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Die Grauen Krieger: Teil I : Suche
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Die Grauen Krieger: Teil I : Suche
eBook493 Seiten7 Stunden

Die Grauen Krieger: Teil I : Suche

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Über dieses E-Book

Berlin wird von einer Reihe grauenvoller Morde heimgesucht.
Opfer sind Kunsthändler und -sammler, denen wertvolle, sehr alte kirchliche Artefakte entwendet werden.
Natascha wird selbst Zeugin einer der Überfälle der sogenannten "Kunstmörder" und muss miterleben, mit welcher Brutalität die Männer vorgehen und, dass offensichtlich jeder ein potenzielles Opfer werden kann.
Aber da ist noch mehr, etwas Seltsames, etwas Unheimliches, nicht Definierbares geht von den Männern aus und verfolgt Natascha bis in ihre Träume.
Schutz und Halt glaubt sie bei Caleb zu finden mit dem sie eine Liebesbeziehung beginnt.
Der Mann an ihrer Seite ist jedoch nicht der, für den sie ihn hält.
Dunkle, viele Jahrtausende zurückliegende Geheimnisse umgeben ihn, Geheimnisse, die die gesamte Menschheit betreffen.
Ein uraltes Gleichgewicht droht zerstört zu werden.
Um dies zu bewahren, geht Caleb gnadenlos vor.
Natascha stellt eigene Nachforschungen an und kommt den "Kunstmördern" näher als sie denkt.
Welche Rolle spielt die katholische Kirche?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum7. Aug. 2014
ISBN9783847678489
Die Grauen Krieger: Teil I : Suche
Autor

S. N. Stone

S. N. Stone wurde 1977 in Berlin geboren. Seit 2007 schreibt, und veröffentlicht sie Bücher. Bisher sind erschienen: »Die Grauen Krieger« (Mystery-Thriller-Trilogie), »Menschenseelen« (Mystery-Thriller-Reihe, 5 Teile), »Hinter der Lüge« (Thriller), »Das Rascheln im Stroh« (Kurz-Thriller), sowie mit »… und sie macht, was sie will!« ein Roman fürs Herz. S. N. Stone verknüpft gerne geschichtliche Begebenheiten mit einer Handlung von heute.

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    Buchvorschau

    Die Grauen Krieger - S. N. Stone

    Widmung

    Für Luisa-Marie und Leonie

    Prolog

    Die beiden Männer setzten sich in die letzte Reihe auf die Bank. Die Kirche war klein und nicht gut besucht, was in dieser gottlosen Gegend nicht verwunderlich war. Sie würden keine Aufmerksamkeit erregen, dafür hatten sie gesorgt. Sie beobachteten den jungen Priester, der den Gottesdienst abhielt. Er stand vor dem Altar und las einen Abschnitt aus der Offenbarung. Die beiden alten Frauen in der ersten Reihe lauschten andächtig.

    Der eine beugte sich zu dem anderen herüber.

    „Bist du sicher, dass er einer von uns ist?", flüsterte er.

    „Habe ich mich jemals geirrt?", gab der andere ungehalten zurück.

    „Nein, das hast du nicht. Trotzdem blieb er skeptisch, irgendetwas irritierte ihn, er lehnte sich an die hölzerne Bank und beobachtete. Dann neigte er sich wieder dem anderen zu. „Er ist sehr jung, weiß er Bescheid?

    „So viel und so wenig wie die Meisten. Er ahnt, dass etwas nicht mit ihm stimmt, und versucht es zu bekämpfen. Ich beobachte ihn schon einige Jahre, aber erst jetzt habe ich erkannt, wer er war. Wir sollten keine Zeit verlieren, er könnte uns verloren gehen."

    Der andere nickte. „Ich werde einen Bewahrer zu ihm schicken."

    Die beiden Männer standen auf und verließen die Kirche, es war, als wären sie nie dort gewesen.

    1. Kapitel

    Er hasste es die Beichte abzunehmen, er konnte es kaum ertragen. Ein älterer, dicker Mann saß neben ihm im Beichtstuhl, der Priester kannte ihn.

    „Vater ich habe gesündigt", säuselte der.

    „Erzähle mir davon." Diese Kopfschmerzen! Er versuchte sie zu ignorieren und fuhr sich mit der linken Hand an die Schläfe.

    „Ich habe eine Affäre mit einem jungen Mädchen. Sie könnte meine Tochter sein, sie ist so wunderschön und ich kann ohne sie nicht mehr leben. Ich begehre sie und dabei ist sie noch minderjährig. Ich denke jede Minute an sie, an ihren Körper, ihre festen Brüste, an ihre strammen Schenkel. Der Mann hielt inne und zog die Luft durch die Zähne ein, er gab ein widerliches Glucksen von sich. „Ihr duftendes Haar …

    Dem Priester wurde übel. Was er fühlte und sah, ließ Zorn in ihm aufsteigen und er bemühte sich dem Drang zu widerstehen diesem ekelhaft pädophilen Kerl den Hals zu brechen. Der Schmerz, den er verspürte, versuchte er zu unterdrücken und so sprach er mit fester und eindringlicher Stimme: „Du wirst dieses Verhältnis sofort beenden und dann gehst du zur Polizei und zeigst dich selbst an!"

    Der Mann nickte, faselte: „Danke Vater", stand auf und ging. Der Priester schloss kurz die Augen, als er sie wieder öffnete, saß der nächste Sünder an seiner Seite. Ihm kam nicht zum ersten Mal der Gedanke, wie seltsam es war, dass die Kirche bei fast jedem Gottesdienst so gut wie leer war, die Beichte jedoch lockte den Abschaum an wie das Licht die Motten.

    „Pater ich bitte Sie, vergeben Sie mir meine Sünden. Ich habe meine Frau geschlagen. Ich wollte das nicht, aber manchmal treibt sie mich zur Raserei und nun ist mir die Hand ausgerutscht. Es tut mir so leid."

