Parker macht reinen Tisch: Der exzellente Butler Parker 42 – Kriminalroman
Von Günter Dönges
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Der exzellente Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
»Da sind Sie ja endlich«, stellte der mittelgroße, schlanke Mann ungeduldig und verärgert fest, als Parker die Halle der Senioren-Residenz betrat. »Sie sollten schon vor einer Viertelstunde hier sein.« Butler Parker spürte förmlich die negative Ausstrahlung des etwa Vierzigjährigen, doch er ließ sich selbstverständlich nichts anmerken. Er lüftete überaus höflich die schwarze Melone und war bereit, sich weiter verwechseln zu lassen. Worte einer Richtigstellung ließen sich später immer noch anbringen. Sein Gegenüber war nervös und gereizt. »Sie wissen, was Sie zu tun haben?« wollte der Mann wissen. »Hat Bladster Ihnen alles erklärt?« »Ansatzweise, Sir«, gab Josuah Parker zurück. »Das müßte reichen«, redete sein Gesprächspartner weiter. »Sie haben nichts anderes zu tun, als den Zeugen zu spielen und Ihre Unterschrift unter das Testament zu setzen.« »Ein Vorgang, der vergleichsweise einfach zu sein scheint, Sir.« »Hier ist Ihr Umschlag.« Der Vierzigjährige reichte dem Butler seinen Briefumschlag, in dem sich wohl Banknoten befanden, wie Parkers Fingerspitzen sofort ertasteten. »Und Sie stehen zur Verfügung, wenn wir Sie rufen. Alles klar?«
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Parker macht reinen Tisch - Günter Dönges
Der exzellente Butler Parker
– 42 –
Parker macht reinen Tisch
Günter Dönges
»Da sind Sie ja endlich«, stellte der mittelgroße, schlanke Mann ungeduldig und verärgert fest, als Parker die Halle der Senioren-Residenz betrat. »Sie sollten schon vor einer Viertelstunde hier sein.«
Butler Parker spürte förmlich die negative Ausstrahlung des etwa Vierzigjährigen, doch er ließ sich selbstverständlich nichts anmerken. Er lüftete überaus höflich die schwarze Melone und war bereit, sich weiter verwechseln zu lassen. Worte einer Richtigstellung ließen sich später immer noch anbringen. Sein Gegenüber war nervös und gereizt.
»Sie wissen, was Sie zu tun haben?« wollte der Mann wissen. »Hat Bladster Ihnen alles erklärt?«
»Ansatzweise, Sir«, gab Josuah Parker zurück.
»Das müßte reichen«, redete sein Gesprächspartner weiter. »Sie haben nichts anderes zu tun, als den Zeugen zu spielen und Ihre Unterschrift unter das Testament zu setzen.«
»Ein Vorgang, der vergleichsweise einfach zu sein scheint, Sir.«
»Hier ist Ihr Umschlag.« Der Vierzigjährige reichte dem Butler seinen Briefumschlag, in dem sich wohl Banknoten befanden, wie Parkers Fingerspitzen sofort ertasteten. »Und Sie stehen zur Verfügung, wenn wir Sie rufen. Alles klar?«
»Ihre Hinweise lassen an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig.« Parker, optisch das Urbild eines englischen hochherrschaftlichen Butlers, deutete eine Verbeugung an.
In der Vergangenheit war Josuah Parker schon einige Male verwechselt worden, woraus sich interessante Kriminalfälle ergeben hatten. Auch jetzt und hier schien sich wieder so etwas anzudeuten. Seine Verwechslung mit einer anderen Person war eindeutig. Allein die Übergabe des Umschlags mit den Banknoten ließ da keinen Zweifel aufkommen. Parker war bereit, erst mal weiter mitzuspielen.
»Sie werden gleich nur unterschreiben und kein Wort reden«, schärfte sein Begleiter ihm noch mal ein, als sie den Fahrstuhl betraten.
»Sie können sich auf meine bescheidene Wenigkeit voll und ganz verlassen«, antwortete Josuah Parker. Man fuhr in die vierte Etage des Gebäudes, passierte einen Korridor und blieb vor einer der letzten Türen stehen. Der Begleiter gab sich augenscheinlich einen inneren Ruck, als er anklopfte.
Die Tür wurde geöffnet, und Parker sah sich einem Pfleger gegenüber, der zum Haus gehörte. Er trug eine weiße Hose und ein weißes Polohemd, musterte den Butler kurz, nickte dem Begleiter zu und führte sie dann in ein hübsch eingerichtetes Apartment.
Vor einem kleinen Schreibtisch saß ein Mann, der nach Parkers Schätzung etwa siebzig Jahre zählte. Er trug einen Morgenmantel, der ihm viel zu weit war. Der Alte schien nicht ganz bei der Sache zu sein. Er blätterte in einem Fotoalbum, blickte plötzlich hoch und lächelte Parker unsicher an.
»James, nicht wahr?« fragte er dann zögernd und irgendwie nachdenklich.
»James«, antwortete der Vierzigjährige neben dem Butler. »Er wird Ihre Unterschrift bestätigen, Mister Ruthlan. Sie wissen, Sie machen Ihr Testament.«
»Aha.« Peter Ruthlan runzelte die Stirn, um dann zögernd zu nicken.
