Schnee in Angeln: Weißes Pulver, Muck und ein Reetdachschaden
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Über dieses E-Book
Hans-Erhard Henningsen
Wenn man wie ich schon vor dem zweiten Weltkrieg geboren wurde ist man alt genug um den Versuch zu unternehmen, einige Lebensweisheiten von sich zu geben, erlebt hat man dann gewiss genug, um aus der Erfahrung und der Erinnerung zu schöpfen.
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Buchvorschau
Schnee in Angeln - Hans-Erhard Henningsen
Viele der Namen, der Örtlichkeiten oder der Ereignisse sind bei
der ersten Nennung im Text kursiv geschrieben. Diese sind real,
sie waren es zumindest zum Zeitpunkt der ersten
Manuskripterstellung im Jahr 2009.
Heute, im Jahr 2021, hat sich gewiss Einiges geändert.
Alles was darüber hinaus geschrieben wurde ist reine Wahrheit,
es kann aber auch, wie in jedem Roman, erstunken und erlogen sein.
Inhaltsverzeichnis
In Angeln
Fiete Mehlbüddel
Unewatt
Ganz besondere Pflanzen, und besonders viel Geld
Die Mühle Renata
Das Feuerwehrfest
Petermanns Busreisen
Das D/S Albatros in Damp
Erntekontrolle
Fietes Ausflug
Schleppertrecken in Koppelheck
Peter Manns Fahrtenplanung
Etwas reift an den Schnüren
Nach Flensburg
Fiete Mehlbüddels eigene Tour
Der Kapitänsweg
Hansens Brauerei
Durch die Innenstadt
Die Höfe, die Rote Straße, der Rum und der Zucker
Ein weiß-roter Turm
Sonwik
Inzwischen
Etwas Geschichtliches
Der nächste Schritt
Plop
Eine Brauerei-Besichtigung
In dunkler Nacht
Kater Carlo
Ein fremdes Gericht
Blätterstaub
Das Mittagessen
Die Angelner Dampfeisenbahn
Völlerei
Pause und Erholung
Ein Senior und die Wurstachse
Plausch im Reisebus
Arbeit mit ›Schnee‹
Viel Bargeld
Die Bürgermeister
Ein Weltwunder
Tante Maaß
Terminabsprache
In Maasholm
Rettungskreuzer Nis Randers
Vorbereitungen
Der Tag X
Ein Bürgermeister
Dampferrennen
Wat nu?
Deponien
Technische Defekte
Falsche Töne
Ein Fest auf Gut Munkberg
Weitere Deponien
Ein Landschaftsmuseum
Sieseby
Eine Pressekonferenz
Fahndung
Soko Mettwurst
Fahrzeugkontrolle
Die Schlinge zieht sich zu
Der Befund
Kumpel und richtige Freunde
Der Prozess
Ein versöhnlicher Abschluss
Rezept Angler Muck:
???
In Angeln
Angeln ist eine Landschaft, um die uns viele andere Menschen beneiden. Angeln ist nicht so platt wie die Nordseeküste, und auch nicht so anstrengend steil wie der Wurmberg im Harz, die Landschaft ist nicht so schroff wie die Alpen oder andere Hochgebirge.
Angeln, das sind sanfte Hügel, um die sich schmale Landstraßen dritter und letzter Ordnung winden. Im Frühjahr ist jedes zweite Feld gelb vom Raps, unterbrochen nur von den vielen Knicks, die unter Naturschutz stehen.
Angeln ist nicht so trocken wie die Wüste Gobi oder die Sahara. An vielen Stellen schlängeln sich Bäche oder Flüsschen Richtung Ostsee oder Schlei, und auch manche Tümpel, Teiche oder kleine Seen, laden zur Rast ein.
Wer es etwas frischer haben möchte dringt zum Wasser vor, und findet seine Erholung an den Stränden der Flensburger Innenförde, dies mit Blick auf das gefühlt in Steinwurf-Entfernung liegende Ufer des Königreiches Dänemark.
