Vertrau auf Dr. Baumann!: Der Arzt vom Tegernsee 22 – Arztroman
Von Laura Martens
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Über dieses E-Book
Seine Praxis befindet sich in Deutschlands beliebtestem Reiseland, in Bayern, wo die Herzen der Menschen für die Heimat schlagen.
Der ideale Schauplatz für eine besondere, heimatliches Lokalkolorit vermittelnde Arztromanserie, die ebenso plastisch wie einfühlsam von der beliebten Schriftstellerin Laura Martens erzählt wird.
Dr. Eric Baumann verhielt den Schritt. Die junge Frau, die da mit gesenktem Kopf auf ihn zukam, kannte er. In den letzten Wochen hatte er sich schon einige Male gefragt, wie es ihr wohl ging. Der vierzigjährige Arzt pfiff nach seinem Hund, der sich inzwischen hinter einige Büsche verdrückt hatte. Franzl, der Mischlingshund, kam auch sofort herangesprungen, die junge Frau jedoch hielt weiterhin den Kopf gesenkt. Sie hatte die Anwesenheit des anderen Spaziergängers samt Hund noch nicht bemerkt. Auf dem schmalen Pfad, der zu einer Anhöhe hinaufführte, kam sie nun direkt auf den Arzt zu. »Hallo, Frau Göller! Schön, daß ich Sie treffe!« Bianca Göller fuhr zusammen. »Sie!« Auf ihrem Gesicht erschien Abwehr. »Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken.« Dr. Baumann lächelte sie freundlich an. »Ich war in Gedanken.« Die Vierundzwanzigjährige sah an dem Arzt vorbei. Seit dem Tod ihrer Mutter wollte sie mit Ärzten nichts mehr zu tun haben. Dr.
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Vertrau auf Dr. Baumann! - Laura Martens
Der Arzt vom Tegernsee
– 22–
Vertrau auf Dr. Baumann!
Laura Martens
Dr. Eric Baumann verhielt den Schritt. Die junge Frau, die da mit gesenktem Kopf auf ihn zukam, kannte er. In den letzten Wochen hatte er sich schon einige Male gefragt, wie es ihr wohl ging. Der vierzigjährige Arzt pfiff nach seinem Hund, der sich inzwischen hinter einige Büsche verdrückt hatte. Franzl, der Mischlingshund, kam auch sofort herangesprungen, die junge Frau jedoch hielt weiterhin den Kopf gesenkt. Sie hatte die Anwesenheit des anderen Spaziergängers samt Hund noch nicht bemerkt. Auf dem schmalen Pfad, der zu einer Anhöhe hinaufführte, kam sie nun direkt auf den Arzt zu.
»Hallo, Frau Göller! Schön, daß ich Sie treffe!«
Bianca Göller fuhr zusammen. »Sie!« Auf ihrem Gesicht erschien Abwehr.
»Tut mir leid, ich wollte Sie nicht erschrecken.« Dr. Baumann lächelte sie freundlich an.
»Ich war in Gedanken.« Die Vierundzwanzigjährige sah an dem Arzt vorbei. Seit dem Tod ihrer Mutter wollte sie mit Ärzten nichts mehr zu tun haben.
Dr. Baumann, der so etwas ahnte, unterdrückte einen Seufzer. »Es ist ein herrlicher Tag«, sagte er dann. »Die Hausbesuche liegen hinter mir, daher nütze ich das Wetter zu einem ausgedehnten Spaziergang. Haben Sie nicht Lust, mich zu begleiten? Mich und Franzl, meinen Hund?«
Bianca trat einen Schritt zurück. »Wie? Dazu besteht keine Veranlassung.« Das Blut war ihr ins Gesicht geschossen.
»Doch, das finde ich schon! Mir ist es nicht entgangen, daß Sie mir aus dem Weg gehen. Bianca, Sie müssen wissen, daß auch mir der Tod Ihrer Mutter sehr nahe ging.« Er streckte die Hand aus, ließ sie jedoch gleich wieder sinken. In ihren Augen sprühte der Haß. Heftig stieß sie nun hervor:
»Davon hat meine Mutter nichts mehr! Sie hätten sie in Ruhe lassen sollen, dann würde sie jetzt noch leben.« Die letzten Worte hatte sie bereits leiser gesprochen, und nun hielt sie den Kopf gesenkt.
»Ich habe es befürchtet, daß Sie so denken.« Dr. Baumann war an sie herangetreten. Trotz ihrer Abwehr legte er ihr die Hand auf die Schulter. »Wir sollten nochmals über alles sprechen.«
Mit einer heftigen Bewegung schüttelte sie seine Hand ab. Erneut blitzten ihre Augen.
»Kommen Sie mir nur ja nicht damit, daß Sie alles, was in Ihrer Macht stand, für meine Mutter getan haben. Sie hätten sie nur in Ruhe lassen müssen.«
»Aber diese Operation war notwendig. Ihre Mutter hat dies schließlich auch eingesehen.« Dr. Baumanns Brustkorb hob und senkte sich. Es war ein tragischer Fall gewesen. Frau Göller war bei einem Heilpraktiker in Behandlung gewesen. Daß sie an Leberkrebs litt, hatte man erst festgestellt, als es bereits zu spät war.
»Und das glaube ich nicht«, trumpfte Bianca auf. »Hätte man Mutter nicht operiert, wäre sie noch am Leben.«
»Das ist doch Unsinn!« Dr. Baumanns Stirn runzelte sich. »Man hat Ihnen doch sicherlich gesagt, daß Ihre Mutter schon viel früher einen Arzt hätte aufsuchen müssen.«
Bianca warf ihren Kopf in den Nacken. »Damit wollen Sie doch nur Ihr Versagen vertuschen.«
»Bianca, jetzt gehen Sie aber zu weit«, sagte Dr. Baumann ruhig.
