Allerlei Alltag für Jedermann: Kurzgeschichtenband
Von Danny Fränkel
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Buchvorschau
Allerlei Alltag für Jedermann - Danny Fränkel
Allerlei Alltag für Jedermann
Autor
Danny Fränkel
E-Mail: danny-fraenkel@web.de
Vorwort
Werte Leser,
dies, was sie hier vor sich in Händen halten, ist eine Kurzgeschichtensammlung, die ich für Jung bis Alt schrieb. Es sind lustige Geschichten, aber auch nachdenklich stimmende darunter. Ernste, wie auch vor Verlust und Enttäuschung strotzende. Lassen sie sich entführen von verschiedensten Charakteren und Aktzenten, von Weltenverbesserern, Privatdetektiven, gestressten Arbeitern, Gaunern, Verliebten und jugendlichem Leichtsinn.
Normalerweise schreibe ich Romane und Reisebücher. Aber die meisten dieser Kurzgeschichten sind das Resultat eines zweijährigen Belletristik-Fernstudiums und lagen darum öfters auf dem Prüfstand. Ich finde es schade, diese Anekdoten aus dem alltäglichen Leben einfach verstauben zu lassen.
Ich wünsche Ihnen darum viel Spaß beim Lesen. Und vielleicht inspiriere ich ja auch Sie zu der ein oder anderen Kurzgeschichte.
Ihr Danny Fränkel
Engelshand
Heute war ein besonderer Tag. Den ließ er sich von niemand versauen, dachte sich Ralf Bäumer. Dieser groß gewachsene, schlanke Mann von etwa zweiundzwanzig Jahren trug ein graues Jackett am Leib. Seine Beine waren mit einer schwarzen Jeanshose und Hochglanz-Schuhen bestückt. Er schlenderte mit einem Plastikbeutel in der Hand die Straße entlang, in dem sich ein Schopf Bananen, drei Äpfel und fünf Kiwis befanden.
Gerade als er nachdenken wollte, was er in der halben Stunde des Wartens auf den nächsten Bus anstellen sollte, hörte er plötzlich ein merkwürdiges Geräusch.
Mit der Reaktion einer Katze schwang er herum und lauschte einem erneuten Schluchzen; das kam ganz aus der Nähe.
Mit Neugierde und ernstem Gesicht näherte sich Ralf einem Container für Grünglas. Er erblickte einen etwa acht Jahre alten Jungen mit blauem Basecap und bunten Markenklamotten, der davon rannte und aus Ralfs Sicht verschwand. Doch das Schluchzen hielt weiter an.
Hinter dem grünen Glascontainer entdeckte Ralf einen zusammen gekauerten Jungen, der bekümmert vor sich hin weinte. Ralf erstarrte zu einem Klotz, als er das blau umrandete rechte Auge des Jungen sah. Mit einem eingetrübten und zornigen Blick in die Gasse, in die das andere Kind verschwunden war, wandte er sich an den schluchzenden Jungen.
Ralf setzte sich links neben ihn und legte ihm seine freie Hand auf die Schulter. Dieser zuckte auf, nahm seine Händen vom verweinten Gesicht und sah den Mann mit großen Augen an.
Ralf fragte den Kleinen, mit ruhiger Stimme: „Hallo, ich bin Ralf. Und wie heißt du?"
Der Junge antwortete mit zitternder Stimme: „Jonas."
„Wer war denn dieser andere Junge?" Er deutete in die Gasse ihm gegenüber. „Hast du ihm etwas getan?"
Jonas schüttelte den Kopf zum Unbekannten: „Das war Felix aus meiner Klasse. Seine Eltern haben ein großes Haus und er bekommt alles, was er sich wünscht; das sagt er jedenfalls immer."
Ralfs Miene verfinsterte sich. Und dabei fiel ihm etwas ein, und fragte Jonas: „Soll ich dir eine Geschichte erzählen? Dauert nicht lang."
