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Niemand nimmt dir deine Krone! Teil 2: Momentaufnahmen
Niemand nimmt dir deine Krone! Teil 2: Momentaufnahmen
Niemand nimmt dir deine Krone! Teil 2: Momentaufnahmen
eBook216 Seiten2 Stunden

Niemand nimmt dir deine Krone! Teil 2: Momentaufnahmen

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Über dieses E-Book

"Menschen erinnern mich an Schneeflocken. Jede dieser filigranen Flocken hat auf den ersten Blick dieselbe sechseckige Struktur. Und doch gleicht keine der anderen. Schneeflocken sind Unikate wie wir." Mira, 51 Jahre Die Autorin Patricia Smolka sprach mit Jugendlichen, mit Frauen und Männern. Sie erzählten freimütig über Erlebtes auf dem Weg zu sich selbst. Aus diesen Begegnungen heraus entstanden spannende und zugleich bewegende Porträtgeschichten. Pflegekind, Standesbeamtin, Erfinder, Feuerwehrmann oder Aus­wanderin – jede Geschichte nimmt den Leser mit in die Gefühls- und Erfahrungswelt eines anderen Menschen. Schneekristalle sind faszinierend und einzigartig, so wie wir.
SpracheDeutsch
HerausgeberTelescope Verlag
Erscheinungsdatum7. Apr. 2021
ISBN9783985515196
Niemand nimmt dir deine Krone! Teil 2: Momentaufnahmen

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    Buchvorschau

    Niemand nimmt dir deine Krone! Teil 2 - Patricia Smolka

    Patricia Smolka

    Niemand nimmt dir deine Krone!

    Teil 2

    Momentaufnahmen

    Impressum

    © Telescope Verlag 2021

    www.telescope-verlag.de

    Vorwort

    Beflügelt von der liebevollen Resonanz auf mein „Krone"- Debüt, möchte ich euch, meine lieben Leser, erneut mitnehmen in das Leben anderer Menschen.

    In humorvollen und seelenberührenden Geschichten könnt ihr sie kennenlernen.

    Nehmt Platz auf dem Zwergenstuhl eines Kindergartens, setzt euch auf einen Rollator oder auf einen Hochzeitsstuhl. Schaltet im Theater die Scheinwerfer an oder wartet auf das „böse Licht" im Männerhort.

    Öffnet die Türen im Gefängnis und geht mit auf Deck eines Ozeanriesen.

    Erspürt Geschichte in lebendigen Episoden. Lasst euch ermutigen von Menschen mit gesundheitlichen Beeinträchtigungen, die Lebenslust ausstrahlen.

    Nichts ist spannender und herzerwärmender als das wahre Leben.

    Die Lebenslinien meiner Protagonisten sind sehr verschieden. Doch bei jedem habe ich erfahren dürfen, mit welcher Energie und Zuversicht sie Hemmnisse überwanden, um neue Wege zu gehen und bei sich selbst anzukommen.

    Jeder ist einmalig und trägt seine Krone.

    Eine unsichtbare Krone der Hoffnung und Stärke, geschmiedet von der Familie, geschliffen durch eigene Erfahrungen und geprägt von Glaubensgrundsätzen.

    Mein Respekt gilt den Menschen, die hinter diesen Geschichten stehen und deren Krone für mich sichtbar geworden ist.

    Männerhort

    Florian (40 Jahre)

    „Ich werde Feuerwehrmann!" verkünde ich entschlossen.

    Mit weit aufgerissenen Augen stehe ich inmitten meiner Kindergartengruppe vor dem knallroten riesigen Auto in der Feuerwache. Wir dürfen leise in die Halle hineingehen. Uniformen und Helme mit durchsichtigen Hauben hängen ordentlich an Wandhaken.

    Als der Feuerwehrmann dann noch einen langen Schlauch ausrollt, aus dem sich anschließend mit einem dicken Strahl Wasser ergießt, ist es um mich geschehen.

    Ich werde Feuerwehrmann!

    In meiner Fantasie rettete ich schon vor meinem Schulanfang hunderten Menschen das Leben und bekämpfte jeden Brand heldenhaft.

