sich nur wünschen kann und dieses bescheidene Büchlein ist für sie und nur für sie bestimmt.

    Die Mühen und Anstrengungen meines Lebens mögen in den seit dem Ende des Krieges vergangenen Jahrzehnten einige Einzelheiten meiner Erinnerungen an jene Zeit verwischt oder gar ausgelöscht haben, doch ich hoffe, dass mein Leben dereinst Anlass geben wird, sich meiner als eines Menschen mit Integrität, Vaterlandsliebe und Ehrgefühl zu erinnern, sodass meine Kinder bei der Nennung meines Namens niemals vor Scham werden erröten müssen.

    Möge der Allmächtige sie segnen und behüten.

    Richmond, 14. Juni 1904.

    Eppa Hunton II.

    Vorwort zur erweiterten Ausgabe

    Auf das Drängen meiner Frau und meines Sohnes hin habe ich die Erinnerungen meines Vaters um einige Anmerkungen ergänzt und den Druck einer kleinen Auflage für unsere Familie und einige engere Bekannte veranlasst. Das Buch wird ihnen und ihren Nachkommen einen erleuchtenden Einblick in die Rolle meines Vaters in jenen turbulenten Jahren gewähren. Ich habe also 100 Exemplare dieses Buches drucken lassen und behalte mir sämtliche Rechte hinsichtlich seiner Verbreitung und Vervielfältigung vor. Ich hege nicht die Absicht, Exemplare an Außenstehende zu verkaufen oder zu verschenken, aber jeder Besitzer dieses Buches darf sein Exemplar selbstverständlich einem Freunde leihen, wenn dieser aufrichtiges Interesse an dessen Inhalt zeigt.

    Diese wohl reichlich restriktiven Bedingungen erlege ich mir aus folgenden Gründen auf:

    Im Vorwort seines Manuskriptes schrieb mein Vater, dass sein bescheidenes Büchlein „für sie und nur für sie" (womit er seine Kinder meinte) bestimmt sei. Folglich schrieb er sehr freimütig über allerlei Belange, die für seine Familie von Interesse, jedoch nicht für die Augen einer breiten Öffentlichkeit bestimmt sind.

    Das Buch enthält zahlreiche Fakten und Meinungen über den Bürgerkrieg und dessen große Persönlichkeiten, die bei einem breiten Publikum womöglich nicht allenthalben auf Zustimmung oder Verständnis stoßen würden. Ich würde es sehr bedauern, mit dem bescheidenen Büchlein meines Vaters jemandes Gefühle zu verletzen oder Zank und Streit auszulösen.

    Trotz alledem fühle ich mich jedoch in der Pflicht, die Geschichte meines Vaters in dauerhafter Form für künftige Generationen zu bewahren.

    Mein Vater diktierte diese Erinnerungen im Alter von 82 Jahren, während er seinen wohlverdienten Ruhestand in unserem Heim in der 8 East Franklin Street in Richmond, Virginia verlebte.

    März 1929.

    Eppa Hunton III.

    Kapitel 01: Mein Leben vor dem Ausbruch des Krieges

    Ich wurde am 22. September des Jahres 1822 auf der zwischen New Baltimore und Thoroughfare gelegenen väterlichen Farm Springfield in Fauquier County, Virginia geboren. Mein Vater Eppa Hunton, gebürtig am 30. Januar 1789, war der Sohn von James Hunton und der Enkel von William Hunton, beide ebenfalls aus Fauquier County.

    Der Virginia-Zweig der Huntons kam dereinst aus England und siedelte sich um das Jahr 1700 in Lancaster County in der Kolonie Virginia an. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verließen William Hunton und zwei seiner Brüder Lancaster County. Einer der Brüder ließ sich in Albermarle County nieder, der andere in Madison County und William machte das Anwesen Fairview unweit New Baltimore in Fauquier County zu seiner Heimat. Dort ehelichte er Judith Kirk und ihre kinderreiche Ehe bescherte dem County etliche neue Einwohner. Fairview blieb im Laufe der Generationen stets in Familienbesitz und ist heute das Heim von Williams Enkel Joseph G. Hunton, einem alten Junggesellen von 80 Jahren. Mein Großvater James Hunton war der älteste Sohn von William und Judith und lebte in dem Anwesen The Valley unweit von Fairview.

