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Drei Jahre später: 'Ein Ort in Italien' - Es geht weiter
Drei Jahre später: 'Ein Ort in Italien' - Es geht weiter
Drei Jahre später: 'Ein Ort in Italien' - Es geht weiter
eBook387 Seiten5 Stunden

Drei Jahre später: 'Ein Ort in Italien' - Es geht weiter

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Über dieses E-Book

Vor drei Jahren reisten sie schon einmal nach Italien. Dem Zauber des Urlaubsortes konnte sich keiner entziehen, aber auch nicht den Fragen, die sich ihnen weit entfernt vom Alltag plötzlich stellten. Die Reise veränderte ihr Leben!
Heute kommen einige von ihnen wieder und treffen an diesem Ort in Italien auf altbekannte und auf neue Gesichter. Dabei bricht manch überwunden geglaubter Konflikt wieder aus und manch neue Lebensaufgabe zeigt sich. Wieder kann niemand ausweichen, jeder muss sich seinem Schicksal stellen – freiwillig oder nicht.
Was ist aus Elli, Matthias, Monika, Carola und den anderen geworden? Und wie geht es weiter, drei Jahre später?
SpracheDeutsch
Herausgeberneobooks
Erscheinungsdatum25. Sept. 2016
ISBN9783738085372
Drei Jahre später: 'Ein Ort in Italien' - Es geht weiter

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    Buchvorschau

    Drei Jahre später - Emmi Ruprecht

    Personen

    DREI JAHRE SPÄTER

    ‚Ein Ort in Italien‘ – Es geht weiter

    Emmi Ruprecht

    Die Reisegruppe

    Elli (39) ist eine hochgewachsene, attraktive Frau mit langen braunen Haaren, deren Fröhlichkeit und Gutmütigkeit manchmal fast ein wenig naiv wirkt. Sie glaubt nicht zu wissen, was sie will.

    Monika (52) sieht man schon an den strengen Gesichtszügen, den straff zurückgebundenen Haaren und dem immer schicken, tadellosen Äußeren an, dass sie hart gegenüber sich selbst und manchmal auch gegenüber anderen ist. Damit macht sie sich das Leben nicht unbedingt leichter.

    Matthias (36), blond, groß, schlaksig und ganz der Typ „großer Junge", hat verstanden, wie die Welt funktioniert, und lässt andere nur zu gerne an seinen Erkenntnissen teilhaben.

    Ulla (26) wirkt irgendwie blass und farblos, ist ziemlich klein, verfügt jedoch über ein umfangreiches Hinterteil, mit dem sie sich gerne auf alles Mögliche setzt. In Matthias hat sie einen Versorger für sich und ihren fünfjährigen Sohn Felix gesucht und gefunden.

    Maik (47) ist ein gut aussehender, durchtrainierter Mann mit braunem Haar, das an den Schläfen langsam ergraut, und dunkelbraunen Augen. Für ihn ist die Welt in Ordnung, solange sie sich um ihn dreht.

    Carola (40) ist bildschön mit ihren langen blonden Haaren und ihrem makellosen Äußeren. In ihrem Bemühen, ihre Ehe mit Maik zu retten, geht ihr langsam die Puste aus.

    Julie (40), die Schweizerin, fällt auf durch ihre prachtvollen kastanienfarbenen Locken und ihr offensichtliches Selbstbewusstsein. Doch sie wirkt nur nach außen stark, unabhängig und distanziert. Innerlich sehnt sie sich nach Halt und Menschen, die ihr nahe stehen.

    Josh (43) ist Neuseeländer mit deutschen Wurzeln. Er ist schlank, hochgewachsen, mit hellblonden zerzausten Haaren und auffallend grünen Augen. Seine Unabhängigkeit bedeutet ihm viel.

    Heiko (44) sieht man an, dass er wenig Wert auf sein Äußeres legt. Seine Haare sind kraus und ebenso wie seine Kleidung von undefinierbarer Form. Sympathisch und manchmal sogar charmant schlurft er durch die Welt, kommt dabei aber nicht vom Fleck.

    Petra (55) ist klein, zierlich und wirkt oft schüchtern. Doch wenn sie sich etwas vorgenommen hat, setzt sie das konsequent um. Verhängnisvoll ist dabei nur ihre Schwäche, stets für alles und jeden die Verantwortung zu übernehmen.

    Die Kursleiter

    Cosima (48) ist ein kleines, molliges Temperamentbündel mit langen rotgelockten Haaren. Sie fühlt sich für das Seelenheil ihrer Schüler zuständig und hat dabei alle Hände voll zu tun, das mangelnde Zartgefühl ihres Kollegen auszugleichen.

    Don Carlos (47) ist mit dem Aussehen eines umwerfend attraktiven Flamencotänzers gesegnet, macht sich jedoch wenig daraus. Er ist eigentlich immer gut gelaunt und hat überhaupt keine Antennen für Schwingungen. Zurzeit hat er Besuch von seiner „Mama!" Dorothee (74).

