Lichtwolf Nr. 69 (Über)
()
Über dieses E-Book
Wer groß denkt und hoch hinaus will, landet eventuell im Über – zur näheren Bestimmung dient dieses Heft. Michael Helming nimmt sich auf sprachspielerische Weise des Wörtchens „über“ an, während Sarah Maria Lenk den Aufstieg und Fall dieses Germanismus im Englischen nachzeichnet. Fehlen darf natürlich nicht der Übermensch, den Schneidegger mitsamt eines linken Übermitleids behandelt, und russische Youtube-Philosophen wie „Übermarginal“, den Ewgeniy Kasakow vorstellt. Immer geht es über bzw. um irgendwas, sogar in Zeitaltern – ein Trend, den Marc Hieronimus beobachtet; derselbe eröffnet auch Überlegungen zu Serien über irgendwas, die allen anderen überlegen sind: Hieronimus plädiert für „Dylan Dog“, Bernhard Horwatitsch für die Sopranos und Vasile V. Poenaru für „Orphan Black“. Eher in der klassischen Kunst ist Michael Helming unterwegs mit einer einzigartigen anatomisch-kulturgeschichtlichen Analyse der Putten und ihrer Flügel. Osman Hajjar erzählt eine weitere Messingstadt-Geschichte nach, in der wir etwas über die Überwindung des inneren Schweinehunds und das mußevolle Warten in der Überzeit lernen. Martin Köhler überlegt in seiner Kolumne, wie oft das Wort „über“ bei Rammstein vorkommt (und warum). Wieso dagegen die Bitte, Kaffee zu machen, eine patriarchale Überlegenheitsgeste ist, erklärt Katharina Körting. Markos Hieronymos hat einen bislang unbekannten Platon-Dialog übersetzt. Mit Bdolf, der wieder ein Propädeutikum liefert, überwinden wir die Matrix bzw. Raum und Zeit, ehe es um das Sehen geht, das am besten von oben funktioniert: Bernhard Horwatitsch denkt über Optik im konkreten und übertragenen Sinne nach, Martin Köhler wird grundsätzlich grundgesetzlich zum Thema Überwachung und Wolfgang Schröder führt in seinem letzten Essay den Gedanken des Seins als Gesehenwerden weiter und in die Tiefe.
Wie so oft eröffnen die Kürzestrezensionen, Aphorismen und der tragbare Gedanke mit trotzphilosophischen Miniaturen den hinteren Heftteil, der ansonsten ganz einer traurigen Pflicht gewidmet ist: Wir würdigen unsere verstorbenen Kollegen Norbert Hildebrand und Wolfgang Schröder, dessen Lichtwolf-Beiträge Osman Hajjar zusammen mit Sokrates durchgesehen hat.
Timotheus Schneidegger
Bücher für alle und keinen. Pirateninsel des Lichtwolf. Novaheißer Independent-Verlag im Nordwesten.
Mehr von Timotheus Schneidegger lesen
Lichtwolf Nr. 64 (Riemen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 62 (Zeichen und Wunder) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 63 (Genozid für Fortgeschrittene) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 66 (Stumpf und Stil) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 67 (Todesarten) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 61 (Milchmädchen) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 68 (Riten und Gebräuche) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 70 (Opfer) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 65 (Not) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Ähnlich wie Lichtwolf Nr. 69 (Über)
Ähnliche E-Books
Lichtwolf Nr. 65 (Not) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHybris — oder: Die Emotion der Vernunft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGötzen-Dämmerung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKursbuch 203: ÜberLeben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPolitische Angst: Warum wir uns kritisches Denken nicht verbieten lassen dürfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenInskriptionen: Das Unbewusste im Zeitalter medialer Räume Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHEUTE DIE WELT – MORGEN DAS GANZE UNIVERSUM: Rechtsextremismus in der deutschen Gegenwarts-Science-Fiction | Science-Fiction und rechte Populärkultur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenMaterien des Denkens: Nach Beuys Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVom Geist Europas: Ursprünge und Porträts, Band I Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEine Abrechnung: Die Wahrheit über Adolf Hitlers 'Mein Kampf' Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFertig machen dich deine Fertigkeiten: Aphoristische Idyllen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGötzen-Dämmerung: oder wie man mit dem Hammer philosophiert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 68 (Riten und Gebräuche) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Liebhaber der Sophie: Philosophiegeschichte in Philosophengeschichten Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenOrtlose Mitte: Das Ich als kulturelle Hervorbringung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHeideggers philosophischer Eros: Versuch einer Psychoanalyse seines "Seyns" Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSpinner. Schelme. Scharlatane: Porträts aus