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Mythos und Bewusstsein: Über den Hintergrund von Liebe und Leid
Mythos und Bewusstsein: Über den Hintergrund von Liebe und Leid
Mythos und Bewusstsein: Über den Hintergrund von Liebe und Leid
eBook379 Seiten5 Stunden

Mythos und Bewusstsein: Über den Hintergrund von Liebe und Leid

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Über dieses E-Book

Was ist Bewusstsein? Wie funktioniert es?
Worin liegen Sinn und Bedeutung von Bewusstseinsstörungen?
In diesem Buch werden Antworten auf diese elementaren Fragen gesucht. Die jahrzehntelange intensive Beschäftigung des Autors mit der Deutung vorwiegend griechischer Mythen bildet die Grundlage. Die Ergebnisse der Quantenphysik gaben den Anstoß zu diesem Buch.
Ein Blick ins Lexikon zeigt, daß es keine klare Definition von Bewusstsein gibt. Die Philosophie hat auf den Begriff "Bewusstsein" einen anderen Blickwinkel als die Religion, die Psychologie wieder einen anderen als die Neurowissenschaft - und die Hirnforschung sieht Bewusstsein mehr oder weniger als Ergebnis biologischer und chemischer Prozesse.
Dieses Buch zeigt einen Zugang zum menschlichen Bewusstsein, dem sich vielleicht eines Tages sowohl Philosophen als auch Psychologen und Neurologen gleichermaßen anschließen können, weil ein jeder die Richtigkeit der in diesem Buch getroffenen Aussagen bei sich selbst nachvollziehen kann. Es geht um den Blick nach innen, nicht um den Blick nach außen. Mythen entstehen aus dem Blick in die "Innere Welt" und erzählen uns von Vorgängen im menschlichen Bewusstsein. Mythen zu deuten heißt sein eigenes Bewusstsein kennenlernen, es verstehen und erweitern. Deshalb wollen die im Buch vorgenommenen Deutungen zum Mut anregen, auch eigene Deutungen zuzulassen.
SpracheDeutsch
Herausgebertredition
Erscheinungsdatum18. März 2019
ISBN9783748240471
Mythos und Bewusstsein: Über den Hintergrund von Liebe und Leid

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    Buchvorschau

    Mythos und Bewusstsein - Johann Wolfgang Denzinger

    Prolog

    Was ist Bewusstsein?

    Wie funktioniert es?

    Worin liegen Sinn und Bedeutung von Bewusstseinsstörungen?

    In diesem Buch suche ich nach Antworten auf diese elementaren Fragen. Meine jahrzehntelange intensive Beschäftigung mit der Deutung vorwiegend griechischer Mythen bildet die Grundlage. Die Ergebnisse der Quantenphysik gaben mir den Anstoß, dieses Buch zu schreiben. Ein Blick bei Wikipedia zeigt, dass es keine klare Definition von Bewusstsein gibt. Die Philosophie hat auf den Begriff „Bewusstsein" einen anderen Blickwinkel als die Religion, die Psychologie wieder einen anderen als die Neurowissenschaft - und die Hirnforschung sieht Bewusstsein mehr oder weniger als Ergebnis biologischer und chemischer Prozesse. Stellt man noch die Frage nach dem Sitz und der Funktion des menschlichen Qualitätsempfindens, wird das Ganze zum Rätsel.

    Dieses Buch zeigt einen Zugang zum menschlichen Bewusstsein, dem sich vielleicht eines Tages sowohl Philosophen als auch Psychologen und vielleicht sogar Neurologen anschließen können. Es geht um den Blick nach innen. Mythen entstehen aus diesem Blick in die „Innere Welt" und erzählen uns von Vorgängen im menschlichen Bewusstsein. Mythen zu deuten heißt sein eigenes Bewusstsein kennenlernen, es verstehen und erweitern. Deshalb wollen die im Buch vorgenommenen Deutungen zum Mut anregen, auch eigene Deutungen zuzulassen.

    Weimar, den 28.1.2019

    Vorwort

    Bei der Rückschau auf mein Leben formt die Erinnerung jede Station meines Lebens zu einem Glied einer langen Kette und gewährt mir so Einblick in größere Zusammenhänge. Von einem früh aufkeimenden Interesse an Nietzsches Philosophie, über ein Mathematikstudium und einer nicht enden wollenden fruchtlosen Suche nach dem eigenen Lebenssinn landete ich vor über 30 Jahren bei der Astrologie. Doch die traditionelle Astrologie konnte mich nicht vollends zufriedenstellen, zu sehr war ihr Augenmerk auf die äußere Welt gerichtet - und zu viele Astrologen haben sie als Mittel der Zukunftsdeutung missverstanden. So begann ich nach Quellen zu suchen, nach einer Form der inneren Astrologie, die imstande sein sollte das zu beschreiben, was „die Welt im Innersten zusammenhält".

