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Unterwegs mit Kaninchen: Warmherziges und lustiges Kinderbuch ab 10 Jahren
Unterwegs mit Kaninchen: Warmherziges und lustiges Kinderbuch ab 10 Jahren
Unterwegs mit Kaninchen: Warmherziges und lustiges Kinderbuch ab 10 Jahren
eBook210 Seiten2 Stunden

Unterwegs mit Kaninchen: Warmherziges und lustiges Kinderbuch ab 10 Jahren

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Über dieses E-Book

Dieser Roadtrip geht direkt ins Herz.
Andrea lebt mit Kaninchen Maikel bei seinem Vater. Bei den dreien herrscht zwar gelegentlich Chaos, aber im Großen und Ganzen kommen sie klar. Bis Fidaa mit ihrer Mutter bei ihnen einzieht. Und Fidaa aus Versehen Maikel fallen lässt. Und Maikel eingeschläfert werden soll. Und Andrea deswegen in einer Nacht- und Nebelaktion nach Süddeutschland aufbricht. Zu seiner Mutter. Mit Maikel in einer Kühlbox. Und Fidaa auf den Fersen.
"Unterwegs mit Kaninchen" von Benjamin Tienti ist eine warmherzige, lustige und authentische Geschichte für Kinder ab zehn Jahren.
SpracheDeutsch
HerausgeberDressler Verlag
Erscheinungsdatum14. März 2019
ISBN9783862721009
Unterwegs mit Kaninchen: Warmherziges und lustiges Kinderbuch ab 10 Jahren

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    Buchvorschau

    Unterwegs mit Kaninchen - Benjamin Tienti

    On the road again

    Goin’ places that I’ve never been

    Willie Nelson – On the road again

    In der Kühlbox

    Tja, Leute. Los geht’s.

    Ich darf mich vorstellen: Maikel, mein Name. Ich bin ein Kaninchen. Und jetzt gerade sitze ich in einer Kühlbox irgendwo in Süddeutschland. Aber dazu kommen wir noch.

    »Was? Ein Kaniiinchen!? Und es spriiiicht?«, fragt ihr nun.

    Ja, kann ich da nur sagen. Ich spreche. Mit euch. Na und?

    Und ihr reißt die Augen auf. »Was ist das hier, ein Määäärchen?«

    Nein. Das hier ist kein Märchen. Es ist eine Geschichte, die rein gar nichts mit einem Märchen zu tun hat, ja? Wir sind hier alle total real. Und eigentlich geht’s in dieser Geschichte auch gar nicht um mich, sondern um meinen besten Freund.

    Aber fangen wir vorne an.

    Mein bester Freund heißt Andrea. Oder Andi, wie ich ihn nenne, klingt irgendwie … besser, finde ich. Und nur, falls ihr wieder fragt, nein, Andi ist kein Kaninchen, sondern ein Mensch. Ist doch nicht so schwer zu kapieren, oder? Langsam macht’s klick, wa?

    Jedenfalls: Andi kann einen Kumpel gut gebrauchen, darum bin ich auch bei ihm eingezogen. Ich kümmere mich um ihn und passe auf, dass er nicht durchdreht. Und hey, wenn der Junge mal jemanden zum Vollquatschen braucht, bin ich da. Ich kann nur leider nicht antworten.

    Wie es das Schicksal nun mal will, kann ich mit Andi nicht einfach so locker sprechen wie mit euch jetzt. Ich kann mich ihm nur mitteilen, indem ich irgendwelche … Kaninchendinge tue. Oder sie lasse. Nicht ganz so einfach, auf diese Art ein echter Freund zu sein, das kann ich euch sagen. Nur gut, dass ich so süß aussehe. Zumindest jetzt noch, bin nicht mehr der Jüngste, leider.

    Aber er ist auch nicht anspruchsvoll. Es reicht meistens, Andi einfach nur mit meinen Kaninchenaugen anzusehen und ein bisschen an ihm zu schnüffeln. Schon geht’s ihm besser.

    Ja, er ist echt okay, der Kleine … werdet ihr ja sehen. Auch wenn er ein kleines bisschen spinnt. Aber wer tut das nicht, frage ich? Wer tut das nicht?

