Golf für Junggebliebene
Von Helmut Luft
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Über dieses E-Book
Das behauptet der leidenschaftliche Golfer und Mediziner Helmut Luft. Und wenn man sein Buch durchgelesen hat, mag man kaum widersprechen: Neben zahlreichen praktischen Aspekten, wie man die Anforderungen des Spiels mit seinem individuellen Leistungsvermögen in Einklang bringt, verdeutlicht der Autor auch wie wichtig Wissen und Erfahrung für eine erfolgreiche Runde sein können. Denn es ist weithin bekannt (siehe auch die drei im Copress Verlag erschienenen Titel von Bob Rotella), dass
vor allem im kurzen Spiel meist psychische Faktoren entscheidend sind. Nachdem Luft plausibel erläutert, wie lebenslanges Lernen auch unseren (Golf)Schwung beflügelt und Langsamkeit durchaus ein Segen sein kann, gelangen wir gegen Ende des überaus unterhaltsamen aber stets informativen Buchs zur Überzeugung, dass Golf tatsächlich nicht nur jung hält, sondern auch "klug und weise" macht.
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Buchvorschau
Golf für Junggebliebene - Helmut Luft
Kapitel 1
Midlifecrisis – was kommt danach?
Die Midlifecrisis um 50 mit ihrem Hochgefühl geht leider vorbei, und danach wird das Leben schwieriger. Je früher man sich darauf vorbereitet, desto besser ist es. Auch Golfspieler werden älter und bekommen Probleme, die je nach Spielstärke unterschiedlich sind und andere Lösungen erfordern. Zwei Spielertypen markieren als Beispiele die Enden eines Spektrums, in dem es viele Zwischenstufen gibt.
Welcher Spielertyp braucht welchen Rat?
Beim Älterwerden scheidet sich die Spreu vom Weizen. Der eine Typ sind die naturbegabten ernsthaften Golfspieler, die in allen Turnieren und bei Mannschaften mitspielen, bei dem beliebten Scramble die Tigers stellen, die Fairplayer im ersten Buch des Autors (Luft 2011). Sie haben oft ein einstelliges Handicap oder streben es an, ihr Drive fliegt locker noch 180 Meter oder mehr, sie kommen meist in regulation aufs Grün und putten sicher. Ihr Maßstab ist das Brutto-Ergebnis. Mit folgenden Merkmalen gehören Sie noch zu den Bruttospielern:
•Sie haben seit Jahren ein stabiles Handicap von 18 oder weniger.
•Sie müssen vor dem Schlag über Ihre Technik nicht groß nachdenken und sind ziemlich sicher, dass Ihr Ball ungefähr dort landen wird, wohin Sie ihn haben wollen.
•Ihre Probleme sind, dass Ihre Drives und Fairway-Schläge kürzer werden, sodass Sie auf langen Par-4-Löchern mit dem zweiten Schlag nicht mehr sicher das Green erreichen, ob Ihr Approach nah genug an der Fahne liegt oder noch mehr als ein Putt nötig wird.
•Sie finden es blamabel, wenn Ihr Putt aus weniger als 3–4 Metern nicht fällt.
Die technischen Ratschläge dieses Buchs sind deshalb für Sie kaum nötig. Was Sie brauchen, ist die Ermutigung trotz Älterwerdens beim Golf zu bleiben. Die Gefahr besteht für Sie darin, an ihrem Ehrgeiz zu scheitern und das Golfspielen ganz aufzugeben, wenn Sie Ihren hohen Maßstäben nicht mehr perfekt gerecht werden, das Handicap ansteigt und Sie z. B. für Mannschaften nicht mehr nominiert werden. Sie können durch dieses Buch eventuell andere Motivationen finden, weiter Golf zu spielen und sich damit die gute Wirkung von Golf auf Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden erhalten.