    Lügner! Elender Lügner! Verdammt sollst du sein! Hämmerte es in seinem Kopf. Der Priester neigte sich dicht an das Gitter, das ihn von dem Mann trennte. In ihm stieg die Gewissheit auf, dass er zu einer anderen Zeit nicht gezögert hätte, doch er flüsterte: „Geh nach Hause, packe deine Sachen und verlasse deine Familie. Kehre nicht wieder zu ihnen zurück oder ich werde dafür sorgen, dass du nie wieder deine Hand gegen sie erheben kannst."

    Er musste aufhören mit der Scheiße, es würde ihn irgendwann umbringen. Er war eh ein jämmerlicher Priester und sein Glaube war nicht so fest, wie er sein sollte, das hatte er bewiesen. Er musste versuchen sich unter Kontrolle zu halten, nicht in ihren Geist einzudringen und es schien, als würde es funktionieren. Zwei Frauen kamen und beichteten und er wusste nicht einmal, was sie gesagt hatten oder was er geantwortet hatte und nun schien es, als würden seine Qualen ein Ende haben.

    Gerade wollte er den Beichtstuhl verlassen, als eine junge Frau eintrat und sich setzte.

    Mit zarter Stimme sprach sie: „Pater ich habe gesündigt. Ich habe mich in einen Mann verliebt, den ich nicht lieben darf."

    Er schluckte und lehnte sich vor. „Du sollst nicht mehr herkommen, wie oft soll ich dir das noch sagen?", flüsterte er.

    Das Mädchen kicherte. „Aber Vater, ihr könnt doch nicht so herzlos sein eine arme Sünderin einfach so wegzuschicken", antwortete sie kokett.

    Er versuchte in sie einzudringen, es gelang ihm nicht. Es war ihm noch nie gelungen und er wusste nicht wieso. Sarah war anders, wieso? Wieso war er anders?

    „Bitte, er flehte fast, „geh!

    „Ich liebe dich, ich begehre dich", flüsterte sie verführerisch.

    „Sarah bitte, ich habe einen Fehler gemacht, es tut mir leid, bitte geh!"

    Sie erhob sich und trat aus dem Beichtstuhl, dann kam sie zu ihm herum und öffnete den Stoffvorhang, hinter dem er saß. Sie schaute ihn an und ihre kristallblauen Augen glänzten im Schein der Kerzen, die in der Nähe brannten. Auch er erhob sich nun und stand ihr gegenüber. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ihre weichen, vollen, tiefroten Lippen näherten sich seinem Ohr.

    „Ich liebe dich!", hauchte sie küsste ihn dann leidenschaftlich auf den Mund. Er ließ es geschehen, erwiderte ihren Kuss sogar, zögernd, dann leidenschaftlich, sie erregte ihn. Unsanft löste er sich von ihr und schob sie von sich weg.

    „Sarah warum tust du mir das an? Er schüttelte den Kopf und blickte zu Boden. „Geh jetzt! Er wandte sich von ihr ab. „Es ist vorbei mit uns. Ich darf das nicht und ich will das nicht, begreife das endlich. Er sprach mit fester Stimme, hatte sich nun nach außen hin zumindest gefangen. „Geh und komm nie wieder!, sagte er etwas lauter.

    Mit großen Augen schaute sie ihn an und öffnete den Mund. Sie zitterte leicht. Sie wollte etwas sagen, senkte dann jedoch den Blick und wandte sich zu gehen, dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um.

    „Das wirst du bereuen!", zischte sie verächtlich, die Augen zu Schlitzen verengt.

    Sie verließ die Kirche und die Abenddämmerung schien sie zu verschlucken.

    Eine Straße weiter stieg sie in einen dunklen Wagen, der mit laufendem Motor auf sie gewartet hatte.

    Der junge Priester schaute sich in der Kirche um, ihm war der Gedanke gekommen, dass jemand ihr Gespräch mit angehört haben könnte, doch die Bänke waren leer. Sein Kopf schien zu platzen, diese Schmerzen! Er musste weg von hier, ihm war so übel. Schnell zog er sich um, löschte die Lichter und verließ das Gebäude, es war nicht weit bis zum Pfarrhaus.

    „Oh mein Gott Pater, was ist mit Ihnen geschehen?" Maria, seine Haushälterin, öffnete die Tür und bei seinem Anblick bekreuzigte sie sich. Eine dumme Angewohnheit, die für sie eigentlich nichts bedeute. Es hatte angefangen zu regnen und er war nass geworden. Sie zog ihn in den warmen Flur und schloss die Tür, dann nahm sie ihm den Mantel ab um ihn zum Trocknen auf einen Bügel vor die Heizung zu hängen.

    „Sie sehen grauenvoll aus, als wäre Ihnen der Leibhaftige persönlich begegnet. Gehen Sie hoch und duschen Sie heiß, ziehen Sie sich etwas Warmes über. Ich mache Ihnen eine Hühnerbrühe. Na los, los!"

