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Der Kopf ist das Rätsel um glücklich zu sein
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Der Kopf ist das Rätsel um glücklich zu sein
eBook360 Seiten6 Stunden

Der Kopf ist das Rätsel um glücklich zu sein

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Über dieses E-Book

Dieses Buch gibt euch einen kleinen Einblick in meinen Tagesablauf. Ich erzähle, wie man sich fühlt, wenn man von Angstpanik-Attacken überfallen wird und was in einem vorgeht, wenn eine solche Attacke losgeht.
Für einen Aussenstehenden ist es sicher nicht ganz einfach nachzufühlen und zu verstehen. Aber ich hoffe, dass ihr euch trotzdem ein Bild machen könnt.
Ich wünsche euch bei der Lektüre viel Spass, wobei Spass ist es nicht unbedingt. Doch machen wir das Beste daraus. - Monika
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum18. Sept. 2021
ISBN9783753199252
Der Kopf ist das Rätsel um glücklich zu sein

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    Buchvorschau

    Der Kopf ist das Rätsel um glücklich zu sein - Monika Rothacher-Handschin

    Vorwort

    Ich möchte ein Tagebuch schreiben über meine Zeit in der Klinik und der Tagesklinik. Ich kann aber nicht mehr über alles im Detail berichten. Das hätte ich gleich von Anfang an machen müssen und nicht erst vier Jahre später. Aber in dieser Zeit hatte ich weder den Kopf noch den Nerv dazu. Es war eine sehr schwere Zeit für mich. Ich möchte euch erzählen, was in einem Menschen vorgeht, wenn der Körper nicht mehr so funktioniert, wie man es gerne möchte. Und vielleicht findet sich jemand unter euch, die oder der das Gleiche durchgemacht hat oder sich noch in der Situation befindet.

    Ich beginne mit meiner Geschichte.

    Vorgeschichte

    2013 hat alles angefangen. Ich arbeitete bei Coop den ganzen Tag und es ging mir sehr gut dabei. An einem Abend, als ich etwas bezahlen wollte an der Kasse, fühlte es sich an, als würde sich mein Hinterkopf nach oben zusammenziehen. Mir wurde es ganz komisch. Ich schaute die Kassiererin an und sagte zu ihr: «Du, ich glaube, ich muss sterben.» Sie schaute mich mit grossen Augen an und sagte: «Sicher nicht, was ist los?» Ich antwortete: «Mein Körper stellt sich ab.» Sie hat mich festgehalten und schon lag ich am Boden. Ich war aber nicht bewusstlos. Sie holten den Stellvertreter, der mich ins Büro führte. Von da an hatte ich immer so komische Wellen oder Schübe, wie ich sie nenne. Mein Mann holte mich ab und ich erzählte es ihm. Kaum waren wir in die Garage gefahren, kam wieder so ein Schub. Ich musste warten bis ich aussteigen konnte. Am nächsten Tag ging ich wieder arbeiten. Es ging keine halbe Stunde, da fing es wieder an. Ich rief meinen Vater an, der mich zum Arzt brachte. Dort meinte man, ich hätte wahrscheinlich Gleichgewichtsstörungen. Man hat mir Medikamente gegeben und ich ging nach Hause. Der Arzt schrieb mich für eine Woche krank. Am Wochenende fühlte ich mich wieder gut und ging am Montag arbeiten. Da viele Kolleginnen krank waren, musste ich am Kiosk aushelfen. Das machte ich gar nicht gerne. Als meine Kollegin in die Pause ging und ich allein war, spürte ich, dass mein Körper schwer wie ein Zementsack wurde. Ich konnte kaum mehr stehen. Ich rief meine Kollegin, die gleich meinen Chef holte. Er fragte mich, ob ich mich an die Kasse setzen möchte, aber ich sagte nein, denn ich habe keine Kraft mehr und kann kaum gehen. Also rief ich wieder meinen Vater an und er holte mich ab. Ich habe geweint und wusste nicht, was mit mir los war. Daheim rief ich meinen Arzt an und fragte, was ich machen soll. Er meinte, wenn es bis am nächsten Tag nicht gut geht, soll ich ins Spital. So war es auch. Leider konnte mich mein Vater nicht bringen. Ich konnte nicht aufstehen. Mein Körper machte mit mir, was er wollte. Ich dachte wieder, dass jetzt mein letztes Stündlein geschlagen hat. Ich kam nicht mehr aus dem Bett. Ich konnte nur noch den Kopf etwas bewegen, der Rest ging nicht mehr. Ich rief den Arzt an und er liess einen Krankenwagen kommen. Zu dritt holten sie mich aus dem Bett.