    James Hunton ehelichte Hannah Logan Brown aus King George County und sie schenkte ihm vier Söhne und drei Töchter. Mein Vater Eppa war der zweitälteste Sohn. Er unterrichtete mehrere Jahre lang in einer Schule unweit der Old Broad Run Church in Fauquier County, erwarb schließlich Springfield und ehelichte Elizabeth Marye Brent.

    Mein Vater war ein überaus tüchtiger Geschäftsmann, gesegnet mit einer raschen Auffassungsgabe und großer Tatkraft. Er war ausgesprochen beliebt und wurde zweimal in das Abgeordnetenhaus von Virginia gewählt. Im Laufe seines Lebens brachte er es zu einigem Wohlstand und zum Zeitpunkt seines Todes besaß er drei einträgliche Plantagen: Springfield, Mount Hope und eine Farm in Prince William County. Neben seinem ausgeprägten Geschäftssinn verfügte er auch über beträchtliche militärische Fähigkeiten und diente als Offizier im Krieg von 1812. (Laut den Aufzeichnungen des Generaladjutanten der U.S.-Armee diente er als 1st Lieutenant in Captain William R. Smiths Kavallerietrupp aus Fauquier County, welcher dem Kommando von Major Thomas Hunton der Virginia-Miliz angegliedert war.) Er focht bei Bladensburg und Craney Island und fungierte als Brigadeinspekteur der Virginia-Miliz. Mount Hope erwarb er, um ein wenig näher bei New Baltimore zu leben, da der Ort über eine vorzügliche Lehranstalt für Knaben und Mädchen verfügte. Mein Vater verstarb am 08. April 1830 im Alter von 41 Jahren.

    Die Huntons aus Virginia waren geachtet für ihre Intelligenz, Gastfreundschaft, Charakterstärke und Rechtschaffenheit. In den Gerichtsakten des Staates findet sich kein einziges Verfahren, das wegen eines Gesetzesverstoßes gegen einen Hunton geführt worden wäre.

    Meine Mutter war die Tochter von William Brent. Dieser lebte in Dumfries, wo er Hannah Neal ehelichte. Bald nach der Hochzeit brach der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg aus. William finanzierte die Aufstellung einer Kompanie und wurde deren Captain. Da ihn die Vorstöße der Briten den Potomac River hinauf um seine Familie fürchten ließen, erstand er eine Farm nahe Bealeton in Fauquier County und siedelte seine Lieben dorthin um. Auf jener Farm wurde meine Mutter geboren und verheiratet.

    Die Brents kamen mit Lord Baltimore nach Amerika und ließen sich in Maryland nieder – angeblich waren sie Vettern des Lords. Zwei von ihnen überquerten den Fluss und siedelten in Stafford County, Virginia. Einer von ihnen erwarb Richland, der andere Woodstock am Potomac River, beide sehr fruchtbare Farmen. Meine Mutter entstammte den Woodstock-Brents. Die Familie Brent ist eine der zahlreichsten in den Vereinigten Staaten. Ihre Mitglieder finden sich in Virginia, Maryland, Kentucky, Ohio, Missouri und etlichen weiteren Staaten. Die Brents sind bekannt für ihre Intelligenz und ihren Patriotismus.

    Mein Vater hatte elf Kinder: Virginia Freedonia, Hannah Neale, John Heath, Judith Ann, Silas Brown, James Innis, meine Wenigkeit, Elizabeth Marye, George William, Mary Brent sowie Charles Arthur. Sowohl das älteste als auch das jüngste Kind starben bereits sehr früh, doch die übrigen von uns erreichten das Erwachsenenalter (einige von uns haben sich als mit enormer Lebenskraft gesegnet erwiesen) und wurden zu ehrbaren und geschätzten Bürgern. Meine Schwester Mary Brent (die Witwe von Thomas R. Foster) und meine Wenigkeit sind die letzten beiden Überlebenden der Geschwisterschar. Der Nachlass meines Vaters erwies sich als finanziell erheblich belastet und es bedurfte des Verkaufs sämtlicher beweglichen Güter sowie der Farm in Prince William County, um seine Schulden zu begleichen.

