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Der Stern von Südafrika
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eBook199 Seiten2 Stunden

Der Stern von Südafrika

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Über dieses E-Book

Glühende Sonne, vor Hitze vibrierende Luft, Staub, Sand und Schutt. An einem rohgezimmerten Pfahl im Camp der Skuller Diamond Mines Co. Hängt ein Schild, auf dem "No admittance" steht. Es ist Feierabend und vor dem sogenannten Control Office steht eine lange Schlange Arbeiter, die alle drauf warten, nach Hause zu dürfen. Die Stimmung ist träge, Hans Balck dreht wie ein Zahnarzt den Kopf eines Arbeiters gegen das grelle Licht und schaut ihm forschend in den Hals, während sein Freund und Kollege Clerk Piet Keulen genießerisch an seinem Schreibtisch in eine Serie von Postkartenphotos vertieft ist. Bis Samuel Augustus der nächste in der Reihe ist: einen kurzen Augenblick lang hält dieser die Hand vor den Mund, als wolle er ein Gähnen verdecken und krault sich dann mit derselben Hand den schwarzen Wuschelkopf. Mit einem Mal ist alles jäh in Bewegung, alles geht furchtbar schnell – die Arbeiter schreien und drängen sich durcheinander, wobei sie ungewollt den beiden Aufsehern, die dem Flüchtling nachsetzen wollen, den Weg versperren. Alles Geschieht in einem Bruchteil von wenigen Sekunden – und was zurück bleibt, ist der größte Diamant, der in den letzten zehn Jahren ans Tageslicht gefördert worden ist. Ein sensationelles Ereignis – doch nur das erste von vielen, nachdem der Stein erst einmal ins Rollen gebracht ist. Guy Barnes z.B. jagt anderen lieber Diamanten ab, als sie selber aus der Erde zu buddeln und dann war da noch die Gesellschaft von Filmleuten und nicht zumindest Molly Reeve. Das Abenteuer beginnt!-
SpracheDeutsch
HerausgeberSAGA Egmont
Erscheinungsdatum1. Jan. 2017
ISBN9788711445136
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    Buchvorschau

    Der Stern von Südafrika - Axel Rudolph

    Liebhaber.

    I

    Glühende Sonne, vor Hitze vibrierende Luft, Staub, Sand und Schutt. Vor dem mit Starkstrom geladenen Stacheldrahtzaun reibt sich der Lagerposten den Rücken am rohgezimmerten Pfahl, der das Schild „No admittance" trägt. Hinter den Stacheln, bis zur offenen Tür des Holzschuppens, der die Control Office enthält, steht eine Schlange von Arbeitern: Weiße, schwarze, braune, gelbe Menschen, alle Schattierungen der Erde, die sich hier im Camp der Skuller Diamond Mines Co. zusammenfinden.

    „Tempo! Tempo! Nicht so pomadig, Jungs, wenn ich bitten darf!"

    Hans Balck, der lange, blonde Clerk der Kontollstelle, läßt seine Hände blitzschnell über die spärlichen Kleider der Arbeiter gleiten. Erfahren, sachlich durchwühlen diese Hände das Futter der umgewendeten Taschen, tasten die Körperstellen ab, an denen es möglich wäre, etwas zu verbergen.

    „Nimm die Arme hoch, mein Junge! Oder haste was unter die Achselhöhlen geklemmt? Na also! Jetzt die Futterluke auf! Mensch, dich haben wohl die Kidnapper Muttern entwendet?"

    Wie ein Zahnarzt dreht Hans den Kopf des „Rekruten gegen das grelle Licht und schaut ihm forschend in den Hals. „Danke! Nun kannste die Klappe wieder schließen! Der Nächste, bitte!

    Hans Balck macht diese Arbeit jeden Tag kurz vor Feierabend, ein ganzes Jahr schon, seitdem er aus dem Hauptverwaltungsbüro der Skuller Mine Co. hier in das Camp Office versetzt worden ist. Fast mechanisch verrichten seine Hände die Arbeit. Mit einem halben Auge ist Hans dabei drüben bei seinem Freund und Kollegen, dem Clerk Piet Keulen, der am Schreibtisch genießerisch sich in eine Serie von Postkartenphotos vertieft hat.

