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Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg
Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg
Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg
eBook341 Seiten4 Stunden

Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg

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Über dieses E-Book

Rothenburg, 1526

Matthias Wolf, der Henker von Rothenburg, und seine Frau Marie haben einen feigen Mordanschlag überlebt und sich ineinander verliebt. Aber ihre Feinde geben immer noch keine Ruhe, sondern wollen nicht nur das junge Glück zerstören, sondern das Paar am liebsten tot sehen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht.
Während des Frühlingsmarktes in Rothenburg rettet Matthias den jungen Markus, der aus Hunger vergammelte Würste stahl, davor, seine Hand zu verlieren. Er sieht in ihm sich selber als Halbwüchsigen, der seinerzeit von Malachias, dem früheren Henker, aufgenommen wurde und stellt ihn als Lehrburschen ein.
Gleichzeitig plant ein gedungener Mörder die weitere Vorgehensweise, um Marie und Matthias endgültig aus dem Weg zu räumen.
Auf einen Befehl des Vogtes machen sich der Henker und seine Frau in Begleitung des Arztes Nikolaus von Brümme auf, den Geburtsort von Marie zu besuchen. Dort werden sie mit einigen Überraschungen konfrontiert, während die Inquisition Kenntnis über die Vorfälle in Rothenburg erhält.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum5. Juli 2016
ISBN9783741829727
Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg
Autor

Werner Diefenthal

Was schreib ich über mich? Baujahr 1963, der Oldie im Team. Ich bin der Mann in dem Trio. Also der im Hintergrund. Der Ideentüftler, der sich tagelang über mögliche Wendungen und Fortschritte in den Geschichten das Hirn zermartert. Dabei wandele ich auch auf Solopfaden mit eigenen Projekten, habe aber in den letzten Jahren hauptsächlich mit Martina zusammen die Romane verfasst. Seit einiger Zeit haben wir uns mit unsere Bilder-Zauberin Sandra zusammengetan und mischen als Trio Ars Sistendi die Literaturwelt ein wenig auf.

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    Buchvorschau

    Der Henker von Rothenburg - Werner Diefenthal

    Buchbeschreibung:

    Rothenburg, 1526

    Matthias Wolf, der Henker von Rothenburg, und seine Frau Marie haben einen feigen Mordanschlag überlebt und sich ineinander verliebt. Aber ihre Feinde geben immer noch keine Ruhe, sondern wollen nicht nur das junge Glück zerstören, sondern das Paar am liebsten tot sehen. Dazu ist ihnen jedes Mittel recht.

    Während des Frühlingsmarktes in Rothenburg rettet Matthias den jungen Markus, der aus Hunger vergammelte Würste stahl, davor, seine Hand zu verlieren. Er sieht in ihm sich selber als Halbwüchsigen, der seinerzeit von Malachias, dem früheren Henker, aufgenommen wurde und stellt ihn als Lehrburschen ein.

    Gleichzeitig plant ein gedungener Mörder die weitere Vorgehensweise, um Marie und Matthias endgültig aus dem Weg zu räumen.

    Auf einen Befehl des Vogtes machen sich der Henker und seine Frau in Begleitung des Arztes Nikolaus von Brümme auf, den Geburtsort von Marie zu besuchen. Dort werden sie mit einigen Überraschungen konfrontiert, während die Inquisition Kenntnis über die Vorfälle in Rothenburg erhält.

    Über die Autoren:

    Martina Noble:

    Geboren 1979 in Mainz, liebt sie seit frühester Kindheit, Geschichten zu erzählen und zu schreiben. Seit 2014 schreibt sie gemeinsam mit Werner Diefenthal und hat mehrere Bücher mit ihm veröffentlicht.

    Werner Diefenthal:

    Geboren 1963 im Rheinland, schreibt seit mehreren Jahren und veröffentlichte 2010 seinen ersten Roman. Seit 2014 hat er mit Martina Noble eine Schreibpartnerin, mit der er gemeinsam mehrere Romane veröffentlicht hat.

