Entdecken Sie Millionen von E-Books, Hörbüchern und vieles mehr mit einer kostenlosen Testversion

Nur $11.99/Monat nach der Testphase. Jederzeit kündbar.

Peter & Eva: Liebesbriefe in einer schweren Zeit
Peter & Eva: Liebesbriefe in einer schweren Zeit
Peter & Eva: Liebesbriefe in einer schweren Zeit
eBook1.046 Seiten13 Stunden

Peter & Eva: Liebesbriefe in einer schweren Zeit

Bewertung: 0 von 5 Sternen

()

Vorschau lesen

Über dieses E-Book

Peter & Eva - "Liebesbriefe in einer schweren Zeit".
Der Krieg verhindert das einfache Glück. Wie schwer fällt Liebe und Treue, wenn man monatelang nur über Briefe Kontakt halten kann?
Peter drückt seine Liebe und Treue in unendlich vielen Briefen aus. Wird er das Glück mit Eva finden?
SpracheDeutsch
HerausgeberBooks on Demand
Erscheinungsdatum28. Okt. 2019
ISBN9783750443358
Peter & Eva: Liebesbriefe in einer schweren Zeit
Autor

Sven M. Kübler

Sven M.Kübler Jahrgang 1952. Kein Schriftsteller, sondern nur ein Abschreiber der Korrespondenz zwischen Peter & Eva. Es ist weniger Familien - denn Zeitgeschichte und das möchte er festhalten, weil es ihn sehr bewegt hat.

Ähnlich wie Peter & Eva

Ähnliche E-Books

Fiktion für Sie

Mehr anzeigen

Ähnliche Artikel

Rezensionen für Peter & Eva

Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen

0 Bewertungen0 Rezensionen

Wie hat es Ihnen gefallen?

Zum Bewerten, tippen

Die Rezension muss mindestens 10 Wörter umfassen

    Buchvorschau

    Peter & Eva - Sven M. Kübler

    Mit dem jungen Grün auf Wiesen und Feldern wollen wir die segenbringende Sonne dieses dritten Frühlings unserer Liebe empfangen und wieder voller Glauben, Hoffnung und Vertrauen dem Rufe unserer Herzen folgen, die doch immer noch so stark füreinander schlagen und uns trotz allem das große Glück bringen werden!!

    Peter Holst 22.3.1944

    Lektorat Cici Beilken, Bonn

    Inhaltsverzeichnis

    Vorwort

    1942

    1943

    1944

    1945

    1946

    1947

    Anhang

    Weihnachten 1942 in Russland

    Nachwort

    Vorwort

    Was macht ein Sohn mit den Liebesbriefen seiner Mutter?

    Wie in wohl den meisten Familien wurde auch bei uns über die Vergangenheit nicht gesprochen.

    So wurde ich dann nach dem Tod meiner Mutter mit mehreren Ordnern gesammelter Korrespondenz überrascht. Warum hat sie all das aufgehoben? Briefe meines Vaters an sie, Briefe der Mutter, der Geschwister und... zwei A4-Ordner handgeschriebener Briefe von Peter!

    Peter? Von dem war doch nie die Rede!

    Warum hebt meine Mutter Briefe eines Peters auf, die in den Jahren 1942 bis 1947 geschrieben wurden? Warum zieht sie zwei Ordner mehrfach um, erst von Hohenstein nach Frankfurt, dann nach Düsseldorf, dann nach Hilden und aus dieser sehr großen Wohnung in eine „Rentnerwohnung" und später ins Seniorenheim? Wie eingelegte Kalenderblätter zeigen, hat sie in ihren letzten Jahren tatsächlich noch einmal in diesen Briefen gelesen! Warum hat sie diese mehr als 500 Briefe aufgehoben, warum waren sie ihr so wichtig?

    Neugierig geworden, begann ich zu lesen. Das gestaltete sich zunächst schwierig. Peter hatte zwar eine sehr schöne Handschrift, doch musste man sich an den Stil gewöhnen. Meist bestanden die Briefe aus sehr dünnem Papier und waren dann noch beidseitig beschrieben. Vielfach gab es auch noch Zusätze an den Rändern.

    Gelegentlich finden sich zwischen den Peter-Briefen auch Briefe von Peters Mutter Gustl Holst und – sehr interessant – manche Briefe, die meine Mutter auf der Maschine mit Durchschlag an Peter geschrieben hat.

    Ich habe mich entschieden, die Briefe chronologisch aneinanderzureihen. Allein bedingt durch unterschiedliche Postlaufzeiten kam dann eine Antwort meiner Mutter auf einen Brief von Peter erst nach vier Wochen an. Insofern muss man mitunter etwas zurückblättern, um den Zusammenhang zu verstehen.

    Eine Zeitlang haben Peter und Eva die Briefe nummeriert, um sicherzustellen, dass in den Kriegswirren keiner verloren geht. Mitunter hat Eva dann auch den Ankunftstag der Post notiert, was interessante Hinweise auf die Postlaufzeit in der damaligen Zeit gibt.

    Als Nachkriegskind, Jahrgang 1952, habe ich wenig erfahren von dem Krieg. Daher interessierten mich auch die Zusammenhänge, wenn im Brieftext dazu ein Anlass gegeben war. Ich habe dort unter jeweiligen Brief manche mit * markierte Fußnote hinzugefügt. Diese Informationen stammen meist aus Wikipedia, sofern nicht anders angegeben.

    Die Personen:

    Peter Holst, geboren 13.11.1909, vermutlich in Leipzig

    Die Eltern Holst hatten einen großen Modesalon in Leipzig, Dittrichring 8.

    Spieler beim VFB bzw. 1. FC Lokomotive Leipzig in der Zeit von 1932 bis 1937. Gehörte zur Mannschaft, die am 3.1.1937 den Pokal gegen FC Schalke gewann! Beruf unbekannt, zu Beginn der „Geschichte" Soldat. Mehr habe ich leider über Peter Holst nicht herausgefunden.

    Eva Margarete Schmidt, geboren 11.03.1922 in Hohenstein-Ernstthal

    Tochter des Fabrikanten Friedrich Julius Albert Schmidt, Inhaber der Meisch GmbH (Hersteller von Trikotagen, bekannt unter Tenisana) und Marie Frimann, genannt Lillemor, Schmidt, geb. Eger.

    Lillemor stammte aus einer sehr wohlhabenden norwegischen Familie, lernte Fritz Schmidt in Paris kennen und dort in der Nähe wurden auch Evas Brüder Hermann (1910) und Nic geboren (1911).

    Eva erlebte eine sehr glücklich Kindheit, auch wenn die Mutter früh an Multipler Sklerose erkrankte und dadurch an den Rollstuhl gefesselt war. Zur Pflege der Mutter gab es meist eine Norwegerin als „Gesellschafterin" und Gymnastin. Daneben gab es noch eine böhmische Köchin mit Küchenhilfe, Dienstmädchen, einen Hausmann, zwei Gärtner und einen Chauffeur.

    Eva besuchte Schulen in Hohenstein, später Chemnitz, Kassel und das Lyzeum in der Bachschule in Leipzig. Ihre Sprachkenntnisse verbesserte sie dann bei einem Aufenthalt in Lausanne, Schweiz, und machte Diplome als Dolmetscherin für Französisch, Spanisch und Italienisch in Leipzig. Darüber hinaus hatte sie Kenntnisse in Englisch, Norwegisch und Schwedisch.

    Mit den Eltern unternahm sie viele Reisen nach Norwegen, Österreich und häufig in die Schweiz. Kurzum, sie war eine sehr hübsche junge Frau, mit hoher Bildung aus „gutem" Haus.

    Und so begann es dann am 13.2.1942 im Ratsherrenstüberl in Leipzig mit Eva, süße, unerfahrene 19 Jahre, und Peter, lebensfroher Junggeselle mit 32 Jahren.

    1942

    Peter Holst, Leipzig, den 22.2.42

    Meine liebe Eva!

    Heute sollst Du nun von mir recht herzliche Sonntagsgrüße haben.

    Dein gestriger Abend hat mich so froh gemacht und hat mir bestätigt, was ich bisher nur zu hoffen wagte.

    Du weißt ja, liebe Eva, dass ich, trotz allem, so allerhand Bedenken habe, doch haben sich unsere Gefühle für einander nun einmal zu erkennen gegeben und diese Tatsache allein hat mich glücklich gemacht. Vom ersten Augenblick an habe ich Dich lieb gehabt und wenn ich Dir das auch noch nicht so gleich zeigen wollte, so war ich doch nicht in der Lage, Dir dieses Gefühl noch länger zu verheimlichen.

    Tu, Du was Du willst, meine liebe Eva, doch an dieser Tatsache kannst Du nichts ändern!

    Ich will hoffen, dass wir uns nun recht schnell so kennen lernen, wie es für uns beide gut ist und wollen wir unsere Freundschaft von Anfang an ganz auf Vertrauen aufbauen.

    Sei Du überzeugt, dass meine Liebe zu Dir eine so aufrichtige ist, wie ich es mir auch von Dir wünsche.

    In diesem Sinne will ich Dir heute einen besonders lieben Sonntagskuss geben.

    Peter Holst, Leipzig, den 28.2.42 ½ 1 Uhr

    Meine liebe, süße Eva!