    Sie schob ihn beinahe liebevoll zur Treppe und ohne ein Wort verschwand er in die obere Etage. Maria ging in die Küche. Sie drehte die Heizung höher und nahm einen Topf aus dem Schrank, in den sie etwas von ihrer Hühnerbrühe gab, und stellte ihn auf die Herdplatte. Sie würde den Jungen schon wieder aufpäppeln, es war ihr bisher immer gelungen. Dieser Ausdruck in seinen Augen, das, was sie in ihnen gesehen hatte, gedankenverloren rührte sie die Suppe um. Sie mochte den jungen Priester. Er wirkte so einsam und sie empfand für ihn fast wie für eines ihrer eigenen Kinder, die alle schon so groß waren und ihre eigene Familie hatten. Sie sollte auf ihn aufpassen und das tat sie, gerne sogar. Es war jetzt fast ein Jahr her, seitdem man sich an sie gewandt hatte, mit der Bitte sich bei dem jungen Geistlichen als Haushälterin zu bewerben. Sie sollte ihn beobachten und unterstützen, soweit sie konnte. Sie wusste über alles Bescheid, über fast alles und wusste was er tatsächlich zu sein schien. Mittlerweile war sie sich sicher, dass sie mit ihrer Vermutung recht hatten, das hatte sie ihnen bei ihrer letzten Unterredung auch gesagt. Natürlich hielt sie Stillschweigen, sie war ihnen treu ergeben, schließlich war ihr Vater auch schon ein Geheimnisträger gewesen. Erst hatte sie Zweifel gehabt, ob sie die Stelle überhaupt bekommen würde. Sie war schon 67 Jahre und nicht mehr die Schnellste aber die Fähigkeiten derer, für die sie arbeitete, waren nicht zu unterschätzen und so hatte sie ihre Stellung als Haushälterin angetreten. Sie hatte ein Auge auf diesen Mann, der von so vielem noch nichts ahnte. Manchmal schaute sie auch weg und das war gut so.

    Ein lautes Poltern von oben riss sie aus ihren Gedanken. Maria zog den Topf von der Herdplatte und so schnell ihre alten Beine es vermochten stieg sie die Treppe hinauf, atemlos. Im Schlafzimmer des jungen Priesters angekommen sah sie, was geschehen war. Er hockte mit weit aufgerissenen Augen an der Wand neben dem Bett, die Nachttischlampe war heruntergerissen worden und lag am Boden. Der Junge schien sie nicht wahrzunehmen. Er saß da, hatte die Beine angewinkelt, die Haare waren noch nass und der Oberkörper nackt, er hatte eine Jeans an, sein Pullover lag neben ihm. Sein Körper bebte, Blut lief aus seiner Nase, seine Augen waren leer, schnell senkte sie den Blick. Sie ging etwas näher an ihn heran, aber er reagierte nicht, als sie ihn ansprach. Er war in einer anderen Ebene und sie wusste, dass sie vorsichtig sein musste.

    Maria verließ eilig das Zimmer, ging zum Telefon und zog einen kleinen Zettel aus ihrer geblümten Kittelschürze, den sie vom ersten Tag an bei sich hatte. Sie wählte die Nummer, die darauf stand. Es klingelte viermal, bis abgenommen wurde und sich eine tiefe Stimme meldete. „Ja?"

    „Guten Abend Pater Nathan, hier ist Maria." Dann wartete sie schweigend ab.

    Stille herrschte auch am anderen Ende der Leitung, dann sprach der Mann. „Maria, Sie sind die Haushälterin von … Sie unterbrach ihn. „Ja das bin ich. Ich glaube, der Pater braucht Hilfe. Er ist zusammengebrochen und nicht ansprechbar.

    „Dann sollten Sie vielleicht einen Notarzt holen und nicht mich anrufen", erwiderte der Mann schroff.

    „Pater ich glaube, ein Notarzt ist nicht das was wir hier brauchen, bitte kommen Sie."

    Ein Zögern, dann schien der Mann endlich verstanden zu haben. „Ich bin in zehn Minuten bei Ihnen. Rühren Sie ihn nicht an und bleiben Sie von ihm fern. Ich beeile mich." Ein Klicken, die Verbindung war unterbrochen.

    Der junge Priester litt unerträgliche Qualen. Er sah Dinge, von denen er gehofft hatte, sie nie wieder sehen zu müssen. Teilweise waren sie bereits in seinen Träumen aufgetaucht, doch jetzt sah er alles und zum ersten Mal schien er zu verstehen, was er sonst vermutet hatte und versucht hatte zu verdrängen.

    Pater Nathan kniete sich zu dem jungen Mann und schaute ihn an. Maria war in der Tür stehen geblieben. Er drehte sich zu ihr um und bedeutete ihr den Raum zu verlassen. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog er seinen Mantel aus und nahm den Hut ab. Er legte die Sachen auf einen Stuhl und krempelte sich die Ärmel hoch. Mit seiner linken Hand berührte er die Brust des Jungen und murmelte dabei: „So mein Freund, nun werden wir versuchen deiner Seele ein wenig Erleichterung zu verschaffen."

    Er schloss die Augen und Hitze durchlief seinen Körper, fast sofort strömte eine Abfolge von Bildern auf ihn ein und Empfindungen.

    Ein korpulenter Mann mittleren Alters sitzt auf einem Sofa. Neben ihm ein junges Mädchen, fast noch ein Kind. Seine Hand liegt auf ihrer Brust, mit der Anderen hält er ihre Hand fest und zwingt sie sein Glied zu reiben. Das Mädchen weint stumm vor sich hin.

    Ein Mann schlägt seine Frau. Er prügelt immer wieder auf sie ein, als sie am Boden liegt tritt er ihr in den Bauch.

    Eine Frau, die im Bett eines jungen Mannes liegt. Sie streichelt sanft über seine nackte Brust, dann nimmt sie ihren Ehering vom Finger und schmeißt ihn in die Ecke.

    Der Blickwinkel änderte sich:

    Feuer, überall ist Feuer! Der junge Mann spürt die sengende Hitze auf seinem Körper. Er sieht zu einem Mädchen herab, das neben einem Priester steht und mit Tränen in den Augen zu ihm schaut. Seine Lippen formen tonlos die Worte: Verzeih mir! Die Flammen fressen sich durch seine einfache Kleidung.

    Ein Feld, groß und weit, der Himmel ist verhangen durch dunkle Gewitterwolke. Viele Tote liegen am Boden, der mit Blut durchtränkt ist. Ein Mann, ein Krieger, steht inmitten der Leichen. Er ist voll des roten Lebenssafts. Er hält sein Schwert noch in den Händen und schreit seinen Schmerz und seine Wut gen Himmel.

