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Vaters Tochter: Kati
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eBook896 Seiten12 Stunden

Vaters Tochter: Kati

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Über dieses E-Book

ls die Ehe auseinanderbrach, versuchte der Vater, wenigstens das Verhältnis und die Liebe zu seiner Tochter über die Erosion durch die Zeit, den Streit und die Missgunst hinüberzuretten und zu erhalten. Sein Gegenspieler war eine emotional geladene Phalanx aus Mutter, Großmutter und einem egoistischen Arzt, gegen die ein der Argumentation verpflichteter Ingenieur wenig ausrichten konnte. Das Buch beschreibt sowohl seine über ein Jahrzahnt währenden Versuche, als auch die dabei erlittenen, fast tödlichen Irrungen und Wirrungen, um die schicksalhafte Verstrickung zweier Menschen aus zwei Generationen aufzulösen. Er wollte seine Tochter in die Arme schließen. Um nicht selbst dabei zu Schaden zu kommen, musste er schließlich seine Segel streichen. Erst eine dramatische Grenzerfahrung anlässlich einer Operation ermöglichte ihm, Gewissheit über seinen Verlust zu erlangen.
SpracheDeutsch
HerausgeberTWENTYSIX
Erscheinungsdatum5. Feb. 2019
ISBN9783740739478
Vaters Tochter: Kati
Autor

Ingo Klöcker

Prof. hon., Prof. Dr.-Ing. Ingo Klöcker wurde 1937 in Stuttgart geboren, studierte dort Maschinenbau und anschließend an der mittlerweile legendären Hochschule für Gestaltung Ulm Industrial Design. Es folgten zwanzig Jahre Industrie vom Konstrukteur und Entwicklungs-Ingenieur bis zum Geschäftsführer Technik. Die Schwerpunkte waren Feinwerktechnik, Haushaltstechnik und Home-Care, Pkw- und Lkw-Konstruktion und Industrial Design von Schwermaschinen. Es folgten über zwanzig Jahre als Professor für Konstruktionstechnik, Werkstofftechnik, Industrial Design, Kreatives Arbeiten und Darstellungstechniken an der Technischen Hochschule Nürnberg. Sein, wie er sagt, zweites Leben ist die Kunst. Das umfangreiche Oeuvre seiner Materialbilder befindet sich in Museen, in Institutionen und bei Sammlern. Dafür erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Er schrieb viele Aufsätze für die Süddeutsche Zeitung, schreibt Bücher, gibt Seminare und betreibt Coaching zu den Themen kreatives Arbeiten in der Technik, Skizzieren und Freihandzeichnen.

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    Buchvorschau

    Vaters Tochter - Ingo Klöcker

    Keine Pflicht wird von uns so oft unterschätzt und vernachlässigt, wie die, glücklich und zufrieden zu sein.

    Deutscher Titel eines Buches Propos sur le bonheur

    des französischen Philosophen Emile-Auguste Chartier,

    übersetzt nach einem Zitat des

    schottischen Schriftstellers Robert Louis Stevenson.

    INHALT

    THEATERZETTEL

    VORWORT

    UNE ETOILE

    AUS EINS WIRD ZWEI

    ICH, DIE PUPPE

    KERNSPALTUNG

    PAPPA ANTE PORTAS

    NEUER VERSUCH

    ZEIT

    ABNABELUNG

    KLOSTER UND KATHARSIS oder: DER AUSGETRICKSTE TOD

    DAS ZWEITE LEBEN

    NÄHE UND FRÜHLING

    KUNST

    FRAUEN oder: ENDE EINER NACHT

    DIE TEETASSE

    ST.MORITZ

    DAS VERFALLSDATUM oder: METHUSALEM UND DIE TAFEL

    WAS HALTEN SIE VON GOTT?

    ABNABELUNG ZWEITER VERSUCH

    LIEBE

    RUSALKA

    MEMENTO MORI

    DER WEG ZURÜCK

    EPILOG

    ANHÄNGE

    THEATERZETTEL

    VORWORT

    Schreiben ist ein magischer Akt, ist Zauberei, soll Isabel Allende einmal gesagt oder geschrieben haben. Jede schöpferische Leistung beruht auf persönlich Erlebtem und auf Dingen, die man gesehen oder gehört hat, die man dann interpretiert oder neu deutet.

    Künstlerische Anleihen gehören über Jahrhunderte zum kreativen Prozess und können als kleine Sünde durchgehen, wenn das Ergebnis die Aneignung übersteigt. (55) Es war ein Film am Samstagabend im Kino, der die Zellteilung in Gang gesetzt hat. Herr Wepper spielte den Vater, der Schauspieler Elmar Wepper, es gibt ja zwei Brüder Wepper, die beide schauspielern, und Ann-Kathrin Kramer dessen Tochter Anna. Die Story: Etwas mehr als dreißig Jahre, das ist fast ein ganzes, bewusstes Leben, haben Vater und Tochter ein Missverständnis mit sich herumgeschleppt und konnten es endlich aus der Welt schaffen.

    Aber da war er ganz kurz davor gestorben. Das war schade für seinen sehnlichen Wunsch nach Erfüllung. Ich trag Dich bis ans Ende der Welt, lautete der Titel des Films, der mich zunächst zu Tränen rührte, da war was, der dann aber Ansporn wurde. Die Geschichte kam mir bekannt vor, nicht die auf der Leinwand, sondern die schicksalhafte Verstrickung zweier Menschen aus zwei Generationen, deren Bindung nicht enger sein konnte ... und deren auseinandertreibende Kräfte ein Maximum erreichten und alles zerrissen.

    Es gibt ein paar dramatische und komische Volten, und zum Schluss ist der Protagonist Peter, auch er Vater, wie der Vater Wepper, ebenfalls tot. Skandalöses sollte der Leser, die Leserin lediglich in Andeutungen erwarten. Man sagt, Romane haben einen langen Atem, natürlich, das wollen die Romanschreiber so. Keiner weiß zwar genau, was das bedeutet, aber alle sagen: langer Atem. Alles andere ist kurzatmig, das Leben und das Tun und die Kinder und das Böse, und lässt wenig Luft. Die Poetologie versucht, „eine Struktur voller Löcher zu schaffen, damit man das Gelesene bewohnen kann. Dazu darf wenig reingestopft, wenig ausstaffiert, möbliert oder dekoriert werden. Türen und Fenster sind tunlichst offenzulassen." (2)

    Die Geschichte des Journalisten Tiziano war eine weitere Zutat. Im Juli zweitausendvier starb er in seinem Hause im Orsigna-Tal, oder, wie er wahrscheinlich selbst gesagt hätte, verließ er seinen Körper. Sein letztes, postum erschienenes, Werk: Das Ende ist mein Anfang (1), ist ein Zwiegespräch, das er gemeinsam mit seinem Sohn Falco geschrieben hat. Darin befragt der Sohn den Vater. Er blickt zurück auf sein Leben und spricht über seinen bevorstehenden Tod, den er als sein letztes Abenteuer willkommen heißt. Dieses Abenteuer, nun auf Peter bezogen und immer wieder gestört und verhindert durch das mächtige Aufbegehren des Lebens, ist eine vitale und in brutaler Weise auch optimistische Zutat.

    Man sagt, Michelangelo habe wenig geschrieben und nur wenige Skizzen hinterlassen. Die Skizzen waren Vorarbeit für die Malerei, für das Erarbeiten einer Skulptur und für die Architektur. Eine Skulptur entsteht subtraktiv, durch Wegnehmen von Material, so lange, bis das gewünschte Objekt übrig bleibt, während Architektur additiv entsteht. Es wird so lange Material hinzugefügt, bis das Haus fertig ist. Bei großen und anspruchsvollen Arbeiten sind Vorarbeiten erforderlich, eben die Skizzen. Im Verständnis der damaligen Zeit spielten sie nach Gebrauch keine Rolle mehr und wurden, wie alle anderen Hilfsmittel, entsorgt. Von seinen nicht der bildnerischen Darstellung zuzuordnenden schriftlichen Arbeiten, seine in Worte gefassten Gedanken und Gefühle, sind über dreihundert Werke erhalten. Michelangelo Bounarotti, wie er vollständig hieß, beschäftigte sich darin fast ausschließlich mit der Liebe, der Liebe zu einem Jüngling, der Liebe zu der hochgebildeten Vittoria Colonna, und mit seinem zweiten Thema, dem Mysterium des Todes … als in letzter Konsequenz uneingeschränkter Zuwendung zu Gott. Er ist neunundachtzig Jahre alt geworden, was für die damalige Zeit ein biblisches und an Wunder grenzendes Alter war. Das zu erreichen musste wohl, so wird vermutet, mit seiner unermüdlichen und sich keine Unterbrechung gönnenden körperlichen Arbeit zusammenhängen. Dass er sich zeitweilig in der Liebe, die ihm als stabiles Element seines Lebens so gut wie nie vergönnt war, verzehrte, dürfte den geringeren Anteil dazu beigetragen haben. Es muss jedoch Spekulation bleiben zu sagen, dass es auch die Liebe war, die enttäuschte oder womöglich die mehrfach kurz auflodernde, die ihn zu den unerhörten Leistungen beflügelte, die wir ihm zu verdanken haben. Dieses Wunder erscheint auch hier als weitere Zutat im Körbchen der Gewürze des Lebens. Er schrieb:

    „… neue Blätter und Blüten am trockenen Baum,

    neues Feuer, das den alten Mann erwärmt, dann nährt,

    ihn erneuert, entflammt und verjüngt,

    dass der Atem der Liebe sein Herz und die Seele umschlingt.