    Und wie es halt so ist in einem Notfall, immer wieder kam jemand anderes zu mir der Fragen stellte. Langsam wurde ich ärgerlich. Statt immer mehr Fragen zu stellen, soll mir doch einfach jemand helfen. Ich blieb fast zwei Wochen im Spital. Dort haben sie alles nachgeschaut und geröntgt, Blut genommen usw. Aber sie haben nichts gefunden. Auch körperlich war alles in Ordnung, sagten sie. Ich erzählte dem Arzt noch, dass ich etwas ausprobiert hatte mit Essen und ich innert ein paar Wochen 10 Kilo abgenommen hatte. Ob das vielleicht etwas ausgelöst hätte? Ich habe ja im gleichen Tempo weitergearbeitet und gestresst, dass es dem Körper vielleicht zu viel wurde. Der Arzt meinte, das kann auch möglich sein. Auf jeden Fall wurde ich entlassen so wie ich reingekommen bin, ausser dass ich jetzt etwas laufen konnte, allerdings auch nur mit Hilfe meines Mannes.

    Zu Hause alleine war gar nicht schön für mich. Ich konnte nicht alleine nach draussen gehen. Ich musste immer auf meinem Mann warten. Bei mir zitterte alles und ich hatte einen geschwächten Körper. So ging es weiter bis ich endlich wieder zum Hausarzt konnte. Wir besprachen die Situation und er gab mir Medikamente. Ich war noch einige Wochen krankgeschrieben. Danach fing ich wieder langsam zu arbeiten an. Ich wollte es einfach versuchen. Es ging nicht lange und es fing wieder an. Ich blieb wieder zu Hause, versuchte es aber immer und immer wieder. Ich merkte, dass es langsam aufwärts ging. Aber ich rechnete nicht mehr mit meinem Chef, der mich immer kritisiert oder blöde Sprüche gemacht hatte. Als ich noch funktionierte, war ich recht und jetzt, wo es nicht mehr geht, werde ich so geplagt. Es ging so weit, dass das Personalbüro zusammen mit den Versicherungen und dem Chef mich drängten, einen 50% Vertag zu unterschreiben. Ich fragte: «Was passiert, wenn ich das nicht mache?» «Sie bekommen die Kündigung!» Ich wartete noch ein paar Tage. Da es mir weiterhin schlecht ging und der Chef mir immer wieder blöde kam, rief ich beim Personalbüro an. Dort sagte man mir, dass die Personalchefin ausser Haus und erst am nächsten Tag wieder da sei. Ist gut, so rufe ich halt am nächsten Tag an. Ich ging wieder zurück zu meiner Arbeit und schon kam der Chef zu mir. Ich sagte, dass ich angerufen hätte, aber die Personalchefin sei nicht im Hause, erst morgen wieder. Ich war kaum fertig mit Reden, da rannte er ins Büro. Ich lachte und dachte mir, der geht jetzt sicher telefonieren um zu sagen, dass ich mich gemeldet habe. Ich war nicht mal ganz fertig mit Denken, da kam schon das Telefon und die Personalchefin war dran. Von da an wusste ich, dass alle unter einer Decke steckten. Mir ging es eh nicht gut, da ich erfahren hatte, dass mein Papi sehr krank war. Er hatte Schilddrüsenkrebs. Ich war so geschockt als man mir das mitteilte. Ich besuchte ihn im Spital so oft ich konnte. Er hatte mir schon lange gepredigt, ich solle endlich kündigen in diesem Laden. «Die machen dich ja ganz fertig» sagte er. Irgendwie wusste ich, dass er Recht hatte, aber mir hatte es trotzdem immer gefallen, irgendwie, doch irgendwie auch nicht mehr. Ich wusste überhaupt nicht mehr, was ich wollte und was nicht.