dem Wiener Narrenkastl Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Rote Buch: C. G. Jungs Reise zum „anderen Pol der Welt“ Editorial Board: Friedrich Gaede und Bruno Müller-Oerlinghausen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDen Widerspruch zwischen Gelesenem und Gelebtem mit Geschriebenem lösen: Ausgewählte Aufsätze Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenLichtwolf Nr. 70 (Opfer) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAngriff auf Syrakus: Anfang und Ende der Spurensuche Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerteidigung des Elfenbeinturms: Große Sprüche, wieder nur Widerspruch Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEcce Homo: Wie man wird, was man ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Geisterreich: Kant und die Folgen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAphorismen über die Naturphilosophie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWie Autoren ihre unbewussten Kräfte aktiv nutzen können: Ratgeber für Autoren Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPeterchens Mondfahrt - Peter Sloterdijk, die Religion und die Theologie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenUrteilen in dunklen Zeiten: Eine neue Lesart von Hannah Arendts 'Banalität des Bösen' Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Politik für Sie
Antisemitismus in der Sprache: Warum es auf die Wortwahl ankommt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenCancel Culture: Demokratie in Gefahr Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas lange Sterben der Sowjetunion: Schicksalsjahre 1985-1999 Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFilmverrückter und Serienjunkie: Stars, Filme und Serien Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKognitive Kriegsführung: Neueste Manipulationstechniken als Waffengattung der NATO Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenWas ist deutsch?: Elemente unserer Identität Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Wohlstand der Nationen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Zeitalter der Einsamkeit: Über die Kraft der Verbindung in einer zerfaserten Welt Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSand Talk: Das Wissen der Aborigines und die Krisen der modernen Welt Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Der Überfall - Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion: Ein SPIEGEL E-Book Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGenderismus: Der Masterplan für die geschlechtslose Gesellschaft Bewertung: 2 von 5 Sternen2/5Widerworte: Gedanken über Deutschland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenGeorge Friedman: Der Sturm vor der Ruhe: Amerikas Spaltung, die heraufziehende Krise und der folgende Triumph Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNaher Osten 01: Themenzusammenfassung Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPopulismus: Das unerhörte Volk und seine Feinde Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenKeine Macht der Moral!: Politik jenseits von Gut und Böse Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Krieg im Dunkeln: Die wahre Macht der Geheimdienste. Wie CIA, Mossad, MI6, BND und andere Nachrichtendienste die Welt regieren. Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenFremdbestimmt: 120 Jahre Lügen und Täuschung Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Trump: The Art of the Deal Bewertung: 3 von 5 Sternen3/5Die Diktatur der Demokraten: Warum ohne Recht kein Staat zu machen ist Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTrilaterale Kommission Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDiversität gestalten: Erfolgreiche Integration in Kommunen - Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen2025 - Das Endspiel: oder Der Putsch von oben Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Die Antwort Bewertung: 1 von 5 Sternen1/5Der nächste große Krieg: Hintergründe und Analysen zur medial-politischen Hetze gegen Russland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie wissen alles über Sie: Wie Staat und Wirtschaft Ihre Daten ausspionieren - und wie Sie sich davor schützen. Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Wenn man weiß, wo der Verstand ist, hat der Tag Struktur: Anleitung zum Selberdenken in verrückten Zeiten (aktualisierte Ausgabe) Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Lichtwolf Nr. 69 (Über)
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Lichtwolf Nr. 69 (Über) - Timotheus Schneidegger
Lichtwolf Nr. 69 (Frühling 2020)
Titelthema: Über
Inhalt Nr. 69
Editorial & Impressum
Über
Einleitung ins Titelthema
Der Jugend zum Geleit
Propädeutikum und Prolegomena zum Thema „Über"
von Bdolf
Überhaltung
Die beste Serie
Was wählen, wenn man Kultur und Zerstreuung in einem wünscht, und davon nur das Beste?
