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Die Liebe kann mich mal
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eBook308 Seiten4 Stunden

Die Liebe kann mich mal

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Über dieses E-Book

»Die Stärke einer Frau liegt in ihrer Schwäche.«

Elisabeth, 32, Unternehmerin, hat ihr Leben fest im Griff, wenn da nicht dieses kleine Problem „Männer“ wäre: Alle ihre Beziehungen scheitern innerhalb kürzester Zeit. Die alleinerziehende Mutter ist am Verzweifeln. So kann es nicht weitergehen, es muss sich etwas ändern!
Eines Tages stößt sie auf den mysteriösen Blogger Sky. Er offenbart ihr die Geheimnisse einer erfüllten Liebe. Seine fordernde Art und sein unkonventionelles Denken bringen Elisabeth an ihre Grenzen. Ehe sie sich versieht, wird ihr ganzes Leben umgekrempelt.
SpracheDeutsch
HerausgeberWOLFSTEIN
Erscheinungsdatum29. Sept. 2018
ISBN9783954520930
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    Buchvorschau

    Die Liebe kann mich mal - Ellen Kühne

    mal

    Kapitel 1

    An diesem Sonntagvormittag saß Elisabeth mit angezogenen Beinen in ihrem Lieblingssessel auf der Terrasse. Eingemummelt in eine warme Wolldecke starrte sie seit einiger Zeit ins Nichts. Eine Isolierkanne mit heißem Früchtetee stand vor ihr auf einem runden Glastisch. Auch ein Stift, Notizheft und ein ausgeschalteter Laptop warteten dort auf ihren Einsatz. Doch Elisabeth, von Freunden Lisa genannt, rührte sich nicht. Nur zwei schmale Linien liefen von ihren feuchten Rehaugen über die Wangen und verschwanden in dem enganliegenden Rollkragenpullover. Frischer Wind, der sich immer wieder bemerkbar machte, trocknete die neu kommenden Spuren auf seine ungezähmte Weise. Nebenbei spielte er mit ihren langen kastanienfarbenen Haaren, die zu einem Zopf gebunden waren. Immer mehr Strähnen riss er aus dem Bund und ließ sie in ihr Gesicht fallen. Er wehte und pustete sie an, als ob er ihr sagen wollte, sie solle aufwachen und sich nach den Dingen umschauen, die ihr direkt zu Füßen lagen. Die ersten Krokusse erfreuten den Blick mit ihren Farben und kündigten das Ende des Winters an. In der Luft konnte man die Wiedergeburt der Natur wahrnehmen.

    Nur Lisas Gedanken waren weit vom Aufwachen der Lebensgeister entfernt. Auch für die fröhlichen Vogelgesänge war sie taub. Die Kokonposition, in der sie sich befand, half ihr sich warm zu halten, in einer Zeit, als Herzschmerz sich in ihrem Inneren mit eisiger Kälte breitmachte. Die junge Frau kam sich leer und ausgebrannt vor. Kein Empfinden, keine Emotionen, einfach nichts.

    Erst als die Mittagssonne ihr Profil erwärmte, kehrte Lisa allmählich aus ihrer Gedankenwelt zurück. Sie konnte sich an nichts erinnern. Es herrschte ein tiefes Loch in ihrem Verstand, das all ihre lebenswichtige Energie einsaugte. Diesen Zustand kannte sie bereits und war gar nicht darüber erfreut, dauerhaft darin zu verweilen. Ihr war aber auch nicht danach, die Welt positiv zu betrachten. Bewusst wollte Lisa sich ihrer Schattenseite stellen, ohne diese erneut unterdrücken zu müssen.

