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13 und andere Geschichten
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eBook151 Seiten2 Stunden

13 und andere Geschichten

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Über dieses E-Book

In dreizehn Geschichten und vier Miniaturen erzählt Freimund Pankow fiktive Episoden menschlichen und zwischenmenschlichen Erlebens. Sie erzählen von Realität und Traum, Leben und Tod, der Suche nach dem Glück, von Irrtum und Versagen. Die Mischung ernster und heiterer Geschichten ist anrührend und spannend. Der nachdenkliche Leser wird behutsam und auf verschlungenen Pfaden mit überraschenden Wendungen durch die Ereignisse geführt, wobei ihm Lösung und Deutung oft selbst überlassen bleiben.
SpracheDeutsch
HerausgeberKarina Verlag
Erscheinungsdatum4. Mai 2020
ISBN9783967993615
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    Buchvorschau

    13 und andere Geschichten - Freimund Pankow

    978-3-96799-36-15

    Dreizehn

    Der Blick zum Kalender nach dem Aufstehen ist niederschmetternd: Freitag-der-Dreizehnte! Das kann heiter werden, denn ausgerechnet heute ist mein Terminplan rappelvoll. Aber ich bin ja Gott sei Dank nicht abergläubisch. Um alles rechtzeitig zu schaffen, muss ich mich sputen. Also rasch waschen, während der Kaffee durchläuft. Beim Zähneputzen bricht meine Zahnbürste an der dünnsten Stelle durch und ich ritze mir mit dem scharfen Stumpf in die Wange. Es tut ziemlich weh und blutet ein wenig! Wenn das so weitergeht … aber ich bin ja nicht abergläubisch.

    Nach dem Waschen, das wegen der Zahnbürste nun doch länger dauerte als geplant, schmiere ich schnell Butter auf eine Scheibe Brot und überfliege während des Frühstücks die Zeitung. Platsch, da ist es passiert: Beim Umblättern habe ich übersehen, dass hinter der Zeitung mein Kaffeebecher steht, dessen Inhalt sich jetzt lustvoll über Tischdecke und Fußboden ergießt. Ein Blick zur Uhr lässt mich aufstöhnen: Schon 7 Uhr 13. Da ist sie wieder, die vermaledeite Dreizehn. Nein, das hat nichts zu bedeuten; ich bin ja wirklich nicht abergläubisch.

    Nun aber flott! Ich ziehe das Tischtuch vorsichtig herunter, wische damit notdürftig über den Fußboden und werfe es in die Waschmaschine. Danach schlüpfe ich schnell in Schuhe und Mantel, verlasse eilig das Haus und ziehe die Haustür zu. Als ich abschließen will, merke ich, dass der Schlüssel noch innen steckt. Was nun? Kann ich so früh schon den Nachbarn herausklingeln, der für solche Fälle einen Zweitschlüssel hat, oder soll ich lieber gar nicht abschließen und einen Einbruch riskieren? Einmal wird das vielleicht gehen. Ich bin spät dran und muss nun wirklich los, um nicht gleich wieder im Stau zu stecken und viel zu spät zur Arbeit zu kommen. Schließlich soll ich heute ein neues Büro im 14. Stock beziehen, das ich bis zum Publikumsverkehr am Montag nach meinen Vorstellungen eingerichtet haben muss.

    Wo habe ich jetzt nur den Autoschlüssel hingesteckt? Manteltaschen, Jacken- und Hosentaschen, er ist nirgends zu finden. Herrjeh, nun muss der Nachbar doch geweckt werden, das tut mir zwar sehr leid, ist aber nicht zu ändern. Schließlich kann er ruhig auch etwas von diesem verkorksten Freitag-dem-Dreizehnten mitbekommen.

    Glücklicherweise öffnet er ziemlich schnell. »Guten Morgen, Herr Färber, wo brennt’s denn? Ich bin auf dem Sprung, weil ich noch vor dem Hauptverkehr durchkommen möchte.«

    Ich nicke. »Ja, das will ich auch, aber ich habe mich ausgeschlossen. Können Sie mir bitte kurz meinen Hausschlüssel geben? Ich bringe ihn gleich zurück.«

    Er greift hinter sich in eine Schublade und gibt mir den Schlüssel. »Ich muss jetzt los, Sie können ihn mir ja heute Abend zurückgeben«, sagt er, schließt ab und geht zu seinem Wagen.

    »Herzlichen Dank!«, rufe ich ihm nach.

    Er hat ja so recht; auch mir brennt es unter den Füßen, wenn ich noch einigermaßen fahrend ins Büro kommen will. In aller Eile flitze ich zu meinem Haus zurück. Natürlich muss ich den Autoschlüssel suchen, weil er nicht an seinem Platz liegt. Ich hatte ihn offenbar schon in der Hand gehabt, als ich mir den Mantel anzog, denn ich finde ihn schließlich in der Hutablage des Garderobenschrankes. Sofort stürze ich aus dem Haus, schließe ab und sprinte zur Garage. Halleluja, das Auto springt nicht an! Nach mehreren vergeblichen Versuchen trommele ich vor lauter Wut aufs Lenkrad ein: Du kannst mich mal, Freitag-der-Dreizehnte! Nur gut, dass meine Frau zu Besuch bei ihren Eltern ist und dieses Chaos nicht miterleben muss.

