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Umständliche Rettung
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eBook83 Seiten29 Minuten

Umständliche Rettung

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Über dieses E-Book

Ein Moloch, ein stinkendes Monstrum, "die Luft ein überhitztes Gebläse, in dem selbst die Vögelchen zu Schmorbraten werden" – Mikrobiologin Yamila Hanna Bach reist zu Forschungszwecken nach Sodiryia, eine Stadt jenseits des Jordans, die freudig Konsumgüter verschlingt und im Abfall erstickt. Während Yamila sorgfältig ihrer Arbeit nachgeht, Bodenproben sammelt und nach Berlin schickt, geschehen immer wieder rätselhafte Ereignisse. Dazu zählen ihre Begegnungen mit El-Arad, der an einem Tag Fleischer, am nächsten Schnapsverkäufer und am übernächsten Pilot von Kleinflugzeugen ist und mit dem sie zu guter Letzt gemeinsam in einer Vorabendserie auftaucht. Was geht hier vor sich? Die Bewohner Sodiryias, und ganz besonders die Erzählerin Baganja, wissen Bescheid: Yamila ist der lang angekündigte Engel, der gesandt wurde, um El-Arad zu retten vor der nahenden Katastrophe, die über die Stadt hereinbrechen wird. Und schon befindet sich Yamila in einem Verhör wieder, in dem ihr der Offizier allerlei merkwürdige Fragen stellt. Nein, sie ist nicht als Engel nach Sodiryia gekommen, sondern als Wissenschaftlerin und nein, sie hat nicht vor, El-Arad vor der großen Katastrophe zu bewahren, wie denn auch? Doch Baganja kann den Gedanken nicht ertragen, dass gerade El-Arad der Auserwählte sein soll. Warum er? Der Trinker, Mörder und Vergewaltiger seiner Kinder? Nein, der Engel muss sich in der Adresse geirrt haben. El-Arad ist doch ein schlechter Mensch. Baganja versucht verzweifelt, die Geschichte zu ihrer persönlichen Heilsgeschichte zu machen, doch Yamila wehrt sich, denn: Rational bleiben ist wichtig. Aber das fällt ihr immer schwerer, seitdem ihr eine Mission auferlegt wurde, an die alle um sie herum fest glauben.

In Martina Clavadetschers brodelndem Sodom und Gomorrha muss sich ausgerechnet die Wissenschaftlerin Yamila auf Phänomene einlassen, die sich auf rationale Weise nicht mehr erklären lassen. Unfreiwillig wird sie zur Retterin El-Arads, einer modernen Version des biblischen Lot, der als einziger der Katastrophe entrinnt. Die Autorin nutzt in ihrem Stück "Umständliche Rettung" das Gleichnis, um über heutige Maßlosigkeit, Profitgier, Konsum und Überfluss und über die Hoffnung auf Rettung zu erzählen. Dabei thematisiert sie immer wieder die Macht des Erzählens selbst. Zum einen genießt Clavadetscher das Schreiben in vollen Zügen, verwendet biblische Motive, Krimielemente, groteske Kuriositäten bis hin zu absurd-komischen Verwicklungen. Zum anderen bäumen sich ihre Figuren auf gegen ihre eigene Geschichte, gegen die Rollen, die sie angeblich spielen sollen und versuchen, ihre persönliche Version Realität werden zu lassen. Doch welche Version ist die beste? Und welche ist richtig? Wer verdient Rettung? In der Geschichte, die Martina Clavadetscher erzählt, ist alles möglich, es gibt Raum für das Unerklärliche, nicht Greifbare, das Vertrauen auf einen anderen Menschen (oder eben doch einen Engel?), der womöglich das "letzte Gramm Gold" in uns entdeckt.
SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum20. Apr. 2020
ISBN9783961190447
Umständliche Rettung

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    Buchvorschau

    Umständliche Rettung - Martina Clavadetscher

    Martina Clavadetscher

    Umständliche Rettung

    FELIX BLOCH ERBEN

    Verlag für Bühne, Film und Funk

    Inhaltsverzeichnis

    Title Page

    Personenverzeichnis

    Zitat

    I.

    II.

    III.

    IV.

    V.

    VI.

    VII.

    VIII.

    IX.

    X.