    Morgen würde sie wieder eine Maske tragen. Sie musste für ihre Kunden und deren Probleme da sein. Gut gelaunt, hübsch aussehend, zuvorkommend – das Gesicht der ›Schönheits-Oase‹. Das repräsentierte sie, um den Bedürfnissen anderer Frauen gerecht zu werden. Aber heute war ihr Tag, zumindest bis nachmittags. Elisabeth hatte zwei Töchter, die vom Übernachten bei ihren Freundinnen abgeholt werden sollten. Von da an würde sie wieder in die Mutterrolle schlüpfen und ihre eigenen Sehnsüchte zurückschrauben.

    Lisa goss sich warmen Früchtetee ein, trank davon einen Schluck und bemerkte sofort die wohltuende Wirkung. Sie legte die Decke beiseite und streckte ihre Beine aus. Dann nahm sie einen weiteren Schluck des heißen Getränks und fühlte, wie das Leben in ihren Körper zurückkehrte. Lisa blieb noch einen Augenblick sitzen, um die warmen Strahlen der Frühlingssonne auf ihrem Gesicht verweilen zu lassen. Die Wärme tat gut. Ihr Kopf war zwar noch leer, aber nicht mehr so schwer. Sie ging eine Runde durch ihren kleinen Garten. Den kannte sie noch nicht so richtig, da sie und ihre Töchter erst im späten Herbst in das neue Haus eingezogen waren. Lisa beugte sich nieder und befreite behutsam eine Gruppe lilafarbener Krokusse vom alten Laub der Nachbarsbäume. Ein sanftes Lächeln erstrahlte auf ihrem Gesicht, als sie sich an die Zeiten erinnerte, in denen sie sich für dieses Haus beworben hatte. Sie, die alleinerziehende Mutter, in einer renommierten Gegend im Herzen Bremens, wer hätte das gedacht? Noch vor ein paar Jahren wäre dieser Gedanke unvorstellbar gewesen. Aber die Zeiten änderten sich und die Menschen auch. All das hatte sie nur sich selbst zu verdanken.

    Sie kam hoch und ihr Blick wurde ernst.

    Man gewöhnt sich so schnell an das Erreichte und die Freude vergeht wie der Schnee von gestern. Warum fühle ich mich so elend, wenn ich alles zum Glücklichsein habe? Ein Idiot hat mich verlassen, na und? Warum leide ich wegen eines Menschen, der mich sowieso nicht schätzte? Nichts, was ich machte, war gut genug für ihn, egal wie sehr ich mich bemühte. Eigentlich müsste ich jubeln, dass ich ihn los bin, aber ich heule seit zwei Wochen nur rum, sobald ich wieder alleine bin. Das muss aufhören. Ich bin 32 Jahre alt, habe ein gutgehendes Geschäft aufgebaut und zwei wundervolle Töchter auf die Welt gebracht. Meinen Beitrag für die Menschheit habe ich bereits geleistet und nun habe ich es verdient, glücklich zu sein. Dieses Recht lasse ich mir nicht nehmen, hörst du, DU DA OBEN?! Ich lasse das nicht mehr zu!

    Elisabeth schaute voller Entschlossenheit zum Himmel. Der klebrige Schleier des Selbstmitleids löste sich allmählich auf. Es war ein befreiendes Gefühl, die Entscheidung zu treffen nicht mehr leiden zu wollen. Lisa kehrte zu ihrem Platz auf der Terrasse zurück. Innerlich war sie aufgeregt und wusste genau, dass etwas Wunderbares mit ihr geschehen würde. Sie fühlte, dass sie kurz davor war, einen alten Knoten zu lösen, der ihr ganzes Leben beeinflusst hatte.

    Ab sofort wird alles anders, beschloss Lisa für sich.

