Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Wiedersehen im nächsten Jahr: Meine Erlebnisse als au-pair-Mädchen in England
Wiedersehen im nächsten Jahr: Meine Erlebnisse als au-pair-Mädchen in England
Wiedersehen im nächsten Jahr: Meine Erlebnisse als au-pair-Mädchen in England
eBook402 Seiten6 Stunden

Wiedersehen im nächsten Jahr: Meine Erlebnisse als au-pair-Mädchen in England

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Dieses Buch handelt von meinem Aufenthalt in England als au-pair-Mädchen. Ich war 18 Jahre alt und ging für ein knappes Jahr (von August 1986 bis Ende Juni 1987) ins Ausland. Ich berichte hier von meinen Erfahrungen in einer mir erst fremden Gastfamilie und meinen Erlebnissen in einem sehr interessanten Land.
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum6. Jan. 2015
ISBN9783738011500
Wiedersehen im nächsten Jahr: Meine Erlebnisse als au-pair-Mädchen in England

Ähnlich wie Wiedersehen im nächsten Jahr

Ähnliche E-Books

Essays & Reiseberichte für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Verwandte Kategorien

Rezensionen für Wiedersehen im nächsten Jahr

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Wiedersehen im nächsten Jahr - Carmen Benecke

    Kapitel 1: Die ersten Tage in England

    Unaufhaltsam rückt er näher, DER Tag, dem ich nun schon seit Wochen entgegenfiebere, vor dem ich aber auch auf der anderen Seite Angst habe. Angst vor dem Abschied von meinen Eltern und den Freunden, Angst auch vor dem Unbekannten, denn was wird mich erwarten in England, bei einer mir noch fremden Familie, mit der bisher gerade mal ein kurzer Telefonkontakt bestand? Außerdem war ich noch nie länger als eine Woche von zu Hause fort, nur mal ab und an auf Klassenfahrt.

    Und selbst da konnte ich beim Auf-Wiedersehen-Sagen die Tränen kaum zurückhalten.

    Aber ich denke, meine Neugier auf die neue Familie ist nun doch größer als die Sorgen, ob alles gut gehen wird.  Was wird mich erwarten, was erwartet die neue Familie von MIR?

    Ich bin gerade 18 Jahre alt geworden, die Lebenserfahrung ist noch nicht die größte, aber doch, ja, ICH FREUE MICH DRAUF. Auf mein einjähriges Abenteuer als Au-pair-Mädchen in England.

    Ich darf nur jetzt noch nicht an den Abschied denken, von meinen Eltern, besonders meiner Mutti wird das Jahr ohne mich sehr schwer fallen. Wir haben doch ein sehr inniges Verhältnis. Meinen Papa werde ich zwei Tage in England bei mir haben, er hat versprochen, daß er mitkommt, sich ein Bild von der Familie machen wird und im Zweifelsfall mit MIR wieder zusammen im Flieger nach Hause sitzen wird. Aber ICH WILL ES SCHAFFEN. Ich will mir und anderen beweisen, daß ich gut im Ausland, bei einer neuen Familie, mit anderen Sitten und Gepflogenheiten klarkomme. Ich werde die Windsor High School besuchen, dort zwei Mal pro Woche einen Englischkurs für Ausländer belegen, mit dem Ziel, das Cambridge First Certifiate zu erlangen. Das kann nicht schaden, zumal meine Englischnote im letzten Zeugnis nicht die beste war.

    Nach meinem Jahr in England werde ich auf die Kaufmännischen Schulen wechseln und dort das Wirtschaftsabitur machen. Das nun folgende Jahr im Ausland wird mir hoffentlich auch helfen, die Zeit auf dem bislang besuchten Gymnasium, die mir sehr schwer fiel, hinter mir zu lassen. Also auf zu neuen Ufern!

    Aber vorher müssen noch die Koffer gepackt werden, schließlich brauche ich für alle vier Jahreszeiten Klamotten und Schuhe. Es kommen 3 volle Koffer und eine große Reisetasche zusammen. Verständlich, denn den meisten Platz nehmen die dicken Winterjacken und die Stiefel weg. Zum Glück wird Papa mit dabei sein. Noch eine Woche, dann ist Abreise. Start meines Abenteuers ist Freitag, der 22. August 1986. Um 14.30 Uhr soll der Flieger von der Fluggesellschaft British Airways ab Frankfurt Flughafen starten. Merkwürdiges Gefühl, ich habe nur ein One-Way-Ticket………..

    Die kommenden Tage verbringe ich damit, einen Rundumschlag zu starten, und alle Freundinnen zu verabschieden. Das kostet jede Menge Taschentücher. Und die Abschiedsfotos sind auch nicht sehr vorteilhaft geworden wegen der kaninchenroten Augen.

