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Der Magier von Varanasi: Alan Phoenix ermittelt
Der Magier von Varanasi: Alan Phoenix ermittelt
Der Magier von Varanasi: Alan Phoenix ermittelt
eBook659 Seiten8 Stunden

Der Magier von Varanasi: Alan Phoenix ermittelt

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Über dieses E-Book

Alan Phoenix, Agent vom FBI und der NSA, kommt einem illegalen, mysteriösen Tunnelprojekt auf die Spur, welches nach Grönland führt. Ein internationales Nazi-Netzwerk scheint mit im Spiel zu sein, welches Zugang zu modernsten Waffensystemen hat: Silent Warfare. Die Evilston-Gangsterbande, Emilio Zappatoni und Agent Obramosky treiben ihr Unwesen. Der Magier von Varanasi erscheint Alan und seiner Frau auf einer Indienreise. Unglaubliches ereignet sich...
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum26. Sept. 2020
ISBN9783752916904
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    Buchvorschau

    Der Magier von Varanasi - CHRIS URAY

    Kapitel 1

    Sag mal, Ariette, hättest du eigentlich mal Lust, mit mir nach Indien zu fliegen? Drei Wochen Urlaub in einem der gegensätzlichsten Länder der Welt, gepaart mit einem Besuch spiritueller Tempel und Heiligtümer, Menschen verschiedenster Couleur in farbigen Gewändern, geschmeidiger Bollywood-Tanzkunst, und einem Abstecher in einen der magischsten und gegensätzlichsten Orte der Welt - Varanasi? fragte Alan Phoenix seine Frau.

    "Varanasi?! Warum denn gerade Varanasi? Wo die Leichen der Inder offen auf der Straße verbrannt werden oder deren Leichen in den Ganges geworfen werden?! Hab ich neulich in der Pennsylvania Post gelesen. Igitt! - Also, nach Varanasi, das hieß doch früher Benares, nicht wahr, da kriegen mich keine zehn Pferde hin! - Aber über den Rest, darüber ließe sich reden."

    Gut. Also interpretiere ich das mal als eine Zusage. Hättest du Lust, die nächsten zwei Wochen mit mir ins Reisebüro zu gehen? So wegen der Planung der Route, meine ich.

    Route? Also keine Pauschalreise? Da schlaf ich lieber nochmal drüber. Generell aber ja, du Abenteurer! - Hättest du den Sessel von Nasselwood übernommen, wärst du jetzt vielleicht etwas geruhsamer.

    "Gerade deshalb habe ich den Posten von Mr. Nasselwood ja eben nicht übernommen! Das wäre mir einfach zu bürokratisch geworden, und das entspricht mir einfach nicht. Gut, ich hätte noch mehr verdient als jetzt, aber Geld ist bei Gott nicht alles."

    Wie pathetisch das aus deinem Munde klingt, aber du meinst es wirklich ernst, und eben nicht, weil es ein PR-Manager von Lehman&MacFunny gerade für seine neueste Finanzproduktlinie als Werbeslogan verwendet.

    Was glaubst du - fliegt Emilio Zappatoni auch nach Indien? Asiatischer Gangstertransfer sozusagen? meinte Phoenix mit gespielter Unschuld.

    Ich denke, wir wollen Urlaub machen, Liebling?! Und nicht schon wieder imaginäre mögliche neue Fälle anvisieren!

    War ja nicht so gemeint.

    Zappatoni könnte durchaus auch in Indien aufkreuzen. Warum nicht? Und - willst du ihn dann festnehmen? Wegen illegalen Transports von Flüchtlingen mit seiner Piper, oder wegen möglichem Waffenschmuggel - oder heimlichen Drogenkurierflügen?

    Na ja, einen gewissen Reiz hätte das natürlich schon, vor allem, da es der einzige des ist, der noch nicht hinter Gittern ist. Irgendwie wurmt mich das immer noch. klagte Phoenix etwas.

    Hättest du damals bei unserem Urlaub in Puerto Rico deinen Feldstecher mal in Richtung dieses interessanten Strandläufers gerichtet - der sah diesem Zappatoni doch wohl sehr ähnlich, gemäß deinen damaligen Beschreibungen? frotzelte Ariette.

    "Darling, wir hatten Urlaub. Einfach Urlaub. Ich wollte einfach mal ausspannen."

    So, so. Also, abgesehen von Varanasi und diesen schrecklich stinkenden Leichen wäre ich schon fasziniert, einmal den Fuß auf heiligen indischen Boden zu setzen. Aber eine Nacht drüber geschlafen, O.K.?

    Natürlich, Darling. Alles im grünen Bereich.

    Es war eine sehr warme Tropennacht auf einem der Hauptverbrennungsplätze der Leichen am Manikarnika Ghat in Varanasi. Unheimlich kokelnd stanken zwei leblose Körper auf einer Art Scheiterhaufen, besser gesagt waren es zwei, eine Luxusverbrennung im Duett, da Brennholz, vor allem Sandelholz, in Indien knapp und Mangelware war. Die runde volle Scheibe Lunas warf ein mystisches Licht auf die ganze Szenerie. Der Geruch von verbrannten Haaren und Horn lag in der Luft. Die scharfen Schlagschatten des Mondlichts vermischten sich mit der rot-orangenen Glut, den Flammen der Läuterung und Reinigung.

    Laut sang ein Brahmanenpriester Segnungen auf Sanskrit und bimmelte mit einem Messingglöckchen. Magisch glimmten die Baumstämme vor sich hin. Ein paar vereinzelte australische und japanische Touristen waren in gehörigem Sicherheitsabstand unterwegs. Plötzlich leuchtete der Blitz einer Japanerknipse unerwartet auf und erhellte gespenstisch die Szenerie, was der Brahmane aber gelassen mit einem kurzen kritischen Blick hinnahm. Auch wenn Photographieren hier eigentlich nicht erwünscht war, bewahrte der Mann stoische Gelassenheit. Wenn man Tag und Nacht dem Angesicht des Todes gegenüberstand - was war schon der effektheischende Blitz einer Fünfmegapixel-Fuji-Knipse dagegen, ein technischer silberner dümmlicher Minikasten gegen den Aushauch des Atman eines göttlichen Geschöpfes in Richtung der jenseitigen Gefilde! Nein, das war geradezu lächerlich.

    Und das war gerade das Interessante an diesem unheimlichen, gegensätzlichen und zugleich höchst magischem Ort Varanasi: Man stand seinem eigenen Ende gegenüber, mit dem jeder und jede einmal konfontriert werden würde, jede deutsche Persil-Hausfrau mit ihrem Wischmop, jeder adrette Siemens-Manager, jeder durchgeknallte Drogen-Junkie auf seinem letzten Loch pfeifend, jede proletarische Bildzeitungsleserin aus Neuperlach, jeder vornehme krebskranke Mercedesfahrer aus Berlin-Zehlendorf, Wa!, kleine unschuldige Babies aus dem 22. Bezirk, die sich gleich nach der Geburt wieder verabschiedeten von der Luft Terras in Richtung Zentralfriedhof, oder kleine Kinder, die unglücklicherweise zum Leidwesen ihrer Eltern in San Francisco tödlich überfahren wurden.

    Nein, hier kam keiner aus! In Varanasi war die symbolische Endstation, für manche Inder auch die direkte, und jedem und jeder, die hierher kamen, wurde der Spiegel vorgehalten.