    Mit diesem Sonntagsgruß soll unser Briefverkehr seinen Anfang nehmen.

    Immer dann, wenn wir getrennt sind, wollen wir uns durch Briefe trösten und versuchen, uns auf diese Weise nahe zu bleiben. Dieser heutige Brief soll jedoch gleichzeitig auch mein erstes offenes Geständnis sein, wie ich jetzt, seit wir uns kennen, wieder glücklich sein darf!

    Du mein Süßes, hast es fertig gebracht, mir all das wiederzugeben, was ich so lange entbehrt habe und woran ich kaum mehr glauben wollte. Nämlich der Zustand einer so schönen, reinen Liebe! Lassen wir alle Umstände unseres Kennenlernens beiseite, so bestand doch vom ersten Augenblick an zwischen uns beiden eine Harmonie, welche sich nun schon nach so kurzer Zeit zu einem Verhältnis gesteigert hat, dass der Grund zu all meinem Glücklichsein ist. Ich möchte heute nicht auf die einzelnen Phasen der ersten 14 Tage eingehen, denn sie sind gar nicht so wichtig. Die Hauptsache ist doch, dass ich Dich von Tag zu Tag immer mehr lieb hatte und dass ich schon heute ein so grenzenloses Vertrauen zu Dir habe, wie ich es haben muss, um einem Menschen all meine Liebe schenken zu können!

    Meine liebe, süße Eva, Du weißt, das es etwas gibt, was mir große Sorgen macht, doch soll nicht gleich mein erster Brief Dinge berühren, welche sich persönlich, zwischen uns beiden, klären müssen. Vorerst soll es Dir genügen zu wissen, dass ich Dich unendlich lieb habe und dass ich glaube, auch Schwierigkeiten mit Hilfe unserer Liebe beseitigen zu können.

    Du mein Liebes, sollst immer nur lieb und brav sein und wenn Dir wirklich mal Zweifel kommen, dann wollen wir miteinander sprechen, ganz offen und ehrlich, so wie es sich für zwei Menschen, die sich lieb haben, gehört!

    Wir wollen uns beide immer näherkommen, wollen uns kennenlernen und versuchen, unsere Liebe nicht durch kleinliche Dinge beeinflussen lassen. Immer nur soll der Glaube zueinander unsere Liebe hochhalten und ich glaube schon heute, dass uns das gar nicht so schwer fallen wird.

    So habe ich Dir nun jetzt meine Gedanken aufgeschrieben, die ich Dir fürs erste sagen müsste. Nun, mein liebes Evchen, jetzt sollst Du Dir in aller Ruhe diese meine Gedanken durch Dein Köpfchen gehen lassen und wenn Du dann glaubst, mir darauf antworten zu können, alles mitzuteilen, was Du auf dem Herzen hast, denn Du kannst Dir ja denken, dass ich schrecklich neugierig bin, wie Du Dir das alles denkst.

    Dass mich eine ähnliche Einstellung Deinerseits glücklich machen würde, davon sei überzeugt, denn jetzt habe ich ja wieder etwas, was mich Tag und Nacht beschäftigt, um was ich mich sorgen darf und wofür ich all meine Kraft einsetzen werde, um dann eines Tages vielleicht doch noch der glücklichste Mensch der Welt zu sein!

    So, küsse ich Dich für heute recht herzlich und will immer Dein Peter sein!

    Peter Holst, Leipzig, den 1.III.42

    Mein Süßes!

    Nun habe auch ich Deinen ersten Brief in den Händen und wenn er auch nur ein paar liebe Worte enthält, so habe ich mich doch sehr gefreut und danke Dir herzlichst dafür. Hoffentlich können mich noch recht lange Deine lieben Sonntagsküsse Deine Liebe spüren lassen und wenn Du weiter so brav den Daumen hältst wie heute, dann werde ich wohl nicht so bald von hier fort müssen und kann ich doch wenigstens häufig mal Deine Stimme durch das Telefon hören oder Dich gar mal ab und zu sehen, ehe Du für längere Zeit wieder nach Leipzig kommst.

    Ich bleibe nun vorläufig noch hier und bin so froh darüber. Erst, wenn unsere Liebe so gefestigt ist, dass wir beide vollkommen klar sehen, werde ich ruhig dorthin fahren können, wo ich als Soldat meine Pflicht zu tun habe. Dann werde ich in jeder Lage das herrliche Gefühl haben können, zu Hause ein liebes, süßes Mädel zu wissen, für die es sich lohnt, alle eventuellen Opfer und Strapazen auf sich zu nehmen. Du aber sollst Dir dann um mich keine Sorgen machen, denn jetzt, wo ich wieder so stark an das Leben glaube, kann mir nichts passieren, denn ich will ja nach dem Kriege das erreichen, was die Voraussetzung für unser Glück sein wird, eine Position zu schaffen, die mir und vielleicht auch Dir die große gegenwärtige Sorge nimmt.

    Du, meine geliebte Eva, hast mir ganz plötzlich wieder einen Glauben gegeben, der mich die ganze schwere Zeit jetzt mit viel freudigerem Auge sehen lässt. Jetzt spüre ich wieder die Energie in mir, welche mir bei all meinem Tun in letzter Zeit fehlte. Selbst der eintönige Dienst beim Militär macht mir wieder wesentlich mehr Freude und alles nur, weil ich meinen alten Optimismus wieder gefunden habe. Du allein bist schuld daran!

    Das auch ich Dich ein wenig froh gemacht habe, wird mir lediglich der Ansporn sein, Dich immer mehr glücklich machen zu können und erst wenn ich Dir sagen werde, dass wir uns für ewig lieb haben wollen, dann werde ich so restlos glücklich sein. Ehe ich aber dazu in der Lage sein werde, kann noch eine ganze Zeit vergehen, denn keiner weiß ja, was die nächste Zeit bringt. Wir zwei wollen uns aber unsere Gefühle füreinander nicht durch sonst welche Schwierigkeiten rauben lassen und beweisen, dass es eine wahre Liebe zwischen uns ist! Wenn ich Dir, schon nach so kurzer Zeit, solche Briefe schreiben kann, so zeigt das Dir, wie sehr ich Dich eigentlich schon begehre. Ich kann es kaum fassen, dass wir uns erst 14 Tage kennen und meine, es wären schon viele Monate. Du gehörst schon in all meinem Denken und Tun zu meinem täglichen Leben und wünsche ich mir, dass es recht lange so bleiben möge!

    So, mein Liebes, jetzt weißt Du wieder etwas von mir und will ich nun erst mal Deinen Brief morgen abwarten. Hoffentlich kannst auch Du so glücklich sein wie ich, denn es wäre ja sonst keine Liebe zwischen uns beiden!

    Bleib weiter so lieb und brav und sei vor allem zu Hause auch das liebe Evchen, wie ich es mir wünsche!

    Mit den herzlichsten Grüßen und Küssen bin ich Dein Peter

    Peter Holst, Leipzig, den 3.3.42

    Mein liebste Eva!

    Da ich nun weiß, wie gern Du in der Eisenbahn Briefe öffnest, so sollst Du auch heute wieder einige Zeilen von mir haben und dann träumend einschlafen können. Vor vier Tagen bist Du nun in Leipzig weggefahren und heute schon scheint es wie eine Ewigkeit zu sein.

    In diesen 14 Tagen unseres Beisammenseins und unseres Kennenlernens war ich so glücklich wie noch nie und immer, wenn ich glaubte, es sei mal ganz gut, wenn wir uns einen oder zwei Tage nicht sehen würden, immer dann überwältigt mich ein gewisser, innerer Zwang, doch nicht so lange warten zu können und ich musste Dich dann schon am nächsten Tag wiedersehen.

    Dann aber, wenn ich bei Dir war, hatte ich all diese theoretischen Überlegungen vergessen, dann war es so schön, neben Dir zu sitzen, Dir in die Augen sehen zu können und zu spüren, dass auch Du so wie ich empfindest. All die schönen Stunden in Worte zu kleiden, fällt uns selbst im Brief schwer und hoffe ich, dass Du spürst, wie sehr ich Dir schon gehöre, meine süße Eva!

    Jetzt nun bist Du fort und so bleiben uns nur noch unsere Briefe und die bisher, Gott sei Dank, möglichen Telefongespräche, welche uns unsere Stimmen hören lassen und so wenigstens ein kleiner Ausgleich sein kann.

    Jetzt beginnt aber auch schon ein Gefühl, welches so nahe neben der Liebe lebt, ein Gefühl, das wohl auch sehr schön sein kann, wenn die Gewissheit eines baldigen Wiedersehens besteht, doch aber zum quälenden Schmerz werde kann, wenn die Umstände ein solches verhindern; ich meine natürlich die Sehnsucht! Schon jetzt habe ich sie ein wenig zu spüren bekommen und erst wenn ich Dich morgen Abend in den Armen halte, wird dieses Gefühl vorbei sein!

    Ja, mein Liebstes, es ist schon so, Du hast mich wieder zu einem Menschen verwandelt, der all das schon nicht mehr kannte und vielleicht auch nicht kennen wollte, weil er sich vor Enttäuschungen fürchtete und dabei den Glauben an all das Schöne und Natürliche im Leben verlor. Du weißt, ich habe wirklich gelebt und bildete mir ein, mich auch amüsiert zu haben, aber jetzt sehe ich alles ganz anders.