    Der Henker von Rothenburg: Verrat in Rothenburg

    Von Martina Noble und Werner Diefenthal

    Annaweg 12

    96215 Lichtenfels

    Telefon: +49 175 2672918

    wdiefenthal@wdiefenthal.de

    www.martina-noble.com; www.wdiefenthal.de

    Titelmodels:

    Valerie Matthey

    https://www.facebook.com/The-art-of-Valley-409182422597077/

    Marco Röhlich

    https://www.facebook.com/Bradley-Blackwater-742119889205680/?fref=ts

    Titelbild, Grafikdesign und Covergestaltung:

    Sandra Limberg

    http://www.sollena-photography.de

    2.Auflage. 2016

    1. Auflage erschienen bei Moon House Publishing, 2014

    © Werner Diefenthal / Martina Noble – alle Rechte vorbehalten.

    Jeglicher Nachdruck, auch auszugsweise, bedarf der vorherigen Zustimmung durch die Autoren.

    Printed in Germany

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Teil 2:

    Verrat in Rothenburg

    Alle Personen und Begebenheiten in dieser Geschichte sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

    Frei erfunden ist der Vogt zu Rothenburg nebst Gattin. Der Henker ist ein Produkt unserer Fantasie. Trotz intensiver Recherche haben wir keinen wirklich fundierten Beweis für einen Henker in Rothenburg finden können. Tatsache ist die Vertreibung der Menschen aus dem jüdischen Viertel um 1520. Was danach dort geschieht, ist reine Fiktion.

    Die örtlichen Begebenheiten wurden nach bestem Wissen und Gewissen wiedergegeben, wurden teilweise jedoch für den Lauf der hier aufgeschriebenen Geschichte ein wenig angepasst. So existierte z.B. keine Vogtei, auch der ›Goldene Schwan‹ ist fiktiv. Bei der Benennung der Straßen, Plätze und Tore haben wir uns an alten Karten der Stadt orientiert. Sollten diese nicht in allen Punkten der Wirklichkeit entsprechen, so bitten wir, dies zu entschuldigen.

    Soweit möglich, wurden geschichtliche Abläufe und Ereignisse wahrheitsgemäß verwendet. In einigen Fällen wurden diese jedoch so weit verändert, dass sie zum Kontext des Romans passen.

    Die hier durch den Henker bzw. im weiteren Verlauf durch die Inquisition angewandten Verhörmethoden und Strafen entsprechen weitestgehend der zu dieser Zeit üblichen Rechtsprechung bzw. der vorherrschenden Auffassung von Gerechtigkeit. Die beschriebenen Folterwerkzeuge waren zu jener Zeit durchaus gebräuchlich, auch wenn teilweise der Einsatz mittlerweile stark von Geschichtswissenschaftlern angezweifelt wird. Die im Roman verhängten Strafen spiegeln in keiner Weise die Meinung oder Auffassung der Autoren wieder.

    Empfindliche Gemüter seien daher gewarnt: Es wird Blut fließen.

    Bei unseren Recherchen über das Leben zu dieser Zeit sind wir des Öfteren überrascht worden. Insbesondere über die gar nicht so prüde Lebensweise zu jener Zeit. Diesem mussten wir zwangsläufig Rechnung tragen und haben dementsprechend auch diesen Teil des Lebens mit in die Handlung einfliessen lassen.

    Ferner haben wir, des leichteren Verständnisses wegen, die Sprache der Neuzeit angepasst. Bei Versuchen, so zu reden, wie die Menschen zu der Zeit, in welcher der Roman spielt, haben wir feststellen müssen, dass uns niemand mehr versteht. Daher haben wir uns dazu entschieden, eine für die heutige Allgemeinheit verständliche Ausdrucksweise zu wählen. Auch dafür bitten wir um Verständnis.