    Die Gastgeber

    Stefan (50), wegen seiner italienischen Wurzeln „Stefano" genannt, und seine Frau Sandra (48) kümmern sich mit Leidenschaft um ihr Anwesen und ihre Gäste. Unterstützt werden sie von Edith (75), Sandras Mutter, deren Kochkunst beinahe schon legendär ist.

    Die Anreise

    Elli und Monika

    Elli steht am Rande der Schotterpiste, wo sie soeben ihr Auto geparkt hat, um die Aussicht zu genießen. Sie schaut weit über die Berge und das Tal, das sich zu ihren Füßen erstreckt. Dunkelgrüne, dicht bewaldete Hänge, nur ab und zu von einer hellgrünen Wiese oder sonnengelb blühenden Ginstersträuchern durchbrochen, reihen sich bis zum Horizont aneinander. Unberührt, fast märchenhaft liegt die Landschaft vor ihr, nur hier und da erahnt sie ein ziegelrotes Dach oder eine aus grauem Naturstein erbaute Mauer. Dazu dringt von Ferne ganz zart das Läuten von Kuh- oder Ziegenglocken an ihr Ohr.

    Es ist ein zauberhaftes Bild, das sich Elli präsentiert, und der Anblick lässt sie vor Wonne erschauern. Doch was ihr Herz vor Glück fast zerspringen lässt, ist das, was sie genau gegenüber, auf der anderen Seite des Tals, erblickt. Dort ragt ein Plateau wie eine mächtige Hakennase aus dem Berg und dehnt sich mit nur leichtem Gefälle bis weit in den Süden aus. Oben auf dem Plateau steht, umrahmt von hohen Bäumen, eine Ansammlung von Häusern, deren graue und sandfarbene Fassaden warm vom Licht der spätnachmittäglichen Sonne angestrahlt werden. Dahinter fällt der Hang plötzlich steil ab und versinkt in dem undurchdringlichen Dickicht von Sträuchern, Gräsern und genügsamen kleinen Bäumen, die sich einen festen Halt auf dem unwegsamen Gelände erobert haben. Was für ein herrlicher Ort!

    Elli erinnert sich noch gut an jenen Moment vor drei Jahren, als sich ihr dieser Anblick zum ersten Mal bot. Schon damals war sie zutiefst entzückt gewesen, nach der endlosen Fahrt über Serpentinen, an pittoresken, kleinen Dörfern und verlassenen, halb verfallenen Höfen vorbei, dieses Gut und damit das Ziel ihrer Reise in seiner ganzen einladenden Pracht vor sich zu sehen. Und heute ist es noch viel mehr als das! Heute ist es fast wie nach Hause zu kommen, obwohl sie vor drei Jahren nur eine einzige Woche hier verbracht hat. Aber jener kurze Urlaub gehört zu den intensivsten Erlebnissen ihres Lebens und hat sie verändert. Seit damals ist dieser Ort in Italien zu einem Sehnsuchtsort für sie geworden, an den sie sich oft zurückträumt, wenn die „wirkliche" Welt, der graue Arbeitsalltag, allzu öde, frustrierend und nichtssagend erscheint.

    Doch jetzt träumt sie nicht. In diesem Moment ist es Wirklichkeit: Sie ist wieder da!

    Damals, als Elli zum ersten Mal hier am Rande der Schotterpiste stand und auf das Anwesen sah, wo sie ihren Urlaub verbringen würde, ahnte sie nicht, was sie erwartete. Sie erinnert sich, wie froh sie damals war, dem tristen Büroalltag zu entkommen. Sie weiß noch, wie sie auf der Fahrt nach Italien darüber nachdachte, dass sie kaum etwas in ihrer Heimatstadt hielt, wo sie jeden Tag von ihrer kleinen Wohnung in das Unternehmen fuhr, in dem sie arbeitete. Dabei erinnert sie sich sogar daran, wie sie damals davon träumte, dass ihr im Urlaub ein charmanter, am besten mit umfangreichen Gütern ausgestatteter Italiener begegnen möge, der sich unsterblich in sie verliebte!

    Sie muss über sich selbst schmunzeln. Ja, damals konnte sie ihrem Leben nicht viel abgewinnen; deshalb träumte sie von einem Wunder, das sie aus der Einöde, in der sie sich gefangen sah, befreien würde.

    Und wie ist es heute?

    Elli seufzt. „Wenn ich ehrlich bin: nicht viel besser", schießt es ihr durch den Kopf.