von Marc Hieronimus
Über die Sopranos
Der Müll-Pate
Eine Analyse mit Heidegger und Spoilern
von Bernhard Horwatitsch
Über Orphan Black
Klon-Cloud über alles
Über die vielen Ichs der Tatiana Maslany
von Vasile V. Poenaru
Übermensch
Drunter- und Drübermenschen
Muss, wer den Übermenschen will, in anderen Untermenschen sehen? Oder liegt in Nietzsches Idee ein utopisches Potential, das – trotz seines Missbrauchs durch Nazis – Linken weiterhülfe?
von Timotheus Schneidegger
Rammstein
Stufen zum Nichts: Über
Kolumne von Martin Köhler
Worthülle & Wortfülle
Es grüßt dein Bruder Übermut
Betrachtungen zu einem Wörtchen
von Michael Helming
Über alles
Marginalien über „Übermarginal"
Zwischen Heidegger und Energydrinks: Der Streamer und Podcaster „Übermarginal" ist ein Star im russischsprachigen Netz.
von Ewgeniy Kasakow
Hierarchien
Kaffeemachen*
Warum Mikrogesten machostabilisierend wirken
von Katharina Körting
Über den Zeiten...
Abu Mohammed, der Faulpelz
Eine weitere Geschichte aus der Messingstadt lobt das Warten auf den günstigen Augenblick und verweist auf ein koranisches Konzept der Überzeit.
von Osman Hajjar
Wortkunde
Aufstieg und Fall eines Präfixes
Von Nietzsche zu den Nazis, über Punkrock bis in die Randbereiche der Kulturindustrie führt der Weg des über/uber.
von Sarah Maria Lenk
Kater Dolorosa
von Georg Frost
Überfälligkeiten
Die Zeit ist uns über
Zeitgenössische Kunst ist immer über etwas. Damit folgt sie aber nur dem Zeitgeist, der für alles einen Namen braucht.
von Marc Hieronimus
Puttenflügel
Wohin mit den Dingern?
Amoretten, Eroten, Putten, Genien – das pausbäckige Knabengeflügel ist eine anatomische Anomalie und bildgewordenes Hummel-Paradoxon. Seit der Antike erheben diese nackten Überflieger sich und ihre liebliche Ästhetik nicht nur über die Gesetze der Aerodynamik.
von Michael Helming
Raus aus der Simulation
Die Überwindung der Matrix
von Bdolf
Error multiplex, veritas una
Wer Augen hat, der sieht alles in allem
Das Licht der Aufklärung leuchtet über uns allen, in uns hinein und aus uns heraus. Überlegungen zur Optik im üblichen und übertragenen Sinne
von Bernhard Horwatitsch
Neuer Versuch
Die Überwindung von Raum und Zeit
von Bdolf
Überwachung
Wir sehen was, was du nicht siehst
Überwachung ist nichts Neues, erst recht nicht in Deutschland. Neu aber ist ihr Ausmaß und das Hinnehmen sowie die Heilsversprechen, die mit ihr einhergehen.
von Martin Köhler
Überreste
Alkibiades III
Neue Scan-Verfahren machen die Lektüre der beim Ausbruch des Vesuv 79 n.Chr. versteinerten Pergamentrollen möglich. Transkript und Übersetzung
von Markos Hieronymos
Wahr-Nehmung
Über-Blick
Sein heißt Gesehenwerden: über das Sehen, Gesehenwerden und Erkanntsein zwischen Behütung und Überwachung, Ästhetik und Identität
von Wolfgang Schröder
Rezensionen in < 800 Z.
Kurz & Klein 69
von Bdolf (bd), Michael Helming (mh) und Marc Hieronimus (hi)
Kurz lesen, lang nachdenken
Der tragbare Gedanke 69
von Bdolf (bd), Filbinger (fi), Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi), Bernhard Horwatitsch (bh), Jean-Baptiste O’Lebigmac (ol) und Wolfgang Schröder (ws)
Schröder (†) & Hildebrand (†)
Die Avantgarde geht voran
Zum Tode zweier Lichtwolf-Kollegen
von Timotheus Schneidegger
In memoriam Rüdiger Spiegel
LADEHEMMUNGEN (KEINEM ZUR LAST GEFALLEN!)
von Stefan Krückmann
Wolfgang Schröder (†)
Über einen edlen Mitstreiter
Rückschau auf die Beiträge Wolfgang Schröders in einer Form alter Schule
von Osman Hajjar
Sentenzen für die Latrinentür
Pro Domo et Mundo 69
von Filbinger (fi), Michael Helming (mh), Marc Hieronimus (hi) und Jean-Baptiste O’Lebigmac (ol)
Autoren & Illustratoren
Rückseite
LXIX. Alles nicht so einfach
Aus der Offizin 69
Rückschläge gehören zum Geschäft wie die Routine und wenn man nur lange genug dabei bleibt, kann man immer mehr Leichen zum Kollegenkreis zählen: Wolfgang Schröder und Norbert Hildebrand sind gestorben – sie seien ab S. 99 gewürdigt.