    Hinweis zur Neuauflage:

    Die hier vorliegende Fassung wurde sorgfältig überarbeitet. Insbesondere wurden dabei Szenen, welche sexuelle Handlungen enthalten, sprachlich und inhaltlich so angepasst, dass sie weniger deutlich sind. Auch bei den Szenen, in denen Matthias Bestrafungen durchführt, haben wir die drastische Darstellung aus der ursprünglichen Fassung entschärft.

    Die meisten Änderungen beziehen sich jedoch auf Formatierungen und Aussehen, da wir, die Autoren, mit dem Erscheinungsbild der ersten Auflage nicht zufrieden waren. Wir hoffen, jetzt auch optisch einen Lesegenuss geschaffen zu haben.

    Personenverzeichnis:

    Bernhard Steiner

    Vogt von Rothenburg

    Elsa Steiner

    Die Frau des Vogtes

    Eckhart Steiner

    Vater des Vogtes, früherer Vogt

    Matthias Wolf

    Henker von Rothenburg

    Marie Wolf

    Ehefrau von Matthias Wolf, frühere Magd beim Vogt

    Popolius Harthrath

    Schreiber

    Magdalena Holzapfel

    Wirtin im ›Goldenen Schwan‹

    Greta Dinkelsbraun

    Freundin von Marie

    Helga Bonnekamm

    Freundin von Marie, Tochter von Klaus und Agathe Bonnekamm

    Klaus Bonnekamm

    Bäckermeister, Vater von Helga Bonnekamm

    Agatha Bonnekamm

    Ehefrau von Klaus Bonnekamm, Mutter von Helga Bonnekamm

    Meginhard von Scharfenstein

    Oberhaupt einer reichen Familie, Vater von Jakob

    Margarethe von Scharfenstein

    Ehefrau von Meginhard von Scharfenstein, Mutter von Jakob

    Jakob von Scharfenstein

    Sohn von Meginhard und Margarethe von Scharfenstein

    Karl Schwattner

    Freund von Helga Bonnekamm, Knecht bei Bernhard Steiner

    Nikolaus von Brümme

    Arzt und Chirurg, Heilkundiger

    Pater Remigius

    Pfarrer von Rothenburg

    Heinrich Meisner

    Hauptmann der Stadtwache

    Markus

    Gehilfe bei Matthias

    Irmtraud Wallner

    Hure im ›Goldenen Schwan‹

    Ferdinand von Ravensburg

    Inquisitor

    Lotte Lambrecht

    Frau des Pächters auf dem Gutshof der Steiners

    Klara Felschner

    Magd auf dem Gut, Jugendfreundin Maries

    Prolog

    Nach dem langen Winter war im Jahr 1526 doch noch der Frühling nach Rothenburg gekommen. Allerdings hatte dieser Frühling neben einem äußerst erfolgreichen Markt auch den Tod des alten Eckhard Steiner, des Vaters des Vogtes Bernhard Steiner, mit sich gebracht.

    Die Frau des Vogtes, Elsa Steiner, bezichtigte die Magd Marie des Mordes und der Hexerei. Doch war dies nur ein Komplott, das sich die Frau des Vogtes ausgedacht hatte, um Marie aus dem Weg zu räumen. Was die Magd im Haus des Vogtes nicht wusste, aber Elsa Steiner in Erfahrung gebracht hatte, war, dass Marie in Wahrheit eine Tochter des alten Steiner war und dieser ihr ein recht großes Erbteil zugestehen wollte. Die Gier der Vogtin ließ jedoch nicht zu, dass etwas vom Erbe in andere Hände als in ihre fallen würde.

    Beim Verhör wurden Marie jedoch vom Schreiber, Popolius Harthrath, und vom Henker Matthias Wolf einige goldene Brücken gebaut, sodass man sie vom Vorwurf der Hexerei freisprechen konnte und nur wegen des Mordes zum Tode durch das Schwert verurteilte.

    Das wiederum konnte Matthias, der Henker, im letzten Moment durch die Bitte um Gnade und die Hand der Magd verhindern. Diesen Plan hatte er gemeinsam mit der Wirtin des ›Goldenen Schwan‹, Magdalena Holzapfel, ausgetüftelt.