Bruttospieler brauchen und finden in diesem Buch einiges jenseits der Technik und der Scores, das ihnen hilft, mit sich und ihrem Älterwerden beim Golf und überhaupt besser zurechtzukommen.
Nettospieler, der Gegentyp, sind genauso echte und begeisterte Golfspieler, ihre Möglichkeiten und ihre Spielstärke sind aber begrenzt. Sie sind eventuell auch schon stärker von den Auswirkungen des Älterwerdens betroffen. An dem erwähnten Scramble nehmen sie als Rabbits teil und in meinem ersten Buch werden sie als Roughplayer bezeichnet.
•Sie haben nie ein Handicap unter 20 erreicht oder es nicht halten können.
•Ihr Handicap steigt unaufhaltsam an und Sie finden kein Gegenmittel.
•Ihre langen Schläge werden jedes Jahr kürzer, und beim Versuch das zu ändern, misslingen sie völlig. Der Drive erreicht oft nicht mehr das Fairway, sondern bleibt im Rough davor hängen.
•Zwischen einem Golfschlag und einem Rouletteeinsatz besteht für Sie kein wesentlicher Unterschied, beides ist Glückssache. Sie sind unsicher geworden, ob Sie den richtigen Schläger haben, ob Sie den Ball wieder von außen oder endlich von innen oder überhaupt nicht treffen werden, und ob er nach links, nach rechts oder gar nicht fliegen wird.
•Sie wissen nie, wo der Ball landen wird, sind aber öfter überzeugt, dass er dorthin gehen wird, wo sie ihn nicht haben wollen, in den Bunker, ins Wasserhindernis oder ins Aus.
•Sie halten viele Schläge für katastrophal schlecht, denken nach dem Treffmoment »wo geht der bloß hin, o Gott, entsetzlich« oder ähnliches, auch wenn er dann wirklich gut oder sehr gut ist.
Wenn Sie sich in dieser Schilderung wiedererkennen, dann gehören Sie zu den Nettospielern, denen ein solches Buch in allen Bereichen sehr helfen kann. Wie Sie mit Ihrem nachlassenden Körper besser umgehen, Ihre Technik den unausweichlichen körperlichen Behinderungen anpassen, sich psychisch besser auf das Nicht-mehrso-Jungsein einstimmen, sich motivieren lernen und Vieles mehr. Wenn Sie es sorgfältig lesen und Einiges davon umsetzen können, dann könnten Sie vielleicht noch zu einem Bruttospieler werden.
Beispiel: Runde eines junggebliebenen Nettospielers
Er fühlt sich noch relativ jung und spielt mit Freuden die Wettspiele mit. Aber es läuft nicht mehr so wie früher. Der Drive erreicht oft nicht mehr das Fairway, und wenn er mal weiter ist, liegt er tief im Wald. Der nächste Schlag darf auf keinen Fall in den Fairwaybunker. Na ja, ist er aber. Der vierte Schlag muss über eine Brücke zwischen zwei Bunkern angespielt werden, weil der Pitch von 80 Metern carry im Flug aufs erhöhte Grün schon lange nicht mehr gelingt. Er verzieht in den linken Grünbunker, den er zitternd betritt, weil die Vorderwand oben, über Kopfhöhe, weit überhängt. Der erste Schlag rollt ihm wieder vor die Füße, der zweite, sehr gut getroffen, fliegt weit übers Grün. Verdrossen muss er das Loch streichen.
Aber dann wird es besser, denn die Illusion, heute souverän zu gewinnen ist ihm schon vergangen. Ist der Score erst ruiniert, spielt es sich ganz ungeniert (frei nach Wilhelm Busch). Schön demütig spielt er weiter und es läuft recht gut, es folgen Bogies und an einem Dreierloch ein Par. Aber Dreiputts sind auch dabei und irgendwann kommt leider noch ein Waterloo: Der getoppte Approach ist in den rechten Greenbunker gerollt, zehn Meter vor der Fahne. Mit einem gekonnten Horrorsocket befördert er den Ball in den andern Greenbunker links, und die Putts fallen dann auch nicht. Er kämpft mit sich, ob es eine 8 war und noch einen Punkt bringt. Du denkst wohl: gut verzählt ist halb gewonnen, murmelt Freund Peter und schreibt ungerührt eine 9 auf. Alles ist Frust und Ärger und auch moralisch kommt er sich minderwertig vor. Er ist heute der Letzte und beim Überreichen des Bubi-Preises hört er das mitleidige Seufzen seiner Freunde und das kaum unterdrückte höhnische Lachen seiner Rivalen.