    Ich war ein dickes Kind, das sich zu wenig bewegte. In der Schule langweilte ich mich. Nach der mittleren Reife schloss ich eine Lehre in einem Beruf ab, der mir keine Freude bereitete.

    Meinen Traum aus Kindertagen wollte ich mit Mitte Zwanzig verwirklichen.

    Für die Aufnahmeprüfungen zur Ausbildung als Brandmeister trainierte ich hart. Vor Arbeitsbeginn lief ich mit der Stoppuhr in der Hand um die Häuser. Nach einigen Wochen konnte ich drei Kilometer in einer Viertelstunde zurücklegen. Klimmzüge und Liegestütze trainierte ich zu Hause, Tauchen und Schwimmen im Freibad. Um hilflose Personen retten zu können, muss man eine 70 Kilogramm schwere Puppe in zwei Minuten zwei Dutzend Meter wegziehen. Keiner aus meiner Familie und von meinen Freunden war bereit, das mit mir zu üben.

    Viele Bewerber scheitern an der Höhentauglichkeit. Ich biss die Zähne zusammen und krabbelte mit zitternden Knien einhundert Meter auf einer Drehleiter nach oben.

    Nach dreißig Monaten Ausbildungszeit hatte ich endlich geschafft, was ich mir als Vierjähriger vorgenommen hatte: Ein Feuerwehrmann zu sein.

    Ich zog ein in unseren Männerhort.

    In unserer Wache gibt es keine Frauen. Und das ist gut so. Frauen bringen Unruhe. Bei uns zickt niemand. Es gibt keine Konflikte, weil sich einer in eine Kollegin verguckt hat.

    Meinungsverschiedenheiten klären wir direkt. Keiner sitzt am Tisch und zieht über einen Kollegen her, der nicht anwesend ist.

    Ein Kamerad nahm es mit der Körperpflege nicht so genau und roch streng. Wir sprachen ihn direkt an, aber er kapierte es nicht. Unsere Wachmannschaft sammelte Geld und stellte ihm eine Palette Deospray vor den Spind. Einen anderen spritzten wir direkt mit dem Schlauch ab. Alles, was die Moral der Truppe untergräbt, muss direkt bereinigt werden.

    Ganz gleich, welche Unstimmigkeiten auftreten, wir klären sie untereinander. Verpetzen und Anschwärzen gegenüber Vorgesetzten sind undenkbar. Jeder ist Manns genug, seine Meinung offen zu sagen. Bei uns Feuerwehrleuten gibt es kein Revierverhalten. Wir müssen uns im Einsatz aufeinander verlassen können.

    Mein Dienst dauert vierundzwanzig Stunden und erinnert von den Abläufen her an meine fröhliche Kindergartenzeit.

    Zu Dienstbeginn nehme ich meine frisch gewaschenen Sachen aus dem Schrank und ziehe mich um. Nach der Schichtübergabe am frühen Morgen sitzen wir gemeinsam beim Frühstück.

    Danach ist Zeit zum Spielen.

    Ein Pool wird zum Übungsplatz für die Rettung Ertrinkender. Wir trainieren täglich mit Rettungsgeräten, damit im Notfall jeder Handgriff sitzt. Wenn alle technischen Geräte überprüft sind, sägen oder bohren wir in unserer hauseigenen Tischlerei oder schrauben in der KFZ - Werkstatt an Autos. Wir haben einen Fuß- und einen Volleyballplatz oder spielen Tischtennis. Unsere Wache ist autark, mit Wäscherei, Verpflegung und allem anderen.

    Wir kochen selbst. Also die Feuerwehrmänner, die es können. Der Amtsarzt gibt uns den Kalorienbedarf für das Essen vor. Dieser müsste überarbeitet werden. Viele von uns sind zu dick. Der Bedarf ist so berechnet, als würden wir jeden Tag einen Gebäudebrand löschen. Bei uns kommen vor allem Fleisch und Kohlenhydrate auf die Teller. Riesenportionen.

    Im Hochsommer hatte ein junger Kollege die Idee, einen grünen Salat anzubieten. Drei Schüsseln flogen durch den Raum, die restlichen blieben unangetastet auf dem Tisch stehen. Die Jungs saßen mit verschränkten Armen und versteinerten Gesichtern davor. Einer griff zum Telefon und bestellte für die Wachmannschaft umgehend ein ordentliches Fastfoodessen.