    Denn wer sich nicht verliebt in die schönen Augen, lebt nicht.

    Doch gilt es bald, das Feuer zu fliehen, denn es brennt so scharf,

    und die Wunde ist tödlich.

    Mein Leben ist nicht länger mein, sondern das der Sünde.

    Liebe, also brenne;

    denn der Sterbliche hat auf der Welt keine anderen Flügel, den Himmel zu erreichen."

    Es ist die Zerrissenheit der Zeit, in der er lebte und unter der er litt, die Zerrissenheit zwischen seiner Heimat und seiner Arbeitsstätte, zwischen seiner Familie und seinem Ego, und es ist eine Zerrissenheit zwischen sinnlicher und himmlischer Liebe, die Michelangelo in einigen seiner Texte formulierte. Die Leistungen des Protagonisten Peter sind im Mittelmaß geblieben, die nämliche Zerrissenheit konnte er in mehreren Phasen seines Lebens jedoch nachempfinden.

    Als Letztes sei noch die liebenswerte Sibylle Berg erwähnt, die ihrem schriftstellernden Kollegen, dem Norweger Karl Ove Knausgard, zum Welt-Literaturpreis 2015 ein kleines Denkmal gesetzt hat. (67) Er beschreibe das Leben, sein Leben kompromisslos, furchtlos, frei in allen Einzelheiten. Womit sie nicht nur mein Empfinden beim Lesen sondern auch den gleichzeitig verspürten Ansporn getroffen hat.

    Miro: Une etoile caresse le sein d’une negresse

    UNE ETOILE

    Warum Peter diese Geschichte wohl aufgeschrieben hat? Nun, „so scheint er dennoch in höheren Jahren die gemeine Menschennatur nicht wohl verleugnen, sondern unter einer gewissen Altersschwäche, wie andere Sterbliche, erliegen zu wollen. Denn wie nun einmal die Alten gemeinhin sehr geschwätzig sind, so schwatzt auch er blind in den Tag hinein, ohne sich darum zu kümmern, was er schwatzt und warum er schwatzt, und wie andere Alte faseln, so faselt auch er." (3) Und da vor noch nicht allzu langer Zeit ausgiebig darüber diskutiert worden ist, ob ein Minister zu Guttenberg die Quellen für einzelne Absätze seiner an Absätzen so reichen Doktorarbeit hätte gewissenhafter herzeigen müssen, ein wahrlich mühsames Unterfangen, sei hier ausführlich dargelegt, dass obiges Zitat von Friedrich Glover stammt, seinem Aufsatz „Goethe als Mensch und Schriftsteller entnommen, und dieser seinerseits in dem Buch von Leo Schidrowitz „Der unbegabte Goethe, erschienen im Carl Hanser Verlag München 1998, zitiert ist. (3) Dieses Büchlein hat ihm sein lieber Freund Armin als Lektüre fürs Krankenbett höchstpersönlich dorthin gebracht und geschenkt, wo er zu jener Zeit verweilte. Es knackte schon immer so ein bisschen in seiner Hüfte.

    „Hör mal, hast du so etwas auch?"

    Aber wo knackt es nicht? Das beginnt im Kopf, im vorliegenden Fall in Peters Kopf. Er machte eine Verwandlung durch, nein, keine Paranoia oder so, das wäre das Alter gewesen, sondern eine wie der Kafka mit dem Insekt, eine sogenannte kafkaeske Verwandlung. Sie ermöglichte es ihm, Dinge und Menschen wahrzunehmen, die ohne diese Verwandlung im Gewöhnlichen geblieben wären.

    Und es knackte natürlich auch bei den gewöhnlichen Dingen, den Knochen zum Beispiel, vor allem, wenn man sie über Jahrzehnte in Gebrauch hat. Sieben Jahrzehnte sind eine sehr lange Zeit, so lange hält kaum eine Maschine durch, obwohl sie fast immer richtig gut und stabil gebaut sind. Die Zeit aber, ab der man merkt, wie schön das Leben ist und was man alles damit machen kann, nicht nur das passive Genießen, auch das aktive, das Tun und das Hinterlassen, und was da alles drin ist, noch drin sein könnte, die ist sehr kurz. Noch drin sein könnte, meint, dass man etwas versäumt, etwas nicht erreicht hat, etwas nicht machen oder zu Ende bringen konnte, etwas nicht haben konnte oder durfte, und das vielleicht doch noch schafft, so kurz vor dem letzten Vorhang. Denn dass der fällt, wird immer offensichtlicher.

    Ein bisschen Trauer steckt da mit drin, Unzufriedenheit vielleicht und, ja, das Endliche drängt in den Vordergrund und wird immer mehr bewusst, nachhaltig und hartnäckig, man spürt es fast jeden Tag. Von Altersschwäche ist die Rede, der Schwäche des viele Jahrzehnte alten Körpers. Da erfüllen Gelenke ihre Funktion, eines davon ist ein Kugelgelenk, ein Knochen mit seinem Gegenstück, Kugel und Pfanne, und dazwischen ein wunderbares Schmiermittel, ein Knorpel, der keine Blutversorgung hat und trotzdem weich und elastisch bleibt, die zusammen bei jedem Schritt, bei jeder Bewegung und jeder Belastung ihren Dienst versehen. Sie tun das absolut perfekt und ohne Pause oder Unterbrechung, Millionen Mal, ein ganzes Leben lang. Das ist nicht nur ein natürliches Wunderwerk, sondern auch ein, wenn man es anschauen könnte, schönes Gelenk. Eine Kugel ist makellos rund, und sie passt sich genauso makellos rund in ihr hohles Gegenüber. Aber auch schön und perfekt, zwei Attribute unseres Empfindens, schützen nicht vor Malaisen ... wenn es mal rempelt oder bei einem Sprung hart aufkommt, zu hart vielleicht. So etwas geht nicht immer glatt. Das Leben und die Tage im Leben bieten reichhaltige Gelegenheiten, Schaden zu nehmen. Dass dabei auch einmal etwas abbricht, früher schon abgebrochen ist, damals, wahrscheinlich sogar mit Schmerzen, die er weggedrückt hatte ... es muss bei einer Wanderung gewesen sein, die stramm war, jemand hatte sich verschätzt, sie sollten nicht nur schneller gehen, auch Abkürzungen waren angezeigt. Aber was sind schon Abkürzungen, wenn es keine Karten gibt, die weiterhelfen? Da werden aus Abkürzungen ganz schnell Verlängerungen oder Umwege. Ja natürlich, die Richtung, wir müssen bei dieser Richtung bleiben, hier sollte es runtergehen, an der Staumauer vorbei und dann schräg am Hang entlang abwärts und anschließend, das kann man sehen, wieder hinauf. Wie überall bestimmte die Wortdominanz den Weg. Ab und zu kam ein gemauerter Vorsprung, harmonisch in die Landschaft integriert und mit Bruchsteinen sauber gefügt, der die Steile abfangen sollte, nur ein Stück weit, dann ging es wieder ohne.

    Also da runter, laufen lassen, wie die Sennhirten, wenn die von der Alm hinunterwollen und es in einem laufenden Abrollen der geschickt ausbalancierten Physik überlassen. Runter konnten und wollten auch sie, mussten sie. Dann ein Sprung, eine Kleinigkeit, wie schon viele heute und gestern. Nur dieses Mal war ein Nagel mit im Spiel. Es schien, als ob ihm einer der Riesen aus dem Riesengebirge, die hinter jedem Baum Wache schieben, bei dem scheinbar kleinen und unbedeutenden Sprung einen virtuellen Nagel in die Hüfte getrieben hätte. Brutal und erbarmungslos schoss der Schmerz ins Fleisch, den Rücken hinauf bis in der Kopf, sodass ihm das Knie wegsackte. Er hätte aufbrüllen können. Aber was ist das schon, ein Nagel im Fleisch, ein Blitzschlag in die Knochen? Der Reflex richtete ihn wieder auf und ließ ihn weitergehen, ein bisschen torkelnd erst, mit Lächeln unter Schmerzen und dann wie immer ... aber mit zusammen gebissenen Zähnen. Der kleine Junge und der Indianer in ihm, die beide auch im höheren Alter immer noch mitwandern, geboten ihm, still zu leiden.

    „Is was, Peter?",

    hörte er eine besorgte Stimme hinter sich. Der Tag hatte schön begonnen und mit Sonne weitergemacht, im Sommer, bei einer Wanderung damals über die kahlen Höhen, die der Wind geformt, deren Bewuchs er dicht am Boden kauernd hingebogen hat, immer wieder aufs Neue die Geister beschwört und durch die zugewucherten Tiefen, in denen sich die aneinanderreibenden Bäume Geheimnisse zuflüstern, im Riesengebirge, vorbei an der Prinz-Heinrich-Bouda und der Schneekoppe und weiter zur nächsten und zur übernächsten Bouda. Alle zwei bis drei Stunden kommt so eine einfache Unterkunft, eine große oder eine kleine oder gar eine als komfortables Hotel.

    Wahrscheinlich war das so. Damals. Es ist schon länger her.