Als Jonas nickte, fing Ralf an zu sprechen: „Als ich etwas in deinem Alter war, wurde ich jeden Tag gehänselt. Ich hatte nie Mut gehabt, mich zur Wehr zu setzen. Eines Tages kam ich mit einem verrenkten Arm nach Hause, und meine Eltern waren bis in die späte Nacht auf Arbeit. Bekümmert ging ich zu Bett. In dieser Stimmung bin ich auch eingeschlafen. Und ich träumte etwas Eigenartiges: Ein greller Raum, ohne Wände und Türen, und vor mir stand ein leuchtender Engel mit Flügeln, die strahlten wie reines Licht. Der Engel sagte nur zwei Sätze zu mir: „Kämpfe für dein Recht auf Leben. Du wirst etwas Besseres werden." Die letzten Sätze betonte er zusätzlich. „Als ich aufgewacht bin, dachte ich, es sei ein einfacher Traum gewesen. Aber die Feder unter dem Kopfkissen bewies, dass es real war."
Der Junge starrte den Mann mit leuchtenden Augen an.
Auf Ralfs Zügen bildete sich ein Lächeln. „Danach habe ich Mut gefasst und mich endlich gegen meine Mitschüler aufgelehnt. Sie hatten sogar manchmal Angst vor mir. Heute sehe ich einige von ihnen, wie sie Gartenzäune streichen. Lächerlich – oder?"
Der Junge erzwang sich eine Frage: „Was ist aus Ihnen geworden?"
Ralf lächelte. „Ich hatte heute früh ein Bewerbungsgespräch, und mir wurde danach schon mitgeteilt, dass ich bei ihnen als Arzt und Heilpraktiker lernen darf. Ich freu mich auf den ersten Tag."
Doch plötzlich stützte Ralf seine Hände vom Boden ab, stand auf. Er öffnete die graue Plastiktüte in der Hand, griff hinein und holte einen der grünen Äpfel heraus. Den drückte er Jonas in die Hand. „Glaube an die Worte des Engels. Sie galten bestimmt nicht nur mir."
Schließlich trottete Ralf langsamen Schrittes in Richtung Haltestelle. Jonas sah ihm nachdenklich hinterher.
Nachdem Jonas ebenfalls aufgestanden war, biss er herzhaft in den knackigen Apfel. Danach setzte er zum Weg in die Schule an.
Kaum hatte er zwei Meter zurückgelegt, sah er auch schon Felix, der mit schnellen Sohlen auf ihn zustapfte.
Erst übermannte Jonas die Angst. Dann aber blickte er wieder nachdenklich auf den Apfel. Jetzt entschied sich, ob er aus den Worten des Fremden gelernt hatte.
Als Felix immer und immer näher kam, schritt Jonas auf ihn zu, bis ihm der warme Atem aus Felix’ Nase entgegenstieg.
Ohne etwas zu ahnen und mit bereits ausholender Hand stolperte Felix über Jonas’ rechtes Bein, das dieser tückisch vor dem Zusammenstoß ausgefahren hatte. Felix flog mit der Nase gen Bürgersteig.
Als er nach keinem Augenblick verwirrt nach oben starrte, grinste Jonas ihm zu, sagte kein Wort, nahm dafür einen weiteren Biss vom Apfel und setzte seinen Weg fort. Felix sah ihm nur noch mit aufgelösten Pupillen nach.
Hinter einer Hecke stand Ralf, der gerade ein zufriedenes Grinsen aufsetzte. Wie abgemacht hielt auch schon der Bus an seiner Seite und er stieg ein, mit einer weißen Feder in der Hand.
Nichts
Bernd Klausner hatte sich vor kurzem auf eine Annonce des Städtischen Anzeigers beworben. 'Bis zu 1500 Euro im Monat.'
Seit nunmehr einen halben Monat arbeitete er im Büroabteil eines Autokonzerns. Man setzte ihn vor den PC, legte ihm einen Zettel mit den Aufgabenbereichen vor und überließ ihn seinem Schicksal.
Er schuftete Tag für Tag, tippte wie ein Besessener, übertrug die Stückzahl der Produktionsliste, berechnete Verlust, Arbeiteraufwand und Profit. Er wagte nie aufzustehen oder auszuschnaufen.
Außer Heute. Die Auftragslage hat sich stabilisiert.
Bernd stemmte seine knackenden Beine in die Höhe, streckte sich wie ein Kater, der zu lang auf dem Sofa