    Bei dieser Suche tauchte immer wieder der Begriff „Bewusstsein auf, über dessen Herkunft und Funktionsweise mir niemand wirklich Auskunft erteilen konnte. Wohl scheint es so etwas wie Bewusstseinsstörungen zu geben mit deren Symptomen sich Medizin und Psychologie ausgiebig beschäftigen, doch weder der Mediziner noch der Psychologe sind imstande das menschliche Bewusstsein auch nur annähernd zu beschreiben. Falls die esoterische Lehre recht hat, dann liegt es vermutlich daran, dass hier die Seele als Träger des Bewusstseins genannt wird. Daraus wäre zu schließen, dass mit der Seele auch das Bewusstsein zu jenem „unsichtbaren Wesensanteil des Menschen gehört, der sich letztlich einer äußeren Beschreibung entzieht.

    Über die Beschäftigung mit den Mythen der alten Griechen ging meine Suche weiter. Fast parallel gesellte sich dazu ein starkes Interesse an der christlichen und jüdischen Mystik. Das war schon sehr erhellend die Genesis mithilfe eines jüdischen Freundes und einem umfassenden Lexikon althebräisch-deutsch einmal wort-wörtlich zu übersetzen. Das ist etwas anderes als in irgendeiner der zahlreichen Bibelübersetzungen zu lesen.

    Dennoch blieb die griechische Mythologie einfach „mein Ding. Ich spürte, dass den bildhaften Erzählungen von der Beziehung zwischen Menschen und Göttern, zwischen Geschöpf und Schöpfer verborgene Weisheit innewohnt. Da für mich nie ein Zweifel bestand, dass ich ein Geschöpf bin, musste logischerweise zwingend zum Geschöpf auch ein Schöpfer existieren. Zwar sträubte sich meine naturwissenschaftlichmathematische Prägung eine Zeitlang dagegen, aber letztlich konnte und durfte ich mich als Mathematiker meiner eigenen Logik nicht entziehen. Das Vorhandensein eines Geschöpfs ohne Schöpfer und ohne jeglichen Schöpfungsvorgang einfach so aus dem Nichts heraus erschien mir als Vorstellung unhaltbar. Eine „abgespeckte Version dieser Vorstellung, in der sich über Jahrmillionen hinweg der Mensch gleichsam schrittweise aus diesem Nichts heraus entwickelt haben soll, war für mich noch unhaltbarer. Das war doch nur ein Sand-in-die-Augen-streuen, indem man den Akt der Schöpfung zeitlich zurücksetzt und in einen unendlich fernen Uranfang verlagert. Da muss sogar der Mathematiker in mir lachen über so viel Augenwischerei. Ob die Entwicklung sieben Tage oder vier Milliarden Jahre dauert, ändert doch nichts an der Grundfrage, ob es einen Initiator der Schöpfung gibt. Der sogenannte Urknall ist doch nichts anderes als das „Es werde Licht" in der Genesis. Für dieses Licht und für die daran gekoppelte Energie braucht der wissenschaftlich orientierte Mensch eine zeitliche Ursache, nicht der spirituelle Mensch. Letzterer hat seinen Schöpfergott, mehr benötigt er nicht zur Klärung der Entstehung der Welt. Urknall und Uranfang ins Unendliche zu rücken heißt doch nichts anderes, als von der Zeit auf die Ewigkeit überzugehen. Hier genau entsteht die Sinnestäuschung: denn Zeit und Ewigkeit sind Begriffe aus zwei verschiedenen Welten. Was einem schon das erste Semester Mathematikstudium deutlich macht, ist die mathematisch beweisbare Tatsache, dass man sich auf der Zeitachse der Unendlichkeit niemals annähern kann. Je weiter ich in der Zeit zurückgehe, ein Jahr, tausend Jahre oder eine Milliarde Jahre, es bleibt immer unendlich viel Zeit übrig, die davor liegt. Dasselbe gilt, wenn ich auf der Zeitachse nach vorne in die Zukunft gehe. Ich finde weder Anfang noch Ende im Raum der Unendlichkeit. Zeit ist immer ein Abschnitt, ein von der Unendlichkeit abgetrennter Teil. Damit gehören Anfang und Ende stets zur Zeit und zur Endlichkeit. Demgemäß ist Zeit immer zyklisch und begrenzt, niemals linear noch unendlich. Darüber werden wir noch viel mehr hören bei der Deutung der Mythen.

