Ab ins Abenteuer. Die coolsten Outdoor-Events in Baden-Württemberg.: Aktiv sein mit Philipp Sauer, dem Spezialisten fürs Außergewöhnliche.
Von Philipp Sauer und Rainer Mangold
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Buchvorschau
Ab ins Abenteuer. Die coolsten Outdoor-Events in Baden-Württemberg. - Philipp Sauer
Höhle
Einleitung
Was ist ein Abenteuer?
Vornweg – das liegt natürlich im Auge des Betrachters. Uns war bei der Auswahl der vorgestellten Abenteuer wichtig, dass sie einen körperlichen Aspekt beinhalten, bei dem man selbst aktiv wird und handelt. Eine Ballonfahrt oder ein Tandemsprung mit dem Fallschirm sind bestimmt auch abenteuerlich, aber hier wird man »erlebt« und ist von Handlungen anderer abhängig. Wir dagegen wollen selbst handeln und den Verlauf des Abenteuers durch ein aktives Zutun spüren und lenken.
Wir haben viele unserer Abenteuer mit anderen Leuten erlebt und dabei die unterschiedlichsten Reaktionen beobachtet. Von leicht spöttischen Bemerkungen (»Das nennst du spannend?«) bis hin zu begeisterten Ausrufen (»Oha, das würde ich mich nicht trauen!«) war alles dabei. Manchmal muss man aber ehrlich sein und die Erwartungen etwas dämpfen, denn es geht nicht darum, ein Soft-Rafting auf der Murg zu einer kaum zu bewältigenden Wildwasserfahrt aufzublasen. Für gemütliche Städter und Familien können manche der hier präsentierten Abenteuer ein erster Einstieg in aufregende Welten sein – ein »Abenteuerle« eben. Andere Erlebnisse in diesem Buch können hingegen selbst für sportliche Asse eine neue Herausforderung im altbekannten Outdoorrevier sein, auf die man so nur hier in Baden-Württemberg stößt. Jedes unserer Abenteuer kann also auch als individueller Einstieg oder als das Ausprobieren einer bis dato unbekannten Freizeit- und Sportaktivität angesehen werden – und einsteigen tut man nun mal nicht mit der schwierigsten Variante. Das Survivalcamp mag für Profibushcrafter eventuell keinen Nervenkitzel mehr hervorrufen, aber vielleicht ist genau für die das Wanderreiten etwas gänzlich Neues.
Geduld und Einstellung
Alle unsere Abenteuer sind Outdoor-Erlebnisse. Das Empfinden und Erleben dieser Abenteuer hängt also wesentlich von äußeren Umständen ab, wie ein ausreichend hoher Wasserpegel, Windstärke, schönes Wetter, viel Schnee oder vielleicht sogar, ob nette Leute in der Gruppe sind. Unter Umständen braucht man daher mehrere Anläufe, bis sich diese optimalen äußeren Umstände einstellen. Wem es aber gelingt, unabhängig davon das Schöne im Moment zu erkennen, der wird mit sich selbst auch im Reinen sein, wenn am Firmament nicht permanent die Sonne lacht. Wer zu hohe Erwartungen hegt, wird in der Regel immer von etwas enttäuscht sein. Zu Abenteuern gehören eben auch manchmal Widrigkeiten und suboptimale Bedingungen. Wer trotzdem glücklich aus der Schlucht steigt, dem ist es gelungen, diese tiefe Zufriedenheit, auf deren Suche wir alle sind, zu erlangen und den nervigen Selbstoptimierungstrieb des modernen Menschen hinter sich zu lassen.
Skijöring auf der Schwäbischen Alb
Warum Anbieter?
Die Mehrzahl unserer Abenteuer sind schlicht und ergreifend nur mit speziellem Material und entsprechender Ausrüstung durchführbar. Ob Raftingboot, Kiteschirm oder Hundeschlitten – kaum jemand verfügt über all diese Dinge und kann sie nach Bedarf aus dem Schrank (oder Stall) holen. Zudem hat Otto Normalverbraucher nicht die Grundkenntnisse, um die Abenteuer selbst zu bewältigen und unbeschadet zu überstehen. Wir brauchen Anleitung und bekommen sie von professioneller Seite auch. Ohne kundige Führung wäre es beispielsweise erstens verboten und zweitens unter Umständen lebensgefährlich, Höhlen wie die Falkensteiner Wasserhöhle zu befahren (das heißt so, auch wenn man mehr watet und klettert als fährt). Eine Zusammenarbeit mit Anbietern bringt Sicherheit. Unsere Abenteuer sind nicht ohne Risiko, und sollte etwas passieren, ist fachkundige Hilfe direkt vor Ort. Die Anbieter, die wir im Text erwähnen, möchten wir im Übrigen besonders empfehlen. Wir haben zum einen mit ihnen gute Erfahrungen bei der Durchführung der Events gemacht, zum anderen hätte dieses Buch nicht realisiert werden können, hätten uns diese Veranstalter nicht in vielfältiger Weise mit Rat und Tat unterstützt.