    Hindus, die in Varanasi starben, erlangten gemäß dem traditionellen Glauben die Loslösung vom Rad der Wiedergeburt, aus der Tretmühle von Geburt und Tod - moksha.

    Es gibt da diesen etwas blöden Spruch: Auf's Klo gehen, essen, atmen und sterben müssen sie alle. Da helfen den Millionären und Milliardären auch ihre schönen bedruckten Scheinchen nichts! Deshalb sind es ja auch Scheine: Der Schein des Scheins löst sich irgendwann auf, die scheinbare Materie entpuppt sich als verdichtete Maya zwanghafter Positivisten und monetärer Fetischisten, deren Lichtschalter förmlich ausgeknipst scheint, sobald deren fünf Sinne, deren Herz (aus Stein) und die Lungenpumpe, ja und natürlich deren Gehirn, sofern überhaupt noch vorhanden, in den Zustand der leblosen Starre übergingen.

    Hilfe, drei Milliarden auf der hohen Kante, und keine käufliche Unsterblichkeit? Warum denn nicht?

    Nein, spätestens hier stoppte jegliche Großmannssucht. Zum Glück läßt sich mit Geld nicht alles kaufen. Das wäre ja noch schöner. Nein, der Schöpfergott, oder die Grosse Göttin, hatte vorgesorgt. Nur die wenigsten schafften den eleganten Abgang ins Jenseits, ohne von der Angst des unsäglichen Abgrunds des Endes aufgefressen zu werden, krankhaft anhaftend an aufgemotzten Rolls Royces, Neue-Heimat-Fertighäusern im Schwäbischen oder irgendwelchen Erbstücken von Großpapa, von denen man sich jetzt trennen mußte. Nichts ist für die Ewigkeit? Doch. Bewußtsein ist unsterblich. Sagen die Brahmanen. Aber nicht unbedingt die katholischen Pfarrer. Und die neueste Mode: Mobiltelephone als Grabbeigabe als letzte Ehrerbietung in den Schacht werfen, bevor zugeschaufelt wird. Muß ja nicht gleich das teuerste Modell sein - das ausrangierte alte Nokia tut's auch. Selbst das sehr langlebige Proton soll nach spätestens vier Milliarden Jahren zerfallen! Kein Scherz.

    Wagen Sie ein Bad im Ganges - und nebenan schwimmen gerade die Überreste der vor Gram umgekippten Schwiegermutter aus Tamil Nadu an Ihnen vorbei - keine Angst, das Wasser ist heilig aufgeladen. Die ultimative Mutprobe für Bungee-Sprung-erprobte Outdoor-Europäer, die zwar irrationalerweise im Porsche nachts mit 220 die Garmischer Autobahn entlangbrettern, aber beim Anblick der ollen Schwiegermutter, die gerade als Wasserleiche vorbeischwimmt, die absolute nackte Panik bekommen. Hilfe, nein, bloß nicht Varanasi! Nein, lieber drei Wochen Pauschalurlaub in der Dominikanischen Republik mit bewaffnetem Security Service, Abschirmung aller Armen mittels vier Meter hohem Maschendrahtzaun, alle Cocktails, Drinks und Poolbenutzung All-Inclusive, keine Störungen, alles paletti, nur das Schnarchen des Ehemanns stört. Oder der Fahrstuhl im fünften Stock, der gerade mal wieder klemmt. Nein, Urlaub darf nicht provozieren, schließlich will man oder frau ja entspannen. Und nicht das Horrorkabinett der indischen heiligen Verbrennungsplätze vor Augen haben. Obwohl die Chance für einen spirituellen Aufstieg in dieser Szenerie wahrscheinlich einen gewissen läuternden Bonusfaktor besitzt.

    Shaitanya Tutrapalli aus Tiruvannamalai in Tamil Nadu, der gerade in Varanasi zu Gast war, schaute interessiert zu dem Feuerbestatter hinüber. Plötzlich wurde er Zeuge eines eigenartigen Phänomens: Ihm war, als ob er die Geister der beiden Verstorbenen immer wieder schemenhaft auftauchen und verschwinden sah. Es waren ein indischer Mann und seine Frau, beide so um die vierzig Jahre herum. Auf ihren Gesichtern sah er schwere Lepraausschläge, die teilweise fast schon geschwürartig waren. Shaitanya war es schon etwas unheimlich. Und noch dazu alles im Schummerlicht des Vollmonds! Im Hintergrund klingelten wiederholt die Pujaglocken des Brahmanen, und seine Gesänge erschallten magisch, fast schon beschwörend. Shiva war energetisch anwesend, der Zerstörer und Auflöser aller Illusionen und Konzepte, der kosmische Tanz des indischen Einser-Strahl-Gotts erfüllte die Szenerie. Hardwar, oder auch Haridwar genannt, sowie Varanasi sind beide Tempelorte Shivas. Wer die Shambala-Kraft, die man durchaus mit der Energie Shivas vergleichen könnte, mißbraucht, wird durch sie umkommen.

    Alan Phoenix und seine Frau Ariette hatte sich im Reisebüro erkundigt und eine Route zusammengestellt. Varanasi wurde allerdings ausgespart. Auf dem Plan standen unter anderem das Taj Mahal, die Tempel von Hampi, die historischen Gebäude von Delhi und Jaipur und, nach einem kleinen Inlandsflug, eine Backwaters-Tour in Kerala. Für mehr würde es dann schon knapp werden, da Ariette eher nicht der Japaner-Tourist war, der einen Ort nach dem anderen durchhechelte.

    Dann geht's im Februar los! sagte Phoenix aufgeregt.

    Ich freue mich schon auf die Elephanten, die vielen urigen Kühe und die farbenfrohen Gewänder! Und auf unser tolles Fünf-Sterne-Hotel in Delhi!

    In Delhi sind wir nur fünf Tage. Ist vielleicht auch besser so.

    Warum denn?!

    Ach, was da so in meinem Reiseführer drinstand...

    War's was Schlimmes?

    Nein. Es ging schon.

    Ich werde gleich Linda anrufen und ihr erzählen, daß wir jetzt eine Abenteuerreise machen!

    Abenteuerreise?? Lassen wir uns überraschen...

    An alle Passagiere mit Flügen nach New Delhi in Indien! Wir bitten um Ihre Aufmerksamkeit! - Wegen eines aktuellen Bomben-Terroranschlags im Stadtzentrum von New Delhi verzögert sich der Flug LH 313 von Philadelphia nach New Delhi um circa eine Stunde, da aus Sicherheitsgründen eventuell auf einen anderen Flughafen in Indien ausgewichen werden muß. Das Ministerium für ausländische Angelegenheiten der Vereinigten Staaten empfiehlt Ihnen, statt der Destination New Delhi nach Möglichkeit eine andere Stadt in Indien anzusteuern. Am Flughafen in New Delhi selbst besteht im Moment jedoch noch keine Gefahr. - Ihre Flughafenverwaltung. Achten Sie auch auf tägliche Berichte in der seriösen Tagespresse. Danke. tönte es aus den Lautsprechern des Flughafens.

    Das geht ja schon mal gut los! meinte Alan ironisch. Das mit dem internationalen Terrorismus greift immer mehr um sich. Leider. fuhr er fort.

    Wem sagst du das. Ethik und Anstand auf der Welt werden immer weniger, und den Menschen mangelt es an Werten. - Sollen wir den Flug auf eine andere Stadt umbuchen lassen? fragte Ariette.