    So heiratete Matthias Marie. Nach einem Mordanschlag auf sie und auf Matthias fanden die beiden langsam zueinander, bis sie sich dann während des Frühjahrsmarktes ihre Liebe gestanden.

    Juni 1526

    1. Kapitel

    Während Marie und Matthias endlich zueinanderfanden, streifte Jakob von Scharfenstein durch Rothenburg. Er war wütend.

    Auf dem Fest hatte er Marie gesehen, wie sie ausgelassen mit dem Henker getanzt hatte. Für einen Moment wollte er vorstürmen und ihm sein Messer in das Herz rammen. Aber ihm war klar, er war dem Scharfrichter nicht gewachsen. Auch wenn dieser, wie es hieß, bei einem Kampf mit einem Unbekannten verletzt worden sein sollte, wovon man allerdings nichts mehr zu sehen war. Und die Folgen wären auch für ihn nicht gerade angenehm gewesen.

    Als er dann Karl und Helga getroffen hatte, wusste er, was er an diesem Abend wollte. Er hatte sich in den Kopf gesetzt, die beiden weiter auszunutzen. So hatte er den Plan entwickelt, mit den beiden ins Kontor zu gehen und zu sehen, ob Helga zwei Reiter vertragen würde. Allein der Gedanke daran brachte ihn fast um den Verstand.

    Doch auch dieses Vorhaben war durch den Aufzug des Bäckermeisters zunichtegemacht worden. Kurze Zeit später war auch Karl verschwunden. Dann kam das Gewitter. Er suchte in den Gasthäusern der Stadt Zerstreuung, aber es war überall so voll, dass er nirgends mehr hineinkam. Vor dem ›Goldenen Schwan‹ standen einige Stadtwachen, die alle ankommenden Gäste wegschickten.

    Also strich er weiter durch die Gassen. Er sah einige Huren, welche ihre Freier in Hauseingängen oder dunklen Gassen bedienten. Es gab zu wenig Zimmer für alle.

    »Na, da wird dieser Henker ein hübsches Sümmchen verdienen«, brummte er. Schließlich erhielt Matthias Wolf den sogenannten Hurenpfennig, der ihm alleine zustand. Und bei einem solchen Fest waren mehr Hübschlerinnen in der Stadt, die auf ein einträgliches Geschäft mit den Händlern und Besuchern hofften.

    Jakobs Gemächt klopfte immer noch, als er auf einmal seinen Augen nicht zu trauen wagte. Vor ihm, auf der anderen Seite der Straße, drückte sich eine Gestalt eng an die Wände der Häuser. Er konnte sein Glück nicht fassen.

    Helga hatte sich davongeschlichen, um sich mit Karl zu treffen. Das würde er ihr vermiesen, beschloss er. So leise er konnte, näherte er sich schnell der Gestalt. Ja, es war die Bäckerstochter, er erkannte sie. Als sie an einer leerstehenden Werkstatt im Judenviertel vorbeikamen, schlug er zu.

    Schnell ergriff er das Mädchen, legte ihr eine Hand auf den Mund und zerrte sie hinein. Sie wollte schreien, aber er blaffte sie an.

    »Hab ich dich schon wieder erwischt! Was denkst du, was dein Vater sagt, wenn ich ihn aus dem Bett hole und ihm die Hure übergebe, die sich seine Tochter nennt?«

    Helga wurde bleich.

    »Bitte, Herr … nicht. Mein Vater … er schlägt mich tot.«

    Jakob grinste.

    »Dann will ich mal nicht so sein. Aber du musst etwas für mich tun, bevor ich dich zu deinem Liebhaber lasse.«

    »Alles, was Ihr wollt.«

    Sein Grinsen wurde breiter.

    »Das wollte ich hören. Aber nun: keinen Ton mehr!«

    Er sah sich um. Weiter hinten war ein Tisch.