    Jetzt habe ich Hoffnungen und Ziele, jetzt bist Du da und ich weiß, wofür ich da bin! Ich will Dich immer nur glücklich sehen, will schaffen und an mir arbeiten, bis auch ich mit mir zufrieden bin. Du aber sollst auch in diesem Sinne lebe, sollst mir sagen, wenn Du Sorgen hast oder wenn Du glaubst, dass Du nicht mehr ein Gefühl der Liebe für mich aufbringen kannst.

    Ich verlange stets Offenheit von Dir, keine Rücksichtnahme oder gar Mitleid, wenn Du nicht mehr weiterzukommen glaubst, sondern ehrliche Aussprache und wenn es wirklich nicht mehr geht, lieber vernünftige Trennung, als unvernünftige Schonung beiderseits! Meine Liebe zu Dir ist groß und wird Schwierigkeiten überwinden, doch ohne Dich und Deine Liebe ist auch sie nicht so mächtig, um die Härten des Lebens so zu meistern, wie ich es mir für uns wünsche, daher sollst Du mich auch so lieben können wie ich Dich, damit unser Glück ein gemeinsames und wahres ist!

    Jetzt erwarte ich Dich nun morgen und ich weiß ja, dass sich an meinen heutigen Worten bis zu dem Moment, wo Du diese Zeilen liest, nichts geändert hat.

    Mit vielen Küssen bin ich bei Dir und immer Dein Peter

    Vergiss ja das Schreiben nicht, sonst…

    Peter Holst, Leipzig, den 5.3.42

    Mein liebes, süßes Evchen!

    Schon heute Abend will ich den Sonntagsbrief für Dich beginnen, denn erstens bin ich heute allein zu Haus und zweitens sollst Du diesmal einen längeren Brief als sonst erhalten, weil Du so schön brav warst!

    Mein leicht vom Alkohol durchtränkter Kopf hat sich nun wieder beruhigt und bin ich jetzt am Abend wieder taufrisch, nachdem ich am Nachmittag wundervoll geschlafen habe. Meinen kleinen Schwips von gestern Abend hast Du mir hoffentlich schon verziehen, doch ich sagte es Dir schon, war ich schon den ganzen Tag so ausgelassen vor Freude über unser Wiedersehen und da hat das bisschen Alkohol wohl zu schnell gewirkt; ich weiß nicht, wie das medizinisch so vor sich geht, doch muss schon was dran sein an dieser meiner Theorie.

    Der gestrige Abend war für mich wieder sehr schön und wenn ich mir auch manches schöner denken kann, so wollen und müssen wir ja auch an die jetzigen Zeiten denken und ist es wohl die Hauptsache, dass wir überhaupt noch zusammen sein können. Mir persönlich wäre es auch ganz gleich, wo und wie das vor sich geht, ich bin glücklich, wenn Du bei mir bist. Dann freue ich mich über Dein schelmisches Lachen, über Dein liebes, freches Wesen und sogar über Deinen süßen, frechen Flachs!

    So wie Du bist, habe ich Dich lieb und kann Dich schon gar nicht mehr aus meinem Tun und Denken auslöschen. Jetzt am Abend höre ich wieder herrliche Verdi-Musik und was ist da natürlicher, als schnell Papier und Feder zu holen, um an Dich, meine liebste Eva, zu schreiben. Die herrliche Ruhe in der Wohnung, schöne Musik, ein paar Zigaretten und dazu ein Gläschen Wermut, das sind so die richtigen Voraussetzungen, um die Gedanken um unsere Liebe toben zu lassen.

    Was kommen da nicht alles für seltsame Hirngespinste auf; mögliche und unmögliche Hoffnungen und Wünsche türmen sich zu dem traumhaften Gebilde, welches ein Mensch nur empfinden kann, wenn er verliebt ist. Wie gern lässt man da all den Einfällen freiesten Lauf und somit sich in diesen herrlichen Phantasien.

    Wie ein Kind lässt man sich in eine Märchenwelt verschleppen und wenn man auch ganz genau weiß, dass die nüchterne Wirklichkeit doch kein Verständnis für solche Träume hat, so verfällt man doch allzu gern in diesen Zustand. Dann schämt man sich beinahe seiner 32 Jahre, wenn man wieder erwacht und doch ist es mal sehr schön. Man muss sich bloß schnell wieder zum Alltag zurückfinden, sonst kann es passieren, dass man eben vor lauter Träumen den geraden und natürlichen Weg nicht wiederfindet und meist ist dann ein Erkennen zu spät.

    Doch, meine Süße, wäre unsere Liebe ohne Träume, Hoffnungen und Wünsche schön? Nein, es wäre eben dann keine richtige Liebe. So aber bin ich sogar stolz, noch solche Empfindungen haben zu können und will auch in dieser Beziehung ewig „kindlich" fühlen können. Das Altwerden besorgt die Natur schon von selbst, da brauchen wir nicht nachzuhelfen.

    Hoffentlich hast Du nun eine gute Fahrt gehabt und will ich hoffen, dass der Offizier sich doch noch entschlossen hat, Dir Gesellschaft zu leisten. Den Brief an die Großmutter hast Du ja inzwischen auch gelesen und bist nun wieder etwas besser über so manche Anschauungen „Deines Landsers" informiert.

    Lies nur solche Brief ab und zu immer mal wieder durch, denn diese meine Gedanken sind Grundlagen unserer Liebe, die ja so gut als möglich frei von Missverständnissen aller Art sein soll.

    Was mich betrifft, meine liebste Eva, so werde ich immer bemüht bleiben, uns die Reinheit des Gefühls zwischen uns zu erhalten. So wie wir uns liebend in die Augen sehen können, soll es ewig bleiben. Jeder Blick zwischen uns soll uns die gegenseitige Liebe erkennen lassen und jeder Kuss soll auch stets so bleiben wie bisher.

    Jetzt will ich diesen ersten Teil des Briefes beenden, um Dir morgen dann mehr zu sagen. Also, jetzt ganz schnell noch einen lieben Gute-Nacht-Kuss, mein Liebes, und dann aber hurtig in die „Buntkarierten"

    Dein Peter

    Freitag, den 6.3.

    Schon ist wieder ein Tag verflogen. Wieder ist herrliche Ruhe um mich, denn, Du wirst lachen, ich tat heute wieder genau nichts!

    Der Wagen, der uns zur Post fahren sollte, kam nicht und so konnte ich wieder „feiern". Na, wer weiß, wie lange das Bummelleben noch geht und wenn ich auch solch unausgefüllte Zeit nicht schön finde, so bin ich doch schon so viel Soldat, um mich eben zu drücken, wo und wann es nur geht. Vordrängen oder sich immer bemerkbar machen, bringt beim Militär nur unangenehme Überraschungen!

    So sitze ich nun nach Tisch über der Fortsetzung Deines Briefes und bin eigentlich selbst erstaunt, wieviel ich schon geschrieben habe. Ja, es ist eigenartig, wie schnell mir die Sätze aus der Feder fließen, wenn ich an Dich schreibe und muss ich mich direkt zurücknehmen, um Dir nicht allzu viel mit einem Mal zu verraten.

    Doch auch hierbei muss ich ja an die veränderten Zeiten denken und weiß man ja nie, ob man in der nächsten Zeit noch diese Gelegenheit hat, in Ruhe solch lange Briefe zu schreiben. Natürlich werde ich immer versuchen, Dir mein Liebes, all meine Gedanken aufzuschreiben, doch wenn es mal mit uns losgehen sollte und ich dann irgendwo im fremden Land meinen Dienst tun muss, dann ist das alles nicht mehr so leicht und werden wir wohl manches Mal verzweifelt auf Post warten müssen.

    Doch was rede ich schon vom Schlimmsten, vorläufig bin ich ja noch da und das will ich ausnutzen und zwar in vollen Zügen!

    Jetzt wirst Du Dich bei Deinen Freunden schon ganz gut eingewöhnt haben und kann ich mir sehr gut Eure Wiedersehensfreude innerhalb der Pensionskameradinnen vorstellen. So manches wird sich verändert haben; die eine zu ihrem Vorteil, die andere zum Nachteil; so ganz wie es das Leben mit ihnen gewollt hat und kannst Du daraus sehr gut ersehen, was das Schicksal für unberechenbare Wege geht.

    Sieh Dir nur diese Mädels genauestens an, es wird Dir stets von Nutzen sein

    Im Übrigen sollst Du Dich natürlich amüsieren, so gut es doch möglich ist. Du weißt ja, dass ich keineswegs kleinlich bin in diesen Dingen. Du sollst alles tun, was Du zu Recht verantworten zu können glaubst, nur sollst Du dabei nie vergessen, dass ich Dich lieb habe und gerade deshalb so viel Vertrauen zu Dir habe!

    Ein kleiner spaßiger Flirt oder eine nette, unverbindliche Reisebekanntschaft sind doch immer nett und müssen sie ja nicht immer gleich mit dem „Verheirateten-Spiel" beginnen.