    XI.

    XII.

    XIII.

    XIV.

    XV.

    XVI.

    XVII.

    EPILOG

    Über die Autorin

    Über das Stück

    Impressum

    Personenverzeichnis

    Baganja

    Yamila

    Offizier

    El-Arad

    ORT UND ZEIT

    Jenseits des Jordans zu einer unbekannten Zeit.

    „Errette deine Seele und sieh nicht hinter dich;

    auch stehe nicht in dieser ganzen Gegend."

    1. Mose 19, 17

    I.

    OFFIZIER

    Wie lautet Ihr Auftrag?

    YAMILA

    Ich habe keinen Auftrag.

    BAGANJA

    Das Geräusch einer Schreibmaschine setzt ein.

    Möglicherweise ist es bloß ein Kugelschreiber, der über Protokollpapier rollt.

    Der Offizier macht seine Arbeit. Er legt los.

    OFFIZIER

    Frau Bach, legen Sie los.

    YAMILA

    Ich kam mit dem Überlandbus aus Be’er Sheva. Acht Stunden ohne Klimaanlage. Das war abends. Der Bus hielt beim Kontrollposten vor dem Stadteingang.

    OFFIZIER

    Nord oder Süd?

    YAMILA

    Beim Südeingang. Ich hatte mir vorgenommen, im Freien zu übernachten. Im Zelt.

    OFFIZIER

    Weshalb kamen sie nach Sodiriya?

    YAMILA

    Die biologische Entwicklung der Region ist einzigartig.

    BAGANJA

    Was sie eigentlich sagen will, ist:

    YAMILA

    Die Stadt verschlingt Rohstoffe und Konsumgüter wie ein gefräßiger Wal. Was hinten rauskommt, ist stinkender Abfall, sind die Exkremente eines Molochs. Das hat Folgen für die Umwelt.

    BAGANJA

    Was Yamila stattdessen sagt, ist:

    YAMILA

    Hauptsächlich beschäftige ich mich mit mikrobiologischen Vorgängen. Deswegen die beschrifteten Kunststoffbehälter, die Gläser und Teststreifen. Die Proben werden später in Berlin untersucht.

    OFFIZIER

    Wo in Berlin?

    YAMILA

    An der Freien Universität. Altensteinstrasse. Beim Botanischen Garten.

    OFFIZIER

    Was sind das für Proben?

    YAMILA

    Flüssigkeitsproben, Pflanzenproben, Flechten, Algen, Pilze. Ich sondiere Bakterien, Protozonen und andere Mikroorganismen, indem ich, ähm, …

    BAGANJA

    Ihr Stottern scheint verräterisch.

    YAMILA

    Wollen Sie das wirklich alles wissen.

    OFFIZIER

    Eigentlich nicht.

    YAMILA

    Hören Sie. Ich kann Ihnen nicht weiterhelfen.

    BAGANJA

    Der Offizier studiert Yamilas Pass.

    Der Offizier macht seine Arbeit.

    OFFIZIER

    Yamila Hanna Bach?

    YAMILA

    Ja?

    OFFIZIER

    Wann kommt das Feuer?

    Kurze Stille.

    YAMILA

    Ich weiß nichts von einem Feuer.

    II.

    BAGANJA

    Noch versteht Yamila nicht, weshalb sie festgehalten wird. Deswegen springt die Geschichte kurz zurück.

    OFFIZIER

    Meinetwegen. Kurz.

    BAGANJA

    Die Sonne ist heiß und gelb. Der Boden ist trockener Sand. Die Luft dazwischen trägt ihr Flimmern wie Tarnkleidung.

    OFFIZIER

    Halten Sie sich kurz. Habe ich gesagt.

    BAGANJA

    Am ersten Tag nach ihrer Ankunft richtete sich Yamila ein. Sie erledigte den Aufbau des Zeltes problemlos, obwohl der Boden für das Einschlagen von Heringen viel zu trocken ist. Es folgte eine erste Besichtigung der Stadt, Besorgung von Lebensmitteln: Zwei Kilogramm Reis, vier Rollen Weizenkekse, sechs Schokoladenriegel mit Himbeerfüllung und zwölf Liter kohlensäurearmes Trinkwasser in Pet-Flaschen

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