    Schnell riss er ihr das Kleid über den Brüsten auf, zog das vor Angst bebende Mädchen mit sich und beugte es über den Tisch, bis sie mit dem Oberkörper auf der Tischplatte lag. Dann hob er ihre Röcke, griff ihr zwischen die Beine.

    Er spuckte in die linke Hand, rieb sie an ihrem Geschlecht, öffnete seine Hose und drückte ihr sein Glied hinein. Das Mädchen biss sich auf die Knöchel. Sie nahm die Stöße des Mannes hin und hoffte, er würde sich schnell ergießen. Doch nach einer Weile spürte sie, wie Lustgefühle in ihr erwachten. Und je härter er zustieß, desto heißer wurde es ihr.

    Aber als er seinen Pfahl aus ihr zog, ahnte sie schon, dass das noch nicht alles war. Beinahe war sie enttäuscht, sie hatte kurz vor einem Höhepunkt gestanden.

    »Und jetzt werde ich dich von hinten aufspießen!«, presste er hervor.

    Sie schluchzte auf, als sie begriff, was er wollte.

    »Bitte, Herr! Nicht das … das ist doch …«

    Er hörte nicht hin und wollte seinen Pfahl in sie treiben, doch der Schmerz ließ Helga aufschreien. Sie ließ sich seitwärts fallen, robbte weg von dem vor Lust wahnsinnigen Mann. Auf einmal ertastete sie etwas Weiches. Was war das?

    Als Jakob näher kam, sein erigiertes Glied wie eine Lanze vor sich hertragend, konnte sie im Dämmerlicht sehen, dass vor ihr eine Leiche lag. Und keine ganz frische! Sie schrie gellend. Jakob hielt sich die Ohren zu, so laut schrie sie.

    Die Tür der Werkstatt flog krachend auf. Drei Männer der Stadtwache, die während des gesamten Marktes Patrouille gingen, stürmten herein. Mit einem Blick erfassten sie, dass auf dem Boden ein halbnacktes Mädchen kniete, das lauter kreischte als alle Trompeten der Hölle. Und vor ihr stand ein Mann mit heruntergelassenen Hosen.

    Für den Anführer war die Sache klar. Er erkannte die beiden sofort. Jakob von Scharfenstein hatte die Tochter des Bäckers vergewaltigt! Das würde einen hübschen Skandal geben.

    »Packt den Kerl!«, rief er.

    Die beiden Wachleute griffen den jetzt um sich schlagenden Jakob. Der Anführer beugte sich zu Helga.

    »Komm, Mädchen, es wird alles gut. Du musst keine Angst mehr haben.«

    Da erst bemerkte er, dass das zitternde Mädchen mit der rechten Hand auf etwas zeigte.

    »Scheiße!«

    Er rannte vor die Tür, zog sein Horn aus dem Gürtel und blies ein Signal.

    Wenige Momente später eilten noch mehr Wachleute in die Werkstatt, gefolgt von einem Hauptmann. Als er den Toten in der Ecke sah, schüttelte er den Kopf.

    »Am ersten Abend bereits einen Toten. Das wird den Vogt nicht erfreuen.«

    Er wandte sich an Jakob.

    »Ich hoffe für dich, dass du dem Henker eine gute Ausrede liefern kannst, sonst beißt sein Schwert sich in deinen Hals. DICH kann er nicht heiraten.«

    Er zeigte auf eine der Wachen.

    »Du! Lauf zu Meister Matthias. Er muss sofort herkommen.«

    2. Kapitel

    Marie und Matthias hatten sich erneut der Leidenschaft hingegeben, von der sie übermannt worden waren, nachdem sie sich ihre gegenseitige Liebe gestanden hatten. Matthias war immer noch benommen, aber Marie entdeckte sehr rasch, welche Lust dieser Mann, der sie vor dem beinahe sicheren Tod gerettet hatte, ihr bereiten konnte, und wollte mehr davon. Gerade wollte sie Matthias erneut zwischen die Schenkel nehmen, als jemand mit solcher Gewalt an die Tür hämmerte, dass sie schier aus den Angeln zu springen drohte. Das junge Paar fuhr so heftig auseinander, dass Matthias beinahe aus dem Bett fiel. Es dauerte einen Moment, bis sie beide realisierten, dass sie nichts Verbotenes taten.

