Haller 14 - Schwimmbad 1967
Von p.machinery
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Über dieses E-Book
Die Kombination von Ort und Zeit – in der Ausschreibung war zur Anregung das Jahr 1967 genannt – lassen die HALLER-14-Autoren von unterschiedlichsten Bädern und Badeerlebnissen erzählen.
Ihre Geschichten und Stimmungsbilder aus verschiedenen Zeiten zeugen von der Angst vor dem Sprung, Haien im Wörthersee und einem kleinen Woodstock. Mit Polyurethan als Geschäftsidee lenkt uns Regina Schleheck nur scheinbar mit Leichtigkeit durch gesellschaftliche Gefechte, die auch im Wasser ausgetragen werden. Zigaretten und Bier, Wassereis, Einsamkeit und Stille fügen sich zu einem Kosmos aus Erwartung, Freude und Traurigkeit zusammen. Der unsichtbare Grund eines unheimlichen Bassins und eine traumatisch anmutende Nachkriegscollage bringen Düsternis – und in Axel Böllings Text die von ihm bekannte Gnadenlosigkeit in der Beobachtung – in die Sammlung.
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Rezensionen für Haller 14 - Schwimmbad 1967
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Buchvorschau
Haller 14 - Schwimmbad 1967 - p.machinery
Vorwort
Ihr Lieben! Ein Gruß aus dem Seebad,
dem Seebad der Werktätigen! Wir senden
euch herzliche Urlaubsgenüsse – Rita
meint Grüße – und Edith ruft: Küsse!
Leider doch sind wir hier wetterbedingt
nicht sehr zufrieden. Nein,
wettermäßig hoffen wir auf Besserung!
Die Kinder, die haben schon tüchtig
gebadet. Wir nur mal ganz kurz.
Erste und zweite, ja letzte
Urlaubswoche: Regen. Die sieben
der Wunder von Jena. Hoffen auf
Besserung aller Werktätigen!
Rita und Thomas und Edith.
Ein Fundstück, eine alte Postkarte aus Jena, deren Text erst nach mehrmaligem Lesen seine poetische Wirkung entfaltet, war Inspiration für das Thema dieses Heftes.
Die Kombination von Ort und Zeit – in der Ausschreibung war zur Anregung das Jahr 1967 genannt – lassen die HALLER-14-Autoren von unterschiedlichsten Bädern und Badeerlebnissen erzählen.
Ihre Geschichten und Stimmungsbilder aus verschiedenen Zeiten zeugen von der Angst vor dem Sprung, Haien im Wörthersee und einem kleinen Woodstock. Mit Polyurethan als Geschäftsidee lenkt uns Regina Schleheck nur scheinbar mit Leichtigkeit durch gesellschaftliche Gefechte, die auch im Wasser ausgetragen werden. Zigaretten und Bier, Wassereis, Einsamkeit und Stille fügen sich zu einem Kosmos aus Erwartung, Freude und Traurigkeit zusammen. Der unsichtbare Grund eines unheimlichen Bassins und eine traumatisch anmutende Nachkriegscollage bringen Düsternis – und in Axel Böllings Text die von ihm bekannte Gnadenlosigkeit in der Beobachtung – in die Sammlung.
Susanne Mathies: Sprung
Ich zahle Eintritt, einsfünfzig, eine Saisonkarte habe ich nicht. Schließlich bin ich nicht sportlich. Sportlich sind nur die Peinlichen, die Heintje oder Peggy March hören.
Die Frau an der Kasse schaut kaum hoch von ihrer Bravo, als ich ihr das Geld hinlege und ein Ticket abreiße. Warum wundert sie sich nicht, dass jemand bei diesem Regenwetter ins Schwimmbad möchte? Sicher ist sie sauer, dass sie heute arbeiten muss, obwohl nichts los ist.
Der Betonboden in der Umkleidekabine fühlt sich kalt und feucht an unter meinen nackten Füßen, als ich die enge Badekappe über die Haare zerre und in den Badeanzug steige. Eigentlich ist er zu eng, und ich weiß, dass die unteren Nähte hässliche Dellen in meinen Hintern drücken. Aber heute sieht mich niemand. Ich brauche nicht einmal den Bauch einzuziehen auf dem Weg über das nasse harte Gras, einmal um das Schwimmerbecken herum, bis zu den Treppen zum Sprungturm.
Hoch oben ragt das Zehnmeterbrett über das Bassin.
Die hölzernen Stufen mit den Metallrillen fühlen sich warm an. Beim Klettern halte ich mich an den beiden weiß gestrichenen Metallgeländern fest, das ist in Ordnung, das macht man so. Die Dreimeterplattform überquere ich locker, als ob es ein normaler Treppenabsatz wäre, und der Fünfmeterabsatz ist lächerlich schnell erreicht.
Als ich den ersten Fuß auf die Leiter zum Zehnmeterbrett setze, vibriert das Gestell unter meinem Gewicht. Bin ich wirklich so schwer? Bei jedem Schritt halte ich das Geländer fest umklammert, während mein Körper mich nach unten ziehen will. Es ist windig hier oben. Eine Haarsträhne hat sich aus der Badekappe gelöst, weht mir in die Augen, das lässt sich jetzt nicht ändern.
Die obere Plattform wirkt solide, mit Gummiteppich ausgelegt, überall kann man sich festhalten, nur vorn schwingt das Sprungbrett.
Ich gehe bis zum Rand der Plattform und schaue auf das kleine türkisfarbene Rechteck unter mir. Niemand schwimmt dort. Ich bin allein. Niemand merkt, ob ich mich traue oder nicht.
Wenn man aus dieser Höhe in die Tiefe springt, kann viel passieren. Ich habe von Leuten gehört, die im falschen Winkel auf dem Wasser aufkommen und vom Aufprall ohnmächtig werden. Wenn dann nicht sofort jemand kommt, kann man ertrinken.
Mein Körper leblos im leuchtend blauen Wasser, weiß und schwammig im