Stimmen aus Südafrika
Von Werner Leippold
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Über dieses E-Book
Werner Leippold
Werner Leippold wurde 1951 in Böblingen geboren. Seine Kindheit ist geprägt von einem fürsorglichen Elternhaus und wenig Spaß am Lernen in der Schule. Er zieht früh nach draußen, studiert in Tübingen und Regensburg Volkswirtschaft und Psychologie, um dann in Hessen Geld zu verdienen. 1987 ist es im Geist seines Vorbildes Friedrich Schiller so weit: Er wird sein eigener Herr und gründet die Arbeitsgemeinschaft Personalentwicklung. Seine drei eigenen Kinder bringen ihm Geduld und Demut bei, eine gute Schule für den vorwärts Drängenden, der Grenzen sprengen will und dabei eigene erfährt. Das Leben meint es bis heute gut mit dem unruhigen Geist, der sehr früh schon tat, was er bis heute noch liebt: sich und andere zu entwickeln für eine liebenswertere Welt.
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Buchvorschau
Stimmen aus Südafrika - Werner Leippold
Dank
1. Vorwort
Im März 2018 konnte ich in vielfältiger Hinsicht meinen Horizont erweitern: Eine Südafrika-Tour mit den Schwerpunkten Johannesburg, Prätoria, Krügerpark, kleine Karoo, Gartenroute, Kapstadt, Kap der Guten Hoffnung und Simbabwe mit den Victoriafällen stand auf dem Programm.
Ich hatte mir vorgenommen, einige meiner Erlebnisse in Form eines Reiseberichtes festzuhalten. Eine chronologische Beschreibung der einzelnen Tagesetappen erschien mir zu banal. Lange fehlte es an einer zündenden Idee, einem roten Faden. Ich suchte eine Alternative, fand aber keine.
Eines Abends kam mir die Idee, wie wohl die afrikanischen Gastgeber uns wahrgenommen hatten. Nach ein, zwei Glas Rotwein erweiterte ich den Kreis und versuchte mich in einige der von mir bestaunten Tiere hinein zu versetzen. Die Idee amüsierte mich und ich ließ einfach mal den König der Tiere reden. Chillo war der Start für „Stimmen aus Afrika". Je länger ich an den einzelnen Kapiteln arbeitete, umso mehr Freude entstand beim Schreiben und Recherchieren.
Danke allen Beteiligten, auch für die zur Verfügung gestellten Bilder. Viel Spaß beim Lesen.
2. Ples will es wissen
Im Namen aller heiße ich, also Ples, euch in Südafrika willkommen. Viele Wissenschaftler gehen davon aus, dass ich die älteste Südafrikanerin bin. Also schaut genau hin.
Mein Schädel ist geschätzte zweieinhalb Millionen Jahre alt. Du hast richtig gelesen. Zweieinhalb Millionen. Er wurde 1936 in den Höhlen von Sterkfontein, unweit von Johannesburg gefunden. Dieser Fund von Dr. Robert Bloom gilt heute als das berühmte fehlende Glied in der Evolutionskette Affe-Mensch. Mein Name ist abgeleitet von der Gattung ‚Plesianthropus’, was Fast-Mensch heißt. Mal ganz unter uns: Ich finde, dass man das ‚Fast’ streichen könnte. Warum? Na, wenn ich mir meine täglichen Besucher mal ohne Dauerwelle, Fönfrisur, Kappe oder Sonnenhut vorstelle, unterscheiden die sich wirklich von mir? Wohl kaum, oder?
Dr. Broom hatte nach eingehenden Analysen meines Schädels abgeleitet, dass er von einem weiblichen Individuum stammen muss. Allerdings sind daran mittlerweile Zweifel aufgekommen. Bei Röntgenuntersuchungen wurde nämlich festgestellt, dass mein Schädel auch von einem Adoleszenten stammen könnte und spekuliert, er stamme von einem männlichen Wesen So, so. Wie dem auch sei, Miss oder Mister, bezüglich meiner finalen Herkunft gilt wie für so Vieles auf diesem Planeten: ‚Nix Genaues weiß mer net’.