    Matthias bedeutete seiner Frau, im Schlafraum zu bleiben, und schlang rasch ein Laken um seine Hüfte, bevor er zur Eingangstür ging.

    »Warum störst du mich?«

    Marie hörte seine barsche Stimme. Vor wenigen Wochen hätte sie bei diesem Klang noch Todesangst ausgestanden. Sie spitzte ihre Ohren.

    »Meister Matthias! Kommt schnell! Ein Toter. Ihr müsst euch beeilen.«

    »Wartet hier. Ich bin gleich da.«

    Als Matthias ins Schlafzimmer zurückkam, war Marie schon fast wieder angezogen, obwohl ihre Sachen noch nicht ganz getrocknet waren. Es war jetzt keine Zeit, noch etwas Neues zu suchen und sie wollte auf gar keinen Fall allein im Henkershaus auf ihn warten, vor allem bei dem Gewitter und all den Fremden in der Stadt.

    Ihr Mann erhob keine Einwände und so stapften sie wenige Momente später durch das noch immer wütende Unwetter nach Rothenburg hinauf. Regenwasser schoss den Weg hinab, hatte ihn fast in einen Bach verwandelt.

    Marie war fast blind unter der Kapuze des Wollmantels, den Matthias ihr gegeben hatte und sie hielt sich krampfhaft an seiner Hand fest, um nicht verloren zu gehen. Trotzdem merkte sie, dass die Stadtwache sie in die Straße führte, die an der Stadtmauer entlang lief.

    Sie wusste, sie waren im ehemaligen Judenviertel, in dem auch die Johanniterscheune lag. Hier gab es viele leerstehende Gebäude. Man erzählte sich, dass sich dort auch gelegentlich zwielichtige Gestalten trafen, unter anderem auch die Lutheraner, die immer zahlreicher das Land bevölkerten.

    Es hieß, dass die Juden einen Fluch über den Stadtteil gelegt hatten, als sie vertrieben worden waren. Alle Bemühungen des Vogtes, das Viertel zu besiedeln, waren fehlgeschlagen. Es hatten am Anfang einige versucht, Kapital aus den leerstehenden Häusern zu schlagen. Aber alle waren gescheitert, hatten ihr gesamtes Vermögen verloren. Einige hatten sich in den leeren Häusern das Leben genommen.

    Obwohl der Pfarrer bereits einige Prozessionen durch diese Gassen geführt und alle Gebäude mit reichlich geweihtem Wasser bespritzt hatte, waren die Menschen nicht bereit, dort ihr Domizil zu wählen. Nachdem sich dann bei der letzten Prozession einer der Händler nach dem Verlust seines Geldes vor der Prozession mit einem Seil um den Hals aus dem Fenster gestürzt hatte und genau vor Pater Remigius gebaumelt war, mieden die meisten Menschen das Viertel, als sei dort die Pest ausgebrochen.

    Man war überzeugt, der Fluch sei echt und man fand niemanden mehr, der bereit war, sich dort anzusiedeln außer einigen Bettlern, die unerlaubterweise in den alten Gemäuern nächtigten.

    Auch Marie fühlte sich alles andere als behaglich hier und sie ließ ihren Mann nicht los. Wenigstens war es so nah an der Mauer nicht mehr so windig wie vor der Stadt, sie kamen gut voran.

    Schon von weitem sah Marie den Fackelschein der Wachen, die vor dem Fundort der Leiche auf den Scharfrichter warteten. Zu ihrer Überraschung wartete dort auch eine ziemlich verstört aussehende Helga - und Jakob von Scharfenstein. Ihn hätte Marie in Helgas Gesellschaft nicht erwartet, und auch Matthias witterte sofort faules Spiel.

