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Von Berlin Mitte zur Gorch Fock: Von einem der immer neugierig war.
Von Berlin Mitte zur Gorch Fock: Von einem der immer neugierig war.
Von Berlin Mitte zur Gorch Fock: Von einem der immer neugierig war.
eBook159 Seiten1 Stunde

Von Berlin Mitte zur Gorch Fock: Von einem der immer neugierig war.

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Über dieses E-Book

Erinnerungen an Versuche mein Leben zu gestalten.

Kapitel: Mein Entree bei der Deutschen Bundesmarine.
Kapitel: Matrose auf Gorch Fock.
Kapitel: Offizier auf Gorch Fock

Auszug:
Mittlerweile stand es ja fest, die Medizin war doch nichts für mich. Nun ja, ich hatte in Berlin an der FU acht Semester Humanmedizin hinter mich gebracht, aber wohl mehr gejobbt, gejazzt, gemalt und geflirtet als studiert. Die 50er waren halt eine tolle Zeit und Westberlin brodelte und war so schrill, wie es sich für Berlin eigentlich auch gehörte.
Vor allem Jazz war angesagt und Rock'n Roll kam gerade erst auf und wurde durch den Film "Rock around the clock" bekannt und populär. Eigentlich lebte ich mein wahres Leben in Westberlin, aber offiziell gehörte ich, laut Ausweis, nach Ostberlin
SpracheDeutsch
Herausgeberepubli
Erscheinungsdatum28. Juli 2012
ISBN9783844227291
Von Berlin Mitte zur Gorch Fock: Von einem der immer neugierig war.

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    Buchvorschau

    Von Berlin Mitte zur Gorch Fock - Hartmut Berthold Schwarz

    Inhaltsverzeichnis

    Kapitel: Mein Entree bei der Deutschen Bundesmarine.

    Kapitel: Matrose auf Gorch Fock.

    Kapitel: Offizier auf Gorch Fock.

    Mein Entrée bei der Deutschen Bundesmarine

    Mittlerweile stand es ja fest, die Medizin war doch nichts für mich.

    Nun ja, ich hatte in Berlin an der FU acht Semester Humanmedizin hinter mich gebracht, aber wohl mehr gejobbt, gejazzt, gemalt und geflirtet als studiert. Die 50er waren halt eine tolle Zeit und Westberlin brodelte und war so schrill, wie es sich für Berlin eigentlich auch gehörte.

    Vor allem Jazz war angesagt und Rock'n Roll kam gerade erst auf und wurde durch den Film „Rock around the clock" bekannt und populär.

    Eigentlich lebte ich mein wahres Leben in Westberlin, aber offiziell gehörte ich, laut Ausweis, nach Ostberlin. Mein Vater hatte dort seine Arztpraxis und es war eben Pech, das nach Kriegsschluß Berlin Mitte, Berlin N. wie es damals hieß, zum russischen Sektor wurde und damit zum späteren Ostberlin gehörte.

    Schon während der Schulzeit war es für uns Ostsektoraner schwierig mit unseren Schulkameraden aus Westberlin mitzuhalten, denn unser Geld war nichts wert, der Wechselkurs betrug durchschnittlich 4,5 zu 1, was bedeutete, daß meine eine Mark Taschengeld, dort wo es was zu kaufen gab, nämlich in Westberlin, lediglich ca. 22 Pfennige wert war und unsere Reisemöglichkeit war auf das Passieren der Sektorengrenze beschränkt.

    Für Reisen nach Westdeutschland benötigte man einen „Interzonenpass. Den bekam man aber selten und schon bei der Beantragung wurde man scheel angesehen. Nach dem Motto: „warum wolln se denn ins westliche Ausland? „Wat wolln se denn da?"

    Ich weiß es so genau, weil ich einmal, 1957, einen Interzonenpass beantragt habe und seltsamerweise auch bekam.

    Meine damalige Westberliner Freundin Gisela fuhr nämlich mit ihren Eltern in den Schwarzwald, - nach Hinterzarten. Und ich mit Motorroller, Typ „Lambretta", 175 ccm. Spitzengeschwindigkeit 70 bis 80 Km/h von Berlin nach Hinterzarten, mit Interzonenpass hinterher.