    In den Sitz gelehnt, schließe ich die Augen und verschnaufe. Warum nur wird man immer gleich hektisch, wenn mal etwas nicht glatt läuft? Bleib ruhig, Fritz, dein Auto kann sicher nichts dafür. Wir befinden uns jetzt im Winter, da kann das schon einmal vorkommen. Es hat schließlich auch eine Seele! Allerdings zeigt das Thermometer noch plus sieben Grad an. Da sind Startschwierigkeiten schon etwas ungewöhnlich. Ich atme tief durch und versuche erneut zu starten – sofort springt der Motor an. »Dankeschön«, sage ich zu meinem Wagen und streichele liebevoll über das Armaturenbrett. »Wenigstens du leidest nicht unter diesem blöden Dreizehnten.« Manchmal möchte man ein Auto sein, das abergläubischen Prophezeiungen völlig unbeeindruckt gegenübersteht.

    In der Einfahrt merke ich – gerade noch rechtzeitig! – dass ich den Aktenkoffer im Haus vergessen habe. Und das, wo ich schon so spät dran bin! Aber es hilft nichts, ich brauche die Tasche, um mein neues Büro einrichten zu können. Also schalte ich den Motor ab in der Hoffnung, dass er anschließend wieder startet, und springe aus dem Wagen. Die Haustür lässt sich nicht aufschließen, auch das noch! Nach einer Weile und mehrfachem tiefen Luftholen wird mir klar, dass sie sich mit dem Autoschlüssel auch niemals öffnen lassen wird. Wo habe ich jetzt nur den Hausschlüssel wieder gelassen? Als er sich schließlich findet, ist mir schon fast alles gleichgültig: Abergläubisch bin ich schließlich nicht! Trotzdem hat mich dieser Dreizehnte fest im Griff, da kann man nichts machen. Es hilft nur, ruhig zu bleiben und dem Kommenden gelassen ins Auge zu schauen. Ich nehme meine Aktentasche und begebe mich in aller Ruhe ins Auto, steige wieder aus, um die Haustür noch abzuschließen, lasse den Wagen an, der wider Erwarten auch anspringt und begebe mich in matter Gleichgültigkeit in den Stau.

    Erfreulich! Vor dem Bürokomplex ist sogar ein Parkplatz frei, denn in der Eile habe ich natürlich die Schlüsselkarte für die Tiefgarage vergessen. So komme ich schließlich mit einer Verspätung von einer knappen Stunde endlich an. Das ist kein Beinbruch, rede ich mir schnell ein, denn meine vertragliche Arbeitszeit ist flexibel. Ich werde also die Zeit problemlos nachholen können, am Montag oder später – jedenfalls nicht an einem Dreizehnten! Ich grüße den Pförtner kurz und eile zum Fahrstuhl, der gerade aus der Tiefgarage hochkommt, springe eilig hinein und drücke auf die Vierzehn.

    »Geht es Ihnen nicht gut, Herr Färber?«, fragt der Herr mir gegenüber, den ich bisher gar nicht wahrgenommen hatte.

    »Ach, guten Morgen, Herr Doktor Kunze. Ich war noch ganz in Gedanken«, antworte ich. »Dieser Freitag-der-Dreizehnte treibt mich noch zur Verzweiflung; ich bitte um Entschuldigung.«

    Der Kollege sieht mich mit süßsaurem Lächeln an. »Sie sind doch nicht etwa abergläubisch?«

    Ich schüttele heftig den Kopf. »Um Gotteswillen, nein! Aber heute ist wirklich so ziemlich alles schiefgegangen, was schiefgehen konnte. Da hängt die Stimmung im Keller und man kommt schon einmal ins Grübeln«, antworte ich.

    Er nickt verständnisvoll und sagt freundlich: »Ja, solche Tage kenne ich. Das liegt aber ganz sicher nicht an Freitag-dem-Dreizehnten.« Ich schlucke.

    »Müssen Sie hier nicht aussteigen?«, fragt er plötzlich.

