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Doktor Dolittles schwimmende Insel
Doktor Dolittles schwimmende Insel
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eBook282 Seiten3 Stunden

Doktor Dolittles schwimmende Insel

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Über dieses E-Book

Das zweite Buch um den beliebten Doktor Dolittle, der mit seiner Kunst, die Tiersprachen zu können, auch Menschenleben rettet: Doktor Dolittle begibt sich auf die Spinnenaffeninsel, um die Sprache der Schalentiere zu lernen. Doch schnell wird klar, dass die Insel in Richtung Südpol treibt und die Einheimischen zu erfrieren drohen. Kann Doktor Dolittle die Insel noch retten?-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum17. Aug. 2020
ISBN9788726583878
Doktor Dolittles schwimmende Insel
Autor

Hugh Lofting

Hugh Lofting was born in Maidenhead in 1886. He studied engineering in London and America and his work as a civil engineer took him all over the world. He interrupted his career to enlist in the army and fight in the First World War. Wanting to shield his children from the horrors of combat, including the fate of horses on the battlefield, he wrote to them instead about a kindly doctor who could talk to animals. After the war he settled with his family in Connecticut and it was from there that he published his Doctor Dolittle books. The Story of Doctor Dolittle was published in 1920, followed by twelve more in the series. The highly acclaimed author died in 1947.

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    Buchvorschau

    Doktor Dolittles schwimmende Insel - Hugh Lofting

    www.egmont.com

    Vorrede

    Alles‚ was ich bis jetzt über Doktor Dolittle geschrieben habe‚ habe ich‚ lange nachdem es geschehen war‚ von denen gehört‚ die ihn gekannt haben‚ — ja‚ ein großer Teil davon ist sogar vor meiner Geburt geschehen. Jetzt will ich von dem Lebensabschnitt des großen Mannes berichten‚ den ich selbst miterlebt habe.

    Schon vor vielen Jahren hat mir der Doktor hierzu die Erlaubnis gegeben‚ aber damals waren wir beide so damit beschäftigt‚ um die Welt zu reisen‚ Abenteuer zu erleben und Notizbücher mit naturwissenschaftlichen Berichten zu füllen‚ daß ich niemals genug Zeit hatte‚ mich hinzusetzen und unsere Erlebnisse aufzuzeichnen.

    Jetzt‚ da ich ein alter Mann bin‚ ist mein Gedächtnis natürlich nicht mehr sehr gut‚ aber immer‚ wenn ich etwas nicht mehr genau weiß‚ zaudern und nachdenken muß‚ frage ich den Papagei Polynesia.

    Dieser wunderbare Vogel — er ist heute fast zweihundertfünfzig Jahre alt — sitzt auf meinem Pult‚ während ich dieses Buch schreibe. Meistens singt Polynesia Matrosenlieder vor sich hin. Wie jeder weiß‚ der Polynesia einmal getroffen hat‚ besitzt sie das erstaunlichste Gedächtnis der Welt. Wenn ich über etwas nicht mehr gut Bescheid weiß‚ ist sie stets imstande‚ mir ganz deutlich ins Gedächtnis zurückzurufen‚ wie es stattgefunden hat‚ wer dabei gewesen ist und alles‚ was damit zusammenhängt. Manchmal glaube ich wirklich‚ Polynesia hat dieses Buch geschrieben und nicht ich.

    Aber nun will ich beginnen und euch zu allererst etwas über mich selbst erzählen und wie es kam‚ daß ich den Doktor kennen lernte.

    1. Kapitel

    DES SCHUHFLICKERS SOHN

    Ich heiße Tommy Stubbins und bin der Sohn von Jacob Stubbins‚ dem Schuhflicker von Puddleby auf der Marsch. Damals war ich neuneinhalb Jahre alt und Puddleby eine ganz kleine Stadt. Ein Fluß floß mitten durch die Stadt‚ und über ihn wölbte sich eine alte steinerne Brücke‚ die auf der einen Seite zum Marktplatz und auf der anderen Seite zum Kirchhof führte.

    Segelboote fuhren den Fluß vom Meer herauf und ankerten an der Brücke. Ich ging oft zu den Matrosen hinunter und sah zu‚ wie sie die Schiffe an der Uferböschung entluden. Die Matrosen sangen fremdartige Lieder‚ wenn sie die Taue hochzogen‚ und ich lernte diese Lieder auswendig. Ich saß auf der Flußmauer‚ ließ meine Füße übers Wasser baumeln‚ stimmte in den Gesang der Männer ein und spielte‚ auch ich sei ein Matrose.

