Philosophieren mit Kindern in der Kita: Ein Handbuch mit vielen Themen, Tipps, Tricks und Geschichten. Neuausgabe
Von Michael Siegmund
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Über dieses E-Book
Wollen Sie mit Kindern in der Kita philosophieren, wissen aber nicht wie und worüber? Dann ist dieses Buch genau das richtige für Sie!
In diesem praktischen Handbuch finden Sie Grundlagen, Methoden und Tricks für das gemeinsame Philosophieren in der Kita. Vielfältige Themen werden so präsentiert, dass sie sich bestens fürs Philosophieren in der Kita und darüber hinaus eignen.
Klassische philosophische Themen wie Gut und Böse, Liebe, Gott oder Freundschaft wechseln sich mit Themen ab, die dicht an der Lebenswelt der Kinder sind: Tiere, Familie, Fahrzeuge, Dinosaurier oder die Natur. Zudem finden Sie in diesem Buch Geschichten zum Vorlesen, die sich optimal zum Philosophieren mit Kindern in der Kita eignen. Die Themen und Geschichten sind mit zahlreichen Fragen und Anregungen ergänzt, sodass jederzeit ein leichter Einstieg ins Nachdenken über die Welt möglich ist.
Das gemeinsame Philosophieren erweitert die Möglichkeiten der Kinder und unterstützt ihre Neugier. Und nebenbei macht es auch noch großen Spaß - nicht nur für die Kinder.
Der Kindheitswissenschaftler Michael Siegmund lebt in Tangermünde (Deutschland) und philosophiert seit Jahren mit Kindern und Jugendlichen. Er ist Autor zahlreicher Bücher.
www.michael-siegmund.com
Michael Siegmund
Michael Siegmund wurde 1987 in Havelberg (Deutschland) geboren. Schon während der Schulzeit engagierte er sich für ein anderes Bildungssystem. Er studierte Angewandte Kindheitswissenschaften an der Hochschule Magdeburg-Stendal (Bachelor) und Bildungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Bildungssystemdesign an der Universität Magdeburg (Master). Michael Siegmund philosophiert seit vielen Jahren mit Kindern und Jugendlichen und ist Autor zahlreicher Bücher. Für mehr Informationen: www.michael-siegmund.com Michael Siegmund was born in 1987 in Havelberg (Germany). He has been philosophizing for many years with children and adolescents in schools and kindergartens. He studied applied childhood sciences and educational science. Michael Siegmund is the author of many books. For more informations: www.michael-siegmund.com
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Buchvorschau
Philosophieren mit Kindern in der Kita - Michael Siegmund
Siegmund
1. TEIL: GRUNDLAGEN UND TIPPS
Philosophieren mit Kindern in der Kita? Geht das überhaupt? Was können Sie sich darunter vorstellen?
Ich habe folgende Erfahrung gemacht: Viele Erwachsene, die zum ersten Mal auf das Thema „Philosophieren mit Kindern in der Kita stoßen, sind neugierig und skeptisch zugleich. Auf der einen Seite ist die Vorstellung spannend, dass schon kleine Kinder philosophieren können. Auf der anderen Seite schwingt eine gewisse Portion Skepsis mit: Kann ein kleines Kind wirklich schon so philosophieren wie die „Großen
, also Kinder im Grundschulalter, Jugendliche und Erwachsene? Ich sage: Ja und Nein.
Kinder im Kita-Alter lernen die Welt erst kennen. Natürlich konnten sie (noch) nicht so viele Erfahrungen sammeln wie Erwachsene. Kleine Kinder stehen ganz am Anfang ihres Lebens. Vieles können sie noch nicht wissen und vieles müssen sie erst noch trainieren. Aber: Kinder im Kita-Alter stellen Tag für Tag Fragen und erkunden sich und ihre Umwelt. Sie wollen die Welt entdecken. Kinder haben ihre ganz eigene Lebenswelt. Von Anfang an zweifeln und staunen Kinder. Und sie sind neugierig (viel mehr als die meisten Erwachsenen). Das ist der perfekte Nährboden für das gemeinsame Philosophieren. Insofern sind kleine Kinder mit ihrem Wissens- und Forscherdrang, ihrer unbändigen Neugier und ihrer Freude am Neuen sogar „bessere Philosophen als die meisten Erwachsenen, für die die Welt langweilig und bekannt erscheint. Beim gemeinsamen Philosophieren mit Kindern in der Kita geht es nicht darum, dass man Kindern erzählt, wer Nietzsche oder Sokrates war. Es geht darum, dass Erwachsene sich Kindern in ihrer Frage-Lust, ihrem Zweifel und Staunen zuwenden und mit ihnen über „Gott und die Welt sprechen
. Ein einfaches Beispiel:
FRAGEN ZURÜCKGEBEN UND FORMULIEREN
Ein fünfjähriger Junge fragt Sie, warum die Sonne so hell scheint: Sie könnten nun mit einer Standardphrase kommen: „Das ist halt so… oder besonders ambitioniert physikalische Zusammenhänge zur Wirkkraft des Lichtes kindgerecht darstellen. Viel einfacher und wirkungsvoller ist es jedoch, wenn Sie das „Warum?
einfach zurückgeben. Sie fragen dann einfach: „Was glaubst du denn: Warum scheint die Sonne so hell? Was meinst du? und „Wie wäre eine Welt, in der die Sonne nicht mehr scheint? Wie würden sich die Menschen dort fühlen?
oder „Brauchst du zum Glücklichsein die Sonne? und „Was brauchst du noch alles, um glücklich zu sein?
