Horribile Dictu: Ein Gabenkorb der Wahrheit - Finale
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Über dieses E-Book
Wer wird den Psychoterror in der P & P - Villa überleben?
Vincent Kleemayer
Vincent Kleemayers Künstlermotto lautet ~ Stift & Blatt machen mich satt ~ Ich wünsche bestes Lese-Vergnügen mit den Geschichten aus meiner ambitionierten Feder :D
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Buchvorschau
Horribile Dictu - Vincent Kleemayer
gehört.«
Kapitel 12 Part A
Egal wie bitter die Pille auch war, die sie zu schlucken hatte: einen ─ gewiss angebrachten! ─ Gang zur Psychologin schlug ihr Stolz stets in den Wind. Sarina zieht es vor, die Vergangenheit im Elternhaus zu verdrängen. Über den Tag, während der kurzweiligen Stunden an der Uni, gelingt ihr dies auch einigermaßen. Aber wer vermag es, in den Nächten seine Träume zu lenken? Und da tauchen sie häufig auf ─ die verhassten Figuren ihrer jungen Vergangenheit...
Der Vater war Inhaber wie Chef einer Autowerkstatt auf dem Lande. Die Auftragslage war über die kälteren Monate des Jahres einwandfrei, aber in den Ferienzeiten ging das Geschäft nur schleppend bis gar nicht. Und dann, wenn die Kundschaft tagelang ausblieb und einem die Sonne bei 35 °C die Wangen versengte ─ dann schlug sein Laster dermaßen durch, dass der Schaitan wie's Christkindchen neben ihm wirkte. Im Bierrausch torkelte er, auf Gott und die Welt schimpfend, durch seine Werkstatt; nachmittags kippte er sich noch den ein oder anderen Weinbrand hinter die Binde. Hochprozentiges vermischt mit Frustrierung steckte seine Seele in Brand. Er musste doch Kredite tilgen ─ wie soll das machbar sein, ohne die nötigen Umsätze?!
Und plötzlich tauchte an jenen Ferientagen doch mal ein Kunde auf, der eine umfangreiche Inspektion an einem älteren BMW-Modell wünschte. Tja, solcherlei Gelegenheit zur signifikanten Umsatzsteigerung wurde nicht selten in den Sand gesetzt, zumal die Werkstatt wie eine Spelunke für staatlich geförderte Versager stank, und einem lallenden Automechaniker eben nicht jedermann volles Vertrauen entgegenbringt.
Den Frust über eine vergraulte Kundschaft ließ er beim Abendbrot an seiner ─ kaum geschätzten und deshalb Schlaftabletten abhängigen ─ Ehefrau heraus. Einmal warf der jähzornige Vater ihrer Mutter Uta eine fingerlange Metallschraube an den Hinterkopf. Die Platzwunde musste vom Notarzt genäht werden, und die kleine Sarina wurde von wiederholten Angstattacken überrollt, die ihr zwei Unterrichtstage plus einen Badeausflug mit der Klasse versauten. Und das alles bloß wegen einem nach Bockbier stinkenden Suffkopf, der von einer herzlichen Vaterrolle so viel Ahnung hatte, wie ein Pflugochse von nachhaltiger Agrarwirtschaft. Das Einzige, was der Vater ─ wenn nüchtern ─ beherrschte, war das Kitten von Karossen und Reparieren von Motoren, Getrieben sowie den restlichen Innereien unter der Blechhaube. Aber er taugte weder zum Familienmensch noch als Vorbild für heranwachsende Generationen.
Einen nennenswerten Lichtblick gab es jedoch in ihrer Kindheit, respektive frühen Jugend: Theo. Ein fideler Junge aus der Nachbarschaft mit dem Mut eines Samurai. Sie verbummelten unzählige Frühlings- wie Sommernachmittage zusammen; verweilten außerhalb des Dorfes bei Gewälde und Karpfenteichen. Cowboy- und Indianerfilme inspirierten sie zum Bogenschießen. Ein ergrauter Förster namens Robert half ihnen beim Zusammennageln eines Baumhauses, ihrer sogenannten Agenten-Zentrale; das war wohl die James-Bond-Phase. Freilich, die Natur war eine unerschöpfliche Quelle tolldreister Abenteuer. Sie spielten mit Walkie-Talkies, jagten imaginäre Bösewichte, sammelten allerlei Steingut, horteten es in einem löchrigen Reisekoffer hoch zu Baume und wachten darüber wie ein Juwelier über seinen Diamantenschmuck.
Dann gab es ─ dem Himmel sei Dank ─ auch noch mehrere Badeseen in der Provinz, die es mit einem orangefarbenen Paddelboot (Theo hatte es vom großen Bruder geliehen
) zu durchschippern galt; war das die Piraten-Phase? Jedenfalls stach sie tierisch gern als kesse Piratenbraut verkleidet in See. Und einmal hatte sie Skipper Theo für ihren Heldenmut (ein toter Barsch musste für eine Minute auf ihrem blanken Bauch liegen) mit einem Kuss belohnt. Ihr erster Kuss im Leben! Nie wird Sarina diesen Goldrausch-Nachmittag
vergessen. Theo ─ er war ihr Cäsar und sie war seine verehrte Calpurnia. Treue Gefährtin in zahlreichen Prüfungen, die es für Jungs und Mädels vom Dorf zu bestehen gilt.
Zwischen Abitur und Studiumsbeginn machte sie leider eine gräuliche Erfahrung mit dem anderen Geschlecht.
Es war unmittelbar nach dem Musikfestival Rock am Ring
. Weil der Škoda eines Zechbruders den Geist aufgab, wollte Sarina per Anhalter nach Hause fahren. Ein arglistiger Lkw-Fahrer bot ihr eine Mitfahrgelegenheit für 'nen Appel und 'n Ei an. Okay, klingt super, is gebongt! Aber als die Sonne unterging, angebliche Pinkelpause@Raststätte, fing der Gorilla (so in etwa seine Statur) ohne Genehmigung damit an, beharrlich an ihrem Minirock herumzufummeln. Und aus beharrlich wurde grob, aus grob wurde barbarisch!
Zu ihrem unbezahlbaren Glück schlummerte der Retter ─ vom Triebtäter unbemerkt ─ in ihrer Handtasche: Pfefferspray aus Polen! Seit dieser Schreckensstunde auf einem Rastplatz nahe Essen, ist sie kein zweites Mal per Daumen irgendwohin kutschiert.
Zum Studium hin zog Sarina von zu Hause aus. Ihre Eltern konnten sie hinsichtlich dieser Big Decision kreuzweise ─ endgültig! Und endlich Start des vielversprechenden Stadtlebens. Gleich im ersten Semester hat sie ihre aktuelle beste Freundin kennengelernt ─ Franka. Tochter von Alfred und