    Doch sie wusste nicht, was genau sie machen sollte und sie wusste nicht, wo sie anfangen sollte, etwas zu verändern. Denn so lange sie sich erinnerte, war das Thema Liebe in ihrem Leben mit vielen Enttäuschungen verbunden gewesen. Mittlerweile hatte Lisa panische Angst davor, sich zu verlieben, zu öffnen und zu vertrauen. Auch die letzte Beziehung war ein Beweis, dass mit ihr etwas nicht stimmte. Dachte sie zumindest. Doch was? Lisa wusste, dass ihr Körper von Männern sehr begehrt wurde, denn sie bekam ständig Komplimente zu ihrem Äußeren. Außerdem war sie intelligent, charismatisch, unabhängig und stand mit beiden Beinen im Leben. Sie erwartete nicht viel von einem Partner: nur gegenseitigen Respekt, Wertschätzung und Liebe natürlich. Intuitiv fühlte sie aber, dass irgendetwas Wichtiges vor ihr verborgen blieb. Bis jetzt hatte Lisa ihre Beziehungen nie hinterfragt. Sie hatte immer alles so hingenommen, wie es gekommen war, ohne sich bewusst zu sein, dass sie sich im Kreise drehte. Männer und Situationen hatten sich stets verändert, aber ihre Ansichten waren die alten geblieben.

    Bis jetzt hatte sie ihr Beziehungsleben nach einer Schablone gelebt, die ihr von der Außenwelt vorgegeben worden war. Nach dieser Schablone verliebte sie sich neu und trennte sich wieder. Sie merkte selbst, wie unsicher sie geworden war, was Männer betraf, und wie schwer es ihr fiel, eine Trennung zu verarbeiten.

    Sich in die Arbeit zu stürzen, war auf Dauer keine Lösung.

    Entweder, ich stelle mich dem Ganzen und finde einen Ausweg, oder ich bleibe mein Leben lang unzufrieden, stellte Lisa fest.

    Und darauf hatte sie nun wirklich keine Lust. Sie hatte das Gefühl, dass die große Liebe wenig mit Zufall zu tun hatte. Wie alles andere im Leben auch. Elisabeth hatte viel erreicht und war stolz auf ihre Leistung. Ihr war nichts geschenkt worden und das Schicksal war manchmal besonders hart zu ihr gewesen. Umso mehr schätzte sie das Erreichte.

    Jetzt, da sie ihr Geschäft ins Rollen gebracht hatte, hatte Lisa Kapazitäten für sich selbst frei. Die junge Frau war hartnäckig, ließ sich nicht mit weniger abspeisen, wenn sie wusste, dass sie mehr schaffen konnte. Und nun war die Zeit gekommen, da sie mehr in einer Partnerschaft erreichen wollte. Doch zuerst brauchte sie einen Mann an ihrer Seite, der dazu passte.

    Aber wo soll ich den bloß hernehmen? Sofort meldete sich ihre innere Stimme. Wenn ich so denke, komme ich gar nicht vorwärts. Lisa, denke um! – forderte sie sich selbst auf.

    Wenn ich ein neues Geschäft aufbauen würde, wo würde ich anfangen? Als Erstes, die Zielsetzung: Was will ich erreichen? In diesem Fall lautet die Antwort: Ich will eine glückliche Beziehung führen können, mit einem Mann, der mich liebt und den ich liebe.

    Warum hat es bis jetzt nicht funktioniert? Was habe ich falsch gemacht?

    Lisa überlegte, welche ihrer Freundinnen oder Bekannten in einer glücklichen Beziehung war. Denn sie wollte wissen, was diese Menschen anders machten. Viele waren zwar vergeben oder verheiratet, aber richtig glücklich schien niemand zu sein. Diese Feststellung machte sie stutzig.

    Also bin ich nicht die Einzige? Die halbe Welt hat ähnliche Probleme!

    Sie wurde nachdenklicher.

    Koste es, was es wolle, ich finde heraus, wie man eine glückliche Beziehung führt. Wenn es einen Trick gibt, dann werde ich ihn bald kennen.