    Wir bezahlen unser Essen selbst. Die Vorräte sind in riesigen Kühlschränken und Eistruhen untergebracht. Schokoriegel und Gummibärchen können wir jederzeit kaufen, auch Joghurt und Kakaomilch. In den Gefrierschränken lagern ausreichend Vorräte an leckerem Eis. Der Gedanke daran ist verführerisch, wenn nachts um Drei Uhr der kleine Appetit auf Süßes munter wird.

    Unsere Wache ist ein Männerparadies. Wir dürfen uns schmutzig machen und keiner schimpft.

    Wir dürfen mit großen Autos spielen. Wir kochen und waschen selbst.

    Und es gibt kontrollierten Mittagsschlaf in speziellen Ruheräumen nach einem Schlafplan. In einem Schaukasten stehen unsere Namen auf aufgemalten Betten. Wie im Kindergarten.

    Halb Eins beginnt die Mittagsruhe. Gegen Ende flackert warmes Licht auf und eine sanfte Stimme aus der Lautsprecherbox verkündet: „Es ist 13.50 Uhr." Zum Nachmittagskaffee zieht der Duft frisch gebackenen Kuchens durch den Speisesaal.

    Zum Abendessen erwartet uns eine warme Mahlzeit mit einer Megaportion Fleisch.

    22.00 Uhr liegen alle im Bett. Natürlich nach Schlafplan.

    Ein Männerparadies.

    Solange, bis das „böse" Licht angeht und Gongschläge durch jeden Raum hallen.

    Es ist gleich, ob ich einen Tischtennisschläger in der Hand halte, mich gerade mit einem gut gefüllten Teller zum Essen hinsetzen will oder unter der Dusche stehe. Alles bleibt stehen und liegen. Bevor man die Stangen zu den Einsatzfahrzeugen hinunterrutscht, sollte man sich allerdings abgetrocknet und etwas übergezogen haben.

    Nach dreißig Sekunden muss jeder am Fahrzeug sein.

    Bei jedem Alarm spüre ich das Adrenalin im Blut.

    Brände werden meist in den Abendstunden oder in der Nacht gemeldet.

    Wenn ich auf meinem zu Dienstbeginn festgelegten Platz im Auto sitze, weiß ich nicht, was uns am Einsatzort erwartet: ein Fehlalarm oder ein Einsatz, bei dem wir gebraucht werden.

    Alarmierungen durch Rauchmelder entpuppen sich oft als Fehlalarme.

    Einer raucht unerlaubt auf der Toilette. Erklärungsnot herrscht, nachdem sechs Löschzüge und die freiwillige Feuerwehr vor der Tür stehen.

    Rauchmelder piepen, sobald die Energiezufuhr stockt. Ein Anwohner hörte das Piepen und informierte uns. Wir wechselten die Batterien. Nachts halb zwei.

    Manch einer erschrickt, wenn an einem Wintermorgen Dampfschwaden von einem Auto aufsteigen und ruft die Feuerwehr zu Hilfe. Geduldig erklären wir vor Ort die physikalischen Vorgänge bei Inbetriebnahme einer programmierten Standheizung.

    Es gibt böswillige Alarmierungen, weil sich ein Gartenbesitzer vom Lagerfeuer seines Nachbarn gestört fühlt. „Ich glaube, hier brennt es."

    Eine Meldung kommt herein: Ein älteres Ehepaar reagiert nicht auf Klopfen und Klingeln an der Wohnungstür. Wir verschaffen uns Zutritt über ein Fenster und betreten die Wohnung. Keiner ist zu Hause.

    Es stellt sich heraus, dass die älteren Herrschaften weder den Nachbarn noch den eigenen Kindern gesagt hatten, dass sie in den Urlaub fahren.

    Menschen in Extremsituationen müssen geführt werden.

    Sie sind wie Kinder, die die Tragweite des Geschehens nicht erfassen können und warten regelrecht darauf, dass jemand kommt und ihnen sagt, was zu tun ist.

    In einem Hausdurchgang brennt ein Container. Die Flammen greifen auf die Fassade über. Das ist wie bei einem Weihnachtsbaum: Die unterste Kerze setzt den gesamten Baum in Flammen.

