Mit sechzehn im Krieg: Meine Erlebnisse als 16 jähriger Rekrut im 2. Weltkrieg im Frühjahr 1945
Von Josef Egert
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Über dieses E-Book
Mehrfach habe ich meine damaligen Einsatzorte noch einmal besucht und bildlich dokumentiert. Viele der Abbildungen im vorliegenden Buch stammen von diesen Besuchen. Nach vielen Jahren der intensiven Recherche und der gewissenhaften Aufarbeitung konnte das vorliegende Dokument veröffentlicht werden.
Josef Egert
Josef Egert, Jahrgang 1928, wurde als drittes von acht Kindern in Kroge im Landkreis Vechta geboren. Als 11 jähriger Schüler erlebte er den Beginn des zweiten Weltkrieges und als 16 jähriger Soldat erlebt er dessen Ende. Nach Abschluss der Lehre arbeitete er als Maurer und übernahm später, zusammen mit seinem Bruder, den Baubetrieb von seinem Vater. 1959 heiratete er und lebte zusammen mit seiner Frau Erna und den beiden Kindern im selbstgebauten Haus in Südlohne.
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Buchvorschau
Mit sechzehn im Krieg - Josef Egert
DER KRIEG HAT EINEN LANGEN ARM. NOCH LANGE,
NACHDEM ER VORBEI IST, HOLT ER SICH SEINE OPFER.
(Martin Kessel)
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Meine Kindheit und Schulzeit in Kroge
Schanzendienst und vormilitärische Ausbildung
Einberufung zum Pion.-Ers.-u.-Ausb. Btl. 30
Das Gefecht am Wittenberger Brückenkopf
Abzug aus Wittenberge
Bau einer Pontonbrücke über die Havel
Flucht über die Elbe in die amerikanische Gefangenschaft
Marsch von Tangermünde ins Kriegsgefangenenlager Calbe
Weitertransport in die Gefangenenlager Gardelegen, Lüchow-Dannenberg und Munster
Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft – Über Gorleben nach Oldenburg
Auf dem Heimweg nach Kroge
Mein Leben nach dem Krieg
Nachtrag
Anhang I: Auszug aus der Chronik der Stadt Wittenberge (15.03.-27.04.1945)
Anhang II: Ausrüstung unserer Einheit
Anhang III: Einige von mir gesammelte Flugblätter
Quellen- und Literaturverzeichnis
Danksagung
Vorwort:
Nur wer die Schrecken eines Krieges je am eigenen Leib erfahren musste, wird in aller Tiefe nachvollziehen können, dass sich die damit verbundenen, oft sehr emotionalen Ereignisse fest in die Seele einbrennen und so unwiderruflich zu einem festen Bestandteil des eigenen Lebens werden. Bei mir war es jedenfalls so. Als 16-jähriger Junge (Jahrgang 1928), wurde ich aus meiner behüteten familiären Umgebung im Dorf Kroge herausgerissen und sollte am Ende des 2. Weltkrieges mithelfen, zu retten, was längst nicht mehr zu retten war. Damals waren mir weder die großen politischen Zusammenhänge und Hintergründe, noch konkrete militärische Abläufe ein Begriff. Nach kurzer vormilitärischer Ausbildung wurde ich im März 1945 einberufen und gehörte ab diesem Zeitpunkt zum sogenannten Letzten Aufgebot, wie man es im Rückblick oft bezeichnet. Meine Erlebnisse während des 2. Weltkrieges, besonders die im Zeitraum zwischen meiner Einberufung und der Entlassung aus der Kriegsgefangenschaft, habe ich nachfolgend niedergeschrieben. Die Niederschrift basiert auf stichpunktartigen Aufzeichnungen, die ich nach meiner Rückkehr aus der Gefangenschaft vorgenommen habe und auf den unverblassten Erinnerungen, die sich damals fest in mein Gehirn eingebrannt haben. Viele Informationen über die militärischen Abläufe und Hintergründe habe ich nachträglich aus verschiedenen Quellen recherchiert und nach bestem Wissen zusammengestellt. Dennoch erfolgen alle diesbezüglichen Angaben ohne Gewähr.
Eine sehr große Hilfe waren mir bei der Erstellung meines Berichtes die persönlichen und schriftlichen Informationen und Dokumente, die Karl-Heinz Schwerdtfeger, Jahrgang 1933, gewissenhaft gesammelt und zusammengetragen hat. Unter dem Haupttitel „Kriegsende im Wendland publizierte er u.a. vier Buchbände mit den nachfolgenden Untertiteln: Band 1 „Erlebte Geschichte. Eine zeitgeschichtliche Momentaufnahme
; Band 2 „Brückenkopf Lenzen; Band 3 „Vorstoß der 5. US-Panzerdivision, Brückenkopf Dömitz
; Band 4 „Gefangenenlager Gorleben. Karl-Heinz Schwerdtfeger hat mir bei mehreren persönlichen, aber auch schriftlichen Kontakten sehr viele Fotokopien, Unterlagen und Dokumente zur Verfügung gestellt. Ich bin ihm daher sehr verbunden und außerordentlich dankbar, dass er mir geholfen hat, meine eigenen Erlebnisse und Erinnerungen mit den, von ihm gesammelten „Puzzle-Steinen
zu einem größeren Gesamtbild zu verknüpfen.
Im April 1995, im April 2001 und im März 2008 habe ich meine damaligen Einsatzorte noch einmal besucht und bildlich dokumentiert. Viele der Abbildungen im vorliegenden Buch stammen von diesen Besuchen. Im Jahre 2003 habe ich darüber hinaus auch den Soldatenfriedhof Ysselsteyn in den Niederlanden besucht, auf dem mindestens ein Soldat aus meinem Bataillon begraben liegen soll. Das vorliegende Dokument ist das Ergebnis intensiver Recherchen und der gewissenhaften Aufarbeitung der Ereignisse im Frühjahr 1945, die mir immer noch sehr präsent sind.
Kroge im November 2019
(Josef Egert, Foto: Privatbesitz)
Meine Kindheit und Schulzeit in Kroge (Landkreis Vechta):
Am 25. August 1928 wurde ich als drittes von acht Kindern in Kroge im Landkreis Vechta geboren. Mein Vater, August Egert (geboren am 28. August 1901), stammte aus Brehme im Eichsfeld. Als Maurer fand er im Eichsfeld nicht genug Arbeit und musste daher in den Sommermonaten als Wanderarbeiter für verschiedene Arbeitgeber außerhalb des Eichsfeldes tätig sein. Sein Weg führte ihn dabei ins Ruhrgebiet zum Stollenbau und als Maurer in verschiedene Regionen Deutschlands. Die Wintermonate verbrachte er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Joseph (s. Abbildung 1), der ebenfalls Wandermaurer war, bei seinen Eltern zuhause als Nebenerwerbslandwirt. Sie besaßen eine Kuh, ein paar Schweine, Ziegen und Hühner. Hinzu kamen kleine Weiden am Hang sowie ein Garten. Mein Vater hatte noch weitere Geschwister, sie hießen Katharina, Hermann, Philipp, Johannes, Friedrika, Anna und Joseph.
Abbildung 1: Das Foto zeigt mich zusammen mit meinem Onkel Joseph Egert; (Foto: Privatbesitz).
Abbildungen 2 und 3: Die Fotos zeigen meinen Vater (obere Reihe, dritter
von links bzw. hintere Reihe, sechster von links) zusammen mit seinen
Arbeitskollegen auf einer der Baustellen;