    Das Dorf brennt, der junge Krieger schaut sich nicht um, er geht mit großen Schritten weiter, seine Augen lodern wie das Feuer der Hölle.

    Eine junge Frau in einem weißen Gewand winkt ihm zu und lacht. Sie rennt ihm entgegen und fällt ihm um den Hals, sie küsst ihn leidenschaftlich. Dunkle Schatten umgeben ihn.

    Nochmals änderte sich der Blickwinkel, aus dem Pater Nathan die Szenen sah:

    Der Priester trägt die Insignien der Inquisition, er starrt lächelnd auf einen Mann, der vor Schmerzen schreit, während die Flammen nach dem geschundenen Körper greifen.

    Ein Mann, der um sein Leben rennt, sein Verfolger holt ihn ein und bricht ihm mit einer schnellen Bewegung das Genick.

    Eine wunderhübsche Frau mit strahlend blauen Augen sitzt rittlings auf dem jungen Priester. Ihre Leiber vereinen sich im Schein der Kerzen, die auf dem Altar stehen. Ihre nackten Körper glänzen vor Schweiß. Sie bewegen sich rhythmisch und atmen schwer. Die Frau wirft den Kopf in den Nacken, sie leckt sich verführerisch die Lippen.

    Pater Nathan zwang sich aus der Flut der Bilder aufzutauchen. Es fiel ihm schwer. Der junge Priester hielt seinen Geist fest, doch er musste sich lösen sonst würde es gefährlich für ihn werden. Er schaffte es und war erleichtert. So viel Schmerz hatte er nicht erwartet und das war sicher nur ein kleiner Teil von dem, was der andere in sich trug. Nathan war bewusst, dass diese Prozedur nur eine geringe Erleichterung verschaffen würde, aber so konnte den jungen Mann aus der Anderen Ebene wieder herausziehen in die er hineingezogen worden war, weil er seine Fähigkeiten nicht beherrschte. Nicht mehr und noch nicht wieder. Die Abgründe dieser Seele waren so tief, so tief wie vielleicht auch seine Eigenen.

    Der junge Priester spürte, wie er an die Oberfläche der Realität gezogen wurde. Er kam zu sich und öffnete die Augen. Schwer atmend und nach Luft ringend saß er da und schaute in das Gesicht eines Fremden.

    „Na, bist du wieder unter uns?"

    Er kannte die Stimme und als er sich ein wenig gesammelt hatte erkannte er auch den Fremden, Pater Nathan, ein älterer Priester, dem er während seines Studiums begegnet war. Der Junge strich sich mit der Hand über das Gesicht.

    „Was ist geschehen?" Die Worte kamen ihm nur schwer über die Lippen, sein Mund war so trocken. Sein Gegenüber reichte ihm eine kleine Flasche, aus der er vorher selbst noch einen Schluck nahm. Der junge Priester roch daran und setzte sie an den Mund. Er trank und es schmeckte widerlich, er musste würgen.

    Nathan lächelte. „Was geschehen ist, fragst du? Nun ich denke darüber müssen wir uns gleich noch in Ruhe unterhalten. Wasch dir das Blut aus dem Gesicht, ich warte unten auf dich."

    Der Ältere erhob sich, nahm seinen Mantel und den Hut und verließ das Zimmer.

    Als er die Küche betrat, goss Nathan sich gerade etwas aus seiner Flasche in eine Tasse, die vor ihm stand. Maria verließ den Raum ohne ein Wort. Der junge Priester setzte sich ihm gegenüber und schaute ihn an. Er war nun komplett angezogen und fror nicht mehr. Es ging ihm besser. Sein Kopf hatte aufgehört zu schmerzen und er schien sein inneres Gleichgewicht wieder erlangt zu haben.

    „Hübsche Kleine, die du da hast", stellte der Ältere fest ohne ihn anzusehen.

    „Was hast du getan?" Der jünger ignorierte die Bemerkung, sein Ton war scharf, er wollte eine Erklärung.

    „Nun komm mal ein wenig runter, ich habe dir gerade nur einen Gefallen getan. Er nahm noch einen Schluck, dann schaute er dem Jungen in die Augen. „Warum bist du Priester geworden? Er klang sehr ernst.

    Der andere schwieg und hielt dem Blick stand, seine Augen funkelten bedrohlich.

    „Was hast du mit mir gemacht?"

    „Ich habe deiner Seele ein wenig Erleichterung verschafft. Ich habe dir ein wenig Last genommen und dich nebenbei vor dem Wahnsinn gerettet."

    „Was soll das? Was redest du da?"

    „Beantworte meine Frage, warum bist du Priester geworden?" Der Ältere hob die Augenbrauen.

    „Es geht dich eigentlich nichts an, aber ich bin Priester geworden, weil ich glaube, dass es meine Bestimmung ist, weil ich Gott dienen will."

    Der Ältere lachte verächtlich auf. „So ein Blödsinn! Ich frage dich nochmals, warum?"

    Der junge Mann wurde wütend, er bemühte sich, seinen Zorn zu zügeln.

    „Es war sehr nett von dir, dass du mir geholfen hast, aber ich glaube es ist an der Zeit, dass du gehst."

    „Ich werde nicht gehen, ich habe eine Aufgabe zu erfüllen. Ich werde dir helfen. Beantworte endlich meine Frage! Wir sind uns ähnlicher als du glaubst. Ich weiß, was du bist und ich werde dafür sorgen, dass du verstehst und dein Schicksal annimmst."

    Der Junge verspürte eine große Macht, die von dem Mann ausging und plötzlich hatte er das Gefühl, als müsse er antworten.

