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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 736: Tödlicher Stahl
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 736: Tödlicher Stahl
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 736: Tödlicher Stahl
eBook103 Seiten1 Stunde

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 736: Tödlicher Stahl

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Über dieses E-Book

Der Grieche wich zurück, in der linken Hand ein Messer, in der Rechten den Degen. Schweiß strömte über sein Gesicht und tropfte von den Enden seines Sichelbartes. Sein vorher graues Gesicht war rot verfärbt. In den schwarzen Augen glitzerte unverhüllte Mordlust. Ein blitzschneller Ausfall der Roten Korsarin, ein fast noch schnellerer Hieb nach rechts, kurz und knapp aus dem Handgelenk, und schon flog das Messer davon. Und in der linken Hand des Griechen klaffte eine tiefe Wunde. Er jaulte den Himmel an und glich in diesem Moment wirklich einem Köter. Doch dann verstummte das Jaulen abrupt, als die Rote Korsarin wieder angriff...
SpracheDeutsch
HerausgeberPabel eBooks
Erscheinungsdatum22. Juni 2021
ISBN9783966881586
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    Buchvorschau

    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 736 - Davis J.Harbord

    1.

    Fast wäre der Grieche im Wasser von der Jolle erschlagen worden, denn er war auf sie zugeschwommen. Dann begriff er instinktiv, daß sie ihm auch im Zustand des Kielobenschwimmens eine Chance bot, sich zu retten, eine kleine Chance, aber in dieser katastrophalen Situation war sie besser als gar nichts.

    Er untertauchte die Jolle, und als er den Kopf wieder aus dem Wasser streckte, befand er sich zwischen zwei Ruderbänken und hatte ein gewölbtes Dach über sich. Da schwamm er also in einem Hohlraum, der von allen Seiten in Schulterhöhe von Wasser umschlossen war und genug Luft zum Atmen in sich barg. Er hielt sich an den Ruderbänken fest und lauschte.

    Die Geräusche waren in seltsamer Weise verzerrt, aber doch zu unterscheiden – das dumpfe Donnern der Culverinen, das Belfern der Drehbassen und das Peitschen der Musketen- und Tromblonschüsse. Und er hörte die Schreie der Kumpane, die im Wasser von Musketenkugeln getroffen wurden.

    Eine höllische Angst packte ihn, als er plötzlich daran dachte, daß es hier auch Haie gab. Waren sie nicht immer dort zur Stelle, wo Verletzte im Wasser trieben?

    Er tastete mit der rechten Hand nach unten an seine Hüfte. Ja, das zweischneidige Messer steckte noch dort. Er zog es aus der Lederscheide und behielt es in der rechten Hand. Die Panik, die in ihm hochgeschossen war, wich etwas.

    Es war finster in dem Hohlraum, der ihn einerseits beschützte, andererseits bedrückte. Er schwitzte, und er fror. Vergeblich versuchte er sich daran zu erinnern, wie das Boot gelegen hatte, als er abgetaucht war. Es fiel ihm nicht ein. Hatte der Vorsteven zum Land oder zu der kenternden Karavelle gewiesen? Verdammt, warum hatte er sich das nicht gemerkt! Es war wichtig, denn mit Wassertreten könnte er versuchen, das Boot in Richtung Strand zu treiben.

    Das scharfe, fetzende Geräusch riß ihn aus seinen Überlegungen. Etwas Heißes sauste an ihm vorbei und schlug mit einem trockenen Laut ins Holz – offenbar in die Seitenbeplankung. Aber in welche?

    Er wandte den Kopf nach rechts, und da war ein winziger Lichtstrahl, der durch ein kreisrundes Loch fiel, ein Loch, das eine Musketenkugel gestanzt hatte. Sie hatte auf der einen Seite die Beplankung durchschlagen, war an ihm vorbeigepfiffen und in der anderen Bordseite steckengeblieben.

    Wahnsinn! dachte er und stieß zischend die Luft aus. Um eine knappe Fingerbreite hatte ihn die Kugel verfehlt.

    Doch jetzt konnte er sich orientieren. Das bißchen Licht durch das Musketenloch ließ ihn erkennen, daß er sich zwischen der zweiten und der dritten Mittelducht befand, den Rücken dem Vorsteven und das Gesicht dem Heck zugewandt. Das Kugelloch war auf der Backbordseite der Jolle, etwa zwei Handbreiten über der Wasserlinie – über der jetzigen Wasserlinie, verbesserte er sich, denn die Jolle lag ja kieloben.

    Er hangelte nach Backbord, mußte sich etwas ducken und konnte jetzt durch das Loch spähen.

    Da war die See – aus diesem Blickwinkel ein bewegtes Wasser, glitzernd und funkelnd und rötlich überhaucht. Rötlich?

    Ja, rötlich. Der obere Rand der Sonne stand an der Kimm, und damit war die Lage des Bootes klar: seine Backbordseite wies nach Osten, der Vorsteven also nach Norden und die Steuerbordseite zum Land. Dort erstreckte sich der Strand der südlichen Ostseite von Eleuthera.