    Meinem Papi ging es immer schlechter und ich spürte, dass er nicht mehr lange bei uns bleiben wird. Als der Tag kam und mir mein Bruder schrieb, dass es Papi ganz schlecht gehe, wollte ich eigentlich nicht vorbeigehen, erst am nächsten Tag. Aber irgendwie spürte ich eine Unruhe in mir und ich musste doch gehen. Als ich in das Zimmer kam und ich ihn so da liegen sah, brach ich in Tränen aus. Mein Bruder hielt mich fest. Wir waren zu viert dort. Einer meiner Brüder schlug vor, etwas essen zu gehen, aber ich wollte nicht, da ich Angst hatte, mein Papi könnte einschlafen und wir wären nicht da. Mein jüngerer Bruder Daniel sagte, dass sie uns anrufen würden. Also gingen wir schnell etwas essen. Als wir zurückkamen, sagte ich zu Daniel, dass ich hier bei ihm bleiben werde, auch wenn es Morgen wird. In diesem Moment war nur mein Papi wichtig. Roland und Hans gingen nach Hause. Die Schwester machte uns das Bett zurecht, falls wir müde würden und brachte uns noch heissen Tee. Kurz vor 23 Uhr nahm ich die Hand von Papi. Mit Tränen im Gesicht versprach ich ihm, dass ich auf mich aufpassen werde und ich etwas unternehmen werde, damit es mir wieder gut geht. «Du musst Dir keine Sorgen machen um mich.» Ich hatte von seiner Freundin erfahren, dass er ihr immer wieder gesagt hatte: «Was macht Monika, wenn ich mal nicht mehr da bin?» Deswegen habe ich ihm das gesagt. Ich sagte zu ihm: «Du darfst ruhig gehen.» Ein paar Minuten später sagte Daniel: «Bitte, lieber Gott, erlöse ihn, damit er gehen kann.» Das glaubt ihr jetzt nicht, kaum hatte er das gesagt, fing Papi an anders zu atmen. Wir riefen die Schwester. Sie bestätigte, dass es soweit ist. Ich schaute Papi an und sah ihn noch zwei Mal lächeln. So schlief er friedlich ein. Ich war so dankbar, dass ich bei ihm geblieben bin bis zum Schluss. Aber sehr traurig, dass er sterben musste, damit ich merkte, wie recht er hatte mit allem.

    Zu Hause schrieb mein Mann meine Kündigung bei Coop. Ich ging arbeiten und legte die Kündigung auf den Tisch des Chefs. Als ich seine Stimme von weitem hörte, schreckte ich schon wieder zusammen. Er kam zu mir, kondolierte zwar, aber gab grad einen drauf in seiner Art und fragte: «Wieso haben Sie mir die Kündigung einfach auf den Tisch gelegt?» Ich antwortete: «Sie waren ja nicht im Büro.» Ich ging einfach davon.

    Weiter möchte ich nicht mehr darauf eingehen. Ich könnte noch so viel schreiben, wie sie mit mir umgegangen sind. Es waren meine schlimmsten Wochen bis zum letzten Arbeitstag.

    Ein paar Monate später ging ich in eine Klinik in Susch. Dort blieb ich sechs Wochen. Ich merkte, dass es mir wieder besser ging und als ich wieder daheim war, hatte ich das Gefühl, dass ich auch keine Gespräche mit der Psychologin mehr brauchte und setzte auch die Medikamente ab. Eigentlich wollte ich auch wieder arbeiten, aber ich hatte Angst davor, dass es wieder ausbrechen könnte.

    Ich half für ein paar Wochen bei Gasparini aus, Glace verpacken und Cornets in Schokolade tauchen. Ich war jetzt schon die zweite Saison mit dabei. Bei der dritten Anfrage sagte ich wieder freudig zu. Aber es kam anders. Schon am ersten Tag merkte ich, dass mein Körper wieder so komisch reagierte. Ich dachte, ich würde wieder zusammenklappen. Nach ein paar Tagen merkte ich, dass ich sehr schnell müde war. An einem Nachmittag wollte ich mich nach dem Essen in die Garderobe zurückziehen. Plötzlich stach es mir in dem linken Arm. So stark, dass ich dachte, ich hätte einen Herzinfarkt. Meine Beine wurden so schwer, dass ich in Panik geraten bin und zu Gott betete, dass er mich jetzt nicht hole. Ich klopfte auf die Schränke und sagte nur noch: «Bitte, bitte, hol mich jetzt nicht.» Kurz darauf kam meine Kollegin und sah mich an. Mein Chef brachte mich nach Liestal in den Notfall. Dort machten sie nicht viel. Ich musste sogar noch fragen, ob sie bitte ein EGK machen könnten. Mit Temesta haben sie mich nach Hause geschickt. Ich probierte nochmals meine Arbeit aufzunehmen, merkte aber, dass es nicht mehr ging. So schleifte ich mich von einem Arzt zum anderen. Ich wechselte auch meinen Hausarzt, denn meiner hatte sich pensionieren lassen. Beim neuen Arzt kam heraus, dass der ganze Stoffwechsel durcheinander war und dass ich zu viele rote Blutkörper hatte. Das hat mir den Rest gegeben. Ich ging von einem Arzt zum anderen und jeder gab mir nur Tabletten. Man könnte dies Mal versuchen oder das, usw. Es hörte nicht mehr auf. Ich war nur noch am Weinen und das jeden Tag. Ich merkte schnell, dass ich körperlich wieder am Ende war. Auch einen Besuch im Schlaflabor hatte ich hinter mir, aber das Ergebnis zählte nicht, weil ich Temesta genommen hatte für die Nacht. Ich drehte mich wie ein Hamster im Rad. Ich kam nicht mehr heraus. Das zog sich immer weiter, bis ein Oberarzt zu mir sagte, dass ich eine Depression mit Angstpanikattacken hätte. Sie haben mich bei einer Psychiaterin angemeldet. Ich fragte meinen Mann, ob er mitkommen würde. Ich konnte eh nicht reden, da ich schon im Voraus wusste, dass ich weinen würde. Nach dem Gespräch meinte sie, dass es gut wäre, nochmals in eine Klinik zu gehen. Kurz darauf musste ich in den Notfall, da mein Herz anfing zu rasen. Mein Blutdruck war so hoch, dass sie mich über Nacht behalten haben. Und kurz vor dem Eintritt in die Klinik hatte ich nochmals einen schlimmen Anfall. Mir zog es wieder den Hinterkopf zusammen, so schlimm, dass ich das Gefühl hatte, es zerdrücke mir das Gehirn. Zum Glück hatte ich an diesem Tag einen Termin beim Herzspezialisten. Freunde von mir brachten mich dort hin. Ich musste mich einhängen beim Laufen. Ich zitterte dermassen und hatte fast keine Kraft mehr. Bei der Untersuchung war aber alles in Ordnung.