Weniger schmerzlich, bloß nervig sind die Mühlen der Bürokratie: Der im letzten Heft angekündigte Förderverein für unser kleines Weltmagazin hängt noch in ebendiesen fest – in dieser Sache also leider noch nichts Konkretes wie Spendenkonto und Mitgliedsantrag.
Das mahnt zur Vorsicht bei Ankündigungen im Editorial. Darum hier lediglich der Hinweis auf den anstehenden Sommer 2020, in dem die „Zeitschrift trotz Philosophie" 18 Jahre alt wird; ihre Eltern sind dann mit dem Womo in Skandinavien unterwegs und sie hat somit die eine Gelegenheit, den überheblichen Magazinen aus dem Kioskregal zu zeigen, dass sie doch ganz cool ist (und z.B. natürlich weiß, wofür 69 steht; hihi).
Einladungen folgen.
Ihr
Timotheus Schneidegger
Impressum
Lichtwolf - Zeitschrift trotz Philosophie
Ausgabe 1 / Jahrgang 19 (Nr. 69)
Elektronische Ausgabe
Veröffentlicht Ende März 2020
Verlagsanschrift:
catware.net Verlag / Timotheus Schneidegger
Erlenstraße 4 / 26524 Hage
Tel.: (+0049) 1520 3825888
E-Mail: redaktion@lichtwolf.de
V.i.S.d.P.: Timotheus Schneidegger
Heftgestaltung & Umschlag: Georg Frost
Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung von Herausgeber, Redaktion oder Verlag wieder. Beiträge (Text oder Bild) dürfen nicht – auch nicht auszugsweise – ohne Zustimmung ihrer Urheber weiterverbreitet werden. Zur Verwendung kommt eine Hausorthographie. Redaktionelle Beiträge sende man per E-Mail an:
redaktion@lichtwolf.de
Der Lichtwolf ist keine Literaturzeitschrift: Bitte keine Kurzgeschichten und Gedichte schicken!
Einleitung ins Titelthema: Über
Der Übermensch ist ein verfrühtes Ideal, das den Menschen voraussetzt.
– Karl Kraus, Die Fackel Nr. 264, 18.11.1908, S. 24.
Wer groß denkt und hoch hinaus will, landet eventuell im Über – zur näheren Bestimmung dient dieses Heft. Michael Helming nimmt sich auf sprachspielerische Weise des Wörtchens „über an, während Sarah Maria Lenk den Aufstieg und Fall dieses Germanismus im Englischen nachzeichnet. Fehlen darf natürlich nicht der Übermensch, den Schneidegger mitsamt eines linken Übermitleids behandelt, und russische Youtube-Philosophen wie „Übermarginal
, den Ewgeniy Kasakow vorstellt. Immer geht es über bzw. um irgendwas, sogar in Zeitaltern – ein Trend, den Marc Hieronimus beobachtet; derselbe eröffnet auch Überlegungen zu Serien über irgendwas, die allen anderen überlegen sind: Hieronimus plädiert für „Dylan Dog, Bernhard Horwatitsch für die Sopranos und Vasile V. Poenaru für „Orphan Black
. Eher in der klassischen Kunst ist Michael Helming unterwegs mit einer einzigartigen anatomisch-kulturgeschichtlichen Analyse der Putten und ihrer Flügel. Osman Hajjar erzählt eine weitere Messingstadt-Geschichte nach, in der wir etwas über die Überwindung des inneren Schweinehunds und das mußevolle Warten in der Überzeit lernen. Martin Köhler überlegt in seiner Kolumne, wie oft das Wort „über" bei Rammstein vorkommt (und warum). Wieso dagegen die Bitte, Kaffee zu machen, eine patriarchale Überlegenheitsgeste ist, erklärt Katharina Körting. Markos Hieronymos hat einen bislang unbekannten Platon-Dialog übersetzt. Mit Bdolf überwinden wir die Matrix bzw. Raum und Zeit, ehe es um das Sehen geht, das am besten von oben funktioniert: Bernhard Horwatitsch denkt über Optik im konkreten und übertragenen Sinne nach, Martin Köhler wird grundsätzlich grundgesetzlich zum Thema Überwachung und Wolfgang Schröder führt in seinem letzten Essay den Gedanken des Seins als Gesehenwerden weiter und in die Tiefe.