    Nachdem für mich das Thema Schöpfung innerlich geklärt war, öffneten sich plötzlich Tür und Tor für eine neue Betrachtung des Lebens. Geist, Seele und Körper durften gleichzeitig existieren. Das gesamte Universum war Ausdruck schöpferischer Kräfte und ich hatte wieder im Denken jene kindlich-unschuldige Unvoreingenommenheit gewonnen, die - rückblickend betrachtet - mir gefehlt hat, um offen zu sein für alle möglichen und unmöglichen Gedanken. Das Grenzenlose, das mich schon im Studium magisch angezogen hat, bekam eine neue Dimension in meinem Leben. Mit dem Horizont im Unendlichen war der Weg frei für die Deutung der Mythen. Aus der Astrologie kannte ich das Deuten bereits und habe es als Berater und Seminarleiter reichlich praktiziert. Aber die Deutung von Mythen war eine viel größere Herausforderung. Zum einen gibt es in Bezug auf eine solche Deutung weder Anhaltspunkte noch eine überlieferte Tradition wie in der Astrologie. Zum anderen existieren praktisch keine brauchbaren Deutungen von Mythen auf die ich hätte zurückgreifen können. Immer wieder fanden sich bloß Bruchstücke, herausgerissen aus dem Mythos und unter die Lupe genommen. Hierzu gab es gelegentlich Deutungsansätze, manchmal lediglich persönliche Ansichten aber kaum Einsichten.

    Mehr und mehr konnte ich mich auf meine Intuition verlassen. Und ich lernte auch der Deutung anderer zu vertrauen. Denn in speziellen Deutungsübungen während meiner Seminare zeigte sich, dass die Deutungen der einzelnen Teilnehmer in Bezug auf innere Bilder und Mythen zwar nicht die gleichen waren wie meine, aber sich stets als Ergänzungen zu meiner Deutung erwiesen.

    So konnte sich mein Deutungsspektrum erweitern. Parallel dazu begann ich immer mehr zu ahnen was „Bewusstsein" wirklich ist. Denn die Mythen beschreiben - so der Stand meiner Erkenntnis - Vorgänge auf der Bewusstseinsebene, wobei offensichtlich das Bewusstsein von Menschen und Göttern miteinander verwoben ist und sich gegenseitig beeinflusst.

    Gleichwohl gehört eine Portion Unverfrorenheit dazu, mit diesem Buch einen Versuch zu unternehmen, die wesentlichen Mythen der alten Griechen zu deuten und in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen. Es gibt nämlich unzählige Mythen in vielerlei Varianten, dazu noch viele ergänzende Erzählungen. Man bekommt den Eindruck, nahezu jede Insel in der Ägäis hat zu den ursprünglichen Mythen zusätzliche Details beigesteuert. Das mag mit dazu beitragen, weshalb sich kaum jemand an den Gesamtkomplex der griechischen Mythologie heranwagt.

    Mein Buch hat nicht den Anspruch auf jeden Mythos einzugehen, auch nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Bei einem Lexikon mag solch ein Anspruch vorliegen. Doch dort geht es um Aufzählung nicht um Deutung und Bedeutung. In diesem Buch versuche ich die Generationenfolge der Götter als Struktur zu verwenden. Da sind zuerst und ursprünglich Gaia und Ouranos, die „Großeltern. Sie repräsentieren Erde und Himmel. Dann Kronos und Rhea, gemeinsam mit den anderen zehn Titanen die zwölf Kinder von Gaia und Ouranos. Kronos und Rhea übernehmen in der nächsten Generation die Rolle der „Eltern. Ihre sechs „Kinder" - die sogenannten Kroniden sind Zeus, Poseidon, Hades, Hera, Demeter und Hestia. Zu den Letzteren gesellen sich als Kinder von Zeus weitere olympische Gottheiten: Apollon und Artemis, Ares, Aphrodite, Hermes, Athene und Hephaistos. Das wären dann, neben vielen anderen, die wichtigsten Urenkel von Ouranos und Gaia.

    All diese Göttergestalten tauchen in den Mythen immer wieder auf. Es sieht so aus als ginge es für uns Menschen darum, mit diesen Göttern in Kontakt zu kommen und ihre Botschaft zu verinnerlichen. Die Bewusstseinsebene ist eine Art „Informationsebene, in der es um einen ständigen Austausch von Informationen geht, das sollten wir immer im Auge behalten. Aus dieser Sicht ist Bewusstseinserweiterung ein sich Öffnen für neue, unbekannte Informationsbereiche. Die Mythen selbst sind „Träger von Informationen, Informationen, die wir uns über die Deutung erschließen. In jedem Fall schulen wir durch Deuten unsere Intuition, die uns eines Tages die „Botschaften von oben" direkt und zweifelsfrei übermittelt.