    Hier kommt jedenfalls unsere Geschichte.

    Und sie geht los bei uns zu Hause.

    In einem Karton …

    EINS

    Im Karton

    Herausgefunden, dass ich verrückt bin, habe ich, als Papas neue Gitarre kam. Es war ein Riesenkarton. Keine Ahnung, wieso, vielleicht hatten sie im Versandhaus gerade keinen kleineren zur Hand. Papa freute sich schon die ganze Woche auf seine Gitarre. Obwohl er gar nicht spielen konnte. Es war eine Fender Telecaster. Er packte sie aus und hielt sie hoch und kniff ein Auge zusammen, während er prüfte, ob der Hals auch gerade war. Er war richtig rot im Gesicht. Ganz aufgeregt.

    Ich sah nur den Karton. Irgendwas zog mich zu ihm hin. Er hatte genau die richtige Größe für mich. Papa klimperte auf der Gitarre herum, zwei, drei Töne, immer wieder. Er hörte überhaupt nicht mehr auf.

    »Gute Gitarre«, hörte ich ihn sagen. Und dann Pling Plang Plong. Pling Plang Plong. Plinnnnng Plannnnng Plooooonnnng. Da kann man beim Zuhören schon mal müde werden. Ich legte den Karton auf die Seite und ging auf die Knie. Streckte meinen Arm hinein. Es fühlte sich für mich warm an, wie ein Frühstücksbrötchen frisch aus dem Ofen. Als Nächstes steckte ich meinen Kopf in den Karton. Es roch gut. Muffig, ein bisschen nach feuchtem Papier, aber gut. Und schließlich kroch ich ganz in den Karton. Zog meine Knie an die Brust und schloss die Augen. Ich hatte mich noch nie so wohlgefühlt.

    Da wusste ich, dass ich verrückt bin.

    Pling Plang Plong, hörte ich Papa. Pling Plang Ploing. Und dann irgendwann, Tock, wurde die Gitarre abgestellt.

    »Andrea?«, hörte ich Papa durch den Karton. »Was … machst du da drinnen?«

    Aber ich antwortete nicht. Ich wollte überhaupt nie mehr sprechen. Alles, was ich wollte, war, so liegen zu bleiben. Für immer. Es war einfach zu perfekt.

    Irgendwann bin ich natürlich doch wieder rausgekommen. Man hat ja noch ein Leben zu leben. Aber nur ungern. Und die Kiste wollte ich behalten. Papa sah mich komisch an. Sehr komisch. Aber er sagte: »Okay. Behalte die Kiste.« Jetzt steht sie in meinem Zimmer. Verrückt oder nicht, sie tut mir einfach gut.

    * * *

    Ich schließe unsere Wohnungstüre auf und rufe »Hallo!« in den Flur. Das mache ich jeden Tag, obwohl ich genau weiß, dass Papa nicht da ist. Aber erstens: Es könnte ein Einbrecher in der Wohnung sein, und ich will ihm genug Zeit geben, durchs Fenster abzuhauen, und zweitens: Maikel. Kaninchen erschrecken sich schnell mal. Und er wäre nicht das erste Kaninchen, das einen Herzinfarkt bekommt, einfach nur, weil jemand zu plötzlich in den Raum kommt.

    Ich stelle meine Schultasche auf die Garderobenkommode. Sie muss genau gerade stehen, das überprüfe ich auch noch ein-, zweimal. Dann sehe ich in jedem Raum nach, ob ein Fenster offen ist. Nichts wäre schlimmer als ein Einbrecher, der erst nach einer Stunde plötzlich hinter irgendeinem Schrank hervorspringt und »Hahaaa!« schreit. Da würde nicht nur Maikel einen Herzinfarkt bekommen.

    Dann endlich kann ich in mein Zimmer gehen. Ohne Hektik, jeder Schritt im gleichen Rhythmus. Nichts hassen Kaninchen mehr als aufplatzende Türen, reinstampfende Leute und laute Stimmen. Nur vielleicht einen Habicht, der sich von oben auf ihren Käfig fallen lässt und mit dem Schnabel über die Gitterstäbe rattert. Aber das ist ja wohl hier drinnen unrealistisch.