So ist es nicht immer, aber gelegentlich schon. Wenn Sie gut drauf sind, mit Freunden statt Rivalen spielen und auf Privatrunden ohne den Druck des Scores, spielen Sie freier und besser. Auch gibt es zwischen diesen Extremen den durchschnittlichen Normalspieler, der dem einen oder anderen der Extremtypen näher steht oder zwischen diesen schwankt. Stecken Sie die Scham weg, lernen Sie über sich selbst zu lachen und lesen Sie mit Vergnügen dieses Buch. Dann werden Sie aus dem Fairwaybunker 100 Meter den Ball an die Fahne legen – und wenn nicht siehe unten.
Kapitel 2
Die Zumutungen des Älterwerdens
Jung bleiben wir leider nicht auf Dauer und nicht von selbst. Wir sind, wie jedes Lebewesen, von der Evolution auf Verfall programmiert und unterliegen den Nachteilen des biologischen Alterns. Richtig alt werden bekanntlich nur die andern, aber spätestens nach der Midlifecrisis treten auch bei uns Haarausfall, Zahnverluste, Sehverschlechterung und Schwerhörigkeit auf, die jedoch durch Brille, Zahnersatz und Hörgeräte gut ausgleichbar sind. Noch können wir uns darüber lustig machen.
Bis es ernst wird und man das Altern richtig merkt, ist man heutzutage 75 oder 80. Früher waren es zehn bis 20 Jahre früher. Im Dritten Alter zwischen 60 und 80 lassen die körperlichen und geistigen Leistungen oft unbemerkt jedoch stetig oder in Schüben nach. Der Bewegungsapparat von Muskeln, Bändern und Gelenken verliert seine Elastizität und trocknet aus. Der Körper schrumpft, wir werden um Zentimeter kleiner. Die Muskeln werden schlaffer. Die Muskelmasse lässt schon ab 50 um ein bis zwei Prozent pro Jahr nach, ab 60 um drei Prozent. Kraft und Ausdauer nehmen dementsprechend ab. Ermüdung tritt früher ein und wird schnell zur Erschöpfung, die Erholung dauert länger. Die Herzleistung wird schwächer, der Körper bekommt weniger Sauerstoff. Man wird kurzatmig, die Gehstrecke wird kürzer, man muss stehenbleiben oder sich setzen. Die inneren Organe werden schlechter durchblutet und arbeiten langsamer, Blutzucker und Blutfette steigen an. Der Stoffwechsel wird träge, die Entgiftung verzögert sich. Arteriosklerose und Hochdruck machen sich bemerkbar.
Die Gehirnfunktionen lassen ebenfalls nach, die Leitgeschwindigkeit der Nerven verlangsamt sich. Das Uhrwerk des Körpers läuft nicht mehr reibungslos, es knirscht und stockt. Die Präzision geht verloren. Der Tastsinn und der Gleichgewichtssinn werden unsicher, die zentrale Steuerung und Koordination von Bewegungen gelingt nicht mehr recht, der Gang wird unbeholfen und schleppend, man verliert leicht die Balance und neigt zu Stürzen. Alles wird umständlich und langsam. Man kann nicht mehr zwei Dinge gleichzeitig tun, z. B. beim Gehen konzentriert nachdenken sondern bleibt stehen, wenn man nach etwas gefragt wird. Schuhe, Strümpfe, Mantel kann man schließlich nicht mehr ohne Hilfe anziehen, Kopf und Rumpf kann man nur noch gemeinsam drehen, man hat Mühe im Auto in den Rückspiegel zu schauen. Wir haben »lange Leitung« und werden vergesslich. Manche verändern sich auch als Person, werden schwierig oder depressiv.