    „Hast du schon die neuen Reklamekarten vom Kohinoor gesehen, Hans? Piet hebt sein treuherziges Ohrfeigengesicht und zieht den Mund erheblich in die Breite, während er ein paar der Photos in die Höhe hebt und seinem Freund aus der Ferne zeigt. „Burmann hat weder Mühe noch Kosten gescheut. Ganz große Klasse!

    „Werden wir uns heute abend mal ansehen!" Hans wirft über die Schulter einen interessierten Blick nach den verlockend lächelnden Frauenköpfen auf den Photos, während seine Hände weiter ihre Arbeit verrichten.

    Der Nigger Samuel Augustus ist der Nächste in der Reihe. Er hat schon seit einiger Zeit etwas unruhig die erfahrene, sichere Arbeit der Hände des Clerks beobachtet. Kurz bevor die Reihe an ihn kommt, macht er eine rasche Bewegung. Er hält einen Augenblick die Hand vor den Mund, als wolle er ein Gähnen verdecken, und krault sich dann mit derselben Hand den schwarzen Wuschelkopf.

    „Hoppla! So stark ist Hans Balck noch nicht von den verführerischen Frauenköpfen gefesselt, daß ihm die kleine Bewegung entgangen wäre. Er schiebt den eben „Abgefertigten fort und langt sich den schwarzen Samuel. „Mensch, bist du vornehm! Ein Nigger, der sich beim Gähnen die Hand vorn Mund hält, das ist ja ganz was Neues hier im Camp!" Hans Balcks Hand fährt rasch in das Kraushaar des langen Samuel, wühlt mit gespreizten Fingern und schließt sie plötzlich jäh zusammen.

    „Na, siehste! Das ist ja . . . Donnerwetter!" Samuel Augustus stößt ein kurzes Gebrüll aus, duckt sich und rennt mit gesenktem Kopf wie ein Sturmbock gegen den Clerk. Ein blitzschnell von unten herauf geführter Fauststoß fängt den Schwarzen ab und läßt sein Kinn hochschnellen. Da sind auch schon die beiden Aufseher, die bisher gelangweilt an den Türpfosten gelehnt haben, über ihn her, packen ihn und zerren seine Arme auf den Rücken.

    „Hat der Mensch Worte!" Hans betrachtet verblüfft den Stein, den er aus dem Haar des Negers gefischt hat. Auch Piet und die Umstehenden drängen sich unter erstaunten Ausrufen näher. Samuel Augustus weiß, daß jetzt jede Sekunde gilt. Grubendiebstahl wird hart bestraft. Mit einem gewaltigen Ruck reißt er sich los und bricht sich durch die Umstehenden Bahn, stürmt hinauf, ist jenseits des kleinen Durchlasses im Drahtverhau, bevor der dösende Außenposten die Situation erfaßt hat.

    Wilder Aufruhr in und vor der Kontrollstelle. Die Arbeiter schreien und drängen sich durcheinander, versperren ungewollt den beiden Aufsehern, die dem Flüchtling nachsetzen wollen, den Weg. William, der eine der Aufseher, reißt seine Pistole aus der Hüftentasche.

    „Laßt ihn laufen, schlägt Hans Balck vor und betrachtet noch immer den Stein, den er in der Hand hält. „Seinen Kinnhaken hat er weg und — Donner und Doria, Jungs! Seht euch das hier mal an! Der Stein könnte noch ganz andere Leute in Versuchung führen als so ’nen armen Nigger!

    „Ist das ein Brocken!"

    „Ein Riesendiamant!"

    „Der größte Stein, den ich gesehen hab’! Und ich bin doch schon acht Jahre Digger!"

    Die Aufseher wie die Arbeiter drängen sich aufgeregt um Hans Balck. So groß wie der „Regent oder der „Kohinoor ist der Stein zwar nicht, aber immerhin ein sensationelles Ereignis. Der größte Diamant, der in den letzten zehn Jahren hier in Kimberley ans Tageslicht gefördert worden ist.

