Bel Anatole
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Über dieses E-Book
Was passieren kann, wenn man bedenkenlos einen Stein aus dem Urlaub mit nach Hause nimmt. Hugo Glückstein tat es und erlebte anschließend Folgendes …
Esther Bresinski-Seehaus
Esther Bresinski-Seehaus ist praktizierende Heilpraktikerin und Buchautorin für Fach- und Fanstasiebücher. Sie lebt in Köln und ist gebürtig aus Bordeaux (Aquitanien).
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Buchvorschau
Bel Anatole - Esther Bresinski-Seehaus
Ich widme dieses Buch
Nicole Besinski,
David Bresinski,
Marilen und Jutta
Hugo Glückstein schaute hüstelnd auf das Fieberthermometer. „39,8 Fieber" krächzte er seiner Frau Emma entgegen, während diese beschäftigt war, ihm Wadenwickel umzulegen. Nach getaner Arbeit schaltete sie die kleine Nachttischlampe an und er nahm bereits unklar wahr, dass Emma später wieder nach ihm schauen würde. Als sie gegangen war, döste er vor sich hin, sein Kopf dröhnte.
Plötzlich erschreckte ihn ein gleichmäßig, polterndes Geräusch. Als er den Kopf hob, um nach der Ursache zu schauen, traute er kaum seinen Augen: Es war ein gewöhnlicher, mit etwas Erde behafteter Pflasterstein, der sich mit Schwung plötzlich auf das Nachttischen schwang. Dabei baumelten seine Beinchen, die aus Kordeln bestanden, die so aussahen, wie der Große und herunter hingen. Glückstein war fassungslos und dachte: Nicht die Nerven verlieren jetzt, das ist das Fieber, das mich phantasieren lässt. Was passierte hier? Plötzlich wuchsen dem Pflasterstein auch kleine Arme, Augen öffneten sich und Glückstein verharrte vor sich hinstarrend, regungslos. „Gestatten, dass ich mich vorstelle, sprach es aus dem Pflasterstein mit dunkler Stimme. Dabei verbeugte er sich leicht und etwas ungeschickt, so dass er plötzlich das Gleichgewicht zu verlieren drohte. „Ich bin Bel Anatole, den Du letztes Jahr aus seiner Heimat entführt hast
, schrie er plötzlich laut, mit kehliger Stimme. „Was soll das? Glückstein krächzte und nieste zur Bekräftigung. „Das werde ich Dir gleich sagen: Ich halte es in Deinem kahlen Garten nicht mehr aus! Die anderen Steine sind so anders als ich und wir können uns sprachlich nicht verständigen. Ich habe Heimweh
, jammerte er. „Ständig werde ich gebürstet, das, was Deine Frau kehren nennt und nass bin ich auch oft. Los ist auch hier selten etwas. Mit verträumtem Blick fuhr er fort. „In meiner Heimat wärmte mich jeden Tag die Sonne und ich hatte ständig etwas zu schauen. Mittwochs z.B. trug die hübsche Francesca ihr Obst und Gemüse zum Markt. Meist wurde sie von den anderen Pflastersteinen lange vorher freudig angekündigt. Sie konnte so wunderschön singen, dass wir bedauerten, nicht dazu tanzen zu können. Auch des Nachts herrschte über unseren Köpfen rege Betriebsamkeit. Da gingen die Menschen aus und verbreiteten gute Laune unter uns. Manche Herren hatten hübsche Frauen bei sich und andere steckten ihnen diskret Münzen zu, die wir Sesterzen nannten. Wenn einer ungeschickt war, fiel ab und an eine der Münzen hin und wir ließen sie rasch zwischen den Rillen verschwinden. Sie kam dann direkt in die unterirdische Pflastersteinbank, die mein Onkel seit Jahrhunderten in der 8. Generation verwaltet
. Aha, dachte Glückstein benommen, Banker haben die auch! „Ich will nach Hause, verstehst Du", brüllte Bel Anatole, der entführte und so unglückliche Pflasterstein, so dass Glückstein vor Schreck zusammenzuckte!
Nun schluchzte der Pflasterstein auch noch laut. „Jahrelang litt ich unter unsäglichem Reisefieber und sah manchem Reisenden sehnsüchtig nach, wünschte mir auch, irgendwohin zu müssen. Jahrein, jahraus fuhren sie über meinem Kopf hinweg und der Pflasterstein-Gott schien wohl eines Tages meine Gebete erhört zu haben, weil er Dich auf meinen Lebensweg schickte. Würde ich doch nur wieder die liebliche Heimatluft riechen, die Menschen lachen und schimpfen hören, den Mädels unanständig unter die Röcke schauen und mich respektvoll bei Beerdigungskonvois mit den anderen Pflastersteinkumpels bekreuzigen. Ach, bring mich doch zurück!"
Bel Anatole rollte mit den Augen, aus denen eine Träne kullerte. Diese löste dann etwas Erde auf und die Mischung verbreitete sich auf dem Nachttischchen. Glückstein schaute verstohlen auf den Schaden, wagte aber nicht, sich zu bewegen. „Ich gehöre hier nicht her, ich will in meiner Heimat begraben werden, schluchzte er weiter. Dass er dabei an „Piedrina
dachte, seine große Liebe, verschwieg er. Es hatte vor 30 Jahren zwischen ihnen gefunkt und es hätte nur noch 25 Jahre gedauert, bis sie hätten heiraten können, um kleine Pflastersteine zu bekommen. Sein steinernes Herzchen schmerzte. Sentimental und voller Mitgefühl musste auch Glückstein schluchzen und versprach unter Tränen, ihn während der nächsten Italienreise wieder dort in der Via Appia einzubuddeln, wo er