Entscheidung in Triest: Wer ist der Richtige für Komtess Constanze?
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Buchvorschau
Entscheidung in Triest - Anne von Benthien
Anne von Benthien
Entscheidung in Triest
Wer ist der Richtige für Komtess Constanze?
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VerlagslogoInhaltsverzeichnis
Titel
Entscheidung in Triest
Impressum neobooks
Entscheidung in Triest
Wer ist der Richtige für Komtess Constanze?
Schwarze Haare – dunkle Augen: Sophie hatte den Rennfahrer, der gerade durch die Tür gekommen war, zuerst gesehen. Doch sie war zu tief in den Anblick des jungen drahtigen Italieners versunken, als dass sie etwas hätte sagen können. Nur ihr Herz schlug plötzlich schneller. Erst die Worte ihrer Freundin Constanze rissen sie aus ihrer Erstarrung.
„Da, schau nur. Constanze stieß Sophie mit dem Ellenbogen an. Auch sie hatte den gut aussehenden Mann gesehen. „Sieht der nicht toll aus?
Schon während sie diese Worte flüsterte ließ sie ihre blauen Augen in Richtung des Italieners aufblitzen.
Der hatte ihren Blondkopf mit der teuren, wie vom Wind zerzausten Kurzhaarfrisur sofort bemerkt. Eben war er dabei, sein italienischtes Verführerlächeln aufzusetzen. Da zog ihn auch schon sein Sponsor auf die Seite, um mit ihm einen Werbeauftritt zu besprechen. Schließlich war Rafael Canelli, so der Name des jungen Italieners, der heraufziehende Star im Renngeschehen. Er war gewiss nicht zum Vergnügen hier in der VIP-Lounge, sondern um Werbung für seine Geldgeber zu machen.
Eine kurze Pause in im heraufziehenden Gefühlswirbel für ihn und die beiden jungen Komtessen tat sich auf. Constanze und Sophie fanden Zeit, sich zu sammeln.
Constanze Komtess von Dalberg war wie ihre Freundin, Sophie Komtess von Wolfenhagen, 19 Jahre alt. Während Constanze blond war, hatte Sophie dunkle Haare, die sie lang wachsen ließ. Auch war Sophie eine wenig größer und nicht ganz so zierlich wie ihre Freundin.
Die beiden jungen Damen hatten gerade ihren gemeinsamen Aufenthalt in einem Schweizer Internat beendet. Nun wollten sie ein wenig Spaß haben, ehe sie auf die Anwesen ihrer vornehmen Familien zurückkehrten. Es war Constanzes Idee gewesen, für ein Wochenende zum Nürburgring zu fahren, um dort ein Formel-1-Rennen anzuschauen.
Selbstverständlich interessiere Constanze sich nicht die Bohne für Autorennen. Autos waren ihr überhaupt gänzlich gleichgültig. Sie hatte zwar einen Führerschein gemacht, aber doch nur, weil es von ihr erwartet wurde. Viel lieber ließ sie sich von jungen Männern herumfahren. Nein, sie fand nur aus einer Laune heraus die Idee lustig, einmal kleine Männer in bunten Autos im Kreis herumfahren zu sehen. Außerdem ging bei solchen Gelegenheiten auf den Partys die Post ab. Dort gab sich die große Welt ein Stelldichein, bei dem es längst nicht so zivilisiert zuging wie auf den Bällen und Empfängen daheim So viel wusste sie immerhin vom Renngeschehen.
Aus der spontanen Idee war schnell ein konkreter Plan geworden. Daran trug nun allerdings Sophie die Hauptschuld. Ihr Vater, Graf Rüdiger von Wolfenhagen, stammte zwar aus altem Adel, aber die Familie war in den vergangenen Generationen auf den absteigenden Ast geraten. Doch Graf Rüdiger hatte es verstanden, mit einer Reihe von Autohäusern in Bayern die Familienfinanzen zu stabilisieren. Geld für das teure Internet für seine einzige Tochter stellte jedenfalls kein Problem dar.
Wie dem auch sei, der Graf konnte den beiden Mädels Karten für den sogenannten Paddock-Club beschaffen. Damit erlangten die Zutritt nicht nur zu einem illustren Kreis betuchter Rennbesucher, sondern auch zur weniger elitären Kaste der Rennfahrer und ihrer Mannschaften. Das alles versprach ein herrliches Abenteuer zu werden.
Und ein lautes. Gerade startete dröhnend ein Fahrzeug direkt unterhalb des Paddock-Clubs, der über der Boxengasse lag. Den Tag des Trainings vor dem großen Rennen nutzen die Teams, um das letzte aus den Motoren ihrer Autos herauszukitzeln. Das war zu hören. Alle Welt riss ringsherum die Hände an die Ohren, um die Trommelfelle vor Schäden zu bewahren. Auch Constanze und Sophie waren von dem plötzlichen Krach überrascht worden.