    Nein. Wir haben unser Hotel in Delhi ja bereits gebucht. Und gemäß der göttlichen Vorsehung erwischt es die, denen es zusteht. Aber in Bezug auf uns sehe ich im Moment keine Gefahr. Außerdem kannst du auch vor der eigenen Haustür überfahren werden oder durch einen unvorhergesehenen Tornado umkommen. Absolute Sicherheit gibt es sowieso nicht!

    Jawohl, Captain. Aber man muß es ja nicht mit Gewalt herausfordern. - Also bleibt alles wie gehabt?

    Sofern sie uns nicht doch auf einen anderen Flughafen umleiten.

    Nach circa eineinhalb Stunden kam eine erneute Durchsage: Die Lufthansa hat sich aus Sicherheitsgründen doch entschlossen, den aktuellen Flug LH 313 nach Dehra Dun oder Varanasi umzuleiten. Ein weiterer Anschlag in New Delhi kann nicht ausgeschlossen werden. Sie bekommen den späteren Inlands-Anschlußflug nach New Delhi natürlich kostenfrei. Die weitere politische Lage in Indien muß abgewartet werden. - Weitere Fragen, insbesondere von Geschäftsreisenden, werden am Infoschalter beantwortet. Bitte begeben Sie sich innerhalb der nächsten zwanzig Minuten an Gate 22 zum Einchecken des Flugs LH 313. - Wir bitten Sie, diese Unannehmlichkeiten zu entschuldigen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

    Oh je! Jetzt leiten die uns womöglich über Varanasi um! Ach du Schande!

    Man bekommt immer das, was man nicht will! Aber da steigen wir ja bloß um! Keine Angst, am Flughafen werden keine Leichen vor deinen Augen verbrannt! witzelte Alan herum.

    Na hoffentlich! Auf jeden Fall gehe ich da keinen Meter aus dem Flughafengelände weg, daß du's weißt!

    O.K., Darling. Habe schon verstanden. - Hier, unser Reiseführer. Kannst ja was drin lesen. Ich geh mal schnell zum Infoschalter, ein paar Fragen stellen wegen der Sicherheit der Hotels in New Delhi.

    O.K. Ich warte hier.

    Als Ariette in dem Reiseführer blätterte, stieß sie auf Warnungen von Leprakranken und ähnlichen armen Gestalten in den Großstädten Indiens, die zum Teil recht aufdringlich betteln würden und sogar ihre Hände in die offenen Scheiben von Taxis stecken würden.

    dachte Alans Ehefrau. Sie war stolz auf ihren Mann.

    Über der beigen Wüste der ehemaligen Maharadschas von Rajasthan brummte laut und monoton ein älteres, aber sehr robust gebautes russisches Transportflugzeug durch die Lüfte. Emilio Zappatoni war wieder da! Was das genau bedeutete, erschloß sich natürlich nur den Lesern oder Leserinnen der ganzen Vorgeschichte.

    Diesmal hatte er sogar eine offizielle Landeerlaubnis, wie in alten Zeiten. Hinten im Laderaum stapelten sich Kisten mit ganz spezieller Industrieelektronik, kleine graue Kästchen mit der Aufschrift Made in Japan, Made in Germany, oder auch gänzlich ohne Aufdruck. Der Deal war über Strohmänner in Mexiko eingefädelt worden, und das Landeziel war - der Hauptflughafen von New Delhi!

    Diesmal flog auch ein Copilot mit.

    Ganz schön heiß hier, das ist ja wie in Sicilia! Und da unten reiten die indischen Fürsten auf ihren Tigern! Wow! meinte Emilio im Scherz.

    Wo sind da Tiger?? Ich sehe keine! fragte der Copilot Steve Roogers.

    Ragazzo, das war doch nur ein Scherz! Die Tiger sind in Indien so gut wie ausgestorben. Vielleicht gibt's noch ein paar in den Nationalparks, oder im Zoo.

    Schieb mal 'ne CD in den Player! forderte ihn Steve auf. Die mit den indischen Hits, die ist doch ganz nett!

    O.K. antwortete Emilio.

    Beschwingt und ohrwurmmäßig besang Anil Singh seine schöne Liebe Maichyang, während die schwere Maschine über die Wüste glitt. Zwischendurch tauchten immer wieder bewässerte Felder und improvisierte Minidörfchen aus einigen Buden und etwas abgewrackt wirkenden Bussen samt deren exotisch-traditionell gekleideten aussehenden Insassen auf, von Palmen umsäumt.

    Wäre die Ladung in Zappatonis Maschine nicht etwas zwiespältig gewesen, hätte auf den ersten Blick alles ziemlich paradiesisch gewirkt.

    Für was und wen sind eigentlich diese Elektronikmodule genau, Zäppi? fragte Steve.

    Es geht um die Verbesserung der Infrastruktur von Indiens Hauptstädten. Beleuchtung, Verkehrsbetriebe, Ampelschaltungen, elektrische Garagentoröffner für die wachsende Mittelschicht... lauter so Zeugs. Ein rasant wachsender Markt, ebenso China und Brasilien. Da bin ich jetzt eingestiegen. Ein boomendes Geschäft. Europa kannst du vergessen. Da geht doch nur noch alles den Bach runter!

    Wie Recht du hast, Emilio. Europa hangelt sich nur noch von Rettungsschirm zu Rettungsschirm. Wenn das mal zusammenbricht, dann seh ich schwarz!

    Sicherheitshalber habe ich mir schon etwas Gold und Platin zur Seite gelegt. Bin ja nicht blöd. Wenn die Weltwirtschaft crashen sollte, dann hab ich wenigstens noch was! Edelmetalle sind eine sichere Anlage!

    Nur daß man Gold und Platin nicht essen kann. Aber egal. - Mach doch mal das Radio an, wegen dem Flugwetterbericht.

    Flugwetter? Ist doch alles bestens. Strahlender Sonnenschein, fast kein Wölkchen am Himmel...

    Ich besteh drauf. Bitte!

    Si, Signore. Ich schalt's an.

    Leicht aufgeregt ertönte die Stimme des Radiosenders bzw. Flugfunks für Piloten: "...In New Delhi gab es vor eineinhalb Stunden einen Bombenanschlag in der Nähe des Hauptflughafens, circa zwei Kilometer entfernt. Drei Riskhafahrer, fünf Passanten und ein indischer Polizist wurden getötet. Über die Motive des Attentats gibt es noch keine Erkenntnisse, auch keinen Bekennerbrief. Piloten Richtung New Delhi, die kein Risiko eingehen wollen, wird nach Möglichkeit empfohlen, eine andere benachbarte Destination anzufliegen. Für den Flughafen New Delhi direkt wurde jedoch keine Gefahrenmeldung herausgegeben. Die Destination kann weiterhin normal angeflogen werden, es gibt kein offizielles Landeverbot. - Und nun zum Flugwetter: Über ganz Nordindien, Rajasthan, Großraum Delhi bis nach Kalkutta liegt ein großes Hochdruckgebiet mit einer Ausdehnung von knapp tausend Kilometern, was ruhiges Flugwetter bringt. Turbulenzen durch angrenzenden Tiefdruckeinfluß nur ganz am Ostrand Indiens Richtung Bangladesh. Die Temperaturen am Boden liegen zwischen 24 und 45 Grad Celsius plus, der Luftdruck um die 1040hPa gemittelt, schwache bis mäßige Winde zwischen Stärke drei und vier aus Nord bis Nordost. (...) Wir haben heute den 18. Februar 2013, die genaue Zeit: 11 Uhr und vier Minuten. - Nissan Micra, das super Auto ohne Parkplatzprobleme! Familienfreundlich, ideal für den Stadtverkehr, wahlweise mit Benzin- oder Autogasantrieb. Ideal für den Mittelklasse-Aufsteiger in New Delhi, Mumbai oder Chennai. Jetzt zum supergünstigen Einführungspreis von nur..." Emilio schaltete das Radio wieder aus. Die Reklame nervte.

