Parker jagt die Hundefänger: Butler Parker 233 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Lady Agatha befand sich in gehobener Stimmung. Sie hatte den Supermarkt im westlichen Stadtteil von London gerade verlassen und freute sich intensiv über ihren einmalig günstigen Kauf. Nach dem Studium einschlägiger Anzeigen in den Morgenblättern war sie zusammen mit Butler Parker hierhergefahren, um besonders günstige Angebote zu nutzen. Sie hatte Thunfischkonserven erstanden, dann einen ungewöhnlich preiswerten Sherry und fast holzfreies Schreibmaschinenpapier. Hinzu kamen noch sensationell günstige Haushaltszwiebeln, Quarkspeisen aller Art und Waschmittel. Der Einkaufswagen, der von Butler Parker in würdevoller Haltung geschoben wurde, war übervoll. »Hoffentlich haben Sie wieder mal dazugelernt, Mister Parker«, dozierte die große, majestätisch wirkende Dame, die das sechzigste Lebensjahr längst überschritten hatte. »Im richtigen Einkauf liegt der wahre Segen.« »Mylady sind und bleiben stets ein Vorbild, das man nur als leuchtend bezeichnen kann und muß«, lautete die Antwort des Butlers, den nichts zu erschüttern vermochte. »Ich habe eben wenigstens ein gutes Pfund gespart, Mister Parker«, redete sie munter weiter, »und das ist erst der Anfang.« »Mylady beabsichtigen, weitere Supermärkte aufzusuchen?« »Selbstverständlich, Mister Parker«, erwiderte die ältere, immens reiche, aber auch ungemein sparsame Dame. »Ich werde alle Vororte abfahren. Ich habe mir eine genaue Liste gemacht.« »Mylady sind an besonderen Spezialitäten interessiert?« Parkers Stimme paßte genau zu seinem Aussehen.
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Parker jagt die Hundefänger - Günter Dönges
Butler Parker
– 233 –
Parker jagt die Hundefänger
Günter Dönges
Lady Agatha befand sich in gehobener Stimmung.
Sie hatte den Supermarkt im westlichen Stadtteil von London gerade verlassen und freute sich intensiv über ihren einmalig günstigen Kauf. Nach dem Studium einschlägiger Anzeigen in den Morgenblättern war sie zusammen mit Butler Parker hierhergefahren, um besonders günstige Angebote zu nutzen. Sie hatte Thunfischkonserven erstanden, dann einen ungewöhnlich preiswerten Sherry und fast holzfreies Schreibmaschinenpapier. Hinzu kamen noch sensationell günstige Haushaltszwiebeln, Quarkspeisen aller Art und Waschmittel. Der Einkaufswagen, der von Butler Parker in würdevoller Haltung geschoben wurde, war übervoll.
»Hoffentlich haben Sie wieder mal dazugelernt, Mister Parker«, dozierte die große, majestätisch wirkende Dame, die das sechzigste Lebensjahr längst überschritten hatte. »Im richtigen Einkauf liegt der wahre Segen.«
»Mylady sind und bleiben stets ein Vorbild, das man nur als leuchtend bezeichnen kann und muß«, lautete die Antwort des Butlers, den nichts zu erschüttern vermochte.
»Ich habe eben wenigstens ein gutes Pfund gespart, Mister Parker«, redete sie munter weiter, »und das ist erst der Anfang.«
»Mylady beabsichtigen, weitere Supermärkte aufzusuchen?«
»Selbstverständlich, Mister Parker«, erwiderte die ältere, immens reiche, aber auch ungemein sparsame Dame. »Ich werde alle Vororte abfahren. Ich habe mir eine genaue Liste gemacht.«
»Mylady sind an besonderen Spezialitäten interessiert?« Parkers Stimme paßte genau zu seinem Aussehen. Sie war würdevoll und gemessen. Er kannte die Kaufwut seiner Herrin, wenn es um Sonderangebote ging.