    Ich war so froh, als ich Bescheid bekam, dass ich wieder in eine Klinik gehen durfte.

    So, das ist zusammengefasst die Geschichte der letzten vier Jahre. Wie erwähnt, ich hätte es noch ausführlicher und vieles andere noch erzählen können, aber ich wollte nicht. Es würde die Gefahr bestehen, dass ich wieder einen Rückfall bekomme, wenn ich wieder alles aufwühle. Eines weiss ich, es ist nicht schön, so durchs Leben zu gehen. Und am Schlimmsten ist es, wenn man nicht weiss, woher das alles kommt. Die Symptome sind da, aber man findet nicht heraus, woher es kommt. Deswegen nutze ich jetzt die zweite Chance und mache nicht mehr die gleichen Fehler wie beim ersten Mal.

    Tagebuch November 2017

    9. November 2017

    Es ist der Tag der Anreise in die Klinik in Littenheid. Mein Koffer ist gepackt und alles was dazu gehört auch. Also fuhren wir Richtung Klinik. Ich werde hier keine Namen nennen, nur die, die ich privat kenne. Während der Hinfahrt ging mir vieles durch den Kopf. Wird das alles gut gehen? Können sie mir helfen? Wenn nicht, was, wo, wie geht es weiter mit mir. Aber ich musste aufhören nachzudenken. Ich muss da jetzt durch. Das ist meine letzte Chance und die will ich nützen. Als wir angekommen sind, musste ich als erstes meine Medikamente abgeben. Das heisst vorher durfte ich zuerst in das Zimmer. Danach hatte ich ein kurzes Gespräch mit einem netten Pfleger, der mir alles abnahm. Als wir fertig waren, ging ich ins Restaurant rüber zu meinem Mann. Wir redeten noch ein wenig und danach musste er schon wieder zurückfahren. Ich begleitete ihn noch zum Auto. Als ich auf die Wiese schaute, sah ich eine schöne Margerite. Ich pflückte sie und schenkte sie ihm zum Abschied. Eigentlich wollte ich nicht weinen, aber es ging doch nicht ohne. So fuhr er weg und ich blieb alleine hier zurück. Ich bin zurück in mein Zimmer gegangen und hatte so eine Leere in mir. Später kam die Gotte dazu, die mir zugeteilt wurde für die ersten Tage. So ging ich mit ihr Mittag essen und Nacht essen. Und wenn ich etwas wissen wollte, konnte ich sie fragen.

    *

    10. November 2017

    Ich wachte am Morgen völlig kaputt auf. Ich hatte so schlecht geschlafen und wälzte mich die ganze Nacht nur im Bett rum. Ich fühlte mich so schwer und allein gelassen, obwohl ich ja wusste, dass ich Betreuerinnen und Betreuer um mich hatte.

    An diesem Tag war nicht viel los. Es war mehr ein Kennenlernen und kurze Gespräche. Also nichts Spannendes. Ich nutzte diesen Tag aus und ging ein paar Mal spazieren.