    Scheiße! Ein Terroranschlag, Mamma Mia! Das hat uns gerade noch gefehlt. Ich kann aber nicht umdisponieren. Na ja, was soll's, ähh, wir sind ja keine Weicheier, Steve?

    Ähh, eigentlich fände ich es doch besser... - na gut, wie du meinst. Der ganze Zirkus war ja zwei Kilometer weit weg.

    Bömbchen hab ich auch schon mal geflogen, damals vor fünfzehn Jahren nach Pakistan. Das war was, sag ich dir! Um ein Haar hätten mich die Bullen erwischt, nachdem ich die Ladung an die Empfänger, islamistische Rebellen, übergeben hatte. In letzter Minute konnte ich den Motor starten und hab der Polizia den Rücken gekehrt!

    Hast du auch schon mal Rauschgift geflogen?

    Warum fragst du das? Steve, ganz schön neugierig!

    Nur so nebenbei, die Frage.

    Betriebsgeheimnis. In Mexiko, da geht's ab, sag ich dir. Drei frisch geköpfte Leichen hab ich da gesehen, da wird einem schon ganz anders. Drei Querulanten, die ihrem Boß widersprochen haben, und dann: Kurzer Prozeß. - So möcht' ich nicht enden!

    Voll krass, ey! Und die Köpfe, wo waren die?

    Mann, du stellst Fragen. Weg, weiß ich, wo. Als Trophäen im Büro der Gangsterzentrale aufgespießt - oder im Meer versenkt - oder im Müllsack vor der nächsten Polizeistation. Was weiß ich, Steve. Frag mich nicht solche Sachen.

    Mexiko soll ja total korrupt sein.

    Ja! Gegen Geld geht so gut wie alles. Da geht ganz schön die Post ab. Ein El Dorado für Gangster aller Art...

    ...wie dich!

    Genau, Signore Roogers. - Alles Roogers, ähh, alles roger?

    Der Witz aus dem Zehner-Sparpack? Du hast wirklich schon bessere Scherze gemacht.

    Was ist der Unterschied zwischen Cosa Nostra, italienischen Regierungsbeamten und sizilianischem Wein?

    Weiß nicht, Zäppi.

    Die ersten sind knallhart, zweitere kannst du garantiert weichklopfen, und ein Gläschen Wein, so zärtlich wie das Meer vor Marsala, entlockt immer so manche Wahrheit. Drum lade deine Gäste immer ein. - Was sie aber alle gemeinsam haben: Kaufen kannst du sie alle drei! Haha!!"

    Hahaha!! Der ist gut. Werd ich mir merken, Zäppi!

    Gerade waren frühmorgens um zwanzig nach fünf Uhr vier Leichenträger auf dem Weg zum Manimarnika Ghat unterwegs. Es waren Aussätzige, doms, alle schwerkrank, aber noch arbeitsfähig. Ihre Haut war von schlimm aussehenden Ausschlägen übersät, und sie hatten nicht mehr lange zu leben. Behäbig trugen sie den in weißen Tüchern eingewickelten Leichnam zur Waschung in der Heiligen Ganga Richtung Ufer. Die Prozession wirkte sehr mystisch; in dem schwachem Dunst, der vom Ganges aufstieg und dem Dämmerlicht, das bald vom goldenen Licht der aufgehenden Sonne ersetzt werden würde, konnte man förmlich eine Verbindung vom Diesseits zum Jenseits spüren, eine Brücke von der physischen in die feinstoffliche Dimension.

    Es waren noch keine Touristen da. Weiter weg auf der gegenüberliegenden Seite des Gangesufers hatte sich klammheimlich ein vorwitziger Photograph mit Teleobjektiv und Stativ positioniert, um einige Szenen der Prozession zu erhaschen. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er verscheucht werden würde.

    Einige Hindus hatten die Befürchtung, daß durch das Photographieren, was verboten war, die entweichenden Seelen der Verstorbenen in der erdnahen Zone festgehalten und am Weitergehen in ihre sphärischen Welten gehindert werden würden. Außerdem wurde es als pietätlos empfunden.

    Plötzlich tauchte ein fünfter dunkelhäutiger Mann neben den vier Leichenträgern wie aus dem Nichts auf! Man hatte fast den Eindruck, er hätte sich materialisiert, aber das konnte man in dem Schummerlicht nicht so eindeutig erkennen. Er trug einen gelben Dhoti und ein traditionell indisches langes gelbes Hemd, und wirkte wie eine Lichtgestalt. Aufmerksam betrachtete er die ganze Prozession und ging zur Gangeswaschung des Kandidaten, der seinen Atman schon so gut wie ausgehaucht hatte, mit.

    Es war der Magier von Varanasi.

    Eine rätselhafte Erscheinung, die vielen Leuten in den Ghats schon öfters begegnet war, die sie aber nicht richtig einordnen konnten. Wie auf einen Fingerschnipps erschien und verschwand er, half manchmal beim Aufschichten des Holzes für die Scheiterhaufen, heilte Menschen, und gab den Toten den letzten Segen. Keiner wußte eigentlich genau, wer er war. Bis heute nicht. Einige dachten, es müßte wohl ein Brahmachari sein, jemand, der sich für das Mönchstum in Enthaltsamkeit entschieden hatte. Aber das waren alles nur rationale Erklärungen, die sich die Menschen zusammengebastelt hatten.

    Der Magier von Varanasi ging zu dem einem der Leichenträger, der mitgeholfen hatte, den Leichnam in der Heiligen Ganga zu waschen. Jetzt waren sie mit der Waschung fertig. Langsam wurde es heller, und bald würde die Sonne aufgehen.

    Tuurgu Lallapalli, möchtest du wieder gesund werden? Dein negatives Karma ist nun getilgt. Hörst du mich, Tuurgu?

    Brahmachari, ich bin unheilbar krank. Ich habe kein Geld, mir einen Arzt zu leisten, ich gehöre zur untersten Kaste, und ich sehe meinem Tod entgegen. - Du fragst mich, ob ich wieder gesund werden wollte? Das wäre ein Wunder. Ja, ein Wunder. Nur Shiva könnte das vollbringen!

    Gut. Dann komm mit. Shiva wird dich wieder gesund machen. sagte der Magier sehr freundlich.

    Ist das jetzt ein Scherz, ein Lila Shivas? - Also gut, schaden wird es mir wohl nicht, wenn ich kurz mitgehe. Hast du keine Angst, dich anzustecken? Wenn du dich an mir ansteckst, bist du ebenfalls des Todes geweiht, es sei denn, du kannst dir den sündhaft teuren Krankenhausaufenthalt und einen guten Arzt leisten. - Warte, bis ich hier fertig bin. Bitte.

    Ich warte, Tuurgu Lallapalli.

    Woher kennst du meinen genauen Namen??

    Frag nicht soviel, glaube einfach an ein Wunder. Dein negatives Karma ist getilgt.