    Sehn se, det is Liebe.

    Hier sehen sie uns beide.

    Es war das erste Jahr, das auch motorisierten Wanderern den Aufenthalt in Jugendherbergen gestattete. Also besorgte ich mir, vor Antritt meiner Reise, einen Jugendherbergsausweis und den bekam ich als Ostberliner im Westsektor bei der britischen Militärregierung. Keine Ahnung, warum.

    Was mir gleich auffiel war die Farbe. – Ich kannte ja die Jugendherbergsausweise meiner Westberliner Schulkameraden. Die waren hellgrün. Mein Ausweis war mit denen völlig identisch, nur die Farbe war rot. – Mehr ein Rosarot.

    Das identifizierte mich eindeutig als Ostler. Damit war ich abgestempelt.

    Bei meiner ersten Station in Göttingen wurde ich auch gleich entsprechend empfangen.

    Die mütterliche Herbergsmutter drückte mich an ihre reichlich vorhandene Brust und fragte:

    „Ach, Du Ärmster, kriegt ihr viel Prügel von den Russen und den Kommunisten?"

    „Was kriegt ihr denn zu Essen?"

    Und als ich wahrheitsgemäß antwortete, dass wir keinerlei Prügel erhielten und reichlich zu Essen hätten, kam prompt:

    „Du kannst hier ruhig die Wahrheit sagen. Hier biste im Westen, - in Freiheit."

    Ach ja, ach ja!

    Ich will noch erwähnen, dass es zum Abendbrot Bratkartoffel und für jeden eine dicke gebratene Scheibe Jagdwurst gab. – Ich bekam 3 Scheiben Jagdwurst. Na ja, - der arme Kerle aus’m Osten!

    Aber zurück zur damaligen Gegenwart. 1960.

    Ich wollte raus! ---- Ich wollte zur See! ---- Ich wollte auch zum Militär! ----- Ich wollte in den Westen! --- Also, zur Bundeswehr! ---- Also, zur Bundesmarine! ---- In das wahre Deutschland! ---- In die weite Welt! ---- World, here I come!

    Ich bewarb mich und bekam auch bald die Aufforderung, mich bei der Offiziersbewerberprüfzentrale in Köln vorzustellen. Hierzu gab es einen Freiflug von Berlin -Tempelhof nach Hannover und von dort eine Fahrt mit der Bahn nach Köln. Das war schon ein Erlebnis, denn endlich kam ich raus. In den Westen! Nach Kölle.

    Daselbst irgendeine Massenunterkunft und dann: Tests. Tests. Tests.

    Persönliche Gespräche. – Also psychologische Tests! Sportliche Prüfungen, usw. usw. Es dauerte mehrere Tage.

    Dann war es geschafft. Wenige hatten bestanden. Die Anforderungen waren damals sehr hoch, aber ich hatte bestanden und damit begann wiederum ein Problem.

    Was für ein Problem? Na das Problem, was mich dem Grunde nach mein ganzes Leben lang begleitet und belastet hat. Das „Ost – West Problem".

    Zur Bundeswehr konnte nur, wer Bürger der Bundesrepublik oder Westberlins war. - War ich aber nicht.

    Ich war offiziell und gemäß Personalausweis immer noch Ostberliner. Dort konnte ich mich aber, nach meiner Bewerbung beim Klassenfeind, nicht mehr blicken lassen.

    Ich wohnte nun in Westberlin, im Tiergarten bei Freundin Manuela.

    Die Formalitäten wären relativ schnell abzuwickeln gewesen. - Flüchtlingslager Marienfelde -. Registrierung, Einbürgerung usw. Dies ging seinerzeit, vor dem Mauerbau im August 1961, noch relativ einfach und Tausende von Ostlern meldeten sich täglich in den Notaufnahmelagern.

    Noch konnte man ja die Grenze in Berlin einfach überschreiten und befand sich im Westen. Eigentlich war diese Abwanderung der Ost-Bevölkerung der wahre Hintergrund für den Mauerbau. Der Osten, die sog. DDR, wurde nahezu entvölkert durch diese, wie der Berliner sagte, „Abstimmung per Beene".