    „Hier sehen Sie, seitlich von der Pfanne, man sieht es kaum, hat sich ein kleines Stück vom Knochen gelöst, was heißt gelöst, es ist abgebrochen und, auch das kann man kaum erkennen, ein bisschen verschoben. Ich schätze mal, das sind so vier, vielleicht sechs Millimeter",

    meinte der Orthopäde, als er die Röntgen-Aufnahmen auf seinen Lichtkasten geschoben hatte und Peter die Einzelheiten erläuterte.

    „Das Stückchen ist schon gut eingewachsen, und solange das so da liegt, Ihnen nichts weiter tut und keine Schmerzen verursacht, so lange lassen wir es liegen. Ignorieren Sie das Knacken. Wir knacken alle, wenn wir älter werden. Das Knacken hat mit diesem Stückchen hier nichts zu tun."

    Und so lag es eben, eingebettet in Muskeln und Fett, und knackte immer mal wieder ein bisschen all die lange Zeit. Bis dann, zehn oder fünfzehn Jahre später, diese zugefrorene Pfütze kam. Nein, stimmt nicht, nicht sie kam, sie war vor ihm da, er musste über die zugefrorene Pfütze von etwa einem halben Meter, einem fast Nichts, die sich ihm in den Weg gelegt hatte. Im Februar früh am Morgen, noch vor sieben, war es kalt und neblig und windig. Das Tauwasser vom Vortag hatte sich an vielen Stellen schräg über den geteerten Weg gemacht und ist in der Nacht, von der Kälte überrascht, spiegelglatt und wunderbar durchsichtig gefroren. Es ist, wie die Leute im Ort sagen, zu Glatteisrotznasen erstarrt. Peter sah die Rotznasen sehr wohl und respektierte sie auch, machte komische Sprünge, ging wieder und machte erneut einen dieser Sprünge, um über die jeweils nächste Rotznase zu gelangen, mindestens zehn Mal über mindestens zehn Glatteisrotznasen. Die Straße hatte ein ganz leichtes Gefälle in beiden Richtungen, längs in Fahrbahnrichtung und quer dazu, sodass sich so viele dieser Eisflächen bilden konnten. Es war nicht nur kalt, es war richtig kalt, und so früh am Morgen fehlte ihm noch das Wollen.

    Eigentlich wollte er überhaupt nicht springen, wollte er gar nichts, wenn er den Weg nicht gemusst hätte, der Termin nicht so früh gewesen wäre. Er hätte ihn überhaupt nicht gemusst, er war es vielmehr selbst, der ihn so früh anberaumt hatte. Der Wind stand schräg, wickelte ihm den Nebel um die Nase und ließ die Augen tränen. Eine dieser Rotznasen, die letzte auf dem ganzen Weg, war etwas breiter als die davor, sein Sprung entsprechend zu kurz, ein paar Zentimeter nur, eine Kleinigkeit, aber zu wenig. Die hatte er unterschätzt. Das Bein rutschte nach vorne weg, die Hand versuchte abzufangen, rutsche ebenfalls weg, aber nach hinten. Dann kam die harte Landung der Hüfte. Da ihr bereits ein Stückchen am Knochen fehlte, eines, das sich bisher ruhig verhalten hatte, addierte sich das zum Totalschaden. Sein Glück war, dass noch kein Auto unterwegs war, um ihn zusätzlich anzufahren, sein Pech war, dass kein Auto kam, um ihn, so kaputt wie er war, irgendwohin mitzunehmen. Er musste bis zur Krankenstation im Ort zu Fuß gehen, jeden Schritt eingedenk einer Bruchstelle, die ihm mit höllischen Schmerzen ihren Zustand vermittelte.

    Röntgenaufnahme von Peters neuem Hüftgelenk.

    Nun hatte er also ein neues Stück an der Hüfte in sich drin, eine TEP, eine totale Endo Prothese, einen Titan-Schaft von etwa zweihundert Millimeter Länge, eine Keramik-Kugel mit zweiundvierziger Durchmesser und die dazu passende Keramik-Pfanne in einem Flansch, den man ebenfalls aus Titan hergestellt hatte. Der Schaft wurde mit dem Hammer in die vorher mit einer Handreibe ausgearbeitete Höhlung im Oberschenkelknochen eingeschlagen. Klebstoff zu verwenden, meist ist es ein Epoxid-Harz, eine Zweikomponenten-Verbindung, mit der üblicherweise Satelliten zusammengebaut werden, die Ärzte nennen das Zement, sei bei Peter nicht notwendig gewesen. Nur bei korpulenten, unbeweglichen oder sonst wie vorgeschädigten Patienten wird zementiert. Das alles zusammen ist das, was man heute Hochtechnologie nennt.

    Als er zur Vorbereitung im Krankenbett in der Klinik lag und in diesem Büchlein seines Freundes über Goethe als Mensch und Schriftsteller las, zu lesen versuchte, und ab und zu vom Büchlein aufsah, um einem Gedanken hinterherzusinnieren und dabei seine Augen kurzzeitig auf Entfernung einstellte, sah er an der gegenüberliegenden Wand diese Schrift. Es war eine krakelige weiße Handschrift auf schwarzem Grund mit scheinbar unmotivierten gelben und roten Flecken daneben:

    Une etoile caresse le sein d'une negresse.

    Ganz rechts außen konnte er ein dünnes Gebilde erkennen, das vom unteren bis zum oberen Rand des Bildes reichte und wie eine Leiter aussah. Auf den Holmen am oberen Ende waren zwei kleine weiße Punkte und rechts und links der Sprosse darunter ein größerer roter und ein genau so großer weißer Punkt. Das könnte sie sein, die Negresse: die beiden Augen ganz oben und die beiden Brüste, rot und weiß, darunter. Le sein konnte er allerdings nicht finden, es sei denn, einer dieser Flecken, total entkörpert vielleicht, dem originären Platz entwendet und nach draußen verlagert, das könnte er sein, der Schoß.

    Dann war da dieser Stern, dessen Zacken, nur zwei, welcher Stern bitte hat nur zwei Zacken, nach innen gerichtet sind, nicht wie sonst bei Sternen nach außen. In der Mitte, ein bisschen nach links verrückt, huschte eine dünne weiße Linie dahin. Sie umkreiste eine Form wie einen Mund, einen geöffneten Mund, zwar nicht waagerecht aber auch nicht senkrecht, was die physiologische Unterscheidung zwischen diesen beiden Öffnungen ausmachen könnte. Waagerecht soll vielleicht der Mund sein, senkrecht, oder eben schräg, eine Yoni? An deren unterem Rand baumelten vier etwas krause Haare. Und am oberen Rand, ein bisschen nach innen verschoben, befand sich ein kleiner Punkt. Die Linien wurden dünner und dünner und lösten sich schließlich in eine Aneinanderreihung von Punkten auf. Dann das Gesicht. Da war doch tatsächlich ein Gesicht zu sehen, klein und zierlich mit zwei großen runden Augen, als ob sie von einer Brille verdeckt wären, und eine kleine Hakennase unmittelbar darunter. Die Negresse als Eule? Le sein entkörpert? Wenn es so was gibt? Warum nicht? Miro war ja ein kreativer Mensch und wenn ihm tatsächlich eine Frau begegnet sein sollte, ich meine so eine, wo die wichtigsten Sachen nebendran herumschweben, exkorporal, dann musste er das zeichnen und festhalten. Das ist so ungewöhnlich, dass er das nicht einfach vorbeigehen lassen konnte, sondern unbedingt zum Pinsel greifen musste. Überzeugender wäre allerdings ein Foto gewesen.

    Aber ein Foto von Miro? Das geht nicht zusammen. Vielleich war es auch gar nicht so, wie Peter das so oder so ähnlich seinen Besuchern beschrieben hatte, vordergründig und interpretiert aus den Dingen, die auf dem Bild zu sehen sind. Eigentlich konnte es auch gar nicht so sein. Das ging so überhaupt nicht. Je länger er sich das Bild ansah, umso klarer war ihm, dass das gar nicht so sein konnte. Bei welcher Frau, egal wie schwarz die ist, bei welcher Frau schweben die interessantesten, körperlich interessantesten Dinge neben ihr, befinden sich außerhalb des Körpers? Das schafft auch sein Blick nicht.

    Und seine Phantasie oder die Phantasie von Herrn Miro, kann solches ebenso wenig bewerkstelligen. Natürlich schafft die Phantasie eine ganze Menge, sie ist vielleicht sogar unerschöpflich, aber sowas? Ein Mann möchte das alles zusammenhängend, alles an einem Stück, nicht wie mit einen Baukasten, mit dem er sich das Wunder erst noch erschaffen, erst noch zusammenstecken muss. Und von Herrn Miro kann er sich auch nichts anderes vorstellen. Das muss anders gemeint sein, das Bild muss eine andere Bedeutung oder eine andere Realität haben. Deshalb vermutete er, dass das Bild gar nicht so abstrakt und fremd und unverständlich ist, wie es aussieht, sondern ganz anders, naturalistischer, eben so, dass die Negresse doch da ist, normal und wie man sich eine Frau vorstellt, und die schwarze Farbe wahrscheinlich des Rätsels Lösung ist. Miro hat für das von ihm gewählte Papier die Farbe schwarz gewählt. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, dass die Negresse vollständig vorhanden ist, mitsamt den beschriebenen Attributen, sehr ausführlich und detailliert, nur eben schwarz, die Figur ist schwarz auf schwarz und befindet sich auf oder vor schwarzem Hintergrund. Und die Betrachter, und eben auch Peter, haben das Pech, dass sie das Schwarz der Farbe zwar sehen, die Schwarze aber nur erahnen können und infolge dessen herumrätseln müssen, was das bedeuten soll, und was ihm, Miro, damals, als er das gemacht hatte, widerfahren ist. Warum hatte er in seinem Atelier das Licht ausgeschaltet und dann gemalt, sehr naturalistisch natürlich und sehr genau und sehr, sehr phantasievoll? Wie hätte ihm ansonsten dieser Titel einfallen können? Miro war ein Mann, und ein solcher will es dann schon genau wissen. Die Schwarze auf schwarzem Papier. Da kommt man nicht leicht drauf, vor allem dann nicht, wenn man nicht weiß, ob er sie wirklich gemalt hat, mit Pinsel und Farbe, ob der Akt der künstlerischen Schöpfung tatsächlich stattgefunden hat. Oder ob er sich ins Fäustchen gelacht und gedacht hat, ich spare mir das Malen, es sieht ja doch niemand, die Schwarze, die Negresse auf dem schwarzen Grund? Das wäre eine Möglichkeit, das könnte sein.

