Parker nimmt die Crasher hoch: Butler Parker 236 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Auf den ersten Blick machten die beiden Besucher einen durchaus seriösen Eindruck. Sie trugen sandfarbene Popelinemäntel, deren Kragen sie wegen der herbstlichen Witterung hochgeschlagen hatten. Der ältere von ihnen schien über 50 zu sein. Das Auffallendste an ihm war die Nase von beeindruckendem Ausmaß. Sie hatte die Form einer Tomate und verlieh seinem Gesicht clownhafte Züge. Sein Begleiter war etwa 20 Jahre jünger und besaß einen sorgfältig gestutzten Backenbart. Beim Sprechen sah man einen goldblitzenden Schneidezahn. »Zwei Herren vom Inkassobüro Peterson bitten höflich um die Erlaubnis, Mylady sprechen zu dürfen«, meldete Butler Parker seiner Herrin, die gerade ihre Teestunde mit einem Glas Sherry beschloß. »Jagen Sie die Kerle zum Teufel, Mister Parker!« fauchte die ältere Dame. »Und sagen Sie ihnen, sie könnten sich weitere Mahnungen sparen. Ich zahle keinen Penny!« Mit einer höflichen Verbeugung wandte sich der Butler zum Gehen, um Myladys Besuchern Bescheid zu überbringen, doch auf halbem Weg wurde er zurückgerufen. »Ich habe es mir anders überlegt, Mister Parker, verkündete die Hausherrin. »Lassen Sie die Burschen herein. Ich werde ihnen die passende Antwort erteilen.« »Sie haben auch unsere zweite Mahnung mißachtet, Mylady«, begann der Clownnasige, sobald Parker ihn und seinen Begleiter in den Salon geführt hatte. »Deshalb sind wir gekommen, um die achthundert Pfund persönlich einzutreiben.«
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Butler Parker
– 236 –
Parker nimmt die Crasher hoch
Günter Dönges
Auf den ersten Blick machten die beiden Besucher einen durchaus seriösen Eindruck. Sie trugen sandfarbene Popelinemäntel, deren Kragen sie wegen der herbstlichen Witterung hochgeschlagen hatten.
Der ältere von ihnen schien über 50 zu sein. Das Auffallendste an ihm war die Nase von beeindruckendem Ausmaß. Sie hatte die Form einer Tomate und verlieh seinem Gesicht clownhafte Züge. Sein Begleiter war etwa 20 Jahre jünger und besaß einen sorgfältig gestutzten Backenbart. Beim Sprechen sah man einen goldblitzenden Schneidezahn.
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»Jagen Sie die Kerle zum Teufel, Mister Parker!« fauchte die ältere Dame. »Und sagen Sie ihnen, sie könnten sich weitere Mahnungen sparen. Ich zahle keinen Penny!«
Mit einer höflichen Verbeugung wandte sich der Butler zum Gehen, um Myladys Besuchern Bescheid zu überbringen, doch auf halbem Weg wurde er zurückgerufen.
»Ich habe es mir anders überlegt, Mister Parker, verkündete die Hausherrin. »Lassen Sie die Burschen herein. Ich werde ihnen die passende Antwort erteilen.«
»Sie haben auch unsere zweite Mahnung mißachtet, Mylady«, begann der Clownnasige, sobald Parker ihn und seinen Begleiter in den Salon geführt hatte. »Deshalb sind wir gekommen, um die achthundert Pfund persönlich einzutreiben.«
»Ich denke nicht daran, auch nur einen Penny zu zahlen!« wurde Lady Simpson ärgerlich. »Diese lächerliche Beule war ja nicht der Rede wert. Und sagen Sie Ihrem Mister Meterson ...«
»Peterson«, korrigierte der Mann.
»Nichts anderes habe ich gesagt«, behauptete Mylady. »Also unterbrechen Sie mich nicht! Ihrem Mister Keterton können Sie ausrichten: Wenn er mich nicht ab sofort in Ruhe läßt, werde ich ihn verklagen.«
»Vielleicht sollten Sie es sich doch noch mal überlegen, Mylady«, meinte ihr Gegenüber und setzte ein herablassendes Grinsen auf. »Wenn Sie das Geld nicht bar im Haus haben – wir nehmen auch Schecks.«
»Ich denke nicht daran!« wiederholte die ältere Dame.
»Sie denken nicht daran?« fragte der Mann lauernd. »Was sagst du dazu, Mick?« Wie unabsichtlich stieß er mit dem Ellenbogen gegen die kostbare, altchinesische Vase auf Myladys prachtvoller Barockkommode. Klirrend landete das edle Stück auf dem Fußboden und zersprang in tausend Scherben.
»Sind Sie wahnsinnig?« fuhr Agatha Simpson auf.
»Pat ist nur etwas tolpatschig, Mylady«, meldete sich der jüngere Mann zu Wort. »Am besten rücken Sie sofort die Kohlen raus, damit wir gehen können. Sonst passieren ihm vielleicht noch mehr Mißgeschicke.«
»Das werde ich zu verhindern wissen«, drohte Mylady. Ächzend schwang sie ihre beeindruckende Körperfülle aus dem Sessel und nahte wie eine zürnende Furie.
Pat jaulte auf wie ein getretener Hund, als er eine der berüchtigten Ohrfeigen bekam. Benommen torkelte er zur Seite und rieb wimmernd seine Wange, die sich farblich immer mehr seiner Nase anglich.
Tolpatschig, wie er offenbar wirklich war, trat er im nächsten Moment auf die Reste der chinesischen Vase. Die Scherben brachten ihm aber alles andere als Glück. Auf dem spiegelblanken Parkettboden rutschten sie wie Bananenschalen unter seinen Füßen weg und brachten ihn endgültig aus dem Gleichgewicht.