    Der Tod meines Vaters ließ meine Mutter im Alter von 38 Jahren mit neun Kindern, keines von ihnen volljährig, sowie in recht bescheidenen finanziellen Verhältnissen zurück. Sie war die fürsorglichste und aufopferungsvollste Mutter, die ein Kind sich nur wünschen konnte und sie widmete sich unserer Erziehung und Bildung mit unübertroffener Entschlossenheit und Hingabe. Sie war das Musterbeispiel einer vollkommenen Mutter, erreichte ein gesegnetes Alter und sah all ihre Kinder (mit Ausnahme der beiden früh verstorbenen) zu ehrbaren und geachteten Herren und Damen heranwachsen.

    Ich erhielt meine Schulbildung nahezu ausschließlich in der Lehranstalt von New Baltimore. Diese war damals unter der Leitung des ehrwürdigen Reverend John Ogilvie eine vorzügliche Einrichtung. Seit meiner frühen Kindheit hegte ich den innigen Wunsch, den Beruf des Rechtsanwalts zu ergreifen und hierfür war eine sehr gute Bildung in Latein und Englisch vonnöten. In meinem letzten Schuljahr gingen meine finanziellen Mittel zur Neige und so musste ich mir Geld borgen, um meine Ausbildung vollenden zu können. Ich beendete meine Englischkurse, begann am 01. September 1838 mein Lateinstudium und schloss dieses gegen Ende des Jahres 1839 ab.

    Im Folgejahr unterrichtete ich in der Schule der Herren Richard Rixey und Sylvester Welsh, die aus einem kleinen Blockhaus bestand, das am Rande der Straße von Warrenton zu dem Örtchen The Plains lag. Meine Freizeit widmete ich dem Studium der Geschichte, wobei mein Interesse besonders der Geschichte Englands und dessen Feudalsystem galt, von dem sich das großartige Rechtssystem des Gewohnheitsrechts, das Common Law, ableitet. Im Jahre 1841 eröffnete ich eine öffentliche Schule in Buckland, Prince William County, Virginia. John Webb Tyler, der spätere Richter des örtlichen Bezirksgerichts, lebte in jener Gegend. Ich unterrichtete fünf seiner Söhne und er war so gütig, mich in den Feinheiten des Rechtswesens zu unterweisen und mir die nötige Literatur zu beschaffen. Zwei Jahre lang, 1841 bis 1842, lehrte ich an jener Schule, ehe ich im Juni 1843 meine Zulassung als Rechtsanwalt erhielt. In der Zeit meines Aufenthaltes in Buckland logierte ich im Hause meines Bruders Silas B. Hunton, dessen Gattin Margaret (gebürtige Rixey) mich mit der herzlichen Zuneigung einer Schwester aufnahm. Beide scheuten keine Mühe, mir meinen Aufenthalt so behaglich als möglich zu machen und wir blieben einander bis zu ihrem Tode in inniger Liebe zugetan.

    Nach dem Erhalt meiner Anwaltslizenz ließ ich mich auf Anraten von John Webb Tyler in dem kleinen Städtchen Brentsville, dem Verwaltungssitz von Prince William County, nieder. Für die Gerichte dieses ruhigen, friedlichen Countys fiel nur wenig Arbeit an, aber dementsprechend hatten sich auch nur sehr wenige Anwälte dort niedergelassen und Mr. Tyler hatte mir geraten, meine ersten praktischen Erfahrungen in einer Gegend mit überschaubarer Konkurrenz zu sammeln, um mich anschließend mit einiger Berufserfahrung in einem einträglicheren Landstrich anzusiedeln. Im gesamten County gab es lediglich drei oder vier Rechtsanwälte und nur einer von ihnen, ein gewisser Daniel Jasper, war in Brentsville ansässig. Die Gerichte wurden größtenteils von Anwälten aus Warrenton unterstützt. Meine Geschäfte in Prince William County verliefen ausgesprochen schleppend. Daniel Jasper praktizierte bereits seit fast einem Jahr als Anwalt und da er ein außerordentlich geschäftiger Mann mit einem munteren und gewitzten Wesen war, konnte er für die nächsten beiden Jahre den Großteil der potentiellen Kundschaft davon überzeugen, seine Dienste in Anspruch zu nehmen.