    22. August 1986

    Jetzt ist er da, der Tag des tränenreichen Abschiedes von meiner Mutti, von meinem Bruder Ralf, der schon Jahre nicht mehr bei uns zuhause lebt, und unserem Yorkshireterrier Brushy. Als tierliebe junge Frau fällt es mir obendrein auch noch schwer, den Hund zurückzulassen. Aber meine Gastmutter in England hat mir am Telefon schon Freude auf einen schwarzen Labrador gemacht. Also wenigstens etwas! Weiterhin weiß ich von meiner neuen Familie nur, daß mein Gastvater 70 Jahre alt ist, seine Frau ist 10 Jahre jünger und sie haben 3 Söhne, der älteste ist 33, der mittlere 30 und der jüngste ist 25 und lebt noch mit im Haus. Ein Riesenhaus haben die Gasteltern, welches gepflegt werden muß. Zwei Enkelkinder sind auch noch mit von der Partie, eines ist etwa 1 ½, das andere 5 Jahre alt. Den typischen Job eines Au-pair-Mädchens, nämlich die Kleinkinder der Familie zu versorgen, werde ich demnach nicht machen müssen. Mich wird mehr der Haushalt in Anspruch nehmen, aber an den Wochenenden sagen sich gerne die Söhne mit den Kindern an.

    Stellt sich nun für Sie, liebe Leserin, lieber Leser, eventuell die Frage, wie ich überhaupt an gerade diese Familie gekommen bin, besser gesagt, wie der Kontakt zwischen uns zustande gekommen ist. Ja, das war aber auch ein echter Zufall. Also, ich habe mich schon vor recht langer Zeit bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Frankfurt mit dem Wunsch gemeldet, daß ich etwa ab August für ein Jahr nach England als Au-pair-Mädchen gehen möchte. Ich wurde dort auch in der Datei aufgenommen, es wurde mir versprochen, man würde versuchen, etwas Passendes für mich zu finden. Dabei ist es aber auch geblieben. Glücklicherweise hatte die damalige Freundin meines Bruders, Annette, eine großartige Idee: sie habe doch noch Kontakt zu einem früheren Kollegen, der nach England gezogen ist. Vielleicht könnte er einen Zettel an einen Supermarkt in seiner Heimatstadt, Gerrards Cross, anbringen, daß ein deutsches Mädchen eine Au-pair-Stelle sucht. Man könne ja gleich die Telefonnummer meiner Eltern angeben, wenn jemand anruft, hätte er gleich die richtigen Leute an der Strippe und man müsse das Ganze nicht über sieben Ecken organisieren. Gesagt, getan, Annette rief Steven Lever in England an, gab ihm die Daten durch und nun hieß es warten. Nach knapp zwei Wochen klingelte das Telefon bei uns zuhause und Frau Ramsay war am Apparat. Sie habe unseren Zettel beim Einkaufen an der Ladentür entdeckt und wollte fragen, ob es noch aktuell sei, daß ich nach England kommen möchte. Meine Eltern und ich waren sehr überrascht, daß der Plan wohl funktionierte. Nun wollten meine zukünftigen Gasteltern noch ein Foto von mir, eine Referenz (die bekam ich prompt von meiner alten Schule) und ein polizeiliches Führungszeugnis zugeschickt bekommen. Schnellstmöglich organisierte ich das Gewünschte, schickte alles nach England und ein paar Tage später kam ein erneuter Anruf von Frau Ramsay, wann ich kommen könnte. Wir vereinbarten Freitag, den 22.08.1986 als Anreisetag. So hatte ich noch ein paar Tage, die ich mit Eltern und Freunden, aber auch mit Kofferpacken und Verabschieden verbringen konnte. Wirklich ein großer Glücksfall, wie ich an diese Au-pair-Stelle gekommen bin.

    Nun sind mein Vater und ich mit dem Auto auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen, der Wagen wird dort abgestellt und zwei Tage später, am Sonntag, wird mein Vater dann wieder mit ihm nach Hause fahren.

    Es sind knappe 25 Kilometer zum Flughafen, wir quasseln über das Bevorstehende und prompt ist es passiert: mein Papa hat die Ausfahrt zum Terminal verpaßt und wir müssen einen Umweg in Kauf nehmen, die Zeit wird knapp, aber mit Schweißperlen auf der Stirn erreichen wir den richtigen Terminal und just in time haben wir auch das Gate zum Flugzeug erreicht. Das fängt ja schon echt gut an, erst Tränen beim Abschied, dann Hektik und Angst, daß wir den Flieger verpassen. Jetzt hoffe ich innerlich ganz fest, daß die Familie in England nett ist. Mein Gastpapa in England hat versprochen, uns am Flughafen London Heathrow abzuholen. Die Spannung steigt, noch knapp zwei Stunden, dann werden wir uns gegenüberstehen. 90 Minuten Flug, dann die Koffer vom Band holen, und dann shake hands mit Herrn Ramsay, meinem Ersatzvater für 1 Jahr……

    Am Zoll noch ein kleiner Schreck: meine Sachen werden ziemlich unter die Lupe genommen, unter anderem mein Maskottchen und Glücksbringer, ein Stoffhund. Der Zöllner war etwas irritiert wegen der kleinen Steinchen, die die Beine des Hundes füllen. Der denkt doch nicht allen Ernstes, daß ICH Drogen……………. Nein!!!