    Einführung in das Buch

    Wir leben in einer Zeit, in der das Wissen über die Bedeutung der Mythen verloren gegangen ist - und wir leben in einer Zeit, die dringender denn je wieder Anbindung an die Mythen braucht. Die Weisheit der griechischen Mythen ist untergegangen und hat dem Glauben an die Allmacht der Wissenschaft Platz machen müssen. „Wissen ist Macht!"

    Das gilt als viel zitiertes Motto einer Gesellschaft, die sich ihren eigenen Untergang inszeniert, ohne Notiz davon zu nehmen, wie ernst die Lage bereits ist. Der Indianerhäuptling Seattle prophezeite 1855 in seiner Rede an den Präsidenten der Vereinigten Staaten:

    „Auch die Weißen werden vergehen, eher vielleicht als alle anderen Stämme. Fahret fort, euer Bett zu verseuchen und eines Nachts werdet ihr im eigenen Abfall ersticken. Aber in eurem Untergang werdet ihr hell strahlen - angefeuert von der Stärke des Gottes, der euch in dieses Land brachte!"

    Nun sind über 150 Jahre vergangen und wir spüren heute deutlicher denn je die Weitsicht dieses Indianerhäuptlings.

    Woher stammt seine Weisheit?

    Was ist Weisheit, wenn Wissen Macht ist?

    Und wie finden wir zurück zur Weisheit?

    Mit Antworten auf diese drei essenziellen Fragen beschäftigt sich dieses Buch. Es entspringt meiner Liebe zur griechischen Mythologie und den daraus gewonnenen Einsichten. Seit Jahrtausenden versuchen wir Menschen zu ergründen, „was die Welt im Innersten zusammenhält". Die Ergebnisse der vielfältigen Erkenntniswege wurden auf unterschiedliche Art und Weise den nachfolgenden Generationen hinterlassen. So entstanden die Glaubens- und Weisheitslehren, die Astronomie und Astrologie, die Tragödien und Komödien, die Werke der großen Dichter und Künstler, die Erzählungen der Ahnen, die Märchen und Mythen. Im Judentum geht man sogar davon aus, dass der Schöpfergott selbst das Alte Testament - die sogenannte Thora - den Menschen diktiert habe.

    All das ist heute in den Hintergrund gerückt. Wir haben das „Zeitalter der Aufklärung" ausgerufen und die Weisheit durch Wissenschaft ersetzt. Folge ist der nahezu unzerstörbare Glaube an den Fortschritt. Fortschritt um des Fortschritts willen. Weisheit würde hier sofort einhaken und uns klarzumachen versuchen, dass alle Bewegungen im Leben zyklisch, also kreisförmig sind. Es gibt keine Gerade, alles endet im Ursprung. Aber von solchen Einsichten sind wir heute weit entfernt. Zwischen der Geburt eines Menschen und seinem Tod sehen wir nur einen zeitlichen Ablauf, der geradlinig verläuft. Tod als äußerste Entfernung von der Geburt, ja, daran glauben wir. Aber dass Tod und Geburt zusammenfallen, also etwas Gemeinsames, miteinander Verbindendes haben, hat in einem wissenschaftlich orientierten Denken keinen Platz. Deshalb ist die Wissenschaft faktisch gezwungen, die Existenz der Seele zu leugnen. Denn erst die Existenz der Seele bindet den Tod an die Geburt und formt unser Leben zum Kreislauf. Die Seele eines Menschen selbst würde nämlich während der Lebenszeit einen Zyklus von Erfahrungen durchlaufen, der mit der Geburt sich öffnet und mit dem Tod sich schließt.

    Hier offenbart sich die Grundfrage, die jeder von uns nur mit sich selbst klären kann. Leugnen wir die Existenz der Seele, dann haben wir nur dieses eine Leben, das linear verläuft und mit dem Tod endet. Was übrigbleibt ist Staub. Glauben wir an die Existenz der Seele, eröffnet sich eine neue Dimension des Lebens. Die Seele überlebt den Tod des Körpers und könnte womöglich wiedergeboren werden.

    Jeder hat die Wahl, in welcher Art von Welt er leben möchte, in der vierdimensionalen Welt von Raum und Zeit oder in der fünfdimensionalen Welt von Raum, Zeit und Ewigkeit. Oder einfacher ausgedrückt: in der Welt der Wissenschaft oder der Welt der Weisheit. Es gibt in der materiellen Welt keinen sichtbaren Beweis für die Existenz einer unsichtbaren Seele, nur in uns selbst können wir sie suchen - und vielleicht auch finden. Dem rational denkenden Menschen sei nahegelegt, dass es für die Nichtexistenz der Seele ebenfalls keinen Beweis gibt. Daher können wir weder beweisen, dass mit dem Tod unser Leben endet, noch beweisen, dass nach dem Tod ein Weiterleben existiert. Wir Europäer neigen mehr zur Wissenschaft. Daher ist die Ansicht, wir hätten nur dieses eine Leben, weit verbreitet. Der Osten tendiert eher zur anderen Ansicht.