Wenn Sie die Frage zurückgeben und anschließend noch weitere Fragen formulieren, dann können Sie höchst originelle Antworten erhalten. Manche dieser Antworten können eher phantasievoll, andere vielleicht tiefphilosophisch sein. Kinder lieben Gedankenspiele, weil sie ohnehin zweifeln und vieles in Frage stellen. Aus der Ausgangsfrage kann so mitunter ein spannendes philosophisches Abenteuer werden.
Das Prinzip des Fragen-Zurückgebens beschränkt sich nicht auf die Sonne und das Glück, sondern auf jedes mögliche Gebiet. Das müssen nicht offensichtlich philosophische Fragen sein, wie „Gibt es Gott? oder „Warum bin ich auf der Welt?
. Das können auch ganz banale, alltägliche Fragen sein. Entscheidend ist, dass Sie als Erwachsener jederzeit kindliche Fragen zurückgeben können, wenn Sie das Gefühl haben, dass sich hieraus ein interessantes Gespräch entwickeln könnte.
Natürlich können Sie auch jederzeit Fragen formulieren. Fragen Sie die Kinder doch einfach mal, ob es Gott gibt, ob Erwachsene oder Kinder mehr Spaß im Leben haben, was Glück oder Liebe ist, warum wir morgens aufwachen, ob es Leben im Weltall gibt. Potenziell gibt es so viele Fragen, die sich zum Philosophieren eignen. Wie gesagt: Es müssen nicht immer offensichtlich philosophische Fragen sein. Die alltäglichsten Fragen können manchmal schon Einstiege ins Philosophieren sein. Es kommt nur darauf an, wie offen Sie für Kinder und ihre Fragen und Gedanken sind. Entscheidend ist dabei Ihre Haltung:
ALLES EINE FRAGE DER HALTUNG
Im Beispiel der hell scheinenden Sonne klang es schon an: Sie können Kinder mit Phrasen „Frag‘ nicht so blöd!, „Das weiß ich doch nicht!
, „Du stellst vielleicht Fragen… antworten oder sich ihnen zuwenden. In Ihrer Haltung Kindern gegenüber entscheidet sich, wie erfolgreich Sie beim Philosophieren sind. Wenn Ihnen das Leben, die Fragen und die Anliegen der Kinder egal sind, dann werden Sie niemals interessante philosophische Dialoge führen können. Dadurch, dass Sie diese Zeilen lesen, zeigen Sie bereits, dass Sie sich Gedanken machen und offen für Neues sind. Diese Offenheit ist genial und wichtig! Mit „Haltung
meine ich genau das: Wenn Sie mit offenem, wachem Blick durch den Kitaalltag gehen und bereit sind für die Fragen der Kinder, können sich immer und überall philosophische Gespräche entwickeln. Wenn Sie stets die Frage im Hinterkopf haben: „Kann sich aus dieser oder jener Situation oder kindlichen Frage vielleicht ein philosophisches Gespräch entwickeln?, dann bekommen Sie immer besser ein Gespür für potentiell wertvolle Momente, die das Philosophieren begünstigen können. Stellen Sie sich etwa vor, dass ein Kind im Sandkasten einzelne Körner beobachtet oder im Teich die Frösche oder kleine Insekten. Sie könnten in dieser Situation etwa fragen, ob wir Menschen „groß
oder „klein sind. Ab wann ist man eigentlich „groß
? Was ist „Größe überhaupt? Das kann schon ein guter Einstieg ins Philosophieren sein. Es kommt nur auf Ihre Haltung im Sinn eines „Zugewandt-Seins
an.
Zuwendung bedeutet „geistige Zuwendung und „körpersprachliche
Zuwendung. Wenn Sie die Arme permanent verschränken, ein Kind beim Gespräch nicht anschauen oder sogar mit Ihrem Handy spielen, dann signalisieren Sie über Ihre Körpersprache Desinteresse. Schauen Sie ein Kind beim Philosophieren am besten direkt an, nehmen Sie eine ihm zugewandte offene Körperhaltung ein und ermutigen Sie es durch Lächeln und leichtes Nicken.
Wenn Sie sich Kindern zuwenden, dann wissen Sie, dass es dafür Offenheit und vor allem Geduld braucht:
DIE KUNST DES ZUHÖREN-KÖNNENS
Vielen Erwachsenen fällt es schon schwer, anderen Erwachsenen zuzuhören. Sollen diese Erwachsenen dann auch noch Kindern zuhören – wirklich zuhören –, dann sieht es noch düsterer aus. Deswegen spreche ich bewusst von der Kunst des Zuhören-Könnens. Nicht jeder beherrscht diese Kunst. Aber sie lässt sich