»Und ich bin Ihr Anwalt, den Sie angerufen haben«, schaltete sich ein Mann ein, der fünfzig Jahre alt sein mochte. Er war mittelgroß, hatte eine Glatze und wirkte unappetitlich auf den Butler. Dieser Anwalt stand seitlich hinter Ruthlan und schlug eine Unterschriftenmappe auf. Er tippte sehr nachdrücklich auf ein Schriftstück.
Peter Ruthlan mußte mehrfach aufgefordert werden, seine Unterschrift zu leisten. Nachdem er es endlich geschafft hatte, befaßte er sich wieder mit dem Fotoalbum und schien jedes Interesse an dieser Zeremonie verloren zu haben.
»Jetzt Sie, James«, forderte der Vierzigjährige Butler Parker auf und deutete auf den Schreibtisch.
»Hallo, James«, grüßte der alte Mann hinter dem Schreibtisch noch mal, ohne allerdings aufzusehen.
»Hallo, Mister Ruthlan«, antwortete Parker, als er zum Schreibtisch hinüberging. Der Anwalt trat zur Seite und machte den Platz frei für die Unterschriftsleistung.
»Mit Ihrer gütigen Erlaubnis«, ließ der Butler sich vernehmen. Er griff nach dem Schriftstück und las halblaut die ersten Zeilen. Ihm war völlig klar, daß umgehend etwas passieren würde.
*
Der Vierzigjährige, der Parker gefolgt war, wollte ihm energisch das Schriftstück aus der Hand reißen. Es blieb jedoch bei diesem Versuch, denn Josuah Parker nahm den linken Ellenbogen hoch und setzte auf diese Weise den bleigefüllten Bambusgriff seines Universal-Regenschirmes auf den Unterkiefer des Mannes.
Das Resultat war frappierend.
Der Vierzigjährige flog nach hinten, verlor den Halt auf den Beinen und rauschte gegen einen Sessel, dessen Lehne ihn veranlaßte, eine Art Salto rückwärts zu schlagen. Polternd und krachend landete der Mann auf dem Boden und blieb regungslos liegen.
Der irgendwie unappetitlich wirkende Anwalt ergriff umgehend die Flucht und rannte zur Tür des Apartments, während der weißuniformierte Pfleger den Butler attackieren wollte.
Dieser Mann war stämmig, muskulös und schien sich im Nahkampf auszukennen. Er trat nach Parker, traf allerdings nur das Leere und wollte umgehend einen Fausthieb anbringen. Er nahm davon Abstand, nachdem der Butler mit dem Schirmgriff zugeschlagen hatte. Der Pfleger röchelte, verdrehte die Augen, dann den ganzen Körper und breitete sich anschließend auf dem Teppichboden aus.
Der Anwalt hatte inzwischen die Tür erreicht und riß sie auf. Als er in den Korridor kurven wollte, wurde er von den Ereignissen in Form eines schwarzen Bowlers eingeholt. Parkers melonenartige Kopfbedeckung hatte sich in eine Art Frisbee-Scheibe verwandelt, die zielsicher durch das Apartment gesegelt war und sich nun mit dem Hutrand auf den Hinterkopf des Fliehenden legte.
Wie von einem unsichtbaren Blitz getroffen, sackte der Anwalt zusammen. Dabei stolperte er und ... fiel in die Arme eines .Butlers, der gerade um die Türecke kam.
Dieser Butler, den man wohl tatsächlich erwartet hatte, ließ den Anwalt umgehend zu Boden fallen, wandte sich auf den Absätzen um und ergriff die Flucht. Er war ungewöhnlich schnell, denn als Parker die Tür erreichte, verschwand der Mann gerade im Lichthof des Treppenhauses.
Josuah Parker verzichtete auf eine Verfolgung.
Er hatte sich mit den drei Männern zu befassen, die einen ungünstigen. Eindruck auf ihn gemacht hatten, und hoffte, nicht vorschnell gehandelt zu haben. Der Butler untersuchte sie flüchtig, konnte keine nachhaltigen Schäden feststellen und schleifte sie nacheinander in das kleine Badezimmer, dessen Fenster schmal und hoch war. Nach menschlichem Ermessen war hier ein Entkommen unmöglich.
Peter Ruthlan machte einen völlig unbeteiligten Eindruck. Er blätterte nach wie vor im Fotoalbum, sah flüchtig hoch, als Parker ihn seitlich am Schreibtisch passierte, lächelte abwesend und stand plötzlich auf.
»Ich werde noch etwas in den Park gehen«, sagte er.
»Wie Sie zu geruhen belieben, Sir.« Der Butler verbeugte sich knapp.
»Da war doch eben etwas, oder?«
»Besucher, Sir, die offensichtlich störten.«
»Okay.« Ruthlan gab sich sofort zufrieden, winkte Parker leutselig zu und verließ sein Apartment, wogegen der Butler überhaupt nichts hatte. Als der Mann den Wohnraum verlassen hatte, griff Parker nach dem bewußten Schriftstück und überlas den letzten Willen des Mr. Ruthlan.
Es handelte sich um ein kurzes, eindeutig abgefaßtes Testament.
Peter Ruthlan bekundete seine geistige Frische und seinen freien Willen. Er vermachte sein gesamtes Vermögen seinem früheren Butler James Hannigan, dessen Adresse genau aufgeführt war.
Als Vollstrecker des Testaments sollte ein Anwalt namens George Linlay fungieren, auf dessen Kanzleipapier das Schriftstück übrigens auch abgefaßt war. Einem Pfleger, der Jerry Davis hieß,