Vom Urknall zum Gottesmythos: Utopie und Evolution
Von Thomas Ebersberg
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Über dieses E-Book
Er stellt die Fragen: Wie entstehen Utopien, was macht ihren Charme aus, warum mussten die klassischen Utopien scheitern? Wie könnte eine Alternative aussehen?
Thomas Ebersberg
Thomas Ebersberg, Jahrgang 1945, trat nach dem Abitur in den Jesuitenorden ein. Nach drei Jahren verließ er den Orden und studierte Pharmazie und Psychologie. Er veröffentlichte 1987 »Zarte Stachel - Süße Ohrfeigen, Ein Kulturstrip ohne Scham und Traurigkeit«, 1990 »Abschied vom Absoluten, Wider die Einfalt des Denkens, 2014 »Christentum adieu! Das leise Sterben eines Mythos«, 2016 »Kritik des Manifests des evolutionären Humanismus«, 2020 »Vom Urknall zum Gottesmythos, Utopie und Evolution«. Infos und Leseproben: www.abschied-vom-absoluten.de. Seine auf zahlreichen Reisen rund um die Welt entstandenen Fotos präsentierte er in Dia-Multivisionsschauen und auf seiner Website www.thomas-ebersberg.de.
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Buchvorschau
Vom Urknall zum Gottesmythos - Thomas Ebersberg
Zu diesem Buch
Der Autor, ehemals Mitglied des Jesuitenordens, setzt sich kritisch mit den konkurrierenden transzendentalen und säkularen Weltbildern auseinander. Bei ihrem Vergleich entdeckt er neben den Gegensätzen überraschende Parallelen, die auf einem gemeinsamen Denkmuster gründen.
Er stellt die Fragen: Wie entstehen Utopien, was macht ihren Charme aus, warum mussten die klassischen Utopien scheitern? Wie könnte eine Alternative aussehen?
Thomas Ebersberg, Jahrgang 1945, trat nach dem Abitur in den Jesuitenorden ein. Nach drei Jahren verließ er den Orden und studierte Pharmazie und Psychologie. 1987 veröffentlichte er die ironisch-polemische Zeitkritik »Zarte Stachel – Süße Ohrfeigen, Ein Kulturstrip ohne Scham und Traurigkeit«, 1990 »Abschied vom Absoluten, Wider die Einfalt des Denkens«, das Plädoyer für ein polares Weltbild, 2014 »Christentum adieu! Das leise Sterben eines Mythos«, die kritische Auseinandersetzung mit Inhalt, Geschichte und Auflösungserscheinungen des Christentums, und 2016 »Kritik des Manifests des evolutionären Humanismus «, in Form eines offenen Briefs an Michael Schmidt- Salomon.
Inhalt
Unternehmen Weltbild
Die Kontrahenten und viele Fragen
Die Sinnfrage – großer Sinn, kleiner Sinn?
Offenbarung oder Erfahrung?
Was ist die Welt, was ist der Mensch?
Die Struktur
Das Potential
Evolution – Zufall oder Notwendigkeit?
Evolution und Transzendenz
Evolution und Utopie
Was darf ich erwarten?
Die Herausforderung
Die Erlösung – das große Versprechen
Der Gottesmythos – die große Versuchung
Der Charme der Utopien
Das Scheitern der Utopien
Was soll ich tun?
Ethik und Wille – frei oder unfrei?
Ethik zwischen Natur und Übernatur
Ethische Tendenzen – die neuen Sünden
Ethik und Geschichte
Ausblick
Wettstreit der Weltbilder
Die Identitätsfrage
Die Alternative
Unternehmen Weltbild
Die Kontrahenten und viele Fragen
Eine Vorbemerkung sei erlaubt. Die Gedankengänge dieses Buchs sind ein relativ elitäres Unternehmen. Warum? Es geht um Weltbilder, um ein reflektiertes Weltbild, das immer wieder kritisch überprüft und anhand der eigenen Erfahrungen verifiziert wird. Zwei konträre Weltbilder stehen zur Disposition, das jenseitsbezogene transzendentale und das diesseitige säkulare. Einem vielfältigen Spektrum von Gläubigen auf Seiten der Religion steht eine ständig wachsende Zahl säkular orientierter Menschen gegenüber.
Die Anhänger beider Fraktionen – sowohl die Religiösen als auch die Nichtreligiösen – dürften in der Mehrzahl unreflektiert ihrem Glauben bzw. Nichtglauben huldigen. Ein Bewusstsein, permanent durch Reflexion und Selbstreflexion »upgegradet«, dürfte nur einer Minderheit gegeben sein.