Pat jammerte noch mal auf, als er sich mit dem Hosenboden mitten in die Porzellansplitter setzte. Da er aber gleichzeitig mit dem Hinterkopf gegen die Kommode schlug, war dieses Jammern seine vorerst letzte Äußerung.
Dafür fühlte sich sein jüngerer Kollege zu Aktivitäten aufgerufen. Doch es erging ihm nicht viel besser. Als er sich mit wütendem Gebrüll auf Mylady stürzen wollte, plazierte Parker seelenruhig das Silbertablett, das er gerade in der Hand hielt, auf seinem Schädel.
Auf der Stelle vergaß der Besucher seine unfreundlichen Absichten und sank vor der Hausherrin auf die Knie, als wollte er sie um Verzeihung bitten. Anschließend streckte er sich mit einem tiefen Seufzer gleich neben Pat auf dem Boden aus.
»Möglicherweise sollte man Mister Peterson auf die mangelhaften Umgangsformen seiner Bediensteten hinweisen«, schlug Parker vor.
»Natürlich werde ich mich beschweren«, stimmte Agatha Simpson ihm zu. »Aber unabhängig davon werden die Kerle mir den Schaden ersetzen, den sie hier angerichtet haben.«
Unter den kritischen Blicken seiner Herrin mußte Parker die bewußtlosen Männer durchsuchen. Personalpapiere hatte keiner bei sich. Dafür fanden sich in Pats Brieftasche immerhin knapp fünfhundert Pfund, die Lady Simpson als Anzahlung für die zertrümmerte Vase betrachtete und wegsteckte.
Anschließend schleppte Parker die Besucher nach draußen und setzte sie auf die Stufen vor der Haustür. Minuten später wurde draußen ein Automotor gestartet. Bertrand Petersons Geldeintreiber waren verschwunden.
*
Die Straße, an der das Inkassobüro Peterson lag, zählte nicht gerade zu den feinsten Adressen in London. Das zweistöckige Haus im Baustil der Jahrhundertwende machte einen heruntergekommenen Eindruck. Von der Fassade bröckelte der Putz. Das Firmenschild war kaum noch zu entziffern.
Gemächlich ließ Parker sein hochbeiniges Monstrum am Straßenrand ausrollen. Früher hatte der schwarze Kasten brav seinen Dienst als Taxi getan. Parker hatte das schwerfällig wirkende Gefährt jedoch zu einem technischen Wunderwerk aufgerüstet, das bei Freund und Feind als »Trickkiste auf Rädern« galt.
Mit einer formvollendeten Verbeugung öffnete der Butler den Wagenschlag und war seiner Herrin beim Aussteigen behilflich. Josuah Parker war ein Mann unbestimmbaren Alters und wenig mehr als mittelgroßer Statur.
Bekleidet war er mit einem steifen, schwarzen Covercoat. Der schwarze Bowler und der altväterlich gebundene Regenschirm am angewinkelten Unterarm vervollständigten seinen Aufzug, der an einen hochherrschaftlichen Butler aus längst vergangenen Zeiten denken ließ.
Seine Herrin stand schon weit in den Sechzigern. Sie trug ein derbes Tweedkostüm von nicht gerade modischem Schnitt und rustikale Schnürschuhe. Auf ihrem Haupt thronte ein undefinierbares Gebilde, das sie hartnäckig als »Hut« titulierte, obwohl es eher einem mißratenen Napfkuchen glich.
Zu erwähnen wäre noch ein perlenbestickter Pompadour von nicht gerade damenhaftem Format an Myladys muskulösem Handgelenk. Dieser Beutel, den Mylady ebenso überraschend wie erfolgreich einzusetzen wußte, enthielt ihren sogenannten Glücksbringer, ein Pferdehufeisen, das von einem stämmigen Brauereigaul stammte.
Gemessenen Schrittes geleitete Parker seine Herrin durch den schmuddeligen Flur und öffnete die Tür mit der Aufschrift »Anmeldung«. Die beiden Männer, die es sich mit den Füßen auf den Schreibtischen bequem gemacht hatten, fuhren wie elektrisiert in die Höhe, als sie sahen, wer da ihre vormittägliche Ruhe störte.
Pat und Mick schienen die Lektion vom Vorabend schon wieder vergessen zu haben, denn beide warfen sich, wie aufgeschreckte Wachhunde den Ankömmlingen entgegen. Seelenruhig faßte der Butler seinen schwarzen Universal-Regenschirm am Griff und hielt dem anstürmenden Pat die bleigefüllte Spitze entgegen.
Der Angreifer schnappte nach Luft und verdrehte die Augen, als er das unerwartete Hindernis in seiner Magengrube spürte. Wie ein Taschenmesser klappte er in der Hüfte ein und ließ sich stöhnend zur Seite fallen.
Dadurch kam er allerdings seinem Kollegen Mick in die Quere, der gerade mit bloßen Fäusten auf Mylady losgehen wollte. Mick absolvierte einen eindrucksvollen Salto, der allerdings den sauberen Abgang vermissen ließ. Sein Bemühen, nach dieser turnerischen Vorführung wieder auf die Beine und ins Gleichgewicht zu kommen, endete kläglich. Daran hatte allerdings die resolute Dame nicht unbeträchtlichen Anteil.
Mit kaum hörbarem Zischen durchschnitten lederne Tragriemen die Luft, als Lady Agatha ihren Pompadour auf die Reise schickte. Unbeirrbar suchte sich der perlenbestickte Beutel sein Ziel.
Mit heiserem Aufschrei quittierte Mick den Empfang der Überraschung. Reflexartig riß er die Arme hoch und faßte nach der Stelle an seinem Hinterkopf, wo sich die Umrisse von Lady Agathas