    Vielleicht. Peter wollte nicht despektierlich werden oder dem berühmten Mann Schlitzohrigkeit unterstellen, aber das Denkendürfen wollte er sich trotzdem bewahren. Vielleicht war es noch einmal anders, ganz anders. Peter lag ja als ganz normaler Mensch zu einer Zeit im Bett, in der er sonst nicht im Bett liegt. Und wenn man so im Bett liegt, ohne weiteren, vielleicht lustvollen oder auch schmerzlichen, Grund, fängt das Hirn an, Luftsprünge und Saltos zu machen, zu spintisieren und zu phantasieren und zu träumen. In der Kunst ist dieses Phantasieren fast an der Tagesordnung. Zumindest bei Treffen von und mit sogenannten hochkarätigen Fachleuten kann es schon mal zu Äußerungen kommen, eben spintisierten Phantasien, die Peter in seiner Ideensammlung unter der Rubrik semantische Orgien abgeheftet hat. Ein Beispiel:

    „Zunächst spannt sie mit wenigen Strichen den Raum auf dem Blatt auf; keinen perspektivischen, aber dennoch komplexen mit verschiedenen Tiefen und Ebenen ... Chiffren werden aufs Blatt gesetzt, ungefiltert, als authentischer Selbstausdruck der Künstlerin, geladen mit Emotionalität ... Solche subtilen räumlichen Differenzierungen tasten wir mit Augen wie mit Fingerspitzen nach ... Manchmal hat man den Eindruck, dass ein Bein, ein Fuß, oder eine Hand denkt, fühlt und sieht, dass sich der gesamte Körper entgrenzt und sich in einem ekstatischen Gefühlsbarometer neu konstituiert … "

    Die Quelle für dieses Zitat liegt vor, garantiert. Es stammt von einer Persönlichkeit. Peter wollte, des offensichtlichen Schwachsinns wegen, nicht, dass sie hier genannt wird. Angenommen Miro, den Peter sehr mag, wollte einfach ein paar Striche und Farbflächen auf die Leinwand bringen, ganz ohne tiefgründige Absicht, nur so und weil es ihm eben gefallen hatte, weil ihm diese Farbe an der Stelle sozusagen vom Pinsel auf die Unterlage kam oder dorthin glitt oder es sie dahin gezogen hatte, den Pinsel dahin gezogen hatte, wie auch immer, wäre das doch Grund genug für ein Bild. Wozu also semantische Orgien? Viel konkreter würde hier interessieren, warum das nun eine Schwarze sein soll? Der Buchstaben wegen? Die sind auch nur so an jener Stelle, einfach so und ohne Bezug zu den anderen Farbelementen angebracht. Also was soll's? Das ist wie mit den Wolken am Himmel.

    Manche sehen dort Gottvater mit einem Zepter in der Hand, andere einen Wolf oder schöne Wolken, manchmal lustige, durchsichtige oder bedrohlich dräuende Wolken, Wolken wie ein Himmelbett mit flauschigen Federn, und manchmal sieht man einfach nur Wolken. Die Frage, was sich der Künstler dabei gedacht haben mag, erübrigt sich bei den Wolken. Das ist doch ganz wunderbar. Warum also nicht auch bei einem Miro-Bild?

    Dieses Bild mit allen seinen, vielleicht vorhandenen, vielschichtigen Inhalten oder auch ganz ohne Inhalte, je nach Interessenlage für seine Umgebung, seinen provozierenden Phantasien und Assoziationen, hing seit seinem Einzug in dieses Zimmer genau in Peters Blickrichtung, wenn er im Bett lag. Das ist für die kommenden Tage auch so geblieben. Nachts konnte er sowieso nichts sehen. Schräg gegenüber hing noch ein Bild, bunt und ähnlich unklar, sodass er auch dort versuchte, Inhalte zu erkennen. Die Idee, die beiden Bilder der Betrachtungsprobleme wegen zu tauschen, hätte also nichts gebracht. Die Negresse blieb, wo sie war.

    „Wir müssen … ",

    hörte er aus der Richtung der Türe und wurde damit in seinen Betrachtungen unsanft gestört. Es war die Stimme des Pflegers, nicht nur des pflegenden Pflegers sondern auch des sehr gepflegten Pflegers, der da plötzlich im Zimmer stand. Ja, der war sehr gepflegt, adrett, weiß und gebügelt, ohne ausgebeulte Taschen, wie er da plötzlich so neben Peters Bett stand und sich daran zu schaffen machte, die Bremse löste und die Kabel am Kopfende entwirrte und entstöpselte. Was könnte das werden? Dann wiederholte er:

    „Wir müssen … "

    Und nach einer kurzen Pause:

    „Ich bringe Sie in den OP. Dazu habe ich ein schönes Gewand für Sie mitgebracht. Sie ziehen sich bitte um."

    Neugierig entfaltete Peter ein fein zusammengelegtes, hellblau geblümtes Hemd aus feinem Stoff. Da er bereits im Bett lag, war nicht mehr viel aus- oder umzuziehen. Er wusste ja, was kam. Beim Anziehen des Blümchenhemdes wurde er belehrt, das doch bitte andersherum zu tun, die Öffnung nicht nach vorne …

    „Wie Sie das vielleicht gewöhnt sein mögen, sondern bitte nach hinten."

    „Ich dachte, es geht um meine Hüfte, warum muss dazu das Hemd nach hinten offen sein?"

    „Das ist so. Schlucken Sie auch das hier noch, einfach runterschlucken."

    Einfach runterschlucken und nicht so viel fragen. Eine hellgelbe Pille glitt in die eine und ein Glas Wasser in Peters andere Hand. Die Hand des Pflegers blieb aber dicht daneben und bedeutet ihm, mit dem Schlucken und Trinken nicht zu warten … wartete vielmehr seinerseits, passte auf, dass Peter nämliches auch machte, das Glas wieder zurück erhielt und meinte:

    „Nun können Sie sich genüsslich in das Kissen legen."

    Die Fahrt begann. Peter lag in einem Bett, am helllichten Tag, fidel und ohne Aufregung und wurde mit diesem Bett den Flur entlang gefahren. Nach ein paar Metern war allerdings bereits wieder Schluss. Sie standen am Aufzug und mussten warten. Im Flur gingen einige Leute geschäftig, andere gelangweilt von hier nach dort, der Flur war breit und bot viel Platz, ohne ihr Gefährt weiter zu beachten.

    „Sie haben Ähnlichkeiten, hat Ihnen das schon einmal jemand gesagt, mit Bernstein, sie sehen aus wie Bernstein?"

    „Ich?"

    „Ja Sie … die Nase und das Pro … fil."

    Wobei er den Bernstein englisch auszusprechen versuchte, Börstein, und zwischen dem Pro und dem anschließenden fil eine kleine Pause machte.

    „Nein, das hat mir noch niemand gesagt. Ich werde schon mal als Engländer vermutet. Aber wie kommen Sie auf Bernstein, kennen Sie ihn, oder, kannten Sie ihn?"

    Wer kennt schon Bernstein, Leonard Bernstein, den berühmten Komponisten, Pianisten und Dirigenten, der in Harvard studiert hatte und neunzehnneunzig in New York gestorben ist. Peter hatte von ihm gehört. Da er Musik zwar liebt, aber keinerlei spezielle Affinität dazu entwickeln konnte, war ihm das zu weit weg. Das Portrait von Bernstein, dessen Profil, und wie der sonst aussah oder irgendein anderes Detail von ihm, nein, das war zu viel der Ehre.

    „Oh nein, aber ich habe schon viele Bilder von ihm gesehen, im Profil und von vorne und die vollen weißen Haare, das kommt schon so ein bisschen bei Ihnen hin."

    „Aber Sie lieben seine Musik oder sammeln CDs von ihm?"