Mit dem Kanu auf der Lauter
Kosten
Die Zeiten, in denen Freizeitaktivitäten und Urlaub in Deutschland wesentlich günstiger durchzuführen waren als im Ausland, sind vorbei. Mit Pauschbespaßungen à la »all-inclusive« in Bettenburgen und Robinson Clubs am Mittelmeer kann und will dieses Projekt nicht konkurrieren. Die Kosten variieren bei unseren Abenteuern beachtlich und hängen auch stark vom individuellen Bedürfnis nach Komfort ab. Es gibt – wie überall – günstige und teurere Übernachtungs- und Verpflegungsmöglichkeiten. Führung, Anleitung und Inanspruchnahme von fremdem Material hat zudem seinen Preis. Das ist recht und billig. Wir können uns auf überprüftes und gutes Material verlassen und sicher sein, am besten Ort für unser spezielles Abenteuer zu sein.
Denken wir beispielsweise einmal an das Wanderreiten, eine unserer exklusiveren Aktivitäten: Hier bekommen wir für unser Geld mehrere Tage lang Zugang zu einem Pferd, Unterkunft und eine kompetente Leitung angeboten. Die allabendliche Verpflegung dagegen ist nicht im Preis inbegriffen, so kommt also noch ein Sümmchen obendrauf. Dafür erlebt man aber auch etwas Außergewöhnliches. Am anderen Ende der Preisskala rangiert etwa das Skiwandern auf der Alb: Eine gebrauchte Langlaufausrüstung ist spottbillig zu bekommen, und ansonsten zahlt man nur die An- und Abfahrt.
Die in diesem Buch angegebenen Preise waren bei Redaktionsschluss aktuell, können sich aber natürlich bisweilen ändern. Vorsichtshalber sollte man sich daher vorab auf der Website des jeweiligen Anbieters über die aktuellen Preise informieren.
Voraussetzungen
Mancher ist ein Bewegungstalent, andere müssen sich ihre Fitness, Beweglichkeit und das Körperbewusstsein hart erarbeiten. Für die größte Anzahl unserer Abenteuer muss man schon ein bisschen etwas können: Man braucht kein Leistungssportler zu sein, aber eine gewisse Kondition, Respekt, Mut und evtl. auch Schwindelfreiheit sind die Grundlage für die Ausübung unserer Abenteuer. Wer sich an spezielle Winterabenteuer wie Kiten oder Biathlon heranwagt, sollte über Grundkenntnisse des Skilaufens verfügen, und wenn man sich für das mehrtägige Wanderreiten entscheidet, muss man natürlich reiten können – ansonsten wird es für einen selbst, aber auch für das Pferd zu einer Tortur und Gefahr. Wer sich schwertut, seinen Fitness- und Gesundheitszustand selbst einzuschätzen, dem sei der Gang zum Sportmediziner seines Vertrauens geraten, zu dessen Kernkompetenz es gehört, körperliche Leistungsfähigkeit bewerten zu können. Eine unverbindliche Empfehlung bezüglich körperlicher und technischer Anforderungen und ob eine Altersbeschränkung für das jeweilige Abenteuer vorliegt, wird im Abenteuersteckbrief aufgeführt. Eine Selbstverständlichkeit sollte übrigens die Abstinenz von Rauschmitteln jeglicher Art während des Abenteuers sein.
Ausrüstung
Die spezielle Ausrüstung für die einzelnen Abenteuer bekommen wir vom jeweiligen Veranstalter gestellt. Daneben gibt es aber Ausrüstungsgegenstände, für die wir selbst verantwortlich sind, und das ist vor allem die Bekleidung, zu der auch gutes Schuhwerk gehört. In Baden-Württemberg herrschen, den Jahreszeiten entsprechend, relativ stabile Temperaturen. Man kleidet sich also der Jahreszeit gemäß. Normale Baumwolle ist schwer, lässt einen erst schwitzen, dann frieren und erfordert natürlich auch mehr Wechselwäsche (Gewicht), da sie langsam trocknet. Am besten trägt man also moderne Funktionsbekleidung in mehreren Schichten (Zwiebelprinzip in drei Lagen: 1. Merino oder Kunstfaser, 2. leichte Jacke oder Hoody, 3. feste Jacke mit Regenschutz). Die dritte Lage sollte funktional sein, also auch mit Handschuhen sollte man den Reißverschluss aufbekommen bzw. die Jacke ausziehen können. Selbst wenn man weder Kälte noch Regen erwartet, gehören die zweite und dritte Lage in den Rucksack. Muss man nämlich nach einem Unfall längere Zeit auf die Rettung warten, kühlt der Körper schnell aus, auch im Sommer.