Ein solches Bewusstsein scheint eher ein zukunftsorientiertes Projekt der Evolution des Menschen auf dem Weg zum »Homo sapiens«, dem »wissenden«, »weisen« Menschen zu sein. Geduld ist also angesagt. Und es sollte nicht verwundern, wenn vorliegendes Projekt, der Vergleich der beiden Weltbilder, bei einem breiten Publikum auf Unverständnis oder Gleichgültigkeit stößt. Die meisten Zeitgenossen haben offensichtlich andere Probleme und man kann es ihnen nicht einmal verdenken.
Neben der kritischen, vergleichenden Analyse der Weltbilder muss auch die Frage erlaubt sein: Welche Rolle spielen dezidierte Weltbilder? Wurden und werden sie überhaupt geschichtswirksam? Hat z.B. das Christentum die Geschichte des »christlichen Abendlandes« tatsächlich geprägt? Und wie viel Gedankengut der Aufklärung bestimmt unsere »aufgeklärte« Moderne? Waren und sind womöglich ganz andere Kräfte am Werk? Sind die Weltbilder vielleicht nur die »Begleitmusik« zu jenem Spiel, das von den Eliten des Mythos und der Macht seit jeher gespielt wird?
Lassen wir die Beantwortung dieser Frage zunächst offen. Zwei konträre Weltbilder konkurrieren also um die Gunst der Gläubigen, das transzendentale und das säkulare. Ich werde versuchen, die Unterschiede und heimlichen Übereinstimmungen zwischen beiden Varianten aufzuzeigen. Es könnte ja sein, dass die beiden Gegenspieler hinsichtlich ihrer Funktion und ihrer Zukunftsperspektiven gar nicht so weit auseinander liegen.
Ob wir von Mythen, Religionen, Ideologien oder Narrativen sprechen – ich denke, wir können diese vermeintlichen oder tatsächlichen »anthropologischen Konstanten« unter dem schillernden Begriff »Utopie« subsumieren. Haben sie doch den gleichen Ursprung und die gleiche Funktion.
Inhaltlich dürfte dies das verbindende Element der klassischen Utopien sein: Sie alle leiden unter der Vorstellung, dass diese Welt so nicht sein dürfte, dass eine »andere«, »bessere«, womöglich »höhere« Welt möglich sei.
Wie entstehen Utopien? Was macht ihre Attraktivität aus und warum müssen sie unweigerlich scheitern? Liegt ihnen ein gemeinsames fragwürdiges Denkmuster zugrunde? Und was haben die Utopien mit der Evolution des Universums vom Urknall bis zum Homo sapiens gemein? Sind sie womöglich ein Element der Evolution, Grenzüberschreitungen in zuvor als unmöglich scheinende neue Dimensionen?
Um dem utopischen Denken, seinem Charme und Scheitern auf den Grund zu kommen, widmen wir uns den drei klassischen Fragen, die sich Homo sapiens seit Beginn seines sich entwickelnden Bewusstseins stellt: »Was ist die Welt, was ist der Mensch? Was darf ich erwarten? Was soll ich tun?« Welterklärung, Zukunftsversprechen und Moral – das ist die heilige Dreifaltigkeit jeder Utopie.
Formuliert aus der Sicht des säkularen Weltbilds lauten diese Fragen nicht mehr transzendental eingefärbt: »Was ist der letzte Urgrund der Welt, was ist die Bestimmung des Menschen und welchen göttlichen Geboten muss er Folge leisten?«, sondern etwas bescheidener: »Wie ist das Universum, die Natur, der Mensch beschaffen, konstruiert? Was können wir hier auf Erden in Zukunft erwarten und wie sieht, wenn wir auf das Konstrukt einer »Übernatur« verzichten, eine der Natur des Menschen angemessene Ethik aus?
Die Sinnfrage – großer Sinn, kleiner Sinn?
Beginnen wir mit der den Weltbildern oft zugrunde gelegten Sinnfrage: Macht diese Welt Sinn? Diese Frage scheint unausweichlich.
Warum dieses offenbar unausrottbare Bedürfnis des Menschen nach »Sinn«? Die Antwort ist einfach. Sinn ist eine Grundbedingung für alles Leben. Was bedeutet »Sinn«? Etwas macht Sinn, wenn zwei Dinge, z.B. Schlüssel und Schloss, zusammenpassen oder wenn, banal ausgedrückt, Angebot und Nachfrage übereinstimmen. Wir sprechen von »Sinnbezügen«. Leben macht Sinn, wenn das Angebot den Bedürfnissen entspricht.
Die Religionen konzentrieren sich auf die »letzten« Fragen nach dem Woher, Warum und Wohin? Wer ist der Verursacher, was ist der letzte Grund, was das Ziel und was der Sinn des Universums? In welches »Schloss«, wohinein