    Tuurgu schichtete jetzt Holzscheite zu einem Scheiterhaufen auf. Bald würde die erste Leichenverbrennung an diesem frühen Morgen stattfinden. Sorgfältig schichtete er, zusammen mit den anderen drei Männern, die Scheite kunstvoll zu einem meterhohen Turm auf, in dem später der Tote positioniert werden würde. Ein wenig erinnerte es optisch an die Hexenverbrennungen in Europa, aber die Energie war ganz anders. Hier ging es nicht um Strafe und Vergeltung, sondern um den Übergang in die andere Dimension, ins feinstoffliche jenseitige Reich.

    Der Magier von Varanasi wartete geduldig, bis Tuurgu, er war früher Steinmetz und kam aus Mamallapuram in Tamil Nadu, fertig war.

    Jetzt gab es plötzlich eine Art Paralleldimension. Eine neue Szene tat sich auf, die mit Tuurgu nichts zu tun hatte.

    Wie aus dem Nichts tauchte der Geist eines US-amerikanischen Mannes vor dem Magier auf. Es war der Geist des Amerikaners, und er sah irgendwie militärisch aus.

    Was verschafft mir die Ehre, Kamerad? fragte der Magier betont schnippisch, obwohl er die Antwort eigentlich schon genau wußte.

    Ich habe den Namen Anandamayi Mas und den Namen Shivas mißbraucht. Der Karmische Rat hat mich hierhergeschickt.

    Nun gut, dann werde ich dich deiner Illusionen berauben, deines Habgier-Samsaras. Warum warst du so habgierig, bevor du im August 2012 durch den elektrischen Stuhl wegen Hochverrats umgekommen bist? Warum hast du die ganzen Millionen illegal einkassiert?

    Woher weißt du das?? Bist du Jesus, oder Gott?

    Nein, weder noch. - Warum warst du so habgierig? Antworte!

    Ein Dämon hat mich getrieben, und ein sehr reicher Mann aus den USA. Er hat gesagt, wenn ich nicht pariere, dann passiert was!

    Ach du Armer! Ein Dämon! Besessen von einem Asura! sagte der Magier gespielt ironisch. Soviel, wie du auf dem Kerbholz hast... Schau dir diesen Baum an - plötzlich erschien ein imaginärer Baum wie aus dem Nichts - ...wieviele Blätter sind an diesem Baum?

    Es könnten an die zehntausend sein!

    Es sind genau 23666. Soviele Inkarnationen hast du noch vor dir!

    Ich bin christlich erzogen worden, da glaubte man nicht an Reinkarnation. - Aber wenn du das mit den 23666 Leben sagst, dann glaube ich dir. Noch soviele Leben? Warum soviele?

    Siehst du, du begreifst noch nicht einmal, warum. - Entschuldige dich bei Anandamayi Ma und Shiva, daß du ihre Namen mißbraucht und sie entehrt hast.

    Verlangen das Ananda... ähh, Dingsbums, und Shiva von mir?

    Nein, sie verlangen das nicht. Es geht um deine Illusionen. Entschuldige dich vor dir selbst!

    Das begreife ich nicht!

    Ein Gehirn wie ein Spatz und ein Herz aus Stein. Was passiert, wenn der Stein zu spröde wird?

    Er zerbricht.

    Genau. Was passiert mir dir demnächst, wenn du dich nicht vor dir selbst entschuldigst?

    Ich weiß es nicht, verdammt!! Laß mich jetzt gehen, sonst...

    Was sonst?? Wirst du mich dann erschießen und töten? Mit einem astralen Maschinengewehr oder einer imaginären Granate?

    Jawohl!

    Im Nu erschien eine astrale Granate und ein Astral-Maschinengewehr! Der Delinquent ballerte jetzt wie verrückt auf den Magier von Varanasi ein, und warf dazu noch die Granate, die astral, und nicht physisch, explodierte. Der Magier war vollkommen unbeeindruckt; die Kugeln gingen durch ihn hindurch wie durch Luft und die Explosion verpuffte, als ob nichts gewesen wäre.

    Verdammt! Bist du unsterblich? Warum stirbst du nicht, und du trägst keinen Schaden davon! Das gibt's doch nicht! Spinn ich jetzt?

    Du kannst mich nicht töten! - Sieh da zu dem Scheiterhaufen hinüber! Was siehst du da?

    Eine vor sich hin kokelnde Leiche, irgendso ein Assi aus Indien!

    "Wie hochnäsig! Ein Assi! Und du, bist wohl was besseres?"

    Natürlich! Schließlich habe ich mit einem der elitären 300 zusammengearbeitet!

    Mit den Asuras!

    Wenn du es so nennen willst.

    Und warum?

    Mein Auftrag war es, die USA militärisch zu kippen, in Zusammenarbeit mit sehr reichen korrupten Leuten.

    Ebenfalls Asuras, diese Korrupten!

    Na und?? Ich habe immerhin 5,8 Millionen US-Dollar dafür gekriegt!

    Und jetzt? Was machst du mit dem ganzen Geld?

    Es ist weg, einfach weg!

    Hahaha! Dein ganzes Geld, einfach weg! - Entschuldige dich bei Shiva, und du bekommst dein Geld wieder!

    Ehrlich??

    Ja, wenn ich es dir sage! sagte der Magier theatralisch.

    Also, Shiva, ich entschuldige mich bei dir höflichst, daß ich deinen Namen mißbraucht habe! - Und jetzt will ich mein Geld wieder, und zwar sofort!!

    Plötzlich flatterten 5,8 Millionen $ in ganz vielen Scheinen wie wild um den Delinquenten herum! Wie ein Wirbelwind! Der Delinquent versuchte sie zu greifen, aber er erwischte keinen einzigen davon!

    Hahaha! lachte der Magier höhnisch. "Du Versager! Noch nicht einmal in der Lage, auch nur einen einzigen lumpigen Schein zu erwischen! Versager!! Streng dich an!"

    Wie durchgedreht griff der Delinquent nach den Scheinen! Das ganze ging fünf Minuten lang, bis er vollkommen außer Puste war. Schließlich erwischte er doch einen einzigen Hundert-Dollar-Schein, und dieser zerriß im auch noch mitten in der Luft, so daß er nur eine Hälfte in der Hand hatte.

    "Du blödes Arschloch! Du hast mich angelogen! Jetzt hab ich nur eine einzige Hälfte in der Hand! Die Hälfte von hundert US-Dollar! Ich will alles, alles, alles!!!" brüllte der Delinquent wie verrückt. Die anderen am Manimarnika Ghat bekamen davon nichts mit, denn es war in einer Art Paralleldimension.

    Verdammt! Ich will das Geld, v e r d a m m t n o c h m a l !!! Der Delinquent war vollkommen außer sich.

    Erneut flatterten die 5,8 Millionen um ihn herum, diesmal noch näher, so daß man ihn vor lauter Scheinen gar nicht mehr sah. Ab und zu blitzten seine Hände aus dem Tumult auf.

    Fang sie doch, die Scheine! Fang sie doch!

    "Ich will mein Geld haben! Und zwar alles!!"

    Es ist doch da! Du mußt es nur noch fangen! Nur einige Zentimeter Abstand, so nah! Fang es doch!

    Eine Stunde lang ging dieses Spiel so weiter. Irgendwann war der Delinquent so erschöpft, daß er zusammenbrach und zu Boden fiel. War er jetzt etwa astral gestorben? Nein, nur einige Zeit in einer Art Ruhephase.

    Inzwischen war Tuurgu Lallapalli mit seiner Arbeit fertig und bereit, mit dem Magier von Varanasi mitzugehen.

