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Sonette an Orpheus
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eBook64 Seiten19 Minuten

Sonette an Orpheus

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Über dieses E-Book

Der Gedichtzyklus Sonette an Orpheus zählt zu den Höhepunkten im Werk Rilkes. Bestehend aus 55 Sonetten beruft sich der Dichter in poetologische Selbstreflexion auf den Ursänger Orpheus, gepaart mit dem Prinzip der ovidischen Verwandlungen finden sich Anschauungen zu Leben und Tod, Mensch und Natur, Mythologie einerseits und göttlichem Dasein anderseits.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum11. Feb. 2021
ISBN9783753161433
Sonette an Orpheus
Autor

Rainer Maria Rilke

Rainer Maria Rilke was born in Prague in 1875 and traveled throughout Europe for much of his adult life, returning frequently to Paris. There he came under the influence of the sculptor Auguste Rodin and produced much of his finest verse, most notably the two volumes of New Poems as well as the great modernist novel The Notebooks of Malte Laurids Brigge. Among his other books of poems are The Book of Images and The Book of Hours. He lived the last years of his life in Switzerland, where he completed his two poetic masterworks, the Duino Elegies and Sonnets to Orpheus. He died of leukemia in December 1926.

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    Buchvorschau

    Sonette an Orpheus - Rainer Maria Rilke

    Teil I

    I.

    Da stieg ein Baum. O reine Übersteigung!

    O Orpheus singt! O hoher Baum im Ohr!

    Und alles schwieg. Doch selbst in der Verschweigung

    ging neuer Anfang, Wink und Wandlung vor.

    Tiere aus Stille drangen aus dem klaren

    gelösten Wald von Lager und Genist;

    und da ergab sich, daß sie nicht aus List

    und nicht aus Angst in sich so leise waren,

    sondern aus Hören. Brüllen, Schrei, Geröhr

    schien klein in ihren Herzen. Und wo eben

    kaum eine Hütte war, dies zu empfangen,

    ein Unterschlupf aus dunkelstem Verlangen

    mit einem Zugang, dessen Pfosten beben, –

    da schufst du ihnen Tempel im Gehör.

    II.

    Und fast ein Mädchen wars und ging hervor

    aus diesem einigen Glück von Sang und Leier

    und glänzte klar durch ihre Frühlingsschleier

    und machte sich ein Bett in meinem Ohr.

    Und schlief in mir. Und alles war ihr Schlaf.

    Die Bäume, die ich je bewundert, diese

    fühlbar Ferne, die gefühlte Wiese

    und jedes Staunen, das mich selbst betraf.

    Sie schlief die Welt. Singender Gott, wie hast

    du sie vollendet, daß sie nicht begehrte,

    erst wach zu sein? Sieh, sie erstand und schlief.

    Wo ist ihr Tod? O wirst du dies Motiv

    erfinden noch, eh sich dein Lied verzehrte? –

    Wo sinkt sie hin aus mir? ... Ein Mädchen fast ...

    III.

    Ein Gott vermags. Wie aber, sag mir, soll

    ein Mann ihm folgen durch die schmale Leier?

    Sein Sinn ist Zwiespalt. An der Kreuzung zweier

    Herzwege steht kein Tempel für Apoll.

    Gesang, wie du ihn lehrst, ist nicht Begehr,

    nicht Werbung um ein endlich noch Erreichtes ;

    Gesang ist Dasein.

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