Lichtwolf Nr. 64 (Riemen)
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Über dieses E-Book
Wenn ein Wort so vieldeutig ist wie „Riemen“, sind stets auch anrüchige Bedeutungen dabei. Der Lederstreifen ist ein Synonym zu langen Texten wie zum Penis und dieses Heft bringt all das zusammen, weshalb es definitiv nicht jugendfrei ist.
In Lama-Tempeln findet sich die Dura, ein aus Pferdefell geschnittener Riemen, mit dem Sündern und Frevlern die Prügelstrafe verpasst wird. Solche Erziehungsmethoden sind hierzulande out, könnten aber noch Ludwig XVII. betroffen haben oder auch nicht, denn um den in der Französischen Revolution verschwundenen Thronfolger ranken sich viele Mythen und Räuberpistolen, die Osman Hajjar versammelt. Die vom Kind gefürchtete Prügelstrafe kehrt bei analen Charakteren als geiler Sexspaß wieder. Bdolf hat eine SM-Wichsvorlage aus dem Sperrmüll gefischt und stellt sie vor, während Marc Hieronimus über die Tiefenpsychologe von Sadomaso und Analverkehr nachdenkt.
Adelungs Wörterbuch kennt viele dazu passende Riemenarten – etwa das Arschsiel, an dem Grubenjungen die Lore durchs Bergwerk ziehen, oder den Backenriemen am Hintergeschirr des Pferdes. Der Riemen als Pimmel rührt womöglich von den Lupercalien her, bei denen kaum bekleidete Jünglinge durchs antike Rom rannten; unfruchtbare Frauen versprachen sich die Erfüllung ihres Kinderwunsches, wenn sie von den Jungs eins mit dem Ziegenfellriemen verpasst bekamen.
Sarah Maria Lenk stellt die NoFap-Bewegung vor, die nur noch metaphorisch Hand an sich legt und so ihr Sex- und Berufsleben in der Leistungsgesellschaft in den Griff kriegen will. Das ist auch eine Antwort auf die Problematik von Sex und Sünde, die so manche scholastische Logelei seit Augustinus ergab, wie Michael Helming darstellt, während Bdolf einen Text über Nietzsches verklemmtes Verhältnis zu den Frauen ausgegraben hat.
Das „Wörterbuch der deutschen Umgangssprache“ belegt ab 1910 die Wendung „abgeschnallt haben“ für „sich geschlechtlich wieder beruhigt haben“. Riemen halten ja nicht nur vedische Wagen („VW“) zusammen, wie Martin Köhler in seiner Kolumne erinnert, sondern auch die Uniform z.B. von Robert Musil, über dessen Militärzeit Michael Helming schreibt. Der Riemen, an dem man sich zu reißen hat, findet sich nicht nur als Gürtel, Koppel, Zaum, Nestel und Senkel, als Fessel und Geißel im Kleiderschrank, sondern eben auch ins Geistige übertragen – und bald dann auch als Kernstück der Maschine, zu der Georg Frost einige Textstellen von Marx, Engels, Kafka und Mühsam zusammengetragen hat.
Adelung mutmaßt über eine Verwandtschaft der Worte Raum, Rahmen und Riemen, und was dergestalt die Dinge zusammenhält ist auch ein Symbol für Schwierigkeiten, deren berühmteste der Gordische Knoten ist, der sich in dem Riemen befand, der Deichsel und Joch am Streitwagen des Königs Gordion verband. Der Riemen als praktisches Zeug dient zum Festmachen am Fuß, am Pferd und am Schiff, später als Keilriemen zur technischen Überwindung der Entfernung, mit deren Phänomenologie sich Schneidegger befasst.