    *

    11. November 2017

    Es ist Samstag und ich habe auch letzte Nacht wieder fast nicht geschlafen. Als ich zum Frühstücken ging, bemerkte ich sofort, dass nicht mehr so viele Patienten da waren. Man sagte mir, dass alle nach Hause gegangen sind und die, die noch bei mir sassen auch noch gehen werden. Als ich fertig war, machte ich mich wieder auf den Weg ins Zimmer. Ich habe mich warm angezogen und bin mit meinen Stöcken laufen gegangen. Länger als 15 Minuten schaffte ich es aber doch nicht. Ich war schon wieder sehr müde. Als ich zurückgekommen war, sagte mir die Bezugsperson, dass ich hier jetzt ganz alleine bin. Beim Mittagessen war es schon komisch so alleine hier zu sitzen, aber ich merkte schnell, dass mir das gefiel. Diese Ruhe zu spüren tat mir sehr gut. Später kam meine Bezugsperson und wir hatten ein tolles Gespräch. Abends das Gleiche, aber dieses Mal mit einem Pflegefachmann. Auch mit ihm hatte ich ein tolles Gespräch. Später verkroch ich mich wieder in mein Zimmer und schaute TV und strickte nebenbei. Ich muss ehrlich sagen, die Nacht alleine in der Klinik zu verbringen, war schon etwas unheimlich. Ich war doch froh, als der Morgen wiederkam. Den 12. November nehme ich hier dazu, weil am Sonntag ja nichts los war. Also wartete ich wieder auf den Montag

    *

    12. November 2017

    Siehe 11. November 2017

    *

    13. November 2017

    Am Montag findet immer im Gruppenraum der Wochenstart statt. Ich mag das gar nicht. Da geht es immer darum zu erzählen, aber nur kurz, wie das Wochenende war und welches Ziel wir erreichen möchten in der neuen Woche. Das geht ca. eine Stunde. Denke jedes Mal Augen zu und durch. Viel war an diesem Tag nicht los bei mir. Am Anfang hat man noch nicht so viele Therapien. Also ging ich an diesem Tag an die frische Luft. Bevor es aber zum Mittagessen ging, hatte ich noch eine Voruntersuchung bei der Ärztin. Als ich bei ihr angekommen war und sie mich untersuchte, sagte ich zu ihr, ich wüsste gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so eine Untersuchung hatte. Sie klopfte mit dem Hämmerli auf die verschiedenen Reflexe. War noch lustig. Was aber nicht lustig war, war mein erhöhter Blutdruck. In meinem Kopf fing es schon wieder an zu rattern. Muss ich jetzt schon wieder eine Tablette mehr nehmen? Ich mag das einfach nicht mehr. Ich habe so viel geschluckt in den letzten Monaten, dass es mir langsam abstellt und ich keine mehr sehen kann. Sie meinte aber, dass wir jetzt für 2 Wochen den Blutdruck messen werden und danach besprechen wir es nochmals. Mein Hauptproblem war immer noch die Sache mit den roten Blutkörperchen, weil immer noch niemand weiss, woher die kommen. Sie sagte zu mir: wir werden Ihnen eh noch Blut abnehmen und sehen uns das an. Es steht alles noch in den Sternen. Nach dem Mittagessen ging ich zum Wäscheraum rüber. Aber nicht zum Wäschewaschen. Dort bei diesem Gebäude gab es mehrere Therapien, sowie Fitness, Maltherapien und sonst noch verschiedenes. Malen ist ja auch nicht gerade mein Gebiet. Aber ich hörte es mir an und entschloss mich, es auszuprobieren. Da wir früh fertig waren und ich erst um 14.00 wieder einen Termin hatte, spazierte ich noch etwas hin und her. Jetzt wurde es spannend für mich. Mein erstes Treffen mit meiner Psychologin stand mir bevor. Ich hoffe, sie ist mir sympathisch, wenn nicht, habe ich ein grosses Problem. Wow, das Glück stand mal auf meiner Seiter. Der erste Händedruck und ihr Gesicht hat mir grad das Gefühl gegeben, das kommt gut mit uns zwei. Und es war auch so. Ich weiss, es ist erst der Anfang, aber ich freute mich schon auf das nächste Gespräch mit ihr. Und jetzt ab zum EKG, danach habe ich es geschafft für heute.

    Jetzt hatte ich wieder genug Zeit für mich. Bin nochmals spazieren gegangen und danach auf mein Zimmer. So, das war mein Tag heute, aber doch einiges erledigt.