    »Was tun die beiden hier?«, wollte er wissen. »Haben sie den Toten auf dem Gewissen?«

    Helga schrie entsetzt auf.

    »NEIN, oh, nein, Meister Matthias ... wir ... haben ... uns hier in der Werkstatt ... heimlich getroffen. Und dabei habe ich die Leiche entdeckt.«

    »Genau so war es!«, pflichtete Jakob ihr rasch bei. Ein Vergewaltigungsvorwurf war auch für ein Mitglied der Oberschicht kein Zuckerschlecken.

    Überrascht sah Marie von einem zum anderen - Helga sollte sich mit Jakob getroffen haben? Wo sie so heiß verliebt in den Knecht des Vogtes war? Das glaubte sie nicht.

    Auch die Wachen wirkten verwirrt, aber ohne eine Anschuldigung Helgas war eine Anklage wegen Vergewaltigung nicht zu halten, besonders, da der Anblick der Leiche das Kreischen der jungen Frau durchaus erklärte.

    »Na gut ...«, knurrte der Hauptmann der Wache. »Dann schert euch weg und seht zu, dass ich euch heute Nacht nicht mehr unter die Augen bekomme, sonst bringe ich euch eigenhändig bei euren Eltern vorbei!«

    Wie geprügelte Hunde liefen die beiden in verschiedene Richtungen davon. Marie jedoch entging nicht, dass Jakob ihr über die Schulter einen langen Blick zuwarf, den sie nicht deuten konnte, bevor er in der Dunkelheit verschwand.

    Der Hauptmann hob seine Fackel.

    »Gehen wir hinein ... ich kenne den Mann nicht, er scheint kein Rothenburger zu sein.«

    Zwei Minuten später fragte Marie sich, wie der Soldat das mit Sicherheit sagen konnte. Der Mann war nicht erst kürzlich gestorben, Augen, Nase, Lippen und Ohren waren bereits den Ratten zum Opfer gefallen. Theoretisch hätte es der Vogt sein können und sie hätte ihn nicht erkannt.

    Dass der Geruch Helga und Jakob nicht gleich beim Betreten der Werkstatt aufgefallen war, war der Blonden ebenfalls unbegreiflich. Sie wandte sich ab und presste sich die Hand vor Mund und Nase, unterdrückte ein Würgen.

    Matthias ging neben dem Toten in die Hocke und durchsuchte seine Habseligkeiten. Er fand nichts, was auf eine Identität hinweisen konnte, jedoch eine Geldkatze mit einigen Münzen.

    »Er wurde nicht ausgeraubt«, stellte der Hauptmann stirnrunzelnd fest.

    »Vielleicht ist er einfach so gestorben.«

    »Welche natürliche Todesart lässt derart viel Blut fließen?«, wollte Matthias wissen und hob den Körper halb an, sodass die große Blutlache, die schon getrocknet und braun geworden war, sichtbar wurde.

    »Holt den Chirurgen! Er soll herausfinden, wie dieser Mann gestorben ist!«, befahl er mit fester Stimme und der neue junge Wachmann lief sofort los. Seit seiner ersten Begegnung mit dem Henker hatte er einen Heidenrespekt vor ihm.

    In diesem Moment fielen Maries Blicke auf den Arm der Leiche, der in einem merkwürdigen Winkel zum Körper abstand und sie keuchte.

    »Matthias … sein Arm! Das ist der Kerl, der uns angegriffen hat!«

    Matthias sah seine Frau an, folgte ihrem Blick auf den Arm. Tatsächlich, der Arm war gebrochen. Er tastete ihn ab, fand die Bruchstelle.

    »Was in Gottes Namen …?«, flüsterte er.

    Er richtete sich auf.