    Piet Keulen ist schon ans Telephon gestürzt und hat das Direktionsbüro benachrichtigt. Einer der Aufseher übernimmt die Leibesvisitation der noch wartenden Arbeiter. Sie geht jetzt sehr schnell von statten. Die Arbeiter diskutieren laut und erregt den Fund und die Flucht des langen Samuel, der Aufseher ist auch nur mit halbem Herzen bei der Sache, und Hans Balck kümmert sich überhaupt nicht mehr um die Abfertigung. Er steht hinter dem Schreibpult und betrachtet mit Kennermiene von allen Seiten den gefundenen Stein.

    Hupensignale. Vom Verwaltungsgebäude her rast ein Auto heran. Schwerbewaffnete Lagerpolizisten stehen auf dem Trittbrett, springen vor dem Kontrollbüro ab und drängen die gaffenden Arbeiter fort. Aus dem Innern des Wagens steigt breit und gewichtig Mr. Josuah Skuller persönlich, Generaldirektor und Hauptaktionär der Skuller Mine Co.

    „Das ist das gute Stück, Mr. Skuller!"

    Hans reicht dem Generalgewaltigen den Diamanten hin, und auch Mr. Skullers Augen beginnen sanft zu glänzen, obwohl er sich bemüht, ein gleichgültiges Gesicht zu zeigen.

    „In der Tat! Ein Fund!"

    „Und was für einer, Mr. Skuller! Der Stein da bringt mindestens seine fünfzehntausend Pfund, wenn er geschliffen ist!"

    Mr. Skuller nickt vergnügt. „Es ist jedenfalls ein ungewöhnlich großer Stein. Wir wollen ihn den „Stern von Südafrika taufen. Mr. Skuller wickelt den Diamanten bedächtig in ein Stück Papier und versenkt ihn in seine Hosentasche. Hans Balck sieht stumm und ein bißchen neidisch zu. Tja, das ist immer so. Die Anderen stecken immer die hübschen, kostbaren Dingerchen ein und tragen sie fort. Hans Balck hat keine Diamanten.

    „Meine Anerkennung für Ihre Wachsamkeit, Mr. Balck. Der Generaldirektor schüttelt seinem Clerk kräftig die Hand. „Bin überhaupt zufrieden mit Ihnen, in jeder Beziehung. Übrigens: Kommen Sie nach Büroschluß doch mal zu mir rüber in mein Büro.

    Mr. Skuller hat sich zum Gehen gewandt, bleibt an der Tür aber noch einmal stehen und wirft einen nachdenklichen Blick auf die beiden Clerks. „Und Sie, Mr. Keulen, ebenfalls!"

    „Sauber, sauber! Der kleine Piet Keulen sammelt, als der Chef gegangen ist, mit bedrückter Miene seine Papiere zusammen. „Antreten zum Zigarrenempfang!

    „Hast denn was ausgefressen, Piet? Hans Balcks Gedanken sind noch halb bei dem schönen, großen Stein. „Ich hab keine Ahnung, was der Alte von uns will.

    Der kleine Piet seufzt. „Von dir natürlich nur Gutes. Wahrscheinlich will er dir ’ne Belohnung geben für deine Wachsamkeit, oder wenigstens vierzehn Tage Urlaub. Aber ich! Wenn der Alte mich rufen läßt, dann ist bestimmt was faul. Bei meinem Pech!"

    „Quatsch, mein Junge! Hans langt seinen Rock aus dem Wandschrank und zieht ihn an. „Na, hoffentlich dauert die Geschichte nicht zu lange. Feierabend ist Feierabend, und ich möcht nachher noch einen Sprung hinüber in den ‚Kohinoor‘ machen.


    „Und welches enthält den Diamanten?"

    Mr. Skuller blickt, ohne aufzusehen, auf die beiden völlig gleichartigen, versiegelten und verschnürten Päckchen, die vor ihm auf dem Schreibtisch liegen. Die schmale, gepflegte Hand des Sekretärs taucht vor seinem Gesicht auf und weist auf das links liegende Päckchen.

    „Dieses hier, Mr. Skuller, enthält den „Stern von Südafrika. Das andere Päckchen, wie üblich, nur einen Kiesel von ähnlicher Größe."

    Mr. Skuller greift nach dem Päckchen mit dem fingierten Inhalt und schiebt es achtlos in die Schublade. Das andere, das den kostbaren Stein birgt, behält er sinnend in der Hand. Der Sekretär räuspert sich diskret.