    Aber der Delinquent wachte wieder auf. Eine vorerst letzte Konfrontation mit dem Ex-Pentagon-Kotzbrocken, der durch 50000 Volt seinen Geist ausgehaucht hatte, bahnte sich an. Mr. 50000 Volt, klang doch nicht schlecht!

    Das Spielchen mit den Geldscheinen, oder von mir aus auch mit Goldmünzen oder Silberstücken, wird sich noch hunderte von Malen wiederholen, Mr. Schwerverbrecher!

    "Du kannst mich mal, blöder Indien-Fuzzi! Ich will hier weg, und zwar sofort!!" brüllte der Delinquent weiter.

    "Die ganzen letzten Jahre hast du unschuldige Menschen um das Geld gebracht, was ihnen zugestanden wäre, du hast geistiges Eigentum geraubt, deine eigenen Leute verraten, von 2009 bis 2012 den Präsidenten der Vereinigten Staaten total hintergangen, Steuergelder für illegale Zwecke umgeleitet, extrem hinterhältig Riesensummen für die Pazifikstrippen abgezockt, bei der Anleierung zum Glück gescheiterter Mordaufträge mitgewirkt, du bist hochnäsig ohne Ende - wer will denn mit dir noch was zu tun haben?? Sei froh, daß ich dich mit deinen Schattenseiten konfrontiere! Schließlich bin ich der Magier von Varanasi!"

    "Der Magier von Varanasi! Daß ich nicht lache! Ich habe den Kontakt zu den reichsten Leuten der Welt, und das Kommittee der 300 wird den Planeten übernehmen und den ganzen Assi-Mob wegwischen!"

    Weißt du, Delinquent, was deine nächste Inkarnation werden wird?

    Das ist mir scheißegal!! brüllte er weiter.

    "Nein, es wird dir nicht egal sein. Du wirst einer der zukünftigen Leichenträger hier werden, einer der doms, der Aussätzigen, mit denen keiner etwas zu tun haben will, und zwar schon ziemlich bald, und so in der untersten Kaste deine Lernerfahrungen machen. Sieh im Buch des Karmischen Rats nach. Du mußt Demut lernen und dein Herz öffnen!"

    "Laß mich dem blöden Psycho-Gequatsche in Ruhe! Ich bin Oberstleutnant a. D. aus dem Pentagon, steinreich, habe einen blauen Porsche und eine Villa, meine Marionetten hören auf mich, ich kann sehr gut hacken, ja, ich bin Informatikspezialist, und der Präsident hört ebenso auf mich! Ich habe die Macht und das Geld, ich lasse die Puppen tanzen! Der Delinquent war schier am Durchdrehen, fast schon psychopathisch. Ja, in der Tat war er extrem habgierig, machtgierig und hatte gewaltig einen an der Waffel, bloß hatte das zu Lebzeiten auf Erden bis zum August 2012 keiner so richtig erkannt. Er war der letzte des Hochverräter-Triumvirats aus dem Alten, Donovan, und eben dem jetzigen Kotzbrocken bzw. Delinquenten". Die letzten kriminellen Unterwanderer, Infiltrierer und Extrem-Betrüger waren im Fünfeck von der Bildfläche getilgt worden, und danach würde hoffentlich ein anständiges und ehrenvolles Haus entstehen. Geld ist eben nicht alles, und gewisse Werte müssen einfach sein! Ansonsten ginge die Menschheit vollkommen unter.

    Der Delinquent fuhr fort: Wenn du mich jetzt nicht gehen läßt, dann rufe ich die Polizei!!

    Dann ruf sie doch! lachte der Magier.

    "Polizei! Polizei! Hilfe! Ich werde belästigt!"

    Aber nichts passierte. Eine halbe Stunde passierte - nichts. Plötzlich versuchte der Delinquent, mit dem Magier eine Schlägerei anzufangen. Der Magier packte ihn, schleuderte ihn meterweit durch die Luft, bis der Delinquent mit einem lauten Platschgeräusch im Ganges gelandet war. Der Delinquent schrie jetzt minutenlang wie am Spieß, als ob er gebraten werden würde, da die spirituelle Energie im Ganges viel zu hoch für ihn war, abgesehen von der hohen Bakterienbelastung, was ihm natürlich wiederum gefiel.

    Ich will hier raus!!

    Du bleibst so lange da drin, wie es die Vorsehung will. So sei es im Namen Shivas. Läuterung muß sein. Das ist der Preis für den Mißbrauch des Namens von Anandamayi Ma und Shivas.

    Du verrecktes Oberarschloch, du Sau, du Motherfucker...

    Na, na, na, nun mal langsam.

    Es wurmt mich heute noch, daß unser Plan, das US-Militär zu entmachten und im Sommer 2012 die Weltwirtschaft zusammenbrechen zu lassen, schiefgelaufen ist. - Ich will aus diesem blöden Fluß hier raus!

    Dann schwimm doch ans Ufer! Weichei!

    Es geht nicht! Es geht nicht! Hilfe!

    "Haha! Der irrationale Asura-Oberstleutnant a. D. ist nicht in der Lage, ans Ufer des Ganges zu schwimmen! Versager, Versager!"

    Plötzlich ertrank der Delinquent scheinbar im Ganges, er versank und war nicht mehr zu sehen, was aber nur so schien. In Blitzesschnelle wanderte seine verdorbene Seele jetzt in die Höllenwelten der Astral-Unterwelt, und das ging so schnell und ruckartig, daß es keiner der Umstehenden bemerkte. Außerdem war es ja in der Paralleldimension, ähnlich einem Holodeck, aber noch viel realer.

    Aus die Maus war's für den Delinquenten. Vorerst.

    Tuurgu Lallapalli schaute bedächtig in den Himmel, dann in den Ganges. Was würde ihn jetzt erwarten? Jetzt lugten die ersten gold-orangenen Sonnenstrahlen hinter den Häusern hervor! Für Tuurgu war es wie eine Offenbarung, er wußte, bald würde etwas ganz Außergewöhnliches geschehen.

    Glaubst du an Wunder? fragte der Magier von Varanasi.

    Ich glaube daran, daß mein Leid nicht ewig andauern wird. Dies ist eine schwere Phase meines Daseins. Lepra im Endstadium - meine Verstümmelungen - das ist doch wie Krebs, oder die Malaria...

    ...aber nicht unheilbar!

    Dann bitte Shiva, mich zu heilen! Wenn das möglich ist.

    Gut. Gehen wir zum Dasaswamedh Ghat, das sind nur ein guter halber Kilometer südlich. Zum Schrein Sitalas, der Pockengöttin.

    Gerade zu einem der geschäftigsten Ghats? Aber es ist ja noch relativ früh.

    Wir gehen zum Dasaswamedh Ghat. Dort ist Brahma ebenfalls präsent. ordnete der Magier von Varanasi an.

    Die Sonne warf ihre goldenen Strahlen auf die Ghats und die ersten Pilger, die im Ganges badeten. Sah man von der extremen Bakterienbelastung des Wassers ab, da sehr viele Abwässer in Varanasi in den Fluß geleitet wurden, bot sich ein paradiesisches Bild. Es war einfach - wahrhaftig. In Varanasi fiel die Lüge, und die Wahrheit kam heraus. Wer negative Absichten hatte, wurde hier mit diesen total konfrontiert, und im positiven Sinne genau umgekehrt.