    Er atmete tief durch und drehte die Jolle um neunzig Grad nach Westen, so daß ihr Bug jetzt zum Strand gerichtet war. Er war ein bulliger Mann mit den Kräften eines Stiers, aber er mußte sich mächtig anstrengen, um die Jolle im Wasser herumzuhebeln.

    Noch immer krachten die Schüsse, hatten sich aber etwas nach Süden verlagert. Was dann folgte, war eine jähe, schmetternde Explosion, deren Druckwelle das Boot wie verrückt tanzen ließ. Da mußte eine Pulverkammer in die Luft geflogen sein. Die Karavelle von Einauge? Möglich.

    Der Grieche grinste hart. Wenn sich Einauge noch an Bord befunden hatte, dann war er geradewegs in die Hölle gerast – so es die gab.

    Kaum war das Tanzen der Jolle abgeklungen, stieß etwas an deren Steuerbordseite, die Jolle schaukelte, unter Wasser bewegte sich irgendwas, und plötzlich tauchte ein Kopf vor der Heckducht auf. Vom linken Ohr dieses Kopfes fehlte die Hälfte.

    Djerba!

    Sein Bootsmann spie keuchend einen Strahl Wasser aus, drehte dann den Kopf, entdeckte ihn – und seine Augen weiteten sich ungläubig. Offenbar hatte er seinen Kapitän längst aufgegeben und war überrascht, hier unter der Jolle auf ihn zu stoßen.

    „Ich bin noch nicht hinüber, knurrte der Grieche. „Wie sieht’s draußen aus?

    Draußen! Er meinte das, was sich außerhalb der Jolle befand.

    „Beschissen, erwiderte Djerba und wischte sich die triefenden Haare aus dem Gesicht. „Unsere Karavelle ist gerade gesunken. Auch die von Barca. Er schniefte. „Der Kahn von Einauge ist in die Luft geflogen – er mit. Er war noch an Bord. Diese spanischen Bastarde haben uns ganz schön den Bart versengt."

    Das war noch milde ausgedrückt.

    Sie lauschten, denn plötzlich waren keine Schüsse mehr zu hören.

    „Ob sie abziehen?" Es war mehr eine Frage, die sich der Grieche selbst gestellt hatte, aber Djerba holte Luft und tauchte weg.

    Die Jolle dümpelte unruhig.

    Der Grieche starrte zu der Stelle vor der Heckducht, wo Djerbas Kopf im Wasser verschwunden war. Ein paar Blasen blubberten dort noch hoch.

    Und wieder dachte der Grieche an jene fürchterliche Schrecksekunde – damals im Mittelmeer, als sich Djerba in den tödlichen Säbelhieb geworfen hatte, in den Säbelhieb des Malteserritters, der seinen, Nikos Dragumis’ Hals vom Kopf vermutlich getrennt hätte. Djerba hatte den Hieb abgelenkt, aber von der Säbelklinge war ihm das halbe linke Ohr abrasiert worden. Und in der linken Schulter hatte Djerba noch heute eine tiefe Narbe.

    Damals, als sie La Valetta überfallen hatten, waren es diese verdammten Malteserritter gewesen, von denen ihr Angriff abgeschlagen worden war – die einzige Niederlage, die er hatte hinnehmen müssen, seit er das Handwerk der Piraterie auf eigene Faust betrieb.

    Ja, damals hatte er noch zwei Karavellen gehabt und sich mit ihnen zurückziehen können, auch wenn der größte Teil seiner Meute bei dem Angriff draufgegangen war.

    Aber jetzt hatte er drei Karavellen verloren. Drei Karavellen! Und nichts weiter war ihm geblieben als eine kieloben treibende Jolle.

    Djerba tauchte schnaubend im Cockpit vor der Heckducht auf, spie wieder einen Wasserstrahl aus und verkündete: „Die Hunde hauen ab und törnen südostwärts in Richtung der kleinen Insel."

    „Dann laß uns den Kahn an Land treiben", sagte der Grieche verbissen.

    Sie nickten sich zu, tauchten nach außen, bewegten sich zum Heck und schoben das Boot schwimmend in Richtung des Strandes. Ringsum trieben Schiffstrümmer, sogar ein Mast, zersplittert und zerfranst, war dabei – und Tote, aber auch Verwundete, die stöhnten und jammerten oder fluchten, während sie zum rettenden Strand paddelten. Drei hingen an einer Gräting und stritten sich, denn jeder beanspruchte sie für sich. Ein paar hatten es tatsächlich geschafft, bereits zum Land zu schwimmen. Sie hockten oder lagen keuchend im Sand, keiner kümmerte sich um den anderen. Der Schock steckte ihnen in den Knochen.

    Es war eine Szenerie, wie sie trostloser nicht sein konnte.

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