Das alles führt zu Behinderungen, die früher oder später erst lästig und dann zur Zumutung werden. Im Vierten Alter, das bei den meisten über 75 oder 80 beginnt, tritt im Umgang mit dem Körper ein Machtwechsel ein, der Körper wird vom willigen Diener zum absoluten Herrn, der unsere Lebensführung bestimmt. Wir können nicht mehr einfach tun, was wir möchten, sondern nur noch das, was der Körper erlaubt. Die Witze vergehen einem, eher angebracht sind elegische Seufzer wie ›Ach wie bald, ach wie bald, schwinden Schönheit und Gestalt‹. Wir leiden unter all den Zumutungen des Alterns und reagieren darauf, und zwar oft falsch. Eine der folgenschwersten Fehlentscheidungen ist, Golf vorzeitig aufzugeben.
Genau besehen wird das Älterwerden bewirkt durch ein Stirb und Werde der Körperzellen, das schon mit der Geburt beginnt. Wir stellen uns den Körper zwar gern als etwas Festes vor, wie aus Stein oder Marmor, aber in Wirklichkeit gilt »Alles fließt« (Heraklit) auch für den Menschen. Wir sind zu 60–80 Prozent Wasser, ein unaufhörlich fließender Organismus. In jeder Sekunde haben unvorstellbar viele Körperzellen aller Organe ihre Aufgabe erfüllt, sterben ab, werden entsorgt und durch neue ersetzt. Das ist unsere Natur, aber es wird erst beim Älterwerden bemerkbar. In der Jugend überwiegt das Wachstum, aber schon ab dem dritten Jahrzehnt überwiegt bei bestimmten Organen der Untergang und immer mehr Funktionen gehen langsam aber sicher verloren. So liegt z. B. der Höhepunkt der Hormonproduktion bei Mitte zwanzig. Das menschliche Leben ist wie ein Tag, bei dem sich schon mittags mit der Midlifecrisis die Wende zum Alter ankündigt.
Erschwerungen des Golfspiels
Nach den jugendlichen Höhepunkten um 30 gehen die für das Golfen wichtigen Körperfunktionen nach und nach unweigerlich verloren und machen sich auf der Runde störend bemerkbar. Die Schönheit und Gestalt auch des Golfschwungs schwindet dahin. In der Midlifecrisis um 50 lebt alles noch einmal auf, aber im Dritten und Vierten Alter kommt es zunehmend zu ausgeprägten Erschwerungen und Behinderungen im Alltag und beim Golf, wenn auch in persönlich sehr unterschiedlichem Ausmaß.
Die Schwungkraft, das Tempo und die Treffsicherheit lassen nach, der Schwung und die gesamte Spielweise sind nicht mehr das, was sie bisher waren.
Die Gelenke haben für den Golfschwung Schlüsselpositionen. Arthrosen der Fingergelenke führen zu Teilversteifungen und erschweren den Griff. Aktivierte Arthrosen, Entzündungen von Knie- und Hüftgelenken können das Gehen, den Stand und den Schwung zeitweise ganz verhindern. Da die Schmerzen oft plötzlich und unvorhergesehen einschießen, verfällt man in die Schreckstarre wie der Schiläufer vor dem vereisten Hohlweg, oder verfällt in einen übervorsichtigen Angstgang.
Schmerzen sind die Geißel des Alters und haben oft sehr komplexe Gründe, lassen sich aber durch Anpassungen oft lange ausgleichen und meist gut behandeln. Oft verschwinden sie auch nach einiger Zeit wieder von selbst. Wenn das aber nicht gelingt und die Odyssee zu Ärzten und Methoden erfolglos blieb, ist Schmerz ein häufiger Grund, Golf ganz aufzugeben.