    Na, Du weißt schon, wie ich darüber denke und hast mich schon verstanden, nicht wahr, mein Süßes?!

    Nun freue ich mich jetzt schon auf Deinen Sonntagsbrief, der mir Dich wieder ganz nahe bringen wird. Diese Vorfreude gehört ja nun wieder zu all dem Glück, welches uns seit unserem Kennenlernen beschrieben ist und wenn ich auf dieses Glücklichsein niemals wieder verzichten möchte, dann sollst Du auch dadurch ersehen, was Deine Liebe für mich bedeutet.

    Meiner großen Liebe, meine süße Eva, sollst Du gewiss sein und wenn ich Dir heute wieder unsere, bald schon traditionelle gewordenen Sonntagsgrüße und Küsse sende, so will ich immer nur Dein Peter sein!

    Peter Holst, Leipzig, den 7.3.42

    Sofort nach einem sehr netten Telefongespräch mit dem „kleinen Schmidtchen" aus Hohenstein-Ernstthal

    Meine liebe Eva!

    Obgleich mir von dem gestrigen langen Brief noch die Finger weh tun und der Füller jetzt noch glüht, will ich Dir trotzdem auch heute wieder schreiben, denn erstens weiß man ja gar nicht, wie lange es noch Tinte gibt und zweitens vertreibt das Briefeschreiben ein bisschen die Langeweile!

    (Nun sage bitte noch einmal, ich könnte nicht flachsen!)

    Aber jetzt Schluss damit, meine liebe Eva. Du weißt sehr gut, wie gern ich Dir schreibe und weißt auch, dass es nicht bloß Egoismus ist, welcher mich dann stets ein Antwort-Schreiben erwarten lässt, sondern ich glaube, Du spürst schon, wie sehr es mich sehnt, Dich, so oft es nur möglich ist, wissen zu lassen, welche Gefühle ich jetzt immer stärker empfinde. Auch heute Abend wieder schlug ich eine Einladung von Herrn Viehweg aus, bloß um Dich anzurufen zu können, denn was könnte mir solch ein Gespräch mit Dir ersetzen.

    Was reizt mich jetzt irgendein Ausgehen mit Leuten, die mir nur meine gute Stimmung verderben könnten, und denen ich nicht der gute Unterhalter sein könnte, bloß weil ich mit meinen Gedanken immer bei Dir, meine süße Eva, bin!

    All mein Denken und vor allem auch schon das Tun dreht sich um uns zwei und suche ich auch keine Gelegenheit, die mich davon ablenken könnte. So siehst Du nun, mein Liebes, was aus mir geworden ist. Zu schade, dass Du mein früheres Ich nicht kennst, dann würdest Du mich vielleicht auch nicht wiedererkennen, wie so viele meiner Freunde und Bekannten, die alle eine gewaltige Veränderung bei mir feststellen.

    Früher war ich so ganz anders, bis auf die kurzen Zeiten, in denen ich zu jung war, um die schönen Zeiten eines Verliebtseins richtig zu schätzen, doch aber wenigstens eine Zeit lang, nur dafür lebte.

    Sonst aber stürzte ich mich mit vollen Segeln in den Alltag mit all seinen Verlockungen und mehr oder minder hohlen Vergnügungen. Es gibt wohl nichts, was ich nicht kennenlernte in dieser, jetzt weiß ich es, leeren Zeit.

    Ich lebte wirklich von einem Tag zum anderen, arbeitete nur um Geld für diese Vergnügungen zu haben und ansonsten ließ ich mich so richtig treiben. Du kannst Dir denken, dass dieses Leben mir sehr bald einen nicht sehr begehrenswerten Ruf einbrachte und dass man mir damals mit vollem Recht einen gewissen Leichtsinn und manches andere nachsagte.

    Die böse Zunge des Kleinstadt-Tratsches hat mich nicht verschont. Durch meinen Sport*, durch mein Auftauchen bei jeder Gelegenheit, wo was los war, und durch den dadurch hervorgerufenen großen Bekanntenkreis, wurde der Tratsch natürlich nur erleichtert und wenn ich dann noch stets mit hübschen Mädchen daher gerauscht kam, so nährte der Neid noch die große Menschenschwäche, jemanden „durch den Kakao zu ziehen"!

    Damals störte mich das alles nicht und glaubte ich, eine sehr interessante Persönlichkeit zu sein. Und wenn ich auch heute noch keine Stunde des damaligen Lebens bereue, so weiß ich doch jetzt, dass es zumindest mal, sehr unklug war, sich dem Geschwätz der Leute so auszusetzen.

    Selbst als Mann hat man seinem „sogenannten" guten Ruf gegenüber Verpflichtungen und man soll nicht glauben, man könne das einfach übersehen!

    Ja, das weiß ich jetzt und wenn nun diese damalige Zeit nochmal Schwierigkeiten machen sollte, dann gibt es wohl nur das Eine, nämlich all den Quatschmäulern beweisen, dass man es auch anders kann!

    So will ich also meine heutige Beichte beenden und nur hoffen, dass es Dir beim Lesen dieser meiner Zeilen nicht zu sehr Angst geworden ist.

    Meine liebste Eva, bitte verstehe mich jetzt gut!!!

    Alles, was ich Dir schreibe und schon geschrieben habe über mich, tat ich nicht etwa, um Dir möglichst viel von mir zu schreiben, sondern lediglich, weil ich Dich so lieb habe!

    Noch kein Mensch hat jemals so offene Worte von mir gelesen; weil ich aber glaube dass ich Dir und unserer Liebe von vornherein die Wahrheit schuldig bin, so sollst Du schon heute diese Dinge hören, damit Du Dir niemals ein falsches Bild machst.

    Ich weiß genau, wer ich bin; kenne mich mit all meinen Fehlern und Schwächen und wenn ich so viel Vertrauen zu Dir habe und mich schon heute vor Dir so entblöße, dann sollst Du daraus ersehen, dass meine Liebe zu Dir wirklich eine tiefe und wahre ist.

    Irgendeinen Menschen, der mich gar nicht oder bloß oberflächlich interessiert, brauche ich all das nicht zu sagen und verpflichtet mich auch nichts dazu!

    Du aber, mein Süßes, sollst klar sehen, Du sollst in mir nicht bloß den Menschen sehen, der Dir von erster Stunden an ganz gut gefiel, der Dir dann den Hof machte und den Du dann auch lieben lerntest, sondern ich bin der Meinung, dass man erst von wahrer Liebe sprechen kann, wenn diese auch die Kraft besitzt, sich mit Eigenschaften und Eigenarten des anderen Partners, welche vielleicht nicht angenehm sind, auseinanderzusetzen.

    Du, mein Liebes, bist noch jung, bist bisher vollkommen sorglos durch das Leben gewandert und hast fast alle Deine Wünsche erfüllt gesehen. Weißt Du auch, dass eine Liebe nicht nur Glücklichsein, schöne Hoffnungen und brennende, herrliche Gefühle, sondern auch viel Sorge, Verantwortung und Unglücklichsein mit sich bringt?

    Weißt Du, dass Liebe von beiden Teilen Opfer fordert?

    Das sollst Du Dir genau überdenken, wenn Du an uns zwei denkst, denn ich bin nicht mehr der junge Mann, der nur vollkommen gedankenlos bloß immer von früh bis Abend die geliebte Frau anhimmeln kann, sondern sehe in einer Liebe die schönste Verbindung zwischen Mann und Frau, bei welcher sich beide Teile nur gefühlsmäßig aneinander gebunden fühlen, bei der jedes Glück gemeinsam genossen, jedes Unglück gemeinsam getragen und überhaupt das Schicksal gemeinsam gemeistert werden muss!

    Je größer die Liebe, desto leichter wird das zu schaffen sein, meine liebe Eva, und wenn ich mich so grenzenlos in Dich verliebt hab, so darfst Du nicht denken, dass ich nicht schon in der ersten Zeit unseres Kennenlernens an all das gedacht habe!

    Du wirst diese Gedanken in Dich aufnehmen und auch verwerten können, Du wirst eine Frau sein können, die einem Mann in dieser Beziehung eine Stütze ist und Du wirst den Mann, welchen auch, glücklich machen!!

    So lernte ich Dich lieben, meine süße Eva, und nun sei mir nicht böse, wenn Du heute so viel von meinen Gedanken über Dich ergehen lassen musstest. Vieles andere wollen wir mündlich miteinander besprechen, doch hast Du sicher jetzt Zeit genug, über alles nachzudenken und will ich bloß hoffen, dass Dir die Ferientage dadurch nicht allzu sehr beeinflusst werden!

    Du weiß, ich bin nicht für Halbheiten und möchte schon jetzt, dass Du weißt, wer Dich so lieb hat und vor allem sollst Du daraus ersehen, dass mein Vertrauen zu Dir grenzenlos ist, denn es ist wohl leichter, sich in die Sonne zu stellen, als mal ganz offen über den vielen Schatten zu reden!

    Nun liegt es bei Dir, all meine herzlichen Grüße und Küsse noch so aufzunehmen, wie ich es mir ersehne und so bin ich heute mit den liebsten Wünschen Dein „Schwarzer" Peter

    * Peter war von 1932-1937 Stürmer beim FC Leipzig

    Peter Holst, Leipzig, den 9.3.42

    Meine geliebte Eva!

