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Die blaue Sonne der Provence: Erzählung
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eBook182 Seiten2 Stunden

Die blaue Sonne der Provence: Erzählung

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Über dieses E-Book

Sabine Klimberger ist 48 Jahre alt und Lehrerin für Latein und Deutsch an einem Gymnasium in einer norddeutschen Kleinstadt. Sie flüchtet in die Provence, nachdem ihr Mann Helmut sie wegen einer jüngeren Frau verlassen hat. In Südfrankreich trifft Sabine auf Lulu, eine Aussteigerin, die ihr ein Zimmer in der Belle Bastide vermietet. Trotz ihrer Skepsis gegenüber dieser unkonventionellen Person kommen sich die beiden Frauen bald näher. Durch Lulu lernt Sabine viel über sich selbst, erfährt aber auch bald von den Problemen der Freundin (selbst die Geliebte eines verheirateten Mannes) und von deren dunklen Geheimnissen.
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum14. Apr. 2020
ISBN9783752940350
Die blaue Sonne der Provence: Erzählung
Autor

Meike Cuddeford

Meike Cuddeford stammt aus Leer, Ostfriesland. Nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr und einer Ausbildung zur Tierarzthelferin studierte sie Tiermedizin in München und Hannover. Nach ihrer Promotion ging sie zunächst nach Edinburgh, heiratete den englischen Agrarwissenschaftler Derek Cuddeford und begann mit ihrem ersten Roman, Tweed, der in Schottland spielt. Als weitere Stationen ihres Lebens folgten Lauris in Südfrankreich und das norddeutsche Ammerland. Das Schreiben war immer ihre größte Leidenschaft.

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    Buchvorschau

    Die blaue Sonne der Provence - Meike Cuddeford

    Inhaltsverzeichnis

    Impressum

    I

    II

    III

    IV

    V

    VI

    VII

    VIII

    IX

    X

    XI

    XII

    XIII

    XIV

    XV

    XVI

    XVII

    XVIII

    XIX

    XX

    XXI

    XXII

    XXIII

    Meike Cuddeford

    Die blaue Sonne der Provence

    To Derek

    With all my love

    Die blaue Sonne der Provence

    Erzählung

    Meike Cuddeford

    Das Buch

    Sabine Klimberger ist 48 Jahre alt und Lehrerin für Latein und Deutsch an einem Gymnasium in einer norddeutschen Kleinstadt. Sie flüchtet in die Provence, nachdem ihr Mann Helmut sie wegen einer jüngeren Frau verlassen hat. In Südfrankreich trifft Sabine auf Lulu, eine Aussteigerin, die ihr ein Zimmer in der Belle Bastide vermietet. Trotz ihrer Skepsis gegenüber dieser unkonventionellen Person kommen sich die beiden Frauen bald näher. Durch Lulu lernt Sabine viel über sich selbst, erfährt aber auch bald von den Problemen der Freundin (selbst die Geliebte eines verheirateten Mannes) und von deren dunklen Geheimnissen.

    Die Autorin

    Meike Cuddeford stammt aus Leer in Ostfriesland. Mit ihrem englischen Mann verbrachte die promovierte Tierärztin mehrere Jahre in Schottland und Südfrankreich. Heute lebt sie in Norddeutschland.

    Impressum

    © 2020 Meike Cuddeford

    Covergestaltung Christina Plener

    Druck: epubli GmbH, Berlin

    www.epubli.de

    Printed in Germany

    Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

    Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

    Alle in dieser Erzählung vorkommenden Personen sind frei erfunden. Jegliche Übereinstimmung mit realen Personen ist rein zufällig.

    I

    Das Haus ist zu groß für mich allein. Natürlich könnte ich es verkaufen, wenn ich wollte, aber ich hänge wohl zu sehr daran, und ich weiß nicht, wie man in anderen Häusern wohnt. Früher hatte ich einmal ein Appartement, aber ich kann mich nicht mehr erinnern, ob ich dort wirklich gelebt oder nur meine Zeit vergeudet habe; so lange ist das her. Ja, natürlich! In jener Epoche habe ich Helmut kennen gelernt. Mein Gott! Wie alt muss man sich fühlen, wenn man schon von Epochen spricht? Die Epoche mit Helmut. Mein Leben.