    „Verdammt! Er schlug mit der Faust auf den Tisch und erhob sich. Sein Stuhl fiel krachend um. „Ich bin Priester geworden, weil ich hoffte, es würde was an den Dingen ändern, die mir Tag für Tag und Nacht für Nacht widerfahren. Weil ich es nicht mehr ertragen konnte, Dinge zu sehen, die ich nicht sehen wollte. Dinge zu sehen, die mir das Leben unerträglich machen. Weil ich niemanden mehr manipulieren wollte nur mit der Kraft meines Willens. Weil ich alles, was in mir ist, nicht verstanden habe und es nicht kontrollieren kann. Weil ich dachte, es macht mich normal.

    „Und hat es geholfen?" Pater Nathan schien unbeeindruckt von dem Ausbruch seines Gegenübers.

    „Nein", antwortete der Junge leise.

    Er hob den Stuhl wieder auf, setzte sich und senkte den Blick.

    „Du kannst dich nicht vor dir verstecken oder unterdrücken, was du bist, du musst deine Bestimmung erkennen und sie annehmen." Der Ältere sprach ruhig.

    „Ich werde einen Weg finden ein normales Leben zu führen. „Ich habe in deinen Geist geschaut und ich weiß über dich Bescheid aber du musst erkennen und annehmen.

    „Nein, ich weiß, dass es nicht richtig ist." Der junge Priester schien fast trotzig.

    „Sage mir, dass Du in diesem Leben noch nicht getötet hast und ich akzeptiere, dass du doch nicht der bist, für den ich dich halte."

    Eine Pause entstand. Keiner sagte ein Wort und das einzige Geräusch, das zu hören war, war der Regen, der gegen die Scheiben der Fenster klatschte.

    „Das kann ich nicht", durchbrach der Junge plötzlich die Stille und seine Worte hallten in seinem Kopf wieder.

    Pater Nathan lächelte und nickte. „Du bist, was du bist und das kannst du nicht ändern, weder dadurch, dass du ein Mann Gottes wirst noch dadurch, dass du dich vor deinem eigenen Ich verschließt. Wenn du das nicht akzeptierst, wird es dich umbringen."

    „Ich kann es nicht." Der Junge flüsterte die Worte.

    „Es gibt Leute, die dir helfen können, die sind wie ich, er machte eine kurze Pause, „die so sind wie du.

    „Alles klar, ich danke dir nochmals für deine Hilfe, aber ich halte es für besser, wenn du jetzt gehst." Der Junge hatte genug. Er erhob sich und auch Pater Nathan stand auf und griff nach seinem Mantel. Sie gingen zur Tür, der Ältere drehte sich auf der Schwelle noch einmal um.

    „Junge, du weißt, dass du ganz sicher kein Mann Gottes bist und dann musst du auch sehen, dass es für dich keinen anderen Weg gibt als diesen einen. Wir sehen uns."

    Der Pater stellte den Kragen seines Mantels auf, zog sich den Hut tief ins Gesicht und verschwand in die Nacht.

    2. Freitag

    Natascha musste sich beeilen. Es war schon 19.45 Uhr und eigentlich wollte sie in einer Dreiviertelstunde bei einem absoluten mega Event sein.

    Der Kunsthändler und Sammler Jean LeValet hatte sie zu seiner groß angekündigten Ausstellung eingeladen. Sie war gespannt, denn dieser Mann hatte verlauten lassen mit diesem Abend alles je da gewesene zu übertreffen. Er wollte eine weltweit einzigartige Auswahl an fantastischen Stücken einem ausgewählten Publikum präsentieren. So würde er zum größten Sammler und Händler aufsteigen. Tascha glaubte, dass er das schaffen konnte. Im Zuge ihrer momentanen Tätigkeit hatte sie einige Fotografien seiner Stücke sehen können und war gespannt auf den Rest. Der Abend würde sicher vielversprechend werden.

    Sie sprang schnell unter die Dusche, drehte das warme Wasser auf und gab ein wenig Kaltes dazu, bis die Tropfen eine angenehme Temperatur erreicht hatten. Dann griff sie zum Shampoo und wusch sich die Haare. Sie seifte ihren Körper sorgfältig ein und spülte alles herunter. Beim Beobachten des Schaums, der in kreisenden Bewegungen im Abfluss verschwand, dachte sie an die vergangenen Tage. Eigentlich fühlte sie sich in dieser großen Stadt nicht mehr wohl, obwohl sie hier aufgewachsen war. Nach dem Tod ihrer Tante, bei der sie seit dem Verschwinden ihrer Eltern gelebt hatte, war diese Stadt ein Albtraum für sie geworden. Irgendwann hatte sie Berlin verlassen, war weggezogen. Als sie dann eine Anfrage von der Kriminalpolizei bekommen hatte, ob sie in beratender Funktion für sie tätig werden könne, entschied sie sich für längere Zeit zurückzukehren. War es ein Fehler gewesen?

    Natascha drehte das Wasser aus und griff nach dem Handtuch, das sie in der Nähe aufgehängt hatte. Sie trocknete sich ab und schaute in den Spiegel, zwei große, braune Augen starrten ihr entgegen. In den vergangenen Wochen war es in Berlin zu gewalttätigen Übergriffen auf Kunstliebhaber und Sammler gekommen. Sie waren überfallen, beraubt und ermordet worden. Es wurde eine Spezialistin benötigt, die sich mit christlicher Kunst auskannte, um zu helfen. Natascha war Kunsthistorikerin und genau das war ihr Spezialgebiet. Obwohl sie noch recht jung war, hatte sie bereits einige Artikel in Fachzeitschriften veröffentlicht und sich aufgrund ihres Fleißes und ihres Wissens einen Namen gemacht. Sie schien genau die Richtige zu sein. Die Angelegenheit hatte sie interessiert, versprach spannend zu werden, und so hatte sie den Job angenommen.