    Immer‚ wenn diese stolzen Schiffe ihr Heck der Puddlebyer Kirche zuwandten und wieder flußabwärts über die weiten einsamen Marschen zur offenen See hinabkrochen‚ sehnte ich mich‚ mit ihnen zu segeln‚ mit ihnen in die Welt zu fahren‚ um mein Glück in fernen Ländern‚ in Afrika‚ Indien‚ China und Peru zu suchen. Wenn sie hinter der Flußkrümmung waren und man das Wasser nicht mehr sah‚ konnte man über den Dächern der Stadt noch immer ihre riesigen braunen Segel erkennen‚ die sich langsam und geräuschlos‚ wie ein paar zwischen den Häusern wandernde Riesen‚ vorwärtsbewegten. Was für seltsame Dinge hatten sie wohl gesehen‚ wenn sie das nächste Mal zurückkamen‚ um wieder an der Königsbrücke vor Anker zu gehen? Von den Ländern träumend‚ die ich niemals gesehen hatte‚ saß ich auf der Mauer und blickte ihnen nach‚ bis sie außer Sicht waren.

    Damals hatte ich in Puddleby drei gute Freunde. Der eine war Joe‚ der Muschelmann‚ der unter der Brücke am Rande des Flusses in einer winzigen Hütte wohnte. Es war wundervoll‚ was dieser Mann alles konnte. Kein Mensch hatte so geschickte Hände wie er. Er flickte mir meine Spielschiffe‚ die ich auf dem Fluß schwimmen ließ‚ und machte mir Windmühlen aus Faßreifen und Kistenholz.

    Manchmal nahm mich Joe in seinem Boot mit‚ und wir paddelten mit der Ebbe den Fluß hinunter bis zum Meeresstrand‚ um Muscheln und Hummern für den Verkauf zu suchen.

    Ein anderer Freund von mir war Matthäus Mugg‚ der Katzenfuttermann. Er war ein komischer Geselle‚ der böse schielte. Es war wirklich nett‚ sich mit ihm zu unterhalten‚ aber er sah recht fürchterlich aus. Er kannte jeden Menschen in Puddleby‚ auch alle Hunde und alle Katzen. Damals war es noch ein richtiger Beruf‚ Katzenfuttermann zu sein. Fast täglich sah man einen Mann mit einem hölzernen Tablett voller Fleischstücke‚ die auf Stäbchen steckten‚ durch die Straßen gehen und hörte ihn „Fleisch! Katzenfutterfleisch!" rufen.

    Es machte mir viel Spaß‚ mit dem alten Matthäus herumzugehen und zu sehen‚ wie die Katzen und Hunde ans Gartengitter gerannt kamen‚ wenn sie seinen Ruf hörten. Manchmal durfte ich den Tieren das Fleisch geben. Das machte mir viel Vergnügen. Matthäus wußte eine Menge über Hunde und nannte mir die Namen der verschiedenen Arten‚ wenn wir durch die Stadt gingen.

    Mein dritter Freund war Lukas‚ der Einsiedler‚ doch von ihm will ich erst später erzählen.

    Zur Schule ging ich nicht‚ dazu war mein Vater nicht reich genug. Aber Tiere liebte ich über alles. Ich verbrachte meine Zeit damit‚ Vogeleier und Schmetterlinge zu sammeln‚ im Fluß zu fischen‚ nach Blaubeeren und Pilzen zu suchen und dem Muschelmann seine Netze flicken zu helfen.

    Ja‚ in jenen lang vergangenen Tagen führte ich ein schönes Leben — obgleich ich es damals natürlich nicht fand. Ich war neuneinhalb Jahre alt‚ und wie alle Jungens wollte ich gern erwachsen sein und wußte nicht‚ wie gut es mir ohne Sorgen ging. Ich sehnte mich immer nach der Zeit‚ da man mir erlauben würde‚ meines Vaters Haus zu verlassen und auf einem dieser stolzen Schiffe den Fluß durch das neblige Marschland hinunter zum Meer zu segeln — um in der weiten Welt mein Glück zu suchen.