    Doch schon im nächsten Moment will sie das so nicht stehen lassen. Natürlich hat sich etwas geändert! Es wäre ja furchtbar, wenn nicht! Schließlich sind seitdem drei Jahre vergangen und zumindest sie hat sich doch verändert! Sie ist selbstbewusster geworden und versteht viel besser als früher sich durchzusetzen und auf sich aufzupassen, damit sie nicht zu kurz kommt. Dieser persönliche Wandel hat ihr auch beruflich weitergeholfen und aus der Sachbearbeiterin eine Fachreferentin gemacht! Eine, die nun sogar in der beneidenswerten Situation steckt, sich zwischen zwei beruflichen Aufstiegsmöglichkeiten entscheiden zu können. Das hätte sie damals nicht für möglich gehalten!

    An diesen Chancen, die sich ihr heute bieten, ist sie auch nicht ganz unschuldig. Weil Elli befürchtete, in dem Unternehmen, in dem sie arbeitet, bis ans Ende ihrer Tage beruflich auf der Stelle zu treten, hatte sie sich in den letzten Monaten mehrfach bei anderen Firmen beworben. Bei einer hatte sie Glück und wurde zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen, das sehr gut verlief. Sie verstand sich ausgezeichnet mit ihrem potenziellen Chef und der anwesenden Personalsachbearbeiterin. Auch beim fachlichen Teil des Gesprächs hatte sie den Eindruck, als würden ihre Qualifikationen und das, was die Stelle fordert, wunderbar zusammenpassen.

    Wie es der Zufall so will, wurde ihr kurze Zeit nach dem Gespräch völlig überraschend eine Teamleiterstelle bei ihrem aktuellen Arbeitgeber angeboten. Und jetzt hat sie gestern auch noch die Zusage für den Job, auf den sie sich extern bewarb, erhalten! So gut lief es in der Vergangenheit selten für Elli und sie weiß, dass sie allen Grund hat zu jubeln! Jahrelang ging es in ihrem Leben bestenfalls schleppend voran und nun kann sie sich zwischen zwei attraktiven Jobalternativen entscheiden!

    Doch genau diese Entscheidung fällt ihr überhaupt nicht leicht. Deshalb kam ihr der Urlaub gerade recht, der ihr eine einwöchige Bedenkzeit verschafft, ohne dass sie irgendwem ihre Gründe dafür erläutern muss. Nach dem Urlaub allerdings wird sie Farbe bekennen müssen und seltsamerweise tut sie sich damit viel schwerer, als sie es für möglich gehalten hätte. Natürlich ist so ein beruflicher Wechsel, und noch dazu einer, der sie möglicherweise in eine ihr unbekannte Firma führt, immer ein Risiko. Schließlich kann man nie wissen, was einen erwartet und ob man dem wirklich gewachsen ist! Doch viel irritierender ist die Tatsache, dass sich keine der beiden Optionen für sie so richtig gut anfühlt! Bislang hat sie geglaubt, sie würde in Begeisterungsstürme ausbrechen, sich vielleicht eine Kiste Champagner gönnen und mit ihren Freundinnen ein spontanes Fest feiern, wenn sie solche Chancen für einen beruflichen Aufstieg bekäme. Sie hatte geglaubt, dass sie vor Stolz platzen und alleine schon die lang vermisste Anerkennung ihrer Kompetenzen sie vor Glück fast zerspringen lassen würde. Doch nun muss sie sich beinahe zwingen, sich über ihren Erfolg zu freuen und in den gebotenen Perspektiven eine erstrebenswerte Zukunft zu sehen. Das kann Elli nicht verstehen! Was ist nur los mit ihr?

    Sie schüttelt den Kopf, um die bedrückenden Gedanken zu vertreiben. Sie will jetzt nicht darüber nachgrübeln. Später vielleicht!

    Außerdem gibt es ja auch noch ganz andere Dinge, die sich seit ihrem letzten Besuch hier in Italien getan haben, und die erfordern nun ihre ganze Konzentration!

    Elli muss erneut schmunzeln. Sofort tritt ein sehr viel vergnügterer Ausdruck in ihr Gesicht. Sie erinnert sich daran, wie sie damals, bei ihrer Anreise, nicht nur verwegene Träume von charmanten Italienern hegte, sondern auch mit der sehr viel wahrscheinlicheren Aussicht liebäugelte, es könnten sich vielleicht ansprechende männliche Singles unter den Teilnehmern des Musikkurses befinden.

    Aus dem Schmunzeln wird ein breites Grinsen.

    Zugegeben: Der reich begüterte Italiener lief ihr damals nicht über den Weg, aber interessante Männer gab es. Genauer gesagt gab es eigentlich nur einen, und der hieß Josh.

    Josh!