    »Lebst du noch?«, sage ich in mein Zimmer hinein. Nur ein winziges Rascheln unter dem Heu in seinem Klorollenhaus ist zu erahnen. Das reicht. Ich weiß, dass er da drin ist und dass er nicht tot ist. Wenn er mag, kann er rauskommen, ich lasse die Käfigtür immer auf. Aber er kommt selten raus, wenn ich nicht da bin.

    Direkt neben dem Käfig liegt mein Karton auf der Seite. Braun und ein bisschen verbeult. Schon ihn nur zu sehen, beruhigt mich irgendwie. Mein Herzschlag wird langsamer, ich muss gähnen, ich strecke mich noch mal und dann krieche ich hinein. Ich denke überhaupt nicht drüber nach. Sofort spüre ich die Wärme, die einfach irgendwie von selbst hier drin ist. Ich rolle mich zusammen und bleibe so. Das Gefühl, nichts machen zu müssen, in dieser Wärme zu liegen und die engen Wände zu ahnen, das ist das Tollste auf der Welt. Ich fühle mich nicht beengt. Wenn ich wollte, könnte ich mich einfach ausstrecken, und der Karton würde sich ausbeulen und irgendwann aufreißen. Das ist das Schöne an dieser Enge, ich kann sie genießen, aber wenn es zu viel wird, habe ich alles unter Kontrolle. Sollte jeder mal ausprobieren. Also jeder, der verrückt ist.

    Ich bleibe einfach liegen. Und atme. Und atme. Und atme. Und mein Atem wird das Lauteste auf der Welt, er ist überall. Und irgendwann spüre ich ein kleines Kitzeln am Fuß, durch die Socke durch. Maikel kommt mich besuchen. Er zwängt sich durch bis zu meinem Gesicht und dort kuschelt er sich an mich. Ich spüre seinen Bauch wackeln, weil er so schnell atmet. Ich rieche ihn, er riecht nach Heu. Und wir beide verbringen die tollsten Minuten des Tages zusammen und müssen dafür nicht mal etwas tun.

    Nach einer Weile spüre ich, dass es genug ist.

    »Lass uns wieder rausgehen«, flüstere ich. Und Maikel zwängt sich hinaus, als ob er genau versteht, was ich sage. Und ich krieche auch raus und die Luft in meinem Zimmer ist auf einmal frisch und kühl an meinen Wangen. Ich atme durch und grinse. Mein Akku ist wieder voll.

    Die Zwiebel

    Papa ist ein Karnivore. Das heißt Fleischfresser. Also eigentlich heißt das bei Menschen Omnivore, Allesfresser. Er isst meistens im Krankenhaus, da kann er so viel Fleisch in sich reindrücken, wie er will, interessiert mich nicht. Nur wenn er Frühschicht hat, einmal die Woche, kochen wir abends zusammen. Und dann natürlich vegetarisch. Ich suche meistens raus, was es geben soll, das dauert oft den ganzen Vormittag. In der Schule denke ich an solchen Tagen die ganze Zeit über Essen nach. Ich kann gar nicht anders: Es ist Gruppenarbeit oder der Lehrer erzählt irgendwas und meine Gedanken wandern automatisch davon ins Nudelland. Oder in die Omelettehöhlen. Oder auf den Pestoberg. Ich liebe Essen. Wenn ich dann irgendwann weiß, was es am Abend geben soll, schicke ich Papa meinen Beschluss per WhatsApp, und er kauft noch schnell ein, bevor er nach Hause kommt. Papa ist nicht so ein guter Koch. Ich vermute, meistens muss er im Internet nachsehen, wie man zum Beispiel Tortellini macht, und er kauft dann einfach alles, was in der Rezeptliste steht. Also wirklich alles. Darum haben wir auch acht Packungen Salz zu Hause oder drei Packungen Hartweizengrieß und siebzehn Eier. Egal. Wenn ich in der Schule darüber nachdenke, was es zu essen geben soll, berücksichtige ich meistens auch, was schon in unserem Kühlschrank und in den Schränken ist. So gleicht es sich dann aus und wir müssen nichts wegwerfen. Heute gibt es jedenfalls Kartoffelsuppe mit Lauch. Die hatten wir schon ein paarmal und wir fanden sie beide immer gut.