    Mit dieser Entschlossenheit nahm Lisa ihr Notebook vom Tisch, schenkte sich Tee nach und machte sich auf die Suche nach Antworten. Sie gab in die Suchmaschine sämtliche Begriffe ein, die ihr einfielen, um in ihrem Vorhaben weiterzukommen. In kürzester Zeit überflog sie mehrere Texte und schloss die Seiten desinteressiert wieder. Die junge Frau wusste nicht wirklich, wonach sie suchte, sie vertraute einfach ihrem Bauchgefühl. Es musste auf jeden Fall etwas Erkenntnisreiches und Interessantes sein. Elisabeth surfte reichlich viel im Netz und machte eifrig Notizen. Sie vergaß komplett die Zeit. Als Lisa auf die Uhr schaute, war sie bereits zu spät. Die Kinder mussten längst abgeholt werden. Sie murmelte ein paar Unnettigkeiten vor sich hin, schlüpfte in die Straßenschuhe und pfiff ihren Pudel Schoko zu sich. Elisabeth war immer sehr genau und erwartete dasselbe von anderen. Sie vertrat die Meinung, dass gegenseitiger Respekt darauf basierte, einander ernst zu nehmen.

    Schoko wedelte pausenlos mit dem Schwanz und leckte seinem Frauchen das Gesicht ab, als beide im Auto saßen. Er freute sich über die Möglichkeit, endlich rauszukommen, denn die heutige Situation war fremd für ihn. Sämtliche Anspielungen seinerseits waren von seiner Besitzerin rigoros ignoriert worden. Das hatte es noch nie gegeben. Lisa streichelte ihn, bat um Entschuldigung und versprach, dass es nie wieder vorkommen würde. Ihr wurde klar, wie sehr sie ihre Liebsten wegen ihres Liebeskummers in letzter Zeit vernachlässigt hatte. Sie schämte sich dafür. Aber sie spürte auch, dass sich irgendetwas in ihr verändert hatte. Plötzlich waren das Leiden und der damit verbundene Schmerz weg, auch das Selbstmitleid war wie weggeblasen. Sie fühlte sich klar und energiegeladen. Es kam ihr vor, als ob sie gewisse Grenzen in ihrem Inneren überschritten hätte. Lisa wusste jetzt, dass ihr nichts Schlimmes passieren konnte und sie hatte keine Angst mehr, verlassen zu werden. Das war ein neues Gefühl, das ihr in diesem Ausmaß nicht bekannt war. Es fühlte sich herrlich an! Sie drehte die Musik im Radio lauter, der aktuelle Song war genauso energisch und mitreißend, wie Lisas Laune.

    Der Nachmittag verlief großartig. Mutter und Töchter kamen sich wieder näher. Es wurde viel erzählt, gelacht und getobt. Schoko fühlte sich wie im Paradies. Sein fröhliches Gebell hörte man bis in die Nachbarschaft. Auch der Pizzalieferant bekam einen Teil der freudigen Energie in Form eines großzügigen Trinkgeldes ab. Im Haus herrschte eine Aura des Glücks.

    Als Lisa ihre Kinder ins Bett brachte, drückte sie die Mädchen fest an sich und sagte, dass sie das Beste waren, was ihr je passiert war. Sie bat um Verzeihung für ihre Laune der letzten Zeit und machte ein paar Vorschläge für die Unternehmungen der nächsten Wochenenden.

    »Hat sich unsere Mama etwa verliebt?« fragte die achtjährige Maxima ihre ältere Schwester.

    »Das weiß ich nicht«, antwortete Alexa. »Aber hoffentlich bleibt sie länger so. Wenn es nach mir ginge – wir brauchen keinen Mann im Haus. Schoko reicht uns.«