    Sie beißt sich auf die Lippen, um ihr Grinsen wieder einzufangen. Josh, der große, schlanke Neuseeländer mit den blonden, immer etwas zerzausten Haaren und den strahlend smaragdgrünen Augen! Ihn fand sie rasend interessant und hat sich Hals über Kopf verliebt. Allerdings hatte sie damals angenommen, dass ihr Interesse einseitig wäre, da Josh viel mehr an der selbstsicheren und bildschönen Carola interessiert zu sein schien. Doch als sie sich am Ende der Woche bei der Abreise voneinander verabschiedeten, hatte Josh sie, Elli, geküsst – ein Umstand, den sie erst nach ein paar Tagen einigermaßen verkraftet hatte, wenigstens soweit, dass sie das Dauergrinsen, was sich nun schon wieder in ihrem Gesicht breitzumachen droht, einigermaßen in den Griff bekam.

    Josh hatte im Anschluss an den Urlaub in Italien noch weitere Stätten in Europa besucht. Für eine einzige Woche in den italienischen Bergen hätte sich der Flug vom anderen Ende der Welt kaum gelohnt. Unter anderem war er auch nach Deutschland gereist, um seine Mutter zu besuchen, und bei der Gelegenheit hatten die beiden sich noch einmal gesehen.

    Schon wieder setzt sich das Schmunzeln auf Ellis Gesicht durch, wenn sie daran zurückdenkt. Es war eine großartige Zeit gewesen! Josh und sie hatten kostbare Tage zusammen verbracht. Doch irgendwann musste er zurück nach Neuseeland. Obwohl Elli sehr verliebt und auch Josh augenscheinlich nicht ganz unempfänglich für ihre Reize war, kam eine Beziehung über diese Distanz hinweg natürlich nicht infrage! Das war auch nie ein Thema zwischen ihnen beiden gewesen. Elli hatte sehr wohl gespürt, dass Josh seine Unabhängigkeit schätzte. Daran hatte er keinen Zweifel gelassen und sie hatte das akzeptiert.

    Umso mehr hat sie sich darüber gewundert, als er ihr vor drei Monaten schrieb, dass er wieder an diesem Ort in Italien sein würde, und zwar zur gleichen Zeit wie sie!

    Elli hatte kurz zuvor in ihrem, aus ihrer Sicht leider nur sehr unregelmäßigen, E-Mail-Verkehr erwähnt, dass sie plante, sich gemeinsam mit Julie und Monika, die sie auch vor drei Jahren in Italien kennengelernt hatte, auf dem italienischen Gut zu treffen. Als Josh antwortete, dass er daraufhin ebenfalls den Kurs gebucht hatte, blieb Elli fast das Herz stehen! Josh würde nach Europa kommen? Nach Italien? Dorthin, wo sie auch sein würde?

    Auch jetzt spürt Elli, wie ihr Herz schneller schlägt, als sie an den großen, blonden Mann denkt. In diesem Moment würde sie am liebsten sofort wieder ins Auto springen und die restliche Strecke über die Schotterpiste hinweg zum Gut jagen, um ihn endlich wiederzusehen, in seine unglaublich grünen Augen zu schauen und … ja was? Was würde sie tun?

    Am allerliebsten würde sie über ihn herfallen und ihn überhaupt nicht mehr loslassen! Ihre Gefühle für Josh haben sich in der ganzen Zeit nicht geändert. Sie ist verliebt wie damals und sie weiß ganz genau, was sie will, nämlich ihn!

    Bei diesem Gedanken spürt sie, wie ihr das Blut in den Kopf steigt und sie auf ihren Wangen, würde sie sich jetzt im Spiegel sehen können, bestimmt einen verräterischen Rosaton entdecken würde!

    Zwar hatte Josh vor drei Jahren keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass eine Beziehung für ihn nicht infrage kam, und auch ihrer beider Austausch per E-Mail hatte nicht wirklich Anlass zur Hoffnung gegeben, dass sich das über die Zeit und die Entfernung hinweg plötzlich geändert haben könnte. Doch warum reist ein Mann dann die weite Strecke nach Europa, und zwar genau an den Ort in Italien, von dem er weiß, dass sie dort sein wird? Was hat ihn dazu veranlasst, diese Reise zu buchen? Das macht man doch nicht einfach so! Er muss doch einen guten Grund dafür haben! Oder hat er einfach nur genauso viel Sehnsucht wie sie nach diesem wunderschönen Anwesen, das dem Paradies, so wie Elli es sich vorstellt, so sehr gleicht?

    Sie weiß es nicht und Josh ist auch kein Mensch, den man einfach so durchschaut. Wenn sie ehrlich ist, dann hat sie auch nach ihrer dreijährigen Bekanntschaft immer noch keine Ahnung, was in ihm vorgeht! Trotz seiner augenscheinlichen Sympathie für Elli, trotz der E-Mails, die sie sich in unregelmäßigen Abständen schreiben, trotz seinem Interesse an ihrem Leben, das er darin bekundet, weiß sie immer noch nichts darüber, was ihn tief in seinem Inneren bewegt und was er fühlt. Schon gar nicht für sie!