    Dieses Buch dient dem Versuch, die Weisheit der Wissenschaft anzunähern. Ich selbst bin einen langen Weg durch die Welt der Wissenschaft gegangen, um später über die Astrologie bei der Mythologie zu landen. Hier fühlte ich mich endlich zu Hause. Wie bereits im Vorwort erwähnt: Es war kein einfacher Weg, denn kaum jemand konnte mir helfen, die Mythen der alten Griechen zu verstehen. Hier hat mir die Astrologie sehr geholfen. Für mich ist sie die Sprache der Symbole. Sie lehrt uns deren Bedeutung und hilft uns die vielen Bilder zu verstehen, die uns im Leben und in den Träumen begegnen.

    So ist ein Widder nicht nur ein Tier, das den Kopf senkt und gegen ein Hindernis mit voller Wucht anrennt, um den Widerstand zu brechen, sondern in Analogie auch eine Kraft im Menschen, die sich unbedingt gegen bestehende Widerstände durchsetzen will.

    So ist ein Stier nicht nur ein bullig-starkes Tier, das so ohne weiteres kaum zu bewegen ist, sondern in Analogie auch eine Kraft im Menschen, die Ausdauer und starkes Beharrungsvermögen ausdrückt.

    So ist Steinbock nicht nur ein Tier, das dem Gipfel zustrebt, sondern findet einen vergleichbaren Ausdruck in Menschen, die den Ehrgeiz entwickeln, es im Leben soweit wie möglich zu bringen.

    Erzählt also eine mythologisch-symbolhafte Geschichte von einem Widder, einem Stier oder einem Steinbock, dann sind die Entsprechungen auf der Bewusstseinsebene des Menschen gemeint - und nicht das Tier in der Landschaft. Hier, auf unserer Bewusstseinsebene will die Erzählung verstanden werden, hier erlangt sie ihre Bedeutung.

    Diese drei Beispiele sollen genügen, um den Ansatz der Deutung einer mythologischen Erzählung zu verstehen. Äußere Bilder der Kraft deuten auf inneres Vermögen eines Menschen hin. Wir suchen Bilder in der äußeren Welt, die wir mit den Fähigkeiten und Kräften eines Menschen in Vergleich setzen. Diese Bildersprache, die wir ohnehin tagtäglich benützen, verleiht uns die Möglichkeit, das einem Menschen innewohnende und dadurch unsichtbare Vermögen zu beschreiben. Meist geschieht das ganz instinktiv.

    Wir benützen vergleichende Sätze wie

    „der ist stark wie ein Bär", oder

    „flink wie ein Wiesel" oder

    „schlau wie ein Fuchs".

    Jeder Mensch hat Anteil an einer unsichtbaren Ebene von Kräften und Fähigkeiten. Sichtbar wird alles erst durch unser Handeln.

    Das ist aber nicht das einzig Unsichtbare an uns. Da sind die Ideen, die Wünsche und Träume, die Bedürfnisse, die Vorstellungen, die zahllosen, ungeordneten Gedanken, die Gefühle, ja auch die Ängste, die Sorgen, die Abneigungen, die Illusionen und Täuschungen, ja sogar eine Menge Irrtümer, die in uns stecken ohne dass wir ihren Aufenthaltsort kennen. Das alles zusammen nennen wir gewöhnlich Bewusstsein, von dem uns weder die Biologie noch die Psychologie noch die Hirnforschung sagen kann, wo es sich im Körper befindet - falls es dort überhaupt seinen Aufenthalt hat.

    Wenn wir das alles Bewusstsein nennen, welche Bedeutung hat dann noch die sichtbare Welt der Formen, unser Körper und unsere Taten? Die Antwort ist einfach: die Welt ist die Bühne, auf der wir unser Bewusstsein darstellen. Das hilft uns bei der Selbsterkenntnis: Wir zeigen, was wir können, und es zeigt sich, was wir nicht können und nicht kennen. Im ersteren zeigt sich unser „Tagesbewusstsein, im letzteren unser „Nachtbewusstsein. Mit anderen Worten, unser Bewusstsein teilt sich auf in ein Wach- oder Tagesbewusstsein und in ein Nacht- oder Unbewusstsein. Letzteres umfasst all jene Bereiche, die dem Wachbewusstsein fehlen.