    Wir machen ihm klar, daß ich als Au-pair-Mädchen nach England möchte, und irgendwie hat er nun ein Einsehen und läßt uns durch. Puh! Der Flug verläuft ruhig. Im Flieger stellen mein Vater und ich unsere Armbanduhren eine Stunde zurück, denn in England haben wir die Greenwich Mean Time (GMZ), das bedeutet, die Mitteleuropäische Zeitzone (MEZ) minus 1 Stunde. Im Anflug auf London-Heathrow fliegen wir direkt über die Themse, unter uns die Tower-Bridge. Die Landung verläuft glatt, wir holen die Koffer vom Band, nun Ausschau halten nach einem englischen Herrn. Schwierig, bei DEM Gewusel auf Londons Riesenflughafen. Aber nach einigen Minuten spricht uns ein Herr an, mit meinem Foto in der Hand, was wir meinen Gasteltern vor paar Wochen zusandten, damit sie sich ein Bild von mir machen können. Sie wissen, wie ich aussehe, aber ich habe keinerlei Vorstellungen von ihnen.

    Nun das erste Gegenüberstehen mit dem Herrn, in dessen Haus ich für etwa ein Jahr leben und arbeiten darf. Herr Ramsay sieht so aus, wie man sich einen englischen Gentleman vorstellt: großgewachsen, mit einer Glencheck-Jacke, edlen glänzenden Lederschuhen. Und er spricht ein sagenhaftes Oxford-Englisch. Oh, da werde ich bestimmt was lernen!

    Nach einer herzlichen Begrüßung gehen wir zu seinem Wagen, einem bordeauxroten Jaguar. Mir schießt durch den Kopf, ob das wohl eine reiche Familie ist, in die ich komme…

    Nun sitzen wir im Auto,  fahren den Motorhighway entlang, raus aus London. Das Wetter ist mild, aber trüb, ich hoffe nicht, daß das englische Wetter seinem Namen alle Ehre macht. Nicht, daß ich dauernd mit Regenschirm rumlaufen muß. Jedenfalls scheint die Stadt eine Riesenmetropole zu sein, was ich noch bestätigt bekommen werde, denn noch oft werde ich in London sein……

    Nach einer knappen halben Stunde erreichen wir grüne Vororte, und nach noch ein paar Minuten passieren wir das Ortsschild von Stoke Poges, in der Grafschaft Buckinghamshire.

    Nun biegt Herr Ramsay in die Park Road ein, nach wenigen Metern in eine Kieseinfahrt, links und rechts stehen Riesentannen, man kann das eigentliche Wohnhaus noch nicht erkennen. Nach ca. 50 Metern bremst der Wagen und wir stehen vor dem Haus, besser gesagt, vor dem Minipalast mit Namen Warneford. Ich wußte bisher nicht, daß in England fast jedes Haus von seinen Besitzern einen Namen bekommt. Warneford grenzt direkt an einen Park mit Golfplatz an. Es liegt mitten im Grünen, toll, denn ich bin auch ländlich groß geworden, in der Stadt zu leben, würde mit schwer fallen. So, nun kenne ich den Namen meines Gastvaters, den Namen meines Zuhauses für ein Jahr. Da öffnet sich die Tür, die Dame des Hauses muß den Wagen gehört haben. Das ist Frau Ramsay, eine recht große Lady in einem marinefarbenen Sommerkleid, im Schlepptau hat sie einen freudig wedelnden schwarzen Labradorrüden, der zielstrebig auf mich zuläuft. Vom ersten Augenblick an denke und fühle ich, daß Marc, so der Name des Hundes, helfen wird, mir den Einstieg hier in der Fremde zu erleichtern. So komme ich auch etwas leichter darüber hinweg, daß mein Hund in Deutschland ein Jahr auf mich warten muß.

    Ich merke schon in kurzer Zeit, daß ich eine Redehemmung habe, ich habe mir diverse englische Floskeln für den Anfang zurechtgelegt, aber irgendwie sind die nun alle wie wegradiert. Frau Ramsay begrüßt uns herzlich und blubbert in ebenfalls exzellentem Oxfordenglisch auf meinen Vater und mich ein.