    Die stahlblanke Aufzugstüre öffnete sich. Und da noch jemand mitfuhr, versiegte die Unterhaltung. Peter schoss es durch den Kopf: Ich muss mir einige Bilder von diesem Leonard Bernstein besorgen, Portraits von ihm. Ja, gehört, natürlich hatte er von ihm gehört, aber mehr? Er muss eine Persönlichkeit gewesen sein, ein Grandseigneur. Und genau so wirkte auch der Pfleger, dessen Erscheinung und dessen Verhalten. Mit der makellosen Glatze, dem frischen weißen Kittel und dem Etikett des edlen Etablissements auf dem Kragen, wirkte er elegant. Das mit dem Kragen, Peter erinnerte sich, das war etwas Besonderes, war nicht, wie das die anderen Institute machen, indem sie ihren Leuten so ein Klingelschildchen an die Brust heften, auf dem man neben dem Namen der Person, dem Namen der Institution auch die Telefonnummern lesen kann und außen herum ein goldener Rand gezeichnet ist. Bei ihm war lediglich das Logo des Hauses auf den Hemdkragen gestickt. In ihrer kurzen Unterhaltung wirkte er routiniert und geschliffen und vermittelte eher den Anschein, der Oberarzt der Psychiatrie hier im Hause zu sein als ein Pfleger, der Patienten in Betten durch die langen Gänge fährt. Und das mit dem Bernstein … Peter schwante, dass es sich lediglich um eine Masche handelte. Die Story erzählte er wahrscheinlich allen seinen Fahrgästen. Die älteren Frauen vergleicht er vielleicht mit Königin-Mutter ... :

    „Mein Gottchen, Sie haben aber Ähnlichkeit mit der Queen!"

    Oder, wenn es jüngere sind, mit Heidi Klum oder, noch anders:

    „Ich könnte Sie fast mit Angelina Jolie verwechseln."

    Sodass die sich sofort aufrecht ins Bett setzen, obwohl sie doch liegen bleiben sollen. Sein Fahrzeug war das Bett, und er fuhr es, als ob es ein Einkaufswagen im Supermarkt war, der sich auf den Nürburgring verirrt und wenig Zeit hätte. Der Luftzug wehte beiden um die Ohren. Er fuhr sehr schnell und hatte perfekt den Dreh heraus, immer genau zu dem Zeitpunkt an einer der vielen automatischen Flügeltüren anzukommen, wenn diese gerade so weit aufgegangen war, dass es keine Kollision gab. Sie öffneten sich fast alle in die Richtung, aus der das Bett kam und ließen das rasende Gespann passieren. Die seitlich herabhängende Bettdecke wehte im Fahrtwind und kam Peter, zusammen mit der windschnittigen Glatze des Fahrers und den Katakomben im Keller, merkwürdig vertraut vor. Das kannte er. Diese Geschichte hatte er bereits irgendwo gesehen oder vielleicht sogar schon einmal erlebt. Und tatsächlich. Noch während der Raserei erinnerte er sich an den kleinen Nemo. Der träumte, und träumt eigentlich immer noch, dass er in vielen phantastischen Geschichten im Sauseschritt, so nannte man das damals, auf abenteuerlichen Wegen durch eine unwirkliche Traumlandschaft unterwegs ist. Nemo, der kleine Nemo oder „Little Nemo in Slumberland", um genau zu sein, ist eine Fantasiegestalt, die sich Winsor McCay ausgedacht und in tausenden wunderbaren Bildergeschichten erzählt und gezeichnet hat.

    Der kleine Nemo (4)

    Sie erlebt die phantastischsten Abenteuer immer erst, wenn sie ins Bett gegangen ist. So spielt auch das Kinderbett in jeder Geschichte eine immer neue und immer auch entscheidende Rolle. Peters Weg ging durch die unterir-dischen Verbindungen der einzelnen Gebäude und war für die Bettenfahrt so ausreichend bemessen, dass wahrscheinlich sogar zwei Betten hätten aneinander vorbeifahren können. Anlässlich eines früheren Ganges durch die Katakomben konnte Peter bereits das auf dem Fußboden befindliche längste Gemälde der Welt bewundern. Gregor Hiltner hatte es gemacht und Palimpsest betitelt. Dazu hat er den Estrich bemalt und mit einer transparenten Schicht aus Epoxidharz gegen die Unbill des Drüberfahrens und Drübergehens geschützt. Vielleicht hat er deshalb auch diesen Namen Palimpsest gewählt. Der Begriff bezeichnet sowohl im Lateinischen als auch im Altgriechischen eine beschriebene antike oder mittelalterliche Manuskriptseite oder Manuskriptrolle, die durch Schaben oder Waschen gereinigt und danach neu beschrieben werden konnte. Die Seiten waren ja damals teuer, weshalb sich das Aufarbeiten lohnte. Was der Künstler aber nun hier meinte, ob sich das Bild vor der Reinigung befindet oder nach der Reinigung des Untergrundes aufgebracht wurde, dann müsste es Palimpsestieren, etwas Wiederaufgebrachtes, heißen, entzieht sich meinem Wissen.

    Das Bild ist zweihundert Meter lang und zwei Meter breit, das sind vierhundert Quadratmeter begehbare Kunstwerkfläche. Der Gang ist genau so lang wie das Bild und wird zum Ende hin immer dunkler, zumindest schien Peter das heute so, immer enger, dann wieder weiter, viel weiter als zuvor und unheimlicher, auch etwas lauter, ein Geräusch ähnlich einem Gebläse, was Fü in keiner Weise veranlasste, auch nur einen Tacken langsamer zu fahren. Das auf halber Strecke in die Seitenwand eingelassene kleine Terrarium für ein paar neugierige Eidechsen und Spinnen war ins Riesige gewachsen, lang und hoch, weit höher als die ursprüngliche Decke, Kakteenbäume standen da und Bananenpalmen, ganze Hecken mit Weihnachts-sternen und alles so gewaltig, dass sie mitten hindurch fahren mussten, das Erdreich hochspritzte, das trockene Laub der Palmen und der anderen Pflanzen absurde Geräusche machte und die Echsen … auch die waren nun riesig und genauso neugierig wie die kleinen zuvor, sodass sie mit stierigen Augen zu ihm ins Bett herüberblickten. Dann kamen eine flache Kurve und unmittelbar danach eine rechtwinklige Kehre.

    „Ich habe mich noch nicht vorgestellt: Mein Name ist Fü."

    „Interessant, Fü, einfach so Fü? Das ist ein sehr kurzer Name.

    Den kann ich mir gut merken. Aber Sie sind, wenn ich Ihre Sprache höre, nicht hier aus der Gegend?"

    „Oldenburg, ich komme aus der Gegend um Oldenburg."

    In der Zwischenzeit ist es so dunkel geworden, dass Peter die letzte Flügeltüre nur noch erahnen konnte und die Kurve deshalb wahrnahm, weil er sich gegen seitliches Wegrutschen festhalten musste. Gesehen hatte er sie nicht. Er hörte Fü das zweite Mal, nunmehr sehr laut, sagen, fast rufen:

    „Aus der Gegend um Oldenburg."

    Es wurde warm und immer wärmer, bis sie ein den Atem raubender Hitzeschweif empfing, heiß und lodernd, als ob sie geradewegs in einen Ofen hineinfuhren. Fü mit der Glatze aus der Gegend um Oldenburg ließ sich auch davon nicht beirren, sondern erklärte ihm während der rasenden Fahrt auch genauestens, warum er eine Glatze hat und wie einfach es sei, dem Haupthaar keine Chance zu geben. Nein, das mache er nicht mit täglichem Rasieren, ein bisschen vielleicht so außen herum, aber ansonsten sei das einfach so.

    Es komme nichts, es wachsen einfach keine Haare, und die paar wenigen, dazu reiche eine Pinzette. Peter dachte dabei an seine eigenen Haare und entnahm Füs Worten ein leises und verhaltenes Mitleid, das er zum Ausdruck brachte, ein Mitleid darüber, dass Peter noch nicht dieser Geheimnisse gewahr werden konnte. Es wäre doch viel einfacher, jeden Morgen so ein paar versprengte Haare auf dem Kopf zu entfernen, einfach so mit dem Rasierapparat hin und her zu fahren, oder, wie schon gesagt, mit der Pinzette, auf jeden Fall ohne jeglichen Gestaltungswillen und ohne zum Beispiel auf den Scheitel achten zu müssen oder was da sonst so seitlich und hinten den Hals hinunterhängt. Die viele Zeit mit dem Waschen, na ja … und von den Friseurkosten ganz zu schweigen.

    Fü steuerte das Bett durch den Hitzeschweif wie der Zirkusdompteur seine Löwen, wenn sie durch den Feuerring springen sollen. Die wissen natürlich, dass hinter dem Ring kein Feuer mehr ist. Peter versteckte sich unter der Bettdecke, der die Hitze anscheinend nichts antun konnte, es roch nach Holzkohle und verbrannten Haaren. Und wie bei den Löwen war kurz hinter der Türe der Spuk tatsächlich fast verschwunden. Nun ereigneten sich andere Dinge. Peter überlegte laut, ob man ihm vor der rasenden Reise durch den Keller und über das längste Kunstwerk auf einem Fußboden etwas Sedierendes oder Halluzinierendes gegeben hätte. Dazu Fü nur ganz sachlich und trocken:

    „Vielleicht, mag sein, ich habe noch etwas, nehmen Sie nun das, das beruhigt. Sind Sie aufgeregt? Nehmen Sie es trotzdem. Ich hole Ihnen ein Glas Wasser, dann geht's besser runter."

    Nach kurzer Zeit:

    „Das mit dem Wasser geht jetzt nicht. Nehmen Sie Spucke und schlucken es runter. Machen Sie."

    Dann kam wieder eine Fahrt im Aufzug, auch wieder Edelstahl, edel und stahlhart, matt glänzend, stabil, unüberwindbar und endgültig, dieses Mal nach oben bis ins Allerheiligste.