    Kapitel 2

    Lisa beseitigte noch schnell die Spuren des wilden Abends, danach drehte sie mit dem Hund eine Runde um den Block. Nach dem Spaziergang holte sie ihre Notizen der heutigen Recherche hervor. Sie überflog das Geschriebene mehrmals, legte den Block zur Seite und nach einer kurzen Denkpause ging sie hinaus auf die Terrasse. Auf einem der Sessel lag eine Wolldecke, die Lisa über ihre Schultern warf. Sie machte ein paar Schritte, musste aber immer wieder stehen bleiben, um sich besser konzentrieren zu können. Sämtliche Erkenntnisse schossen wie Pilze nach dem Regen in ihrem Inneren hoch. Lisa griff nach ihren Schreibutensilien und hielt die Gedanken fest:

    • ich klammerte

    • ich verstellte mich

    • ich versuchte um jeden Preis den Erwartungen von anderen gerecht

    zu werden

    • ich machte vieles, ohne darum gebeten zu werden und erreichte

    immer das Gegenteil

    • ich spielte etwas vor, das ich nie war

    • und ich verlor mich dabei ...

    Ich bin eine erwachsene Frau, die in der Lage ist, ihre Kinder allein großzuziehen und Geld zu verdienen, aber ich weiß nicht wie man sich einem Mann gegenüber richtig verhält. Vielen Männern, die an mir interessiert waren, schenkte ich mein Vertrauen und meine Gefühle, ohne dies zu hinterfragen. Ich war der Meinung, dass jeder eine Chance verdient hat. Als ich von außen gewarnt wurde, stürzte ich mich bereits in eine Rettungsaktion. Auf eigene Kosten. Auf Kosten meiner Kinder. Auf Kosten meines Glückes. Jetzt stehe ich da. Mein letzter Partner verließ mich wegen seiner Ex, die in meinen Augen nicht einmal annähernd an mich heranreicht. Und doch entschied er sich für sie, anstatt für mich. Mein Aussehen und mein Erfolg reichen nicht aus, um einen Mann an mich zu binden. Ich muss etwas verändern und zwar in der Einstellung zu mir selbst. Ich bin sehr dankbar, dass ich emotional so tief gesunken bin, denn ich fühle den Boden, von dem ich mich abstoßen kann, um an die Oberfläche zu kommen.

    Lisa war sehr erschöpft vom heutigen Tag, der sehr erkenntnisreich gewesen war. Ein Tornado aus Gefühlen, Emotionen und unzähligen Gedanken wirbelte in ihr herum. Doch nun wusste sie, dass sie nicht mehr diejenige war, die geschleudert wurde, sondern diejenige, die sich im Herzen des Tornados befand. Von dieser Position aus, sah das Leben ganz anders aus. Mit diesem Wissen ging Lisa zu Bett und schlief lächelnd ein, denn sie spürte, dass alles gut war.

    Als sie am nächsten Morgen aufwachte, tat ihr der Kopf weh und ihr Herz schlug schwer. Sie reckte und streckte sich, gähnte. Sah an die Decke und beschloss, sich heute ein bisschen Zeit für sich zu nehmen. Denn das kam meistens viel zu kurz.

    Ich bin auch wichtig und nach so einer turbulenten Zeit, muss ich etwas Gutes für mich tun. Und sei es nur in den Park zum Joggen zu gehen, oder in Ruhe einen Kaffee zu genießen. Lisa schrieb eine SMS an ihre Kollegin, mit der Bitte die Termine am Vormittag für sie zu übernehmen. Prompt kam eine Daumenhoch Antwort zurück. Lisa kicherte.

    Wie schön, dass es Menschen gibt, auf die man sich verlassen kann, dachte sie zufrieden.

    Sie ließ sich entspannt in die Kissen fallen und verweilte noch ein wenig grinsend im Bett.

    Als Maxima und Alexa nach unten kamen, umarmte Lisa sie herzlich. Die Geschwister sahen sich verdutzt an.

    »Du bist noch da, Mama?«

    »Ja, ich dachte, wir frühstücken heute mal zusammen.«

    Alexa strahlte über das ganze Gesicht und Maxima klatschte begeistert in die Hände. Sie setzten sich an den Tisch und blickten sich an. Dann lachten sie gleichzeitig.