Weiter entlang an den vielen Stränden der Außenförde geht es dann von Holnis über Langballig und Habernis bis zur Geltinger Bucht. Um das Naturschutzgebiet Birk herum weiter, von dort bis nach Falshöft und Kronsgaard, und schließlich bis nach Schleimünde.
Wer Augen und Seele noch nicht befriedigt hat, kann jetzt zu Fuß, per Rad, oder mit dem Boot die gut 40 Kilometer lange Tour bis nach Schleswig machen, über die Schlei hinauf bis zu der nachgebauten Wikingersiedlung von Haithabu.
Unterwegs wird er, wie es neudeutsch heißt, ein Highlight nach dem anderen genießen und in sich aufnehmen.
Die alte Fischersiedlung Maasholm, die Stadt Kappeln mit der Klappbrücke, Arnis, Deutschlands kleinsten Ort mit Stadtrecht, das Fachwerkdorf Sieseby, Lindaunis mit seiner markanten Eisenbahnbrücke und noch vieles, vieles mehr.
In dieser gesegneten Landschaft, die der liebe Gott an einem besonders glücklichen Tag erschaffen hat, ist Friedrich Melby zu Hause, Friedrich Melby, den alle, die ihn kennen, nur Fiete Mehlbüddel nennen.
Fiete Mehlbüddel
Fiete ist wie eine knorrige Eiche. Die Haut vom Wind und von der Sonne gegerbt, die tellergroßen Hände von einem langen Arbeitsleben geprägt, sie sind schwielig und können zupacken. Wenn man Fiete die Hand gibt, legt man sie in einen Schraubstock.
Auf sein Äußeres legt Fiete keinen besonderen Wert, das hat er nie getan, vielleicht blieb er deshalb auch unverheiratet.
In seiner Jugend soll er mal was mit einer jungen Frau aus Norderbrarup gehabt haben, aber die war verheiratet mit einem Großbauern aus Havetoft, und der kam dahinter. Mächtig sollen sich die beiden geprügelt haben, das war in Süderbrarup auf dem Brarupmarkt, gleich hinter einer Pferdewurstbude.
Übrigens Brarupmarkt, dazu muss ich gleich mal etwas einfügen. Brarupmarkt ist für die Leute in Angeln, was der Karneval für die Rheinländer ist, er ist die fünfte Jahreszeit.
Eröffnet wird das Spektakel durch den Bürgermeister von Süderbrarup, der aus dem Anlass einen Preußischen Dreipfünder abfeuert. Das Fest geht an Freitagen und an Sonnabenden mit richterlich bestätigter Ausnahme-Genehmigung bis drei Uhr in der Nacht, an den anderen Tagen wird in den Festzelten bis zwei Uhr in der Nacht getanzt; viele Tausend Besucher kommen immer an den fünf Tagen der Veranstaltung. Höhepunkt ist am Brarupmontag das Festessen Brarup Beef, ein Gericht aus Hacksteak mit Zwiebeln, Kartoffeln, Gemüse und Salat. Früher wurde dieser Tag als Hochzeitsmarkt genutzt, immerhin findet heute noch parallel ein Pferdemarkt statt, ist doch auch was, oder?
Zurück zu Fietes Prügelei.
Die Wurstbude soll reichlich Schaden genommen haben, als einer der Streithähne mit Karacho über den Verkaufstresen flog.
Obwohl Brarupmarkt in jedem Jahr stattfindet und als Angelns größtes Volksfest gilt, hat man Fiete seit diesem Ereignis auf dem Festplatz nicht mehr gesehen. Auf Feuerwehrfesten in seinem Dorf ist Fiete aber immer gerne zu Gast. Obwohl er nicht dafür bekannt ist ein Trinker zu sein, so liebt er aber doch seinen Angler Muck über alles, und den genießt er dann, und von seinem Standvermögen können sich auch die jungen Männer im Dorf noch etwas abschneiden.