    *

    14. November 2017

    Letzte Nacht habe ich wieder schlecht geschlafen. Ich kam kaum aus dem Bett. Also raufte ich mich zusammen und liess das Duschwasser in Ruhe über mich fliessen. Ich zog mich an und holte meine Medikamente ab. So, und jetzt frühstücken, danach Arztvisite. Als ich im Raum ankam, habe ich mich hingesetzt. Sie fragten mich, wie es mir gehen würde. Ich sagte, dass ich immer noch nicht ganz angekommen bin. Meine offenen Fragen wurden mir noch nicht beantwortet. Und es sind sehr viele. Ich weiss, es braucht Zeit, aber ich habe halt den Glauben an die Ärzte verloren. Jeder sagt etwas anderes und da soll ich noch vertrauen haben? Und sie erklärten mir auch, dass alles seine Zeit braucht. Am Schluss der Visite bekam ich eine Überweisung zu einer Ernährungsberaterin. Na ja, ist auch was Schönes. Das stand zwar nicht in meinem Kopf, aber man kann es ja versuchen. Wer weiss, vielleicht hilft mir das ja auch, dass sich der Blutdruck wieder senkt. So jetzt muss ich mir eine kleine Pause gönnen, mein Handgelenk tut schon weh vom Schreiben. Eigentlich wollte ich spazieren gehen. Die Sonne scheint so schön in mein Zimmer. Ich werde es am Nachmittag versuchen. Ich habe eh nur einen Einführungskurs über Malen, Holz, Steine, usw. So jetzt werde ich einen Kaffee trinken gehen und melde mich später wieder.

    Ausgeruht aber mit einem schweren Körper ging ich zur Ergo. Als ich reingekommen bin, sah ich vom Weiten schon eine kleine Gruppe. Ich habe auf die Uhr geschaut und dachte, ich bin doch nicht zu spät? Und schon kam der nette Herr und holte mich zur Gruppe dazu. Er sagte, dass er erst grad angefangen hat und die Materialen und was alles dazu gehört, gezeigt hatte. Ich sah mich auch ein wenig um, was es so alles gab und was man da machen konnte. Auf jeden Fall hat er so viel erzählt, dass ich Mühe hatte ruhig zu stehen. Ich habe mir immer ein Plätzchen ausgesucht, wo ich mich anlehnen konnte. Das stresste meinen Körper so, dass er sich bemerkbar machte. Ich wurde langsam unruhig. Ich war so froh darüber, dass wir zum Schluss gekommen sind. Ich habe mir zwei Sachen ausgesucht und werde es euch erzählen, wenn es soweit ist. Ich habe noch nie so etwas gemacht, aber ich werde es versuchen.

    Endlich konnte ich raus an die frische Luft gehen. Ich musste mich jetzt entscheiden, zurück ins Zimmer oder spazieren. In diesem Moment weiss ich nie, was richtig und was falsch ist. Beanspruche ich jetzt meinen Körper wieder, weil er sich so schwer anfühlt oder soll ich mich lieber hinlegen und bin vielleicht ausgeruht? Das raus zu finden ist für mich immer sehr schwierig. Immer das überlegen, soll ich, soll ich nicht, ist einfach mühsam. Ich hoffe, dass ich hier lerne, was richtig und was falsch ist. Ich habe mich entschlossen spazieren zu gehen. Und ich habe es nicht bereut. Im Gegenteil, es ging mir besser. Ich hatte aber am Nachmittag auch noch ein schönes Erlebnis. Es ist ja nicht immer alles schlecht. Ich hatte ein sehr schönes Gespräch mit meiner Bezugsperson. Sie ist eine sehr liebe Person. Ich konnte so schön reden ohne zu weinen. Das hat mir so gutgetan, dass mir eine Person zu hörte und ich einfach reden konnte und das ohne Unterbrechung. Mir ging es in dieser Stunde so gut, dass ich gleich nochmals einen Spaziergang machte. Als ich zurück war vom Spazieren, setzte ich mich noch in die Lounge zu den anderen. Vorher holte ich mir aber noch eine heisse Schokolade. Ich hörte ihnen zu, was sie erzählten. Ich merkte aber schnell, dass es mir zu viel wurde. Ich ging wieder ins Zimmer und genoss die Ruhe. Habe den Fernseher angelassen und weiter an meiner Babydecke gestrickt. Später zum Nachtessen und wieder ab ins Zimmer. Bei den Gesellschaftsspielen fragten sie mich, ob ich auch mitmachen möchte. Ich lehnte aber ab. Ich bin einfach noch nicht soweit. Ich brauche meine Ruhe.