„Ihr hättet doch besser die Ohrstöpsel nehmen sollen. Die samtige Stimme von Rafael, dem Rennfahrer, drang von hinten an die zarten Ohren der beiden Komtessen. „Sie werden schließlich nicht ohne Grund verteilt.
Constanze erholte sich augenblicklich von dieser Überraschung. Sie sagte, mit gespielt schuldbewusster Miene: „Stellen wir uns sehr dumm an? Aber wir sind neu hier. Nach einer kleinen Pause setzte sie hinzu: „Es ist alles so aufregend.
Dabei sah sie dem jungen Mann schon deutlich weniger schuldbewusst, sondern eher schnippisch in die Augen.
„Ich heiße Rafael", sagte Rafael, „ und ich kann euch alles hier ganz genau erklären.
„Au ja, tu das, antwortete Constanze. Offenbar war es hier ganz normal, sich zu duzen. Sie hatte nichts dagegen. Stattdessen sagte sie: „Ich heiße Constanze, und das ist meine Freundin Sophie.
Die wusste sofort, was da ablief. Schließlich kannte sie ihre Freundin lange genug. Constanze zog wieder die naive Kleinmädchennummer ab und spielte die Unschuldige. Zu ihrer Verteidigung musste ihr allerdings zustanden werden, dass ihre auf diese Weise gemachten Eroberungen am Ende doch platonisch blieben. Meistens jedenfalls.
Auch Rafael schien das Spiel zu durchschauen. Jedenfalls sah er so aus. Er war für einen Rennfahrer schon fast groß, bestimmt ein Meter fünfundsiebzig und hatte mit seinen 25 Jahren schon einiges mitgemacht. Er kam aus bescheidenen Verhältnissen. Sein Vater betrieb in Triest eine kleine Autowerkstatt. Erst durch sein überragendes Talent, sehr viel schneller als andere mit dem Auto um die Kurven zu rasen, hatte ihn mit der Welt der Reichen und Schönen in Kontakt gebracht. Da konnte ihm kaum verborgen geblieben sein, dass jede Menge junger Dinger es auf ihn abgesehen hatten.
Wie möglicherweise die beiden Mädchen, die ihn hier offenbar anhimmelten. Wenigstens die eine von ihnen. Die andere, Sophie, immerhin blieb reserviert. Reservierter vielleicht, als sie es selbst wollte.
Auf die Vorstellung durch Constanze sagte sie freundlich: „Hallo, Rafael, es ist schön, dich kennenzulernen. Wir wollten immer schon mal einem Rennfahrer begegnen."
Auf diese Weise zog sich der Konversation eine Weile hin. In Verlauf der Unterhaltung brachte es Constanze erstaunlich zwanglos fertig, ihre adeligen Titel zu erwähnen. Das konnte jedenfalls nicht schaden, dachte sie.
Rafael allerdings zeigte daraufhin keine nennenswerte Reaktion. Vielleicht glaubt er es nicht einmal. Sophie fiel nur auf, dass seine Augen beständig zwischen ihr und ihrer Freundin hin und her glitten. Zweifelsohne war Rafael von seinen neuen Bekanntschaften fasziniert. Wo wem nun mehr, von Constanze oder von ihr, das ließ sich so schnell nicht entscheiden.
Gerade als der Sponsor seinen Star wieder wegschleppen wollte, zog Rafael zwei große Eintrittskarten aus seinem Overall. „Wir haben morgen einen kleine Party, sagte er, „auch wenn ich nicht gewinne. Ihr müsst unbedingt kommen. Das ist gerade das Richtige für zwei junge, adelige Damen. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen, wenn ihr kommt.
Damit war er dann auch schon verschwunden. Der Krach aus der Boxengasse dröhnte lauter. Die Komtessen blieben zurück, ein leichtes Schwindelgefühl in ihren Köpfen.
„Der war doch wirklich süß", sagte Constanze zu ihrer Freundin, als die beiden im Auto saßen. Sophie steuerte das kleine zweisitzige Cabriolet elegant um die Kurven zu ihrem Hotel, das nicht allzu weit von der Rennstrecke entfernt lag. Dort teilten sich die beiden Freundinnen eine Suite mit zwei Schlafzimmern.
„Ja, das war er, antworte Sophie und schaltete einen Gang hoch. „Sollen wir da morgen wirklich hin?
Sie meinte die Party, zu der Rafael sie eingeladen hatte. „Wir kennen doch da niemanden."
„Nun tu‘ mal nicht so. Constanze sah ihrer Freundin erstaunt an. „Du findest den Italiener doch genauso attraktiv wie ich. Ich hab‘ doch gesehen, was du für Augen gemacht hast.
Constanze hatte Recht. Auch Sophie war von Rafael geradezu überwältigt. Dabei war der doch überhaupt nicht ihr Typ.
„Na ja, es stimmt, ich fand ihn recht attraktiv. Aber ich kann mir das auch erlauben. Schließlich habe ich keinen Freund, so wie du. Was heißt Freund? Du bist doch so gut wie verlobt.