    „Wollen Sie nicht doch lieber drei Ausfertigungen beordern, Mr. Skuller? Wir pflegen doch sonst immer drei Kuriere abzusenden."

    Mr. Skuller schaut auf. „Zwei Mann genügen auch. Dazu natürlich die übliche Überwachung. Ich bin ein bißchen abergläubisch, Seymour, das wissen Sie doch. Der Mann, dem ich den „Stern von Südafrika zu übergeben gedenke, bringt ihn entweder sicher nach London oder — zehn Kuriere nützen auch nichts. Ist Mr. Balck da?

    „Wartet im Vorraum, Mr. Skuller. Auch Mr. Keulen."

    „Well. Lassen Sie erst einmal Mr. Balck reinkommen."

    „Ich möchte Ihnen mein ganz besonderes Vertrauen beweisen, Mr. Balck, sagt der Chef langsam, als Hans vor ihm steht. „In diesem Päckchen liegt der „Stern von Südafrika. Sie werden ihn wohlbehalten nach Amsterdam bringen. Name und Anschrift der Schleiferei, an die Sie den Stein abliefern sollen, finden Sie in Ihrer schriftlichen Instruktion, die Sie jedoch erst bei der Ankunft in Amsterdam öffnen werden."

    Hans Balck ist kein Neuling im Betrieb. Er weiß sofort, worum es sich handelt. „Schön, Mr. Skuller. Wann soll ich fahren?"

    „Am Donnerstag geht der deutsche Dampfer „Köln von Port Elizabeth. Den können Sie noch erreichen, wenn Sie morgen mittag von hier aufbrechen.

    „Gemacht, Mr. Skuller."

    Der Generaldirektor betrachtet nachdenklich das forsche, vielleicht ein bißchen leichtsinnige Gesicht des jungen Mannes. „Sie erhalten eine reichliches Spesenpauschale, Mr. Balck und dazu eine Extravergütung von hundert Pfund, die sich auf das Doppelte erhöht, sobald der Stein richtig abgeliefert ist. Außerdem läuft Ihr Gehalt hier natürlich ungekürzt weiter. Ja, und was ich noch sagen wollte: Ihre Heimat ist Berlin, nicht wahr?"

    „Berlin an der Spree, Mr. Skuller."

    „Well. Ich gebe Ihnen sechs Wochen besonderen Urlaub, damit Sie nach Ablieferung des Steines eine Erholungsreise in Ihre Heimat machen können."

    „Besten Dank!"

    Mr. Skuller reicht das Päckchen über den Tisch. Seine Hand zögert unwillkürlich eine Sekunde dabei. „Ich brauche Ihnen besondere Vorsicht wohl nicht anzuempfehlen, Mr. Balck! Der Fund des „Sterns von Südafrika ist durch die Begleitumstände ja leider im Camp bekannt geworden. Es könnte Leute geben, die sich für Diamanten interessieren. Deshalb rate ich Ihnen zu strengster Verschwiegenheit gegen jedermann.

    „Mr. Skuller, sagt Hans Balck, sich vertraulich über den Schreibtisch lehnend. „Ich bin mit sechzehn Jahren meinem Onkel ausgerissen. Ich hab die Ostküste befahren von Singapur bis hinauf nach Wladiwostok, ich hab am Amazonas Wälder gerodet und bin in USA als Scharfschütze im Cirkus aufgetreten, und hab als Digger zwei Jahre im afrikanischen Busch gelegen. Der Mann, der mir den Diamanten klaut, muß erst noch geboren werden!

    „Ich weiß, daß ich Ihnen vertrauen kann, lächelt Mr. Skuller, „wenn Sie zurückkehren, hoffe ich Ihnen einen handgreiflichen Beweis dafür geben und Sie auf einen anderen Posten als bisher berufen zu können. Reisen Sie also getrost.


    „Na, Hans, was wollte der Alte?"

    Piet Keulen, der wie ein Häuflein Elend auf der Bank im Vorraum hockt, sieht neugierig auf, als sein Freund aus dem Direktionsbüro tritt. Hans Balck schlägt ihm munter auf die Schulter.

    „Hast richtig getippt, mein Junge! Sowohl mit der Belohnung wie mit dem Urlaub! Beides in der Tasche!"

    „Bist ein Glückspilz, Hans! Aber ich . . ."