    Sie bittet uns ins Haus, der erste Eindruck haut mich persönlich um: so viele Zimmer und so viele riesige Zimmer, typisch im englischen Landhausstil eingerichtet, den ich persönlich sehr mag. Man fühlt sich in die Rosamunde-Pilcher-Filme versetzt. Frau Ramsay bittet uns ins Wohnzimmer, in das das Speisezimmer gleich integriert ist. Wir trinken ein Lime-Juice zur Begrüßung, einen säuerlichen Saft aus Limone, sehr erfrischend. Meine Gastmutter redet wie ein Wasserfall, mein Papa muß mir beim Beantworten der vielen Fragen immer mal mit Vokabeln aushelfen. Was habe ich eigentlich in all den Jahren Schulenglisch gelernt, frage ich mich. Hoffnung keimt in mir auf, daß ich im Laufe der Wochen und Monate wesentlich fließender Englisch sprechen werde. Aber was soll man erwarten, ich bin ja erst seit ein paar Minuten hier, es liegen knappe 300 Tage England vor mir, da wird doch wohl was möglich sein. Mein Blick schweift umher: im Wohnzimmer ein riesiger offener Kamin (wie schön mag es sein, wenn bei kühleren Temperaturen das Feuer in ihm lodert), das mit buntem Stoff bezogene Sofa in Übergröße auf dem mein Vater und ich sitzen, meine Gasteltern sitzen uns gegenüber in zwei Ohrensesseln, scheinen darin zu verschwinden, so riesig sind die Sitzmöbel. Hier und da ein paar Kleinmöbel, überwiegend im Chippendale-Stil. Und der Blick durch die riesigen unterteilten Glasfenster in den Garten ist überwältigend. Schon jetzt schießt mir durch den Kopf, wer diese Fenster immer so schön sauber macht…..Und alles im Garten ist satt grün und gepflegt. Überall im Haus stehen hübsche Deko-Artikel, zum Beispiel Lampen, Vasen, viele gerahmte Familienfotos,  Teetabletts. Noch weiß ich nicht, daß diese Tabletts eine große Rolle in meiner Zeit als Au-pair-Mädchen spielen werden. Die Dame des Hauses scheint wirklich ein Händchen für ein gemütliches Heim zu haben. Ich bin jetzt schon auf den Rest des Hauses gespannt…

    Am anderen Ende des Raumes ist schon liebevoll der Mahagonitisch für das Essen gedeckt. Hübsche Platzdeckchen sowie echtes Silberbesteck und Weingläser aus Kristall runden das Ganze ab. Was es wohl zu Essen gibt? Nach dem Minisnack im Flieger habe ich nun doch gewaltig Appetit. Wobei man ja der englischen Küche so einiges nachsagt. Lassen wir uns überraschen. Und schon ist es soweit, Frau Ramsay entschuldigt sich in die Küche, kommt nach wenigen Minuten zurück, mit einer Schüssel Ofenkartoffeln und einer Schüssel Rosenkohl. Spontan denke ich, Rosenkohl wäre jetzt was für meine Mama, die kann sich da reinlegen. Frau Ramsay rauscht schon wieder raus aus dem Raum, um gleich darauf wieder mit einer großen Platte mit gebratenem Huhn und einer Sauciere zurückzukehren. Nun kommt der Einsatz von Herrn Ramsay: ER ist für das Tranchieren des Flattermanns zuständig. Es geht ihm sehr leicht von der Hand, und sofort erfahren wir auch warum: mit einem Grinsen im Gesicht sagt Herr Ramsay, daß es wohl etwas wert sei, einen Chirurgen im Haus zu haben. Was!!!??? Ist es jetzt doch so, daß ich in eine wohlhabende Familie geraten bin? Na, schaden kann das bestimmt nicht, denn daß hier in diesem Haus auf Ordnung und Anstand geachtet wird, merkt man. Aber auf diese Aspekte haben meine Eltern auch immer Wert gelegt. Und es hat weder meinem Bruder noch mir bisher geschadet.

    Herr Ramsay erklärt, daß er viele Jahre am St. Bartholomews-Hospital in London als Chirurg gearbeitet hat und nun noch als unterstützender Berater einige Tage pro Woche in derselben Klinik arbeitet. Das Auge ist mit 70 Jahren nun doch nicht mehr so klar, um sich selber ans Skalpell zu wagen, aber seine lange Berufserfahrung gibt er sehr gerne an die Kollegen weiter. Wir erfahren, daß er vor Jahren sogar die Frau von Golfprofi Bernhard Langer erfolgreich operiert hat.

    Traurig sei Herr Ramsay nicht, daß er nicht mehr Vollzeit arbeite, schließlich habe er nun viel mehr Zeit, um sein großes Hobby zu pflegen: das Segeln. Oft fahre er mit seinem ältesten Sohn Jonathan auf die Isle of Wight, um dort ein wenig auf dem Meer zu schippern. Mir fällt auf, daß Herr Ramsay nun bereits zum zweiten Mal ein Inhalierspray einatmet, welches er aus seiner Jackentasche holt. Ich spreche ihn darauf an, und er erklärt uns, daß er unter Asthma leidet und ihm das Spray sehr gut hilft. Mehrmals am Tag muß er inhalieren und das Spray immer in Reichweite haben.