»Ich denke, ich werde japanische Farbfilme kaufen, Mister Parker.«
»Mylady haben die Absicht, in Zukunft zu fotografieren?«
»Das kann ich jetzt noch nicht sagen«, meinte sie unwirsch, »aber die Filme sind sehr preiswert, sie sind fast geschenkt. Wie das Hunde- und Katzenfutter.«
»Mylady halten momentan kein Haustier«, erinnerte der Butler diskret. Man näherte sich dem hochbeinigen Privatwagen Parkers, der auf dem Parkplatz stand.
»Was nicht ist, Mister Parker, kann durchaus noch werden«, deutete sie an. »Hat man erst mal das Futter, dann wird sich auch ein Hund oder eine Katze finden. Haben wir übrigens noch ausreichend Filterpapier für die Kaffeemaschine?«
»Mylady werden damit bis zum übernächsten Jahr reichen«, sagte Parker, ohne eine Miene zu verziehen. »Mylady kauften Filtertüten erst in der vergangenen Woche.«
»Was man hat, das hat man«, machte sie klar, »und dabei denke ich besonders an Videokassetten. Sie werden einem heute förmlich nachgeschmissen und...«
Sie unterbrach sich. Man hatte Parkers Wagen erreicht, der neben einem kleinen Kastenlieferwagen stand. Mylady zog die buschigen Augenbrauen hoch und nahm den Kopf herum.
»Hören Sie das auch, Mister Parker, was ich höre?« fragte sie dann streng.
»Es dürfte sich um das Jaulen eines sicher nicht großen Hundes handeln, Mylady.«
»Dieses Jaulen kommt aus dem Kastenaufbau, nicht wahr?« Sie trat näher an den Lieferwagen heran.
»Das eingeschlossene Tier scheint sich zu langweilen, Mylady.«
»Wie auch immer, Mister Parker. Es ist eine Unverschämtheit, ein Tier derart einzusperren.«
»Meine bescheidene Wenigkeit möchte sich erlauben, Myladys Ansicht zu teilen.« Parker war das Urbild eines hochherrschaftlichen Butlers. Er trug zur gestreiften Hose einen schwarzen Zweireiher, einen Eckkragen und eine schwarze Krawatte. Auf seinem Kopf saß eine schwarze Melone.
»Wahrscheinlich erstickt das arme Tier bereits, Mister Parker. Ich werde sofort etwas dagegen unternehmen.«
»Wenn es erlaubt ist, wird man einen kurzen und prüfenden Blick ins Wageninnere werfen, Mylady.« Während Parker noch sprach, ging er nach vorn zum Fahrerhaus, doch es war unmöglich, in den kleinen Kastenaufbau zu sehen. Die Trennwand hinter den Vordersitzen war ohne Sichtfenster nach hinten.
»Nun, Mister Parker, was sehe ich?« wollte Mylady wissen. Sie stand inzwischen dicht hinter dem Butler.
»Mylady sind leider nicht in der Lage, Sichtkontakt aufnehmen zu können.«
Das klägliche Jaulen im Kastenaufbau war inzwischen nicht nur lauter, es war auch vielstimmiger geworden. Dazwischen war Bellen in mehreren Stimmlagen zu vernehmen.«
»Da scheint man ja eine ganze Managerie festzuhalten, Mister Parker«, entrüstete sich die ältere Dame. »Ich werde dagegen sofort etwas unternehmen.«
»Haben Mylady besondere Vorstellungen?« wollte der Butler wissen.
»Besorgen Sie mir eine Brechstange«, verlangte sie. »Ich werde dann sehen, ob die Tür verschlossen ist.«
»’nen Dreck werden Sie tun«, war umgehend eine heisere Stimme zu hören. Dann legte sich eine Hand auf die linke Schulter der Lady Agatha, ein Kontakt, den sie überhaupt nicht schätzte.
Mylady reagierte umgehend!
*
Der Mann, der sich leichtsinnigerweise plump-vertraulich gab, mochte etwa fünfunddreißig Jahre zählen. Er war mittelgroß, breitschultrig und machte einen handfesten Eindruck. Er hatte ein gedunsenes Gesicht und besaß den Charme einer zerbeulten Gießkanne.