    »Das sollten wir öfters tun, Mama«, sagte Alexa.

    »Ja stimmt. Ich werde mich in Zukunft bemühen.«

    Sie lächelte ihre Kinder an und eine wohlige Wärme durchfuhr sie.

    »Mama, habe ich dir von meinem Projekt für die Schule erzählt? Das mit dem positiven Denken?« fragte Alexa mit halbvollem Mund.

    Lisa schüttelte den Kopf und ihre Tochter plapperte munter weiter:

    »Wir sollen eine Collage zum Thema ›Positives Denken‹ erstellen. Wie man darauf kommt, was einen davon abbringt und so. Dann sollen wir darüber einen richtigen Vortrag machen und den vor der gesamten Klasse halten. Kannst du mir dabei helfen?«

    Lisa freute sich, ihrer Tochter behilflich sein zu können. Sie sagte zu.

    »Natürlich helfe ich dir. Wenn du magst, schaue ich später nach ein paar Zeitschriften – zum Bilder ausschneiden. Ok?«

    Alexa sprang auf, wischte sich die restlichen Brösel vom Mund und umarmte ihre Mutter schwungvoll.

    »Du bist die Beste!«

    »Kinder! Ihr müsst los, sonst kommt ihr zu spät.«

    Die Mädchen küssten ihre Mutter zum Abschied und verschwanden hinter der Eingangstür.

    Lisa schnappte sich Schoko und ging mit ihm in den Park. Der kleine Hund freute sich sichtlich, Zeit mit seinem Frauchen verbringen zu können. Lisa joggte los und Schoko trottete tapfer neben her. Sie sah die Blumen im Park sprießen. Wie die Blumen sich ihren Weg durch die Erde ins Leben erkämpften, so wollte auch Lisa sich ihren Weg in ein glückliches, zufriedenes Leben verschaffen. Aufgeben kam nicht mehr in Frage! Es war Frühling und sie wollte Spaß haben, Spaß am Leben! Das Leben in vollen Zügen genießen, daran teilhaben. Selbstmitleid gab es nicht mehr! Sie wollte sich wieder spüren. Mit sich im Reinen sein.

    Als Lisa an einem Kiosk mit einer großen Auswahl an Zeitschriften vorbeilief, dachte sie an Alexas Schulprojekt und die dazugehörige Collage. Lisa bog zum Kiosk ab und studierte die Auswahl. Ihr Blick fiel auf eine fett gedruckte Überschrift auf einem Frauenmagazin: »Denk positiv, oder lass es bleiben!«

    »Vielleicht ist das genau das Richtige«, murmelte sie vor sich hin und kaufte die Zeitschrift.

    Lächelnd, mit einem wohligen Gefühl, drehten sie und ihr treuer Begleiter wieder in Richtung Heimat um. Dort angekommen, erlaubte sich Lisa eine Auszeit und übte mal nichts zu tun.

    Immer wieder schweiften ihre Gedanken zu Alexas Schulprojekt. Positives Denken. Sie versuchte, all ihre Gedanken positiv zu ummanteln, nur irgendetwas störte sie dabei. Doch was? Vermutlich weil sie gerade erst damit angefangen hatte und alles neu für sie war. Sie musste es erst lernen.

    Gibt es etwa so viel Negatives in meinem Leben? Hm, doch das kann es nicht sein, es muss einen anderen Grund haben.

    Jetzt war aber keine Zeit mehr darüber nachzudenken, denn die junge Frau musste zur Arbeit.

    In ihrem Schönheits-Studio empfing sie Kundin um Kundin und kümmerte sich um deren Wohlbefinden. Ihr Job lag Elisabeth wirklich am Herzen und wenn man etwas so gerne tat, dann konnte es nur gut werden.