    Heute an Deinem Geburtstage* wäre es mir eigentlich ein Bedürfnis, Dir mehr zu senden oder zu geben, als nur einen Brief und einen Blumengruß.

    Ich müsste zu Dir kommen können, Dich anschauen dürfen und Dir dann einen Kuss geben können, welcher Dir wesentlich besser alle meine Empfindungen und Wünsche für Dich spüren lassen würde als so, wo ich Dir nur versuchen kann, meine Gedanken auf dem Papier in einigermaßen verständliche Worte zu kleiden.

    So aber bist Du weit weg von mir und es bleibt mir nur dieser Weg, auf dem Du jedoch auch nicht minder herzlich meine allerherzlichsten Glückwünsch zu Deinem 20. Geburtstag empfangen sollst!

    Möge Dir vor allem die Zukunft alles nur erdenklich Gute bringen und sollst Du vor allen Dingen stets recht, recht gesund bleiben! So wie in Deinem ersten großen Lebensabschnitt, sollst Du Dir weiter Deine so wertvolle Charaktereigenschaften bewahren, Deine Güte, Deine Aufrichtigkeit und Deinen Frohsinn!!

    Bleibe bitte immer die liebe Eva, so wie ich sie kennengelernt habe, und wenn auch manche verführerische Situation im Leben an Dich herantritt, so bleibe standhaft bei Deiner reinen und gesunden Lebensauffassung.

    So soll Dir aber nicht zuletzt auch die Zukunft das große Glück bringen, nach dem sich ja wohl ein jeder Mensch und vor allem ein Mädel sehnt. Natürlich ist dieser mein Wunsch etwas zwiespältig, weil er gerade von mir in einer Zeit unseres, „kleinen" Glücks ausgesprochen wird, doch, meine liebste Eva, ich habe Dich ja so lieb und werde auch später mal, wenn wir durch irgendwelche Umstände getrennt werden sollten, mit Dir fühlen können, wenn Du glücklich bist!

    Heute an Deinem 20. Geburtstage sollst Du außerdem besonders mein Versprechen entgegennehmen, Dich, soweit es in meinen Kräften steht, stets froh machen zu wollen. Ich will unsere Liebe mit aller Bedacht hüten und pflegen; nur immer mit meinem ganzen Herzen bei Dir sein und wenn ich Dich dann damit glücklich machen kann, dann erst bin auch ich froh und zufrieden!

    Was Du mir bist, habe ich Dir schon so oft gesagt und geschrieben, süße Eva, und Du sollst sehen, dass unsere Liebe sehr schön werden wird.

    In diesem Sinne trittst Du nun ein in das sogenannte entscheidende Lebensalter und bin ich stolz, Dir gerade jetzt etwas zu bedeuten.

    Du sollst immer, wenn Du irgendwelche Hilfe brauchst, Vertrauen zu mir haben und zu mir kommen, ich helfe Dir schon, mein Liebes; gibt es doch viele Situationen im Leben, in denen eine gewisse Lebenserfahrung manches auszugleichen weiß. Auch sollst Du zu Deinen lieben Eltern immer dankbar und nett sein und niemals vergessen, dass Du ja alles nur ihnen zu verdanken hast!

    All das Schöne, was Du schon sahst, Deine Klugheit, Dein liebes Wesen und das süße, freche Gesicht, alles verdankst Du ja ihnen und sollst Du das ja nie vergessen.

    Wenn auch gerade jetzt, wo Du anfängst immer selbstständiger zu werden, manchmal Differenzen eintreten, bei denen die Jugend glaubt, das Alter könne da nicht mehr mitreden, so wirst Du es bald einsehen, dass das Tun der Eltern immer nur von der Besorgnis um das Wohl und Wehe des Kindes geleitet wird. Aber ich weiß ja, dass ich in dieser Beziehung bei Dir, mein Süßes, keine Bange zu haben brauche, denn wer so lieb und brav ist wie Du, der fühlt auch zu jeder Zeit, was er den Eltern schuldig ist.

    So, meine liebste Eva, jetzt ist´s aber genug mit meinen Wünschen und ehrlich gemeinten Hinweisen, jetzt wieder zurück zum nüchternen Alltag:

    Heute Nachmittag habe ich Deinen lieben Brief vom 7. und 8.3. erhalten und habe mich, nachdem ich auch am Morgen vergeblich den Briefträger abgewartet hatte, wieder sehr gefreut. Zu schade, dass Du meinen Sonntagsbrief nicht pünktlich bekommen hast, gerade am Sonntagmorgen soll er Dir eine Freude bereiten, denn da ist es doch doppelt schön, Post zu erhalten. Na, vielleicht kamen dafür heute (d. h. am Montag) zwei und hat die böse Post Dich ein wenig versöhnt!

    Es tut mir für Dich leid, mein Liebes, dass Dir Euer Wiedersehen nicht die erwartete große Freude gebracht hat, doch nun hast Du ja Deine Freundinnen wieder mal gesehen und irgendwelchen Wert hat so ein Zusammentreffen nach langer Zeit ja doch. An den verschiedenen Veränderungen sieht man doch, wie immer wieder anders das Leben malt, und wenn man dann vernünftige Schlüsse daraus zieht, so ist das stets nicht wertlos.

    Gestern Abend war ich ja eigentlich sehr enttäuscht, denn ich hatte Deinen Anruf so schön vorbereitet und das komische Mädlein vom Amt hat prompt wieder geschlafen.

    Als ich gegen acht Uhr vom VfB zu meiner Schwägerin fuhr, hinterließ ich beim Fernamt die andere Nummer, damit man Deinen eventuellen Anruf nach dort umleiten konnte. Gegen zehn Uhr rief es zu meiner große Freude auch dort an und als man mein Dortsein festgestellt hatte, kam fünf Minuten später der Bescheid, dass die „kleine Schmidtchen" auf das Gespräch verzichtet habe. Bums! Schon war es aus mit der Vorfreude, Dich, mein Liebes, endlich wieder einmal hören zu können. Nun hoffe ich, trotz Deiner schriftlichen Absage, auf heute Abend und vielleicht klappt es doch noch!!

    Wie schön ist es doch, dass wir uns wenigstens ab und zu mal per Telefon sprechen können? Dann bist Du mir immer so nah, liebste Eva, dann mache ich die Augen zu und stelle mir Deine Augen vor, Dein liebes, freches Lächeln und wenn wir uns dann liebe Worte sagen, ich glaube, dann spüren wir doch beide, dass der Grund unserer Telefongespräche nicht bloß das Bedürfnis ist, Neuigkeiten zu erfahren, sondern dass der Grund hauptsächlich darin besteht, aus unseren Worten die Liebe herauszuhören!

    Stimmt’s?

    Ich glaube ja, meine liebste Eva, und das ist schön so und soll immer so bleiben!!

    Nun zähle ich schon wieder die Tage bis zu Deiner Rückkehr und wenn ich heute hier die Frühlingssonne mit ihrer wohltuenden Wärme empfand, dann fehlst Du mir so sehr und sind mir die Tage eine große, einzige Leere.

    Ich freue mich nur noch auf Deine Briefe oder gar auf die Anrufe, sonst kann mich jetzt nichts erfreuen.

    Wenn Du dann aber wieder bei mir sein wirst, dann scheint die Frühlingssonne für mich ganz allein, dann erst beginnt mein, unser Frühling!

    Halte den Daumen, Süßes, dass wir noch recht lange beieinander bleiben können und dass nicht vorzeitig unser Glück noch durch eine Versetzung nach sonst wohin umsonst vor mir sah!

    Nun wünsche ich Dir am Schluss noch, dass Du Deinen Ehrentag recht froh verlebst. Iss nicht zu viel Kuchen und wenn Du ein Glas Wein oder ein Schnäpschen trinkst, dann denk mal an Deinen Peter, der an diesem, Deinem Tage, ganz besonders viel und lieb an Dich denkt und der erst wieder restlos glücklich ist, wenn er Dich in den Armen hält und Deine Lippen auf den seinen spürt!

    Anbei ein weniger gutes Photo, doch wollen wir uns in Zukunft selbst besser knipsen.

    Dein Peter

    * Eva hat erst am 11.3. Geburtstag. Vermutlich hat er die Postlaufzeit hinzugerechnet!

    Peter Holst, Leipzig, den 10.3.42 21 1/2 Uhr

    Meine geliebte Eva!

    In Erwartung Deines Anrufes will ich Dir nun heute noch einen Brief schreiben, der ja auf einige Wochen der letzte sein muss.

    Jetzt hat es mich nun doch schneller erwischt, als ich annahm, und Du kannst Dir meine Enttäuschung vorstellen, als ich die Nachricht, so plötzlich fahren zu müssen, heute Mittag erhielt. Es kommt noch dazu, dass ich wohl als Kurier, doch nicht allein und selbstständig fahren kann, sondern mit einem großen Truppentransport nach vorn bis an die Front, immer an diese Truppe gebunden, und ich kann meine, auf den vorherigen Fahrten gemachten Erfahrungen nicht auswerten. Außerdem wird es diesmal wesentlich länger dauern als sonst und wird die Fahrt auch im Großen und Ganzen wesentlich „soldatischer" verlaufen als meine vorigen. Trotzdem ist ja an der Tatsache nichts mehr zu ändern und muss ich mich ja als Soldat fügen.