Dieser wirklich bemerkenswerte Mann übertönte mit seinem Aufschrei das Jaulen und Bellen der Tiere im Kastenwagen. Agatha Simpson hatte nämlich kraftvoll und gezielt zugetreten und sein linkes Schienbein in Schwingungen versetzt. Der Mann riß das mißhandelte Bein hoch und tanzte auf dem vorerst noch gesunden.
»Wagen Sie es nicht noch mal, eine wehrlose Frau anzugreifen, Sie Lümmel«, donnerte Mylady. Da ihre Stimme baritonal gefärbt war, trug sie weit.
»Sie werden mit Sicherheit das Gleichgewicht verlieren«, prophezeite Butler Parker in seiner höflichen Art und ... benutzte den bleigefüllten Bambusgriff seines Schirmes, um dem Stöhnenden das Standbein unter dem Körper wegzuziehen.
Der Asphaltbelag des Parkplatzes vibrierte deutlich, als der Untersetzte sich niederließ.
»Was soll denn das?« fragte die passionierte Detektivin in Richtung Mann und schüttelte den Kopf. »Wie können Sie es wagen, sich in Gegenwart einer Dame niederzulegen?«
»Darf man Ihnen eine hilfreiche Hand leihen?« Parker beugte sich über den Untersetzten, der sich eindeutig das Steißbein geprellt hatte. Der Mann blickte den Butler ausgesprochen tückisch an und schnappte nach der hilfreichen Hand, erreichte sie jedoch nicht. Parker hatte sie schnell wieder zurückgezogen und wartete auf den wirklichen Angriff, der nicht lange auf sich warten ließ.
Der Mann versuchte wütend, ihn mit dem rechten Bein zu erreichen. Er winkelte es seitlich ab und trat nach dem Butler. Lady Agatha mißverstand das gründlich und setzte ihren perlenbestickten Pompadour ein. In diesem zierlich zu nennenden Handbeutel, wie ihn die Damen um die Jahrhundertwende trugen, befand sich der sogenannte Glücksbringer der älteren Dame. Dabei handelte es sich um ein Hufeisen, das von einem stämmigen Brauereipferd stammte.
Dieser Glücksbringer setzte sich auf die rechte Schulter des Mannes. Man hörte das diskrete Knirschen gestauchter Knochenpartien. Der Untersetzte stieß einen gedehnten Seufzer aus und streckte sich dann flach auf dem Asphalt.
»Er hätte Sie umgebracht, Mister Parker«, übertrieb die Detektivin. »Ich mußte zu Ihrem Schutz eingreifen.«
»Meine Wenigkeit ist Mylady zu tiefstem Dank verpflichtet«, übertrieb der Butler seinerseits. Dann kümmerte er sich um den Schlafenden und beugte sich über ihn. Seine schwarz behandschuhten Hände glitten schnell und prüfend über den Jeansanzug des Mannes und entwickelten dabei die Fähigkeiten eines Taschendiebes. Innerhalb weniger Augenblicke befand sich Josuah Parker im Besitz der Wagenschlüssel.
»Ein kleines Unwohlsein«, sagte er dann zu einigen neugierigen Parkplatzbesuchern. »Herzlichen Dank für Ihre Anteilnahme, meine Herrschaften. Falls Sie unbedingt darauf bestehen, wird man die angebotene Hilfe gern in Anspruch nehmen.«
Die Neugierigen hatten es plötzlich recht eilig, den Schauplatz des Geschehens zu verlassen. Sie eilten mehr oder weniger schnell zu ihren Wagen und kümmerten sich nicht weiter um den Untersetzten, den Parker ein wenig aufgerichtet und gegen das Vorderrad des Kastenwagens gesetzt hatte.
»Ein unsympathisches Subjekt«, stellte Lady Agatha fest. »Ich denke, ich hätte etwas fester zuschlagen sollen, Mister Parker.«
»Er dürfte sich an Mylady mit Sicherheit noch für längere Zeit erinnern«, meinte der Butler, der nun ungestört und unbeobachtet agieren konnte. Die neugierigen Zuschauer waren verschwunden. Parker benutzte den Schlüssel, um erst mal die Tür zum Kastenaufbau zu öffnen.