    „OP-Bereich, betreten verboten."

    Es war eine feine Sache, als er, als Einzelner, wie in einer Edel-Rikscha, bis in den verbotenen Bereich hineingefahren wurde, weich gepolstert im frisch bezogenen, weißen Bett mit verstellbarer Kopfstütze und opulent viel Platz zu seinen beiden Seiten. Dabei wurde er ständig angelächelt. Oder war das gar kein Anlächeln, war das eine Maske, eine Grinsmaske? Oder vielleicht ein echtes Grinsen, vielleicht sogar Peters eigenes Grinsen, ein unwissendes Gesichtverziehen ob einer sehr bevorzugten Lage als Fahrgast einerseits und als Futter für den Ofen andererseits? Außer seinem Bett ist alles um ihn herum unwirklich geworden, surreal, stellenweise dramatisch und total verrückt. Die Zimmerdecke senkte sich ab und wurde niedriger und niedriger, er sah plötzlich den blauen Himmel und meinte, immer noch den Hauch des Hades zu spüren. Sie rauschten noch einmal durch eine, nunmehr die letzte, Flügeltüre. Das Schild mit dem Hinweis „Betreten verboten" interessierte Fü nicht. Er fuhr in unveränderter Geschwindigkeit weiter bis scharf an eine etwa fünf Zentimeter breite gelbe Linie auf dem Fußboden und stoppte dort mit einem Ruck, als wäre er wogegen gefahren. Wie ein Fremdenführer hatte er Peter auf diese Linie hingewiesen, ähnlich einem Strich auf der Fahrbahn, der eine ganz besondere Bedeutung hat. Sie leuchtete noch, war offensichtlich frisch auf den Boden gemalt, und zog sich quer durch den ganzen Raum.

    „Da dürfen wir nicht drüber. Das ist die Grenze, hier endet unsere Fahrt. Dahinter ist Teufelszeug, der Hades, die Hölle, das Nirwana, da sind das Schlachthaus und die Metzgerei, da ist Reinraum. Sie werden es bald sehen, nein, Sie werden es erleben, man wird Sie zerlegen. Ich mag das gar nicht."

    Meinte Fü mit Blick auf seine riesige Armbanduhr, die drei, oder waren es vier, Stellknöpfe hatte? Pilotenuhr nennt man das, wahrscheinlich eine Uhr für Piloten mit der besonderen Lizenz zum Untergeschoß-Rasen mit Krankenbettenboliden und menschlichem Naturantrieb.

    „Wir waren rechtzeitig, wir waren genau im Termin hier, und nun müssen wir warten. Ich hasse das Warten. Es sind noch einige vor uns."

    „Sie mögen den Ort hier nicht … oder nur den Ort hinter der gelben Linie? Waren Sie schon einmal hinter dieser Markierung, oder worauf begründet sich Ihr Hass? Sie hassen das Warten hier, vielleicht sind Sie nur deshalb so rustikal gefahren, weil Sie auch das hassen, das Verbringen von Leuten in Betten? Ist das so? Hassen Sie hier alles? Vieles? Hassen Sie auch mich? Ich hasse Sie nicht."

    Fü sah ihn an und schwieg. Er grinste nicht mehr sondern guckte nur, versteinert sah er Peter an und sagte nichts. Vielleicht dachte er sich was, aber das war auch nicht erkennbar.

    „Ich finde das nicht sehr freundlich von Ihnen, wenn Sie mich unablässig anstarren, ich könnte es auch als glotzen bezeichnen, wie Sie mich ansehen, statt mir meine Fragen zu beantworten, statt mit mir zu sprechen. Sie haben mir doch vorhin alles Mögliche erzählt, waren freundlich und zuvorkommend und wussten sich zu benehmen.

    Aber nun … Auch wenn Sie das alles nicht mögen, was hier geschieht, dann hat das nichts mit mir zu tun, dann habe ich ein Recht darauf, weiterhin, wenn schon nicht mehr nett, so doch wenigstens, wie jeder Mensch, neutral behandelt zu werden. Meinen Sie bitte nicht, dass ich zur Gaudi hier bin."

    Peter hatte sich überraschend einen aggressiven Ton zugelegt. Im Raum hinter der gelben Linie standen tatsächlich noch drei weitere Betten, abenteuerlich ausgestattete Teufelsfahrzeuge, die wohl alle erst noch raus mussten. Das war Warten wie auf dem Postamt. Dort gibt es auch eine gelbe Linie auf dem Fußboden, die man nicht überschreiten darf. Also: Warten in der Warteschlange. Fü fixierte immer wieder seine Uhr, streckte dazu jedes Mal seinen Arm senkrecht in die Höhe, sodass der Ärmel seines Kittels nach unten rutschte, klemmte ihn dann mit dem Unterarm fest und konnte nun, wenn er den Blick nach oben wandte, ohne seine andere Hand benutzen zu müssen, auf die Uhr sehen. Das wiederholte er alle paar Minuten. Allmählich reihten sich weitere fahrende Betten hinter ihnen ein, Betten mit ebenfalls je einem Menschen darin, die alle leicht verstört blickten und am Hals ein hellblau geblümtes Anstalt-Hemd erkennen ließen, das wahrscheinlich nach hinten offen war, und einen grinsenden Fahrer, der das Bett am Kopfende festhielt. Ein Bett wurde von einer Fahrerin gesteuert. Dem jeweiligen Blick nach zu urteilen waren die so Gefahrenen auch alle sediert. Ob sie den Feuertunnel durchrast hatten und unbeschadet auf der anderen Seite angekommen sind? Peter konnte keine Schäden an den Fahrzeugen erkennen und auch keine Nervosität bei den Leuten. Dann endlich das Andocken. Das blaue, sehr schmale und sehr technische Bett, das von der anderen Seite der gelben Linie auf sie zukam, es schwebte wie auf einem Luftkissen, sie nannten das den OP-Tisch, fuhr auf die gleiche Höhe wie sein Bett und genau Längsseite an Längsseite, wobei schließlich beide Längsseiten an die gelbe Linie grenzten. Das war ein unglaubliches Manöver. So stellte er sich immer das Andocken von einem Jagdflugzeug an ein Tankflugzeug vor, wenn das eine bei rasender Geschwindigkeit seinen Tanker-Penis, der hinten heraushängt, in die Yoni des Jagdflugzeuges einführt und anschließend den Sprit da hineingedrückt bekommt. Da beide Flugzeuge nie ganz genau gleichschnell fliegen ergibt das während des ganzen Vorganges ein ständiges, sanftes Hin und Her und Vor und Zurück, was einem intensiven Massieren des einen durch die andere gleicht, ein erbauliches und vergnügliches, leicht lustvolles Gedankenexperiment.

    Nein, der Pilot hat da nichts davon, es ist ausschließlich das Vergnügen des Flugzeuges oder der beiden Flugzeuge. Der Boomer, das ist meistens ein Sergeant, steuert den Ausleger des Tankers wie der Pferdewart den halben Meter langen Penis eines Pferdes in die Yoni der Stute. Noch während er sich den Einfüllstutzen vorstellte wurde Peter von seinem Bett auf das andere gehoben oder geschoben oder beides gleichzeitig. Er kam sich schwerelos vor, und Nemo drängte sich wieder ins Bewusstsein.

    „Könnten Sie ein bisschen helfen?"

    „Bei der Stute?"

    „Lass ihn, der ist schon weggetreten."

    Offensichtlich war er schon etwas zu weit sediert, denn was sollte er hier wem helfen? Und wieso dem Pferd? Außerdem war ihm überhaupt nicht danach zumute, sollten sie doch machen. Was könnte ihn das angehen? Der rot gekleidete Schwarze von der anderen Seite, war das vielleicht der Freund von Negresse, erledigte das dann alleine? Das musste der Helfer von Frankenstein gewesen sein. Sein Mund war breit, und da auch er Peter angrinste, schien der noch breiter geworden zu sein und bis zu den Ohren zu reichen. Auf dem Kopf trug er eine unförmige wassergrüne Haube, wie man sie zum Duschen aufsetzt, wenn die Haare nicht nass werden sollen. Er tänzelte ein bisschen, hatte jede Menge Sprüche drauf und hantierte gleichzeitig sehr geschäftig an Peter herum, steckte an allen möglichen Stellen etwas in ihn hinein, klebte etwas fest und war permanent mit seinem schwarzen Gesicht und den roten Klamotten über ihm. Dieses Outfit sah wie Marmeladenrot aus und war schon ein bisschen oft gewaschen. Er trug es wie ein Statist, der im Theater den Kardinal spielen sollte und noch nie etwas von Würde gehört hat. Dann drehte er sich. Oder die Decke drehte sich. Wahrscheinlich drehte sich die Decke, denn warum sollte der Schwarze, er erinnerte sich, dass Fü ihn mit Tom ansprach, warum sollte Tom sich drehen?

    „Tom, ist alles ok?"

    „Nein."

    Warum sollte sich Tom drehen? Das machte doch gar keinen Sinn. Und die Decke drehte sich ebenfalls nicht. Das sah nur so aus.