    Elli hat nicht die geringste Ahnung, wie ihre erste Begegnung nach so langer Zeit ablaufen wird, und das macht ihr Angst. Hoffentlich vermasselt sie es nicht! Erneut schärft sie sich ein – wie schon in den letzten Tagen und Wochen, wenn sie das Problem des ersten Zusammentreffens zwischen Josh und ihr bewegte – dass vor allem eines nicht schaden kann: erst einmal Zurückhaltung zu zeigen und abzuwarten, was er tun wird. Sie hat sich fest vorgenommen, ihm auf gar keinen Fall hinterherzulaufen! Und deshalb wird sie jetzt auch versuchen, ihre Gefühle zu zügeln. Schaden kann es nicht! Solange sie nicht weiß, wie er zu ihr steht, ist es besser, sich nicht zu sehr auf ihn einzulassen, sonst ist der Schmerz der Enttäuschung am Ende umso größer!

    Sie seufzt. Abzuwarten und sich vielleicht auch ein bisschen unnahbar zu geben, wird ihr schwer fallen. Sie ist nun mal ein Mensch, der seine Gefühle zeigt. Aber in diesem Fall ist Zurückhaltung selbstverständlich unerlässlich!

    Elli streicht sich die langen dunkelbraunen Haare zurück, die ihr der laue Wind ins Gesicht weht. Dabei fällt ihr auf, dass ihre Haare vor drei Jahren noch kurz waren. Damals trug sie einen Pagenschnitt. Josh kennt sie also noch gar nicht mit langen Haaren. Ob es ihm auffallen wird? Ob er es mögen wird?

    Sie muss über sich selbst den Kopf schütteln. Wenn sie schon so anfängt, dann kann es sehr, sehr schwer werden mit ihrer selbst auferlegten Zurückhaltung!

    „Woran denkst du?", fragt eine Stimme hinter ihr und reißt sie aus ihren Gedanken.

    Monika ist von hinten herangetreten und legt ihr eine Hand auf die Schulter. Elli fühlt sich ertappt.

    „Nichts Besonderes, antwortet sie ausweichend, entschließt sich dann aber doch zu einer näheren Erklärung, um nicht zu abweisend zu wirken. „Ich dachte zurück an damals, als wir das erste Mal hier waren.

    Monika nickt und schaut wie Elli hinüber zum Gut, das einladend in der Sonne liegt.

    „Es ist fast so, als wäre man nie weg gewesen", sagt sie leise und neben der Freude, wieder hier zu sein, schwingt auch ein bisschen Wehmut in ihrer Stimme mit.

    Elli dreht sich um und blickt ihrer Freundin ins Gesicht, das auf einmal ganz weich geworden ist. Ein ungewohnter Anblick, denn normalerweise wirken die Züge der Anfang fünfzigjährigen Monika immer etwas streng, sehr diszipliniert und überhaupt nicht verträumt. Man sieht der großen, schlanken Frau mit den dunkelblonden, von einigen grauen Strähnen durchzogenen und zu einem straffen Pferdeschwanz zurückgebundenen Haaren an, dass sie es nicht immer leicht hatte und viel kämpfen musste. Außerdem findet Elli, dass ihr auch ins Gesicht geschrieben steht, wie hart sie gegen sich selbst ist und wie viel sie von sich erwartet.

    Allerdings kann sich diese Disziplin auch auszahlen, wie Elli auf der Fahrt hierher erfuhr! Sie hatte Monika heute in aller Frühe vor ihrem schicken Haus in Süddeutschland abgeholt. Freudestrahlend waren sie sich in die Arme gefallen, nachdem sie sich so lange nicht gesehen hatten. Damals, vor drei Jahren, hatten sie sich in Italien kennengelernt und innerhalb dieser einen Woche Freundschaft geschlossen, obwohl ihre Lebenssituationen so völlig unterschiedlich waren. Die schlanke, hübsche, neununddreißigjährige Elli war und ist bis auf eher kürzere Beziehungen als Single unterwegs und verbringt ihr Leben hauptsächlich zwischen ihrer kleinen Wohnung und ihrer Arbeitsstelle. Das Leben der zweiundfünfzigjährigen Monika dagegen umfasste einen Halbtagsjob in der Stadtverwaltung, einen Mann, der ein gut verdienender Bankdirektor ist, zwei fast erwachsene Kinder, ein großes Haus und – wenn sie es nicht umgehen kann – auch noch ihre anspruchsvolle Mutter. Trotzdem haben beide sich auf Anhieb verstanden.