Den hinteren Heftteil eröffnen die tragbaren Gedanken aus der Redaktion und der Dezember aus dem Zyklus „Die zwölf Monate“ der Renate von Charlottenburg. In der Reihe „Viehlosovieh“ portraitiert Marc Hieronimus die Maus als armes Tierchen, das alles kleinkriegt, gefolgt von den Aphorismen Pro Domo et Mundo. Schneidegger hat sodann einen Nachruf auf eine Katze vorzulegen und Bernhard Horwatitsch einen auf die Demokratie überhaupt. Nach den Rezensionen in unter 800 Zeichen folgen noch zwei Portraits: Marc Hieronimus würdigt den Ökonomen Nicholas Georgescu-Roegen (1906–1994) als vergessenen Ersten, der nüchtern auf die Bombe hinwies, die im wirtschaftlichen Weiterso tickt. Rüdiger Spiegel erinnert in der Reihe „Die unbedeutendsten Denker der Geschichte“ an Jörn Anderweg, dessen verschollene Trotzphilosophie eine Apologie kluger Einmischung hätte sein können. Und dann ist das Heft zu Ende.
Timotheus Schneidegger
Bücher für alle und keinen. Pirateninsel des Lichtwolf. Novaheißer Independent-Verlag im Nordwesten.
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Rezensionen für Lichtwolf Nr. 64 (Riemen)
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Buchvorschau
Lichtwolf Nr. 64 (Riemen) - Timotheus Schneidegger
Lichtwolf Nr. 64 (Winter 2018/19)
Titelthema: Riemen
Inhalt Nr. 64
Editorial & Impressum
Riemen
Einleitung ins Titelthema
Der Jugend zum Geleit
Propädeutikum und Prolegomena zum Thema „Riemen"
von Bdolf
Im Falle eines Phallus
Leider geil: Die Erektion nach Augustinus
Mittelalterliche Philosophen argumentierten sowohl mit Aristoteles oder Platon als auch mit den Kirchenvätern. Damit alles unter den Hut der allmächtigen Religion passte, bog man an der Beweisführung zuweilen ganz hübsch und lustig herum.
von Michael Helming
Phsphrszrnd Lyrk
Jeden Samstag ist es soweit
von Norbert Hildebrand
Die größten Riemen der Weltgeschichte I
Der MÄRZ-Verlag
von Bdolf
Naundorffs Abenteuer
Der Sonnenkönig von Spandau
Ludwig XVII. wurde mit Schusters Riemen gezüchtigt und verschwand in den Wirren der französischen Revolution, um in Gestalt des Berliner Uhrmachers Karl Wilhelm Naundorff Auferstehung und einen mystisch-aufklärerischen Neoabsolutismus zu feiern.
von Osman Hajjar
Phsphrszrnd Lyrk
Luxxus belt
von Norbert Hildebrand
Die größten Riemen der Weltgeschichte II
Nietzsche und die Frauen
vom Nietzscheversteher Bdolf aus der Fraktur ins Neuhochschriftdeutsche übersetzt
Weg von All bis Zimmer
Die Entfernung der Entfernung
Was gerät aus dem Blick, wenn alles immer näher zusammenrückt? Überlegungen zum Raum im Zeitalter der technischen Überwindbarkeit aller Entfernungen
von Timotheus Schneidegger
Kurz gedacht
Denker im Haiku: Mauthner & Platon
von Michael Helming (mh) und Bernhard Horwatitsch (bh)
Die größten Riemen der Weltgeschichte III
Sehr „geehrtes" Ehepaar XXXXX
Fundstück aus dem Freiburger Sperrmüll: Ein älterer Handwerker schreibt sich eine Masturbationsvorlage.
gefunden von Bdolf
Sexualkunde
Die härtere Gangart
Was fasziniert Männlein und Weiblein an gröberen Sexualpraktiken von BDSM bis Analverkehr? Mutmaßungen über die Tiefenpsychologie des abseitigen Riemengebrauchs
von Marc Hieronimus
Volkswagen
Stufen zum Nichts: Riemen
Kolumne von Martin Köhler
Philosophen in Uniform: Robert Musil
Das Ich, die Kaderschmiede und andere Abgründe
Der Schriftsteller Robert Musil (1880–1942) promovierte 1908 mit einer Arbeit über Ernst Mach. Seine Literatur kreist um die Konstruktion des Selbst und zuweilen um Erfahrungen beim Kommiss und im Weltkrieg.