    Die Psychologie hat an der Grenze zwischen Tag und Nacht, zwischen Licht und Finsternis noch den Begriff des Unterbewusstseins geprägt. Das wäre dann auf der einen Seite der Grenzbereich der „Morgendämmerung, also jener Bereich, der kurz davor ist, ans Licht zu kommen. Dazu würde ergänzend der Grenzbereich des Vergessens gehören, also jener Bereich der „Abenddämmerung, der zurücksinkt in das Dunkel der Vergangenheit.

    Das wäre schon das Wichtigste, was wir über unser Bewusstsein wissen sollten. Hier, im Bewusstsein liegen alle Informationen bereit. Sie sind die Quelle unserer Wünsche, Fähigkeiten und Handlungen. Von hier aus gehen unsere Aktionen und Reaktionen hinaus in die Welt und werden sichtbar. Unser Leben als Bühnenstück, in dem wir unsere Rolle so gut und so echt wie möglich spielen.

    Bedauerlicherweise ist aus dem Spiel Ernst geworden. Wir haben vergessen, dass wir als Menschen auf die Erde gekommen sind um einen Weg der Selbsterkenntnis zu gehen. Irgendwann haben wir angefangen uns so stark mit unserer Rolle zu identifizieren und alles so ernst zu nehmen, dass wir dabei verlernt haben über Fehler und Ausrutscher zu lachen. Ja mehr noch, wir halten es für durchaus intelligent, Fehler zu vermeiden. Es dauert lange auf diesem Selbsterkenntnisweg bis wir begreifen, dass der Fehler immer das anzeigt, was uns im Bewusstsein fehlt. Aus Sicht der Erweiterung unseres Bewusstseins sind Fehler nicht nur unvermeidlich, sondern geradezu lebensnotwendig. Vermeidungsstrategien werfen uns nur auf unsere alte Rolle zurück. Da ist dann kein Weiterkommen im Leben.

    Gottseidank hat das Leben eigene Methoden zur Verfügung, um uns Mut zu machen auch neues im Leben zu wagen.

    Der nachfolgende Mythos wird uns davon erzählen. Dabei möchte ich nicht versäumen zu erwähnen, dass eine Deutung, ja letztlich jede Deutung immer auch einen persönlich-subjektiven Anteil in sich trägt. Im Kapitel weiter unten über die Quantenphysik werden wir noch hören, dass es für uns Menschen keine Objektivität gibt. Deshalb ist jeder Leser aufgefordert, sich um eine eigene Deutung zu bemühen und in diesem Zusammenhang meine Deutung als Anregung zu verstehen.

    Als Einstieg in die Bedeutung der griechischen Mythen habe ich einen Mythos ausgewählt. Es ist der Mythos vom „Widder mit dem goldenen Fell". Er ist nicht nur einer der schönsten Mythen, auch einer der inhaltsreichsten, aber vor allem ein Mythos, den wohl auf irgendeine Art schon jeder von uns durchlebt hat.

    Er handelt von Phrixos, dem „Struppigen". Näher auf den Mythos eingegangen wird sich zeigen, dass jeder von uns in bestimmten Lebenslagen ebenfalls ein Phrixos ist.

    Die Erzählung ist diese:

    Athamas, der Vater von Phrixos ist König und zugleich Priester im Heratempel. Um dessen Liebe zu Hera, der Gattin des Zeus zu stillen, erschafft Zeus aus Wolken Nephele (die Wolke, der Nebel), ein Phantombild von Hera. Nephele heiratet auf Befehl von Hera Athamas und schenkt ihm drei Kinder: Phrixos und Leukon als Söhne, Helle als Tochter.

    Soweit die Herkunft von Phrixos. Hier gleich Grundsätzliches: Wenn wir Mythos verstehen wollen, müssen wir ihn von der sichtbaren Ebene lösen und als Beschreibung eine Vorgangs auf der Bewusstseinsebene betrachten. Phrixos, übersetzt der „Struppige beschreibt einen naiven Bewusstseinszustand. Man nennt ein neugeborenes Schaf wegen seines struppigen Aussehens , eben struppig. Im weiteren Verlauf der Erzählung wird dieser Zusammenhang an Bedeutung gewinnen. Für uns Menschen bedeutet Phrixos, dass wir auf unserer Bewusstseinsebene Bereiche vorfinden, in denen wir uns ebenso kindlich-unschuldig bewegen wie ein neugeborenes Schaf - eben wie ein „Phrixos. Vielleicht sind es jene Bereiche, in denen - symbolisch gesprochen -noch Morgendämmerung herrscht.