    „Warte doch erst mal ab, was er von dir will, alte Trauerunke. Was mich anbelangt, ich hab erst noch ’ne Kleinigkeit zu besorgen, aber dann bin ich im „Kohinoor zu finden. Natürlich kommst du hin, so bald du hier fertig bist. Mann, heute abend wird aufgedreht, daß Sam Wymmers ganze Bude wackelt!

    „Mr. Keulen, bitte!" Das Gesicht des Sekretärs ist in der Tür erschienen. Hans Balck knufft dem gehorsam sich erhebenden Kollegen aufmunternd in den Rücken und eilt mit langen Schritten die Treppe hinunter. Extragage, Beförderung und Gehaltsaufbesserung in Aussicht, raus aus dem staubigen Camp und der Schufterei in der Kontroll-Office, Seereise und — Hurra! — Deutschland in Sicht! Hans Balck trägt den Kopf unverschämt hoch und pfeift laut und frech, unbekümmert um das mißbilligende Gesicht, das der würdige, uniformierte Pförtner unten am Portal des Verwaltungsgebäudes macht.

    II

    Es gibt entschieden bessere Lokale in Kimberley als Sam Wymmers „Kohinoor-Bar", aber keines, das die Digger mehr anheimelt, als dieses, ein wenig außerhalb der Stadt zwischen der Barackensiedlung und dem Schürfgebiet der Skuller Mine Co. gelegen, weiß eben den Geschmack seiner Leute zu treffen.

    Zunächst einmal ist die „Kohinoor-Bar ein „weißes Lokal. Nigger und Japs finden dort keinen Einlaß und — wenn sie mit Diamanten um sich schmissen. Alle überbrückenden Gleichheitsbestrebungen der Südafrikanischen Union haben daran nichts ändern können. Sam Wymmers weiß genau, daß der „white man zwar zur Not neben einem Nigger schuftet, aber nicht gern seinen Whisky am gleichen Tische trinkt.

    Äußerlich entspricht die „Kohinoor-Bar ebenfalls dem Digger-Geschmack. Der Hauptraum ist betont blockhausartig eingerichtet und gäbe mit seinen ungehobelten Tischen, niedrigen Deckbalken und primitivem Musikpodium eine echte „Filmkulisse für einen Wildwestfilm ab, wenn man statt der wirklichen Besucher wohlgebaute Komparsen in hohen Schaftstiefeln, verwegenen Halstüchern, bunten Hemden und Cowboyhüten in das Lokal setzte. Denn die tatsächlichen Gäste Sam Wymmers sehen ganz anders aus und passen eigentlich gar nicht zu der primitiven Aufmachung. Es verkehren dort zwar nicht nur die Angestellten der Skuller Minen, die „white collar men aus den Büros, sondern noch viel mehr Arbeiter und Digger, aber gerade diese halten streng darauf, nach der Schicht nur in vollem bürgerlichen „dress zu erscheinen, und es ist ganz im Sinne der Gäste selbst, daß Petrus, der baumlange, schwarze Portier des „Kohinoor", den strengen Befehl hat, Herren ohne Kragen und Schlips an der Tür zurückzuweisen.

    Übrigens ist natürlich nicht die ganze Kohinoor-Bar auf Wildwest eingerichtet, sondern nur das große vordere Lokal, das den langen Schenktisch enthält, den bevorzugten Aufenthaltsort der Digger. Weiter hinten schließen sich noch ein paar „Claims an, mit gedeckten Tischen und dunkelroten Plüschmöbeln, ja sogar ein paar lauschige „chambres séparées. Diese werden allerdings selten benutzt, denn die glücklichen Diamantengräber, die aus dem Busch heimkehren und blaue Erde mitbringen, pflegen ihre Freudenfeste selten in Sam Wymmers Bar abzuhalten, und die Arbeiter aus den Minen vertrinken ihren Lohn lieber in gemütlicher Gemeinschaft als in vornehmer Zurückgezogenheit.

    Sam Wymmers ist Witwer, aber selbstverständlich gibt es auch Frauen in der Kohinoor-Bar. Sogar sehr hübsche. Einige von ihnen bezieht Sam durch die „Southern Coast Concert-Agency". Sie unterhalten die Gäste allabendlich durch ein paar Liedchen

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