    Ich schrecke hoch. Erst jetzt bemerke ich, dass der Fahrstuhl angehalten hat und schaue auf die Anzeige: Vierzehnter Stock. »Tatsächlich«, erwidere ich und stelle mich zwischen die Tür, die sich eben wieder schließen will. »Ich hatte doch gerade erst die Zwölf in der Anzeige gesehen.«

    Er antwortet prompt: »Die Dreizehn gibt es ja auch nicht. Das Haus hat keine dreizehnte Etage – wegen der Abergläubischen.«

    Während die Tür sich schließt, überlege ich kurz, ob das nun vielleicht als eine Spitze gegen mich gemeint war. Dann fällt mir plötzlich ein, dass durch das Fehlen der dreizehnten Etage sich mein Büro zwar nominell in der vierzehnten, in Wirklichkeit aber doch in der dreizehnten befindet. Kein Wunder, dass heute alles schiefgegangen ist, was schiefgehen konnte. Bei meinem Weg durch den Gang suche ich an den Türen meinen Namen. Bis zur Nummer Zwölf ist er nicht aufgetaucht. Mein Büro wird doch hoffentlich nicht die Nummer dreizehn haben, schießt es mir durch den Kopf!

    Glück gehabt! An der Tür mit der Vierzehn steht ›Fritz Färber‹, mein Name. Eine Tür mit der Dreizehn gibt es nicht – sicher auch wegen der Abergläubischen, denke ich. Wieder so ein Schwindel! Mein Büro hat zwar den Namen Vierzehn, ist aber hinter der dreizehnten Tür. Wie soll ich da jemals vernünftig arbeiten können! Gut, dass ich nicht abergläubisch bin und meine Kunden hoffentlich auch nicht, wenn sie denselben Gedankengang haben sollten.

    Mein neues Büro ist schön hell und ansprechend eingerichtet. Ich ordne die mitgebrachten privaten Dinge ein und mache mich mit der Telefonanlage und dem PC vertraut. Die wenigen Stunden bis zum Büroschluss vergehen schnell, ohne dass weitere Missgeschicke mich aus dem Rhythmus bringen. Gerade als ich die Aktenmappe für die Termine am Montag zurechtlege und einige noch fehlende Papiere für die Beratungsgespräche erstelle, klopft es. Klaus schaut herein, der Kollege und Freund, mit dem ich lange Zeit ein Büro geteilt hatte.

    »Glückwunsch!«, meint er knapp und stellt mir eine Flasche Wein auf den Schreibtisch. »Du hast dich ja deutlich verbessert – und zudem bist du mich los.«

    Ich fühle mich auf den Arm genommen und antworte ärgerlich: »Rede keinen Unsinn, wir haben immer gut als Freunde zusammengearbeitet und daran wird sich auch nichts ändern! Außerdem solltest du doch ebenfalls ein neues Büro beziehen. Ich komme nachher und sehe es mir an.«

    Er schaut mich mit leicht ironischem Lächeln an. »Ja, ja, aber ich werde natürlich nicht an einem Freitag-den-Dreizehnten umziehen. Wer weiß, was dann daraus wird. Am Montag kannst du es gern besichtigen.«

    Ich lache herzhaft und wahrscheinlich zu laut: »Sieh an, du pflegst also wirklich diesen Aberglauben!«

    Er zuckt die Schultern: »Du etwa nicht? Ich hoffe für dich, dass dir nicht irgendwann eine der Lampen auf den Kopf fällt, eine Fledermausfamilie sich in deinen Akten einnistet oder ein Kunde mit dem Stuhl zusammenbricht, auf dem ich gerade sitze. Jedenfalls wünsche ich dir hier einen guten Start.«

    Während ich müde lächle und mir die geschilderten Szenarien vorzustellen versuche, verschwindet er mit kurzem Gruß wieder aus der Tür.

    Kaum habe ich mich gefasst, öffnet sich die Tür erneut und Georg schaut um die Ecke. »Hallo, mein Lieber, du bist ja schon eingerichtet, wie schön! Ich wollte dich nur an den Sponsorenlauf um dreizehn Uhr erinnern. Hoffentlich hast du deine Sportkleidung dabei.« Im nächsten Augenblick ist er eine Tür weitergerannt.

    Ich schaue zur Uhr: Mir bleiben noch gut vierzig Minuten, um mein Sportzeug zu holen, das ich natürlich in dem Durcheinander heute Morgen zu Hause vergaß. Ich kann die Betriebssportler aber jetzt nicht alleinlassen. Pro Stadionrunde fünf Euro erlaufen, da kommt es auf jeden Einzelnen von uns an. Wie sähe es wohl aus, wenn wir sechsundzwanzig Läufer nicht wenigstens einen Tausender für die Jugendhilfe erlaufen. Für meine Schusseligkeit müssten dann andere einige Runden mehr laufen. Das würde man mir nicht verzeihen. Ein Blick zur Uhr: Es ist noch zu schaffen, wenn ich jetzt nach Hause fahre und hier alles stehen und liegen lasse.

    Bei meinem Wagen finde ich erst einmal ein Knöllchen vor. Na toll, ich hatte vergessen, den Parkschein zu lösen. Ich bin wirklich nicht abergläubisch, aber ich hasse Freitage in Verbindung mit einer Dreizehn. Zu Hause muss ich nicht lange suchen, mein Sportzeug liegt in der

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