    Dort hing ein großes Mobile aus farbigem Blech, ein großes Mobile mit vielen, vielen kleinen Blechteilen daran, die sich alle gegenseitig angeigten und ein wirres Konzert anstimmten. Sie waren fast alle quadratisch aber unterschiedlich groß. Oder war es gar kein Mobile? Es war ein Baum, wieso stand hier ein Baum? Es war ein Baum wie in China, wo sie darin hunderte kleiner Plättchen aufhängen, um mit deren Gesang die bösen Geister zu vertreiben. Wie er das finde, wollte wer aus dem Hintergrund wissen. Gut und toll, ganz wunderbar. Das muss sich nur noch schneller bewegen, unregelmäßiger müsste das hin- und hergehen, und es müsste noch ein bisschen größer werden.

    Baum in China, behängt mit Porzellanglöckchen gegen böse Geister.

    Vielleicht noch etwas mehr Wind dazu und Schatten, damit es nicht so heiß ist. Aber den Schatten nur klein, ganz klein, einen ganz kleinen Schatten bitte, so klein, dass er in die Tasche passt. Dass ihn niemand sieht. Da ist er, ok, ich habe ihn schon. Ich bücke mich, und da liegt noch eine Stunde daneben, und hebe sie beide auf, und niemand hat das gesehen. Niemand hat das gesehen, den Schatten nicht und auch die Stunde nicht, und auch nicht, wie Peter beides in seine Hosentasche gesteckt hatte. Vielleicht, so seine Überlegung, vielleicht kann er damit noch etwas machen. Das passt gut zusammen. Früher, als er noch diese Bilder gemacht, diese Materialbilder, die aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt sind, hat er große Mengen an Material und an Stunden und anderen Zeiten, an Schatten und Schrauben und immer wieder diese Stunden gesammelt.

    „Machen wir, Tom, können wir das noch ein bisschen größer machen?"

    „Ey, ey, Sir."

    Das Ding wurde größer und größer, sodass Peter nicht mehr erkennen konnte, wo das Ende oder der Anfang waren. Und mit dem Lärm verhielt es sich ähnlich. Dieser Lärm war kein üblicher Lärm, wie man ihn vom Blech her kennt, wie er entsteht, wenn zwei oder drei Blechteile aneinanderstoßen oder wenn Porzellan-Täfelchen im Wind zusammentreffen. Das war kein akustischer Lärm, der war eher farbig, es war ein farbiger Lärm. Er war regelrecht bunt und laut und wurde immer lauter und wuchs über die Gebäudewände hinaus, legte sich über das Dach und ging weiter und weiter. Und schon wieder kam ihm der kleine Nemo in den Sinn, wie der sich in gewaltigen Wäldern aus Pilzen oder unter Heerscharen gigantischer Ameisen nicht mehr zurechtfand. Lieber kleiner Nemo, du hast dich bei mir eingenistet, eine Nische in meinem Hirn besetzt und führst mir immer wieder vor Augen, wohin der Irrsinn uns treiben kann. Auch Peter war nun mittendrin in diesem Mobile, versuchte herauszufinden, wo oben und unten sein könnte. Aber es bewegte sich alles. Und zum Nemo kam nun auch noch Knausgard ins Bild, der Norweger Karl Ove Knausgard, der auf tausenden eng beschriebenen Seiten sein ganzes Leben ausgebreitet hat, nein, das ist kein sehr ereignisreiches, eher ein durchschnittlich langweiliges Leben und, gottseidank, immer noch nicht fertig. In einem dieser Bücher, er nannte es Lieben, hat er zudem das Wichtigste beim Lieben konsequent weggelassen. Die gelbe Linie, da war doch diese gelbe Linie, wie sie sie im Postamt haben, auf dem Fußboden, hier bitte warten oder so, diese gelbe Linie, die den Hades von der übrigen Welt und die Postkunden von den Postangestellten, vom Hades-Personal, trennt, wo war die eigentlich geblieben? Wenn er wenigstens die wiederfinden könnte, um sich daran entlangzuhangeln und zum Ausgang zu finden. Aber er hatte keine Chance.

    Selbst als er dachte, dass nun keine Steigerung mehr möglich sei, dass dem System doch einmal die Energie ausgehen müsste, nahm es kein Ende. Die Farben blieben laut und schrill und ohne auch nur die leiseste Andeutung von Versöhnlichem. Das Denken wurde immer schwieriger.

    Er war vielleicht nicht mehr er? Er war sich fast sicher, dass er nicht mehr er selbst war. System und Energie, was für abstruse Begriffe? Sein Hirn wollte sich abschalten, seine Energie auslagern und auflösen oder in einen anderen Zustand wechseln, der ihm weder bekannt noch vertraut war. Die einzelnen Mobile-Plättchen aus Blech begannen sich zu verformen, wurden räumlich, dreidimensional, in der Mitte etwas dicker und an den Rändern wuchsen Zacken hervor, die sich zu kleinen Beinchen veränderten, jedes mit einer Minizange vorne dran, wie er es schon einmal bei Skorpionen gesehen hatte, fünf oder sieben an jedem Ding. Die Farben verschwanden, und mit den Farben verschwand auch der ungeheure Lärm, es wurde tatsächlich leiser, bis ein vielstimmiges und unheimliches Knistern von Myriaden dieser kleinen Viecher, die sich um seine Beine herum versammelt hatten, übrig blieb. Skorpione waren das nicht, aber sie hatten durchaus Ähnlichkeit mit jenen. Dem Umfeld nach zu urteilen, in dem er sich nun befand, mussten es Mutanten von Fischli gewesen sein, von in der Mitte bauchigem Kleingebäck, dem eben diese Zangenbeinchen gewachsen waren und denen jemand Leben eingehaucht hatte.

    „Ganz richtig",

    hörte er die mittlerweile vertraute Stimme von Fü, der plötzlich wieder in Erscheinung trat und hinter ihm stand.

    „Ich habe deine Gedanken gehört und bin begeistert von den Schlussfolgerungen."

    Was heißt das: Gedanken gehört? Er hatte doch nichts gesagt. Peter hatte das Problem, sich an einem Ort und in einer Situation vorzufinden, die er auch nicht ansatzweise kannte, die ihm völlig fremd war, und er versuchte nun, sich dort zurechtzufinden. Denken, nein, denken, dazu hatte er überhaupt keine Chance, etwas richtig denken zu können, das ging nicht.

    „Was soll das, wenn du sagst, dass du meine Gedanken gehört hättest, gehört … ich habe nichts gesagt, also konntest du von mir auch nichts gehört haben."

    „Ja, das kann ich: Ich kann auch die Dinge hören, die in deinem Kortex noch nicht ganz so weit entwickelt sind, dass du sie aussprichst, deine noch unsortierten und noch nicht sauber ausformulierten Gedanken. Deshalb habe ich auch genau gemerkt, was dir so durch den Kopf gegangen ist, konnte daraus schließen, welchen Zustand du nun erreicht hast und wie lange es bis zum Abschluss noch dauern würde. So lange muss ich noch hierbleiben. Danach kann ich übergeben."

    „Haben wir uns verbrüdert, oder steht mir solches noch bevor?"

    „Das ist hier wie im Englischen. Du bist in eine andere Ebene gelangt und wirst einige Zeit darin verweilen müssen, während ich nach der Übergabe sofort zurückkehre. Unser Weg oder unsere Fahrt hierher hat ein bisschen geholpert. Das muss ich zu meiner Schande gestehen. Normalerweise gelingt mir die Kellerfahrt besser. Eine der automatischen Flügeltüren, in die immer noch diese vorsintflutlichen Getriebemotoren als Antriebe eingebaut sind … eigentlich müsste man die längst tauschen, war nicht sauber auf unseren Zeitpunkt der Durchfahrt determiniert. Ich habe das bereits im Service gemeldet. Das hatte zur Folge, dass ich eine kurzfristige Dematerialisation an deinem Bett-Ende vornehmen musste. Wir wären sonst im Feuerbogen steckengeblieben … und … das … kann … tödlich … sein, verstehst du? Tödlich",

    fügte er mit bedeutungsschwangerer Stimme und Betonung der einzelnen Wörter ganz langsam hinzu.

    „Soll das heißen, dass wir beide …?"

    „Das soll es heißen. Aber wenn du überhaupt nichts davon gemerkt hast, ich meine bisher, umso besser. Die Fee hier, siehst du sie? Kannst du sie sehen? Der Nebel wird gleich weniger werden. Ich muss noch andere Betten fahren, sie wird es weiter mit dir richten … mach's gut."

    Er eilte die Treppe hinauf, die durch eine Öffnung im Dach nach oben ging und war weg. Die Fee, was meinte er damit, welche Fee, und was soll die mit ihm? Sie trägt Blau, ähnlich wie der Schwarze in der Himbeermarmelade, nun aber blau, also Zwetschgen vielleicht, Zwetschgen-Blau? Und auch diese Duschhauben-Kopfbedeckung, dazu wieder das Lächeln. Auch sie lächelte. Hier lächelten anscheinend alle? Ist das wirklich Lächeln? Ja, das ist anders als das bisherige Grinsen, das ist Lächeln, das ist tatsächlich richtiges Lächeln, und je länger er dieses Lächeln auf sich spürte, umso genauer sah er durch diesen Nebel hindurch und konnte schließlich menschliche Umrisse erkennen.

    „Hallo … ",

    meinte er dann sagen zu müssen. Man grüßt doch, wenn jemand guckt. Aber es wurde nur ein Hauch von einem Hallo. Mehr schaffte er nicht.

    „Hallo … es wird schon wieder."

    „Was … was wird?"

    Woher kennt er die? … und machte, um nachdenken zu können, sicherheitshalber seine Augen wieder zu.