Der Jugend zum Geleit
Propädeutikum und Prolegomena zum Thema „Über"
von Bdolf
1.) Nehmen wir das „über wörtlich – dann hieße das: Jenseits des „Menschlichen
– genau! Das wäre wirklich schön …! (Kann ja nur besser werden …)
2.) „Über den Wolken muss die Freiheit grenzenlos sein … !, so schniedelte der beliebte Deutschchansonierser Reinhard „icke un’ mine Fluppe
Mey – was Blödsinn ist - in den Lüften gilt die Luftverkehrsregelung - in den Niederungen die New World Order -
3.) Allen Menschen wäre immer und besser geholfen, würden sie das „über" ganz, ganz wörtlich nehmen – nämlich: immer besser denken, immer besser verstehen, sich-immer-besser-erinnern – sich zu einem Kompositum bekennen – dem Überwinden der eigenen Dummheit … -
4.) Alle Menschen wollen überwinden – die Sterblichkeit, die Sinnlosigkeit, die Ziellosigkeit, die Verhältnisse, jeden anderen Blödsinn - nur nie die eigene, blödsinnige Dynamik - Und wenn alle alles überschreiten – denn wird das Gebot „Überschreitung ist ALLES – nur noch - idiotisch -
6.) Der geistigen Gesundheit tut allgemein gut, nicht immer „über - sondern auch mal „hier und jetzt
- und sowieso und überhaupt … -
7.) Der allseitig beliebte Dichter-Filosof „Fritz" Nietzsche hatte es für alle, die es wissen wollen, gesagt - : Wer rüber will – muss wissen, was er denn dann DRÜBEN will -
hieroDSCF7547Macht arm, aber sexy glücklich: Comics sammeln. (Photo: Marc Hieronimus)
Überhaltung
Die beste Serie
Die Güte eines Kunstwerks lässt sich nicht messen, nur erläutern. Umgekehrt ist der Erfolg mancher Unterhaltungsprodukte offensichtlich, aber schwer erklärlich. Was wählen, wenn man Kultur und Zerstreuung in einem wünscht, und davon nur das Beste?
von Marc Hieronimus
Das Beste ist so eine Sache, überhaupt der Superlativ. Ein relatives Höchstmaß lässt sich nur bei wenigen Eigenschaften wie Höhe, Breite, Länge, Temperatur, Geschwindigkeit feststellen. Darum wohl haben Sprachen noch andere Möglichkeiten, Adjektive zu steigern. Im Deutschen haben wir bekanntlich idiomatische Wortverbindungen wie rabenschwarz, mausetot, eiskalt, um eigentlich nicht steigerbaren Wörtern mehr Stärke zu verleihen. Im Türkischen gibt es dafür eine aus phonetischen Gesetzmäßigkeiten mehr oder weniger ableitbare Vorsilbe:
kırmızı (rot) - kıpkırmızı (knallrot, „rorot")
dolu (voll) - dopdolu (rappelvoll, „voppvoll")
yaş (nass) - yamyaş (klitschnass, „nappnass")
temiz (sauber) - tertemiz (blitzsauber, „samsauber")
çıplak (nackt) - çırçıplak (splitternackt, „narnackt")
mor (lila) - mosmor (???)
Man fragt sich, wie lange es noch dauert, bis die deutsche Produktwerbung die Form auch bei uns einführt. Denn die Propaganda des Kapitalismus mit ihrem Budget, ihren Künstlern und Wissenschaftlern hat schon oft durch Vermassung regionaler Besonderheiten oder durch Wortneuschöpfung (unkaputtbar) die Sprache verändert und wäre längst der superlativste Ort überhaupt, wenn der Gesetzgeber sie nicht in die Schranken wiese. Duplo ist einem alten TV-Spot zufolge darum nur vermutlich „die längste Praline der Welt", und weil sich jeder Spruch irgendwann abnutzt, wurde aus dem Süßkram erst die längste Praline des Universums (vermutlich), dann hat man es ganz drangegeben.