    Doch verfolgen wir den Mythos weiter:

    Athamas verliebt sich in die irdische Ino, Tochter des Kadmos und zeugt mit ihr heimlich weitere Kinder. So hat Phrixos eine himmlische Mutter und eine irdische Stiefmutter. Als nun eine Hungersnot über das Land hereinbricht, glaubt Phrixos, seine Stiefmutter Ino habe gemeinsam mit den Säerinnen dem Saatkorn durch Rösten die Keimkraft entzogen. Als nun das Orakel des Zeus befragt wird und die Antwort lautet:

    Man solle einen Struppigen, einen Phrixos opfern!, zweifelt der von Angst gepeinigte Knabe keinen Augenblick daran, dass er an Stelle eines struppigen Lammes geopfert werden solle. Die „ böse Stiefmutter" Ino, davon ist er überzeugt, habe den Boten, der die Nachricht des Orakels überbracht hat, bestochen.

    Hier treffen wir auf einen bedeutsamen Zusammenhang, der uns Aufklärung bringen kann über den Ursprung vieler Konflikte im Bereich Eltern-Kinder. Im Bewusstsein des jungen, unschuldigen Phrixos spaltet sich die Gestalt der Mutter auf in ein Bild der idealen himmlischen Mutter und ein Bild der „bösen irdischen Mutter. Im praktischen Leben findet sich dieser Zwiespalt in den negativen Bewertungen wieder, die wir über unsere Eltern und Erzieher abgeben. Denn jede Bewertung von „schlecht braucht einen Maßstab von „gut. Den Maßstab für „gut oder auch „ideal" liefert im Bewusstsein von Phrixos die himmlische Mutter Nephele. Da die Stiefmutter Ino der Traummutter Nephele das Wasser nicht reichen kann, hält Phrixos sie für böse, ja er glaubt sogar, sie trachte nach seinem Leben. Wir kennen diesen Zusammenhang auch aus unseren Märchen. Immer taucht irgendwo eine Stiefmutter, eine Hexe oder eine böse Fee auf, die Schneewittchen oder Hänsel und Gretel oder Dornröschen töten will. Wir sehen, auch Märchen erzählen von dieser inneren Ebene im Menschen.

    Für unser konkretes Leben bedeutet dies, dass wir - solange wir unsere Eltern und ganz besonders unsere eigene Mutter für böse halten - ein kindlich-naives Bewusstsein in uns tragen. Der Mythos selbst wird uns den Sinn enthüllen, warum es die „ideale Mutter" nicht gibt und es häufig zu starken Spannungen zwischen Mutter und Kind kommt. Doch weiter im Mythos:

    In seiner äußersten Not betet Phrixos zur himmlischen Wolkenmutter Nephele - und das rettende Wunder geschieht: Sie schickt ihm Chrysomallos, den Widder mit goldenem Fell. Er tritt vor Phrixos hin und fordert ihn auf, zusammen mit dem einzigen Wesen auf der Erde, das er liebt, auf seinen Rücken zu steigen. Phrixos nimmt seine Schwester Helle, beide klettern auf den Rücken des Widders und eine kühne, wunderbare Flucht ins Unbekannte beginnt.

    Nun stehen wir vor dem Bild eines Widders mit goldenem Fell und wissen nicht, was dieses Tier bedeuten könnte. Was soll das sein, das auf unserer Bewusstseinsebene „vom Himmel geschickt" als Rettung in der Not erscheint?

    Erinnern wir uns an Situationen im Leben, in denen uns Angst befallen hat und wir glaubten, es ginge um unser Leben. Haben wir nicht nach der „rettenden Idee" gesucht? Und ist uns nicht urplötzlich die rettende Idee gekommen? Goldglänzend erschien sie uns, wunderbar, ideal.

    Natürlich haben wir uns auf dieses Ideal eingelassen. Es erschien uns geradezu prädestiniert dafür, uns aus der misslichen Lage zu befreien und in ein neues, besseres Leben zu führen. Wenn wir in einem Land, an einem Arbeitsplatz, in einer Beziehung oder in der eigenen Familie unter Druck geraten und den Glauben an Besserung verloren haben, suchen wir nach Lösungen des inneren Konflikts. Sind wir unerfahren wie Phrixos, taucht irgendwann wie aus dem Nichts die rettende Idee, die ideale Lösung auf, die mir eine bessere Zukunft verspricht - und wir schwingen uns auf den „Rücken dieser Idee. Selbstverständlich erscheint mir eine Idee nur dann als ideal, wenn wir alles, was wir lieben, in das „neue Leben mitnehmen können. Denn gerade das erscheint uns ja als die perfekte Rettung: alles mitnehmen zu können, was wir zu lieben glauben.