von Michael Helming
Internetkultur
Anti-Onan
„Den Riemen polieren / „am Riemen reißen
: Zwischen diesen beiden Redensarten bewegt sich die Internetsubkultur NoFap, die alles Schlechte in ihrem Leben auf Masturbation zurückführt und sich deshalb am Riemen reißen will.
von Sarah Maria Lenk
Riemen der Weltliteratur
Rage against the Machine
von Georg Frost
Kurz lesen, lang nachdenken
Der tragbare Gedanke 64
von Bdolf (bd), Filbinger (fi), Michael Helming (mh), Bernhard Horwatitsch (bh), Jean-Baptiste O’Lebigmac (ol), Timotheus Schneidegger (ts) und Wolfgang Schröder (ws)
Renate von Charlottenburg:
Die zwölf Monate: Dezember
„Diese armen Tierchen"
Viehlosovieh: Maus
Seit Menschengedenken stellen wir dem fiependen Nahrungskonkurrenten nach. Erst im 20. Jahrhundert erfuhr die als „Schädling" geschmähte Maus ihre kulturelle Würdigung.
von Marc Hieronimus
Sentenzen für Latrinentür
Pro Domo et Mundo 64
von Marc Hieronimus (hi), Michael Helming (mh), Bernhard Horwatitsch (bh), Wolfgang Schröder (ws) und Timotheus Schneidegger (ts)
Für Trauni (200?–2018)
Nachruf auf eine Katze
von Timotheus Schneidegger
Gardinenpredigt
Demokratie für eine Woche
Die Freiheit begann mit einem Klagelaut und wird bis zu ihrem stillen Ende eine Zumutung bleiben.
von Bernhard Horwatitsch
Rezensionen in < 800 Z.
Kurz & Klein 64
von Bdolf (bd), Bernhard Horwatitsch (bh), Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi) und Wolfgang Schröder (ws)
Lebende & Leichen: Nicholas Georgescu-Roegen (1906–1994)
Entropie in der Ökonomie
Einer der wichtigsten Vordenker der Postwachstumsökonomie geriet nach seinem Tod bald ins Vergessen – und damit die Bombe, die im Weiterso tickt.
von Marc Hieronimus
Die unbedeutendsten Denker
Philosophisch der Philosophie trotzen
Im 19. Jahrhundert hielt der Buchdrucker und Essayist Jörn Anderweg (1828–1903) eine Sicht des Mit- und Gegendenkens fest, von der nichts mehr übrig ist.
von Rüdiger Spiegel
Autoren & Illustratoren
Rückseite
LXIV. Ist ja nur Geld
Aus der Offizin 64
Bei Erscheinen der letzten Ausgabe war der Ausgang des von der AfD gegen den Verlag angestrengten Prozesses um die Domain afd-ostfriesland.de bloß absehbar, bald folgte der Schuldspruch. Neue Abonnenten führte der teure Spaß dem Lichtwolf nicht zu, aber es hat auch niemand sein Abo gekündigt und überdies ist die überraschende Kreditwürdigkeit des Unternehmens bewiesen, die sich wohl nur meiner gewissenhaften Rechnungslegung verdankt, die auch dem Finanzamt die alljährliche Null in der Anlage S meiner Einkommensteuererklärung tolerabel macht.
Aber da geht es ja nur um Geld, dessen Banalität vom Tod hervorgehoben wird, was ihn freilich nicht deshalb zu dem Skandal macht, der er ist. Mir sei die traurige Mitteilung vom Tod meines Vaters und dem meiner Katze gestattet, der ich auf S. 69 einen Nachruf widme.
Wie geht es nun weiter? So wie immer, Heft für Heft, bis es nicht mehr geht. Der ganze Kram wird dann alle zwei Jahre nach Mainz gekutscht, wo – das können Sie sich schon einmal notieren – vom 30. Mai bis 2. Juni 2019 die 25. Mainzer Minipressen-Messe stattfindet.