    Wir rücken in einer eiskalten Februarnacht aus und evakuieren die Bewohner aus dem brennenden Haus. Ein Hotelbesitzer wird informiert. Er muss dreißig Menschen unterbringen, die unverschuldet in eine Notsituation geraten sind. Mitten in der Nacht ruft er sein Servicepersonal zusammen.

    Im Evakuierungsbus nehmen wir alle Daten auf, kassieren Wohnungsschlüssel ein und überprüfen, ob alle Menschen das brennende Gebäude verlassen haben.

    Bei einem Gebäudebrand weigert sich keiner, aus seiner Wohnung zu gehen.

    Wird ein Bombenfund gemeldet, gibt es ältere Menschen, die sagen: „Ich bleibe hier!"

    Wenn der Sprengstoffmeister entscheidet, dass vor Ort gesprengt wird, müssen alle aus ihren Wohnungen raus. Auch zwangsweise.

    Brände werden nach Schwere eingestuft.

    Bei Stufe Eins brennt ein Müllcontainer. Bei der nächsten Stufe gibt es eine größere Rauchentwicklung. Stufe Drei ist ein Gebäudebrand. Und bei Stufe Vier möchte man am liebsten ganz weit weg sein. Sie wird bei einem Großbrand ausgerufen.

    Alarmstufe Vier. In einem leerstehenden Gebäude brennt es.

    Der Alarm wird 1.30 Uhr ausgelöst. Am Einsatzort versuchen wir zu retten, was noch zu retten ist. Mit einem Schlag wird es im Gebäude richtig heiß. Der Rauch verzieht sich. Das ist kein gutes Zeichen. Es bedeutet, dass das Feuer Sauerstoff zieht wie ein Staubsauger. Ein Kamineffekt. Und dann bricht es richtig los.

    Zwei Kameraden sind noch im Gebäude. Aus dem Funkgerät dringt der Ruf „Mayday". In diesem Moment wissen wir, dass unser Team im Inneren der Lagerhalle ums Überleben kämpft.

    Im Gebäude tobt ein Flammensturm. Unvorstellbare 1500 Grad. Unsere Schutzanzüge halten Temperaturen bis 250 Grad aus. Das Rettungsteam streift sich hitzebeständige, silberfarbene Schutzanzüge über. Selbst diese sind der extremen Hitze nicht gewachsen. Verzweifelt rufen wir immer wieder die Namen unserer Kameraden ins Funkgerät. Keine Antwort. Stille.

    Endlich! Die Tür öffnet sich und einer der beiden wankt ins Freie, fällt auf die Knie. Er ist völlig erschöpft.

    Unser Rettungsteam findet unseren zweiten Mann nur wenige Meter vom Ausgang entfernt.

    Der fünfunddreißigjährige Vater von drei Kindern ist tot.

    Untersuchungen ergaben, dass er mit seinem Atemschlauch im dichten Nebel an einem Regal hängenblieb und sich dabei die Schutzmaske vom Gesicht löste.

    Wir bringen ihn im Feuerwehrauto in unser Depot zurück.

    Es gibt ein ungeschriebenes Gesetz: Jeder kommt nach einem Einsatz in seine Wache zurück. Kameraden entkleiden ihn und übergeben ihn erst dann dem Bestatter.

    Der überlebende Kamerad dieses Infernos ist bis heute berufsunfähig. Er hat schwere Traumata erlitten.

    Jeder Feuerwehrmann weiß, wenn er in die Wache kommt, dass dieser Tag sein letzter sein kann.

    Manche empfinden es als höchste Ehre, im Feuer zu sterben.

    Häufig werden wir zu schweren Verkehrsunfällen gerufen.

    Man hört oft, dass Sekunden bei der Bergung eines Unfallopfers entscheiden. Das stimmt nicht. Der Mensch ist sehr lange überlebensfähig, selbst mit schweren Verletzungen.

    Ein hoch getunter Golf mit 300 PS war mit drei Insassen gegen einen Baum gerast.

    Der Baum verformte das Auto so stark, dass es sich regelrecht um den Fahrer herumwickelte. Er war nach unten gerutscht und fest eingeklemmt. Sein Kinn lag auf dem Armaturenbrett.