    Das wesentlich Schlimmere ist aber, dass nun ganz plötzlich aus unserem von mir so ersehnten Wiedersehen nichts wird und wir uns nun noch länger nicht wiederhaben können. Meine ganze Vorfreude ist zerstört, meine Sehnsucht nach Dir wird sich nun ins Unermessliche steigern und es gibt gar keinen Ausweg, um diese Tatsache zu ändern.

    Meine große Liebe zu Dir wird mir allerdings die Fahrt diesmal leichter werden lassen, weiß ich doch, dass Du, mein Süßes, auf mein Wiederkommen wartest und das macht mich schon so glücklich. Die ganze Zeit werde ich mit meinem ganzen Herzen bei Dir sein und immer nur an Dich denken.

    Wie kann mir denn jetzt bei so viel Glück etwas passieren, wo ich doch so fest an eine herrliche Zeit im Sommer und vielleicht noch länger mit Dir glaube! Ich will Dich doch so bald als möglich wieder in den Armen halten können und dann erst wird meine Sehnsucht nach Dir gestillt sein.

    Dich, mein Liebes, möchte ich aber bitten, Dir keine Sorgen zu machen, auch wenn die Umstände da vorn, meine Rückkehr etwas verzögern sollten!

    Mir geschieht bestimmt nichts, denn mein Soldatenglück und mein fester Wille, bald wieder bei Dir zu sein, werden es schon zuwege bringen, dass ich dieses Sau-Russland heil wieder verlasse.

    Sollte jedoch irgendetwas passieren, so wünsche ich mir von Dir, dass Du nicht traurig bist; meine Liebe zu Dir wird dann die herrlichste Zeit meines Lebens gewesen sein und so wie ich Dich habe, mit strahlendem, frohen Gesicht, so sollst Du dann auch mich nur so in Erinnerung behalten, wie Du mich lieb hattest, froh und glücklich!!! Denke dann immer zurück an unsere schönen Stunden, aber sei bitte nicht traurig!

    Doch diese Worte nur im notwendigsten Falle, ansonsten denke ich mit keiner Phase an diese Dinge, sondern stehe ich mit beiden Füßen mitten in meinem großen Glück und dieses Gefühl ist so unbeschreiblich schön für mich! Du, meine geliebte Eva, bist an allem Schuld und wünsche ich mir gerade heute wieder, dass unsere Liebe recht, recht lange so bleiben möge. Sie soll uns beiden immer das schöne Gefühl eines gewissen Geborgenseins erhalten und soll sich immer mehr vertiefen.

    Du bist mir schon jetzt ein Stück meines Lebens und kann ich Dich zu keiner Stunde mehr aus meinen Gedanken wegdenken!

    Jetzt aber muss ich Dich mit diesem Brief verlassen. Vielleicht kann ich Dich morgen zu Deinem Geburtstag nochmal anrufen.

    Meine liebste, süße Eva, lass mich nun auf Wiedersehen sagen, bleib immer meine liebe, brave Eva und denke auch Du bis zu meiner Wiederkehr an mich, wie ich immer bei Dir sein werde, Vergiss niemals, dass Du mein ganzes großes Glück bist und so will ich Dich nun heute wieder recht lieb küssen. Mein Sehnen nach Dir wird erst Ruhe finden, wenn ich Dich wieder habe, mein Liebes!

    Nur immer in Liebe

    Dein Peter

    Peter Holst, Leipzig, den 15.3.42 22 Uhr

    Meine geliebte Eva!

    Leider ist es mir nicht mehr möglich gewesen, Dich heute Abend telefonisch zu erreichen, denn „Die Dame ist weggegangen und kommt auch heute Abend nicht zurück!"

    Schau, schau!!!

    Na, ich will annehmen, dass Du im Kino warst.

    Nun aber zu den heutigen Ereignissen:

    Den ganzen Tag bin ich nicht zur Ruhe gekommen, kaum dass ich gegessen habe. Von der Kaserne aus ging´s per Auto zu all den Leutchen, die noch einen Brief oder sonst was aufzugeben hatten und so war es plötzlich 17 Uhr geworden. Als wir dann zur Vorsicht auf den Güterbahnhof fuhren, um uns den Transportzug mal anzuschauen, äußerte die Bahn Bedenken, wegen der Höhe unseres Lastwagens und nach genauem Nachmessen stellte sich heraus, dass er tatsächlich zu hoch war, um auf einem Waggon transportiert zu werden. Die Brücken und Tunnels sind vor allem in Polen, Russland und Frankreich zu niedrig gebaut.

    So rief ich also meinen Oberleutnant an und der entschied, dass wir nun noch hierbleiben müssten!

    Gott sei Dank auch, denn dieser Transport wäre schlimm geworden. Der Zug von unheimlicher Länge hatte nur Viehwagen dabei; in jedem Wagen mussten 40 (!!!) Mann hinein und wir hätten also auch so fahren müssen.

    Die 15 Offiziere dieses Transports aber hatten natürlich einen Wagen 2ter Klasse für sich, damit ja jeder bis Russland langliegen kann.

    Ist das nicht eine Schande?

    Also wäre es für uns so viel besser und morgen sollen wir nun mit Hilfe unseres Oberleutnants Benzin bekommen und werden dann in unserem Riesenlastwagen mit eigener Kraft nach Russland fahren. So ist es natürlich viel, viel schöner!!

    Vor lauter Freude mussten wir natürlich gleich ein paar Bier trinken und jetzt sitze ich noch einmal allein zu Haus und finde doch noch Zeit, Dir den versprochenen Brief zu schreiben!

    Meine liebste, süße Eva, jetzt, nach all dem Hetzen und Jagen heute, sind meine Gedanken wieder bei Dir und im Besonderen bei den letzten zwei Tagen oder besser Nächten. Gleich zuerst will ich Dir sagen, wie schön es wieder für mich war, dass Du bei mir warst und wenn ich dann an das Wie denke, dann fällt es mir diesmal wirklich schwer, die richtigen Worte zu finden, die annähernd mein Glücksgefühl beschreiben könnten.

    Eigentlich lag es keinesfalls in meiner Absicht, Dir die Bitte vorzutragen, einmal so restlos ungestört zusammen zu sein und kann ich Dir es auch nicht sagen, woher ich eigentlich den Mut oder die Frechheit genommen habe; doch heute schon weiß ich, dass es nichts zu bereuen gibt und ich eigentlich sehr froh bin, so gehandelt zu haben.

    Eigentlich wollte ich noch eine ganze Zeit warten mit einer solchen Situation, erstens weil ich das Gefühl habe, dass unsere Liebe nicht durch solches, etwas intimeres Zusammensein genährt werden muss und zweitens, weil ich noch nicht genau wusste, ob Du, meine liebste Eva, mich so sehr liebst, um einer schon etwas fortgeschrittenen Phase in der Zeit, einer Liebe gewachsen zu sein!

    Nun aber bin ich frei dieser großen Sorge und weiß, dass es gut so war, sich von seinen Gefühlen allein leiten zu lassen. Du, liebste Eva, hast mich wieder einmal so sehr glücklich gemacht und endlich, ja endlich (trotz der vier Wochen!) habe ich durch diese Stunden den ersten schönen Beweis unserer Liebe!

    Ich sehe Dich neben mir, wie Du den Kopf in die Kissen vergraben, lächelnd und träumend an die Decke starrst; ich sehe Dein süßes, freches Augenpaar auf mich gerichtet und höre dabei Deine so kecken Worte; ich sehe aber auch Dein etwas sorgenvolles Gesicht, welches gerade Deine Zweifel verrät, ob es sich nun schickt, so bei mir zu sein oder welches die Zukunft eben mal nicht so ganz rosig sieht, wie sich das Herz wünscht!!

    Ach, ich könnte Dir, glaube ich, fast jede Minute noch beschreiben und immer, wenn ich in der nächsten Zeit mal ruhig daliegen werde, werde ich mit geschlossenen Augen auch Deinen süßen Mund spüren, Deinen Leib, der schon so nahe bei mir war, als gehörte er ganz mir und dann werde ich träumen von Dir und unserem großen Glück!

    War es nicht schön, als wir uns so lieb halten konnten?

    Der Hauch von Deinen Lippen, der Duft Deiner Haut und Deiner Haare, der Druck Deiner Hände, die Wärme Deines Körpers und die Süße Deiner Lippen, ich werde sie niemals wieder vergessen können und werde mich danach sehnen, zu jeder Stunde, wo Du nicht bei mir bist!

    So habe ich durch diese Stunden erst so richtig unsere Liebe gespürt und wenn Du mich fragtest, ob ich schon je solche Liebe kannte, dann sollst Du wissen, dass ich so ein Glück noch niemals in meinem Leben genießen durfte. Du, meine heißgeliebte Eva, bist jetzt mein ganzer Sonnenschein, mein Ein und Alles und wirklich meine ganz große Liebe!

    Sehr glücklich bin ich aber auch, dass ich Dir auch etwas bedeute und Du all diese herrlichen Empfindungen erwidern kannst. Wie unglücklich wäre ich doch, wenn unsere Liebe nicht eine gegenseitige wäre!?