    Plötzlich geht die Türe zum Wohn-Eßzimmer auf und ein junger Mann fragt leise, ob er nun weggehen könne. Ja, sag mal, möchtest Du Carmen und ihrem Vater aus Deutschland nicht erst mal Guten Tag sagen? Und außerdem, magst Du nicht mit uns essen? Es gibt Hühnchen, das ißt du doch so gerne? Dies muß Alasdair sein, der jüngste Sohn der Familie, er ist 25 Jahre alt und wohnt mit im Haus. Er kommt schüchtern auf uns zu, drückt meinem Vater und mir mit einem kurzen high die Hand, sagt no, thanks zu seiner Mutter und verläßt den Raum. Ich habe den Eindruck, daß es seinen Eltern etwas unangenehm, fast peinlich ist, wie sich der Jüngste gerade aufgeführt hat. Ist es Schüchternheit, daß Alasdair so reagiert, oder ist da ein kleiner Schatten auf der Familie, ich meine, vielleicht ist er ja so etwas wie das Schwarze Schaf der Familie……. Vielleicht habe ich aber auch schon gewisse Vorurteile? Aber Sie werden noch sehen, meine Vorahnung hat mich nicht ganz getäuscht, und in den nächsten Monaten mit Alasdair unter einem Dach werde ich noch so einiges erleben……..

    Doch nun zurück zu dem köstlichen Essen, was Frau Ramsay zubereitet hat. Es schmeckt einfach vorzüglich. Nach dem Essen räume ich mit meiner Gastmutter den Tisch ab und nun kommt die Frage, auf die ich schon so lange gewartet habe: ob ich denn den Rest vom Haus sehen möchte… Ja, ja, ja, würde ich am liebsten laut rufen, aber ich halte mich zurück und antworte: Oh, sehr gerne!

    Herr Ramsay und mein Vater bleiben im Wohnzimmer sitzen und ich bin sicher, sie werden sich beide blendend verstehen und sicherlich über ihre Berufe sprechen…

    Die Küche habe ich vorhin beim Geschirrabräumen ja bereits aus dem Augenwinkel etwas beäugen können, aber nun darf ich mich da genauer umsehen: es ist eine typische Küche im englischen Landhausstil, DEN Einrichtungsstil, den ich auch gerne mal in meiner späteren Wohnung bevorzugen würde. Eine weiße Küchenzeile in L-Form nimmt den größten Teil der Küche ein. An Haken hängen lauter Töpfe und Pfannen aus Kupfer, ein großer Holztisch mit gemütlich aussehenden Stühlen mit dicken geblümten Sitzkissen ziert den Raum. Ein riesengroßer Strauß Wiesenblumen schmückt den Tisch. Die große Liebe meiner Gastmutter zu Blumen wird sowieso im gesamten Haus deutlich. In der Küche stehen überall Blechdosen und Keramikgegenstände liebevoll dekoriert herum. Und ich bin hoch erfreut, eine Geschirrspülmaschine zu entdecken. An der Speisekammer vorbei geht es nun weiter zum Gästezimmer: hier sehe ich in der Mitte des Raumes ein riesengroßes Bett, Marke King Size mit geblümten Steppdecken und einladend vielen dicken Kopf- und Zierkissen. Duftige Vorhänge lassen das Tageslicht herein, neben dem Bett ein alter Schaukelstuhl, gegenüber der Schlafstätte ein Bücherregal (auf all die Bücher bin ich nun auch schon neugierig, da ich doch eine Leseratte sondergleichen bin – das habe ich garantiert von meinen Eltern geerbt…). Also, in diesem Zimmer würde ich mich als Gast pudelwohl fühlen und bestimmt herrlich schlummern. An das Gästezimmer grenzt ein kleines Badezimmer, welches zweckmäßig eingerichtet ist.  Nun laufe ich mit Frau Ramsay eine elegante Treppe nach oben, wo die Schlafzimmer sind. Zuerst zeigt sie mir ihr Schlafzimmer, eine ähnliche Ausgabe des Gästezimmers, nur in noch größerem Format. Auffällig ist, daß die schweren Vorhänge dasselbe Muster haben wie die Bettbezüge. Ein Büfett mit lauter Parfümfläschchen und Fotos der Söhne und Enkelkinder ziert die Wand gegenüber des Bettes, an dessen Fußende eine riesige Holztruhe steht. Das ganze Haus strahlt eine solche Wärme aus, daß ich mich jetzt schon sehr heimisch fühle. Kaum habe ich dieses Gefühl genossen, erklärt mir Frau Ramsay, daß nun langsam der Umzug in Angriff genommen werden muß. Umzug, welcher Umzug?? Dieses Haus verlassen?? Also, die Familie plant, dieses riesengroße Haus zu verlassen, weil es eben einfach zu riesengroß sei. Zwar seien die Au-pair-Mädchen bisher immer als Hilfe dagewesen, und einmal pro Woche kommt auch noch eine Putzfrau, die saubermacht, wenn die Mädchen ihren freien Tag haben, aber das Haus ist einfach zu groß, es hat zu viele Zimmer. Damals, als noch alle drei Jungs mit im Haus wohnten, sei die Größe noch recht vertretbar gewesen, aber nun, wo die beiden Herrschaften auch langsam älter werden, wird es etwas schwieriger. Also, kaum bin ich hier, muß ich auch schon wieder weg. Wo geht es denn hin? Ich erfahre: wir ziehen nach Farnham Common, das ist auch ein kleines Dorf, knapp drei Kilometer von Stoke Poges entfernt. Na, das geht ja dann noch. Dann habe ich keine Probleme, meine Schule in Windsor zu besuchen, wo Stoke Poges und Farnham Common auf derselben Buslinie liegen. Und wann soll es losgehen mit dem Umzug? In genau vier Wochen! Oh, weia, das ist nicht mehr lang bis dahin und das Haus ist noch voller Möbel, es ist noch kein einziger Umzugskarton gepackt. Aber schon scheint meine Gastmutter meine Gedanken gelesen zu haben und sagt, daß eine Umzugsfirma alles packen wird, außer dem teuren Geschirr und persönlichen Sachen. Und ich bekomme schon jetzt die Aufgabe, die Bücher des Haushaltes zu verpacken: die teuren in Kisten, vorher mit Seidenpapier eingepackt, die nicht so wertvollen werden gebündelt mit Schnüren umwickelt. So kann man sie besser transportieren. Na, wir werden mal sehen, wie das abläuft, jetzt interessiert mich aber erst mal, den Rest des Hauses Warneford zu sehen. Weiter geht es mit dem Ankleidezimmer von Herrn Ramsay, ich glaube, daß er mehr Kleidungsstücke hat, als sich manche Dame wünschen mag. Zumindest sehe ich Anzüge in allen Farbschlägen. Schon jetzt wird mir schwindelig, wenn ich an das Bügeln all der Hemden denke. Nun öffnet Frau Ramsay die Tür zum Zimmer von Sohnemann Alasdair, der ja bisher nur kurz zu sehen war. Ich erkenne zwischen Bett und Schränken eigentlich nur ein mittelgroßes Chaos an Klamotten, und Frau Ramsay scheint zu ahnen, was ich denke, denn sie sagt, daß sich Alasdair immer zigmal umzieht, bevor er zum Ausgehen das richtige Outfit gefunden hat. Mannomann, es wird ja immer lustiger hier.