Fietes Dorf, wo das ist, wie das heißt?
Das Dorf heißt Klein-Wurzbyfeld, es liegt zwischen Munkbergsolt und Eberdorf, fast genau in der Mitte von Angeln, hier wohnt Fiete also, und er ist gut 60 Jahre alt.
Hier in Klein-Wurzbyfeld bewohnt er eine alte Reetdachkate, die er zusammen mit fast einem halben Hektar Land von seinem Vater geerbt hat. Viel Geld würden Stadtmenschen, etwa aus Hamburg oder aus Berlin, Fiete für Haus und Grund geben, herrlich und in Freuden könnte er mit dem Erlös bis ans Ende seiner Tage leben, aber er gibt seinen Besitz nicht her.
Sein Vater, der als Meierist in der Buttermühle von Unewatt beim Butterhändler gearbeitet hat, hatte den Besitz selbst einst von seiner Mutter ererbt, und die von ihrem Vater, so war das Haus schon mehrere Generationen im Familienbesitz, und so sollte es auch bleiben.
Unewatt
Gelegentlich besucht Fiete eben diese historische Buttermühle, in der sein Vater jahrzehntelang gearbeitet hat, er besucht sie immer am Mühlentag, der in Schleswig-Holstein einmal jährlich begangen wird.
Dann wird die alte Buttermühle, die nun zum Landschaftsmuseum Unewatt gehört, in Betrieb genommen, und vor den Augen der Zuschauer wird mit Hilfe von Wasserkraft nach alter Art gebuttert. Die Besucher können von der frischen Butter dann auch kaufen, oder ein Glas garantiert reiner Buttermilch vor Ort genießen.
Fiete verbindet solchen Ausflug, den er mit seinem mehr als 60 Jahre alten Moped unternimmt (NSU - Quickly) dann auch mit einem Besuch der Windmühle Fortuna und der alten Christiansenscheune.
Wer wie er sein Leben lang auf dem Land gearbeitet hat, den lässt eine so schöne Präsentation alter Gerätschaften nicht kalt, da muss er hin, jedes Jahr einmal.
Zum krönenden Abschluss gönnt sich Fiete dann eine Pause im Gasthaus Unewatt
So ganz passt er in seinen Cordhosen hier zwar nicht rein, aber da er zu diesem Anlass auf die Gummistiefel verzichtet, und auch die dänischen Holzschuhe zu Hause in seiner Kate geblieben sind, geht das schon.
Der Wirt kennt ihn, duzt ihn zwar nicht, aber Fiete genießt es schon, wenn ihn mal jemand mit „Guten Tag Herr Melby anspricht, und nicht mit „Fiete
oder mit „Moin Mehlbüddel".
Zu Fietes geistiger Leistungsfähigkeit muss noch etwas gesagt werden. Schulisch ist da wohl nie viel gewesen. Wissenschaftlich würde man wohl formulieren, dass da ein ›Intellektuelles Defizit‹ vorhanden ist, seine Nachbarn würden auf eine entsprechende Frage wohl antworten: „Fiete ist doof," aber da liegen sie ganz falsch, denn Fiete ist an vielen Dingen interessiert. An Landmaschinen, an Seefahrt, an gutem Essen und Trinken, an der Freiwilligen Feuerwehr, und besonders an alten Treckern.
Gleichwohl liegt der eine oder der andere Nachbar bei der Einschätzung von Fietes geistiger Kapazität nicht völlig daneben, denn sonst wäre nicht passiert, was passiert ist, und damit beginnt die Geschichte eigentlich erst, und das war so:
Ganz besondere Pflanzen, und besonders viel Geld
Zu den wenigen Anverwandten und guten Bekannten die unser Fiete hat, gehört der Sohn eines Vetters, der heißt Ole Hansen, ist so um die 30 Jahre alt, und wohnt im dänischen Faaborg.
Mit diesem Ole