    Auf der langen Fahrt von Deutschland bis hierher haben sie viel Zeit gehabt zu erzählen. Es vergingen kaum einmal fünf Minuten, in denen sie nicht aufeinander einredeten und sich über ihr Leben austauschten. Dabei hat Elli erfahren, dass Monika, seitdem sie vor drei Jahren unter Carlos, dem Gesangslehrer des italienischen Gutes, ihre fast schon phobische Abneigung gegen das Singen ablegte, jede freie Minute darauf verwendet, an ihrem Können zu feilen. Da Monika über ein beachtliches, nur bislang aus familiären Gründen völlig ungenutztes Talent verfügt, war es ihr nicht schwer gefallen, große Fortschritte zu machen. Bereits ein halbes Jahr, nachdem sie mit dem Gesangsunterricht begonnen hatte, empfahl ihre Lehrerin ihr einen Pianisten, der auf der Suche nach einer Sängerin war, die er mit seiner Kunst begleiten konnte. Obwohl Monika vor Angst fast starb, wie sie Elli berichtete, hatte sie sich dennoch ein Herz gefasst, ihn angerufen und eine Woche später vorgesungen. Dabei stellte sie fest, dass sie und der Pianist sich nicht nur menschlich sympathisch fanden, sondern auch musikalisch, denn beide lieben den Jazz. Wieder ein halbes Jahr später absolvierten sie bereits erfolgreich ihren ersten gemeinsamen Auftritt in einer Bar, die des Öfteren kleinen Formationen eine Bühne bietet, und kurz darauf hatte Monika es sogar gewagt, ihre Familie über ihr Tun in Kenntnis zu setzen, ihre Mutter natürlich ausgenommen! Dazu erklärte Monika mit einem sarkastischen Lächeln, dass sich ihre Erzeugerin sowieso nur für sich selbst interessiere und mit dieser Information bestenfalls gar nichts anzufangen wissen würde.

    Insgeheim beglückwünschte Elli ihre Freundin zu diesem klugen Verzicht, weil sie annahm, dass Monikas Mutter versucht sein könnte, ihre Tochter mit gezielten Seitenhieben davon abzuhalten, in ihre musikalischen Fußstapfen zu treten. Elli hatte nicht vergessen, was Monika damals über die selbstvergessene und verletzende Kraft ihrer Mutter, einer ehemaligen Opernsängerin, erzählt hatte. Doch da ihre Freundin das mittlerweile selbst erkannt hatte, war es für Elli unnötig, es jetzt zu erwähnen.

    Da Elli vor drei Jahren sehr viel Anteil an Monikas Geschichte genommen und ihr beigestanden hatte, war sie nun fast ein bisschen stolz auf ihren klitzekleinen Anteil daran, dass ihre Freundin ihre völlig unbegründete Furcht, vor Publikum zu singen, ablegen konnte. Begeistert hörte sie, dass Monikas Mann nun ihr glühendster Fan ist, seit er zum ersten Mal bei einem ihrer Auftritte als Zuhörer zugelassen worden war, nachdem er anfangs Zweifel gehegt hatte, was er von der neuen Leidenschaft seiner Frau halten sollte. Außerdem bewunderte Elli ihre Freundin sehr dafür, dass sie sich weder von ihrer Familie noch von eigenen Zweifeln oder anderen widrigen Umständen davon abhalten ließ, ihren Wunsch zu singen konsequent zu verfolgen. „Von so viel Mut und Biss kann ich mir eine Scheibe abschneiden", dachte sie bei sich.

    Erneut reißt Monikas Stimme Elli aus ihren Gedanken.

    „Schau mal, da kommt jemand! So, wie das Auto bepackt ist, machen die vermutlich auch hier Urlaub!"

    Als Elli sich umdreht, sieht sie einen weißen französischen Kleinwagen mit Dachgepäckträger in einer Staubwolke herannahen.

    +

    Matthias und Ulla

    Missmutig starrt Ulla aus dem Fenster der Beifahrerseite. Schon seit Stunden fängt Matthias immer wieder an mit seinen begeisterten Schilderungen von dem Gut, das weit abgelegen, fern von jeder Zivilisation, irgendwo in den italienischen Bergen liegt. Schon lange, bevor sie sich heute früh, eigentlich noch mitten in der Nacht, auf den Weg machten, lag er ihr damit in den Ohren. Beinahe ununterbrochen erzählte er in den letzten Tagen von der idyllischen Landschaft, der großartigen Aussicht und dem romantischen Charme der alten Gebäude an diesem Ort, wo es weit und breit nichts anderes gäbe als eben dieses Anwesen, Berge, Wald, Wiesen und ab und zu ein paar Ziegen. Nicht einmal ein Netz sei dort zu bekommen – oder jedenfalls nur sehr, sehr selten.