    Nun kommt das rosafarbene Bad, das ich mir mit Alasdair teilen soll. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes pretty in pink, alles, aber auch alles ist in rosa eingerichtet. Dann gehen wir zum gelbfarbenen Bad, welches Herr und Frau Ramsay benutzen. Hier ist eben alles – wie sollte es auch anders sein – in gelb eingerichtet. Die Badewanne ist gelb gefliest, die Badematten sind gelb, die Wandkacheln sind gelb, eben alles…. Es ist eben auch alles Geschmackssache.

    Und nun steigt für mich die Spannung, denn nun kommt mein Zimmer an die Reihe, das Zimmer, in dem ich nun die nächsten vier Wochen wohnen werde. Es ist ebenso wie die anderen Zimmer des Hauses (mit Ausnahme der Badezimmer vielleicht!) eine Augenweide: ein großes Bett, welches direkt unter dem Fenster steht, von dem ich einen wundervollen Blick in den Vorgarten habe, neben dem Bett ein Nachttischchen mit einem riesengroßen Wecker, ein Schreibtisch mit Stuhl, ein Tisch mit Fernseher und Kassettenrekorder, und ein passables Bücherregal sind nun erst mal für mich. Gemütlich, das Ganze, sehr gemütlich. Das sage ich auch meiner Gastmutti, daß mir das alles hier sehr gut gefällt. Nun gehen wir wieder nach unten ins Erdgeschoß, wo wir Herrn Ramsay und meinen Vater schon fleißig plaudern hören. Vom Flur kommt man in den Wintergarten, es kommt mir langsam vor wie in einem Film. Riesengroße Farne und Palmen schmücken diesen Wintergarten. Weiße Rattansessel und eine große weiße Rattanbank umrunden einen weißen Rattantisch. Fluffige Auflagen in weiß-blau-gestreift laden schon wieder zum Sitzen ein. Den Wintergarten teilen sich meine Gasteltern als Büro. Vom Wintergarten aus hat man einen tollen Blick in den Traumgarten, und nun betreten wir diesen. Wie auf Bestellung kommt die Sonne nun auch heraus und man fühlt sich fast wie im Urlaub. Ein Jammer, dieses tolle Haus aufzugeben, aber ich verstehe natürlich auch die Beweggründe meiner Gasteltern, dieses Haus hier kostet auch in der Unterhaltung jede Menge Geld. Der Garten hat eine riesengroße Rasenfläche, welche umrundet ist von hohen Bäumen und Sträuchern. Von keinem Nachbarn in irgendeiner Form einzusehen. Labrador Marc, von seiner Familie liebevoll Marcy-Boy genannt, kann sich hier immer herrlich austoben. Und hinter dem Garten beginnt ein kleines Laubwäldchen, ca. 100 Meter breit. Durch ihn schlängelt sich ein Weg, und wenn man den entlangläuft, betritt man den Stoke Poges Golf-Club. Meine Gasteltern sind damals extra in diesen Club eingetreten, damit sie bei ihren täglichen Spaziergängen mit ihren Hunden die Anlage betreten dürfen. Logischerweise nicht dort, wo die Golfer sind, aber außenherum um den Golfplatz darf man sich bewegen.