Die Veränderungen der Knochen, Muskeln, Bänder und Gelenke führen unweigerlich zum Schrumpfen des Körpers und einem kleineren Radius des Schwungs. Zudem wird der Golfschwung steif und unbeholfen, die Schnellkraft wird geringer.
Das alles zieht die Peinlichkeit schwacher, kraftloser, zu kurzer Schläge nach sich. Die langen Schläge werden von Jahr zu Jahr kürzer, der gewohnte 180-Meter-Drive geht nur noch, wenn man grade mal besonders gut drauf ist, und die Fairwayschläge sind wegen bemühter Anstrengung oft getopt oder verzogen. Wenn der Ball einmal weiter fliegt als man sehen kann, dann liegt es vermutlich daran, dass unsere Sehweite wegen grauen oder grünen Stars abgenommen hat.
Die Verlängerung der Nerven-Leitgeschwindigkeit führt zur körperlichen und psychischen Verlangsamung. Die Rotationsgeschwindigkeit beim Golfschwung eines 50-Jährigen ist nur noch halb so groß wie die eines 20-Jährigen. Man wird unbeholfen, umständlich und langsam.
Den richtigen Schläger aus dem Bag zu nehmen ist eine zeitraubende und nervige Angelegenheit. Man kann sich nicht mehr gut bücken und den Ball nicht ohne Hilfe aus dem Loch holen. Sich hinknien und wieder aufrichten geht gar nicht mehr. Die Koordinationsleistungen wie das Ansprechen und der exakte Schwung sind erschwert, man kann die Bälle oft nicht mehr genau treffen. Das kurze Spiel wird unberechenbar und kann durch den häufigen Alterssocket bei Pitch und Chip oder den Yips beim Putten leicht zur Katastrophe werden.
Das Schwinden von Kraft und Ausdauer führt dazu, dass man nach einer vollen Golfrunde tagelang Schonung braucht. Die Schwäche von Herz und Kreislauf erlauben uns nicht mehr, eine Runde von 18 Loch zu Fuß zu gehen. Das war doch früher eine selbstverständliche Leistung, auf die wir stolz waren, und auf Gäste herabblickten, die nicht mithalten konnten. Jetzt bleiben wir selbst hinter dem Flight zurück, sind kurzatmig, quälen uns bis zur nächsten Bank und müssen bergauf stehen bleiben.
Die schwächer werdende Herzleistung kann nicht mehr genug Sauerstoff durch die verstopften Leitungssysteme pumpen. Der Körper versucht in Notsituationen ohne Sauerstoff auszukommen, indem er auf einen anaeroben (ohne Sauerstoff) Modus umschaltet. Besonders bei langen Runden in großer Hitze können Herz-und Kreislaufkomplikationen auftreten.
Das alles bringt Erschwerungen des Golfspiels, das im Vierten Alter, wenn man dem nicht vorbeugt, nach und nach Merkmale des Behindertensports annimmt. Aus manchem stolzen Golfer mit aufrechtem Gang und erhobenem Kopf (außer nach Sockets) wird am Ende ein gebückt dahinschlurfender Greis. Nicht bei allen, denn es lässt sich auch verhindern, ausgleichen und hinauszögern und wir sollten es möglichst erst gar nicht soweit kommen lassen. Spätestens wenn der Abschlag nicht mehr das Fairway erreicht, sollten die Alarmglocken klingeln und man sollte energisch gegensteuern. Wir müssen uns gegen den stetigen Strom des körperlichen Verfalls beständig wehren, aber in gewissem Umfang können wir das auch und haben dann gute Aussichten auf Erfolge. Es ist wie das Spiel zwischen dem Hasen und dem Igel Altern, der immer schon mit einem neuen Alterssymptom da ist, aber anders als im Märchen haben wir, gerade weil wir Golf spielen, gute Chancen den Verfall noch lange aufhalten zu können.