Ich finde die Frage nach meinem Geschlecht übrigens total gut, denn so haben all die Touris Gelegenheit, die mich im Nationalmuseum in Pretoria besuchen, ihr (Pseudo-) Wissen und ihre individuellen Theorien über die Entstehung des Menschen kund zu tun. Was ich da so täglich zu hören bekomme. Wahnsinn. Wäre ein gefundenes Thema für die Glosse eines Zeitgenossen von der ‚ebsch Seit’, Holger Hieronymus: ‚Weine könnt’ ich, weine.’ Aber okay. Solange weiter über meine Herkunft spekuliert wird, solange werden auch Besucher aus aller Welt zu mir strömen. Das ist gut, da die Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft fester Bestandteil unseres Budgets sind. Also: Bitte auch in Zukunft weiter diskutieren, spekulieren, streiten und besserwissern, ob ich nun eine Frau oder ein Mann bin. Darüber hinaus: Wer will nicht Klarheit darüber haben, wer er ist und wo er herkommt. Auch der neue Philosophiestar David Precht hat an dieser Frage noch zu knabbern. Freut mich.
Im Gegensatz zu meinem Geschlecht ist dagegen ziemlich sicher, dass in den südwestlichen Gebieten Afrikas bereits vor mehr als zehntausend Jahren Buschmänner (San) als Jäger und Sammler lebten. Felsbilder und Ritzzeichnungen belegen dies an verschiedenen Orten. Sie waren Nomaden, die vor etwa zwei Jahrtausenden mit den friedlichen Hirtenstämmen der Khoikhoi in Berührung kamen. Man schätzt, dass die ersten Einwanderungswellen vor eintausendfünfhundert Jahren einsetzten und bis in den West-Transvaal und den Oranje-Freistaat vordrangen.
Wie es dann weiter ging, wird euch der portugiesische Seefahrer Bartolomeu Dias berichten. Ich, Mrs./Mr. Ples, appelliere an die Menschheit, weiterhin neugierig zu sein und drängenden Fragen nicht auszuweichen. Ihr versteht?
3. Bartolomeu fand es
Auf der Suche nach einem Seeweg von Europa nach Asien hatten portugiesische Expeditionen bereits Anfang des 15. Jahrhunderts die Westküste Afrikas erkundet. 1486 erteilte mir, also Bartolomeu Dias, König Johann II. von Portugal den geheimen Auftrag, die Südspitze des Kontinents zu finden, sie zu umsegeln und bis Indien vorzustoßen. Ich stach mit drei Schiffen in See. Wir segelten an der afrikanischen Westküste entlang bis zum südlichsten damals bekannten Punkt an der Küste des heutigen Namibia. Von dort ging es weiter Richtung Süden, vorbei an der heutigen ‚Spencer Bai’, bis wir schließlich in der Lüderitzbucht landeten. Ich errichtete dort meinen ersten steinernen Wappenpfeiler als Zeichen für die Inbesitznahme. Der erste Schritt war getan.
Auf der Weiterfahrt wurden wir von Stürmen über das Kap der Guten Hoffnung hinaus nach Süden getrieben. Als nach einigen Tagen auf Ostkurs immer noch kein Land in Sicht war und es immer kälter wurde, drehten wir nach Norden ab. Ich stieß auf eine bewohnte Bucht mit weidenden Rinderherden. Das musste die Bay an der Küste des heutigen Südafrika sein.
Hier steht noch heute der berühmte Postbaum, der von uns Seefahrern zum Versenden von Nachrichten genutzt wurde. Jeder, der dort Briefe fand, nahm sie mit, so weit er konnte, bis sie dann irgendwann ihren Empfänger erreichten. Und kaum zu glauben, es hat funktioniert. Zumindest in einigen Fällen. Ich habe jedenfalls daraus gelernt, dass man die Hoffnung nie aufgeben soll.
4. Jan nahm es
Die Inbesitznahme des Landes durch die Weißen und die Unterdrückung der farbigen Südafrikaner begann so richtig ab 1652, als ich, Jan van Riebeeck, am Kap der Guten Hoffnung, im Namen der Niederländischen Ostindien-Kompanie eine Versorgungsstation gründete.
Wir betrieben zunächst Landwirtschaft und Handel mit den Einheimischen. Später, so ab dem 18. Jahrhundert, wurden wir bekannt als ‚Buren’, bekennende Calvinisten. In der neo-calvinistischen Nederduitse Gereformeerde Kerk (NGK), der auch