    Im Prinzip besteht ein Haus ja nur aus Balken und Mauersteinen, aber irgendwann kommt der Geruch dazu, der Familiengeruch, die Träume, die Tränen, die Kinderstimmen, die irgendwo zwischen den abgewetzten Teppichen und den zerschrammten Türrahmen hängen bleiben, und dann wird eigentlich erst ein Haus daraus, ein Zuhause. Dann wird der Wind um seine Ecken pfeifen und durch die Ritzen ziehen. Dann werden Regenrinnen überlaufen, Dachziegel zu Boden fallen und zerbrechen, Keller überschwemmt werden und Holzwürmer werden sich durch die Balken fressen, aber es wird immer ein lebendiger Teil der Familiengeschichte bleiben. Saxa loquuntur. Steine sprechen.

    Meine Tochter Tonia erfuhr als Letzte in unserer Familie von dem Drama, das sich seit Weihnachten zwischen ihren Eltern abgespielt hatte. Im Gegensatz zu ihrem Bruder hatte sie sich bis dahin geweigert, die Vorboten der Katastrophe ernst zu nehmen, und war ihrer Familie, dem Streit und den Schwierigkeiten einfach fern geblieben. Bis sie jenen Anruf von Helmut erhielt, in dem er ihr mitteilte, dass er mit den beiden reden wollte. Da kam sie prompt nach Hause.

    Als die Bombe platzte, war sie zwar schockiert und zunächst auch wütend auf ihren Vater, aber ihre Wut legte sich erstaunlich schnell und ging in jenen sehr verletzenden Sarkasmus über, den sie gern als ihre Berufskrankheit bezeichnet. Dabei kann sie sich diese Schärfe in ihrem Beruf gar nicht erlauben, denn da ist Höflichkeit gefragt. Der Kunde ist König, auch wenn er betrunken ist und die Hand zwischen ihren Schenkeln hat. Tonia fliegt um die ganze Welt. Sie ist Stewardess bei einer angesehenen deutschen Fluggesellschaft. „Was? hörte ich sie rufen, halb amüsiert, halb angewidert. „Das kann nicht dein Ernst sein! Helmut war mit beiden Kindern auf die Terrasse gegangen, um ihnen zu sagen, dass er sich von mir scheiden lassen wolle. Und dass er eine Neue habe. Variatio delectat. Abwechslung erfreut.

    Die Kaltschale stand im Kühlschrank und Helmut hatte Kuchen mitgebracht, Bienenstich von der Brunnenbäckerei am Krämereienmarkt. Den isst er gewöhnlich mit der Hand und leckt sich danach die Finger ab. Tonias Stimme überschlug sich fast, während von Helmut kaum etwas zu hören war. Sie steckte sich eine Zigarette nach der anderen an, obwohl sie sich das Rauchen erst vor kurzem abgewöhnt hatte und obwohl sie wusste, wie sehr ihr Vater diese Angewohnheit hasste. Sie benutzte Ausdrücke wie Chauvinisismus, Midlife-Crisis und Testosteronspiegel. Sie kämpfte in einer Schlacht, die bereits im Vorfeld verloren worden war, aber trotzdem bewunderte ich ihre Stärke.

    Ich saß während dieser Auseinandersetzung in der Küche, hörte von weitem zu und schämte mich für meinen Mann, weil er unseren Kindern diese emotionale Tortur zumutete.

    Sven schlug wie immer leisere Töne an. „Und was wird aus Mama?" Was Helmut auf diese Frage geantwortet hat, weiß ich nicht, ist mir auch gleichgültig. Ich beschloss jedenfalls noch am selben Tag, meine Koffer zu packen.