    Papa holt sich ein Bier aus dem Kühlschrank, während ich den Einkaufskorb ausräume.

    »Wir haben doch schon Öl hier«, sage ich.

    Papa nickt nur und prostet mir zu.

    »Und Zwiebeln auch«, sage ich.

    Papa nickt noch mal, stellt die Flasche weg und bindet sich seine Schürze um. Ich mache das Radio an. Bei uns läuft immer Radio eins, wenn wir kochen. Manchmal, wenn wir beide gut gelaunt sind und die Musik passt, tanzen wir sogar. Und rühren und schnippeln im Rhythmus. Aber jetzt laufen gerade die Nachrichten.

    »Was soll ich machen?«, fragt Papa. Ich drücke ihm den Schäler in die Hand und den Kartoffelsack. Papa muss immer die langweiligen Sachen machen. Den interessanten Kram verkackt er nämlich in der Regel und dann gibt es im schlimmsten Fall am Ende einfach nur Brot mit Käse.

    Ich röste Sesamsamen in der Pfanne an. Unser Kartoffelsuppenrezept hat einen asiatischen Touch. Sesam und Currypulver und auch ein bisschen Sojasoße. Hat Papa alles brav noch mal eingekauft.

    Ich liebe es, Nüsse oder Samen in der Pfanne zu rösten. Man muss genau den richtigen Moment erwischen, sonst bringt es gar nichts. Aber wenn man sie so weit hat, dass sie genau kurz vor dem Anbrennen sind, dann riecht die ganze Küche auf einmal einfach nur gut. Ich schwenke die Pfanne hin und her, und am meisten liebe ich das Geräusch, wenn die Samen dabei trocken über den Pfannenboden rollen.

    »Bist du so weit?«, frage ich, während ich den Sesam in eine Schüssel fülle. Es kommt keine Antwort.

    »Papa!«

    »Was?«

    Ich drehe mich um. Papa sitzt immer noch vor seiner ersten Kartoffel. Er schält bestimmt schon die dritte Schicht herunter, und er macht einen Buckel dabei, sodass er aussieht wie ein alter Opa. Als er meinen Blick sieht, legt er die Kartoffel weg und räuspert sich.

    »Ich muss mit dir reden«, sagt er.

    Okay, was kommt jetzt?

    Papa streckt seinen Rücken und macht sich wieder groß.

    »Wir haben hier so viel Platz!« Er macht mit dem Arm einen Bogen, als ob wir in einer Palasthalle wären und nicht in unserer Küche. »Wir haben mindestens zwei Zimmer zu viel.«

    »Du meinst, Mamas Zimmer?«

    »Mama wohnt hier nicht mehr«, sagt Papa knapp.

    Ich hole mir ein Messer und eine Zwiebel und ziehe die Schale ab.

    »Es ist so … ich hab im Krankenhaus eine Familie, die Hilfe braucht.«

    Ich sage nichts.

    »Eine Frau und ihre Tochter. Sie ist so alt wie du, also die Tochter.« Ich höre, dass er lächelt, auch wenn ich nicht hinsehe. »Es geht ihnen wirklich nicht gut. Sie wissen nicht, wo sie im Moment wohnen können.«

    Es macht Tack, als ich die Zwiebel in der Mitte durchschneide. Und dann Tack tack tack, als ich sie in Scheiben schneide, und tacktacktacktack, als ich sie in Würfel hacke.

    »Andrea, kannst du bitte kurz aufhören?«

    Ich lege das Messer weg.

    »Ich habe den beiden angeboten, für eine Weile bei uns einzuziehen«, sagt Papa. »Ich hoffe, das ist für dich in Ordnung.«

    Mein Gesicht hängt genau über der Zwiebel und Tränen steigen mir in die Augen. Todeszwiebel, ey.

    »Klar«, sage ich.

    Papa atmet aus. Pfffffffh. Wie ein Roboter, dem man den Stecker gezogen hat.

    »Wann?«,

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