    2. Kapitel

    ICH HÖRE VON DEM GROSSEN NATURFORSCHER

    Als ich eines Frühlingsmorgens zwischen den Hügeln hinter der Stadt herumwanderte‚ sah ich einen Falken mit einem Eichhörnchen in den Klauen. Er saß auf einem Felsen‚ und das Eichhörnchen kämpfte verzweifelt um sein Leben. Der Falke erschrak so sehr‚ als ich plötzlich hervortrat‚ daß er das arme Geschöpf fallen ließ und fortflog. Ich hob das Eichhörnchen auf und entdeckte‚ zwei seiner Beine waren böse verletzt‚ und so trug ich es zur Stadt zurück.

    An der Brücke ging ich in die Hütte des Muschelmannes und fragte ihn‚ ob er nicht etwas für mein Eichhörnchen tun könnte. Joe setzte seine Brille auf und untersuchte es sorgfältig‚ dann schüttelte er den Kopf. „Das eine Bein ist gebrochen und das andere recht zerbissen. Ich kann dir deine Schiffe flicken‚ Tom‚ aber weder habe ich das Werkzeug‚ noch hab’ ich gelernt‚ ein zerbrochenes Eichhörnchen wieder seetüchtig zu machen. Das ist eine Arbeit für einen Wundarzt —‚ und zwar für einen recht tüchtigen. Ich kenne nur einen Menschen‚ der dem Tier das Leben retten könnte‚ und das ist Johann Dolittle."

    „Wer ist Johann Dolittle? fragte ich‚ „ist das ein Tierarzt?

    „Nein‚ sagte der Muschelmann‚ „Doktor Dolittle ist ein Naturforscher. Ein Mann‚ der alles über Tiere‚ Schmetterlinge‚ Pflanzen‚ Felsen und so weiter weiß. Johann Dolittle ist ein großer Naturforscher. Du hast nie etwas von ihm gehört und bist so wild auf Tiere? Er weiß eine Menge über Krebse und Muscheln‚ das weiß ich aus eigener Erfahrung. Er ist ein ruhiger Mann und spricht nicht viel‚ aber manche Leute sagen‚ er sei der größte Naturforscher der Welt.

    „Wo wohnt er?" fragte ich.

    „Hinter der Oxenthorp-Straße‚ auf der andern Seite der Stadt. Ich weiß nicht genau‚ welches Haus es ist‚ aber fast jeder wird es dir sagen können. Geh zu ihm hin‚ er ist ein großer Mann."

    Ich dankte dem Muschelmann‚ nahm mein Eichhörnchen und machte mich auf den Weg zur Oxenthorp-Straße. Das erste‚ was ich hörte‚ war‚ daß jemand „Fleisch‚ Fleisch!" rief. Es war Matthäus Mugg‚ er mußte wissen‚ wo der Doktor wohnt. Matthäus kannte jeden Menschen. Ich lief über den Markt und bekam ihn gerade noch zu fassen.

    „Matthäus‚ fragte ich‚ „kennst du Doktor Dolittle?

    „Ob ich Doktor Dolittle kenne? rief er. „Weiß Gott‚ das sollte man glauben! Ich kenne ihn so gut wie meine Frau‚ manchmal sogar noch besser. Er ist ein großer Mann‚ ein sehr großer Mann. Ich geh jetzt grade zu seinem Hause. Komm mit‚ ich werd’ es dir zeigen.

    So machten wir uns beide auf den Weg. „Ich kenne Doktor Dolittle schon seit Jahren‚ sagte er‚ als wir über den Marktplatz gingen‚ „aber ich glaube ziemlich sicher‚ er wird jetzt nich zu Hause sein. Er ist verreist‚ aber er kann jeden Tag zurückkommen. Ich werde dir sein Haus zeigen‚ und dann weißt du‚ wo du ihn finden kannst.

    „Wo ist er denn hingefahren?" fragte ich.

    „Das kann ich dir nicht sagen‚ kein Mensch weiß niemals nich‚ wohin er geht‚ noch was er tut‚ noch wann er zurückkommt. Er lebt allein mit seinen Lieblingstieren. Er hat ein paar große Reisen und wunderbare Entdeckungen gemacht. Als er das letzte Mal nach Hause kam‚ erzählte er mir‚ er habe im Stillen Ozean einen Stamm Indianer entdeckt‚ die auf zwei Inseln lebten‚ die Männer auf der einen und die Frauen auf der andern. Vernünftige Leute‚ diese Wilden. Sie kommen nur einmal im Jahr zusammen‚ wenn die Männer ihre Frauen zu einem großen Fest besuchen. Zu Weihnachten höchstwahrscheinlich. Ja‚ er ist ein wunderbarer Mann‚ der Doktor‚ niemand nich weiß von Tieren so viel wie er."