    So jedoch fühlst Du ebenso mit und wenn es für Dich als Frau wohl auch etwas schwerer war, Dich nach so kurzer Zeit zu erkennen zu geben, so weißt Du doch, dass ich dafür Verständnis habe und immer versuchen werde, Dich, mein Liebes, zu verstehen.

    Es gibt so Momente, in denen der eine oder der andere glaubt, sich etwas zu vergeben, doch dann muss eben das Vertrauen her und das haben wir doch zueinander, nicht wahr?

    Lass mich Dir nun danken für diese wonnigen Stunden des Glücks, für Deine Liebe und auch für Dein Vertrauen, welches Du mir in so reichem Maß schenktest.

    Gerade für die Zeit unserer Trennung, werden diese Stunden eine so wundervolle Stütze sein, wenn sie natürlich auch die Sehnsucht noch größer machen werden. Solche Liebe jedoch ist stark genug, um noch viel, viel längere Trennungen zu überstehen und so wollen wir beide dem Schicksal gegenüber nicht undankbar sein. Wir wollen uns beide auf unser Wiedersehen freuen und Du wirst sehen, wenn dann bei meiner Rückkehr schon der Frühling, die Jahreszeit der Liebe, mit all seiner Pracht und seinem, so lang entbehrten Licht eingezogen ist, dann, meine Süße, dann werden wir uns in den Armen halten und werden sich unsere Lippen immer und immer wieder zum Kuss finden. Dann werde ich wieder meinen Kopf an den Deinen pressen, werde Deine Brust an der meinen spüren und werde wieder so restlos glücklich sein, wie Du mir es jetzt beigebracht hast und wie ich es ewig nicht mehr missen möchte!!

    So fahre ich nun weg und so werde ich wiederkommen; immer nur Du wirst mich begleiten auf dieser Fahrt und wenn ich dann wieder bei Dir bin, dann ist es der Peter, der Dich verließ, der Peter, der Dich so unendlich lieb hat, der Dich küsst und der Dich niemals wieder hergeben möchte.

    Dein Peter

    Peter Holst, Leipzig, den 16.3.42 11 Uhr nach dem Telefongespräch!

    Meine süße Eva!

    Schnell will ich Dir noch ein paar Zeilen senden, denn das „ernste Wörtchen und „Afrika ruft! machen es erforderlich.

    Ersteres ist nun doch schneller gekommen, als ich erwartet hatte. Jetzt beginnt nun für Dich, mein Armes, eine Zeit, welche ich Dir eigentlich ersparen wollte. Mag nun auch das Gespräch mit Deinem Vater ausfallen, wie es will, so wird am Schluss doch immer wieder das Altbekannte herauskommen; „zu jung zum Binden; „Fragwürdige Existenz des Herr H.; „soll Taugenichts sein; „Liebe allein, macht nicht satt; „zweifelhafte Vergangenheit; „nur das Beste wollen; „Schlechte Auskunft" usw., usw.

    Ja, mein Liebes, ich kenne das zur Genüge und habe oft schon versucht, die Beweggründe zu verstehen. Sicher mögen die Eltern oft recht haben und wirklich nur „das Beste für ihr Kind wollen, jedoch weiß ich nicht, ob nicht ebenso oft gerade „das Beste dadurch zerstört wird; denn mein Liebes, das Glück zweier junger Menschen ist doch bestimmt ein Zustand der einem von der Natur als schönstens und größtes Geschenk gegeben werden kann.

    (Füllerpanne!)*

    Die älteren Leute sollten prüfen, ob die Liebe und auch die Charaktere der zwei jungen Menschen stark genug ist, sich dem Leben gegenüber durchzusetzen, doch meist machen sie sich nicht diese Mühe und lehnen einfach von vornherein jede Möglichkeit ab. Ich kenne das und habe es auch am eigenen Leibe schon gespürt, doch war damals meine Liebe nicht stark genug, um einen Kampf gegen die grundsätzliche Voreingenommenheit des Alters aufzunehmen.

    Jetzt steht mir nun aller Voraussicht nach wieder solch eine Zeit bevor und nun wird sich ´s herausstellen, ob wir beide unsere Liebe auch gegen solch eine Macht, die sie ja in unseren Falle sein wird, verteidigen können!

    Ab heute wirst Du mich jedenfalls in jeder Beziehung vorbereitet finden und fühle ich mich gerade nach den letzten beiden Tagen so innerlich stark, wie nie zuvor!

    Du aber, meine Süße, wirst erst sehen müssen, in welcher Form man Dir begegnet. Ich weiß noch nicht genau, ob Du allein in der Lage bist, die ersten Beteuerungen Deines Vaters zu überstehen, doch sollte Deine Liebe zu mir eigentlich schon jetzt dazu ausreichen.

    Bitte schreibe mir alles ganz offen und ausführlich, verschweige mir auch nicht das Geringste, damit ich, wenn ich zurückgekommen bin, gleich ein richtiges Bild von der ganzen Sachlage habe. Denke immer daran, dass ich Dich in keinem Falle im Stich lassen werde, möge kommen, was da wolle! Du bist nun mal mein großes Glück und um dieses Glück werde ich kämpfen!!

    Vertrauen!

    Jetzt soll der Beweis unserer gegenseitigen Versprechen erbracht werden und ich glaube fest daran, dass es uns beiden nicht schwer fallen wird!

    Was Deinen Afrikaner betrifft, so überlasse ich Dir, mein Liebes, was Du zu tun gedenkst, sei nett zu ihm und ehrlich!!

    Jetzt wird mich nun auf meine Fahrt neben der großen Sehnsucht auch noch die Sorge um unser Glück begleiten, doch glaube ich so felsenfest an einen guten Ausgang, weil ich weiß, dass der Mensch eben dem Glauben, dem Kampf und das stolze Siegergefühl braucht, um zu dem herrlichen Zustand zu gelangen, den man das wahre Glück nennt!!

    Ich glaube so stark an Dich, meine geliebte Eva und Du sollst niemals gerade in der kommenden Zeit vergessen, dass ich mit meinem ganzen Herzen ewig Dein Peter bin!!!

    * Die Tinte des Füllers ist alle und er schreibt mit Bleistift weiter.

    Peter Holst, Leipzig, den 17.3.42 8 Uhr morgens!

    Du, mein Liebes!

    Nun schreibe ich Dir immer noch von hier und müsste doch eigentlich schon weit drin in Russland sein.

    Es ist diesmal wirklich wie verhext mit meiner Fahrerei, doch ich verpasse ja nichts und je länger ich noch hier bin, desto mehr wird es Frühling und hoffentlich auch im Osten wärmer. Außerdem kann ich ja auch noch immer mit Dir in Verbindung bleiben, obwohl diese Freude ja relativ ist, denn jeder Tag, den ich noch hier verbringe, komme ich ja auch später wieder zurück.

    Trotzdem war es wohl aber ganz gut, dass ich noch von Dir diese neu eingetretene Tatsache erfuhr, denn vielleicht hätte sich bis zu meiner Rückkehr dann schon allerhand getan, Du hättest vielleicht nicht ganz klar gesehen oder es wären selbst Dir Zweifel irgendwelcher Art gekommen. Von diesem Gesichtspunkt aus gesehen, war es schon sehr gut, dass wir uns noch darüber unterhalten konnten.

    Als ich Deine lieben Worte gestern am Telefon vernahm, meine liebste Eva, war ich so sehr glücklich, und jetzt glaube ich auch ganz fest daran, dass Du standhaft und tapfer für unsere Liebe eintreten wirst.

    Wir brauchen uns weiß Gott unserer Liebe nicht zu schämen, im Gegenteil, wir wollen sie zu jeder Zeit stolz bekennen und füreinander einstehen.

    Dass Du Armes jetzt Schwierigkeiten hast, tut mir so leid für Dich, meine Eva; ich sorge mich um Dich, wenn ich daran denke, dass Dein jetziger Aufenthalt zu Hause durch mich getrübt werden könnte und doch kann ich im Moment nichts weiter für Dich tun, als Dir sagen, dass ich Dich so maßlos liebe und immer zu dir stehen werde.

    Wenn ich wiederkomme, müssen wir sofort all die Dinge genauestens besprechen und bis dahin bitte ich Dich, zu Hause vernünftig zu sein und jeden Streit zu vermeiden.

    Du sollst wohl ganz bestimmt Deinen Standpunkt vertreten, so dass man an dem Ernst Deines Gefühls und an Deinem Vorsatz nicht zweifelt, doch muss das klug und trotzdem nett geschehen!

    Sobald man glauben kann, dass man Dich mit irgendetwas beeinflussen und ablenken kann, ist es vorbei und Du wirst sehen, dass es dann aus ist, selbst wenn Du versuchst, Deinen Eltern mit Worten oder Taten umzustimmen. Man muss zu Hause von der ersten Minute an sehen, dass Du einen festen, selbstständigen Willen hast und kein Kind mehr bist! Aber nicht bloß in unserer Sache, sondern in allen Dingen.

    Nun bin ich überzeugt, dass Du es schon richtig machen wirst, mein Liebes und vertraue Dir hundertprozentig!