Es kommt dem Jungbleiben sehr zugute, wenn wir noch so lange wie möglich an Wettspielen mit Freude teilnehmen können. Dazu könnte man die Erschwerungen, vor allem die Gehbehinderung und den Distanzverlust der Drives, durch Erleichterungen etwas ausgleichen, um – wenigstens noch für eine Weile – ein nicht völlig chancenloses Mitspielen zu ermöglichen.
Biologische Risiko-Stufen
Weil wir das Altwerden nicht fühlen und auch gar nicht fühlen wollen, brauchen wir eine Orientierung, wie wir unser Verhalten speziell auch beim Golfspiel sinnvoll dem tatsächlichen biologischen Zustand unseres nun einmal älterwerdenden Körpers anpassen und Schäden vermeiden können. Die biologische Einstufung kann nur grob orientierend nach Jahren erfolgen, denn altersbedingte Einschränkungen können bei manchen schon lange vor der Zeit beginnen und andere bleiben bis ins sehr hohe Alter weitgehend davon verschont.
In Jugend und Erwachsenenleben bis zu etwa 60 Jahren können wir das Golfspiel mit all seinen Freuden voll genießen. Die Motive Ehrgeiz, Rivalität, Freude am Kampf und Siegeswillen dürfen und sollen voll ausgelebt werden. Ehrgeiz und Rivalität geben den nötigen Antrieb. Die Ziele niedrigeres Handicap, Gewinn von Turnieren und Teilnahme an Mannschaftsspielen sind sehr erstrebenswert und meist auch mehr oder weniger gut realisierbar. Der Berufs- und Aufstiegskampf setzt sich beim Golf auf spielerische Weise fort. Das Erreichen von Zielen und die Erfolge bringen beim Golf Befriedigung wie sonst weniges im Leben.
Man kann und soll auf dieser Stufe sich voll fordern, und die Steigerung von Leistung, Kraft und Ausdauer anstreben. Dabei kann man volles Risiko eingehen, und soll die Bequemlichkeitsgrenze betont überwinden, um mindestens einmal am Tag den Puls z. B. auf den optimalen Fitness-Trainingspuls von 180 minus Lebensalter plus/minus 10 Schläge, hochzutreiben und kräftig ins Schwitzen zu kommen. In diesem Abschnitt des Lebens ist die körperliche und geistige Spannkraft vorhanden, um auch die Kollateralfreuden des Golf, das gesellige Leben, andere Plätze, Golfreisen und die vielen weiteren Quellen der Lebensfreude, die sich rund um Golf bieten, voll auskosten zu können. Das wird bei den beruflichen und privaten Spannungen dieser Lebensepoche, dem Kampf um Aufstieg und Anerkennung, leicht vergessen, ist aber genau der richtige Ausgleich.
Die mittlere Gruppe der 60- bis 80-Jährigen muss ihr Risiko begrenzen. Es sind junge Ältere und sie sind überwiegend noch jung genug, um intensiv trainieren und hohe Leistungen bringen zu können. Ihr Körper ist aber biologisch im Dritten Alter und hat bei den meisten schon bestimmte Krankheiten und Behinderungen entwickelt, die man noch kaum bemerkt und auch nicht wahrhaben will. Man muss sich aber dafür interessieren und sich bewusst um seinen Fitness- und Gesundheitszustand kümmern. Es ist Zeit für Vorsorgeuntersuchungen und ärztliche Überwachung. Meist ist auch Behandlung nötig. Die körperlichen Schäden und Risikofaktoren müssen bekannt sein und der Rat des Arztes muss beachtet werden. Es gehört zu den häufigsten unbewussten Selbstschädigungen, dass man das unterlässt, weil man die Illusion »Mir kann nichts passieren« noch nicht überwunden hat. Diese Vogel-Strauß-Politik