    Nachdem sie ihre Haare trocken geföhnt hatte, trug sie ein wenig Rouge und Wimperntusche auf. Ein heller Lippenstift und ein paar Spritzer Parfüm, dann war sie im Bad fertig. Sie ging zum Schrank, überlegte kurz und entschied sich für einen schwarzen, klassischen Hosenanzug mit einem violetten Top und dazu passenden Pumps, eine schlichte Goldkette rundete ihr Outfit ab. Einigermaßen zufrieden mit sich nahm sie ihre Handtasche von der Kommode, griff ihren Mantel und die Zimmerkarte und verließ das Hotel.

    Ein Taxi, Natascha brauchte unbedingt ein Taxi. Der Portier öffnete ihr die Tür und sie trat hinaus. Der Wind blies ihr kalt ins Gesicht. Sie schaute die Straße hinauf und hinunter, es war keins zu sehen. Gerade wollte sie sich umdrehen, um wieder in die Lobby zu gehen und sich ein Taxi rufen zu lassen, als ein silberner VW vor ihr zum Stehen kam. Die Seitenscheibe wurde heruntergelassen und ein Gesicht mit einem breiten Grinsen kam zum Vorschein.

    „Hey Tascha, ich wollte dich eigentlich anrufen und fragen, ob ich dich mit zu LeValet nehmen soll. Gut, dass ich dich noch erwische." Er öffnete ihr von der Fahrerseite aus die Tür und dankbar stieg sie ein.

    „Tom, dich schickt der Himmel, wunderbar dich zu sehen." Sie gab dem Mann einen Kuss auf die Wange und schnallte sich an, die Fahrt ging los.

    Tom war ein Kriminalbeamter, der an dem Fall Kunstmörder arbeitete. Sie hatten sich in der Zeit, die sie jetzt hier war, ein wenig angefreundet. Er war lustig und ein angenehmer Mensch, sie mochte ihn sehr.

    Durch den dichten Abendverkehr fuhren sie zum Potsdamer Platz. Dort, hoch oben über der Stadt, hatte LeValet seine Räumlichkeiten. Tom parkte den Wagen in der Tiefgarage, die zum Gebäude gehörte und sie fuhren mit dem Fahrstuhl in den Eingangsbereich des verglasten Hochhauses. Ein Sicherheitsbeamter hinter einem Tresen schaute auf, als sich die Tür öffnete. Er hatte bis eben noch die Monitore beobachtet, die vor ihm standen. Nun lächelte er Tom und Natascha freundlich zu, und als die beiden vor ihm standen, fragte er höflich nach ihren Namen und dem Grund ihres Besuches.

    „Mein Name ist Tom Neders, er zeigte seinen Dienstausweis, „ich bin Hauptkommissar und dies ist Natascha Schiernow. Wir wollen zu Monsieur LeValet, man erwartet uns.

    Die Beamten der Kripo sollten sich heute unter die Gäste mischen, 'Undercover' wie man so schön sagte. Man ging davon aus, dass dieser Abend für die 'Kunstmörder' ein gefundenes Fressen werden würde.

    Der Mann wandte sich einem Computer zu und nickte, dann blickte er auf und sagte: „Gehen Sie bitte zum hinteren Aufzug, er fährt sie direkt in die obere Etage. Ich wünsche einen schönen Abend."

    Natascha und Tom durchquerten die große, prächtige Halle. Sie schaute sich um: Der Boden war aus schwarzem Marmor, ebenso wie die Säulen die sich bis unter die Decke emporschwangen. Die Wände waren mit einer roten Seidentapete beklebt und große, Gold gerahmte Spiegel reflektierten das Licht. Sie fuhren in einem mit Mahagoni getäfelten Aufzug bis ganz nach oben. Dezente Musik begleitete sie.

    Als der Fahrstuhl mit einem 'Pling' zum Halten kam und die Türen sich lautlos zur Seite schoben, kamen sie in einen Vorraum, auf dessen gegenüberliegenden Seite eine verschlossene Tür zu sehen war. Vor dieser standen zwei große, kräftige Typen, die zum privaten Sicherheitspersonal LeValets gehörten. Tom und Natascha traten an die beiden heran und stellten sich abermals vor. Einer sprach in sein Headset und nach wenigen Sekunden ließ man sie herein.

    Sie betraten eine andere Welt. Ein großer Raum erstreckte sich vor ihnen. Eine komplette Seite war vom Boden bis zur Decke verglast und gab den Blick auf die Stadt frei, die im Dunklen der Nacht lag, Tausende Lichter funkelten wie Sterne. Der Boden war mit blutrotem Parkett ausgelegt. Eine große Sitzlandschaft aus schwarzen Sesseln und Sofas sowie ein paar kleinere Glastischen bildeten das Zentrum des Raumes. Um sie herum waren gläserne Schaukästen aufgebaut, in denen die Objekte lagen. Noch waren die Kästen dunkel und nichts war zu erkennen. An einer Seite des Raumes standen Tische, an denen sich die Gäste mit Getränken, Kaviar und Lachshäppchen, Austern und anderen Köstlichkeiten versorgen konnten. Servicekräfte kümmerten sich darum, dass den Gästen jeder Wunsch erfüllt wurde. Ein leises Summen lag in der Luft, es rührte von den Unterhaltungen her, die die Anwesenden miteinander führten. Ab und zu zuckte das Blitzlicht einer Kamera auf. Es war nur wenigen, ausgesuchten Reportern erlaubt worden diese Ausstellung zu besuchen.

    Natascha war beeindruckt. Wenn sie auch noch nichts von den Exponaten sehen konnte, so war das Ambiente doch schon klasse, ihr Herz schlug schneller.

    „Tascha, Tom holte sie aus ihrer Verzückung heraus, „ich werde mal Ryan suchen, damit er mich einweisen kann. 

    Sie nickte ihm nur zu und er verschwand. Eine Kellnerin trat an sie heran und bot ihr ein Glas Champagner an, das sie auf einem Tablett trug. Natascha nahm es, warum nicht?

