Als wäre es gestern gewesen
Von Alex C. Morrison
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Buchvorschau
Als wäre es gestern gewesen - Alex C. Morrison
-Dia duit!-
Haben Sie schon gefrühstückt?
Ja?
Darf ich fragen, was es gab?
Entschuldigung, aber Sie fragen sich bestimmt mit wem ich rede.
Mit Ihnen! Ja, ja, genau mit Ihnen!
Hallo! Oder wie man auf Irisch, meiner Muttersprache sagen würde: Dia duit!
Ein wenig überrascht?
Hmm, dachte ich mir. Darf ich mich vorstellen? Tut mir leid ich falle meistens mit der Tür ins Haus und vergesse dabei mich vorzustellen.
Mein Name ist Alexander Christian Morrison und ich bin der Autor dieses Buches. Mehr oder weniger.
Wieder überrascht?
Die meisten nennen mich einfach nur Alex. Ich bin siebenundzwanzig Jahre alt oder besser gesagt ich bin es gewesen.
Vor einer langen Zeit. Ist das nicht alles verwirrend? Tut mir leid ich werde Sie noch über alles aufklären. Um zu meiner Frage zurück zu kehren. Haben Sie schon gefrühstückt? Wenn ja, dann hoffe ich dass es Ihnen geschmeckt hat.
Mein Frühstück war eher einseitig… nun ja…etwas widerspenstig und ich musste es mir erst fangen. Es war flüssig. Köstlich und Außergewöhnlich.
Es war notwendig und es war warm.
Es war…
…frisches Blut!
Erschrocken? Neugierig?
Tut mir leid, ich wollte Sie keines Falls beängstigen. Nun, vielleicht ein kleines bisschen. Stellen Sie sich eine Sache mal vor und zwar, Sie müssten Tagein und Tagaus Spiegeleier mit Speck oder Toast mit Kaffee essen. Und dann Ihr ganzes Leben lang ohne jegliche Hoffnung auf Kompromisse. Nur weil es einen am Leben, mehr oder weniger, oder, auch wenn sich das seltsam anhört, am nicht leben erhält.
Sie fragen sich bestimmt was ich damit meine aber vielleicht sind Sie schon darauf gekommen. Ich werde hier einige Geheimnisse über unsere Wesen enthüllen und denen wird es nicht allen gefallen aber was soll´s. Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Wir werden über Sie wachen.
Ja, ich bin ein Vampir und das schon seit ungefähr dreihundert Jahren. Ich esse kein Speck mit Ei oder trinke Kaffee mit Toast. Obwohl ich für Rashers und Black and White Tards sterben würde, und ich das nicht kann. Blut steht jeden Tag auf meinem Essensplan und würde ich es nicht trinken würde ich austrocknen und in einen tiefen schmerzlichen Schlaf fallen. Diese Erfahrung hatte ich mal höchstpersönlich gemacht. Und glauben Sie mir, Sie wollen nicht so sein wie ich. Egal wie verlockend es auch klingen mag. Egal wie wunderschön wir aussehen mögen. Egal wie gut wir riechen.
Denn jeder Vampir hat einen eigenen Blumenduft. Besser gesagt jeder GUTE Vampir. Es gibt gute und böse. Die guten von uns ernähren sich ausschließlich von tierischem Blut. Wir töten die Tiere nicht bestialisch sondern wir melken sie. Wir nehmen ihnen nur so viel Blut ab das sie nicht sterben. Deswegen haben viele von unserer Art viele große Käfige in ihren Gärten stehen mit Kaninchen oder Meerschweinchen darin. Eine kleine Farm sozusagen. Die bösen Vampire riechen nach Kräutern und Tiere nach Obst. Geschwistervampire riechen gleich. Unsere Nasen sind noch besser als die von Hunden. Als ich mich allerdings das allererste Mal in einem Spiegel sah, ja wir können uns in ihnen sehen, denn die Spiegel von heute enthalten kein Silber mehr beziehungsweise wenig davon, nun ich erschrak. Denn meine Haut war viel blasser als zuvor und meine grünen Augen leuchteten mir in einem satten Smaragdgrünen Ton entgegen.
Ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen aber es war vor ungefähr dreihundert Jahren, um genau zu sein im Jahre 1710, wurde ich in Irland geboren. Es war ein kalter, nebeliger Novembermorgen in einem kleinen Dörfchen namens Cork. Meine Mutter Claire bekam in jener Nacht Zwillinge. Das erstgeborene war ein Mädchen, meine große Schwester Alana. Ich war der zweite Zwilling. Mein Vater Craig hatte eine Arbeit als Torfstecher in Galway gefunden, denn die Kartoffelplantage die wir hatten reichte nicht mehr aus um vier Leute zu ernähren. Geschweige denn, dass die Plantage Gewinn abwerfen würde. Die Ernte war meistens verdorben. Der viele und ständige Regen setzte den Kartoffeln arg zu. Deswegen kam Craig immer nur alle zwei Wochen heim. Die große Kartoffelfäule die Millionen von Iren dahinraffte, herrschte erst im Jahre achtzehnhundertfünfundvierzig. Meine Mutter hütete uns Kinder allein und versuchte noch die Plantage aufrechtzuerhalten. Als wir größer wurden halfen wir ihr dort jeden Tag aus. Ich lief ständig meiner großen Schwester hinterher. Sie versuchte sich immer in unserem blühenden Garten auf der Schaukel von mir zu verstecken. Doch ich fand sie immer wieder aufs Neue. Ich war wohl der nervige kleine Bruder. Meine Schwester und ich konnten uns nie beschweren denn wir hatten meistens etwas zu essen. Es war eine glückliche Kindheit doch eines Tages würde sich alles rapide ändern. Und zwar im Jahre 1737. Ich war siebenundzwanzig und gerade frisch verheiratet und unendlich glücklich. Ich hatte die schönste und liebevollste Frau die man sich vorstellen konnte. Sie war zu dem Zeitpunkt gerade in Erwartung unseres ersten Kindes. In wenigen Wochen wäre unser Glück perfekt gewesen. Ich male es mir heute immer noch aus, wie es gewesen wäre, wenn DAS alles nicht passiert wäre.