Wir sehen uns dort – wenn’s denn geht
Ihr
Timotheus Schneidegger
Impressum
Lichtwolf - Zeitschrift trotz Philosophie
Ausgabe 4 / Jahrgang 17 (Nr. 64)
Elektronische Ausgabe, ISSN 2192-7995
Veröffentlicht Ende Dezember 2018
Verlagsanschrift:
catware.net Verlag / Timotheus Schneidegger
Erlenstraße 4 / 26524 Hage
Tel.: (+0049) 1520 3825888
E-Mail: redaktion@lichtwolf.de
V.i.S.d.P.: Timotheus Schneidegger
Heftgestaltung & Umschlag: Georg Frost
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber, Redaktion oder Verlag wieder. Beiträge (Text oder Bild) dürfen nicht – auch nicht auszugsweise – ohne Zustimmung ihrer Urheber weiterverbreitet werden. Zur Verwendung kommt eine Hausorthographie. Redaktionelle Beiträge sende man per E-Mail an:
redaktion@lichtwolf.de
Der Lichtwolf ist keine Literaturzeitschrift: Bitte keine Kurzgeschichten und Gedichte schicken!
Einleitung ins Titelthema: Riemen
„Aber Zuckerbrot und Peitsche
nicht mehr der Erziehung ziemen;
denn es fehlt ja doch der deutsche
Zucker und der deutsche Riemen."
– Karl Kraus, Die Fackel Nr. 499, 20.11.1918, S. 22
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(Illu: Georg Frost)
Ein so vieldeutiges Wort wie „Riemen" hat stets anrüchige Bedeutungen. Der Lederstreifen ist synonym zu langen Texten wie zum Penis – dieses Heft verbindet all das.
Die Prügelstrafe könnte Ludwig XVII. betroffen haben oder auch nicht, denn um den verschwundenen Thronfolger ranken sich viele Räuberpistolen, die Osman Hajjar ab S. 16 versammelt. Bei analen Charakteren kehrt sie als Sexspaß wieder: Bdolf hat eine SM-Wichsvorlage aus dem Sperrmüll gefischt (S. 38), während Marc Hieronimus ab S. 40 über die Tiefenpsychologe u.a. von Analverkehr nachdenkt. Sarah Maria Lenk stellt ab S. 56 die NoFap-Bewegung vor, die nur noch metaphorisch Hand an sich legt. Das ist auch eine Antwort auf die Problematik von Sex und Sünde, die so manche scholastische Logelei seit Augustinus ergab, wie Michael Helming ab S. 4 darstellt, während Bdolf einen Text über Nietzsches Verhältnis zu den Frauen (S. 26) mitbringt.
Riemen halten ja nicht nur vedische Wagen („VW") zusammen, wie Martin Köhler in seiner Kolumne auf S. 45 erinnert, sondern auch die Uniform von Robert Musil, über dessen Militärzeit Michael Helming ab S. 46 schreibt. Der Riemen, an dem man sich zu reißen hat, findet sich als Gürtel, Zaum, Nestel und Senkel im Kleiderschrank, sowie ins Geistige übertragen – um als Kernstück der Maschine wiederzukehren, zu der Georg Frost auf S. 59 einige Textstellen zusammengetragen hat. Der Riemen dient zum Festmachen an Fuß, Pferd und Schiff, später als Keilriemen zur technischen Überwindung der Entfernung, mit deren Phänomenologie sich Schneidegger ab S. 28 befasst. Zwischendurch stellt Bdolf das Programm des März-Verlags (S. 14) vor und Norbert Hildebrand dichtet über Rasenmäher (S. 13) und das Outfit toter Könige (S. 25)).
Der Jugend zum Geleit
Propädeutikum und Prolegomena zum Thema „Riemen"
von Bdolf
1.) Vaters Riemen gibt manchen Striemen.