    Bei der Inspektion war alles in Ordnung. Niemand wunderte sich über mein Erscheinen so früh am Morgen. Der Automechaniker hatte kräftige, ölverschmierte Hände. Bei dem schönen Wetter verreisen? Da würde er doch lieber zu Hause bleiben!

    Ich stellte den Kilometerzähler auf Null und brach in aller Frühe auf, während die Häuser und die Straßen unserer kleinen Stadt noch zu schlafen schienen. Ohne es vorher geplant zu haben, fuhr ich noch einmal um die Schule herum und durch die Altstadt, wo wir uns vor einiger Zeit mit dem Kollegium getroffen hatten, um das Sommerfest zu organisieren. Die alten Schiffe, das Rathaus, das kleine Bierlokal am Hafen. Und ich fragte mich, wie viele Kollegen zu diesem Zeitpunkt wohl schon von Helmuts Liaison gewusst haben? Fama nihil celerius. Nichts ist schneller als das Gerücht.

    Ich hatte die Stadt verlassen, bevor sie zum Leben erwachte. Nun flitze ich mit meinem Volkswagen über menschenfeindliche Autobahnen, zähle die zurückgelegten Kilometer und fühle mich wie eine ungezogene Lehrerin, die den Unterricht schwänzt. Heute ist weder Feiertag noch findet ein Sportfest oder sonst ein ungewöhnliches Ereignis an unserer Schule statt, und es sind auch keine Ferien. Ich kann doch nicht einfach wegfahren! Meine Abwesenheit wird im Kollegium Unfrieden verursachen, weil die Kollegen mich in meinen Fehlstunden vertreten müssen. Der verdammte Lehrerkalender redet mir ununterbrochen ins Gewissen. Flüchten steht auf keinem Stundenplan.

    Das Schlimmste am Autobahnfahren ist das Anhalten an der Raststätte.

    Früher haben wir an diesem unbehaglichen Ort immer getankt und Fahrerwechsel gemacht, was mich daran erinnert, dass ich bald keinen Ehemann mehr haben werde und eigentlich meinen Ring abnehmen könnte. Die Scheidung findet allerdings ohne die Braut statt, weil die sich nach Südfrankreich abgesetzt hat. Frankreich, das Land meiner Sehnsucht. Ubi bene, ibi patria. Wo es mir gut geht, da bin ich zu Hause.

    Ich sollte häufiger eine Pause einlegen, aber ich fürchte mich jedes Mal vor dem erneuten Auffahren auf die Autobahn. „Dies ist ein Beschleunigungsstreifen!" höre ich Helmut noch neben mir rufen, wenn er nach einem Fahrerwechsel missgelaunt auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte. Er war zwar vernünftig genug, um einzusehen, dass er auch mal eine Pause brauchte, aber das Auffahren war stets der Moment, in dem er es bereute, mir das Steuer übergeben zu haben.

    Dann stand ich am Ende dieses verdammten Beschleunigungsstreifens und wartete auf eine Gelegenheit, mich wieder in den Verkehr einzuordnen. Beschleunigt war dabei nur mein Puls.

    Mit seiner Fächerkombination aus Biologie und Sport, die auf wunderbare Weise seinen Neigungen entspricht, fühlte Helmut sich an unserer Schule ausgesprochen wohl.

    Über meinen Lateinunterricht hat er sich dagegen immer lustig gemacht, weil er darin nur ein Herumwühlen in Ruinen oder eine Vergeudung von Gehirnzellen sah. Jahrelang konnte ich über seine Späße lachen, bis ich eines Tages merkte, wie ernst es ihm damit war. Bei der Planung der Fünfhundertjahrfeier unserer Schule stimmte er gegen die von mir entworfene Humanistische Agenda, für die ich unzählige Stunden unserer gemeinsamen Freizeit geopfert hatte. Beim Abendessen erklärte er mir, dass unsere Schule zwar neue Computer bräuchte, aber bestimmt keine Trojanischen Pferde. Später erfuhr ich von Sven, dass diese Bezeichnung neuerdings für bestimmte Computerviren benutzt wird. Haha.