    So, nun habe ich soweit alles von meinem neuen Zuhause gesehen. Imposant. Ich bin überwältigt. So riesig und wundervoll habe ich mir das Haus nicht vorgestellt. Als meine Gastmutter und ich von unserem kleinen Ausflug zurückkehren, sehe ich, dass Warneford von der Gartenseite fast komplett von Efeu umrankt ist. Märchenhaft. So langsam fühle ich mich wie in einem der von mir geliebten Rosamunde-Pilcher-Filme, nur das Meer fehlt noch.

    Wir gesellen uns wieder zu den beiden Herren. Herr Ramsay kann sich meinen Vornamen irgendwie schlecht merken, so rutscht ihm ab und an ein What´s her name? (Wie heißt sie?) heraus. Frau Ramsay erklärt mir, wie sie sich das mit meiner Arbeit hier im Haus vorgestellt hat: da sie und ihr Mann ja sehr viel am Tag unterwegs seien, liegt es an mir, die Hausarbeit zu machen, wie Staubwischen, Staubsaugen, durchwischen, etc., Alasdair und mir das Mittagessen zuzubereiten, Gemüse für das Abendessen für uns vier vorzubereiten und mit dem Hund spazierenzugehen. Morgens würde Frau Ramsay mir eine To-do-Liste schreiben, was alles zu tun sei. Und Alasdair sei Künstler, er malt, sei aber tagsüber viel zu Hause, gegen Abend gehe er oft aus. Meist fahre ihn seine Mutter mit dem Auto, da er keinen Führerschein besitze. Frau Ramsay arbeitet als Sozialarbeiterin für den Lady Hoare Trust, das ist eine Stiftung, die sich für Opfer von Thalidomid (in Deutschland ist das Contergan) einsetzt. Demnach ist auch sie oft am Tag unterwegs, aber am späten Nachmittag zum Tee seien sie und ihr Mann meist auch wieder zu Hause. Und das Abendessen bereiten sie und ich dann gemeinsam zu. Zweimal in der Woche kann ich die Windsor High School besuchen, wo ich mein Englisch verbessern kann und in ca. 9 Monaten das Cambridge First Certificate in English absolvieren kann. Dieses Zertifikat ist auch in Deutschland anerkannt. Einmal in der Woche, aus Sicht meiner Gastmutter ist das der Mittwoch, habe ich meinen freien Tag, wo ich nach dem Frühstück bis zum Abendessen Ausgang habe. In dieser Zeit kommt Frau Taylor, die Putzfrau, und kümmert sich um das Haus. Sie ist auch allein für das Reinigen der diversen Skulpturen aus Sterlingsilber zuständig. Einmal in der Woche einen freien Tag, und ich darf machen was ich will, dorthin fahren, wohin ich möchte…..London, ich komme!!!!!!!!! Habe ich doch schon in Deutschland in meinem Baedeker Reiseführer London so viel über diese tolle Stadt gelesen: Madame Toussauds Wachsfigurenkabinett, Tower Bridge, Big Ben, Kaufhaus Harrods, und und und….. Oh, ich freue mich schon jetzt auf all das.

    Frau Ramsay fragt, ob ich nun meine Koffer auspacken möchte und mich oben in meinem Zimmer etwas einrichten will. Als ich oben bin und auspacke, entdecke ich in einem der Koffer einen süßen kleinen Clown, den muß mir meine Mama still und heimlich noch eingepackt haben. Und schon kommen mir die Tränen, ein wenig Heimweh ist mal wieder im Spiel. Aber da muß ich jetzt durch, ich will das knappe Jahr hier durchhalten.

    Nun ist es langsam später Abend geworden und wir alle verabschieden uns und gehen zu Bett. Ich bin gespannt, wie ich die erste Nacht schlafe.                                                                   

    23. August 1986

    Erstaunlicherweise doch sehr gut! Es ist ein trüber aber milder und trockener Samstagmorgen und wir treffen uns beim Frühstück wieder. Wie ein Heinzelmännchen hat Frau Ramsay schon alles vorbereitet. Es gibt Toast, Spiegeleier, merkwürdige kleine Minibratwürstchen, deren Fan, wie sich herausstellen wird, ICH bestimmt niemals werde, die typisch englische bittere Orangenmarmelade, Grumpets, das sind kleine durchlöcherte Toasts, die mit der gesalzenen Butter einmalig schmecken, als Getränk gibt es schwarzen Tee mit Milch und Kaffee sowie Orangensaft. Von allem wird probiert, klarer Favorit sind die Grumpets. Die Orangenmarmelade trifft so gar nicht meinen Geschmack und die Würstchen….na, ja, es ist eben alles eine Frage des Geschmacks. Aber um Frau Ramsay nicht zu kränken, probiere ich von allem etwas, mit dem Hintergedanken, daß ich mir beim ersten Einkauf ja ein paar andere Lebensmittel kaufen kann. Mein deutscher Magen ist da doch eher Nutella oder Erdbeermarmelade gewöhnt.

