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Liebe, die der Südwind bringt. Heimatroman: Liebesroman
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eBook126 Seiten1 Stunde

Liebe, die der Südwind bringt. Heimatroman: Liebesroman

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Über dieses E-Book

Theresa lebt mit ihrem Sohn auf einem alten Bauernhof, das Geld ist knapp, so entschließt sie sich Zimmer an Touristen zu vermieten. Als ein Ehepaar mit zwei Kindern sowie ein attraktiver Bergsteiger auf dem Hof Urlaub machen, greift das Schicksal ein und plötzlich ist nichts mehr so wie es vorher war...

SpracheDeutsch
Erscheinungsdatum13. Sept. 2014
ISBN9783957640581
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    Buchvorschau

    Liebe, die der Südwind bringt. Heimatroman - Leni Sommer

    1.

    Der prächtige Sonnberghof, etwa eine Wegstunde außerhalb von Waldenkirch, war in das helle, warme Licht der Morgensonne getaucht. Weiße, hauchzarte Nebelschleier zogen um den niedrigen Sonnberg herum, hinter dem das gewaltige Kaisermassiv in den blauen Himmel ragte. Es war Frühling, und um diese Zeit lag hier noch Raureif auf den Wiesen und Feldern. Es versprach ein schöner Tag zu werden.

    Theresa Jagenburg war an diesem Tag schon viel früher als sonst auf den Beinen und hatte das Vieh schon versorgt. Den Rest der Arbeit überließ sie heute ihrem vierundzwanzigjährigen Sohn Jakob, dem alten Knecht Matthias und seiner Frau Marei. Allerdings musste Marei ihr zuerst heroben in der Kammer helfen, die prächtige Tracht anzulegen, denn das war etwas, was man nicht allein konnte.

    „Jessas, stöhnte Marei, als sie das Mieder schnürte und sich dabei mit dem Knie gegen den Allerwertesten der Bäuerin stützte, „das wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Sie kicherte. „Ich mein natürlich net, Frau Resi, dass du dicker wirst. Ich selber werd halt älter."

    Marei und ihr Mann waren weit über siebzig und hätten sich längst zur Ruhe gesetzt, aber sie hatten beschlossen, Theresa Jagenburg, die sie seit vielen Jahren Resi nannten, beizustehen, bis der älteste Sohn den Hof übernehmen konnte. Das hieß, der älteste, der noch lebte, denn der Erstgeborene war ums Leben gekommen, genau wie sein Vater.

    „Du sollst net fluchen, Marei, schalt die Bäuerin, „Besonders net an diesem Tag.

    „Schon recht, Frau Resi, erwiderte die Alte mit ihrer krächzenden, an eine Felsendohle erinnernde Stimme, „es war net als Fluch gemeint. So, jetzt passt es. Sie verband die Riemchen des dunkelblauen Mieders zu einer Schleife, strich den heidekrautfarbenen Rock der Bäuerin glatt und hängte ihr das schwarze Seidentuch über die Schultern, das zum traurigen Anlass dieses Tages passte.

    Heute vor vierzehn Jahren war nämlich Hans Jagenburg, der Bauer, ums Leben gekommen. Er war ein begeisterter Klettersportler und Gipfelstürmer gewesen, und er hatte keine Gelegenheit ausgelassen, in seiner spärlichen Freizeit waghalsige Touren zu unternehmen. So war er damals zur Teufelszinne im Kaisermassiv aufgebrochen, die zu jener Zeit noch unbezwungen war, ein nadelspitzer Turm mit schroffen, auf allen Seiten fast senkrechten Wänden. Er hatte diese Tour mit einem Gast aus Schottland gewagt, einem erfahrenen Alpinisten, wie er selbst einer war. Die Teufelszinne hatte es sein müssen, und eine ganze Woche vor ihrem Aufbruch hatten die beiden Männer mit dem Feldstecher das Tal durchstreift, um den Berg und seine Wände genau einzuschätzen und ihre Tour zu planen. Es musste in einem Tag hinaufzuschaffen sein, dann wollten sie am Gipfel kampieren und am folgenden Tag herunterkommen.

    Theresa, damals hochschwanger, hatte sich um ihren Mann gesorgt. Nicht, dass sie kein Vertrauen zu ihm gehabt hätte. Er war bislang noch von jeder waghalsigen Tour zurückgekehrt. Doch sie hatte ein ungutes Gefühl gehabt, sie wusste nicht, woher. Sie hatte ihn angefleht, nicht in den Berg zu gehen, nicht an diesem Tag, aber er hatte nur gelacht und gemeint, bis zur Geburt ihres gemeinsamen dritten Sohnes wäre er schon zurück, und dann hätten sie gleich zwei Anlässe, um zu feiern.

    Schweren Herzens hatte sie ihn mit dem schottischen Gast ziehen lassen. In der Nacht gab es ein Unwetter, und ihre schlimmsten Befürchtungen schienen sich bewahrheiten zu wollen. Als der Sturm losbrach, schickte sie den Knecht Matthias aus, der schon damals auf dem Hof war. Er sollte die Bergwacht benachrichtigen, die zu jenen Zeiten längst nicht so gut ausgerüstet war wie heute. Die Bergwacht machte sich auf die Suche, konnte bei jenem Wetter allerdings nicht viel ausrichten, erst recht nicht in der stockfinsteren Nacht. Und mit der Teufelszinne hatte man schon gar keine Erfahrung.