    Helmut hat heute Abend Training mit der Schulmannschaft. Er hält sich für einen großartigen Lehrer, weil er von den Mädchen angehimmelt und von den Jungen dafür bewundert wird, dass die Mädchen ihn anhimmeln. Von seiner ersten Affäre (wenn es die erste Affäre war) erfuhr ich am Tag von Tonias Konfirmation. Unsere Nachbarin, die unsere Kinder seitdem Frau Luntenriecher nennen, hatte ihn mit einer blonden Frau in der Stadt gesehen. Im Auto. Das wäre ja noch kein Grund zu Besorgnis gewesen, wenn er sie nicht geküsst und seine Hand nicht in ihrer Bluse gehabt hätte.

    Leider habe ich nie erfahren, um wen es sich bei der Rücksitzblondine handelte. Helmut hätte einen Ehebruch niemals zugegeben, es sei denn, ich hätte ihn in flagranti erwischt. Aber selbst dann wäre ihm wahrscheinlich noch eine Ausrede eingefallen.

    Ich wundere mich über mich selbst. Diesen Streckenabschnitt durch Lyon ist sonst immer Helmut gefahren, auf einer schmalen Spur an der Rhône entlang, durch verschiedene Tunnel, während links die allgegenwärtigen Lastwagen fahren und andere Fahrzeuge, insbesondere Klein- und Lieferwagen, von allen Seiten zu kommen scheinen und in wilder Fahrt an ihnen vorbeirasen. Wir sind immer mitten durch Lyon gefahren statt die Umgehungsstraße zu nehmen, weil Helmuts Navigationssystem behauptete, dass wir dadurch zwanzig Kilometer einsparen. Seltsam, dass ich keinen Moment darüber nachgedacht habe, es diesmal anders zu machen! Wenn ich den Stadtring bewältigt und die nächste Zahlstation erreicht habe, werde ich mich zurücklehnen, eine Mittagspause einlegen und die Sonnenstrahlen genießen. Gleich hinter Lyon fängt der Süden an.

    Wie gut, dass Helmut damals auf einen Ehevertrag bestanden hat! Meine Mutter war entsetzt über das Schriftstück.

    Sie sah darin eine Manifestation von Zweifel und Misstrauen, aber heute wäre sie froh darüber, weil das Haus, das ihre Eltern gekauft haben, immer noch mir gehört und nicht unter den Hammer kommt. Was für ein trüber Gedanke! Unvorstellbar. Doch so tief werden wir nicht fallen. Pacta sunt servanda. Verträge müssen gehalten werden. Helmut wird sich an den Kosten für Svens Studium beteiligen müssen, aber ansonsten ist er aus dem Schneider. Meine Bezüge und meine Pensionsansprüche als Beamtin entbinden ihn von der lästigen Pflicht, für meinen Lebensunterhalt zu sorgen. Wie praktisch.

    Seine neue Flamme heißt Clarissa. Ein schöner romanischer Name. Sie ist zweiundzwanzig Jahre jünger als er, spielt in ihrer Freizeit Golf und unterrichtet dieselben Fächer. Es besteht also keine Gefahr der Vergeudung von Gehirnzellen. Kein Catull, kein Cicero, kein Caesar. Helmut ist nicht nur der Liebhaber der jungen Referendarin, sondern auch ihr Betreuer. Früher hätte man das Unzucht mit Abhängigen genannt, aber heutzutage steht die Schulleitung solchen Affären gelassener gegenüber, da es sich bei der Geliebten um eine erwachsene Person und vielleicht sogar um eine zukünftige Kollegin handelt. Wie ich meinen Mann kenne, nimmt er seine Aufgabe sehr ernst. Er wird der hübschen, sportbegeisterten Biologin sein

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