    „Woher weiß er so viel über Tiere?" fragte ich.

    Der Katzenfuttermann blieb stehen und beugte sich herunter‚ um mir etwas ins Ohr zu flüstern. „Er spricht ihre Sprache"‚ sagte er mit heiserer‚ geheimnisvoller Stimme.

    „Die Tiersprache!" rief ich.

    „Ja‚ natürlich‚ alle Tiere haben eine Sprache. Einige sprechen mehr als die andern‚ und manche nur Zeichensprache wie Taubstumme‚ aber der Doktor versteht sie alle‚ die Vögel so gut wie die andern Tiere. Es ist ein Geheimnis‚ das nur er und ich wissen‚ denn die andern Leute lachen‚ wenn man davon spricht. Ja‚ er kann sogar die Tiersprache schreiben. Er liest seinen Tieren vor. Er hat Geschichtsbücher in der Affensprache geschrieben und Kanarienvogelgeschichten und lustige Lieder für Elstern. Das ist tatsächlich wahr. Jetzt ist er damit beschäftigt‚ die Sprache der Schaltiere‚ der Krebse‚ Muscheln und Schnecken‚ zu erlernen‚ aber er sagt‚ es sei sehr schwer‚ und er hat sich dabei schon oft erkältet‚ weil er seinen Kopf so viel unter Wasser halten muß. Er ist ein großer Mann."

    „Das muß er wirklich sein. Ich wünschte‚ er wäre zu Hause‚ damit ich ihn kennen lernte."

    Wir waren an den Rand der Stadt gelangt‚ und das Haus‚ auf das Matthäus zeigte‚ war klein und stand für sich allein. Ein großer Garten schien es zu umgeben‚ der lag viel höher als die Straße‚ so daß man einige Stufen hinaufsteigen mußte‚ ehe man hinein gelangte. Als wir zum Haus kamen‚ ging Matthäus die Stufen zur Vordertür hinauf‚ und ich folgte ihm. Ich dachte‚ er würde in den Garten gehen‚ aber das Tor war verschlossen. Ein Hund kam vom Hause herbeigerannt‚ nahm mehrere Stücke Fleisch und auch einige Tüten mit Korn und Kleie in Empfang‚ die der Katzenfuttermann durch die Gitterstäbe steckte. Ich bemerkte‚ dieser Hund blieb nicht stehen‚ um das Fleisch zu fressen‚ wie ein gewöhnlicher Hund‚ sondern er brachte alle Sachen zum Haus und verschwand. Er trug ein seltsames breites Halsband‚ das wie Messing aussah. Dann gingen wir wieder fort.

    „Der Doktor ist noch nich zurück‚ sonst wäre das Tor nich verschlossen"‚ sagte Matthäus.

    „Was war in den Tüten‚ die du dem Hund gegeben hast?" fragte ich.

    „Ach‚ das waren allerlei Nahrungsmittel‚ sagte Matthäus‚ „Futter für die Tiere. Des Doktors Haus steckt voller Lieblingstiere. Wenn der Doktor nich zu Hause ist‚ gebe ich die Sachen dem Hund‚ und er bringt sie den andern Tieren.

    „Und was war das für ein seltsames Halsband‚ das er trug?"

    „Das ist ein echt goldenes Hundehalsband. Vor langer Zeit‚ als er mit dem Doktor auf einer Reise war‚ hat man es ihm geschenkt. Er hat einem Menschen das Leben gerettet."

    „Wie lange hat der Doktor ihn schon?"

    „Oh‚ sehr lange. Jip wird jetzt schon hübsch alt. Darum nimmt der Doktor ihn nich mehr auf Reisen mit. Er läßt ihn hier‚ damit er das Haus bewacht. Jeden Montag und Donnerstag bring ich ihm das Futter ans Gitter. Er läßt niemand in den Garten‚ wenn der Doktor fort ist. Nicht einmal mich‚ obgleich er mich gut kennt. Aber man weiß immer‚ ob der Doktor zurück ist oder nich. Wenn er wieder da ist‚ steht das Tor bestimmt offen."