    Skeptisch schauten die umstehenden Pilger und ein paar Frühaufsteher-Touristen zu dem schwer leprakranken Tuurgu hinüber, während er mit dem in gelb gekleideten Magier Richtung Süden ging.

    Als Aussätziger in Indien war man auf dem allerletzten Abstellgleis gelandet. Ganz unten. Endstation. Kein Geld für eine ärztliche Behandlung, geschweige denn einen Krankenhausaufenthalt. Es sei denn, man hatte das seltene Glück, in der Nähe einer Niederlassung der medizinisch sehr gut ausgestatteten A.I.M.S.-Hospitale des Amma-MATH zu wohnen oder dorthin gebracht zu werden.

    Leichenträger war einer der ganz wenigen Berufe, die noch blieben. Oder Bettler auf der Straße. Wie in New Delhi, wo die Schwerkranken ihre krätzigen Hände direkt vor die Nasen der Touristen streckten. Nichts für Zartbesaitete. Deshalb verschanzten sich ja soviele Promis in den Fünf-Sterne-Hotelburgen! Bloß der Realität nicht zu nahe kommen, schließlich mußte der Schein gewahrt werden. Der Schein. Die Anbetung des Scheins, im doppeldeutigen Sinne, die Maya, die Illusion, die Verblendung.

    Was käme nach der Auflösung? Etwa die Erleuchtung?

    Nach dem Marsch von etwa zehn Minuten waren die beiden am Dasaswamedh Ghat angelangt.

    Tuurgu, setzt dich auf die Stufen da hinten, mit Blick zum Ganges, und meditiere zehn Minuten lang auf Shiva. Versuche, in einer absichtslosen Haltung zu bleiben. forderte ihn der Magier von Varanasi auf.

    Gut, gesegneter Brahmachari. Jai Shiva Shankara!

    Und halte die Augen geschlossen.

    Ja.

    Der Aussätzige setzte sich auf die Stufen des Dasaswamedh Ghats mit Blick Richtung Osten, und die Morgensonne schien ihm ins Gesicht. Er hatte drei waagrechte Aschestreifen im Gesicht, was alle traditionellen Shivaiten machten. Drei Menschen in der unmittelbaren Umgebung ergriffen sogleich die Flucht. Obwohl Lepra nicht zu den superansteckenden Krankheiten gehörte, hatten die Leute Angst. Angst vor ihrem eigenen physischen Ende, das sie irgendwann ereilen würde. Die ersten Minuten passierte noch gar nichts.

    Doch nach etwa fünf Minuten geschah etwas sonderbares! Ein türkisgrünes Licht mit einer sehr hohen Reinheit und kosmischen Energie umhüllte Tuurgu, den schwerkranken und durch die Krankheit an den Fingern und Füßen leicht verstümmelten Mann, der nichts mehr zu verlieren hatte. Jetzt begannen sich die fehlenden Körperteile an den Händen und Füßen wie durch ein Wunder wieder zu bilden, der starke Ausschlag und die Leprome auf dem Gesicht und seinen Gliedmaßen verschwanden immer mehr, als ob man einen Film rückwärtsspulen würde! Der ganze Vorgang dauerte einige Minuten, wobei Tuurgu es noch nicht bemerkt hatte, da er in seiner Konzentration voll auf Shiva ausgerichtet war. Tuurgu war etwa drei Meter vom Magier von Varanasi entfernt.

    Nach ungefähr zehn Minuten war der Heilungsprozeß vollkommen abgeschlossen. Die Haut und die Extremitäten von Tuurgu waren wieder vollkommen natürlich und gesund, und die leichten Lähmungserscheinungen waren ebenfalls weg.

    Tuurgu, du kannst jetzt mit der Meditation aufhören.

    Ja, gesegneter Brahmachari. Ist gut.

    Erst jetzt bemerkte Tuurgu, daß er vollkommen von der Lepra geheilt war. Er konnte es gar nicht fassen!

    Brahmachari, meine Knoten und Verstümmelungen sind weg, mein Körper ist wieder wie vor einigen Jahren, und ich kann mich wieder uneingeschränkt bewegen! Ein Wunder ist geschehen! Shiva hat ein Wunder vollbracht!! Jai Shiva Shankara!

    Übermütig rannte Tuurgu über die Stufen des Ghats ins Wasser und empfing den Segen der Ganga. Obwohl er ironischerweise gleichzeitig den vielen Bakterien im Ganges ausgesetzt war und Lepra ja durch eine bakterielle Infektion ausgelöst wurde, passierte Tuurgu jetzt nichts mehr. Über den Punkt, ob man sich im Ganges erst recht Krankheiten holte oder ob man durch das Heilige Wasser geheilt werden könnte, streiten Gelehrte und Wissenschaftler bis heute.

    Ab heute bist du von deinem Dharma als dom und Leichenträger befreit, dich erwartet ein neues Leben! rief der Magier Tuurgu im Ganges zu.

    Ich kann es noch gar nicht fassen! Es ist einfach unglaublich! antwortete Tuurgu.

    Eine kleine Menschentraube von Indern und drei Touristen hatte sich inzwischen gebildet, die alle wie hypnotisiert zu Tuurgu hinschauten. Ein Tourist machte Photos. Für alle war dies ein ganz faszinierendes Ereignis, und keiner wußte genau, ob jetzt der Magier von Varanasi oder Shiva diese wundersame Heilung vollbracht hatte.

    Der Magier machte noch ein kurzes Gebet an Brahman und entfernte sich sogleich mit raschem Schritt, bis er außer Sichtweite von Tuurgu war. Dann löste sich der Magier von Varanasi sprichwörtlich in Luft auf! Eine Dematerialisation? Ein Mayavirupa-Phänomen? Keiner wußte es so genau. Es fiel keinem auf, daß der Magier urplötzlich weg war. Bis heute gab es keine Erklärung, wer der Magier von Varanasi eigentlich war, woher er kam und ob er überhaupt eine Familie hatte.

    Ein mysteriöses Phänomen, daß sich durchaus mit dem damaligen historischen Adligen St. Germain in Europa vergleichen ließ, der sich angeblich auch förmlich in Luft aufgelöst haben soll. Tore zu einer anderen Welt und neuen Dimensionen!

    Der Flug LH 313 wurde zur Begeisterung von Ariette nach Dehra Dun umgeleitet, von wo es nach einem zweistündigen Aufenthalt am Flughafen mit einem Inlandsflug mit Indian Airlines schließlich doch zum Hauptflughafen von New Delhi ging. Der Attentäter war inzwischen festgenommen und ein Teil des explodierten Materials zur Analyse sichergestellt worden.

    Zum Glück bleibt uns Varanasi erspart! rief Ariette begeistert aus.

    Na, dann warte erst mal die Innenstadt von Delhi ab. sagte Alan Phoenix trocken, mit einem Schmunzeln auf den Lippen.

    Leicht schwankend und eirig setzte die Maschine von Indian Airlines auf die Landebahn des Flughafens von New Delhi auf. Immerhin war das Flughafengebäude modernisiert worden; man wollte unbedingt mit der konkurrierenden Stadt Chennai mithalten und sich keineswegs überflügeln lassen.

    Währenddessen war Mr. 50000 Volt in der Astralhölle angekommen. Die Ankunft hatte sich um ein dreiviertel Jahr verzögert, da er vorher noch in der jenseitigen Zwischenwelt gefangen gewesen war.