Es war ein sonniger Freitagmorgen als ich mich mit meinem Pferd Melody früh auf den Weg zur Plantage meiner Eltern machte. Meine Mutter war immer froh mich zu sehen. Ich wollte etwas aushelfen, dass sie sich vor kurzem den Arm gebrochen hatte und unter der Woche fehlte ihr eine starke Männerhand. Wir verbrachten Stunden auf den Feldern und sie kochte uns Stew. Es war ein gewöhnlicher Tag und alles lief reibungslos. Alana ruhte sich nach der Ernte wie immer im Blumengarten auf der Schaukel aus und flirtete nebenbei mit dem Nachbarsjungen Cellan. Doch an dem Tag schien er mir doch etwas blas um die Nase zu sein, als hätte er einen Geist gesehen. Ich verabschiedete mich denn es war schon kurz vor Sonnenuntergang und ich hatte noch einen langen Weg nach Hause, wo meine geliebte Frau Samantha auf mich wartete. Meine Mutter ließ sich nicht davon abhalten mir einen Sack Kartoffeln mitzugeben und so machte ich mich mit Melody auf den Weg. Pfeiffend galoppierten wir in den Wald. Nach einigen Metern beschlich mich jedoch ein flaues Gefühl im Magen. Doch ich dachte nicht länger darüber nach und ritt weiter. Der Sack Kartoffeln den ich Schulterte wurde immer schwerer und schwerer als er mir plötzlich aus meinen Hände glitt. Einsame Eulen riefen durch den Wald. Waren sie mir morgens nicht auch schon begegnet?
>>Mist! <<, fluchte ich.
Ich riss heftig an den Zügeln und Melody kam zum stehen. Dann schaute ich zu dem am Boden liegenden Sack Kartoffeln der mittlerweile schon angerissen war. Ich stieg von meinem Pferd und als ich mich gerade zu den Kartoffeln bücken wollte, riss mich irgendwas zu Boden. Melody wieherte und scharrte mit den Hufen.
>>Ruhig, mein Mädchen! <<, versuchte ich sie vom Boden aus zu beruhigen.
Als ich mich aufzurichten versuchte merkte ich ein stechen an meinem Hals. Und plötzlich geschah es schon wieder. Ich wurde von irgendetwas oder irgendwem umgestoßen und lag nun neben dem Sack voller Kartoffeln. Ich fasste mir an den Hals. Blut! Es war überall! Es lief mir den Hals runter bis zur Schulter und plötzlich vernahm ich ein brennendes Gefühl am ganzen Körper.
>>Lauf, Melody! Lauf weg! <<, schrie ich so laut ich konnte.
Melody galoppierte davon.
Ein schallendes Lachen hallte durch den Wald und darauf folgte eine männliche Stimme.
>>Ich werde sie später holen! <<
Ich lag nun mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem feuchten Boden und keuchte.
Der Schmerz war nun stechend und breitete sich im ganzen Körper aus. Als ich aufstehen wollte, stach es in der linken Seite und ich stöhnte leise auf vor Schmerz.
Vor meinen Augen drehte sich alles. Auf einmal spürte ich eine eiskalte Hand die mich an meiner rechten Schulter packte. Ich erschrak und wurde steif vor Angst.
>>Hallo, Alex! <<, sagte die Stimme.
Ich drehte mich um. Doch da war niemand. Halluzinierte ich?
Ich hustete. Blut!
>>Woher kennen Sie meinen Namen? <<, rief ich in den Wald.
Stille.
>>Sind wir uns schon mal begegnet? <<
>>Ich habe dich lange beobachtet um zu erfahren, wer du bist und wo du wohnst. Man könnte sagen, ja. Ja, wir kennen uns. <<, sagte die Stimme.
Es raschelte in den Bäumen. Es war eine Eule die es sich nun auf dem Kartoffelsack bequem machte. Sie war braun und ihre gelben Augen schienen durch mich hindurch zu starren.
Urplötzlich packte mich jemand an meinen Armen. Ich konnte nichts sehen, denn ich wurde hinten fest gehalten. Das Gesicht konnte ich nicht sehen. Seine Fingernägel fühlten sich an wie Krallen und durchstachen fast mein weißes Baumwollhemd. Ich erschrak erneut und traute kaum mich zu rühren.
>>Was wollen Sie von mir? <<
Er antwortete nicht sofort. Er war sehr stark denn ich hatte das Gefühl das jeden Moment einer meiner Arme brechen würde und jede Ader in meinem Körper platzen. Es waren höllische