    Ich ging also wieder zu meines Vaters Haus zurück und bettete mein Eichhörnchen in eine kleine mit Stroh gefüllte Kiste. Dort pflegte ich es selbst und versorgte es‚ so gut ich konnte‚ bis zu der Zeit‚ da der Doktor zurückkehren sollte. Täglich ging ich zum kleinen Haus am Rande der Stadt und sah nach‚ ob das Tor noch geschlossen war. Manchmal kam Jip‚ der Hund‚ ans Tor gelaufen‚ aber obgleich er mit dem Schweif wedelte und sich freute‚ daß ich kam‚ ließ er mich nie in den Garten.

    3. Kapitel

    DES DOKTORS HEIM

    Es war an einem Montagnachmittag gegen Ende April‚ als mir mein Vater auftrug‚ Schuhe‚ die er geflickt hatte‚ in ein Haus der andern Stadthälfte zu bringen. Als ich sie zu Oberst Bellows‚ einem sehr unfreundlichen Herrn‚ gebracht hatte‚ fiel mir ein‚ ich könnte‚ bevor ich nach Hause ginge‚ noch einmal nachsehen‚ ob der Doktor zurück wäre. Ich war am Morgen schon dort gewesen‚ aber ich wollte gern noch einmal nachsehen. Meinem Eichhörnchen ging es gar nicht besser‚ und ich begann‚ mir Sorge zu machen. So bog ich in die Oxenthorp-Straße ein und ging zu des Doktors Haus. Unterwegs bemerkte ich‚ daß sich der Himmel bewölkte‚ als wollte es regnen.

    Das Tor war noch verschlossen‚ was mich sehr entmutigte‚ denn eine Woche lang war ich nun täglich hergekommen. Traurig kehrte ich um‚ stieg die Stufen hinunter und machte mich auf den Heimweg.

    Ich überlegte‚ ob wohl schon Abendbrotzeit wäre. Natürlich hatte ich keine Uhr‚ aber ich sah einen Herrn die Straße herunter kommen‚ und als er näher kam‚ sah ich‚ daß es der Oberst war. Ich bat ihn‚ mir zu sagen‚ wie spät es sei.

    Er blieb stehen‚ brummte etwas und stierte auf mich herunter‚ sein rotes Gesicht rötete sich immer mehr‚ und als er sprach‚ hörte sich’s an‚ als ob ein Korken aus einer Ingwerbierflasche knallt.

    „Hast du dir wirklich eingebildet‚ ich werde alle meine Mäntel aufknöpfen‚ um einem kleinen Jungen wie dir zu sagen‚ wie spät es ist?" polterte er und stapfte die Straße hinunter‚ wobei er lauter als je vor sich hinbrummte.

    Ich blieb einen Augenblick stehen und überlegte‚ wie alt ich wohl sein müßte‚ damit er sich die Mühe nähme‚ die Uhr herauszuziehen. Plötzlich begann es in Strömen zu gießen. Ich hatte noch nie einen solchen Regen erlebt. Es wurde dunkel wie die Nacht‚ der Wind blies‚ der Donner rollte‚ die Blitze zuckten‚ und im Nu waren die Rinnsteine zu Flüssen angeschwollen. Da ich in der Nähe keinen Unterschlupf fand‚ stemmte ich mich gegen den Sturm und begann mit gesenktem Kopf nach Hause zu laufen.

    Ich war noch nicht sehr weit gekommen‚ als ich mit dem Kopf in etwas Weiches stieß und plötzlich auf dem Pflaster saß. Um zu sehen‚ in was ich gerannt sei‚ blickte ich auf. Vor mir auf dem nassen Weg saß ein kleiner dicker Mann mit einem sehr freundlichen Gesicht. Er trug einen abgeschabten Zylinderhut und in der Hand eine kleine schwarze Reisetasche.

    „Ich bitte vielmals um Verzeihung‚ sagte ich‚ „ich bin gebückt gelaufen und habe Sie daher nicht kommen sehen.

    Zu meinem großen Erstaunen fing der kleine Mann an zu lachen‚ anstatt ärgerlich zu sein‚ daß er niedergerannt worden war.