    Willkommen, elendiges Arschloch! Haudegen, Betrüger, Oberkrimineller, perverser Sex-Lüstling! empfing ihn der Höllenaufseher, der furchterregend aussah. Wie eine Mischung aus Skelett, verfaultem Fleisch, einem Krätzigen und einem entstellten Warzenschwein.

    Als erstes kommst du sofort in die Blitz-Folterkammer, da kannst du deine 50000 Volt, die du bei deinem Abgang vor kurzem auf Erden erlebt hast, noch zwanzig Mal nacherleben! Wie im Film!

    "Blöder verreckter Drecksack! Das will ich aber nicht! Außerdem habe ich das Kommando, schließlich bin ich ein ganz hohes militärisches Tier!"

    "War doch nur'n kleiner Scherz! - Außerdem hast du mir gar nichts zu befehlen! Du wirst schon noch sehen, wie die Uhren hier unten ticken! - Ein Tier bist du? Wohl eher ein abartiges Monster. - Hier, nocheinmal der Präsident und der Verteidigungsminister der USA vom August 2012!"

    Mr. 50000 Volt visualisierte sich sofort hunderte von schwarz-weiß-roten Dart-Spickern und warf diese auf deren Köpfe, bis diese bis zur Unkenntlichkeit durchlöchert und zerfetzt waren.

    Bist du eigentlich ein Ideologe?

    Ideologe? Warum? Stell nicht solche blöden intimen Fragen, elendiger Mob-Höllenwärter! - Ja, ich bin ein Anhänger von A. H. Meine Ideologie auf Erden war, die USA vollkommen zu entmachten, dort soviel Schaden und Terror wie nur möglich anzurichten und den Weg frei zu machen für...

    Egal. unterbrach ihn der Wärter. Da hinten steht dein Schwefelfraß, dein Gallenwurzgetränk und die Viren-Chemieschnee-Dusche. Extra für dich!

    Pfui Spinne! - Ich will jetzt sofort ein großes argentinisches Steak mit Pommes Frites und einer Heinz-Barbecue-Soße, sowie ein Beck's-Bier!

    Blöder Idiot! Soll ich jetzt den Seelenzerhäcksler anwerfen und dich hineinstecken? Dann kommst du hinten ganz fein püriert-atomisiert wieder raus! - Hier gibt's keine Steaks und Beck's Bier, Fehlanzeige!

    "Warum denn nicht?! Für mich gelten nämlich andere Gesetze - nur die der <Elite>! Ich verdiene eine Sonderbehandlung. Außerdem habe ich die besten Anwälte der Welt, und genügend Millionen, mich aus juristischen Notlagen rauszukaufen."

    Arroganter Fatzke! Sonderbehandlung! Wozu brauchst du hier unten einen Anwalt?? Du mußt dich an die veränderten Spielregeln hier unten noch gewöhnen! - Jedem das, was ihm gebührt! HAHAHAHAHA!!!

    Laut schallend und mit tausend Echos ertönte das Lachen des häßlichen Höllenwärters bis in den letzten Winkel der untersten Astralsphäre, dem eisigsten und dunkelsten Winkel Terras.

    In der hintersten Ecke lagen einige von der Göttin Durga abgeschlagene Köpfe der Kabeldämonen. Lasch und apathisch lagen sie da, unfähig, weitere elektrische Feuer-Naturgeister und Undinen zu quälen und diese zu schweren Naturkatastrophen zu zwingen, welche die Feuergeister und Wassergeister dann gemäß den Naturgesetzen ausgeführt hätten. Die Naturkräfte können nämlich nicht widersprechen, da sie keinen freien Willen haben. Das ist vom Schöpfer so vorgegeben.

    Aber das ist ein anderes Kapitel.

    Kapitel Numero zwei naht - oder die zickigen Allüren einer ehemaligen Prinzessin in New Delhi. Dilli, Dilli!

    Kapitel 2

    Alan Phoenix und seine Ehefrau Ariette war soeben aus dem Flugzeug in New Delhi ausgestiegen und begaben sich zur Gepäckausgabe.

    Das dauert ja ewig, bis unsere Koffer kommen! nörgelte Ariette herum. In Philadelphia geht das aber schneller!

    "Wir sind hier in Indien, einem Schwellenland, und nicht in einem High-Tech-Land wie bei uns." antwortete ihr Mann.

    Ausgenommen unsere altmodischen Stromnetze, die sind ebenfalls auf Entwicklungsländer-Niveau!

    Alan lachte. Da hast du allerdings Recht!

    Endlich! Da sind unsere Koffer! Schnell, du greifst den einen, ich den anderen! sagte Ariette aufgeregt.

    Zu Befehl, Madam!

    Nachdem sie ihre Koffer hatten, ging es Richtung Ausgang. Draußen erwartete sie ein Heer von über hundert Scooterfahrern, Taxis, Fahrradriksha-Wallahs, korrupten indischen Hotel-Abzockern und etwas zwielichtigen anderen undefinierbaren Personen. Es war überwältigend, vor allem, wenn man es noch nie gesehen hatte.

    Um Gottes Willen! rief Alan aus, Der Reiseführer hatte leider doch Recht! - Wo ist denn jetzt unser Taxi-Abholservice??

    Inzwischen kamen schon drei Rikshafahrer gleichzeitig an und belästigten die beiden. Ein Mischung aus Hupkonzert, Fahrradgeklingele und aufgeregten indischen Stimmen lag in der Luft. Typisch Indien eben!

    We've a very good hotel, Sir! Super good hotel! Come with me! bot sich der erste Scooter-Fahrer mit seiner Dreirad-Riksha an.

    You are looking for a superior class hotel? I'll take your suitcases! Der zweite Fahrer griff nach Phoenix' Koffer, was Alan aber souverän abwehrte.

    In Delhi, there's high water! High danger! I can tell you hotel outside of the flooding area, so you are saved! Please get into my taxi!

    Alle möglichen Stories wurden erfunden, der Phantasie fast keine Grenzen gesetzt! Man durfte einfach nicht auf diese Abzocker und Betrüger reinfallen. Das mit dem Hochwasser war absoluter Quatsch; in Delhi waren überhaupt keine Überschwemmungen!

    Nach einer knappen Minute Suchen hatten die beiden endlich ihr vorläufiges Ziel entdeckt.

    Da hinten hält ein Taxifahrer ein Schild hoch mit unserem Hotel! Der schwarze auf Hochglanz polierte Buick! Das müßte unser Chauffeur sein! sagte Alan aufgeregt.

    Chauffeur ist gut. Ein normaler Taxifahrer halt. meinte Ariette aus der Ferne.

    Ja, er hält ein Schild hoch mit der Aufschrift ! Da haben wir ja Glück!

    Ariette wollte diesmal unbedingt ein Fünf-Sterne-Hotel bewohnen; deshalb hatte Alan ihr fünf Tage Luxus gegönnt. Phoenix war eigentlich eher etwas abenteurermäßig veranlagt, und ihm hätten drei oder vier Sterne auch gereicht. Aber seine ehemalige Prinzessin wollte es so. In einem früheren Leben war Ariette einmal die Tochter eines indischen Moguls gewesen und auch heute noch etwas etepetete.

    Auch heutzutage hielt sie sich im Urlaub gerne in einem königlichen und gehobenem Ambiente auf, was Alan nicht unbedingt störte; aber drei Wochen am Stück wären ihm irgendwann doch zu langweilig. Die beiden einigten sich, wie in Partnerschaften meist üblich, auf einen Kompromiß.

    Rasch begaben sich die beiden zu ihrem .

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