    »Hauptmann, das ist ernster, als wir angenommen haben. Dieser Kerl dort«, er zeigte auf die Leiche, »hat vor einigen Tagen versucht, meine Frau zu ermorden. Als ich ihn gestellt habe, hat er mich verletzt, sodass ich beinahe nicht überlebt habe. Wir müssen unbedingt herausfinden, wer dieser Kerl ist, wo er herkam und was er hier wollte. Und warum zum Teufel er meine Frau töten wollte«, fügte er leise hinzu.

    Marie hatte sich abgewandt. Sie zitterte wieder. Ihr Verstand weigerte sich, es zu akzeptieren. Matthias sah, dass seine Frau kurz vor einem Zusammenbruch stand und legte die Arme um sie.

    »Du musst dich nicht fürchten. Nicht vor dem da. Der kann dir nichts mehr tun.«

    »Ja, der nicht. Aber wer steckt dahinter?«

    Matthias überlegte.

    Sie hatte Recht. Der Überfall war nicht das Werk des Mannes, der dort am Boden lag, er war nur ein Handlanger gewesen. Ein Fremder hätte sich nicht nachts außerhalb der Stadt aufgehalten und rein zufällig versucht, Marie zu töten. Außerdem hatte der Tote den Henker gekannt. Da musste jemand anderes noch seine Finger im Spiel haben.

    Seine Gedanken wurden durch die Ankunft des Chirurgen abgelenkt. Nikolaus von Brümme stürmte in die Werkstatt, laut fluchend, wie es seine Art war, wenn man ihn des Nachts aus dem Bett holte. Vor allem, wenn eine Hure bei ihm war.

    »Was gibt es denn so Dringendes? Ich hatte gerade einen wichtigen Eingriff.«

    Der Wachmann, der den Arzt geholt hatte, kniff ein Auge zusammen und deutete mit den Händen an, dass er den Chirurgen wohl gerade beim Liebesakt erwischt hatte.

    Marie wurde leicht rot, aber innerlich musste sie grinsen, waren sie und Matthias doch ebenfalls bei dieser Tätigkeit unterbrochen worden. Matthias zeigte nur stumm auf die Leiche.

    »Ach, Meister Matthias, was ist denn daran eilig? Der läuft nicht mehr weg.«

    Matthias klärte ihn kurz über die Umstände auf. Nikolaus von Brümme grunzte, dann machte er sich an die Untersuchung.

    Wenige Augenblicke später stutzte er, öffnete das Hemd des Toten und grunzte erneut.

    »Na sowas. Da haben wir es ja. Meister Matthias! Kommt einmal.«

    Matthias beugte sich neben den Chirurgen. Der deutete auf eine Stelle im Brustkorb.

    »Da. Ein sauberer, glatter Stich. Genau zwischen den Rippen ins Herz gestochen. Schnell und fast schmerzlos.«

    Er richtete sich wieder auf.

    »Bevor der Mann gewusst hat, dass er erstochen wird, war er schon tot.«

    »Wer kann so etwas getan haben?«

    Der Chirurg zuckte mit den Schultern.

    »Das weiß ich nicht. Das kann jeder, der eine gewisse Ahnung von Anatomie, etwas Kraft und ein gutes Messer hat sowie über etwas Geschicklichkeit verfügt. Und wie ich das sehe, war der Mann außerstande, sich zu verteidigen.«

    Matthias nickte. Also quasi halb Rothenburg kam in Frage.

    »Wie lange ist er schon tot?«

    »So einige Tage würde ich sagen. Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, mein Eingriff wartet.«

    Sprach´s und verschwand. Matthias erhob sich ebenfalls.

    »Schafft den Leichnam weg, Hauptmann. Jetzt können wir nichts mehr tun. Ich berede das später mit dem Schreiber.«

    Er nahm seine Frau an die Hand und ging mit ihr nach Hause. Der Regen hatte nachgelassen.

    Als sie daheim ankamen, sah Marie ihn verschmitzt an.

    »Ein Eingriff??«

    Matthias grinste.

    »So nennt er es immer,

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