    Der Beifahrer konnte schnell herausgeschnitten werden. Ein Mitfahrer auf der hinteren Sitzbank kam sogar aus eigener Kraft aus dem Wagen.

    Unsere Einsatzgruppe kämpfte anderthalb Stunden, um den Fahrer aus dem deformierten Auto zu befreien. Mit Schere und Spreizer schnitten wir im Dach einen Keil heraus, bogen mit Stangen die Tür auseinander. Der verletzte Fahrer wurde bewusstlos. Wir wussten nicht, ob er innere Blutungen hat und wir ihn retten können.

    Es gibt eine goldene Stunde des Schocks. In den ersten zehn bis etwa dreißig Minuten ist die Adrenalin-Ausschüttung so hoch, dass die Schmerzen verdrängt werden. Bei Kindern wird der Schmerz sogar fast eine Stunde kompensiert. In dieser Zeit muss der Verletzte gerettet sein und ins Krankenhaus kommen. Nach einer Stunde sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit rapide.

    Solche Situationen trainieren wir für den Ernstfall immer wieder.

    Der Golffahrer überlebte wie durch ein Wunder, schwer verletzt.

    Verletzte werden gerettet, Tote geborgen.

    Ein Kriseninterventionsteam kommt sofort nach der Benachrichtigung an die Einsatzstelle, um eine seelsorgerische Betreuung zu gewährleisten. Oft stehen die Beteiligten unter Schock und können noch gar nicht sprechen. Bei einem tödlichen Unfall eines 18-Jährigen mit Sprengstoff waren die Gleichaltrigen erst eine Woche später in der Lage, über das Geschehen zu reden.

    Am besten ist es, wenn sich Einsatzkräfte bei tragischen Ereignissen gegenseitig unterstützen und auffangen. Mein Teampartner sieht mir sofort an, wenn mit mir etwas nicht stimmt. Achtung ist geboten, wenn sich einer von uns zurückzieht und kaum redet.

    Bei Brandstiftung bricht das Feuer an mehreren Stellen aus.

    Ein Azubi von mir zündelte selbst, begierig nach Anerkennung. Er wurde beim Brandlegen erwischt.

    Hochkant flog er aus der freiwilligen Feuerwehr und verlor seinen Ausbildungsplatz bei uns. Für ihn gilt ein lebenslanges Berufsverbot bei der Feuerwehr.

    Manche Einsätze geben wir unter Lachtränen im Männerhort zum Besten.

    Wir erhalten die Meldung: Gefahr im Straßenverkehr.

    Auf einer dicht befahrenen Straße sind von einem LKW Betonplatten gerutscht. Am Einsatzort kommen ein Löschzug, ein Rüstzug mit großen Maschinen zum Zerschneiden und ein Kran an. Riesige graue Platten liegen auf der Straße. Wir schlagen Befestigungshaken ein. Doch der Beton zerbröselt vor unseren Augen. Spätestens jetzt wird klar, dass es sich um grau angesprühte Styropor-Platten handelt. Sie gehören zu einer Theaterkulisse. Schnell räumen wir sie mit bloßen Händen zur Seite. Einsatz beendet.

    Die Anforderung an uns lautet: Türnotöffnung, Einsatz des Rettungsdienstes.

    Eine ältere Frau betätigte mitten in der Nacht den Hausnotknopf.

    Die Hauszentrale ruft sie zurück und erhält keine Antwort.

    Unsere Jungs versuchen, die Tür aufzufräsen, ein anderes Team fährt über eine Drehleiter zum Balkon der Neunundachtzigjährigen. Ungewollt sieht man in andere Fenster. Mit schreckgeweiteten Augen starren Schlaftrunkene zurück. Sie glauben, Außerirdische seien gerade in ihrem Wohnviertel gelandet. Einige werfen panisch Gegenstände aus dem Fenster auf uns.

    Wir treten das Balkonfenster ein und öffnen dem Rettungsdienst von innen die Tür. Die ältere Dame schreckt aus dem Schlaf hoch. Vor ihrem Bett stehen fremde Männer mit Helmen auf dem Kopf, von denen ein helles Licht ausgeht.

    Rote Anzüge, aber keiner hat ein Geschenk dabei.

    Die

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