    Frisch gestärkt wollen mein Vater und ich gerne noch am letzten gemeinsamen Tag etwas zusammen unternehmen. Frau Ramsay bietet uns an, uns mit dem Wagen nach Windsor zu fahren, und uns am späten Nachmittag an einem ausgemachten Treffpunkt wieder abzuholen Mein Papa fragt, ob er denn vorher auch mal den Golfplatz hinter dem Haus sehen könne. Also beschließen wir, daß wir vier einen gemeinsamen Spaziergang dorthin machen. Unterwegs erfahren wir von meinen Gasteltern so einige interessante Fakten über Stoke Poges und den Golfplatz: in Stoke Poges gibt es ein Rittergut, welches ein berühmter historischer Platz ist. Queen Elizabeth I. besuchte es im Jahr 1601. Im Jahre 1647 war King Charles I. in dem Rittergut gefangen gehalten worden, bevor er hingerichtet wurde. Später kam das Gut in den Besitz von William Penn, dem Mann, der Pennsylvania gründete. Es blieb für mindestens zwei Generationen in seiner Familie. Weiterhin erklärt uns mein Gastpapa, daß Stoke Poges in dem Buch Schöne neue Welt  von Aldous Huxley erwähnt wird, denn darin erscheint der Golfplatz vom Stoke Poges Golfclub als regelmäßig besuchter Platz. Und noch was Interessantes zum Thema: im James-Bond-Film Goldfinger wird der Stoke Poges Golfclub Treffpunkt von zwei der Schauspieler. Nun haben wir unseren kleinen Rundgang am Rande des Golfplatzes beendet und wir gehen durch das kleine Wäldchen wieder zum Haus zurück. Herr Ramsay zieht sich zum Lesen des Daily Telegraph ins Wohnzimmer zurück und Frau Ramsay geht mit uns zur Garage. Dort steigen wir in ihren mintgrünen Citroen und starten Richtung Windsor, welches nur ca. 6 km von Stoke Poges und ca. 35 km westlich von London in der Grafschaft Berkshire liegt. An der Bushaltestelle von Windsor Castle, also dem Schloß Windsor, läßt sie uns aussteigen und wir vereinbaren, uns hier wieder um 17.30 Uhr zu treffen. Hier in der Stadt Windsor ist aber an diesem Samstag im August so einiges los. Jede Menge Touristen sind unterwegs und strömen zum Eingang von Schloß Windsor. In der High Street ist auch ordentlich Trubel, links und rechts säumt ein Laden den anderen. Mein Papa und ich beschließen, es den Touristen gleichzutun und erst mal das Schloß zu besichtigen, für die Einkaufsstraße ist später noch Zeit, da werden wir dann bestimmt auch was Eßbares finden. Aber jetzt, gestärkt durch das Frühstück, sind wir fit für einen kleinen Kulturtrip. Also hinein zum Haupteingang, an der Kasse bezahlen, gleich noch einen kleinen Reiseführer mitnehmen  und schon sehen wir eines der ersten typisch englischen Symbole: die Wachleute mit den Bärenfellmützen, die ohne Regung stundenlang Wache stehen. Etwas anderes typisch Englisches haben wir auf der Fahrt hierher nach Windsor bereits gesehen: die roten Doppeldeckerbusse. Also, nun stehen mein Vater und ich im Innenhof von Windsor Castle.

    Beim Laufen lese ich immer wieder mal etwas aus dem Reiseführer über das Schloß vor und stelle fest, daß ich Glück gehabt habe, zwar in Stoke Poges eine sehr ländliche Übergangsheimat gefunden zu haben, von der aus aber leicht London, Windsor, Ascot und viele andere bekannte Städte erreicht werden können. Bestimmt werde ich den einen oder anderen freien Tag dafür nutzen, gewisse Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Wie gut, daß ich meine kleine Pocket-Kamera dabei habe, da werde ich bestimmt den einen oder anderen Film verknipsen. So auch hier in Windsor. Ich habe schon ein paar Fotos geschossen. Nun, in dem Reiseführer steht unter anderem drin, daß Schloß Windsor das größte private und älteste durchgängig bewohnte Schloß der Welt ist, ca. 900 Jahre alt. Zusammen mit Buckingham Palace und dem Holyrood Palace in Edinburgh ist es eine der offiziellen Hauptresidenzen der britischen Monarchin. Königin Elizabeth II. verbringt viele Wochenenden des Jahres auf Schloß Windsor. Dabei nutzt sie die Gebäude sowohl für Empfänge des Staates als auch zu privaten Zwecken. Oh, nun lesen wir was Interessantes: ist die Königin auf Windsor Castle anwesend, wird die Königliche Flagge am Round Tower gehisst. Ist sie nicht da, flattert der Union Jack. Also, schnell mal schauen, welche Flagge hängt…… Round Tower, Blick gen Himmel: nein, nur der Union Jack,

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1