Do-it-yourself-Abenteuer
Wer über etwas Outdoor-Erfahrung und ein wenig 0815-Equipment verfügt, Neugierde und Fantasie mitbringt und auch körperlich gut drauf ist, dem stehen vor der Haustüre etliche Abenteuer kostenfrei offen. Wir haben im Winter einfach mal den alten Rodelschlitten vollgepackt und hinter uns hergezogen, in Grill- und Schutzhütten übernachtet und uns so mehrere Tage quasi für lau die Winterwelt des Schwarzwalds und der Alb erschlossen. Gefühlt haben wir uns dabei wie Amundsen. Wer über etwas Organisationstalent verfügt, kann sich z. B. auch auf das Wagnis einer 24-Stunden-Wanderung einlassen – Wanderstiefel, Rucksack und Kondition vorausgesetzt. Auch das Schneeschuhwandern muss man nicht über einen Veranstalter buchen, sondern kann mittlerweile für wenig Geld auf den Gebrauchtwarenplattformen im Internet die Schneeschuhe erwerben, sich erst mal selbst ausprobieren und eigene Bahnen ziehen. Ein Geocaching kann man in abgelegene und abenteuerliche Landschaften verlegen, etwa in die Tobelschlucht im Schwäbisch-Fränkischen Wald. Ansonsten einfach mal im Netz bei Youtube inspirieren lassen: Es ist erstaunlich, in was für tolle Abenteuer sich die »Pfundsmädle und -kerle« in Deutschland und im Ländle stürzen.
Snowkiten auf dem Feldberg
Feuermachen gehört zu den wichtigsten Dingen, die man beim Survivaltraining lernt.
Beste Jahreszeit
Winter-Abenteuer kann man nur erleben, wenn Schnee liegt. Das schneesicherste Revier in Baden-Württemberg ist der Feldberg. Da die Situation aber von Jahr zu Jahr zunehmend unberechenbar wird, sollte man bei guter Schneelage die Winterabenteuer zeitnah angehen.
Etliche Anbieter der Sommerabenteuer haben Winterpause und bieten ihre Dienstleistungen von April bis Oktober an. Auch im Sommer ist man auf die richtigen Umstände angewiesen, da man z. B. bei niedrigem Wasserstand nicht die Murg hinunterraften kann. Manchmal spielen aber auch ökologische Aspekte eine Rolle. Die meisten Höhlen auf der Alb sind etwa wegen Schutz von Fledermäusen im Winter gesperrt.
Motocross ohne Motor
An- und Abfahrt
Die im Abenteuersteckbrief vorgeschlagenen Bus- und Zugverbindungen sind nur als Vorschläge zu verstehen, die im Vorjahr des Erscheinens dieses Buches recherchiert wurden. Deshalb gilt es bei der Vorbereitung unbedingt zu prüfen, ob diese Verbindungen noch gültig oder einem Fahrplanwechsel zum Opfer gefallen sind. In Baden-Württemberg ist das möglich unter www.bwegt.de oder telefonisch unter 018 05 77 99 66 (nicht kostenfrei). Die jeweils beste Auskunft bekommt man aber über die Touristeninformationen vor Ort, da diese auch über saisonal bzw. nur lokal angebotene Verbindungen im Bilde sind.
Unsere Abenteuer bieten zeitlich betrachtet alles an: Bei einigen kann man ohne Weiteres am selben Tag an- und wieder abreisen, manchmal dauert das Abenteuer aber auch so lange, dass sich eine Übernachtung anbietet. Andere Abenteurer wollen aber vielleicht auch in einer Gegend bleiben, um die weiteren Angebote dort kennenzulernen (beispielsweise am Feldberg). Natürlich ist es auch einfach entspannter, sich durch eine zusätzliche Übernachtung den An- bzw. Rückreisestress am Tag des Abenteuers zu ersparen und sich als Belohnung nach einem intensiven Tag wohlig in ein schönes weißes Daunenbett sinken zu lassen. Auch hier ist die Touristeninformation vor Ort der richtige Ansprechpartner.