    Es war so weit, LeValet trat vor seine Gäste. Er war ein großer, stattlicher Mann Anfang fünfzig mit weißen, kurzen Haaren und stahlblauen Augen. Elegant gekleidet strahlte er eine enorme Selbstsicherheit aus. Sofort verstummten die Gespräche und alle blickten ihm entgegen. Er erhob die Hand, in der er ein Glas hielt, und lächelte seinen Gästen zu, er hatte die volle Aufmerksamkeit.

    „Liebe Freunde, er sprach mit einem leichten, französischen Akzent, „ich danke euch, dass ihr mir die Ehre erweist, heute Abend mit mir diesen Augenblick zu feiern. Ich habe hier die wunderbarsten Stücke zusammengetragen, die es meiner Meinung nach auf der Welt gibt und ich hoffe, dass sie euch genauso bezaubern werden wie sie mich schon seit meiner Jugend bezaubern. Schaut euch um, lasst euch treiben, ich hoffe, dieser Abend wird unvergesslich für uns alle.

    Er prostete seinen Gästen zu und nahm ein Schluck, dann zog er sich zurück. Im selben Augenblick wurde das Licht im Raum gedämmt und das in den Schaukästen angeschaltet. Viele kleine Halogenstrahler offenbarten nun das, worauf alle gewartet hatten.

    Natascha hielt den Atem an. Das, was sie überblicken konnte, war umwerfend. Langsam ging sie von Schaukasten zu Schaukasten und entdeckte Stücke alter christlicher Kunst, von denen sie niemals gewagt hätte auch nur zu glauben, dass sie sie einmal im Original zu sehen bekommen würde. Sie war fasziniert und kam zu der Überzeugung, dass LeValet ein Gott sein musste all diese Kostbarkeiten zusammengetragen zu haben. Ihr wurde endgültig bewusst, dass diese Exponate ganz sicher ein gefundenes Fressen für die 'Kunstmörder' sein mussten, und verstand nun die extremen Sicherheitsvorkehrungen. Überall surrten Kameras und bewegten sich Sicherheitsleute zwischen den Ausstellungsstücken hin und her. Sie erkannte einige Kriminalbeamte wieder, die sich aufmerksam umschauten.

    Tascha stand gerade an einer Vitrine und bestaunte ein goldenes Kreuz, das mit Rubinen und Smaragden besetzt war, als LeValet sich neben sie stellte. Gewinnend lächelte er sie an. „Bonsoire Madame Schiernow, ich freue mich, dass Sie meiner Einladung folge geleistet haben. Sie sehen wunderhübsch aus. Ich hoffe, Sie fühlen sich wohl."

    Natascha mochte ihn. Sie hatten sich auf der Dienststelle und auch außerhalb schon ein paar Mal getroffen und er war immer äußerst charmant gewesen und sehr zuvorkommen. Er war ein Mann, der seinen Erfolg lebte und wusste, wie er sein Gegenüber beeindrucken konnte, doch er wirkte nicht aufdringlich.

    „Monsieur LeValet! Ich freue mich hier zu sein. Vielen Dank, es geht mir hervorragend. Einzigartig was Sie hier zeigen, es raubt mir fast die Sinne." 

    Er blickte auf das Kreuz und sagte: „Dieses Kreuz soll einst einem Papst gehört haben, der es dem Teufel als Pfand für seine Seele gab, wunderbar, oder?"

    Natascha nickte, er hakte sie unter und beide gingen zum nächsten Exponat. Es war ein Buch mit reich verzierten goldenen und roten Lettern in kunstvoller Handschrift verfasst. 

    „Das Buch Diavolis." LeValet streichelte fast liebevoll über das Glas der Vitrine und seine Augen leuchteten. 

    „Man erzählt dieses Buch wurde in der Hölle geschrieben, auf Menschenhaut und mit dem Blut von Sündern", sagte sie und starrte fasziniert auf die Seiten.

    Sie hatte schon viel darüber gelesen aber nie geglaubt es jemals zu Gesicht zu bekommen. Es hieß, dass dieses Buch in den geheimen Kammern des Vatikans aufbewahrt wurde. 

    „Man sagt auch, dass es Verse enthält, die das abgrundtief Böse auf der Erde beschwört", antwortete LeValet.

    „Monsieur könnten Sie sich tatsächlich von so einer Einzigartigkeit trennen?" 

    Er lächelte. „Ah, Madame, nicht alle Stücke, die ich hier ausstelle, biete ich auch zum Kauf an. Ein paar Dinge bleiben in meinem Besitz aber ich kam nicht umhin sie zu zeigen. Es ist mein Lebenswerk und ich bin stolz darauf sie mein zu nennen. Wenn Sie nachher ein wenig Zeit für mich haben, würde ich Ihnen gerne noch ein paar Stücke zeigen, die ich in meinem Arbeitszimmer aufbewahre. Sie sind nicht für die Öffentlichkeit gedacht, aber ich denke da unser beider Herzen für dieselbe Sache schlagen wären Sie vielleicht interessiert?"

    „Oh sehr gerne ich fühle mich geehrt", antwortete Natascha. Sie war gespannt, was es sein würde.

    „Schauen Sie sich erst noch ein wenig um, ich werde dann auf Sie zukommen."

    LeValet gab ihr einen Handkuss und verbeugte sich leicht, dann ging er zu einer kleinen Gruppe älterer Damen. Natascha wendete sich wieder der Ausstellung zu.

    Die schwarz gekleideten Männer betraten die Empfangshalle. Niemand nahm Notiz von ihnen auch nicht der Wachmann, der nach wie vor aufmerksam die Monitore beobachtete und das Foyer im Blick hatte.

    Die Fresken, Heiligenfiguren und Schriften waren wunderbar. Natascha ging von Vitrine zu Vitrine und staunte einfach nur. 