    „Na, ja, so wie vorher."

    „Wie, wie vorher … "

    „Ja … du hast lange gebraucht. Wir warten schon eine ganze Zeit. Aber nun wird's wieder."

    Schon wieder, dass etwas wieder wird. Was wird denn? Was könnte denn wieder werden? Er drehte den Kopf etwas zur Seite, schloss erneut die Augen und versuchte zu denken. Es war schön, so schön wie in der Ewigkeit. Es sollte so schön bleiben.

    „Nicht wieder einschlafen."

    Wenn er so ein bisschen blinzelte, sah er blauen Himmel mit ein paar wenigen weißen Wölkchen, und als er, wiederum nach einer Weile, versuchte, sich langsam aufzusetzen, blieb es beim Versuch. Schon als er den ersten Ellenbogen unterschieben wollte, um sich daran aufzurichten, knickte der sofort wieder weg. Er kam nicht hoch und musste sich wieder hinlegen.

    „Also … "

    Na, ja, wenn das schon so losgeht mit also, also was soll das nur werden? Er lag angezogen im Bett, nicht so ganz richtig, es klemmte an der Hüfte, aber einigermaßen. Es waren auch seine Klamotten, die bequemen. Die konnte man leicht drüberstreifen. Sonst konnte er nichts Ungewöhnliches an sich entdecken. Als es ihm dann doch gelang, sich auf beide Ellenbogen abzustützen und dann ganz aufzurichten, stellte er fest, dass das gar kein Bett war, in dem er lag. Er saß oder lag noch so halb auf einer Holzbank. Ja, doch, aber diese beiden Krückstöcke, die hier nebenan lehnten …?

    „Die wirst du brauchen. Ich fange einmal ganz von vorne an.

    Meinen Kollegen Fü hast du ja schon kennen gelernt."

    „Fü?"

    „Ja, Fü, der dich im Bett … "

    „Der Herr Fü, der Bettenfahrer … "

    „Ja, der."

    „Der mit mir durch diesen Tunnel … "

    „Ja, mag sein, Tunnel vielleicht nicht, aber … "

    „Fü?"

    Peter tat sich schwer, zurechtzukommen, schloss wieder die Augen und hatte ein unendliches Bedürfnis zu schlafen, einfach nur und immer weiter zu schlafen. Warum konnte er nicht einfach weiterhin diese Schönheit genießen, diese unendliche Ruhe und Bequemlichkeit? Warum lassen die mich nicht? Sie ließen ihn nicht. Er hörte wieder dieses sanfte

    „Nicht wieder einschlafen!"

    und erinnerte sich plötzlich:

    „War das der Fü aus Oldenburg?"

    „Der war das. Man sagt, er sei mein Kollege oder vielleicht auch mein Chef, weil er die Arbeit verteilt. Er muss uns bei Schichtbeginn alle zuordnen. Die Arbeit davor macht er selbst, ich bin danach dran … und deshalb nun hier."

    Warum sollte er das wissen? Es war ihm doch egal, wer wessen Chef ist und wer die Arbeit wem einteilt. Die Fee sprach aber unverändert weiter:

    „Genau, der ist mein Chef, mein Vorturner. Ich bin noch nicht lange hier, ein paar Tage, und da bei dir nicht viel zu erwarten sei, Komplikationen oder so, meinten sie, meinte Fü, solle ich das übernehmen. Du wärst zum Eingewöhnen für mich gerade richtig. Sie haben mir diesen Job angeboten und bis jetzt … ok, so kurz kann ich noch nicht viel sagen, aber bis jetzt gefällt er mir, ich kann nun endlich … also, Fü kommt nicht mehr. Ich soll dir das sagen und alles Weitere nun mit dir machen."

    „Das mit dem Fü habe ich verstanden. Aber was sollst du mit mir machen? Eine junge Frau, a jung's Madl sagt man hier, soll mit einem alten Mann etwas machen? Ich bin neugierig und gespannt."

    „Na ja, du musst alles wieder neu lernen, wieder ganz von vorne, alles, was uns damals so unglaublich begeistert hat, damals, als wir noch klein waren, du auch. Das ist schon lange her. Ich weiß. Ich habe alles über dich gelesen, kenne die ganze Krankenakte von vorne bis hinten, und Fü hat mir auch noch ein bisschen über dich erzählt.

    Der weiß viel. Aber nun bist du dran. Zunächst wieder mit vier Beinen, zwei eigenen und zwei fremden Beinen. Diese beiden Krückstöcke sind, bis auf Weiteres, nun deine zwei zusätzlichen, fremde Beine. Du wirst dich an sie gewöhnen, das haben auch schon andere geschafft.

    Ich schlage vor, wir fangen gleich einmal damit an. Was also zuerst? Du stehst auf … und dann lass uns mit der geraden Linie nach vorne beginnen. Guuuut, sehr gut. Dann das kaputte Bein, den Fuß nach innen, nicht nach außen. Nach außen macht nur Charlie Chaplin. Du machst nun nach innen, oder probier's einfach mal mit gerade, das geht dann auch, und ein bisschen breitbeinig, ja so. Du erinnerst dich:

    wie John Wayne in einem seiner vielen Western-Filme, wie in High Noon zum Beispiel, so hieß doch, glaube ich, sein bekanntester Film."

    „Da muss ich Dich unterbrechen. In High Noon spielte Gary Cooper die Hauptrolle ... oder eigentlich nur die zweite Hauptrolle. Die wichtigste Person war Grace Kelly, die Frau an seiner Seite. Aber die krummen Beine und diese Breitbeinigkeit hatten sie beide, sowohl der Cooper als auch John Wayne."

    „Das Knie bitte mitnehmen und gerade gehen."

    Sie ließ sich nicht unterbrechen oder korrigieren, und Peter glaubte, seine Mutter zu hören: Geh gerade, geh ganz geraaade. Wahrscheinlich war das auch wieder des Offiziers wegen. Sie meinte damals, dass er sonst kein Offizier werden könne. In der Vorstellung seiner Mutter sollte er unbedingt Offizier werden, und sie hat nie so recht verwunden, dass er das nicht auch so wollte. Nun ist er ein alter Mann. Es ist unglaublich, auf was man alles achten muss. Dann Wechselschritt, rechtes Bein, linkes Bein, abwechselnd. Am Nachmittag kam die Treppe dran. Ganz langsam. Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis er mit vier Beinen, seinen eigenen und diesen unförmigen Stöcken, ein Stockwerk rauf und wieder runter war. Sie setzten sich anschließend wieder auf die kleine hölzerne Bank hinter dem Haus, von der man ein bisschen Grün und ein paar Büsche sehen konnte, und schwiegen.

    „Bist du jetzt immer hier?"

    Was sollte er sonst fragen, oder was sagen? Ihm fiel nichts ein. Eine junge Frau neben ihm, na ja, so jung war sie nun auch wieder nicht, was könnte er die denn mal fragen? Er erinnerte sich, dass sie sich über fast zwei Jahrzehnte angeschwiegen hatten. Ein lautes und schmerzliches Schweigen, das niemand hören konnte, niemand hören wollte. Und nun sitzen sie plötzlich nebeneinander. Seine Gedanken liefen aus der Spur. Er erinnerte sich an Limburg, es war in einem Frühsommer, als er seine neue Lederjacke mit dem Fellkragen trug. Sie wollte damals ein Foto von ihm haben, obwohl Fotos ansonsten nie ihre Sache waren. Nun konnte er allerdings nicht gehen, musste das nach der Operation erst wieder lernen, ist zum Vierfüßler geworden, zum Krüppel.

    „Diese Bank hier mit dem Grün und den Bäumen und wie wir hier sitzen, erinnert mich an eine ähnliche Situation vor vielen Jahren.

    Es war in einem kleinen Park bei Limburg, im Frühsommer, als ich meine braune Wildlederjacke anhatte und sie Fotos machte. Die Jacke war ganz neu, hatte einen schönen und flauschig weichen Fellkragen, und ich war so stolz darauf. Sie wollte damals ein Foto von mir haben, das einzige Mal, da bin ich mir sicher, es war das einzige Mal, dass sie ein Foto von mir haben wollte. Fotos waren sonst nie ihre Sache, sonst habe ich die immer gemacht."

    „Hm ... "

    Die braune Wildlederjacke.

    „Interessiert dich das überhaupt? Ich erzähle einfach so drauflos. So Sachen von einem Fremden. Ich werde mich zurücknehmen …mit diesen ollen Kamellen."

    „Was ist das bitte, was sind Kamellen?"

    „Das, was ich da gerade erzählt habe. Olle Kamellen sind alte, bekannte und langweilige Sachen. Kamelle ist die norddeutsche Form für Kamille. Die kennst du wahrscheinlich, die Pflanze Kamille, aus deren Blüten man den Kamillentee machen kann und denen man auch noch so ein bisschen heilkräftige Wirkungen nachsagt. Die werden, um sie für den Winter haltbar zu machen, getrocknet. Wenn sie nach dem Trocknen dann zu lange rumliegen und zustauben, ihren Geruch und ihre Wirkung verlieren, dann ist damit nix mehr anzufangen, dann ist das altes Zeug oder olles Zeug, dann sind das eben olle Kamellen. Im Spätsommer musste ich als Kind öfter Kamille sammeln. Die wächst wild und in großen Mengen am Wegrain. Das war ganz einfach.

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