    „Das erinnert mich an Indien‚ sagte er. „Bei einem Gewitter habe ich dort einmal eine Frau über den Haufen gerannt‚ die einen Krug mit Melasse auf dem Kopf trug. Ich hatte das süße Zeug noch wochenlang nachher in den Haaren‚ so daß mich die Fliegen überall verfolgten. Ich habe dir doch nicht weh getan‚ nicht wahr?

    „Nein‚ durchaus nicht."

    „Es war genau so meine Schuld wie deine‚ sagte der kleine Mann‚ „auch ich bin mit gesenktem Kopf gelaufen. Aber wir dürfen hier nicht sitzenbleiben und uns unterhalten. Du mußt ja durchweicht sein‚ ich bin es auch. Wie weit hast du es bis nach Hause?

    „Wir wohnen auf der andern Seite der Stadt"‚ antwortete ich‚ als wir uns aufrappelten.

    „Herr im Himmel‚ das Pflaster ist aber naß gewesen‚ rief er‚ „und bestimmt kommt noch viel mehr herunter! Komm mit mir nach Haus und laß dich trocknen. Ein solches Unwetter kann nicht lange dauern.

    Er nahm mich bei der Hand‚ und wir liefen zusammen wieder die Straße zurück. Unterwegs überlegte ich mir‚ wer dieser komische kleine Mann sein könnte und wo er wohne. Er kannte mich nicht‚ und doch nahm er mich mit nach Hause‚ damit ich meine Sachen trocknen könnte.

    Wie anders war er als der alte rotnäsige Oberst‚ der mir nicht einmal sagen wollte‚ wieviel Uhr es sei! Plötzlich blieben wir stehen. „Hier wären wir"‚ sagte er.

    Ich sah hoch und fand mich am Fuße der Stufen‚ die zu dem kleinen Haus mit dem großen Garten führten. Mein neuer Freund lief die Treppe hinauf und öffnete das Tor mit ein paar Schlüsseln‚ die er aus der Tasche zog.

    Das ist nicht der berühmte Doktor Dolittle‚ dachte ich bei mir.

    Nach dem‚ was ich von ihm gehört hatte‚ stellte ich ihn mir immer als einen großen‚ starken und prächtigen Mann vor. Dieser komische kleine Mann mit dem gutmütigen Lächeln konnte es nicht sein. Und doch war er es sogar ganz bestimmt. Er öffnete das Tor‚ vor dem ich so viele Tage gewartet hatte. Der Hund Jip kam gerannt‚ sprang mit Freudengebell an ihm hoch‚ und der Regen strömte stärker hernieder denn je.

    „Sind Sie Doktor Dolittle?" rief ich‚ als wir den kurzen Gartenweg hinauf liefen.

    „Ja‚ ich bin Doktor Dolittle"‚ sagte er und öffnete die Haustür mit dem gleichen Schlüsselbund.

    „Herein mit dir! Du brauchst nicht die Füße abzuwischen. Kümmre dich nicht um den Schmutz. Nimm ihn nur mit herein. Mach‚ daß du aus dem Regen kommst."

    Ich huschte hinein‚ beide folgten mir‚ und der Doktor warf die Tür hinter uns zu. Das Gewitter hatte draußen schon alles verdunkelt‚ aber im Haus bei geschlossener Tür war es schwarz wie in der Nacht. Und der merkwürdigste Lärm‚ den ich je gehört hatte‚ begann. Es klang‚ als ob alle Arten und Gattungen von Tieren und Vögeln zur selben Zeit riefen‚ quakten und kreischten. Ich hörte sie die Treppe hinuntertrudeln und Gänge entlang eilen. Irgendwo im Dunkeln schnatterte eine Ente‚ krähte ein Hahn‚ gurrte eine Taube‚ schrie eine Eule‚ blökte ein Schaf‚ und Jip bellte. Ich fühlte Vogelschwingen flattern und um mein Gesicht streichen. Andere Tiere liefen mir zwischen den Beinen durch und brachten mich beinahe zu Fall. Die ganze Halle schien sich mit Tieren zu füllen. Der Lärm‚ vermischt mit dem strömenden Regen‚ war ungeheuer‚ und ich fing an‚ mich etwas zu fürchten‚ als der Doktor meinen Arm nahm und mir ins Ohr schrie:

    „Fürchte dich nicht‚ hab’ keine Angst. Es sind nur einige meiner Lieblingstiere. Ich War drei Monate fort‚ und sie freuen sich‚ daß

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