Der Argentinier: Novelle
Von Klaus Merz
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Über dieses E-Book
Unaufgeregt und mit zarter Ironie zeichnet Klaus Merz aus der Perspektive der Enkelin das Leben eines Mannes nach, das stets einem wunderbaren Eigen-Sinn verpflichtet war.
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Rezensionen für Der Argentinier
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Buchvorschau
Der Argentinier - Klaus Merz
Go-Between"
1
Im Lauf seiner schlimmsten Nacht auf hoher See biss Grossvater ins Bild seiner Liebsten, die er in Europa zurückgelassen hatte, und erfuhr Linderung dadurch. Sie hatte am Tag seiner Abreise versteinert am Gleis gestanden, als er im Frühzug an ihrem Elternhaus vorbeigedonnert war und sein Taschentuch im Wind hatte flattern lassen. Am Morgen nach der stürmischen Nacht an Deck der alten Virginia kroch er auf allen Vieren vor bis zur Reling, das Meer lag da, als ob nichts gewesen wäre, er übergab sich ein weiteres Mal und atmete durch.
Die Überfahrt auf dem Frachter hatte ihn schnell gelehrt, geschehen zu lassen, was geschah: Wind, Wetter, die Launen des Kapitäns, das Fluchen der Heizer. Die eisernen Magenkrämpfe bei stürmischer See. Er schmeckte Rost im Mund und liess es sich nicht anmerken. Ein Matrose verlor beim Vertäuen der losgerissenen Fracht zwei Finger der rechten Hand. Drei Wale folgten dem Schiff, drei Fontänen.
Als er nach Wochen in Buenos Aires an Land ging, wankte der Boden unter seinen Füssen noch tagelang. Der Matrose mit der bösen Hand wurde fiebernd von Bord getragen. Grossvater trug seine kleine Erbschaft in einen Stoffbeutel genäht nah am Körper. Amelie aber war unkenntlich geworden auf der Fotografie: Ich habe deine Bisse gespürt bis ins Herz, jeden einzelnen, schrieb sie ihm in einem Brief, der die Neue Welt nie erreichen sollte.
Im selben Briefumschlag hatte auch ein neues Bild von Amelie gesteckt, das sie in Ermangelung einer aktuellen Fotografie aus einem Gruppenbild ihrer Konfirmation herausgeschnitten hatte. Da sie am Rand der kleinen Schar stand, musste sie mit dem scharfen Rasiermesser, das Vater in der Küche zurückgelassen hatte, niemanden ernstlich verletzen. Ein neues Bild wäre ihr zwar lieber gewesen, aber dieser Brief eilte, und das Fotografieren war teuer. Immerhin hatte sie zur Konfirmation ihre Zöpfe schon abgeschnitten, und sehr viel älter war ihr Gesicht in den vergangenen vier Jahren nicht geworden, das hatte sie im Toilettenspiegel genau überprüft, die Lippen auf dem Bild mit einem zungenfeuchten Farbstift leicht rot koloriert.
Zwei Jahre später wendete Grossvater sein Pferd und kehrte aus den Pampas nach Buenos Aires zurück. Er verkaufte seinen Sattel, die Sporen, Bola und Zaumzeug an einen Neuankömmling aus Niederösterreich. Das lange Messer, das zu jedem Gaucho gehört, brachte er in Zeitungspapier eingewickelt im Reisegepäck mit nach Hause. Es verschwand später in Grossmutters Besteckschublade. Auf der Titelseite des zerknitterten Blattes, das der Heimkehrer mit der flachen Hand glattstrich, war das Bild eines strahlenden Paares zu sehen, Juan Domingo Perón in Uniform mit seiner jungen Frau Eva. Sie standen da wie im Film.
Wir hatten zum ersten Mal seit Schulaustritt wieder zusammengefunden, doppelt so alt jetzt. Der Klassenerste trug bereits eingearbeitetes Haar. Lenas Grossvater war uns allen vom Sehen her noch gut in Erinnerung, ein stiller Mann mit Hut, der in den grossen Pausen, während die Klassenzimmer gelüftet wurden, im Schulhof gemächlich auf- und abschritt. Ab und zu kickte er seinen Oberschülern einen verlorenen Ball zu, trennte zwei erhitzte Raufbolde voneinander, half einem schweren Schüler aufs Reck oder sprach, wenn es sein musste, ein ernstes Wort und gesellte sich wieder den beiden wartenden Kolleginnen der Unter- und Mittelstufe zu. Sie setzten zusammen ihren Spaziergang fort. – Grossvater sei vorige Woche begraben worden, sagte Lena, ihr erster Toter, wir waren noch jung.
2
Kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, unmittelbar nach Abschluss seiner Primarlehrerausbildung und der anschliessenden Rekrutenschule auf einem Waffenplatz der unerschütterlichen Schweizer Armee, sei Grossvater von Southampton aus Richtung Südamerika abgedampft, um ein