    Im Winter 1847-48 wurde John Webb Tyler zum Richter des Bezirksgerichts gewählt. Mr. Jasper und ich waren die Kandidaten für den Posten des Staatsanwalts des Staates Virginia, der mit Mr. Tylers Wahl vakant geworden war. Das Landgericht verfügte zu jener Zeit über 20 bis 30 richterliche Beamte, welchen die Wahl der Staatsanwälte oblag. Das Ergebnis ihrer Wahl fiel sehr knapp aus, aber ich ging als Sieger daraus hervor.

    Am 14. Juni 1848 ehelichte ich Lucy Caroline Weir. Sie war die Tochter von Robert und Clara Boothe Weir, den Besitzern der Hartford-Farm in Prince William County, Virginia. Lucys Vater entstammte einer höchst angesehenen schottischen Familie. Er hatte jahrelang als Kaufmann in Tappahannock, Virginia gearbeitet und schließlich Hartford erworben. Er verstarb schließlich im Jahre 1840 und hinterließ seine Witwe sowie drei Töchter und zwei Söhne. Die Mutter meiner Frau war eine gebürtige Smith aus Williamsburg und eine Enkelin von Richter Benjamin Waller, dem Großvater von Littleton Waller Tazwell, einem der fähigsten und beliebtesten Gouverneure in der Geschichte des Staates Virginia. Die Großeltern mütterlicherseits meiner Frau hießen John Smith und Sarah Waller.

    Unsere Ehe war über alle Maßen glücklich. Meine Frau war mir eine in jeder Hinsicht liebevolle und treue Gefährtin. Wir verlebten den Rest des Jahres 1848 im Hause ihrer Mutter. Die Hartford-Farm wurde im Laufe des Jahres verkauft und sollte am 01. April 1849 in den Besitz des Käufers übergehen. Ich erwarb ein wohnliches Heim in Brentsville, welches ich am 01. Januar 1849 gemeinsam mit meiner Frau bezog. Als Hartford am 01. April schließlich den Besitzer wechselte, zog Mrs. Weir mit ihren beiden Töchtern Bettie und Martha bei uns ein und wir lebten als eine glückliche Familie. Ich ließ unser Heim um einige Anbauten erweitern und es war ein ebenso prächtiges wie wohnliches Gebäude. Leider wurde es im Jahre 1862 von Unionssoldaten zerstört.

    Mrs. Weir war eine der nettesten und charmantesten alten Damen, die ich jemals getroffen habe. Ich bin überzeugt, dass kein Mann je eine bessere Mutter und Schwiegermutter hatte als ich. Sie liebte mich wie ihr eigen Fleisch und Blut und als sie 1870 in Warrenton verstarb, hielt ich sie in meinen Armen. Ihre Tochter Martha verstarb 1882 in meinem Haus. Bettie blieb bei mir bis zum Tode meiner Frau und lebt heute bei ihren Nichten in Clarke County, Virginia.

    Im Jahre 1852 wurde im Staate Virginia eine neue Verfassung verabschiedet, gemäß welcher sämtliche Ämter, darunter auch jenes des Staatsanwalts, fürderhin von der Bevölkerung gewählt werden sollten. Erneut waren Jasper und ich die Kandidaten für das Amt und nach einem langen und sehr anstrengenden Wahlkampf wurde ich schließlich mit überwältigender Mehrheit gewählt, wobei ich jeden Bezirk des Countys für mich gewinnen konnte. Mein Amt übte ich aus, bis ich im Jahre 1861 in die Konföderierte Armee eintrat.

    Im Jahre 1848 wurde ich zum Colonel des Miliz-Regiments von Prince William County gewählt und 1857 ernannte mich die Legislative des Staates Virginia zum Brigadier-General der Miliz. Am 20. Juni 1853 erblickte meine Tochter Elizabeth Boothe das Licht der Welt.

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1