    „Madame Schiernow, wollen Sie mich jetzt begleiten?"

    LeValet stand plötzlich wieder neben ihr. Sie lächelte und nickte und er nahm sie sanft am Arm um sie durch einen kleinen Flur in sein Arbeitszimmer zu führen. Sie bemerkte sofort die zwei Sicherheitsbeamten, die sich im Raum befanden, jedoch bei ihrem Eintreten keine Miene verzogen.

    Das Zimmer war mit alten, antiken, dunklen Möbeln eingerichtet. An den Wänden hingen Gemälde mit christlichen Motiven, der Kreuzgang Jesu, Maria und das Jesuskind, das Paradies, Dämonenfratzen und Götzen. Ein großes Bücherregal nahm eine Seite des Raumes ein. Dicke Folianten über Kunst, Geschichte und die Kirche standen darin, sowie heilige Schriften aus allen Teilen der Welt, Bücher über Dämonologie, Hexen und Exorzismus. Etwas abseits befand sich ein großer Schreibtisch aus Mahagoni. LeValet führte Natascha dorthin und bat ihr einen Stuhl an, sie setzte sich.

    „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbiete? Ein Glas Champagner, einen Rotwein einen hervorragenden Cognac oder irgendetwas anderes, etwas nicht alkoholisches?"

    Sie entschied sich weiterhin bei Champagner zu bleiben.

    Ihr Blick schweifte weiter durch den Raum und sie entdeckte eine Vitrine in der Pergamentrollen lagen. LeValet ging zu einem Schränkchen und öffnete es. Zum Vorschein kam eine gut ausgestattete Bar. Er entkorkte eine Champagnerflasche und goss ein Glas voll. Sich selbst nahm er einen Cognac. Er kehrte an den Schreibtisch zurück und setzte sich ihr gegenüber. Der Kunsthändler reichte ihr das Glas und prostete ihr zu.

    „Natascha, oh, ich hoffe es ist Ihnen recht, wenn ich Sie beim Vornamen nenne? Ich heiße Jean."

    Sie hatte nichts dagegen und so sprach er weiter.

    „Gefällt Ihnen der Abend bisher?"

    „Es ist einzigartig, für jemanden wie mich ist es beinahe der Himmel auf Erden. Noch nie habe ich etwas so Wunderbares gesehen. Ich denke, niemand hat je eine solche Fülle an Kostbarkeiten zusammentragen können."

    Sie trank einen Schluck.

    „Es hat mich viel Zeit und Mühe gekostet. Wenn Sie jedoch noch weiter staunen wollen, dann würde ich Ihnen nun gerne das zeigen, weswegen ich Sie hergebeten habe."

    Er stand auf und ging zu einer vertäfelten Wand, an der er ein Paneel öffnete und einen Zahlencode in ein elektronisches Sicherheitsschloss eingab. Ein Stück der Wand öffnete sich und ein mannshoher Safe kam zum Vorschein. Er bat sie heranzutreten und Natascha glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Sie erblickte Stücke, von denen man nicht einmal sicher war, ob sie überhaupt existierten. Dinge, von denen man glaubte, sie seien verschollen oder Mythen alter Geschichtenschreiber und nun lagen sie hier vor ihr.

    „Sind sie echt?", fragte sie atemlos.

    LeValet lachte, „Ja, das sind sie, allesamt."

    Er schwieg und schaute mit leuchtenden Augen auf die Stücke. Ein seliger und zufriedener Ausdruck lag auf seinem Gesicht. „Meine Spezialisten, Experten, die ich aus den verschiedensten Teilen der Welt engagiert habe und die hohes Ansehen genießen, bestätigen ihre Echtheit. Ich habe einen Teil meines Plans erfüllt. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen für einen kurzen Moment. „Diese Stücke werde ich niemals verkaufen und sie auch nicht öffentlich zur Schau stellen. Sie sind für meine private Sammlung bestimmt aber Ihnen wollte ich sie zeigen, weil Sie es verstehen.

    Natascha starrte immer noch fassungslos in den Tresor.

    „Wie ist es Ihnen gelungen …?"

    „Wie ich dies alles in meinen Besitz gebracht habe? Nun, das ist meine Angelegenheit."

    Plötzlich flog die Tür auf und noch bevor einer der Sicherheitsbeamten reagieren konnte standen drei Personen im Zimmer. Sie waren schwarz gekleidet und trugen schwarze, lange Mäntel, deren Kapuzen sie über die Köpfe gezogen hatten. Ihre Gesichter waren nicht zu erkennen. In ihren Händen hielten sie Schwerter, niemand sagte ein Wort. Einer der Sicherheitsleute überwand seine Überraschung und zog eine Waffe. Blitzschnell trat einer der Eindringlinge an ihn heran und schlug mit seinem Schwert zu. Der Wachmann sackte tödlich getroffen zu Boden. Es schien, als würde sein Blut wie in Zeitlupe aus dem leblosen Körper hinaus sickern und eine große Lache auf dem Boden bilden.

    Dank der Tatsache, dass der Safe hinter einem Mauervorsprung lag, hatten die Männer sie und den Kunsthändler noch nicht entdeckt. LeValet deutete Natascha wortlos an, dass sie sich unter dem Schreibtisch verstecken solle, der nahe dem Tresor stand. Sie rutschte unter den Tisch und kauerte sich in einer Ecke zusammen. Die Männer schauten sich im Raum um. Einer löste sich von der Gruppe und kam langsam auf LeValet zu. Sein schwarzer Mantel bewegte sich sanft bei jedem Schritt, geräuschlos. LeValet wich ein wenig zurück, weg vom Tisch, und schaute Hilfe suchend zu dem anderen Sicherheitsbeamten.

    Der Fremde hatte ihn nun erreicht und packte ihn

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