    Am späten Vormittag war dann der Schotte gebracht worden. Er war schwer verletzt und konnte gerade noch berichten, dass sie vom Sturm überrascht worden waren, als sie noch in der Wand hingen. Sie hatten sich einen handbreiten Felsvorsprung erobert, an dem sie „biwakieren" konnten - übernachten in aufrechter Haltung, mit Haken und Seil am Fels befestigt. Doch bevor sie sich hatten absichern können, hatte eine Sturmbö sie in die Tiefe gefegt. Der Schotte war schwer verletzt auf einem Sims gelandet, sein Bergführer, Hans Jagenburg, war in der Tiefe zerschmettert worden.

    Mit Schaudern erinnerte sich Resi an den qualvollen Tod des Gastes, der seine letzten Stunden in der Stube des Sonnberghofs unter Schmerzen dahinstarb. Der Leichnam ihres Mannes wurde gesucht und nicht gefunden, und in der gleichen Nacht kam sie nieder. Der dritte Sohn, der kleine Jörg, wurde ein paar Tage zu früh geboren und lernte seinen Vater nie kennen.

    Vierzehn war der Bub heut, und zu allen Streichen aufgelegt. In gewissem Sinne war er seinem Vater am ähnlichsten, soweit man das sagen konnte - der Älteste, der Thomas, lebte ja auch nimmer. Er war vor ein paar Jahren verunglückt, nicht weit vom Haus, und ausgerechnet an dieser Unglücksstelle musste sie vorbei, wenn sie heut in die Kirche zur Totenmesse gehen wollte, die sie jedes Jahr lesen ließ.

    „Ist der Bub fertig? fragte Resi jetzt. „Sieht er wenigstens anständig aus?

    „Zur Zeit noch, ja, gab Marei zurück, „und ich hoff, bis zur Kirch wirds reichen. Da kommt er grad.

    Ein hochgewachsener, schlaksig wirkender Bursche stürmte herein, weder Kind noch Mann, und man sah ihm an seiner schlecht sitzenden Tracht an, dass er erst kürzlich und ziemlich überraschend diese Körperlänge erreicht haben musste. Mit einer Stimme, die zwischen männlicher Rauheit und kindlicher Helle mitunter kieksende Kapriolen schlug, wollte er wissen, ob er wirklich in die Kirche mitkommen müsse - er habe doch so viel für die Schule zu lernen.

    „Nix da, mein Lieber, erinnerte ihn seine Mutter, „du hast für die Totenmesse extra schulfrei bekommen, und da kannst du dich net drücken. Außerdem bist du's deinem Vater selig einfach schuldig, dass du am Totentag seiner gedenkst.

    „Tu ich ja, erwiderte er mit einer gewissen Frechheit in der Stimme, „aber es hätt’ ihm gewiss net gefallen, wenn ich dazu allweil in die Kirch rennen müßt. Hier auf dem Hof hat er gelebt, und da kann ich seiner am besten gedenken, oder in den Bergen, denen sein Herz gehört hat.

    Resi spürte einen Stich, als sie ihren Sohn so reden hörte. Sie wollte ihn barsch zurechtweisen, aber sie wusste ja, dass er nicht die Unwahrheit sagte. Das Herz ihres Mannes hatte tatsächlich mehr den Bergen gehört als ihr. Das tat immer noch weh, besonders heute.

    „Du kommst mit", sagte sie nur und bemühte sich, es nicht als Bitte klingen zu lassen, die es in Wirklichkeit war. Ein Jahr noch oder zwei, und er Bub würde sich offen gegen diese Gewohnheit auflehnen, die ihm wenig sagte. Seinen Vater kannte er schließlich nur vom Hörensagen. Was sollte er da also bei der Totenmesse?

    „Und der Jakob muss wieder mal net mit", maulte er.

    „Der versorgt das Vieh und muss die neuen Feriengäste begrüßen, erwiderte Resi. „Du weißt genau, dass er letztes Jahr dabei war. Da bist du daheim geblieben. Also komm.

    „Muss ich denn dazu diesen schrecklichen Anzug tragen? wandte er kleinlaut ein. „Wenn mich nun jemand damit sieht?

    „Ein letztes Mal, versicherte seine Mutter ihm milde. „Du bist nun wirklich herausgewachsen. Im nächsten Jahr hast du einen neuen. Komm. Sie streckte ihm die Hand entgegen.

    Er schüttelte trotzig den Kopf. „Ich geh doch net an der Hand! Ich bin kein kleines Kind mehr!"

    „Das weiß ich, erwiderte sie fest. „Ich will dich auch net gängeln. Es ist nur... du bist ein starker Bursch geworden, und es gibt mir Trost.

    Das sprach seinen erwachenden Mannesstolz an, und er konnte sich erlauben, großzügig zu sein. „Nun gut, gab er zu, „aber nur bis zum Baum.

    Gemeinsam verließen sie das Haus, Hand in Hand. Resi fand tatsächlich Trost in dieser Geste, spürte in der Berührung mit ihrem Jüngsten zugleich die Verbindung zu ihrem Mann und ihrem Ältesten, die sie beide verloren hatte.

    Der Weg zum Dorf war von zahlreichen Bäumen gesäumt, alten, knorrigen Birnen, die winzige, bittere Früchte gaben. Man konnte sie nicht frisch essen, denn sie waren hart und holzig, aber die alte Marei pflegte sie zu sammeln, in Viertel zu schneiden und auf dem Sims des alten Kachelofens zu trocknen. Diese „Hutzeln" eigneten sich gut für die Weihnachtsbäckerei

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