Dabei ist Länge ja messbar. Der Witz und Trick, wie Ferrero sich unangreifbar macht, ist die Bezeichnung ihres Schokoriegels als Praline. Wenn ich den Rhein als den längsten Bach Europas bezeichne, ist das auch kaum widerlegbar. Die Donau ist länger, aber sie ist kein Bach. Der Rhein auch nicht? Und Duplo ist keine Praline? Da wir jeder sprachlichen Äußerung Bedeutung unterstellen („sei relevant" lautet die oberste der Grice’schen Konversationsmaximen), suchen wir in solchen Fällen wie generell bei uneigentlichem Sprechen nach einem zweiten, tieferen Sinn. Im Beispiel: Lassen Sie sich nicht täuschen, Duplo ist eine Praline (und als solche vermutlich die längste der Welt), sie sieht nur aus wie ein Schokoriegel. Es geht um ein Alleinstellungsmerkmal. Und darum, das meiste Naschi zu verkaufen.
Messbar ist mehr, als man denkt, z.B. auch Drogengüte (die besten Halluzinationen erzeugt wohl DMT, am heldenhaftesten fühlt man sich mit Heroin), aber kein Superlativ bleibt bestehen. Ja, es gibt in der phyischen Welt wohl keinen einzigen alten, nicht eingeholten Rekord: Was sind die sieben Weltwunder gegen das, was heute gebaut wird? Sind bzw. kommen wir nicht, von der ungeheuren Lebenserwartung einiger Bibelgestalten einmal abgesehen, in allem größer, schneller, weiter? Selbst im Immateriellen, in der Welt der Kunst, wo sich Superlative fast verbieten, scheinen mir viele Klassiker in den letzten Jahren verblasst zu sein.
Musikalisch geht noch einiges (LW66), aber bislang Bestes lässt sich durchaus nennen. Es ist wenig originell, die Beatles der Jahre von 1965 bis 1968 die innovativste und am nachhaltigsten prägende Popmusikformation aller Zeiten (bis heute) zu nennen, aber weiß der Laie auch, warum die Fab Four den Titel verdienen? Die vier Komponisten (ja, auch George Harrison und Ringo Starr) haben ab 1965, also mit dem Verzicht auf Live-Konzerte (bei denen sie immer öfter von ihren kreischenden Fans übertönt wurden) gemeinsam mit ihrem Produzenten George Martin (dem „fünften Beatle") ausgelotet, was ging. Es ging just zu ihrer Zeit technologisch und kompositorisch eine Menge Neues, und wer als Erster kommt, ist auch auf lange Zeit erstmal der Beste. Nicht zu unterschätzen ist außerdem die Inspiration durch Drogen, namentlich Cannabis (hier war Bob Dylan der Initiator) und LSD, aber sie schwammen auch auf einer Welle allgemeinen Aufbruchs. In der richtigen Zeit, unter den richtigen Produktionsbedingungen ist beinah alles möglich.
Das scheint auch für Literatur und Geisteswissenschaft zu gelten. Arno Schmidt schwärmte vom Höhepunkt des deutschen Denkens und Dichtens, als Goethe, Herder, Wieland, Klopstock, Lessing sowie (der von ihm wenig geschätzte) Schiller gleichzeitig wirkten, und jede fast immer nur im Nachhinein festgelegte „Literaturepoche" hat ihre Sterne. Wer aber ist der beste Autor aller, auch zukünftiger Zeiten? Ich tippe auf Shake-speare, auch weil er, wie noch auszuführen ist, zu seiner Zeit sehr erfolgreich war. Heute freilich bewegen Musik und v.a. Literatur weit weniger als damals. Man verbringt seine Zeit mit Serien.
Der Welt.
Wie soll eine Fantasygeschichte größer und besser erzählt werden als Game of Thrones (USA 2011-2019)? Es fängt schon mit dem Wortspiel im Namen an: game bedeutet neben Spiel auch Jagdwild, und in den acht Staffeln à zehn einstündige Folgen ist jeder einmal Wild und Jäger. Man kann sich zwar bei kulturindustriellen Massenprodukten darauf verlassen, dass am Ende das Gute siegt, aber welche/r Gute all die Intrigen und das fortdauernde Gemetzel überlebt und wer