    Du hast jetzt ein paar Wochen lang Zeit, über unsere Liebe in aller Ruhe und unbeeinflusst durch meine Briefe oder Telefongespräche nachzudenken. Prüfe Dein Inneres, denke an all das Gewesene und dann an die Zukunft; rechne mit allem, was komme könnte, was uns Schwierigkeiten machen könnte, und denke überhaupt an all das Negative, denn nur wer den Schwierigkeiten des Lebens ins Auge sieht, sie erkennt und sie nicht fürchtet, wird ihrer Herr werden!

    Denke aber dann auch an das, was uns überhaupt zusammenführte, denke an die erste Stunden unseres Kennenlernens, an unsere Worte, an unsere gegenseitigen Empfindungen, an unsere Harmonie, an die glücklichen Stunden, mit einem Wort an unsere große, so herrliche Liebe!!

    Versuche diese beiden Pole gegenüberzustellen und prüfe dann, ob nach Deinem Ermessen diese Liebe stark genug sein wird, allen Widerständen zu trotzen!

    So sollst Du auch mit aller Vernunft abwägen und wenn ich auch diese Notwendigkeit bedaure, so hat sie sich jetzt erforderlich gemacht.

    Natürlich ist es schöner und leichter, einfach seine Gefühle sprechen lassen zu können und keine Sorgen um Liebe und Zukunft zu haben, doch diese Umstände werden eine starke, aufrichtige und tiefe Liebe nicht schwächen, sondern eher nur stärken und vertiefen! Möge uns beiden das Schicksal Kraft und Segen für die bevorstehende Zeit geben!

    Nun will ich aber Schluss machen mit diesen unerquicklichen Dingen und wenn mich, wie gerade jetzt, die Frühlingssonne anlacht, dann fällt es mir auch gar nicht schwer, die Zukunft nur in den rosigsten Farben zu sehen.

    So, wie sich die Natur jetzt bahnbrechen wird mit all ihrer Kraft des Lebens, so wie alles um uns herum erwacht, um dann in vollem Glanze der sommerlichen Pracht den Menschen den langersehnten Frohsinn durch Sonne, Wärme und Blütenzauber wiederzuschenken, so soll unsere Liebe jetzt auch erst richtig zu leben beginnen, soll sie sich entfalten mit all ihren Tiefen und wundervollen Rätseln, sodass unser Glück sich steigert und emporwächst zu der Höhe, welche nur zwei Menschen erreichen können, deren Herzen so fest aneinander gekettet sind, die verschworen an ihr Glück glauben und die sich vertrauen in guten und in schlechten Tagen!

    Wenn ich zurückgekommen bin, dann wollen wir zwei uns ganz gehören, wir wollen zusammen spazieren gehen; ins Theater, Kino, Museum und ins Bad wollen wir gehen, zu Hause bei uns werden wir gemütliche Plauderabende haben und Du sollst sehen, es kann nur herrlich werden!!

    So freue ich mich, trotz des „ernsten Wörtchens" so sehr auf Dein Kommen nach hier und werde erst wieder restlos glücklich sein können, wenn das alles so klappt, wie ich mir das wünsche!

    Hoffentlich kann ich Dich nun nochmal sehen und muss es mir gelingen, unsere Fahrtroute über Hohenstein-Ernstthal zu leiten. Wenn nicht, werde ich versuchen, Dich nochmal anzurufen und wenn auch das nicht möglich ist, dann meine heißgeliebte Eva, bin ich mit dem hoffnungsvollsten, liebsten Küssen und der herrlichen Vorfreude auf unser Wiedersehen wie immer nur

    Dein Peter

    Peter Holst, Leipzig, den 18.3.42 im Wehrmachtsheim geschrieben

    Meine Liebes!

    Eben erhielt ich Deinen lieben Brief, der mir so viel Glück und vor allem auch Beruhigung brachte.

    Ich danke Dir sehr für Deine Worte und sehe doch immer mehr, wie sehr ich Recht hatte, als ich schon in der ersten Tagen unserer Liebe, einen so prachtvollen lieben Menschen in Dir erkannte. Du darfst mir nicht böse sein, wenn ich Dich mit meinen letzten beiden Briefen betrübt habe, doch musst Du mich verstehen, meine Eva, dass ich nach all unserem Glück nun nicht gewillt bin, gleich die erste Schwierigkeit zu einer Gefahr für uns werden zu lassen. Ich musste Dir gleich sagen, was ich von solchen Dingen halte, damit auch Du, die Du ja das Leben von dieser Seite noch nicht so kennst, ganz klar und nüchtern siehst. Mehr kann ich ja als Soldat nicht dagegen tun, als Dich zumindest auf die noch kommenden Schwierigkeiten hinzuweisen. In normaler Zeit hätte ich selbstverständlich einen Besuch bei Deinen Eltern gemacht und damit Deinen Eltern Gelegenheit gegeben, sich ein erstes Bild von dem Mann zu machen, der jetzt so rücksichtslos und frech sich anmaßt, ihre Tochter lieb zu haben!

    Du weißt ja aber auch, dass die Verhältnisse das nicht zuließen und wir eben die Form nicht wahren konnten.

    Du mein Süßes, kannst jetzt nur lieb und brav zu Hause sein und wollen wir mal meine Russlandfahrt vorbeigehen lassen. Vielleicht beruhigt man sich ein wenig, wenn das Telefon nicht mehr läutet und der Briefträger nicht immer an diesen „unangenehmen Mann aus Leipzig" erinnert!

    Dass Du in Deiner Schwägerin einen lieben Menschen hast, der Dich versteht, macht mich sehr froh und danke auch ich ihr dafür!

    Du, meine Eva, wir müssen eben jetzt klug und geduldig sein und können das ja mit unserer Liebe ganz gut, bis es dann mal Zeit ist, zu handeln. Ich fühle mich so ohne jedes schlechte Gewissen und werde immer die Kraft besitzen, unsere Liebe und unser Glück zu verteidigen, zumal es mir jetzt durch Deinen Glauben an uns zwei so leicht gemacht wird.

    Dein heutiger Brief gab mir sehr viel und wenn ich jetzt ein paar Wochen ohne Dich sein muss, so werde ich diesen Brief und Dein Bild bei mir tragen. Es wird mir die weniger schönen Stunden leicht machen und wird jeden Zweifel zunichtemachen! Immer werde ich bei Dir sein und sei versichert, dass ich genauso wiederkomme, wie ich Dich verlasse, mit einem unbändigen Glauben an uns!

    Du sollst aber nicht traurig sein, vor allem nicht wegen der Widerstände zu Hause. Zeige allen, die es sehen wollen, ein frohes, zuversichtliches Gesicht, sei lieb und brav, denn damit hilfst Du Dir und uns am allerbesten!

    Vertraue, wie ich, unserem gütigen Stern der uns zusammenführte, uns glücklich werden ließ und der uns in Zukunft begleiten wird. Hol dir immer wieder neuen Mut aus unseren gegenseitigen Empfindungen und unseren schönen Stunden des Beisammenseins.

    Du, man kann uns vielleicht trennen, man kann uns die Möglichkeit nehmen, uns zu sehen (obgleich es da auch Wege geben wird, die sich finden werden), aber man kann uns unsere Liebe nicht nehmen, kein Mensch der Welt!

    Ich glaube unerschütterlich an Dich, mein Süßes, und das wird den Ausschlag geben, denn von Dir weiß ich ja jetzt auch, dass Du zu mir hältst und wir gemeinsam alle Schwierigkeiten vertrauensvoll ins Auge schauen können! Diese Tatsache macht mich so glücklich und danke ich Dir von ganzem Herzen für Deine so tiefe Liebe!

    Nun zu den kleinen Begebenheiten hier in Leipzig. Der Kampf um unser Benzin ist immer noch nicht beendet. Nur das OHK (Oberste Heereskommando) Berlin darf die Sondergenehmigung für eine solche Fahrt mit eigener Kraft geben und diese Erlaubnis ist noch nicht hier. Außerdem müssen wir wahrscheinlich noch einen Lastwagen mitnehmen, der erst in Cottbus geholt werden muss. Also, es wird wohl noch zwei oder gar drei Tage dauern, ehe wir dann endlich wegkommen. Böse sind wir darüber insofern nicht, als das Wetter immer wärmer wird und unsere Russenfahrt wesentlich erleichtert. So habe ich nun weiter nichts zu tun, als jeden Morgen und Abend einmal hier im Kaiserhof* anzurufen, um mich nach dem Start zu erkundigen.

    Zu schade, dass Du nicht hier bist, ich hätte so viel Zeit jetzt für Dich!! Auch gestern Abend hast Du mir sehr gefehlt, unsere Dresdner Freunde waren mit meiner Mutter nach hier gekommen und waren wir mit denen, Viehweg und Frau, meiner Schwägerin und einem anderen Ehepaar im Bahnhofs-Weinrestaurant zur Nachfeier ihrer Silberhochzeit (25 Jahre Glück!!!). Es war wieder mal ein reizender Abend, mit Trinken, mit gutem Essen, gutem Wein und Sekt. All diese unsere Bekannten sind schon sehr nett und vor

    Gefällt Ihnen die Vorschau?
    Seite 1 von 1