    Anfangs hatte Ulla das alles für maßlos übertrieben gehalten. Sie kennt ja ihren Matthias! Wenn es ihn gepackt hat, dann ist er kaum zu bremsen und schießt gerne mal über das Ziel hinaus. In seinen Schilderungen ist dann alles mindestens doppelt so groß und dreimal so sensationell, als es die Realität hergibt. Doch seit sie die Autobahn hinter sich gelassen haben, wirkt die Gegend tatsächlich immer abgeschiedener, werden die Berge immer höher und die Merkmale der Zivilisation immer seltener. Anfangs konnte man hier und da noch Kurorte und kleinere Städte erahnen, auf die die Schilder an der Schnellstraße hinwiesen. Doch mittlerweile, wo die Berge immer näher rücken, steiler werden und das kleine, vollbepackte Auto sich immer mühseliger die Steigungen hinaufquält, sind es bestenfalls noch winzige Dörfer, die sie auf ihrem Weg zu ihrem Urlaubsort passieren – sehr zum Pläsier ihres Freundes am Steuer und zu ihrem eigenen immer größer werdenden Unbehagen. Sollte es tatsächlich so schlimm kommen, wie Matthias sagte? Wird es wirklich weit und breit kein Café, kein Geschäft, keinen Kiosk, das heißt überhaupt gar kein Leben geben, außer ein paar Glocken tragenden Nutztieren und den Einsiedlern auf dem Gut mit ihren verrückten Gästen?

    Entsetzlich! Warum um Himmels willen tut sie sich das an?

    Ulla bereut mittlerweile, dass sie mitgekommen ist. Sie war von Anfang an nicht begeistert von der Idee, ihren Urlaub irgendwo weitab vom Schuss in der italienischen Pampa zu verbringen. Doch Matthias war so begeistert und schwärmte in den höchsten Tönen von der Musik, den Menschen und dem fantastischen Essen, dass sie irgendwann nachgab. Wenn er wirklich unbedingt an diesen Ort in Italien wollte, dann konnte es ganz verkehrt nicht sein. Dachte sie.

    Im Laufe der Fahrt jedoch bauten sich Zweifel auf, ob sie mit dieser Einschätzung vielleicht falsch lag. Ganz sicher ist sie sich, als Matthias in weiter Ferne eine Ansammlung von alten Steinbauten inmitten von nichts als Wald und ein bisschen Wiese sieht und meint, dass es ganz ähnlich auch auf dem Gut aussähe.

    Um Himmels willen! Er meint es ernst! Warum hat sie ihm bloß nicht geglaubt? Jetzt hat sie den Salat!

    Die junge Frau fragt sich, wie sie eine ganze Woche in dieser Einöde durchhalten soll – ohne Shopping, ohne auszugehen, ja sogar ohne Fernseher und – wenn Matthias auch damit nicht übertrieben hat – dann auch noch ohne Internet! Keine Zerstreuung weit und breit! Nur Bäume und … Bäume! Und das ohne jeglichen Komfort, nur ausgestattet mit den überlebensnotwendigen Grundlagen wie fließendem Wasser und einem Dach über dem Kopf! Wen interessiert es, ob die Aussicht grandios ist oder die Zimmer aussehen wie aus einem Fotoband über die traditionelle italienische Lebensart auf dem Land? Was soll sie anfangen mit bunten Gemüseaufläufen aus eigener Ernte, mit intensiv duftenden Kräutern, mit knackigen Salaten frisch aus dem Garten oder mit Mozzarella und Parmesan von Höfen der Umgebung? Sie isst nun mal am liebsten Burger und Pommes oder paniertes Schnitzel und natürlich auch Pasta und Pizza. Aber doch nicht so einen Ökokram, der sich kein bisschen lecker, sondern einfach nur furchtbar gesund anhört! Sie will schließlich Urlaub machen und keine Kur! Und schon gar nicht will sie eine ganze Woche in einem Survival-Camp zubringen! Warum hat sie sich nur dazu überreden lassen mitzukommen?

    „Da vorne beginnen die Serpentinen! Das wird fantastisch! Juppieeeeh!"

    Matthias‘ begeisterten Ausruf quittiert seine Freundin mit einem genervten Augenrollen. Doch das kann er nicht sehen, denn er muss sich auf die Kurven der immer schmaler werdenden Straße, die an steilen, spärlich bewachsenen Felshängen vorbeiführt, konzentrieren.

    Wo bringt er sie nur hin? Und warum machen sie keinen vernünftigen Urlaub, so wie ihre Freunde, ihre Bekannten und überhaupt jeder normale Mensch? Sie wäre so gerne nach Mallorca geflogen! Es hätte bestimmt günstige Pauschalangebote gegeben, die vermutlich sogar weniger kosteten, als sich am Hintern der Welt zu gruseln und zu allem Überfluss auch noch einen nervigen Musikkurs mitmachen zu müssen. Dazu hat sie definitiv keine Lust! Sie hat ihrem Freund auch gesagt, dass sie keine Gitarre spielen kann, und er hat ihr versprochen, dass sie das auch nicht muss! Allerdings hat er dann trotzdem zwei Gitarren eingepackt – eine für sie – vielleicht käme sie ja noch auf den Geschmack.