    Der Nachmittag verging wie im Flug und die junge Frau verspürte Zufriedenheit. Am Abend verabschiedete sie ihre letzte Kundin und schloss hinter ihr ab. Elisabeth genoss ihren neuen Zustand. Sie atmete tief die angenehme Abendluft ein und beobachtete die Sonne, die noch ein wenig Kraft hatte, um die Straßen mit einem orangen Schleier zu überziehen.

    Zu Hause wurde Lisa von einer aufgeregten Alexa in Empfang genommen.

    »Mama! Mein Projekt. Komm, schau es dir an. Es ist fertig.«

    »Gerne mein Schatz, lass mich nur noch schnell meinen Mantel aufhängen.«

    Alexa kam aus ihrem Zimmer, mit einem großen Plakat und vielen Notizen in der Hand. Die Mutter setzte sich auf die Couch und ihre Tochter präsentierte das Projekt.

    »Positiv Denken ist nichts für einen gesunden Verstand«, begann Alexa und Lisa sah sie mit großen Augen an. Dabei fragte sie sich, ob sie die richtige Zeitschrift gekauft hatte. Das, was ihr Sprössling da von sich gab, hörte sich sehr abgebrüht an.

    »Alexa, ist das alles aus der Zeitschrift?«

    »Nein, ich war auf der Homepage des Autors.«

    Lisas Augen wurden immer größer.

    »Mama, reg dich nicht auf, ich war nur auf der Seite des Autors und sonst nirgends. Keine Sorgen, ich weiß, dass wir nicht ins Internet sollen, wenn du nicht zu Hause bist.«

    Lisa atmete aus. Im Großen und Ganzen fand sie es sehr gut, was ihre Tochter da gebastelt hatte, dennoch wollte sie sich die Seite des Autors genauer ansehen. Es hörte sich zwar interessant, aber irgendwie ungewöhnlich an. Doch das letzte wollte sie vor ihren Kindern nicht zugeben.

    »Zeigst du mir bitte die Homepage des Autors?«, fragte sie und Alexa klappte den Laptop auf.

    »Hier.«

    Lisa ließ die Seite offen und ging in die Küche, um Abendbrot für die Kinder zu machen.

    Es wurde wieder ein fröhlicher Abend im Kreise ihrer kleinen Familie. Lisa liebte ihre Kinder über alles und war dankbar sie zu haben. Aus dieser Emotion heraus umarmte sie sie stürmisch und die beiden wussten nicht, wie ihnen geschah. Die drei lachten.

    Später, als die Mädchen in ihrem Zimmer waren, holte Lisa sich den Laptop auf den Schoß und sah sich die Seite des Autors genauer an. Eine blaue Seite. Mehr nicht. Zunächst dachte sie, dass der Laptop defekt sei, oder noch schlimmer - einen Virus hatte. Sie klickte wild auf der Seite herum, doch nichts passierte. Kurz überlegte sie, dann kam ihr eine Idee. Sie markierte die gesamte Seite und erkannte dadurch einen Link, auf den man klicken konnte. So gelangte man auf die eigentliche Autorenseite.

    »Wieso möchte jemand, der eine Internetseite betreibt, nicht, dass man seine Seite ganz offensichtlich anklickt?«, fragte sie sich und schüttelte den Kopf. Interessiert studierte Lisa die Homepage. Doch über den Autor selbst konnte man nichts herausbekommen. Auch durch das Impressum war nicht ersichtlich, um wen es sich handelte.

    »Sky«, sagte Lisa und lächelte, »interessanter Name für jemanden, der eine blaue Internetseite betreibt.«

    Sie sah sich die Seite weiter an und entdeckte einen Blog. Dieser weckte nun wirklich ihr Interesse. Denn der letzte Blogeintrag handelte davon, dass man nicht positiv denken sollte. Sie las die Überschrift zweimal.

    »Denkt nicht positiv!« Mit Ausrufezeichen.

    Sie klickte den Beitrag an und las. Es ging darum, dass man nicht aufgesetzt

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