    Leider - und das war allgemein bekannt, - gab es Repressalien gegen Angehörige von sog. „Republikflüchtigen". Diese waren aber geringfügig oder beschränkten sich auf ein paar Verhöre, falls der DDR-Personalausweis des Flüchtlings durch die Angehörigen im Osten bei den Behörden abgegeben wurde. Man befürchtete im Osten, wohl nicht ganz zu Unrecht, daß echte Dokumente nachrichtendienstliche Verwendung erfahren würden.

    Dies war aber nicht das alleinige Problem. Es gab das Problem des Bürgen. Besser gesagt der Bürgen, denn der Ostler, der zur Bundeswehr wollte, musste schon seine politische Gesinnung irgendwie unter Beweis stellen und dafür Bürgen benennen können.

    In vielen Familien sicherlich kein Problem. Wohl aber bei uns.

    Großvater, Westberliner, war 1958 verstorben und wir schrieben das Jahr 1960. Onkel Harald, Mutters Bruder, war bereits 1953 in Rosenheim verstorben. Was tun?

    Nun war guter Rat teuer und der mich betreuende Marineoffizier, ein Kapitänleutnant, fuhr in der Bahn mit bis nach Hannover und in langen Gesprächen versuchte er mir zu helfen, Bürgen für mich zu finden.

    Dabei erfuhr ich übrigens, daß ich sehr gut abgeschnitten hatte und die Marine mich gerne in ihren Reihen sehen würde.

    Wir kamen auch auf die Schulzeit zu sprechen und ich winkte ab, da ich das Französische Gymnasium besucht hatte und viele Franzosen zu meinen Freunden gehörten, die als Ausländer, wie ich es einschätzte, kaum die Möglichkeit haben würden, für mich zu bürgen.

    Ich hatte außer Acht gelassen, daß Frankreich damals noch zur Nato gehörte und als der Kapitänleutnant mitbekam, daß ich den kommandierenden französischen General, den französischen Stadtkommandanten und den belgischen Generalkonsul gut kannte, besser gesagt, Ihnen durch meine Schulfreunde gut bekannt war, wurde alles sehr einfach.

    Die französischen Militärs und der belgisch Diplomat bürgten für mich, ich hinterließ meinen DDR-Ausweis bei meinen Eltern und meldete mich im Notaufnahmelager Marienfelde.

    Hier ging alles sehr schnell, denn die Papiere, die meine baldige Verwendung in der Bundesmarine bescheinigten, waren behilflich. Das lange Warten in immer länger werdenden Warteschlangen wurde mir erspart. Wenn nicht, kam meine jugendliche Unverfrorenheit und die typische Berliner Frechheit zum tragen.

    „Moment mal, Moment mal, darf ick mal durch? Wat heeßt hier vordrängeln? Männeken ick bin schwanger und ick darf mir nich uffrejen!"

    „Wat det jeht nich? Mensch sie sehen doch wie det jeht. Sie ham Probleme mit de deutsche Sprache wa?"

    „Sie meenen doch, ick sollte det nich tun. - Naja, da bin ick völlig ihre Meinung. Aber wat soll ick machen?"

    Und so sparte ich viel Zeit, die ich auch dringend benötigte, um mich von meinen Berliner Freunden und vor allem Freundinnen, zu verabschieden.

    Das waren Nächte, „achJotteJotte nee." und ich mit meinen Plänen galt nunmehr als Exot. Die Berliner Truppe wurde in einer Art Endspurt unglaublich aktiv. Wir spielten Jazz an unglaublich unpassenden Orten, stellten selbst gemalte Bilder aus, traten auf jede nur erdenkliche Art Berlin in den kulturellen Hintern. Wir gründeten sogar ein Groschentheater. Und das tollste, manche nahmen uns sogar ernst. Einer von uns, - bisher ein unbekannter junger Künstler, - bekam sogar Ausstellungsräume für seine Bilder und zwar in der Hilton – Passage. Damals das exklusivste und teuerste Pflaster in Westberlin. Was sagt man dazu?

    Und ich wartete und wartete auf die zugesagte und angekündigte Einberufung zur Marine.

    Immerhin war es bereits Ende März und irgendwie war mir der Start

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