2.) Was ist denn nun der Treibriemen der menschlichen Geschichte?
3.) „Sich am Riemen reißen" – das kann auch sehr lustvoll sein (untenrum!)!
4.) „Riemen na plus!" – wenn der Hintern denn schon blutig rot (s.o.).
5.) „Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss den Riemen nicht!" (Nietzsche, schwytzerdütsche Originalfassung der Aphorismen).
6.) Auch der härteste Sadist, wenn er den süßen Hintern seiner Liebsten verstriemt, will eigentlich nur geliebt werden –
7.) Wenn das Hymen lederig, wird der Riemen („untenrum!") täterig.
8.) Riemen braucht Rhythmus. Riemen untenrum braucht Isthmus („Enger ist geiler!", vgl. Rapper Sido!).
10.) Adorno schweigt zum Thema „Riemen", Habermas, das alte Aas, will ihn, um Nicht-SPD-Wähler*innen zu züchtigen ...
11.) Die AfD will „zurück zum Riemen", die Mainstream-Medien wollen davon nix wissen –
12.) „Es muss ein Riemen durch dieses Land gehen!" (Freud’sche Fehlleistung eines unbekannten Bundespräserdenten; Rede anlässlich der Eröffnung der XXXIXten Landwirtschaftsleistungsschau zu Appenweier (Ortenau), ca. 1988, Sportplatzgelände)
helming-DSCN6709_2(Photo: Michael Helming)
Im Falle eines Phallus
Leider geil: Die Erektion nach Augustinus
Mittelalterliche Philosophen argumentierten sowohl mit Aristoteles oder Platon als auch mit den Kirchenvätern. Damit alles unter den Hut der allmächtigen Religion passte, bog man an der Beweisführung zuweilen ganz hübsch und lustig herum.
von Michael Helming
Das Dienstpersonal erledigt die niederen Arbeiten, dafür wird es bezahlt. So war es schon immer und im Mittelalter repräsentierten Knechte und Mägde das Personal, derweil zu den niederen Arbeiten nicht allein die schwere körperliche und der Putz- und Küchendienst gehörten; wenn dem Herrn seine Magd gefiel, hat er sie sich bei passender Gelegenheit wohl auch in Sachen Triebabfuhr dienstbar gemacht. Mit einem Satz von Leonard Cohen: „I guess you call this love; I call it service."
Was Kopfarbeit, also hier das Denken, anging, so zählte die seinerzeit noch nicht allgemein akzeptierte Logik ebenfalls zu den niederen Arbeiten. Sie hatte sich, das wünschte der Klerus, gefälligst dem Glauben unterzuordnen. Praktisch an ihr zu schuften und zu schwitzen hatten die Philosophen. Konkret geht das Bild von der Philosophie als Magd der Theologie (Philosophia ancilla theologiae) auf den einflussreichen Benediktiner Petrus Damiani (1006–1072) zurück. Der einstige Kardinal und heutige Heilige behauptete, die Gesetze der Logik seien vor Gott ungültig und daher sei es nicht zulässig, die formale Logik methodisch in theologischen Fragen anzuwenden; die reine Philosophie war ihm Teufelswerk. Brummte dem Kirchenlehrer nach rationalen Denkversuchen zu häufig der Kopf, derweil kritikloser Glaube an ein höheres Wesen ihn entspannte? War er überzeugt, Denken führe zu Migräne? Antworten auf solche Fragen bleiben Spekulation, doch gläubige Katholiken sehen im Heiligen Petrus Damiani bis heute eine Art Analgetikum. Sie verehren ihn als Schutzpatron gegen Kopfschmerzen, die bekanntlich zwar lästig sein können, aber auch ein gutes und von der Kirche akzeptiertes Verhütungsmittel darstellen: „Schatz, heute nicht, heißt es, „ich hab’ Kopfweh.
Aufhalten ließ sich die Akzeptanz der Logik nicht und so pflasterte Folgerichtigkeit, bildlich gesprochen, den