    So schickt Nephele, die himmlische Wolkenmutter dem „naiven, unerfahrenen Ich jenes Ideal, das ihm in der jeweiligen Situation als ein vollkommenes erscheint. Wir dürfen annehmen, dass dieses Ideal wie die Mutter ebenfalls nur ein „Wolkengebilde ist.

    Doch weiter im Mythos:

    Jetzt kommt Phrixos in Berührung mit der Unerbittlichkeit des Schicksals. Von der wohltuenden Glut des goldenen Fells betäubt, schlafen er und seine Schwester ein. Da erschlafft der Arm des Phrixos, der Helle umschlungen hält, und Helle stürzt hinunter in das Meer (gr.: ), dem heutigen Hellespont. Phrixos landet schließlich alleine mit dem Widder in Kolchis, fern am östlichen Ende des Schwarzen Meeres, im Land des Aietes, dem Sohn des Sonnengottes Helios. Dort angekommen, befiehlt ihm der Widder, ihn zu töten und das Fell abzuziehen. Das goldene Vlies wird an einer Eiche im Heiligtum des Ares aufgehängt, bewacht von einem Drachen, der nie schläft.

    Später heiratet Phrixos Chalkiope, die Tochter von König Aietes.

    Nun ist alles vollbracht. Phrixos hat sein Zuhause verlassen, den Hellespont überquert und ist in der Fremde angekommen. Der Widder hat seine Schuldigkeit getan, der Widder kann sterben. Nur sein goldglänzendes Fell bleibt als Erinnerung.

    So ist das mit unseren Idealen, die uns den Mut zu neuen Lebenserfahrungen einhauchen. Am Ende müssen sie sterben, denn kein Ideal lässt sich in der Welt der Formen realisieren, jedenfalls nicht solange wir ein Phrixos sind, jung, unerfahren und naiv. Phrixos verliert seine geliebte Schwester und landet auf dem berühmten Boden der Tatsachen. Aber dieser Verlust erweist sich als notwendiger Reifungsprozess. Denn erst jetzt ist er nicht mehr Kind, wird erwachsen und bekommt am Ende die „Prinzessin" zur Frau.

    Wir kennen dieses Motiv aus vielen Märchen: der Knabe, der von Zuhause auszieht, um sein eigenes Leben zu leben. Der „Sprung in ein fremdes Leben ist absolut notwendig, um sich selbst zu erkennen und zu verwirklichen. Wer - symbolisch gesprochen - sein Elternhaus nicht verlässt und daher nicht zum „verlorenen Sohn wird, kann sein volles Potential nicht entfalten. Psychologen wissen das und helfen ihren Klienten, längst fällige Abnabelungsprozesse zu vollziehen. So können wir den Mythos von Chrysomallos auch betrachten als Lehrstück vom Erwachsenwerden. Dabei spielt Helle, die Schwester von Phrixos, eine wichtige Rolle. Erwachsen werden bedeutet auch zu lernen, sich auf die aphroditische Liebe einzulassen. Es ist die „Liebe der Gegensatzvereinigung", die zur Grundlage einer partnerschaftlichen Beziehung werden soll. Aber davon später, wenn es um die Mythen von Aphrodite geht. Hier sei darauf hingewiesen, dass sich die geschwisterliche Liebe auf dem Weg zum Erwachsenwerden von uns ablösen muss, damit wir im höheren Sinne beziehungsfähig werden.

    „Gleich und gleich gesellt sich gern, sagt der Volksmund, aber er sagt auch, „Gegensätze ziehen sich an. Dieser scheinbare Widerspruch wird durch unsere Bewusstseinserweiterung aufgelöst. Erwachsen geworden können wir uns mit dem Gegensatz im anderen verbinden. Ja ich lerne ihn zu lieben, gerade weil er so anders ist als ich. Als Phrixos suchen wir im Partner die Schwester oder den Bruder: mit gleichen Interessen, gleichen Ansichten, gleichen Gewohnheiten.

    Unsere Bekanntschafts- und Heiratsannoncen sind überfüllt mit der Suche nach Partnern, aus denen sich der familiäre Anspruch von Bruder und Schwester mühelos herauslesen lässt. Wenn das als Spiegelbild unserer Gesellschaft gilt, dann fehlt noch vielen Menschen weitgehend der Mut, sich auf das Fremde, das Andersartige und Gegensätzliche einzulassen. Oder mit anderen Worten: es fehlt der Mut zur wahren Liebe.

    Wir kennen Gesellschaftsformen, in denen die Eltern die „geeigneten Lebenspartner" für ihre Kinder aussuchen. Anzunehmen

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