    *

    15. November 2017

    Ich habe sehr schlecht geschlafen. Ich wachte schon mit Kopfschmerzen auf. Mir fiel es schwer, unter die Dusche zu gehen. Mich stresste schon wieder der Kopf, der sagte um 7.30 Uhr Blutabnahme, wann soll ich Morgenessen gehen, um 8.00 musste ich schon wieder in der Physiotherapie sein usw. War schon wieder genervt von allem. Und wenn das bei mir so ist, kommt der Tag nicht gut. Also wartete ich auf die Blutabnahme. Arm parat gelegt und als es ums Stechen ging, hörte ich schon ein „Oh je, da spürt man aber nicht sehr viel". Und schon wurde ich etwas unruhig. Sie versuchte, mit Vorsicht zu stechen, es kam aber nichts raus. Sie traute sich nicht mehr und holte eine andere Pflegefachfrau. Kein Problem, sagte ich. Sie versuchte es 2 Mal und es kam auch nichts, aber gar nichts. Ich sass da und fragte sie: Und was jetzt? Wir probieren es morgen nochmals. Na toll super, und wenn es wieder nicht geht? Sie meinte, dass es schon klappen wird. Sie sagte noch: morgen früh wird mir ein Mann das Blut abnehmen. Und ich zurück: weiss er, dass ihr es nicht geschafft habt? Sie: nein. Und ich wieder: er wird die Stiche in meinem Arm schon sehen. Hahaha. Hahaha, obwohl es mir nicht ums Lachen war, aber das musste ich sagen.

    Also ging ich schnell runter zur Küche um mein Morgenessen zu retten. Ich habe gesagt; dass ich gleich weiter gehen muss und ich später es essen werde. Hab noch ein Stück Brot mitgenommen, damit ich etwas im Magen hatte. Ich war noch keine Minute angekommen, da holte mich der Psychotherapeut schon ab. Ich erzählte ihm ein wenig was ich habe und schon ging es los. Obwohl ich ja noch aufgebracht war wegen der Blutabnahme, konnte ich mich doch noch entspannen und sogar die Augen schliessen. Alles was mir gut tut, geht immer so schnell vorbei. Macht man was nicht gerne, geht es ewig.

    Auf jeden Fall hatte ich nachher fast keine Kopfschmerzen mehr. Und trotz Müdigkeit ging es mir etwas besser. Nun konnte ich endlich mein Frühstück geniessen. Das heisst eigentlich wollte ich, aber plötzlich kam so eine Leere in mir. Ich merkte auch, dass ich schnell esse anstatt langsam. Ich ging zur Station, um mich abzumelden für die chinesische Medizin. Ich wollte mir keine Nadel in die Ohren stechen lassen. Bei meinem Glück wäre da sicher wieder was schiefgelaufen. So habe ich mich in mein Zimmer zurückgezogen, mir eine Bettflasche warm gemacht und mich hingelegt.

    Um 14.00 packte ich mich warm ein und machte einen Spaziergang. Eigentlich habe ich mir vorgenommen, eine Stunde zu laufen, schaffte es aber doch nicht ganz. Ich muss lernen die Schritte einzuteilen. Ich laufe am Anfang immer zu schnell und am Schluss komme ich fast nicht mehr vorwärts. Man fühlt sich wie ein Betonsack. Ich freue mich jetzt auf den Feierabend und Morgen wird es wieder ein anderer Tag werden.