    Dabei haben sie in diesem Auto sowieso kaum Platz! Sie hätte statt einer doofen Gitarre lieber noch ein paar Schuhe mehr mitgenommen! Aber Matthias hatte gemeint, etwas anderes als Turnschuhe oder maximal einfache Sandalen bräuchte sie nicht, weil man etwas anderes dort sowieso nicht tragen könne.

    Als er das gesagt hatte, hatte sie die Augen verdreht und gedacht, dass er wirklich keine Ahnung von Frauen hatte, schon gar nicht von deren Schuhen und vor allem davon, was sie alles tragen können, wenn sie es wollen! Hätte sie ihn mal ernst genommen! Dann wäre ihr mit Sicherheit spätestens kurz vor Antritt der Reise noch eine Ausrede eingefallen, warum sie unbedingt zu Hause bleiben musste! Lieber gar keinen Urlaub als ein italienisches Dschungelcamp!

    Aber eins ist mal klar: Wenn sie das hier überlebt, dann wird sie sich nie, nie, nie wieder breitschlagen lassen, bei seinen spinnerten Urlaubsplänen mitzumachen! Dann fährt sie eben alleine irgendwohin, wo es schön ist, wo Strand ist, wo Menschen sind und wo man auch mal Spaß haben kann!

    Ulla seufzt. Sie weiß nur zu gut, dass sie sich so etwas gar nicht leisten kann. Wenn Matthias den Urlaub nicht bezahlen würde, dann müsste sie zu Hause bleiben. Bei diesem Gedanken verfinstert sich ihre Miene noch mehr, wenn das überhaupt möglich ist.

    Matthias stupst sie in die Seite und zeigt durch die Frontscheibe auf ein schmales Tal, das sich vor ihnen öffnet und von schwindelerregend steilen Felshängen flankiert wird, die an ihren zerklüfteten Wänden nur ein paar wenigen, sehr genügsamen Nadelhölzern eine Heimat bieten können.

    „Ist das nicht großartig? Er lacht aufgekratzt. „Hierher verirrt sich bestimmt nur selten ein Sonnenstrahl. Das sieht doch fast aus wie im Märchen, findest du nicht?

    Ulla brummt etwas, doch Matthias erwartet auch gar keine Antwort. Er ist so mit der Aussicht und seiner eigenen Begeisterung beschäftigt, dass er Ullas besorgniserregenden Stimmungsabsturz gar nicht realisiert. Ihr ist das nur recht: Schließlich ist die Sache jetzt auch nicht mehr zu ändern und sie hat gerade überhaupt keine Lust, mit einem völlig überdrehten Matthias darüber diskutieren zu müssen, warum das hier ganz toll sein soll und dass sie nur abwarten möge – sie würde schon sehen. Sie findet, sie hat bereits genug gesehen!

    Resigniert blickt sie die Felswände hinauf. Warum kann sie nicht einmal Glück haben? Sie hat es doch nun wirklich nicht leicht in ihrem Leben. Als alleinerziehende Mutter muss sie zusehen, wie sie klarkommt. Es ist schwer genug, von dem wenigen Geld zu leben, das sie als Aushilfe an der Tanke, im Supermarkt oder, wenn sie mal ganz viel Glück hat, als Urlaubsvertretung in der Produktion verdient. Voll arbeiten kann sie sowieso nicht, weil ihr fünfjähriger Sohn sie noch viel zu sehr braucht. Er ist so ein wildes Kind! Eigentlich muss sie den ganzen Tag um ihn herum sein, weil er ständig etwas anstellt, in Wut- und Trotzanfällen herumschreit und Sachen durch die Gegend wirft. Vermutlich hat er das von seinem Vater!

    Ullas Gesicht nimmt einen verächtlichen Ausdruck an. Leon! Wieso hatte sie sich damals nur mit ihm eingelassen? Ihre Mutter hatte sie gewarnt. „Pass auf, dass du von dem nicht schwanger wirst", hatte sie ihr immer wieder gesagt. Und Ulla hatte das mit dem schwanger werden auch gar nicht vorgehabt. Doch dann hatte sie diese Magen- und Darm-Sache gehabt und sich übergeben müssen. Das war vermutlich der Grund gewesen, warum sie trotz Pille ihren Sohn bekommen hatte. Jedenfalls hatte ihr Frauenarzt das vermutet.

    Ihre Mutter hatte ihr damals mit einer Abtreibung in den Ohren gelegen. Sie würde sich nur unglücklich machen, hatte sie geschimpft. Der Leon würde bestimmt nicht lange bleiben! Außerdem würde der ja selbst nur von der Hand in den Mund leben. Der könnte doch keine Familie versorgen!

    Natürlich hatte sie nicht auf ihre Mutter gehört. Sie

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