Ihre Miene wurde starr. »Entschuldigen Sie, Herr Doktor! Ich beschuldige nicht Sie, Sie haben Mutter ja nicht operiert. Sie haben ihr jedoch gesagt, daß es keinen Sinn hat, länger den Heilpraktiker aufzusuchen.«
»Auch das haben Sie nicht richtig verstanden, denn auch ich bin für die Naturheilkunde. Doch im Fall Ihrer Mutter kam man damit nicht mehr weiter.«
»Deshalb hat man einfach zum Messer gegriffen!« Bitter lachte Bianca auf.
Dr. Baumann preßte die Lippen zusammen. Darauf etwas zu erwidern war schwer. Er hatte sich damals genau informiert. Frau Göller war operiert worden, doch man hatte nichts mehr tun können. Die Metastasen waren bereits überall in der Bauchhöhle verstreut gewesen. Ehe er den Mund wieder aufmachte, wandte Bianca sich abrupt ab, ging hastig davon. Er sah sie nur noch von hinten. Da eilte er ihr hinterher.
»Bianca, Frau Göller, laufen Sie doch nicht weg!«
Sie reagierte jedoch nicht und ging nur noch schneller. Nun handelte er. Er griff einfach nach ihrem Arm und hielt sie fest. Franzl umsprang sie bellend. Erschrocken versteifte sich Bianca, jetzt mußte der Arzt lächeln.
»Sie werden vor Franzl doch keine Angst haben? Er ist nur etwas irritiert, denn er ist es nicht gewöhnt, daß ich hinter Frauen herlaufe.«
Für einen Moment stieg ein Lächeln in Biancas Augen. Sie war ein hübsches Mädchen, blonde Naturlocken fielen ihr bis auf die Schultern. Im Grunde war sie stets zuvorkommend und hatte ein freundliches Wesen, doch auch jetzt verschloß sich ihre Miene sofort wieder.
»Wenn Sie mich loslassen würden, Herr Doktor, würde sich Ihr Hund auch schnell wieder beruhigen.«
»Versprechen Sie mir, nicht wegzulaufen?«
»Was soll das? Ich bin doch kein Kind mehr!«
»Sie benehmen sich aber so«, konterte der Arzt und ließ ihren Arm wieder los. »Wir können gemeinsam weitergehen und uns dabei unterhalten.«
»Worüber denn?« Bianca warf den Kopf in den Nacken. »Etwa über meine Mutter? Sie ist seit fünf Monaten tot.«
»Ich weiß! Ich wollte schon lange mit Ihnen sprechen. Sie leben doch jetzt allein in dem Haus?«
»Ich bin die meiste Zeit hier in Tegernsee. Und da mein Freund in München studiert, kommt er nur am Wochenende.« Bianca schob ihre Unterlippe nach vorn. »Um mich müssen Sie sich nicht sorgen, ich könnte auch in München leben, wenn ich es wollte. Dort steht mir ein Appartement zur Verfügung. Sie wissen sicher, daß meine Mutter vermögend war. Ich bin nun eine reiche Frau.«
Eric Baumann nickte.
»Mama war vermögend, aber das hat ihr auch nichts genützt«, fuhr Bianca fort, und ihre Mundwinkel sanken nach unten.
»Gesundheit kann man nicht kaufen«, stellte Dr. Baumann fest. »Ich kann Sie aber verstehen! Sie fragen sich, warum Ihre Mutter Leberkrebs bekam. Immer wieder stellen sich Patienten oder deren Angehörige diese Frage, beantworten kann sie jedoch niemand.«
In Biancas Gesicht zuckte es jetzt, da legte ihr Eric Baumann den Arm um die Schultern.
Bianca gab nach, sie lehnte ihren Kopf an ihn. »Sie konnten Mama nicht helfen, Sie haben aber so getan, als ob Sie es könnten.«
»Bianca, das ist nicht wahr!«
Da fuhr sie wieder auf und stieß anklagend hervor: »Sie haben ihr doch geraten, den Heilpraktiker nicht mehr aufzusuchen. Er hätte ihr aber sicher geholfen. Als Mama bei ihm in Behandlung war, da fühlte sie sich besser.«
»Das kann ich Ihnen erklären. Sehen Sie, Bianca, es ist doch wichtig, daß wir miteinander sprechen.«
Bianca löste sich von ihm und schüttelte den Kopf. Die alte Abwehr war wieder auf ihrem Gesicht. »Das ist nicht nötig, ich wurde bereits vom Chefarzt des Krankenhauses, in dem man Mutter operiert hat, ausführlich über Leberkarzinome informiert.«
»Ich will Ihnen auch keinen Vortrag über diese Krankheit halten.« Dr. Baumann bemühte sich, freundlich zu bleiben, doch Bianca Göller machte es ihm wirklich nicht leicht. Heftig drehte sie den Kopf zur Seite. Franzl bellte wieder, offensichtlich spürte er die Spannung.
»Ruhig, Franzl, ruhig!« Der Arzt beugte sich zu seinem Hund hinab und kraulte ihn hinter dem Ohr. Dann griff er aber nach Biancas Ellbogen. »Wir setzen uns am besten auf die nächste Bank.« Diesmal war sein Ton bestimmt, und Bianca ging auch mit.
»Setzen Sie sich«, bat er, als sie vor der Bank standen.
Bianca zuckte die Achseln. »Wozu?« Aber sie setzte sich doch.
Dr. Baumann nahm