    *

    16. November 2017

    Mein Tag fing schon um 6.45 an. Eigentlich ist das nicht so meine Zeit. Da ich aber die Blutabnahme wiederholen musste, weil es ja am vorigen Tag nicht geklappt hatte, haben sie mir gesagt, ich solle vorher noch etwas trinken. Also schnell unter die Dusche, anziehen und einen halben Liter runter stürzen, in der Hoffnung, dass es mir hilft. Ich betete so, dass es heute klappt. Ich machte mich also auf den Weg zur Blutabnahme. Da ich aber noch niemanden gesehen hatte, setzte ich mich auf einen der bequemen Sessel, die dort standen. Ich wusste schon wieder im Voraus, dass ich nicht lange dort sitzen werde. Kaum gedacht, kam ein junger Mann auf mich zu, der mich abholte. Er sagte zu mir: Heute wird Ihnen ja Blut abgenommen. Und ich sagte: ja, das versuchten sie gestern schon und es ist nichts gekommen. Er schaute mich an und ich konnte in seinem Gesicht sehen, dass er etwas komisch geschaut hat. Ok, so probieren wir es doch heute nochmals, meinte er. Mein Herz pumpte schon wieder bis zum Hals und Kopf hinauf. Ich probierte ruhig zu bleiben. Nach langem Tasten sagte ich zu ihm, dass ich gestern beim Gottesdienst war und gebetet habe, dass es Morgen klappen wird. Ich werde es versuchen, meinte er. Die Spritze war drin, ja, es kam etwas Blut, aber einfach nur langsam. Aber die Freude hielt nicht lange an. Ich hörte so ein ppppfffffff und schon ist das Blut raus gespritzt. Ich schaute ihn an und sagte: werde ich jetzt verbluten? Ich war so erschrocken, dass ich nichts anderes sagen konnte. Er: nein, das ist nur das angestaute Blut was raus gespritzt ist. Mich hat das so mitgenommen, dass es mir wieder schlecht ging. Ich wollte gar nicht mehr wissen, wann ich das nächste Mal wieder hingehen muss. Aber langsam traue ich mich nicht mehr, den Arm hinzuhalten. Ich hätte mich jetzt am liebsten im Zimmer verkrochen und wäre bis abends drinnen geblieben. Das Morgenessen konnte ich auch nicht geniessen. Das Einzige, was bei mir noch funktioniert hat, war das Weinen. Ich hatte nach dem Morgenessen gleich auch noch einen Termin bei meiner Psychologin. Es ging nicht lange, flossen mir schon wieder die Tränen runter. Sie fragte mich, wieso ich jetzt weine. Ich habe ihr gesagt, dass ich mich frage, ob ich vielleicht schuld daran wäre, dass sie das Blut nicht abnehmen konnten, weil ich etwas aufgeregt war und es dadurch vielleicht ausgelöst wurde. Ich hatte so grosse Hoffnung, dass ich mir es heute gewünscht hätte, in meinem Kopf etwas abzuhaken. Ich weiss, meine Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Das heisst aber bei mir, es kommt immer darauf an, was es ist. Auf jeden Fall beruhigte mich das Gespräch mit meiner Psychologin wieder. Als wir fertig waren, ging ich noch etwas spazieren. Mir ging so viel durch den Kopf, dass ich schon wieder weinen musste. Als ich wieder zurück in meinem Zimmer war, nahm ich meine schmutzige Wäsche und ging zum Wäscheraum. Danach strickte ich noch bis zum Mittagessen. Für mich ist stricken das einzige, was mir im Moment hilft.

    Am Nachmittag machte ich mich auf den Weg zur Maltherapie. Das ist ja auch nicht grad mein Ding. Aber ich wollte es ausprobieren. Als ich angekommen bin, zeigte mir die Therapeutin, was sie so alles an Farben und zum Gestalten hatte. Plötzlich entdeckte ich ein schönes Mandala Bild. Ich fragte sie, ob ich das haben durfte. Sie hat gesagt: ja sicher, ich solle mal damit anfangen. Bei der Maltherapie geht es ja eh darum, so zu malen, was grad in einem vorgeht. Aber da ich das ja noch nicht konnte, habe ich mir dieses Bild ausgesucht. Ich konzentrierte mich auf die Farben, die ich mir ausgesucht hatte. Ich dachte, das Bild schaffe ich heute noch fertig. Denkste, nach eineinhalb Stunden war ich so erschöpft, wie wenn ich einen ganzen Tag gearbeitet hätte. Hätte nicht gedacht, dass so ein kleines Bild auszumalen so anspruchsvoll ist. Ich hatte Mühe mit aufräumen. Ich wollte mich so gerne hinlegen. Aber damit musste ich warten, weil es mal wieder eine kleine Runde gab um sich austauschen zu können, was man so erlebt hat, was man gemacht hatte.

    Ich konnte kaum meine Beine bewegen bis zum Zimmer. Aber ich blieb hart und legte mich nicht hin. Sonst habe ich wieder Probleme mit einschlafen. Jetzt lasse ich den Abend ausklingen und bin gespannt, was mich Morgen erwartet.

    *

    17. November 2017

    Nicht ganz ausgeschlafen, machte ich mich auf den Weg zur Dusche. Ich war wieder etwas unruhig und nervös. Und ich stellte mir immer wieder die gleiche Frage: wieso eigentlich und warum ich? Aber ich finde es nicht heraus und das ist das Schlimmste für mich. Ich bin hier ja gut aufgehoben und werde 24 Stunden betreut. Aber irgendetwas geht in mir vor, was das immer wieder auslöst.

    So, jetzt wird nicht mehr gejammert,

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